Alzheimer jetzt stoppen! - Bruce Fife - E-Book

Alzheimer jetzt stoppen! E-Book

Bruce Fife

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Beschreibung

Gibt es ein Mittel gegen Demenz?

Heute haben über 35 Millionen Menschen Demenz. Weltweit kommen jedes Jahr 4,6 Millionen neue Fälle dazu - alle 7 Sekunden einer! Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. An der Parkinson-Krankheit, einer anderen progressiven Hirnerkrankung, leiden weltweit rund 4 Millionen Menschen, weitere Millionen haben andere neurodegenerative Erkrankungen. Die Zahl der Menschen, die von diesen verheerenden Krankheiten betroffen sind, steigt von Jahr zu Jahr.

Demenz und andere Formen der Neurodegeneration sind nicht Bestandteil des normalen Alterungsprozesses. Unser Gehirn hat unabhängig von unserem Alter durchaus das Potenzial, unser ganzes Leben lang normal zu funktionieren. Das Altern ist zwar ein Risikofaktor für Neurodegeneration, aber nicht ihre Ursache!

Demenz und andere neurodegenerative Erkrankungen sind Prozesse, die sich verhindern und erfolgreich behandeln lassen.

In diesem Buch wird ein Programm vorgestellt, hinter dem Jahrzehnte der medizinischen und klinischen Forschung stehen und das sich bei der Wiederherstellung der geistigen Funktionen sowie der Verbesserung der Gesundheit des Gehirns und des ganzen Körpers bewährt hat. Hier erfahren Sie, wie sich Symptome verhindern und sogar rückgängig machen lassen, die mit Alzheimer, Parkinson, ALS (amyotropher Lateralsklerose), MS (multipler Sklerose), der Huntington-Krankheit, Epilepsie, Diabetes, Schlaganfällen und verschiedenen Formen der Demenz im Zusammenhang stehen.

Die Informationen in diesem Buch nützen nicht nur denjenigen, die selbst an einer neurodegenerativen Erkrankung leiden, sondern allen, die sich davor bewahren wollen, jemals eine oder sogar mehrere dieser verheerenden Krankheiten zu bekommen. Diese entwickeln sich nämlich nicht von heute auf morgen, sondern im Laufe von Jahren, oft sogar von Jahrzehnten. Bei Alzheimer-Patienten sind bereits rund 70 Prozent der für das Gedächtnis zuständigen Hirnzellen zerstört, bevor die Symptome zu erkennen sind.

Sie können Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen tatsächlich stoppen, bevor diese Ihr Leben zerstören! Der beste Zeitpunkt, damit anzufangen, ist jetzt.

»Ich möchte jedem, der sich der Gefahr einer neurodegenerativen Erkrankung gegenübersieht - und dazu gehören heutzutage die meisten von uns -, raten, dieses Buch genau zu lesen. Es ist eine wahre Schatztruhe mit ungemein wertvollen Informationen und praktischen Ratschlägen.« Prof. Dr. med. Russell L. Blaylock, Neurochirurg

»Alzheimer jetzt stoppen! von Dr. Bruce Fife ... wird nicht nur allen Alzheimer-Patienten helfen, sondern auch den Menschen, die an einer anderen neurodegenerativen Erkrankung leiden. Ich empfehle Ihnen dieses Buch wärmstens!« Dr. med. Sofie Hexeberg

»Jeder, der auf irgendeine Weise mit der Alzheimer-Krankheit zu tun hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen. ... Dr. Fife erklärt hier, wie man den Verlauf der Krankheit durch Ernährungsumstellungen und deren Ergänzung durch Kokosöl entscheidend beeinflussen kann.« Dr. med. Edmond Devroey

»Alle, die im Gesundheitswesen arbeiten, Angehörige oder Freunde haben, die an einer dieser Krankheiten leiden, sollten dieses Buch unbedingt lesen.« Dr. med. Jeffrey Grill

»Die Ratschläge des Autors für unsere Ernährung sind eine wertvolle Hilfe bei der Behandlung chronischer neurodegenerativer Erkrankungen durch eine geeignete Ernährung. Ich möchte dieses höchst informative Buch nicht nur den Ärzten empfehlen, sondern auch allen, die einfach besser verstehen möchten, wie unser Gehirn funktioniert.« Dr. med. Igor Bondarenko

 

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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1. Auflage Februar 2020 Copyright © 2011 by Bruce Fife Titel der amerikanischen Originalausgabe:Stop Alzheimer's now!: how to prevent and reserve dementia, Parkinson's, ALS, multiple scerosis, and other neurodegenerative disorders Copyright © 2020 für die deutschsprachige Ausgabe bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Stefanie Huber Übersetzung aus dem Amerikanischen: Ingrid Proß-Gill Die Übersetzerin dankt dem Freundeskreis Literaturübersetzer e.V. für ein Arbeitsstipendium, das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ermöglicht wurde. Lektorat: Swantje Christow Satz und Layout: opus verum, München ISBN E-Book 978-3-86445-735-7 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Vorwort

Vorwort

Ich werde oft gebeten, Empfehlungen oder Vorworte für neue Bücher zu schreiben, und habe mich immer bemüht, nur bei wirklich bemerkenswerten Büchern zuzusagen. Als Dr. Bruce Fife mich fragte, ob ich ein Vorwort für sein Buch Alzheimer jetzt stoppen! schreiben würde, sagte ich, ich müsse erst das Manuskript lesen, um zu sehen, ob ich dem Inhalt zustimme. Er schickte mir dann umgehend das Manuskript.

Als ich mit der Lektüre des Buches begann, stellte ich erfreut fest, dass Dr. Fife nicht nur sehr viel wissenschaftliche und medizinische Literatur zur Degeneration des menschlichen Gehirns gelesen hatte, sondern dass er die Mechanismen, die zu so furchtbaren Krankheiten wie Alzheimer, Demenz, Parkinson und ALS führen, auch wirklich verstanden hatte.

Die Neurowissenschaftler konnten lange nicht sagen, was die Ursache von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz und Parkinson ist. Diese Erkrankungen schienen sich allen Bemühungen zu entziehen, verstehen zu können, weshalb es bei manchen Menschen zu einer lokalisierten oder umfassenden Degeneration des Gehirns kommt und weshalb diese Degeneration mit fortschreitendem Alter häufiger auftritt.

Mit diesen Erkrankungen schienen sehr viele Dinge im Zusammenhang zu stehen: Schwermetalle (Quecksilber und Blei), bestimmte Leichtmetalle (Aluminium, Kadmium), Pestizide und Herbizide, Fungizide, Kopfverletzungen, Infektionen und bestimmte ererbte Gene (ApoE4). Trotz großer Datenmengen und pathologischer Untersuchungen an Tausenden von betroffenen Gehirnen hatten die Neurowissenschaftler noch wenig Zeit, das Phänomen zu erklären.

Sie wussten zwar, dass bei den verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen häufig bestimmte mikroskopische pathologische Veränderungen zu finden waren, verstanden aber kaum, wie und weshalb diese Veränderungen abliefen. Sie wussten beispielsweise, dass sich in bestimmten Bereichen der Gehirne von Alzheimer-Patienten ein abnormes Protein namens β-Amyloid ansammelt und dass bei ihnen die Neurotubuli in den Dendriten abnorm sind (neurofibrilläre Bündel, die aus hyperphosphorylierten Tau-Proteinen bestehen), aber nicht, was diese Veränderungen verursacht.

Obwohl unzählige Millionen Dollar dafür ausgegeben wurden, die Biochemie des β-Amyloids und der Tau-Proteine zu erforschen, waren die Ergebnisse bisher mager. Derweil werden Jahr für Jahr Millionen von Fällen neurodegenerativer Erkrankungen diagnostiziert und diese Erkrankungen treten – was natürlich sehr beunruhigend ist – immer häufiger und bei immer jüngeren Altersgruppen auf. Heutzutage beginnen sich schon im Alter von 40 Jahren zunehmend Krankheiten zu entwickeln, die zu Demenz führen und die man früher auf die Älteren begrenzt glaubte.

In diesem Buch werden Sie erfahren, weshalb es zur Zunahme der verheerenden neurologischen Erkrankungen kommt. In den letzten 10 Jahren haben die Neurowissenschaftler gleich mehrere überraschende Entdeckungen gemacht. Eine der wichtigsten ist, dass in unserem Gehirn immer mehr Entzündungen auftreten, wenn wir älter werden, und dass diese Zunahme bei manchen Menschen enorm ist. Gerade bei diesen Personen ist die Gefahr am größten, eine neurodegenerative Erkrankung zu bekommen.

Dr. Fife wird Sie in diesem Buch auf verständliche und einleuchtende Weise durch dieses Labyrinth von Informationen führen. Das menschliche Gehirn ist ein unglaublich komplexes Gebilde, das wir immer noch nicht ganz verstehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Organen hängt die Hirnfunktion von einem wundersamen Wechselspiel zwischen Billionen von Verbindungen, Zehntausenden von biochemischen Reaktionen, biophysikalischen Strukturen von unglaublicher Komplexität und Neuronen, Gliazellen, Neurotransmittern, Neuromodulatoren und Neuropeptiden ab, die sich größtenteils ständig verändern.

Wenn wir die Ursache dieser neurodegenerativen Erkrankungen verstehen wollen, müssen wir das einzigartige Immunsystem des Gehirns verstehen, das durch die Interaktion von Immunzellen im Gehirn, Mikrogliazellen und Astrozyten, durch Immunzellen aus dem Körper, Makrophagen, Monozyten und T-Zellen gesteuert wird.

Im Normalzustand ruhen die Immunzellen des Gehirns – bis das Gehirn durch irgendetwas gestört wird. Unabhängig von der Ursache werden diese Immunzellen dann sofort aktiv. Sie können sehr aggressive Immunzytokine und Excitotoxine sowie riesige Mengen von freien Radikalen und Produkten der Lipidperoxidation ausstoßen, deren Zweck einzig und allein darin besteht, die Bakterien, Viren oder Pilze zu vernichten, die ins Gehirn eindringen. Unter normalen Bedingungen wird dieser Angriff schnell eingedämmt. Dann schalten die Mikrogliazellen in einen Modus, in dem sie versuchen, den Schaden zu reparieren, den sie anrichten mussten, um die Eindringlinge abzutöten – sie beseitigen die Kollateralschäden (die als Bystander-Effekt bezeichnet werden).

Wir wissen heute, dass bei vielen unterschiedlichen neurodegenerativen Erkrankungen – Alzheimer-Demenz, frontotemporaler Degeneration, Lewy-Körperchen-Demenz, vaskulärer Demenz, der Huntington-Krankheit, ALS, multipler Sklerose und sogar beim altersbedingten Gedächtnisverlust – ein ähnlicher Prozess abläuft. Das Immunsystem des Gehirns wird aktiviert, dann aber aus mehreren Gründen nicht wieder abgeschaltet, sondern bleibt aktiv und setzt weiter die schädlichen Zytokine, Excitotoxine und freien Radikale frei. Dieser Prozess kann über Jahrzehnte so weitergehen.

Durch Dr. Fifes Buch werden Sie erfahren, dass die Energieproduktion des Gehirns bei diesem Prozess von größter Bedeutung ist. Die Energie von Zellen, auch von Neuronen, wird überwiegend von den Mitochondrien erzeugt, die auch die Quelle der meisten freien Radikale und Produkte der Lipidperoxidation sind. Wir wissen jetzt, dass es schon Jahrzehnte vor dem Auftreten neurologischer Symptome – also vor den Gedächtnisproblemen, der Desorientiertheit und der Verwirrtheit – zu einem Nachlassen der Energieproduktion der Mitochondrien kommt.

Bei einer Studie mit Männern in einem Durchschnittsalter von 55 Jahren, die Träger des ApoE4-Gens waren, entdeckte man schon Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Krankheit in den Hirnbereichen, die von der Alzheimer-Demenz betroffen sind, eine signifikante Unterdrückung der mitochondrialen Energieproduktion. Die Ergebnisse einer anderen Studie waren noch überraschender: Man untersuchte den Hirnstoffwechsel bei Männern mit dem ApoE4-Gen, deren durchschnittliches Alter bei 30,7 Jahren lag, und entdeckte, dass die mitochondriale Energieproduktion bereits in diesem frühen Alter in den gleichen Hirnbereichen erheblich beeinträchtigt war. Es steht also fest, dass der Hirnstoffwechsel schon Jahrzehnte vor dem Auftreten von Symptomen nachlässt. Die große Frage lautet natürlich: Was verursacht das Nachlassen der mitochondrialen Energieproduktion?

Wir leben heutzutage in einem wahren Meer toxischer Chemikalien. Sie befinden sich in unserem Trinkwasser, in der Luft, die wir atmen, und in der Nahrung, die wir essen. Es gibt zwingende Beweise dafür, dass viele dieser Substanzen die Fähigkeit der Mitochondrien, Energie zu erzeugen, reduzieren. Es ist auch bekannt, dass viele dieser Substanzen miteinander in eine Wechselwirkung treten, die ihre jeweilige Toxizität erhöht. Mit anderen Worten: Es kommt zu Synergieeffekten. Das bedeutet, dass neurotoxische Stoffe in Dosen, die unter ihrer normalen Toxizitätsschwelle liegen, voll toxisch werden, wenn sie miteinander vermischt werden. Die US-amerikanischen Behörden überprüfen chemische Synergieeffekte bei ihren Beurteilungen aber nur ganz selten.

Quecksilber, Blei, Kadmium, Fluoride, Aluminium sowie viele Pestizide, Herbizide und Fungizide sind für die Mitochondrien giftig. Diesen Toxinen sind wir aber alle ausgesetzt. Niemand kann ihnen entkommen! Zudem gibt es überzeugende Beweise dafür, dass alle diese Toxine auch Entzündungen im Gehirn hervorrufen, indem sie die Mikrogliazellen chronisch aktivieren. Welche neurologische Erkrankung dadurch hervorgerufen wird, hängt davon ab, welche Gruppe von Mikrogliazellen aktiviert wird. In den höchsten Konzentrationen befinden sich die Mikrogliazellen in der Substantia nigra im Mittelhirn (Parkinson-Krankheit) und in den Hirnbereichen, die von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind.

Leider konnte auch gezeigt werden, dass die Neurotoxizität mehrerer Umweltgifte, insbesondere der Pestizide, erhöht werden kann, wenn man – beispielsweise durch eine Impfung – eine Entzündung hervorruft. Zudem ist bekannt, dass die Rezeptoren für anregende Neurotransmitter und entzündungsfördernde Zytokine miteinander in Wechselwirkung treten, was die Excitotoxizität erhöht. Als Bezeichnung für die schädliche Interaktion zwischen Entzündungen im Gehirn und Excitotoxizität habe ich den Begriff Immunexcitotoxizität geprägt. Es gibt zwingende Beweise dafür, dass diese Form der Excitotoxizität bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen und Störungen eine zentrale Rolle spielt, beispielsweise bei neurodegenerativen Erkrankungen, Schlaganfällen, multipler Sklerose, Kopfverletzungen und Hirninfektionen. Das erklärt, dass mit diesen Krankheiten so viele unterschiedliche Dinge verbunden sein können.

Es gibt auch einen Zusammenhang mit der mitochondrialen Dysfunktion. Wir wissen, dass Excitotoxizität die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigt, den oxidativen Stress und die Lipidperoxidation enorm erhöht und die so wesentliche Wanderung der Mitochondrien von den Körpern der Nervenzellen zu den Synapsen behindert. Interessanterweise haben Entzündungen im Gehirn die gleiche Wirkung. Es konnte gezeigt werden, dass auch Immunexcitotoxizität alle Charakteristika der neurodegenerativen Erkrankungen erzeugt, einschließlich der Ansammlungen von β-Amyloid und der neurofibrillären Bündel.

Zudem ist auch erwiesen, dass die Unterdrückung der Mitochondrienfunktion unabhängig von ihrer Ursache die Excitotoxizität stark erhöht. Es ist gut möglich, dass dem immunexcitotoxischen Prozess selbst eine Dysfunktion der Mitochondrien vorausgeht, die ihn verstärkt, sobald er eintritt. Menschen mit mitochondrialen Abnormitäten können folglich noch so lange normale Hirnfunktionen haben, bevor die Symptome der Demenz einsetzen. Studien haben gezeigt, dass eine mäßige Reduzierung der Mitochondrienfunktion die Hirnfunktionen an sich nur selten beeinträchtigt. Im Laufe der Zeit können oxidativer Stress und Lipidperoxidation, die durch die mitochondriale Dysfunktion ausgelöst werden, die Verbindungen und Dendriten aber so stark schädigen, dass die Hirnfunktionen allmählich beeinträchtigt werden. In diesem Stadium werden die Mikrogliazellen aktiviert und fördern den pathologischen Prozess durch Immunexcitotoxizität.

Der Autor erläutert in diesem Buch, dass man nicht nur die mitochondriale Energieproduktion enorm steigern kann, wenn man den Körper dazu bringt, mehr Ketone zu produzieren, und ihm über mittelkettige Triglyceride Ketone zuführt – was mehrere Studien gezeigt haben –, sondern auch bewirken kann, dass die Mitochondrien weniger freie Radikale erzeugen. Zudem konnte bewiesen werden, dass Ketone stark entzündungshemmend wirken und das Gehirn nachhaltig vor Excitotoxizität schützen.

Eine Erhöhung des Ketonspiegels ist zwar der Schlüssel zur Beseitigung metabolischer und immunexcitotoxischer Probleme, doch die Verbindung bestimmter Veränderungen bei der Ernährung mit der Verwendung spezieller Ergänzungsstoffe bietet einen noch besseren Schutz. Wie man das erreichen kann, beschreibt Dr. Fife in diesem Buch. So konnte gezeigt werden, dass Kurkumin vor Excitotoxizität schützt, Entzündungen im Gehirn reduziert und einen hochwirksamen Schutz vor einigen besonders schädlichen reaktiven Formen von Sauerstoff und Stickstoff liefert, den antioxidative Vitamine nicht bieten können. Verschiedene pflanzliche Flavonoide haben eine ähnliche Wirkung, beispielsweise Apigenin, Luteolin, Hesperidin, Ellagsäure und Teekatechine.

Dieses Buch hat mich nicht nur durch seine hohe wissenschaftliche Qualität besonders beeindruckt, sondern auch wegen der detailierten Auseinandersetzung hinsichtlich der Bedeutung, die der Kontrolle chronischer Infektionen – insbesondere der oralen – zukommt. Diese Infektionen sind entscheidende Faktoren bei der Auslösung und dem Vorantreiben von Immunexcitotoxizität im Gehirn. Dr. Fife hat gezeigt, dass Kokosöl sowohl die oralen als auch die systemischen Infektionen erheblich reduziert und dass auch Vitamin D3 eine entscheidende Rolle zum Schutz gegen neurodegenerative Erkrankungen spielt. Seine Erläuterung bezüglich der antimikrobiellen Peptide, die durch Vitamin D3 erzeugt werden, gehört zu den besten, die ich jemals gelesen habe.

Dieses Buch ist nicht nur eine wissenschaftliche Abhandlung über die neuropathologischen Ursachen der neurodegenerativen Erkrankungen. Dr. Fife stellt nämlich auch eine spezifische Strategie zur Bekämpfung dieser Leiden vor, die wunderbar mit dem im Einklang steht, was wir über diese Erkrankungen wissen, und die sich leicht umsetzen lässt. Ich möchte jedem, der sich der Gefahr einer neurodegenerativen Erkrankung gegenübersieht – und dazu gehören heutzutage die meisten von uns –, raten, dieses Buch genau zu lesen. Es ist eine wahre Schatztruhe mit ungemein wertvollen Informationen und praktischen Ratschlägen.

Russell L. Blaylock, M.D., CCN

Theoretical Neurosciences Research, LLC

Gastprofessor für Biologie.

Belhaven University, Jackson, MS

www.blaylockreport.com

www.russellblaylockmd.com

Dr. med. Russell L. Blaylock, ein staatlich geprüfter Neurochirurg, war früher klinischer Assistenzprofessor für Neurochirurgie an der University of Mississippi. Er hat drei Bücher geschrieben: Excitotoxins: The Taste That Kills; Health and Nutrition Secrets – That Can Save Your Life; und Natural Strategies for Cancer Patients. Zudem ist er Co-Autor des Buches Cellular and Molecular Biology of Autism Spectrum Disorders. Er gehört zu den Redaktionen des Journal of the American Nutraceutical Association und des Journal of American Physicians and Surgeons. Derzeit ist er Gastprofessor für Biologie an der Belhaven University in Jackson (Mississippi) und Präsident von Theoretical Neurosciences Research, LLC.

1 • Gibt es ein Mittel gegen Alzheimer?

Alles passiert im Kopf!

Alzheimer ist eine beängstigende Krankheit, die den Betroffenen nicht nur ihre Erinnerungen raubt, sondern auch ihre Fähigkeit, zu denken, zu argumentieren, selbst für sich zu sorgen und in der Gesellschaft zu funktionieren. Diese Krankheit macht keine Unterschiede bei der Person, sie befällt die Reichen und die Armen, die Gebildeten und die Ungebildeten, Prominente und gewöhnliche Menschen. Vor ihr sind alle gleich.

Der frühere US-Präsident Ronald Reagan starb nach 10-jährigem Kampf gegen die Auswirkungen der Alzheimer-Krankheit auf sein Gehirn. Am 5. November 1994 gab er in einem von Hand geschriebenen Brief bekannt, er befinde sich im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit. Er schrieb: »Ich trete jetzt die Reise an, die mich ans Ende meines Lebens führen wird. … Ich wünschte nur, ich könnte Nancy diese schmerzliche Erfahrung ersparen.«

Nancy Reagan erzählte später, wie quälend es für sie gewesen war, dabei zusehen zu müssen, wie sich die Krankheit ihres Mannes verschlimmerte: »Ronnies lange Reise hat ihn jetzt an einen fernen Ort geführt, wo ich ihn nicht mehr erreichen kann. Wir können die wundervollen Erinnerungen an unsere 52 gemeinsamen Jahre nicht mehr miteinander teilen. Und ich glaube, das ist das Schlimmste.«

Sarah Harris weiß nur zu gut, wie viel Leid mit Alzheimer verbunden ist. Ihr Mann Ernie ist erst 56 und leidet bereits seit 3 Jahren an der Krankheit. Sie muss alles für ihn machen: Sie füttert ihn, wäscht ihn, zieht ihn an und putzt ihm sogar die Zähne. »Eines Tages wachte er auf, sah mich an und fragte: ›Wer sind Sie?‹«, erzählt sie. »Das ist wahrscheinlich das Schlimmste, was einem passieren kann.«

Die Jahre in der Dämmerung des Lebens sind für Millionen von Menschen zu einem Gang durch die Dunkelheit geworden, bei dem ihre Fähigkeiten ständig weiter schwinden. Es gibt keine Heilung – die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten können lediglich die Hoffnung bieten, dass das Fortschreiten der Krankheit sich verlangsamen lässt.

Zurzeit sind Medikamente die einzige verfügbare Behandlungsoption. Antonio Vasquez war 60, als die Alzheimer-Krankheit sich auf sein Leben auszuwirken begann. Er verlor seine Arbeit in einer Bäckerei, weil er die Kekse mit den Schokosplittern immer wieder verbrennen ließ – er vergaß nämlich, dass er sie in den Ofen geschoben hatte. Dann verirrte er sich auf dem Weg zu Vorstellungsgesprächen und lief in Kreisen durch die Gegend. Er nimmt ein Medikament, das bei Alzheimer häufig verschrieben wird: Aricept. Man geht davon aus, dass es die Symptome lindert, doch es kann die Krankheit nicht einmal verlangsamen, geschweige denn aufhalten. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, generalisierte Schmerzen und Schwindel, zu den weniger häufigen Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Depressionen, Arthritis, Hautverfärbungen und Ohnmachtsanfälle. Neuere Studien haben gezeigt, dass das Medikament sogar die Gefahr zu sterben erhöht. Die Vorteile, über die berichtet wird, sind dagegen sehr klein und normalerweise gar nicht zu erkennen, da Aricept das Fortschreiten der Krankheit nicht umkehren oder auch nur aufhalten kann. Die Nachteile des Medikaments scheinen erdrückend. Was kann man denn sonst noch tun?

Eine medikamentöse Behandlung sagte Sue und Don Miller nicht zu. Bei Don wurde Alzheimer diagnostiziert, als er 55 Jahre alt war. Er sagt: »Bis dahin hatte ich einen sehr scharfen Verstand. Mein IQ war hoch – doch dann stürzte er rapide ab.«

Don, der sich eine Karriere als Finanzmanager aufgebaut hatte, musste feststellen, dass er kein Geld mehr wechseln und keine Rechnungen mehr bezahlen konnte. Die ärztliche Diagnose war für ihn und seine Frau ein Schock.

Sue Miller erzählt: »Ich erinnere mich noch genau daran, wie es war, als wir zu dem zweiten Termin gingen! Der Arzt sah uns an und sagte: ›Haben Sie schon mal an Alzheimer gedacht?‹ Wir waren wirklich am Boden zerstört! Diese Krankheit bekamen doch nur alte Menschen!«

Alzheimer wird zwar tatsächlich überwiegend bei Menschen über 70 diagnostiziert, schlägt aber auch schon im mittleren Alter zu. Angesichts eines drohenden langwierigen Verlustes des Gedächtnisses und des Denkvermögens ziehen die Millers jetzt eine neue Behandlungsform in Betracht: die Gentherapie. Dabei werden bestimmte Wachstumsproteine tief ins Gehirn gespritzt. Die Wissenschaftler nehmen an, dass Nervenwachstumsfaktoren sterbende Hirnzellen wiederbeleben und den Alterungsprozess verlangsamen können.

Bei diesem Verfahren müssten Löcher in Dons Gehirn gebohrt werden, was Schmerzen, Blutungen, dauerhafte Hirnschäden und sogar den Tod bringen könnte. Sue Miller sagt: »Eigentlich gehe ich nicht gern Risiken ein. Aber es gibt ja nichts anderes, und gerade das ist so frustrierend – es gibt nichts!«

Die Millers stehen jetzt vor einer ganz schwierigen Entscheidung: Sollen sie Don dem sicheren langsamen Verfall durch Alzheimer überlassen oder soll er das unsichere und gefährliche Rennen der medizinischen Forschung wagen? Das eine erscheint ihnen so schlimm wie das andere.

Fassen Sie Mut! Ob Sie nun einen Freund oder einen geliebten Menschen haben, bei dem Alzheimer auszubrechen droht, oder ob sie sich selbst vor dieser verheerenden Krankheit schützen wollen – es gibt Hoffnung! Sie brauchen weder Medikamente zu nehmen noch gefährliche Hirnoperationen über sich ergehen zu lassen. Die Lösung liegt vielmehr in der Ernährung und in bestimmten Nahrungsmitteln mit Heilwirkung, die die Leistung des Gehirns steigern können. Dadurch können sie die Krankheit aufhalten und in den meisten Fällen sogar erhebliche Verbesserungen bewirken, was bisher keinem Medikament und keiner Therapie gelungen ist.

Viele Alzheimer-Kranke benutzen dieses Programm jetzt mit phänomenalen Erfolgen.

»Das war so, als hätte jemand in meinem Kopf das Licht angemacht!«

»Ich fühle mich wie ein anderer Mensch!«

»Ich habe mein Leben zurückbekommen!«

Dies sind Aussagen von Personen, nachdem sie das Programm durchgeführt hatten, das ich in diesem Buch beschreibe. Diese Menschen gewinnen jetzt verlorene kognitive Fähigkeiten und ihr Gedächtnis zurück, ihre sozialen Fertigkeiten verbessern sich wieder, ihre Interaktion mit anderen nimmt zu, sie können sich wieder besser an Gesprächen beteiligen, ihr Humor kehrt zurück, sie nehmen Aktivitäten wieder auf, die ihnen früher Spaß gemacht haben, und genießen ihr Leben wieder. Viele berichten von einem besseren Sehvermögen, selbst wenn sie schwere Augenkrankheiten wie Glaukom und Makuladegeneration hatten. Das ist kein Wunder, denn die Augen sind Erweiterungen des Gehirns; daher geht eine Heilung des Gehirns in vielen Fällen mit einer Heilung der Augen einher.

Eine weltweite Epidemie

Heutzutage leiden über 35 Millionen Menschen an Demenz. Allein in den USA werden jährlich 260000 neue Fälle diagnostiziert, auf der ganzen Welt sind es 4,6 Millionen. Das bedeutet, dass alle 7 Sekunden ein neuer Fall dazukommt. Man erwartet, dass im Jahr 2030 rund doppelt so viele Menschen betroffen sein werden: etwa 70 Millionen!

Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Krankheit. In den USA leidet jeder Achte über 65 an dieser Krankheit und ab 85 sogar die Hälfte der Bevölkerung. Mindestens in jeder dritten Familie hat jemand Alzheimer. Die Hälfte der alten Menschen, die langfristig in Heimen oder Pflegeeinrichtungen betreut werden, hat Alzheimer oder eine andere Form der Demenz.

Die nach Alzheimer zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung ist die Parkinson-Krankheit, eine neuromuskuläre Krankheit, von der weltweit etwa 4 Millionen Menschen betroffen sind. Weitere Millionen leiden an amyotropher Lateralsklerose (ALS), Chorea Huntington und anderen neurodegenerativen Erkrankungen.

Der größte Risikofaktor für neurodegenerative Erkrankungen ist das Alter. Da die Lebenserwartung zunimmt und die Bevölkerung immer älter wird, rechnet man mit einem dramatischen Anstieg der Zahlen. Heute kommt ja die Generation der Babyboomer (derjenigen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, als die Geburtenziffer auf ihrem Höhepunkt lag) in das Alter, in dem die neurodegenerativen Erkrankungen sich gewöhnlich zu manifestieren beginnen.

Seit einiger Zeit sprechen die Zeitungen in ihren Schlagzeilen von einer drohenden »Epidemie«. Dr. Daisy Acosta, die Leiterin von Alzheimer’s Disease International (ADI), sagt: »Wir stehen vor einer Katastrophe.« Die Zahl der Menschen mit Alzheimer, Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen steigt noch schneller als erwartet. Alzheimer ist heute um 10 Prozent häufiger zu finden, als es die Wissenschaftler noch vor 5 Jahren prognostiziert hatten. Wenn das so weitergeht, werden die ohnehin düsteren Prognosen in kurzer Zeit weit übertroffen werden.

Durch die steigenden Zahlen beunruhigt drängt ADI jetzt die Weltgesundheitsorganisation und die Regierungen der einzelnen Länder, Demenz zu einer gesundheitlichen Priorität zu erklären. ADI empfiehlt, viel stärker als bisher in die Forschung zu investieren, um herauszufinden, wodurch Demenz verursacht wird und wie man sie zumindest verlangsamen, wenn nicht sogar aufhalten kann. Für diese schleichende Hirnkrankheit, die den Betroffenen allmählich ihr Gedächtnis und ihre Fähigkeit raubt, selbst für sich zu sorgen, und die ihnen letztlich den Tod bringt, ist kein Heilmittel bekannt; die heutigen Medikamente können nur die Symptome vorübergehend lindern. Die Forscher wissen noch nicht einmal sicher, was die Ursache von Alzheimer ist. Die US Alzheimer’s Association fordert, der Forschung mehr Mittel zur Verfügung zu stellen – 1 Milliarde Dollar im Jahr.

Natürlich ist mehr Forschung nötig, doch wir brauchen gar keine 10, 20 oder gar 30 Jahre auf ein wirksames Heilmittel zu warten! Es gibt nämlich bereits eine Behandlungsmethode, die hilft. Jetzt müssen alle darüber informiert werden, die von dieser Behandlung profitieren können. Eben das ist der Zweck dieses Buches. Hier werden Sie erfahren, welche Hauptfaktoren zur Entstehung und Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen führen und welche am wichtigsten und am häufigsten sind. Vor allem aber werden Sie erfahren, was man tun kann, um diesen Krankheiten vorzubeugen und sie sogar rückgängig zu machen.

Ein revolutionärer Durchbruch

Als der Buchhalter Steve Newport Mitte 50 war, bekam er allmählich Probleme bei seiner Arbeit. Im Laufe der Zeit fiel es ihm immer schwerer, seine Aufgaben richtig zu organisieren, ihm unterliefen viele Fehler und er war deshalb frustriert und deprimiert. Er sagt: »Ich war durcheinander und wusste gar nicht, was mit mir los war.« Schließlich ging er zu einem Neurologen, der frühen Alzheimer diagnostizierte und ihm Aricept verschrieb. Später nahm er noch verschiedene andere Medikamente. Sie schienen aber alle nicht viel zu nützen, die Krankheit wurde immer schlimmer. Schließlich bekam er ein Zittern in den Händen und im Gesicht und konnte nur noch mit Mühe sein Gleichgewicht halten und gehen.

Seine Frau Mary war selbst Ärztin und suchte ständig nach neuen Therapien, die vielleicht helfen konnten. Eines Tages stieß sie auf einen Aushang, auf dem Freiwillige für eine klinische Studie mit einem neuen Alzheimer-Medikament gesucht wurden. Vorstudien hatten unglaubliche Ergebnisse gebracht: Das Mittel hielt nicht nur das Fortschreiten der Krankheit auf, sondern bewirkte sogar Verbesserungen beim Gedächtnis – das war bis dahin noch keinem anderen Medikament gelungen!

Sie versuchte, Steve in der Studie unterzubringen, doch sein Zustand war zu schlecht und er wurde abgelehnt. Man betrachtete ihn als hoffnungslosen Fall, dem nichts mehr helfen konnte, nicht einmal das neue Wundermittel. Seine Frau sagt: »Wir waren am Boden zerstört.«

Bei der Erforschung des neuen Medikaments entdeckte Dr. Newport, dass der Wirkstoff eine spezielle Art von Öl war, das als mittelkettiges Triglyceridöl oder MCT-Öl bekannt ist. MCTs sind Triglyceride mit mittlerer Kettenlänge (medium chain triglycerides). MCT-Öl wird aus Kokosöl gewonnen, das zu 60 Prozent aus MCTs besteht. Da kam der Ärztin ein aufregender Gedanke: »Wir könnten doch versuchen, uns Kokosöl als Nahrungsergänzungsmittel zu besorgen! Schließlich hatten wir ja nichts zu verlieren.« Also kaufte sie Kokosöl und begann, es Steve jeden Tag zu verabreichen. Das schien wundersamerweise »den Nebel zu lichten«. Schon am 5. Tag hatte sich sein Zustand enorm verbessert.

Seine Frau erzählt: »Er sagte, für ihn sei es gewesen, als hätte jemand in seinem Kopf das Licht angemacht! Er war wieder voll da, lächelte und machte Witze. Er war wieder Steve – er war zurück!«

Im Laufe der nächsten Monate ließ das Zittern nach, die Sehstörungen, wegen denen er nicht mehr hatte lesen können, verschwanden, und er wurde geselliger und interessierte sich mehr für die Menschen in seiner Umgebung. Er spricht immer noch stockend, doch er liest wieder, arbeitet als Freiwilliger im Krankenhaus seiner Frau und mäht den Rasen. Vor dem Kokosöl hatte er den Rasenmäher zerlegt, Öl in den Benzintank gefüllt und das Mähen völlig vergessen.

Bei Steve Newport wurde vor 2 Jahren schwerer Alzheimer diagnostiziert. Heute, mit einer veränderten Ernährung, sind seine kognitiven Fähigkeiten und sein Gedächtnis zu einem großen Teil wiederhergestellt. Er hatte das Glück, mit einer Ärztin verheiratet zu sein, die ihn auf den richtigen Weg bringen konnte.

Seine Frau sagt: »Ich habe einen lebenden Beweis dafür, dass das den Kranken hilft. Jetzt will ich allen davon erzählen – vielleicht hilft es ja auch anderen.«

Die Ketontherapie

Das Geheimnis hinter Steve Newports bemerkenswerter Erholung ist die Ketontherapie. Ketone sind ein besonderer, sehr energiereicher Brennstoff, der in der Leber zu dem spezifischen Zweck produziert wird, das Gehirn zu ernähren. Normalerweise zirkulieren in unserem Blut kaum Ketone, doch unter bestimmten Umständen kann ihre Konzentration ansteigen. Dann liefern sie dem Gehirn einen Energieschub und die Bausteine für die Bildung von neuem Hirngewebe.

Bei Alzheimer-Kranken haben die Hirnzellen Probleme mit der Verstoffwechslung von Glukose, der wichtigsten Energiequelle des Gehirns. Ohne genug Brennstoff sterben die Hirnzellen aber ab. Ketone liefern dem Gehirn die Energie, die es braucht, um zu überleben und zu gedeihen.

Dr. Theodore VanItallie, emeritierter Professor am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York City, betreibt seit über 35 Jahren Ketonforschung. Er sagt: »Wir wissen, dass wir die Blockierung der Glukose umgehen können, wenn wir den Patienten Ketone geben. Ketone sind ein sehr energiereicher Brennstoff, der das Gehirn mit Nahrung versorgt.«

Wenn jemand keine Nahrungsmittel zu sich nimmt, die Glukose liefern – beispielsweise während einer Hungersnot oder bei starker Einschränkung der Kalorienzufuhr –, erzeugt der Körper aus gelöstem Körperfett Ketone, um dem Gehirn die Energie zu liefern, die es zum Überleben braucht. Ketone können auch direkt aus MCTs gebildet werden, ohne dass der Körper sich im Hungerszustand befindet. Die Leber wandelt MCTs nämlich in Ketone um. Sie sind beispielsweise von Natur aus in der menschlichen Muttermilch enthalten, denn sie sind für das richtige Wachstum und eine gute Entwicklung des Gehirns und des Rückenmarks bei Neugeborenen sehr wichtig.

In der Medizin werden MCTs eingesetzt, um Frühgeborene und Patienten nach Operationen oder mit Mangelernährung und Absorptionsproblemen mit Energie zu versorgen. Sportler benutzen sie zur Steigerung ihrer Leistungen und ihrer Ausdauer, Abnehmwillige zur Beherrschung ihres Appetits und zur Anregung der Fettverbrennung. Studien zufolge können MCTs auch die Herzfunktion und das Immunsystem verbessern. Zu ihren positiven Auswirkungen kommt es größtenteils erst, nachdem sie von der Leber in Ketone umgewandelt wurden.

Ketone haben eine starke therapeutische Wirkung auf das Gehirn, sie normalisieren dessen Funktion und führen zur Homöostase. Die Ketontherapie wird seit über 90 Jahren mit Erfolg bei Epileptikern eingesetzt. Sie ist die einzige bekannte Behandlungsmethode, mit der Epilepsie sich sogar heilen lässt.

2005 wendete Dr. VanItallie die Ketontherapie bei der Behandlung von fünf Parkinson-Patienten an. Nach 28 Tagen hatten sich das Zittern, die Steifheit und die Gehfähigkeit um ganze 81 Prozent gebessert. Der Arzt sagt: »Unsere Studie war sehr erfolgreich.« 1 Sie zeigte, dass man mit der Ketontherapie eine ganze Reihe neurodegenerativer Erkrankungen behandeln kann, nicht nur Alzheimer und Epilepsie.

Die Ketontherapie erweist sich derzeit bei vielen Krankheiten als nützlich. Das Militär der Vereinigten Staaten forderte Forschungsinstitutionen auf, nach einer Möglichkeit zu suchen, durch die Soldaten im Feld ihre körperlichen und kognitiven Funktionen mehrere Tage lang bei wenig oder gar keiner Nahrung aufrechterhalten konnten. Daraufhin meldete sich Dr. Kieran Clarke, Professorin für physiologische Biochemie an der University of Oxford in England und Leiterin der Forschungsgruppe für den Herzstoffwechsel. Sie sagt: »Wir haben eine Form der Ernährung entwickelt, die auf Ketonkörpern beruht. Ketonkörper sind der leistungsstärkste Brennstoff, den es gibt.« Ketone erzeugen 28 Prozent mehr Energie als Glukose und können die Ausdauer und die kognitiven Funktionen unter Extrembedingungen, beispielsweise bei tagelangen Kämpfen, verbessern.

Dr. Clarke sagt: »Wir erforschen die Ketonkörper seit Jahren und sehen uns zum Beispiel ihre Auswirkungen auf die Herzfunktion an. Das amerikanische Militär suchte nach einer Möglichkeit, sogenannte Kriegskämpfer 5 Tage lang unter Erhaltung ihrer kognitiven Fähigkeiten ins Feld zu schicken, ohne ihnen in dieser Zeit etwas zu essen zu geben. Wir sagten, das würde nicht gehen, es sei einfach unmöglich; wir könnten aber ein Nahrungsmittel erfinden, durch das sie viel leistungsfähiger würden und auch besser denken könnten.« Daraufhin stellte das Militär Dr. Clarke 12 Millionen Dollar für ihre Forschung zur Verfügung.

Natürlich gibt es auch außerhalb des Militärs Anwendungsmöglichkeiten für die Ketontherapie. Dr. Clarke sagt: »Wir hoffen, dass wir sie irgendwann bei der Behandlung von Alzheimer und Parkinson einsetzen können. Wenn wir dem Gehirn eine alternative Energieform bieten, die seinen Stoffwechseldefekt umgeht, könnte es uns gelingen, das Gehirn zu retten.«

Dr. Richard Veech, leitender Forschungswissenschaftler an den National Institutes of Health in Bethesda (Maryland), bezeichnet die Ketone als »Superbenzin für das Gehirn«. Er arbeitet seit über 40 Jahren mit Ketonen und hat zahlreiche Artikel zu diesem Forschungsgebiet veröffentlicht. Seiner Ansicht nach können Ketone immer dann therapeutische Wirkung haben, wenn Zellen von einem Energiemangel bedroht sind – mit anderen Worten: bei einem breiten Spektrum von Krankheiten.

VanItallie, Clarke, Veech und andere Forscher sprechen schon seit Jahren davon, dass die Ketontherapie unter anderem zur Behandlung folgender Krankheiten beitragen könnte: Alzheimer, Parkinson, ALS (amyotrophe Lateralsklerose), Chorea Huntington, Epilepsie, multiple Sklerose (MS), Autismus, Diabetes Typ 1 und Typ 2, Schlaganfälle, Herzversagen, Schädel-Hirn-Traumata, Depressionen, verschiedene Formen der Demenz, Rett-Syndrom, Tourette-Syndrom, Menière-Krankheit und verschiedene Stoffwechselstörungen, die durch seltene Mutationen hervorgerufen werden.

Dr. Veech sagt: »Diese Krankheiten scheinen sich sehr stark zu unterscheiden. Es klingt unwahrscheinlich, dass man sie alle durch ein einziges Zaubermittel behandeln können sollte.« Ärzte, die mit ketonbasierten Therapien experimentiert haben, sehen jetzt aber Ergebnisse, und dieser Gedanke wirkt nicht mehr so utopisch.

Die Ketontherapie ist so neu, dass die meisten Ärzte, wenn überhaupt, nur wenig über sie wissen. Vielleicht haben sie von der ketogenen Ernährung gehört, die zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird, doch das ist etwas anderes. Daher behandeln die Ärzte neurodegenerative Erkrankungen mit den Standardmedikamenten, die sie schon seit Jahren verschreiben, obwohl sie kaum etwas bewirken. Sie brauchen aber nicht zu warten, bis die Kunde von den neuesten Entwicklungen bei der Wissenschaft der Ketone auch zu Ihrem Arzt vordringt! Nein, Sie können sofort mit der Ketontherapie beginnen, mit Produkten, die Sie beispielsweise in Ihrem Reformhaus oder Lebensmittelmarkt leicht bekommen. Das haben schon viele Menschen gemacht – und sie haben unglaubliche Ergebnisse erzielt!

In Sandy Hook (Connecticut) begann die 83-jährige Mary Hurst, sich anzuziehen. Dass sie das wieder selbst machen konnte, verdankte sie der Ketontherapie; bis dahin hatte sie ihr Nachthemd und ihren Morgenmantel den ganzen Tag über anbehalten. Damals saß sie nur in ihrem Sessel, praktisch ohne jede Kommunikation – »als würde sie vor sich hin vegetieren!«, sagt ihre Tochter, Diane Standish. »Aber vor Kurzem ist sie in die Küche gegangen und hat den Kühlschrank aufgemacht – das hatte sie seit Jahren nicht mehr getan! Ich fragte sie: ›Was machst du da?‹, und sie antwortete: ›Ich hole mir ein Stück Kuchen, falls du nichts dagegen hast.‹ Sie erinnerte sich also daran, dass ich ihr am Vortag einen Kuchen gebracht hatte. Das war wie ein Wunder!«

Robert Condap aus San Leandro in Kalifornien spricht mehr, seit er Kokos- und MCT-Öl zu sich nimmt. Als seine Frau Gwen ihm kürzlich die Haare föhnte, machte er sogar einen schlüpfrigen Witz. Sie sagt: »Das war richtig aufregend! Da kehrte ein alter Teil von ihm zurück.«

Roxie Long erzählt: »Ich fing an, mich über Kokosöl zu informieren, weil ich in den Nachrichten gehört hatte, dass es bei Alzheimer-Patienten durch dieses Öl zu geradezu dramatischen Verbesserungen gekommen war. Also kaufte ich welches für meinen Vater, bei dem kurz zuvor Alzheimer diagnostiziert worden war. Jetzt glaubt er, dass die Krankheit verschwunden ist! Ich benutze das Öl auch selbst und fühle mich großartig, körperlich und mental besser.«

Der ehemalige Computertechniker Dick Kerstiens aus Westcliff (Colorado) begann das Öl zu konsumieren, nachdem er gesehen hatte, wie gut es seiner Frau Betty getan hatte. Bei Betty waren 5 Jahre zuvor, im Alter von 71 Jahren, Alzheimer-Symptome aufgetreten. Die Krankheit verschlimmerte sich dann so, dass sie rund um die Uhr von ihrem Mann gepflegt werden musste.

Nachdem Dick einen Artikel von Dr. Julian Whitaker über den Erfolg der Ketontherapie gelesen hatte, begann er, Betty das Öl zweimal täglich zu geben. Er sagt: »Vorher hatte sie unverständliches Zeug gebrabbelt, doch nach 8 Tagen konnte sie wieder artikuliert sprechen.« Er war verblüfft. 2 Wochen später kamen abends Freunde vorbei – und er hörte seine Frau zum ersten Mal in fast 3 Jahren wieder lachen.

Dr. Julian Whitaker, Leiter des Whitaker Wellness Institute im kalifornischen Newport Beach, sagt: »Diese wirkungsvolle natürliche Therapie und Heilmöglichkeit für einige unserer verheerendsten Krankheiten hat sich seit Jahren versteckt, obwohl sie für alle deutlich zu sehen war; niemand außer einem Pharmakonzern und einer Handvoll Forscher erkannte sie. Ich empfehle die Ketontherapie jetzt für alle meine Patienten mit Alzheimer, Parkinson, Demenz, multipler Sklerose, ALS und anderen neurodegenerativen Erkrankrungen. Es gibt Belege dafür, dass sie auch für Menschen mit Down-Syndrom, Autismus und Diabetes nützlich sein könnte.«

Vorbeugung ist besser …

Dieses Buch habe ich nicht nur für diejenigen geschrieben, die an neurodegenerativen Erkrankungen leiden, sondern auch für alle, die sich davor schützen wollen, eines Tages selbst eine dieser verheerenden Krankheiten zu bekommen. Alzheimer und Parkinson treten nicht einfach über Nacht auf. Es dauert Jahre, oft sogar Jahrzehnte, bis sie sich entwickeln. Bei Alzheimer beispielsweise werden rund 70 Prozent der für das Gedächtnis zuständigen Hirnzellen zerstört, bevor sich Symptome zeigen. Wenn Symptome auftreten, befindet sich das Gehirn bereits in einem Zustand fortgeschrittener Degeneration und es ist keine vollständige Heilung mehr möglich.

Sie wollen ja sicher nicht warten, bis der größte Teil Ihres Gehirns abgestorben ist, bevor Sie etwas dagegen tun. Das alte Sprichwort »Vorsorge ist besser als Nachsorge« trifft im Hinblick auf die Neurodegeneration definitiv zu. Sie können Alzheimer, Parkinson und andere neurodegenerative Erkrankungen aufhalten, bevor sie Ihr Leben übernehmen, doch Sie müssen jetzt damit anfangen! Sich das zu erhalten, was Sie im Augenblick haben, ist viel einfacher, als sich das zurückzuholen, was Sie verloren haben.

Erfreulicherweise ist keine vollständige Wiederherstellung erforderlich, um Ihre »normalen« Funktionen wiederzugewinnen. Unser Gehirn hat eine erstaunliche Fähigkeit, sich anzupassen und neu zu verdrahten. Wenn die Hirnzellen in einem Bereich absterben, können andere ihre Funktion übernehmen. Deshalb können viele Opfer von Schlaganfällen und Unfällen, die Hirnschäden erlitten haben, immer noch normal funktionieren, ohne jeden Intelligenzverlust. Zudem enthält das Gehirn Stammzellen, die neues Nervengewebe erzeugen können.

Die Ketontherapie kann das Fortschreiten der Krankheit aufhalten und sogar beim Wiederaufbau beschädigter und verloren gegangener Zellen helfen. Sie ist jedoch nicht die alleinige Antwort. Sie brauchen auch eine geeignete Ernährung, die genug Nährstoffe enthält, Ihren Blutzucker ins Gleichgewicht bringt und Sie vor dem Einfluss schädlicher Substanzen schützt, die die Neurodegeneration fördern.

In diesem Buch werde ich Ihnen das Anti-Alzheimer-Programm vorstellen, bei dem die Ketontherapie mit einer Ernährung kombiniert wird, die das Gehirn regenerieren kann. Dadurch kann die Krankheit sofort aufgehalten und verloren gegangene Funktionen können wiederhergestellt werden. Dieses Programm könnte man genauso gut Anti-Parkinson-, Anti-ALS- oder Anti-Huntington-Programm nennen, denn es funktioniert bei einer ganzen Reihe neurodegenerativer Erkrankungen gleich gut.

Manche Fälle von Neurodegeneration könnten zwar durch Erbfaktoren mitbestimmt werden, doch die wesentlichen Einflussfaktoren sind die Ernährung, die Lebensweise und die Umgebung. Personen, bei denen ein Eltern- oder Großelternteil oder eines der Geschwister von Neurodegeneration betroffen ist, tragen ein erhöhtes Risiko. Das ist aber gar nicht unbedingt auf die Vererbung zurückzuführen, sondern oft durch eine gemeinsame Umgebung oder erlernte Verhaltensweisen bedingt, die diese Krankheiten fördern.

Eine Studie mit älteren Paaren hat ergeben: Wenn einer der Partner an Demenz leidet, ist der andere sechsmal häufiger gefährdet, die Erkrankung selbst zu entwickeln. 2 Das deutet darauf hin, dass in diesen Fällen nicht die Erbanlagen der Hauptauslöser sind, sondern irgendetwas in der gemeinsamen Umgebung der Paare. Falls einer Ihrer Angehörigen an einer neurodegenerativen Erkrankung leidet, tragen Sie selbst ein höheres Risiko.

Demenz und andere Formen der Neurodegeneration sind nicht Bestandteil des normalen Alterungsprozesses. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass Sie Demenz bekommen, nur weil Sie älter werden. Unser Gehirn ist durchaus in der Lage, unser ganzes Leben lang normal zu funktionieren, egal, wie alt wir werden. Das Altwerden ist zwar tatsächlich ein Risikofaktor für die Neurodegeneration, aber nicht ihre Ursache! Demenz und andere neurologische Erkrankungen lassen sich verhindern und behandeln. Dieses Buch wird Ihnen zeigen, wie Sie sich Ihre geistigen Fähigkeiten Ihr ganzes Leben lang erhalten können.

Ich möchte Ihnen empfehlen, dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen. Es enthält allerdings eine riesige Anzahl an Informationen. Falls Sie zu große Angst haben und möglichst schnell mit dem Programm anfangen wollen, finden Sie die wichtigsten Informationen in den Kapiteln 12–19. Wenn Sie das ganze Buch lesen, werden Sie das Programm aber besser würdigen und verstehen können.

Kapitel 2 enthält grundlegende Informationen über die Struktur des Gehirns, Kapitel 3 eine kurze Beschreibung der wichtigsten neurodegenerativen Erkrankungen. In den Kapiteln 4–11 befasse ich mich mit den Hauptfaktoren, die zur Neurodegeneration führen können. Danach (Kapitel 12–15) geht es um die Rolle von Fett und Cholesterin bei der Gesundheit des Gehirns und darum, dass Fett in der Ernährung das Gehirn schädigen, aber auch heilen kann. Dort stelle ich das Wunder der Ketontherapie vor. In den Kapiteln 16–18 spreche ich über die Auswirkungen der Ernährung auf die Gesundheit des Gehirns. In Kapitel 19 bringe ich dann alle relevanten Informationen aus den vorhergehenden Kapiteln zusammen und entwickle das Anti-Alzheimer-Programm. Schließlich finden Sie in Kapitel 20 Kochrezepte, die Ihnen helfen sollen, das Programm für sich zu einem Erfolg zu machen.

2 • Das menschliche Gehirn

Ein Supercomputer

Fast alle Tiere auf der Erde haben ein Gehirn – Vögel, Fische, Frösche und selbst die winzigsten Insekten. Die einzigen Ausnahmen sind einige sehr primitive Tiere wie Quallen und Schwämme. Unser Gehirn gleicht einem unglaublich leistungsfähigen Computer, der eine Unmenge komplexer Daten mit einer Vielzahl von Feedback-Mechanismen und einem unaufhörlichen Strom eingehender Daten koordiniert. Doch selbst die fortschrittlichsten Supercomputer können nicht mit dem menschlichen Gehirn mithalten. Computer können zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen Berechnungen anstellen oder Daten wieder aufrufen, doch sie können diese Daten nicht benutzen, um zu denken, zu argumentieren, Entscheidungen zu treffen, Gefühle zu verarbeiten oder kreativ zu sein. Unser Gehirn kann all das – und noch viel mehr! Dabei hat es lediglich die Größe eines kleinen Blumenkohls und wiegt durchschnittlich nicht einmal 3 Pfund.

Unser Nervensystem besteht aus dem Gehirn, dem Rückenmark und den peripheren Nerven, die zusammen ein komplexes, integriertes Netzwerk für die Verarbeitung von Informationen und die Steuerung von Funktionen bilden. Im Zentrum dieses Netzwerks befinden sich das Gehirn und das Rückenmark, die zusammen als Kontrollzentrum des Körpers fungieren und als Zentralnervensystem bezeichnet werden.

Unser Gehirn ist ständig aktiv. Ob wir wach sind oder schlafen – es koordiniert unzählige Funktionen. Da es dafür sehr viel Energie und eine kontinuierliche Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen braucht, steht ihm eines der größten Netzwerke von Blutgefäßen im Körper zur Verfügung. Bei Erwachsenen entfallen zwar nur 2 Prozent des Körpergewichts auf das Gehirn, doch mit jedem unserer Herzschläge gelangen über die Arterien 20–25 Prozent unseres Blutes dorthin. Es verbraucht fast ein Viertel des im Körper verfügbaren Sauerstoffs.

Die Hirnzellen

Unser Gehirn besteht aus Tausenden von Kilometern miteinander verbundener Nervenzellen (insgesamt rund 100 Milliarden) mit unzähligen Fortsätzen, die alle Bewegungen, Empfindungen, Gedanken und Gefühle kontrollieren, die das menschliche Leben beinhaltet. Es gibt verschiedene Typen von Nervenzellen, die unterschiedliche Funktionen haben. Manche geben Informationen unserer Sinne von peripheren Nerven im ganzen Körper an das Gehirn weiter, andere liefern dem übrigen Körper Befehle des Gehirns und wieder andere bilden ein Gerüst, das andere Nerven stützt. Das Gehirn besteht zwar ausschließlich aus Nervenzellen, hat aber kein Schmerzempfinden, da die dortigen Nerven keine Schmerzrezeptoren besitzen. Kopfschmerzen spüren wir aufgrund von sensorischen Impulsen, die vor allem von dem Gewebe stammen, das unseren Schädel umgibt.

Unser Gehirn enthält zwei Arten von Nervenzellen: Gliazellen und Neuronen. Die Gliazellen (das Wort glia geht auf das lateinische Wort für »Leim« zurück) kommen am häufigsten vor. Sie liefern die strukturelle Stütze, sozusagen den Leim, der alle Hirnzellen zusammenhält. Bei den Gliazellen sind wiederum mehrere Typen zu unterscheiden, die jeweils unterschiedliche lebenswichtige Funktionen erfüllen. Sie liefern dem Gehirn beispielsweise Nährstoffe, isolieren die Neuronen voneinander, bekämpfen Pathogene, entfernen abgestorbene Neuronen und regulieren den Liquor, die Flüssigkeit, die das Gehirn umgibt. Signale übertragen die Gliazellen allerdings nicht – das ist die Aufgabe der Neuronen.

Die Neuronen übertragen Signale über elektrochemische Impulse, die es uns ermöglichen, zu denken, zu handeln und unsere Umgebung wahrzunehmen. Sie unterscheiden sich stark in ihrer Größe. Eine einzige Nervenzelle in einer unserer Fingerspitzen kann sich über unseren ganzen Arm erstrecken, während Neuronen im Gehirn zum Teil nur wenige Millimeter lang sind. Ein einziges Neuron kann mit Zehntausenden anderen Neuronen direkt verbunden sein, sodass insgesamt mehr als 100 Billionen Verbindungen entstehen, die jeweils Hunderte von Berechnungen in der Sekunde durchführen können. Das bildet die Grundlage für unser Gehirn, sich zu erinnern und zu denken.

Die Neuronen haben drei Hauptbestandteile. Der Zellkörper enthält die meisten Organellen (Zellorgane), auch den Zellkern, die Mitochondrien (die Energie erzeugen) und die Ribosomen (für die Erzeugung von Proteinen). Das Axon, ein langer, kabelartiger Vorsprung, transportiert elektrochemische Botschaften (Nervenimpulse) über die gesamte Länge der Zelle. Die Dendriten oder Nervenenden verzweigen sich wie die Äste eines Baumes, um Verbindungen zu anderen Zellen herzustellen und es den Neuronen zu ermöglichen, miteinander zu kommunizieren oder ihre Umgebung wahrzunehmen.

Die Neuronen senden mit enormer Geschwindigkeit Botschaften in Form elektrochemischer Impulse. Partielle Impulse gibt es nicht – die Neuronen feuern entweder Botschaften ab oder schweigen. Die Intensität wird dadurch ausgedrückt, wie viele Neuronen wie schnell feuern. Eine starke Reaktion kommt dadurch zustande, dass viele Neuronen in schneller Folge feuern. Die Neuronen feuern immer Impulse ab, wenn sie die Anweisung dazu bekommen – durch Empfindungen der peripheren Nerven oder durch Befehle und Gedanken im Gehirn. Die Neuronen geben elektrochemische Signale weiter, die nur in einer Richtung übertragen werden, von einer Nervenzelle zur nächsten. Diese Signale werden von den Dendriten aufgefangen und über das Axon durch die Zelle transportiert, verzweigen sich dann zu den zahlreichen Axonenden und werden an die Dendriten benachbarter Neuronen weitergegeben.

Struktur eines Neurons und der synaptischen Verbindung zwischen zwei Neuronen

Die Axonenden berühren die Dendriten benachbarter Neuronen nicht – die elektrochemischen Signale müssen von einer Zelle zur nächsten »springen«. Die Lücken zwischen den Axonenden und den Dendriten werden als Synapsen bezeichnet. Im typischen Fall hat ein Neuron zwischen 1000 und 10000 Synapsen. Die Synapsen sind unglaublich schmal – ihre Breite beträgt nur etwa 2 Millionstel eines Zentimeters. Wenn ein Nervenimpuls das Ende eines Axons erreicht, überträgt es das Signal zum nächsten Neuron. Das geschieht durch die Freisetzung von Stoffen, die als Neurotransmitter bezeichnet werden, in diesen mit Flüssigkeit gefüllten Bereich. Die Neurotransmitter überqueren die Synapse zum nächsten Neuron und lösen einen elektrochemischen Impuls aus, der auf die gleiche Weise an das nächste Neuron weitergegeben wird.

Die Neurotransmitter sind das Medium, über das die Neuronen miteinander kommunizieren. Es gibt verschiedene Neurotransmitter – Endorphine, Epinephrin (Adrenalin), Melatonin, Glutamin und Dopamin gehören zu den bekanntesten. Bestimmte Neuronen in unterschiedlichen Teilen des Gehirns benutzen spezifische Neurotransmitter. Psychoaktive Stoffe erzielen ihre Wirkung über die Aktivierung von Neurotransmitterrezeptoren in Neuronen. So aktivieren Medikamente und Drogen, die süchtig machen, wie Kokain, Amphetamine und Heroin, dopaminsensitive Neuronen.

Wie unser Gehirn aufgebaut ist

Die Axone nehmen den meisten Platz im Gehirn ein. Viele sind von dicken Hüllen aus einer fettigen weißen Substanz namens Myelin ummantelt, was die Geschwindigkeit der Impulse beim Durchqueren des Nervs stark erhöht. Die von Myelin umhüllten Axone bilden im Gehirn einen Bereich, der als weiße Substanz bezeichnet wird. Die Zellkörper, die nicht von Myelin bedeckt sind, bilden die graue Substanz. Die Neuronen im Gehirn werden strukturell von haarähnlichen Gliazellen gestützt.

Im Vergleich zu anderen Körperzellen enthalten die Nerven einen unverhältnismäßig großen Anteil an Lipiden (Fett und Cholesterin). Wenn man von seinem Wassergehalt absieht, besteht das Gehirn zu rund 60 Prozent aus Fett. Das verleiht ihm eine weiche, gelatineartige Beschaffenheit. Weil es ein empfindliches und lebenswichtiges Organ ist, ist es in die harte Schutzschale des Schädels eingebettet, wird von einer straffen fibrösen Membran (der Dura Mater, was im Lateinischen »harte Mutter« bedeutet) umhüllt und ist zudem von einem flüssigen Füllmaterial umgeben, dem Liquor, der wie ein Kissen wirkt und traumatische Schocks absorbiert. So ist das Gehirn vor den meisten Stößen und Stürzen gut geschützt.

Auch die Blutgefäße im Gehirn haben eine Schutzfunktion. Das Gehirn ist gegenüber chemischen und mikrobiellen Angriffen sehr empfindlich. Toxine und Mikroorganismen, die häufig im Blut vorhanden sind, könnten das Hirngewebe stark schädigen. Um schädliche Substanzen auszusperren, sind die Wände der Blutgefäße im Gehirn eng aneinandergefügt und bilden so die Blut-Hirn-Schranke. Diese Schranke versperrt den meisten gefährlichen Substanzen den Weg und lässt fast nur Hormone, Sauerstoff, Glukose, Ketone, Aminosäuren und andere Nährstoffe ins Gehirn hinein.

Die drei Hauptkomponenten des Gehirns sind der Hirnstamm, das Kleinhirn und das Großhirn. Jeder Bereich im Gehirn hat eine bestimmte Funktion, doch an vielen dieser Funktionen sind mehrere unterschiedliche Bereiche beteiligt. Der Hirnstamm, eine Fortsetzung des Rückenmarks, überwacht unwillkürliche Aktivitäten wie die Atmung und die Verdauung. Das Kleinhirn koordiniert die Muskelbewegungen und steuert die Haltung und das Gleichgewicht. Das Großhirn, das verschlungen und gefaltet aussieht und oben liegt, ist viel größer als die beiden anderen Komponenten, es umfasst 70 Gewichtsprozent des gesamten Nervensystems. Seine äußere Oberfläche, die aus grauer Substanz besteht, wird als Großhirnrinde bezeichnet. Sie enthält die meisten Kontrollzentren des Körpers. Dort werden die sensorischen Daten analysiert, dort denken wir, erinnern uns und argumentieren. Von dort gehen auch die Impulse aus, die das gesamte Aktivitätsspektrum der Muskeln und Drüsen steuern. Unter der Großhirnrinde, tief im Inneren des Großhirns, liegt der Sitz der Gefühle und des Lernens. Durch eine tiefe Furche wird das Großhirn senkrecht in zwei Hälften – die linke und die rechte Hemisphäre – gespalten. Aus Gründen, die wir noch nicht kennen, verlaufen die Verbindungen über Kreuz – die linke Hälfte des Großhirns steuert die rechte Seite des Körpers und umgekehrt. So steuert die linke Hemisphäre die rechte Hand, die rechte Hemisphäre hingegen die linke.

Wenn es zu schweren Verletzungen kommt, können die Zellen in der Großhirnrinde im Laufe der Zeit neue Funktionen übernehmen. Da die beiden Hemisphären sich in einem gewissen Maß gegenseitig duplizieren, kann die eine manche Funktionen der anderen übernehmen.

Degeneration des Gehirns

Zu schwere Verletzungen oder das Absterben von Neuronen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns verursachen die Symptome, die für die einzelnen neurodegenerativen Erkrankungen typisch sind.

Durch einen Schlaganfall wird die Sauerstoffzufuhr zu Hirnzellen unterbrochen und die betroffenen Hirnbereiche sterben ab. Ein Schlaganfall in der linken Hälfte der Großhirnrinde kann zum Funktionsverlust auf der rechten Körperseite führen. Da die linke Hemisphäre bei den meisten Menschen die sprachlichen Fähigkeiten steuert, führt ein Schlaganfall in diesem Bereich nicht selten zum Verlust der Fähigkeit, zu sprechen oder Gesprochenes zu verstehen.

Zur amyotrophen Lateralsklerose (ALS) kommt es durch die Zerstörung von Hirnzellen in der Großhirnrinde, die die willkürlichen Muskelbewegungen kontrollieren.

Unter der Großhirnrinde, im Körper des Großhirns, befindet sich die weiße Substanz. Sie enthält einige Inseln aus grauer Substanz, die Basalganglien, die die willkürlichen Bewegungen steuern. Wird die normale Funktion der Basalganglien gestört, kommt es zur Parkinson- oder Huntington-Krankheit.

Das Myelin, das die Axone der Nervenzellen umgibt, ist ein wichtiger Stoff. Es ist zwar in der weißen Substanz konzentriert, findet sich aber im ganzen Gehirn und im Rückenmark. Wenn die Myelinschutzschicht zerfällt, wird die Kommunikation zwischen den Nervenzellen unterbrochen und es treten Symptome auf, die für multiple Sklerose typisch sind.

Mitten im Großhirn liegt der Hippocampus, das Zentrum des Kurzzeitgedächtnisses und des Denkens. Hier und in der Großhirnrinde führen dysfunktionale Zellen zu Alzheimer und Demenz. Vaskuläre Demenz kann sich entwickeln, wenn Arterien, die zu diesem Teil des Gehirns führen, durch Plaque verstopft werden, oder auch bei zahlreichen kleinen Schlaganfällen. Wenn wir älter werden, verlieren alle unsere Organe an Leistungsfähigkeit – auch unser Gehirn! Das ist schlicht ein Bestandteil des Alterungsprozesses. Trotzdem können wir bis weit in ein hohes Alter hinein leben, ohne dass sich die verheerenden Auswirkungen neurodegenerativer Erkrankungen entwickeln. Zwischen den Gehirnen von Alzheimer-Patienten und denen von Menschen, die schlicht normal gealtert sind, bestehen auffallende Unterschiede. Der Verfall, der im Rahmen des normalen Alterungsprozesses stattfindet, ist gleichmäßig über das ganze Gehirn verteilt; bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten hingegen tritt er nur in bestimmten Bereichen des Gehirns auf. Durch das normale Altern entstehen lediglich ganz kleine physikalische und chemische Veränderungen beim Hirngewebe, doch bei neurodegenerativen Erkrankungen sind erhebliche physikalische, chemische und degenerative Veränderungen vorhanden.

Demenz und andere Formen der Neurodegeneration sind keine normalen Folgen des Alterns, sondern Krankheiten, die eine Ursache haben und für die es eine Lösung gibt. Selbst wenn Sie sehr alt werden, können Sie Ihr gesamtes Leben ohne eine neurodegenerative Krankheit verbringen. Andere Menschen haben das geschafft und schaffen es noch. Das Alter ist keine Entschuldigung!

Hendrikje van Andel-Schipper aus Hoogeveen in den Niederlanden ist ein gutes Beispiel. Als sie 2005 im Alter von 115 Jahren starb, war sie der älteste Mensch auf der ganzen Welt. Ihr Verstand blieb bis zu ihrem Tod scharf; sie scherzte, das Geheimnis ihrer Langlebigkeit sei der Verzehr von Salzheringen. Ihr Leben lang war sie schlagfertig – als man sie fragte, was sie Leuten raten würde, die den Wunsch hegten, lange zu leben, sagte sie: »Weiterzuatmen.« Wissenschaftlern zufolge war ihr Verstand wirklich so gut, wie es schien. Als ihr Gehirn nach ihrem Tod untersucht wurde, waren kaum Zeichen der Degeneration erkennbar, die mit abnehmenden geistigen Fähigkeiten im Zusammenhang steht.

Van Andel-Schipper im Alter von 113 Jahren

1972, als sie 82 Jahre alt war, vermachte Hendrikje van Andel-Schipper ihren Körper der Universität von Groningen zu wissenschaftlichen Zwecken. Mit 111 rief sie erneut dort an, weil sie befürchtete, sie könnte nicht mehr von Interesse sein. Die Wissenschaftler erkannten, dass sich ihnen hier die seltene Gelegenheit bot, einen sehr alten Menschen zu untersuchen, und begannen umgehend, ihre kognitiven Fähigkeiten zu testen. Zwar hatte sie Probleme mit ihren Augen, schnitt aber besser ab als durchschnittliche 60- oder 70-Jährige. Die alte Dame erfreute sich bester Gesundheit. Sie hatte eine 15 Jahre andauernde Brustkrebserkrankung überlebt und starb schließlich an Magenkrebs. Trotz dieser Probleme blieb ihr Verstand bis zum Schluss klar und scharf. Hendrikje van Andel-Schipper bewies, dass alt zu werden nicht gleichbedeutend mit der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen ist. Wir Menschen können sehr alt werden, ohne dass unsere geistigen Fähigkeiten erheblich nachlassen.

Die Neuronen sind die langlebigsten Zellen in unserem Körper. Die meisten anderen Zellen sterben alle paar Wochen oder Monate ab und werden dann ersetzt. Manche, beispielsweise die in den Schleimhäuten des Verdauungsapparats, leben nur wenige Tage. Knochenzellen, die zu den langlebigsten Zellen gehören, werden jeweils nach einigen Jahren ersetzt. Doch die Nervenzellen können uns unser ganzes Leben lang erhalten bleiben. Die Hirnzellen, die Sie heute haben, sind größtenteils noch die, mit denen Sie geboren wurden. Wenn wir altern, sterben die Hirnzellen allmählich ab. Auch Verletzungen und Krankheiten führen zum Verlust von Hirnzellen. Daher könnten Sie heute weniger Hirnzellen haben als bei Ihrer Geburt. Neurodegenerative Krankheiten beschleunigen den Verlust von Hirnzellen und damit auch den geistigen Verfall.

Regeneration der Hirnzellen

Der 3 Jahre alte Nico litt an schweren, lebensbedrohlichen epileptischen Anfällen. Eine medikamentöse Behandlung war erfolglos geblieben. Seine einzige Hoffnung war eine radikale Operation, die aber zu schweren, dauerhaften körperlichen und geistigen Behinderungen führen konnte. Die Chance, die ansonsten nicht behandelbaren Anfälle zu verringern, überwog das Risiko. Folglich entfernten die Ärzte bei Nico die gesamte rechte Hirnhälfte und die Anfälle hörten auf.

Zwar war die Operation ein Erfolg, doch wie konnte Nico mit nur einem halben Gehirn leben? Trotz einiger kleiner Probleme bei den motorischen Fähigkeiten ist er heute, 8 Jahre nach der Operation, ein ganz normaler Junge. Er hinkt zwar ein bisschen, rennt aber herum und spielt. Die Fähigkeiten, die mit seiner rechten Hirnhälfte verbunden waren – Mathematik, die bildenden Künste und Musik –, hat die linke übernommen. Bei den verbalen Fähigkeiten, die normalerweise in der linken Hirnhälfte lokalisiert sind, liegt er deutlich über dem Durchschnitt. In der Schule entsprechen seine Leistungen im Rechnen und in Musik seinem Alter; nur seine Leistungen beim Zeichnen und seine Handschrift sind nicht altersgemäß. Er hat aber keine kognitive Behinderung. Die geschriebene Sprache meistert er mithilfe eines Computers und er zeigt Talent beim technischen Zeichnen. Nicos bemerkenswerte Geschichte erzählt sein Arzt Dr. Antonio Battro in seinem Buch Half a Brain is Enough.

Nico ist nicht der Einzige, der die Entfernung eines beträchtlichen Teils seines Gehirns ohne größere geistige Defekte überlebt hat, das ist auch vielen anderen Menschen gelungen. 1987 erlitt der 14-jährige Ahad Israfil einen Kopfschuss, als sein Arbeitgeber aus Versehen eine Waffe auf den Boden fallen ließ. Dabei wurde die rechte Seite des Schädels und des Gehirns des Jungen weitgehend zerstört. Nach einer 5-stündigen Operation, die ihm das Leben rettete, waren die Ärzte fassungslos – Ahad versuchte, zu sprechen!

Die Operation hinterließ an der Seite von Ahads Kopf ein großes Loch. Später wurde es mit einem Silikonblock gefüllt und mit einem Hautlappen abgedeckt, auf dem dann wieder Haare wuchsen, sodass er jetzt ziemlich normal aussieht. Er benutzt zwar einen Rollstuhl, hat aber die meisten seiner kognitiven Fähigkeiten wiedergewonnen und das Juniorcollege mit Auszeichnung abgeschlossen.

Das Gehirn kann eine fehlende Hemisphäre zwar nicht rekonstruieren, doch es kann ihren Verlust kompensieren. Wenn ein halbes Gehirn ebenso gut funktionieren kann wie ein ganzes, kann auch ein Gehirn, das durch eine Verletzung, eine Krankheit oder den Alterungsprozess beschädigt wurde, normal funktionieren. Das Gehirn verfügt über eine erstaunliche Fähigkeit, sich neu zu verdrahten. Wenn ein Teil ausfällt, können die verbliebenen Neuronen seine Funktionen übernehmen.

Das Gehirn kann sich aber nicht nur neu verdrahten, sondern auch Hirnzellen reparieren und neue Hirnzellen bilden. Für viele ist das eine schockierende Erkenntnis. Die Ärzte halten nämlich seit fast einem Jahrhundert an der konventionellen Überzeugung fest, dass unsere 100 Milliarden Hirnzellen alle bereits bei unserer Geburt vorhanden waren und dass das Gehirn von Erwachsenen keine neuen Zellen wachsen lassen kann. Man glaubte, mit den Hirnzellen, mit denen wir geboren werden, müssten wir unser ganzes Leben lang auskommen. Würden Hirnzellen aufgrund von Verletzungen, Krankheiten oder des Alters absterben, seien sie für immer verschwunden. Man nahm an, für Menschen, die einen erheblichen Verlust an Hirnzellen erlitten hatten, gebe es keine Hoffnung. In den letzten Jahren hat sich aber gezeigt, dass das nicht stimmt! Die Neuronen werden den größten Teil unseres Lebens hindurch kontinuierlich ersetzt – Hirnzellen, die durch eine Verletzung oder eine neurodegenerative Krankheit wie Alzheimer oder Parkinson zerstört wurden, können also wiederhergestellt werden. Für Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen besteht somit durchaus Hoffnung!

Im menschlichen Gehirn kommt es bis ins hohe Alter zur Neurogenese, der Regeneration der Zellen.

Bei Vögeln und Ratten beobachten die Wissenschaftler schon seit vielen Jahren eine Regeneration der Hirnzellen (die als Neurogenese bezeichnet wird), doch man ging davon aus, dass das Gehirn die Neurogenese mit dem Fortschreiten der Evolution und der Zunahme der geistigen Fähigkeiten immer weniger unterstützt. 1999 beobachteten Forscher von der Princeton University bei erwachsenen Makaken (meerkatzenartigen Affen) eine Regeneration der Hirnzellen, was stark darauf hindeutet, dass dieser Prozess auch beim Menschen auftritt. 1

Die Forscher stellten fest, dass die neuen Neuronen in der Auskleidung der Hirnventrikel – lange, mit Flüssigkeit gefüllte Strukturen, die sich tief im Inneren des Hirnzentrums befinden – gebildet wurden und dann über beträchtliche Strecken zu verschiedenen Teilen der Großhirnrinde wanderten. Sie bildeten Synapsen zu älteren Zellen in den Frontallappen (wo die Persönlichkeit, die Planung, die Entscheidungsfindung und das Arbeitsgedächtnis lokalisiert sind) und den Parietallappen (wo sich das Gedächtnis für die visuelle Erkennung befindet).

Bei der Behandlung von Krebs injizieren die Ärzte den Patienten manchmal einen chemischen Marker namens Bromdesoxyuridin (BrdU), um die Entwicklung von Tumoren verfolgen zu können. BrdU wird in die DNA neu gebildeter Zellen eingebaut. Die Substanz ermöglicht es den Ärzten, bei Krebspatienten neue Bereiche mit unkontrolliertem Zellwachstum zu entdecken. Sie erscheint nicht nur in der DNA von Krebszellen, sondern von allen Zellen, die etwa zur Zeit der Injektion gebildet wurden. Bei der Untersuchung der Gehirne verstorbener Krebspatienten fanden die Ärzte BrdU in den Zellen, was auf ein neues Wachstum von Hirnzellen bei Erwachsenen hindeutet.

Bei weiteren Forschungen konnte neues Zellwachstum in verschiedenen Teilen des menschlichen Gehirns entdeckt werden, einschließlich des olfaktorischen Systems (das für unseren Geruchssinn zuständig ist) und des Hippocampus (eines der Hauptzentren für das Gedächtnis). 2 Die Forscher fanden zudem heraus, dass die mit Flüssigkeit gefüllten Ventrikel ein Reservoir von Hirnstammzellen enthalten, die sich in alle anderen Hirnzellentypen verwandeln können. Jetzt ist offensichtlich, dass die Neurogenese im Gehirn erwachsener Menschen selbst im hohen Alter noch abläuft. Diese Entdeckung bedeutet neue Hoffnung für alle, die derzeit an neurodegenerativen Erkrankungen leiden oder ihnen entgehen möchten.

3 • Die vielen Gesichter der Neurodegeneration

Es gibt eine Vielzahl neurodegenerativer Erkrankungen. In diesem Kapitel werde ich einige der häufigsten besprechen. Alle hier erwähnten lassen sich, wie viele andere auch, durch die Verfahren behandeln, die ich in diesem Buch beschreibe.

Alzheimer

2002 gab Charlton Heston bekannt, dass er an der Alzheimer-Krankheit leide. Der Schauspieler, der so herausragende Figuren wie Moses in Die zehn Gebote und Ben Hur im gleichnamigen Film dargestellt und oft furchtlose, unbesiegbare Helden gespielt hatte, erklärte jetzt: »Nun muss ich Mut und Akzeptanz im gleichen Maße aufbringen.« Er nahm sein Schicksal mutig an und ergab sich doch in das unvermeidliche Ende. Alzheimer befällt Menschen aller Schichten – nicht einmal ein Filmheld konnte sich dieser furchtbaren Krankheit entziehen. Andere berühmte Persönlichkeiten, die gegen Alzheimer kämpfen mussten, waren der frühere US-Präsident Ronald Reagan, die Schauspieler Charles Bronson und James Doohan, Schauspielerin Rita Hayworth, Sänger Perry Como und Boxweltmeister Sugar Ray Robinson.

Die nach ihm benannte Krankheit wurde erstmals 1906 von dem deutschen Neuropathologen und Psychiater Alois Alzheimer (1864–1915) beschrieben. Heute ist sie in den Ländern des Westens und in Japan die häufigste Form der Demenz. 5,3 Millionen US-Amerikaner müssen mit ihr leben. Sie zerstört die Hirnzellen und verursacht Gedächtnisverlust sowie Probleme beim Denken und Verhalten, die so schwer sind, dass sie die normalen Aktivitäten des täglichen Lebens beeinträchtigen. Die Krankheit verschlimmert sich im Laufe der Zeit und führt stets zum Tod. Heute ist sie in den USA die siebthäufigste Todesursache.

Derzeit gibt es keine anerkannte medizinische Heilung. Die Behandlung ist darauf ausgerichtet, die Symptome zu lindern und Unterstützung dafür zu bieten, das Leben mit der Krankheit leichter zu machen.

Charlton Heston inBen Hur

Schauspielerin Rita Hayworth

Alzheimer kommt in der Regel erst ab dem 60. Lebensjahr zum Ausbruch und ist durch einen Niedergang kognitiver Funktionen wie Erinnerungsvermögen, logisches Denken und Planen gekennzeichnet. Es kommt zu einem allmählichen Verfall der Mentalfunktionen, der mit kaum bemerkbaren Gedächtnislücken beginnt. Dann gehen die Fähigkeiten, vertraute Aufgaben zu planen und durchzuführen sowie logisch zu denken und zu urteilen, verloren. Der Gedächtnisverlust wird immer schlimmer, bis die Kranken schließlich überhaupt nichts mehr selbstständig machen können. Auch die Fähigkeit, Wörter richtig auszusprechen, und Veränderungen beim Gemüt und bei der Persönlichkeit können offensichtlich werden. Emotionale Probleme wie leichte Erregbarkeit, schlechtes Urteilsvermögen, geistige Verwirrung, Gefühle der Isolation, Desorientiertheit und Halluzinationen treten ebenfalls häufig auf. Bei den Betroffenen können sich zudem Krämpfe, Hypertonus (stärkere Muskelbewegungen) und Inkontinenz entwickeln.

Alzheimer-Patienten leben nach der Diagnose noch durchschnittlich 8 Jahre, doch beim Einzelnen kann die Überlebenszeit relativ kurz (1 Jahr) sein, aber auch sehr lang (20 Jahre). Die Dauer der Krankheit hängt zum Teil von Faktoren wie dem Alter bei der Diagnosestellung und dem Vorhandensein anderer Gesundheitsprobleme ab.

Alzheimer bricht nicht plötzlich aus. Es handelt sich um eine fortschreitende Krankheit, die schon Jahrzehnte vor dem erkennbaren Auftreten der ersten Symptome beginnt. Das leichte bis mäßige Stadium von Alzheimer dauert in der Regel 2–10 Jahre. Schwerer Alzheimer kann 1–5 Jahre dauern.

Alzheimer tritt zwar normalerweise bei älteren Menschen auf, in 10 Prozent der Fälle aber auch schon bei Menschen in den 40ern oder 50ern. Dann spricht man von Alzheimer, der früh eingesetzt hat. Von Alzheimer betroffen sind 3 Prozent aller Menschen zwischen 65 und 74 Jahren, rund 19 Prozent zwischen 75 und 84 und 47 Prozent, also nahezu die Hälfte, der über 85-Jährigen. Bei Frauen tritt die Krankheit etwas häufiger auf als bei Männern.

Die Zahl der Alzheimer-Fälle wächst derzeit schnell. 1979 waren nur rund zwei Personen von 1000000 betroffen, 2006 schon 20 von 100000. 1 Für die nächsten 20 Jahre rechnet man mit einer Verdopplung.

Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, dass Alzheimer deshalb zunimmt, weil die Menschen heute länger leben als früher. Das stimmt aber nicht. Alzheimer ist kein normaler Alterungsprozess, sondern ein abnormer Zustand – eine Krankheit. Das Alter, in dem sich Alzheimer entwickelt, sinkt ständig. 10 Prozent aller Alzheimer-Patienten bekommen die Krankheit früh (gewöhnlich in den 40er- und 50er-Jahren); es ist bekannt, dass sie auch schon im Alter von 17 Jahren ausbrach. Die Zunahme der Fälle ist also nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Bevölkerung älter wird als früher; offenbar spielen auch die Umgebung und das Umfeld eine große Rolle.

Der beste Zeitpunkt für die Behandlung von Alzheimer liegt vor dem Punkt, an dem die Symptome leicht erkennbar werden. Es ist wie bei allen neurologischen Erkrankungen: Wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass die Symptome offensichtlich werden, ist ein großer Teil des Schadens bereits passiert. Je früher ein Problem erkannt wird, desto wirkungsvoller ist die Behandlung.