Fett heilt, Zucker tötet - Bruce Fife - E-Book

Fett heilt, Zucker tötet E-Book

Bruce Fife

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Beschreibung

Warum gesunde Fette ein unglaubliches Heilungspotenzial haben ...
... und raffinierte Zucker und Kohlenhydrate eine Massenvernichtungswaffe sind


Seit Jahrzehnten meiden wir Fett wie die Pest, wir essen fettarme und fettfreie Produkte, lieber Eiweiß statt Eigelb und schneiden jedes Stückchen Fett vom Fleisch, um der allgemein akzeptierten Empfehlung nachzukommen, unseren Fettkonsum einzuschränken.

Wir haben unseren Fettverzehr insgesamt erfolgreich reduziert und Fett durch sogenannte gesunde Kohlenhydrate ersetzt - zumeist in Form von raffiniertem Getreide und Zucker. Was ist die Folge daraus? Adipositas befindet sich auf einem historischen Höchststand, Diabetes und Stoffwechselstörungen sind auf epidemische Ausmaße angewachsen, und Herzerkrankungen sind Todesursache Nummer eins. Pflichtbewusst haben wir den Rat der »Experten« befolgt, und in der Folge sind wir heute kränker als jemals zuvor.

Wie es zum »Krieg gegen das Fett« kam und warum er noch heute andauert

Was ist da schiefgelaufen? Sie können sich bei der Zuckerindustrie bedanken. Mit cleverem Marketing, Irreführung, mangelhaften wissenschaftlichen Studien und einflussreicher Lobbyarbeit hat die Zuckerindustrie mit Erfolg die Aufmerksamkeit weg von sich selbst gelenkt und die Schuld für unsere schlechte Gesundheit dem Fett, insbesondere dem gesättigten Fett, in die Schuhe geschoben. Und wir sind voll darauf reingefallen.

Der größte Ernährungsirrtum: Wie fettarme Diäten Sie fett werden lassen

Dieses Buch erklärt Ihnen, wie Zucker und raffinierte Kohlenhydrate Ihre Gesundheit zerstören. Es liefert neue Belege und aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse über das unglaubliche Heilungspotenzial von Speisefett und erläutert, wie und warum bestimmte Fette heute nicht nur als gesund gelten, sondern sogar zu unseren stärksten Superfoods gehören und Ihnen mehr Vitalstoffe liefern als das beste Multivitaminpräparat.

Wussten Sie, dass Fett helfen kann,

  • den Blutzucker- und Insulinspiegel zu stabilisieren,
  • den Hormonspiegel auszugleichen,
  • sich vor Infektionskrankheiten zu schützen,
  • eine gesunde Darmflora zu entwickeln,
  • die Verdauungsfunktion zu optimieren und Entzündungen zu beruhigen,
  • überschüssiges Körperfett zu verlieren, einschließlich Bauchfett,
  • sich vor Herzerkrankungen, Diabetes und Alzheimer zu schützen,
  • Blutdruck, Zellwachstum, Immunfunktion, Schleimsekretion, Aktivität des sympathischen Nervensystems und vieles mehr zu regulieren?


Probieren Sie es einfach aus - außer einem schlechten Gesundheitszustand und Ihrem Bauchfett haben Sie nichts zu verlieren!

 

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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1. Auflage Oktober 2019 2. Auflage März 2023 als Sonderausgabe 3. Auflage Mai 2024 als Sonderausgabe

Copyright © 2019 by Bruce Fife Titel der amerikanischen Originalausgabe: Fat heals, sugar kills: the cause of and cure to cardiovascular disease, diabetes, obesity, and other metabolic disorders / Bruce Fife, ND.

Copyright © 2019, 2023, 2024 für die deutschsprachige Ausgabe bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Angelika Orpin Lektorat: Swantje Christow Covergestaltung: Martina Kimmerle Satz und Layout: opus verum, München

ISBN E-Book 978-3-86445-711-1 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Kapitel 1 Irrtümer über Fett

Dem Tode entronnen

Bei seinem Gewicht von 177 Kilogramm war ein Herzinfarkt bei Reyn nur eine Frage der Zeit. Im Januar 2015 kam er mit akutem Herzversagen auf die kardiologische Intensivstation. Nach 12 Tagen wurde er mit einem Sauerstoffgerät aus dem Krankenhaus entlassen. Während des Klinikaufenthalts hatte er zwar ein paar Pfund abgenommen, aber bei seiner Entlassung hatte er trotzdem immer noch 20 Kilogramm überschüssiges Wasser im Körper, das sich, wie das bei Herzinsuffizienz häufig vorkommt, in seiner Bauchhöhle und Lunge angesammelt hatte. Daher das Sauerstoffgerät.

Reyn litt bereits seit 15 Jahren an Typ-2-Diabetes. Auf Anweisung seines Arztes nahm er ein ganzes Arsenal an Medikamenten ein, unter anderem Statine gegen sein erhöhtes Cholesterin, Levemir (ein synthetisches Insulin), NovoNorm und Metformin zur Regulierung des Blutzuckers und Victoza zum Gewichtsabbau. Er befolgte die Empfehlungen seines Arztes und ernährte sich fettarm mit wenig und magerem Protein, mied gesättigte Fette, und seine Mahlzeiten bestanden hauptsächlich aus Getreideprodukten, Obst und fettarmen Milchprodukten. Solange er regelmäßig seine Medikamente einnahm, durfte er sich gelegentlich ein Dessert und Süßigkeiten gönnen, besonders solche mit künstlichen Süßungsmitteln. Aber obwohl er die Medikamente einnahm und sich an die Ernährungsratschläge seines Arztes hielt, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer mehr, und er nahm von Jahr zu Jahr weiter zu. Er habe eben einfach das Pech, klagte er, dass er mit so vielen »genetisch bedingten« gesundheitlichen Problemen zur Welt gekommen sei. Die Zukunft sah düster aus.

Einen Monat nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus besuchte er einen Gesundheitskongress, auf dem viele international anerkannte Fachleute sprachen. Zu seiner Überraschung erfuhr er dort von einer neuen Form des Diabetes-Managements, bei dem mit einer kohlenhydratarmen, fettreichen (LCHF, von Low Carbohydrate, High Fat) Diät gearbeitet wurde. Nach Hause zurückgekehrt, hörte er sich im Internet weitere Vorträge über die positiven Wirkungen der LCHF-Diät an, besonders die Vorträge von Dr. Jason Fung, der einer der Referenten auf dem Kongress gewesen war.

Die LCHF-Diät stand in absolutem Gegensatz zu allem, was Reyn bis dahin über Ernährung und Gesundheit gehört hatte. Bei dieser speziellen Diät sind kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Getreide, stärkereiche Gemüsesorten und die meisten Früchte nur in ganz engen Grenzen erlaubt. Stattdessen liefert Fett die normalerweise über diese kohlenhydratreichen Lebensmittel bereitgestellten Kalorien, folglich ist der Fettkonsum deutlich erhöht. Man nimmt größtenteils gesättigte Fette zu sich, gleichzeitig wird die Menge an mehrfach ungesättigten Pflanzenölen eingeschränkt. Statt fettarmer Fleischsorten und Milchprodukte isst man fettes Fleisch und Vollmilchprodukte. Die meisten Ärzte und Ernährungsberater hätten für eine solche Ernährung nur Verachtung übrig, aber nur weil man ihnen beigebracht hat, an fettarme Diäten zu glauben.

Wir praktizieren jetzt schon 40 Jahre lang eine fettarme Ernährung, und was hat es uns gebracht? Wir sind dicker und kränker geworden! Im Schnitt sind wir heute dicker denn je. Adipositas ist so verbreitet wie nie zuvor, und degenerative Erkrankungen wie Diabetes, Alzheimerkrankheit, Arthritis, Fibromyalgie, Asthma und COPD haben epidemische Ausmaße erreicht. Das Konzept einer fettarmen Ernährung als Strategie zur Verbesserung der Gesundheit ist kläglich gescheitert.

Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine LCHF-Diät den Blutzucker ins Gleichgewicht bringt, die Cholesterinwerte im Blut verbessern, Bluthochdruck senken, überflüssiges Körperfett abbauen, die Energiereserven erhöhen, für einen ausgewogenen Hormonhaushalt sorgen, das Herz stärken und noch vieles mehr erreichen kann. Eine fettarme Ernährungsweise führte bei diesen Problemen durchweg zu keinen nennenswerten Verbesserungen. Medikamente mögen zwar die mit diesen Störungen verbundenen Symptome mildern, aber das lässt sich auch mit der LCHF-Diät erreichen, die darüber hinaus den Patienten ermöglicht, von den Medikamenten loszukommen und ein gesünderes Leben zu führen.

Da Reyn überzeugt war, dass eine LCHF-Diät ihm helfen könnte, stellte er seine Ernährung drastisch um: Er aß fettreiche Lebensmittel, verzichtete auf Obst, Zucker und Getreideprodukte und ergänzte seine Mahlzeiten noch zusätzlich mit Fett. Etwa 75 Prozent seiner Tageskalorienmenge stammten jetzt aus Fett, 15–20 Prozent aus Proteinen und etwa 5 Prozent aus Kohlenhydraten. Allmählich verringerte Reyn die Dosis seines Insulins und der Cholesterinsenker, bis er sie schließlich ganz absetzte.

Seinem Kardiologen sagte Reyn, dass er keine neuen Rezepte für Statine und Insulin mehr wollte, weil sich sein Zustand durch die Ernährungsumstellung verbesserte. Der Kardiologe quittierte das mit einer verächtlichen Bemerkung über Leute, die die Lösung ihrer Probleme im Internet suchen und den Ratschlägen von »Dr. Google« folgen. Trotz der Kritik des Arztes machte Reyn mit seiner neu gefundenen Ernährungsweise weiter. Ein Jahr später hatte er mit der LCHF-Diät 53 Kilogramm abgenommen. Das Abnehmen fiel ihm leicht, weil er nicht mehr ständig unter nagendem Hunger und Energiemangel litt, wie das vorher bei den fettarmen, kalorienbeschränkten Diäten der Fall gewesen war. Im Gegenteil, er genoss vollwertige Mahlzeiten, aß sich satt und hatte so viel Energie wie seit Jahren nicht. Noch nie war Abnehmen so leicht gewesen.

Reyns Blutzuckerwerte verbesserten sich dramatisch. Eine übliche Methode der Blutzuckermessung ist der HbA1c-Test, der den durchschnittlichen Blutzuckerwert über einen Zeitraum von 3 Monaten angibt. Vor Beginn der LCHF-Diät lag Reyns Wert bei 9,1 – extrem hoch. Ein Wert von 6,5 oder darüber ist ein Indikator für Diabetes. Reyn war hochgradig diabetisch. Der Normalwert liegt zwischen 4,0 und 5,6. Prädiabetes liegt im Bereich zwischen 5,7 und 6,4. Nach einem Jahr war Reyns Wert bei 5,9 – eine deutliche Verbesserung und schon fast im Normalbereich. Vor Beginn der Diät litt er an peripherer Neuropathie, die durch seinen Diabetes verursacht wurde; die Schmerzen und Taubheitsgefühle in den Beinen, die eine Begleiterscheinung dieser Erkrankung sind, verschwanden vollständig.

Sein Gesamtcholesterin sank auf 193 mg/dl (5 mmol/l) und sein Blutdruck auf 115/72, beide Werte gelten als ideal. Keine cholesterin- oder blutdrucksenkenden Medikamente mehr für ihn! Im Wesentlichen konnte er all seine Medikamente absetzen, weil er einfach seine Ernährung auf schmackhaftes fettes Fleisch, echte Butter, Vollfettkäse, gesunde Öle, Nüsse, Samen, bis zu zwanzig oder noch mehr Eier pro Woche und große Mengen an Gemüse in verschiedenen fettreichen Saucen mit diversen Kräutern umstellte. Bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus 1 Jahr zuvor stand er buchstäblich mit einem Fuß im Grab. Heute fühlt er sich blendend, ist körperlich aktiver (er schwimmt fünfmal in der Woche 30 Minuten am Tag), ist fröhlicher und hat eine positive Einstellung zum Leben und zu seiner Zukunft.

Reyn und seine Geschichte sind kein Einzelfall; solche Erfolge hatten auch viele andere, die durch eine kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung ihre Gesundheit wiedererlangt haben. Und genauso erfolgreich können auch Sie sein.

Fettarme Diäten bringen uns um

Die staatlichen Gesundheitsbehörden sind bestrebt, die Gesundheit der Bürger zu verbessern und das Risiko für Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes und andere zunehmend besorgniserregende Erkrankungen zu senken, und haben daher Leitlinien für eine gesündere Ernährung festgelegt. Diese Leitlinien geben vor, dass wir mehr Getreideprodukte, Gemüse und Obst, aber weniger Fleisch und Fette zu uns nehmen sollten. Getreideprodukte, so heißt es, sollten den Hauptanteil unserer Nahrung ausmachen, mit 6–11 Portionen pro Tag. Darunter fallen unter anderem Weiß- und Weizenbrot, Brötchen, Frühstückscerealien, Pfannkuchen, Muffins, Crackers, Kekse, Haferflocken, Reis, Mais sowie Brot, Tortillas und Chips aus Maismehl und ähnliche Produkte. Weiter wird gesagt, dass wir dazu täglich 3–5 Portionen Gemüse und 2–3 Portionen Obst essen sollten. Dabei gelten Bratkartoffeln, Pizzasauce und Ketchup sämtlich als Gemüse. Zuckerhaltiger Fruchtsaft, die Füllung eines Kirschauflaufs und Obstkonserven mit Sirup zählen alle zum Obst. Wir werden angewiesen, Milch und Käse auf maximal 2–3 Portionen täglich zu beschränken und uns dabei an die fettfreien oder fettarmen Varianten zu halten. Auch Fleisch, Fisch, Eier und Nüsse sollten nur 2–3 Portionen ausmachen, wobei wir vorzugsweise die mageren Stücke und bei Eiern am besten nur das Eiweiß und nicht das ganze Ei essen sollten. Fett und Zucker sollten »nur gelegentlich« verzehrt werden, und gesättigte Fette werden praktisch komplett aus dieser wissenschaftlich sanktionierten »gesunden« Ernährung gestrichen.

Wir haben uns pflichtschuldigst und nach besten Kräften bemüht, diesen Rat zu befolgen, und das im Großen und Ganzen auch geschafft. Seit den 1970er-Jahren haben wir durchschnittlich 17 Prozent mehr Obst und Gemüse gegessen, unseren Verzehr von Getreideprodukten um 29 Prozent gesteigert, und das Fett, das wir zu uns nehmen, macht nur noch 33 statt 40 Prozent der Kalorienmenge aus, hauptsächlich weil wir auf gesättigte Fette verzichtet haben. In dieser Zeit haben wir auch mehr Sport getrieben – alles in Übereinstimmung mit den Empfehlungen unserer Ärzte und staatlichen Gesundheitsbehörden.

Wir essen mehr fettreduzierte, fettarme und fettfreie Lebensmittel jeglicher Art, darunter mageres Fleisch, und verwenden beim Kochen und bei der Zubereitung von Speisen weit weniger Öl. Diese Reduzierung der Fettmenge hat dazu geführt, dass wir mehr Kohlenhydrate zu uns nehmen, denn wenn die Mahlzeiten weniger fettreich sind, ernährt man sich im Allgemeinen kohlenhydratreicher, um die fehlenden Fettkalorien zu ersetzen. Das heißt, man isst mehr Weizen, Reis, Mais, Pasta, Kartoffeln, Obst und Saft. An die Stelle des typischen Frühstücks von Eiern mit Bacon sind gezuckerte Frühstückscerealien und Orangensaft oder Pfannkuchen mit Sirup und fettarme Milch getreten. Weißmehl steht an erster Stelle bei den Kohlenhydraten, die wir zu uns nehmen; wir essen es in den unterschiedlichsten Produkten, in Brot oder Brötchen, aber häufiger in Donuts, Zimtschnecken, Cupcakes, Pastetenböden sowie allen denkbaren Süßigkeiten und Desserts. Die Empfehlung, den Fettkonsum zu senken und den Verzehr von Getreideprodukten zu erhöhen, hat in der Folge zu einem Anstieg des Zuckerkonsums geführt. Die Leitlinien empfehlen zwar, den Verbrauch von Zucker einzuschränken, aber ohne großen Nachdruck, sodass dieser Hinweis weitgehend ignoriert wird, und der Senkung der Fettmenge insgesamt und dem weitestmöglichen Verzicht auf gesättigte Fette und Cholesterin wird eine größere Bedeutung zugemessen.

Die Reduzierung der Gesamtfettmenge wird in erster Linie dadurch erreicht, dass man den Verzehr von tierischen Fetten und tropischen Ölen einstellt, beides Lieferanten gesättigter Fette. Im Ergebnis werden gesättigte Fette durch mehrfach ungesättigte Pflanzenöle ersetzt. Folglich stieg der Konsum von Pflanzenölen auf Kosten der gesättigten Fette stark an. Unter die Pflanzenöle fallen auch gehärtete Pflanzenfette, Backfette und Margarine.

Da man den Konsum von gesättigten Fetten einschränken wollte, werden Rinder mit weniger Fett gezüchtet, damit sie magereres Fleisch liefern. Das Fleisch, das Sie heute im Laden bekommen, ist sehr viel magerer als das Fleisch, das Ihre Großeltern in den 1960er-Jahren oder früher kauften.

Die fett- und cholesterinarme Ernährung wurde erstmals im Jahr 1961 offiziell von der American Heart Association empfohlen. In den Folgejahren wurden diese Ernährungsempfehlungen noch weiter präzisiert und gipfelten schließlich in der vom United States Department of Agriculture Anfang der 1990er-Jahre eingeführten Lebensmittelpyramide. Obwohl wir all diese empfohlenen Veränderungen in unserer Ernährung im Laufe der Jahre umgesetzt haben, sind wir nicht gesünder geworden. Tatsächlich sind wir heute weniger gesund als je zuvor. In den 1960er-Jahren waren Herzkrankheiten die bei Weitem häufigste Todesursache. Es war eines der zentralen Ziele der fettarmen Diät, die Gefahr von Herzleiden zu verringern, und dennoch sind sie auch 60 Jahre später noch der Killer Nummer eins.

Auf Herzerkrankungen folgen Schlaganfälle als die zweithäufigste Todesursache weltweit, in den Vereinigten Staaten sind sie die fünfthäufigste Todesursache. An Bluthochdruck (Hypertonie), einer maßgeblichen Ursache für Schlaganfälle, leidet jeder dritte Erwachsene in Amerika. Seit den 1960er-Jahren hat die Häufigkeit von Bluthochdruck kontinuierlich zugenommen. In einem einzigen 10-Jahres-Zeitraum, nämlich von 2000 bis 2010, stieg die Zahl der Todesfälle durch Bluthochdruck um 41,5 Prozent.

Als eines der Hauptargumente für die fettarme Diät wird angeführt, dass sie Adipositas verhindern und eine bessere Gewichtskontrolle ermöglichen soll. Das hat aber nicht funktioniert. In den 1960er-Jahren war nur jeder siebte amerikanische Erwachsene adipös, heute ist es jeder dritte. Inzwischen sind über 70 Prozent der amerikanischen Erwachsenen übergewichtig – der höchste Prozentsatz in unserer Geschichte. Selbst unsere Kinder sind dicker geworden: Ein Drittel ist übergewichtig, und 17 Prozent sind adipös. Das wachsende Adipositasproblem in unserem Land hat sich zu einem nationalen Notstand entwickelt.

Eine der am weitesten verbreiteten modernen Seuchen ist Diabetes. 1960 litten weniger als 1 Prozent der amerikanischen Erwachsenen an Diabetes; heute ist diese Zahl auf über 10 Prozent angestiegen. Bei den Senioren über 65 liegt sie noch höher; hier ist jeder vierte betroffen. Außerdem leidet jeder dritte Erwachsene an Prädiabetes, und in der Altersgruppe ab 65 sogar mehr als 50 Prozent. Bei geschätzten 80 Prozent der amerikanischen Erwachsenen besteht eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Insulinresistenz, die Vorbedingung für einen Typ-2-Diabetes. Halten die gegenwärtigen Trends an, so wird nach der Schätzung von Forschern jeder dritte im Jahr 2000 geborene Amerikaner im Laufe seines Lebens an Diabetes erkranken. Derzeit ist Diabetes die siebthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten.

Übergewicht ist zur weltweiten Epidemie geworden.

Die Diabeteszahlen in den Vereinigten Staaten waren relativ stabil und stiegen von 1958 bis 1962 nur geringfügig an. Dann war plötzlich ein steiler Anstieg zu beobachten, gefolgt von einem weiteren ab Mitte der 1990er-Jahre.

Typ-1-Diabetes ist eine erbliche Erkrankung, die weniger als 10 Prozent aller Diabetesfälle ausmacht. Typ-2-Diabetes ist die bei Weitem häufigste Form, er macht mindestens 90 Prozent der Fälle aus. Dieser Diabetestyp wird überwiegend durch eine zucker- und kohlenhydratlastige Ernährung sowie eine sitzende Lebensweise verursacht. Vor einigen Jahren entdeckte man, dass es sich bei der Alzheimerkrankheit ebenfalls um eine Form von Diabetes handelt – Diabetes des Gehirns. Sie wird inzwischen als Typ-3-Diabetes bezeichnet. Auch sie ist hauptsächlich ernährungs- und lebensstilbedingt.

Derzeit werden jede sechste Frau und jeder zehnte Mann, die ein Alter von 55 Jahren erreichen, irgendwann einmal an Alzheimer erkranken. Innerhalb von nur 5 Jahren, zwischen 2000 und 2005, stieg die Zahl der Alzheimer-Fälle um 44,7 Prozent. 1991 wurde die Alzheimerkrankheit in 14 112 Fällen als die zugrunde liegende Todesursache angegeben. Bis 2000 war diese Zahl auf 49 558 angestiegen, bis 2005 auf 71 696, und 2016 starben geschätzt 700 000 Menschen an der Krankheit. 1 Noch vor einer Generation verursachte die Alzheimerkrankheit weniger als 1 Prozent aller Todesfälle und war nicht einmal unter den zwanzig häufigsten Todesursachen. Heute ist sie die sechsthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten.

Nicht nur die tödlichen Krankheiten werden immer mehr, sondern auch diejenigen, die zu Behinderungen und Invalidität führen. Unter anderem werden Glaukom, Makuladegeneration sowie Arthritis und Fibromyalgie, multiple Sklerose, Colitis ulcerosa, Zöliakie und auch Unfruchtbarkeit immer häufiger. Diese Erkrankungen haben in den vergangenen Jahrzehnten rasch zugenommen, und da die Zahlen weiter steigen, können genetische Ursachen ausgeschlossen werden. Genetische Erkrankungen tauchen nicht plötzlich aus heiterem Himmel auf, um sich in einer Bevölkerung wie eine Epidemie zu verbreiten. Obwohl anzunehmen ist, dass es diese Krankheiten in der Geschichte der Menschheit schon immer gab, waren sie bis vor Kurzem doch noch relativ selten.

Es wird behauptet, dass moderne Medikamente und medizinische Technik die Gründe dafür seien, dass die Menschen heutzutage länger leben, und dass eine immer älter werdende Bevölkerung eben auch häufiger an altersbedingten Krankheiten leide als die Menschen in früheren Zeiten. Leider jedoch beschränken sich diese sogenannten altersbedingten Krankheiten nicht allein auf die Älteren. Die Menschen sterben bereits mit 40 und 50 an einem Herzinfarkt, und manche sogar noch früher.

Der Typ-2-Diabetes wurde früher als Altersdiabetes bezeichnet, weil er nur bei älteren Menschen zu beobachten war. Im Laufe der Jahre wurde Diabetes jedoch zunehmend bei jüngeren Leuten diagnostiziert, weswegen die Bezeichnung in Typ-2-Diabetes geändert wurde.

Auch die Alzheimerkrankheit galt früher ausschließlich als Altersleiden, aber heute erkranken auch schon Menschen in den Vierzigern und Fünfzigern daran. Man spricht hier von einer early-onset-Alzheimerdemenz. Manchmal trifft sie bereits Menschen in den Dreißigern oder noch früher. Anscheinend kann diese Krankheit in fast jedem Lebensalter ausbrechen.

Nicht nur degenerative Erkrankungen nehmen zu, auch Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen, etwa Allergien, Asthma, Entwicklungsstörungen, Autismus, kindliche Adipositas, Verkürzung des Zahnbogens und anderes mehr. Diese sind eindeutig nicht durch die Alterung der Bevölkerung bedingt.

Was also geht hier vor? Seit 5 Jahrzehnten befolgen wir die staatlichen Ernährungsrichtlinien, mit dem Ergebnis, dass wir dicker und kränker werden. Krankheiten, die noch vor wenigen Jahrzehnten selten oder unbekannt waren, sind jetzt alltäglich. Offensichtlich läuft irgendetwas ganz gewaltig schief.

Die Ursache dieser Epidemie ist nicht die Tatsache, dass wir alle zu viel essen oder nicht auf unsere Gesundheit achten. Das Problem ist, dass man uns hinsichtlich Ernährung und Gesundheit die falschen Ratschläge gegeben hat. Die fettarme, kohlenhydratreiche Ernährung, für die in den vergangenen Jahrzehnten so intensiv geworben wurde, war eine Katastrophe und hat einen gesundheitlichen Notstand ausgelöst.

Wenn Sie überflüssiges Gewicht abbauen und gleichzeitig Ihr Risiko senken wollen, an Schlaganfall, Herzkrankheiten, Atherosklerose, Krebs und vielen anderen degenerativen Leiden zu erkranken, sollten Sie mehr Fett und weniger Zucker und raffinierte Kohlenhydrate zu sich nehmen. Tatsächlich ist die Entscheidung, mehr Fett zu essen, möglicherweise eine der gesündesten, die Sie überhaupt treffen können – vorausgesetzt, es handelt sich um die richtige Art von Fett. Das klingt weit hergeholt? Ist es aber nicht.

Man hat uns so lange vorgebetet, dass Fett und Cholesterin uns krank machen, dass es einer Gehirnwäsche gleichkam und wir jetzt daran glauben. Wir dürfen Fett nicht länger als unseren Feind betrachten und müssen in unserem Denken über Ernährung und Gesundheit einen kompletten Paradigmenwechsel vornehmen. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass nicht das Fett der Bösewicht ist, dass es uns vielleicht sogar guttun kann, und dass der wahre Übeltäter der Zucker sein könnte. Wäre das möglich? Wie könnten wir das herausfinden? Einen Hinweis finden wir in unserer Geschichte.

In allen Epochen unserer Geschichte war Fett für unsere Vorfahren ein wichtiger und sogar lebensnotwendiger Teil der Nahrung. Fett war ein Leckerbissen, und jedes bisschen Fett an einem Stück Wild wurde herausgelöst und mit Genuss verzehrt. Zucker dagegen gab es entweder gar nicht oder nur ganz selten. Menschen, die sich fettreich ernährten, erfreuten sich bester Gesundheit und entwickelten sich körperlich hervorragend. Als allerdings im 20. Jahrhundert der Konsum von Fett zurückging und der Zuckerkonsum anstieg, nahm unsere Gesundheit Schaden.

Wie eine LCHF-Diät Ihnen nützen kann

Falls Sie befürchten, dass sich bei Ihnen mit fortschreitendem Alter eine chronische degenerative Erkrankung enwickeln könnte, oder wenn sich bei Ihnen bereits Symptome einer vorzeitigen Degeneration zeigen, könnte eine LCHF-Diät die Lösung sein, die Sie suchen. Die meisten chronischen degenerativen Erkrankungen werden von ungesunden Ernährungsgewohnheiten verursacht oder verschlimmert. Leider waren die Ernährungsratschläge, die man uns in den letzten paar Jahrzehnten gegeben hat, ein ganz gewaltiger Irrtum und haben uns in die falsche Richtung geführt.

Nach dem neuesten Stand der Forschung kann eine kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung viele der Gesundheitsschäden rückgängig machen, die die fettarme Ernährung verursacht hat. Zu den zahlreichen Störungen, die mithilfe einer LCHF-Diät aufgehalten oder rückgängig gemacht werden können, gehören:

Adipositas

allergischer Schnupfen

Alzheimerkrankheit

Asthma

Atherosklerose

Bluthochdruck

chronisches

Müdigkeitssyndrom

Colitis ulcerosa

COPD

Depressionen

Diabetes

Epilepsie

Erkrankungen der Gallenblase

Fettleber

Fibromyalgie

Glaukom (grüner Star)

Grauer Star

Hyperandrogenämie

Hyperurikämie

Hypogonadismus

Insulinresistenz

koronare Herzkrankheit

Krebs

Lupus

Magengeschwüre

Makuladegeneration

metabolisches Syndrom

Morbus Crohn

nichtalkoholische Fettleber

Nierenkrankheiten

Nierensteine

Osteoarthritis

Parkinsonkrankheit

polyzystisches Ovarialsyndrom

psychische Störungen

Schlafapnoe

Schlaflosigkeit

Schilddrüsenfunktionsstörungen

Unfruchtbarkeit

vaskuläre Demenz

Eine LCHF-Diät kann eine unglaubliche Anzahl und Vielfalt von Krankheiten positiv beeinflussen; die obige Liste ist nicht vollständig, führt aber doch die häufigsten der zahllosen gesundheitlichen Probleme in modernen Gesellschaften auf. Wenn Sie an irgendeiner dieser Störungen leiden, könnte eine LCHF-Diät eine beeindruckende Veränderung in Ihrem Leben bewirken. Sie werden die meisten oder sogar all Ihre Medikamente absetzen können, mehr Energie haben, widerstandsfähiger gegen Infektionen sein, sich besser fühlen, besser schlafen, klarer denken und ein besseres Gedächtnis und ganz allgemein ein gesteigertes Gefühl des Wohlbefindens haben.

Eine richtig konzipierte LCHF-Diät kann Ihrer Gesundheit zu einem Neustart verhelfen. Die Folgen einer jahrelangen ungesunden Ernährungs- und Lebensweise können beseitigt oder deutlich gemildert werden, sodass Sie einen Neuanfang machen können.

Entscheidend ist hierbei eine »richtig konzipierte« LCHF-Diät. Es nützt nichts, wenn Sie sich nur fettreicher ernähren. Sie müssen auch Ihren Kohlenhydratkonsum senken, besonders den Verzehr von Zucker und raffinierten Getreideprodukten. Wichtig ist auch, welche Art Fett Sie essen. Nicht alle Fette sind gleich wertvoll, und manche können sogar schädlich oder zumindest in zu hohen Mengen schädlich sein. Auch auf die richtigen Mengen und Prozentanteile von Fetten, Kohlenhydraten und Protein kommt es an, ebenso wie auf die Herkunft dieser Nährstoffe. Dieses Buch ist Ihr Wegweiser bei all diesen Fragen.

Auch wenn es vielleicht so aussieht, als könnte eine LCHF-Diät praktisch alles wieder in Ordnung bringen, ist sie keineswegs ein Allheilmittel, und das behaupte ich auch gar nicht. Die Diät an sich heilt gar nichts; sie liefert dem Körper lediglich die Nährstoffe, die er benötigt, um die Missstände zu korrigieren, die ungesunde Ernährung und Lebensweise verursacht haben. Wenn Sie sich bisher wie die meisten Menschen fettarm ernährt haben, könnte diese neue Art zu essen Ihre Gesundheit deutlich verbessern. Sie könnte die Lösung sein, die Sie suchen. Probieren Sie es doch einfach aus – außer Ihrem schlechten Gesundheitszustand haben Sie nichts zu verlieren.

Kapitel 2 Moderne Ernährung und degenerative Erkrankungen

Eine dicke Lüge über Fett

Auf Schritt und Tritt begegnen wir der Ermahnung, weniger Fett zu essen, besonderes weniger gesättigte Fette und Cholesterin. Ärzte empfehlen sehr fettarme Diäten zur Unterstützung im Kampf gegen Herzkrankheiten und andere degenerative Erkrankungen. In den letzten paar Jahrzehnten hat Fett sich den Ruf als größte Gefahr für die Gesundheit in der Geschichte der Menschheit erworben. Alle geben dem übermäßigen Verzehr von Fett die Schuld für ihre gesundheitlichen Probleme. Das ist zu einer bequemen Entschuldigung geworden. Aber wie ungesund ist Fett wirklich? Immerhin essen die Menschen seit Jahrtausenden gesättigte Fette und Cholesterin. Warum gilt das jetzt als gesundheitlich problematisch, wenn es das früher nie war? Vieles, was wir hören, ist nur eine dicke Lüge über Fett. In Wirklichkeit ist Fett ein wichtiger Teil unserer Ernährung und ein lebensnotwendiger Bestandteil unseres Körpers.

Wir denken oft, je weniger Fett wir am beziehungsweise im Körper haben und je weniger Fett wir essen, desto besser. Wenn Sie 68 Kilogramm wiegen, aber nicht übergewichtig sind, dürfte Ihr Körper 14 Kilogramm Fett enthalten. Dieses Fett hat wichtige Aufgaben. Wir brauchen es, um gesund zu bleiben. Tatsächlich könnten wir ohne dieses Fett gar nicht überleben. Fett bildet ein schützendes Polster um empfindliche Organe, hilft, die Körpertemperatur zu regulieren, indem es gegen extreme Außentemperaturen isoliert, ist an der Produktion lebenswichtiger Hormone beteiligt und stellt eine leicht verfügbare Energiequelle dar für Zeiten, in denen Nahrung knapp ist oder wir körperlich besonders aktiv sind. Die Vitamine A, D, E und K, ebenso wie Betacarotin, Lycopen, Lutein, CoQ10 und andere für unsere Gesundheit und unser Überleben unentbehrliche Nährstoffe kommen nur in den Lipid-(Fett-)Bestandteilen pflanzlicher und tierischer Nahrung vor. Fette, auch Lipide genannt, bilden wichtige Strukturelemente all unserer Zellen und ganz besonders der Zellmembranen.

Jede Zelle unseres Körpers braucht eine kontinuierlich zur Verfügung stehende Energiequelle, um funktionsfähig und am Leben zu bleiben. Diese Energie ist für das Überleben der Zelle so unentbehrlich, dass sie schon absterben würde, wenn die Energiezufuhr nur für wenige Minuten unterbrochen würde. Dieser kontinuierliche Energiebedarf wird in erster Linie durch das in unserem Körper gespeicherte Fett gedeckt. Fett liefert die Kalorien, die wir zwischen den Mahlzeiten und während längerer Fastenperioden brauchen. Die Fettspeicher liefern etwa 60 Prozent der Energie, die der Körper auch im Ruhezustand ständig benötigt. Wenn wir Sport treiben oder längere Zeiten keine Nahrung zu uns nehmen, leisten die Fettspeicher einen noch größeren Beitrag zu unserer Energieversorgung.

Eines der wichtigsten Lipide in unserem Körper ist das Cholesterin – ganz richtig, das Cholesterin, der angebliche Bösewicht auf dem Teller. Cholesterin ist so wichtig für die grundlegenden Lebensvorgänge, dass ohne diese Substanz jede einzelne Körperzelle zugrunde gehen würde. Cholesterin ist in sämtlichen Geweben unseres Körpers enthalten und ein unentbehrlicher Bestandteil der Zellmembranen. Neun Zehntel der gesamten Cholesterinmenge im Körper befinden sich in den äußeren und inneren Membranen der Zellen. Für die Bildung von Nervengewebe ist es unentbehrlich. Der Körper nutzt es zur Bildung der Gallensäuren, die für die Verdauung von Fetten und fettlöslichen Vitaminen erforderlich sind. Den größten Teil unseres Vitamin D liefert uns das Cholesterin. Unser Körper wandelt Cholesterin in eine Reihe wichtiger Hormone um, zum Beispiel Östrogen, Progesteron, Testosteron, DHEA, Cortisol und andere mehr. Ohne Cholesterin wären wir geschlechtslos. Das heißt, es gäbe keine Differenzierung in Männer und Frauen, und Fortpflanzung wäre von daher unmöglich.

Dennoch ist ein Mangel an Cholesterin im Allgemeinen kein Problem. Das Vorhandensein von Cholesterin im Körper ist für unsere Gesundheit so wichtig, dass er es selbst in der Leber aus anderen Nährstoffen bildet, wenn wir es nicht über die Nahrung aufnehmen.

In diesem Augenblick bildet Ihre Leber Cholesterin mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 Billiarden Molekülen pro Sekunde. Die Rohstoffe, aus denen die Leber Cholesterin bildet, können aus Kohlenhydraten, Protein oder Fett stammen (sowohl gesättigtem als auch ungesättigtem).

Der Körper ist bestrebt, die Cholesterinmenge, die wir über die Nahrung aufnehmen, und die, die in der Leber gebildet wird, im Gleichgewicht zu halten. Bei geringer Zufuhr über die Nahrung bildet die Leber mehr. Wenn wir mehr über die Nahrung aufnehmen, bildet die Leber weniger. Aus diesem Grund bewirkt selbst eine drastische Verringerung der Cholesterinzufuhr über die Nahrung in vielen Fällen nur ein geringes Absinken des Cholesterinspiegels im Blut. 1 Wenn wir zu viel zu uns nehmen, wird das überschüssige Cholesterin in der Leber abgebaut und in Triglyceride (Fettmoleküle) zur Speicherung als Körperfett umgewandelt.

Fett ist nicht der Bösewicht, als der es oft dargestellt wird, aber trotzdem ist Fett nicht gleich Fett. Einige Nahrungsfette sind gesund für uns, andere nicht ganz so gesund und wieder andere schlichtweg gefährlich. Das Problem ist, dass viele der gesunden Fette als ungesund hingestellt und die wirklich ungesunden als gesund gepriesen werden. Selbst Gesundheitsexperten kennen sich vielfach nicht richtig aus und führen Menschen mit falschen Ernährungsratschlägen in die Irre. Viele Menschen essen momentan Öle, die sie für gesund oder zumindest für unschädlich halten, und schädigen damit doch ihre Gesundheit.

Die Ernährungsrevolution

Unsere Vorfahren ernährten sich von frischen, natürlichen Lebensmitteln, die sie selbst produzierten, jagten, sammelten oder anbauten. Solange sie genug Nahrung bekommen konnten, und dazu gehörten auch Fette von guter Qualität, war ihr Gesundheits- und Ernährungszustand relativ gut. Vor Beginn des 20. Jahrhunderts lebte man von frischen, vollwertigen Nahrungsmitteln, die auf Bauernhöfen vor Ort aufgezogen oder angebaut wurden. Mit der Abwanderung vom Land in die Städte musste die wachsende städtische Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt werden, und es entwickelten sich Massenproduktionstechniken. Lebensmittel wurden in Gläsern oder Dosen konserviert und abgepackt, damit sie im Laden nicht verdarben, sich über den Winter hielten und über weite Entfernungen transportiert werden konnten. Infolgedessen enthielten Lebensmittel weniger Nährstoffe, dafür aber bedenkliche Zusatzstoffe.

Nährstoffmangel kam gelegentlich vor, aber am häufigsten waren Infektionskrankheiten. Lungenentzündung und Tuberkulose waren in dieser Zeit besonders gefürchtet. Degenerative Erkrankungen waren vergleichsweise selten. Die meisten der heute weitverbreiteten degenerativen Erkrankungen waren so selten, dass sie noch nicht einmal als Krankheiten galten.

Mit seiner Entdeckung der Mikroben – mikroskopisch kleiner Organismen, die Krankheiten verursachen können – leitete Louis Pasteur (1822–1895) eine neue Ära in der Wissenschaft und der Präventionsmedizin ein. Endlich fand man heraus, was die Infektionskrankheiten verursachte, die die Menschheit seit ihren Anfängen heimgesucht hatten. Mit dem Bau von Abwassersystemen und verbesserter Hygiene wurden viele Krankheiten zurückgedrängt, unter denen die Welt gelitten hatte. In den Krankenhäusern rettete das einfache Händewaschen Tausenden von Patienten das Leben. Bis dahin waren die Ärzte gewohnt, sich zwischen der Behandlung eines Kranken oder sogar der Obduktion eines Leichnam und der Behandlung des nächsten Patienten die Hände einfach nur mit einem Tuch abzuwischen. Wie nicht anders zu erwarten war, kamen die Menschen wegen einer Krankheit ins Krankenhaus und starben oft an einer anderen.

Gleichzeitig bahnte sich in der Lebensmitteltechnik eine Revolution an. Die Verarbeitung von Lebensmitteln verbesserte ihren Geschmack und verlängerte ihre Haltbarkeit. Reis wurde poliert, um die braune äußere Faserschicht zu entfernen. Es wurden Methoden zum Vermahlen von Weizen entwickelt, die eine gründlichere Entfernung der Fasern und damit ein feineres, weißeres Mehl möglich machten. Die Zuckerherstellung wurde kosteneffizienter, und die Produktionszahlen schossen nach oben.

Nach und nach verlagerten sich die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung weg von den vollwertigen, natürlichen Lebensmitteln unserer Vorfahren hin zu den stark verarbeiteten Nahrungsmitteln von heute. 1800 lag der Zuckerkonsum in den USA bei etwa 7 Kilogramm pro Person und Jahr; 1900 war diese Menge auf 38 Kilogramm gestiegen; 1999 hatte sie über 68 Kilogramm erreicht. Heute ist sie wieder auf etwa 60 Kilogramm gesunken, das ist aber nur auf die zunehmende Verwendung von künstlichen Süßungsmitteln und die wachsende Beliebtheit von Low-Carb-Diäten zurückzuführen.

Kalte Frühstückscerealien, die zu unseren ersten Fertignahrungsmitteln gehörten, erschienen in den 1890er-Jahren auf der Bildfläche, zur selben Zeit wie Softdrinks, Speiseeis und andere Arten von Junkfood. In den 1970er-Jahren war das traditionelle Frühstück in den USA mit Bacon, Eiern, Butter und Vollmilch schließlich zur Ausnahme geworden, die Regel waren stark gezuckerte Cerealien, Pfannkuchen mit Sirup, süßes Gebäck, fettarme Milch, Schokomilch und Säfte mit Zuckerzusatz.

Die Fette und Öle, die unsere Urgroßeltern aßen, waren etwas ganz anderes als die, die wir heute meist zu uns nehmen. Unsere Vorfahren aßen Butter, Schmalz oder Rindertalg, dazu geringe Menge von importiertem Kokos- oder Olivenöl. Die meisten dieser Fette waren stark gesättigt. Pflanzenöle wie Mais-, Soja-, Färberdistel- und Baumwollsamenöl wurden vor 1900 kaum verzehrt, denn sie waren teuer in der Herstellung und wurden außerdem schnell ranzig. Mit der Entwicklung der hydraulischen Ölpresse wurden Pflanzenöle kostengünstiger und billiger als die tierischen Fette. 1911 führte die Erfindung des Härtungsverfahrens in den USA zur Einführung des Pflanzenfetts Crisco und später von Margarine (beides sind gehärtete Pflanzenöle, die schädliche Transfettsäuren enthalten). Pflanzenfett und Margarine wurden als billigere und »gesündere« Alternativen zu tierischen Fetten gepriesen. Während der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wurden diese billigeren gehärteten Pflanzenöle als Ersatz für die teureren tierischen Fette allgemein beliebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Produktion von Pflanzenölen kontinuierlich an. 1958 hatte die Weltjahresproduktion die 27-Milliarden-Kilo-Marke überschritten.

Bei der Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln ging es darum, dass sie möglichst appetitlich aussehen, die Geschmacksnerven kitzeln und möglichst lange haltbar sein sollten. Dabei wurden Nährstoffe zerstört und natürliche und synthetische chemische Substanzen zugesetzt. Wenn man heute in ein Geschäft geht, findet man so gut wie kein Lebensmittel mehr, das keine Zuckerzusätze oder künstlichen Süßungsmittel, Konservierungsmittel, Farbstoffe, Emulgatoren, Trennmittel, Geschmacksverstärker oder andere Zusatzstoffe enthält.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts, als das Polieren von Reis gängige Praxis geworden war, wurde klar, dass die Verarbeitung von Lebensmitteln Mangelkrankheiten verursachen kann. Das bedeutete aber nicht das Ende dieser Praxis; vielmehr wurden einige der verlorenen Vitamine wieder zugesetzt. Das war zwar eine einfache, aber keine gute Lösung. Bei der Verarbeitung zu Weißmehl werden dem Weizen etwa 22 Nährstoffe entzogen. Nur vier oder fünf werden später wieder zugesetzt. Mittlerweile haben Wissenschaftler nicht weniger als neunzig Nährstoffe identifiziert, die für unsere Gesundheit wichtig sind. Mit den modernen Methoden der Lebensmittelverarbeitung gehen die meisten davon verloren.

In seinem Buch Nutrigenetics zählt Dr. R. O. Brennan auf, wie hoch jeweils der Anteil der Nährstoffe ist, der bei der Verarbeitung von Vollkornweizen zu Weißmehl verloren geht; zum Beispiel: Magnesium (85 Prozent), Provitamin A (90 Prozent), Vitamin B1 (77 Prozent), Vitamin B2 (80 Prozent), Vitamin B3 (81 Prozent), Vitamin B6 (72 Prozent), Folsäure (67 Prozent), Calcium (60 Prozent), Vitamin E (86 Prozent), Zink (78 Prozent) und Selen (16 Prozent). 2 Wenn Sie sich so ernähren wie die meisten Menschen, essen Sie zu jeder Mahlzeit irgendeine Art Brot oder andere Mehlprodukte. Das könnten Pfannkuchen, Tortillas, Frühstückscerealien, Donuts, Bagels, Pasta und so weiter sein. Sie würden sich wundern, wie viele aus Mehl hergestellte Produkte Sie jeden Tag essen. Die meisten unserer Lebensmittel enthalten Weizen. Diese Produkte sind fast immer aus Weißmehl hergestellt.

Verarbeitete Pflanzenöle, Zucker und Weißmehlprodukte machen 73 Prozent der amerikanischen Durchschnittskost aus und liefern praktisch keine Vitamine oder Mineralstoffe. Wenn man Tiere auf eine Ernährung setzt, die aus raffinierten und verarbeiteten Nahrungsmitteln besteht, entwickeln sie zahlreiche degenerative Erkrankungen, die von Generation zu Generation an Zahl und Schwere zunehmen. Der Zusammenhang ist so ausgeprägt, dass in vielen Fällen der Mangel an bestimmten Nährstoffen als Ursache von Schäden in bestimmten Körperregionen identifiziert werden kann. 3

Die Infektionskrankheiten, die die Menschheit in früheren Zeiten heimsuchten, wurden durch Antibiotika und die Verbesserung der sanitären Verhältnisse weitgehend unter Kontrolle gebracht. An ihre Stelle ist jedoch eine ganz neue Art von Krankheiten getreten. Jetzt wüten die degenerativen Erkrankungen. Krankheiten, die es in unserer gesamten bisherigen Geschichte so gut wie überhaupt nicht gegeben hat, sind heute alltäglich geworden.

Traditionelle Ernährungsweisen

Anfang des 20. Jahrhunderts traten allmählich die degenerativen Erkrankungen an die Stelle der Infektionskrankheiten als häufigste Ursache von Todesfällen und Invalidität, und zwar mit dem Einsetzen der industriellen Lebensmittelproduktion, die einer Revolution gleichkam. Ab den 1960er-Jahren, als gesättigte Fette und Cholesterin verteufelt wurden und die fettarme Ernährung sich als gesundheitliche Norm durchsetzte, beschleunigte sich der Anstieg der degenerativen Erkrankungen ein weiteres Mal.

Wenn Sie in Weltregionen reisen, in denen sich die Menschen noch von den traditionellen Lebensmitteln ernähren, die sie selbst produzieren, und ohne industriell hergestellte Lebensmittel, werden Sie feststellen, dass in diesen Populationen degenerative Erkrankungen jeglicher Art sehr viel seltener sind. Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes sind bei ihnen unbekannt – oder waren es bis vor kurzer Zeit. Nachdem inzwischen allerdings moderne, verarbeitete Lebensmittel bei diesen Populationen Einzug gehalten haben, sind ihnen auch die degenerativen Erkrankungen gefolgt. Dieses Muster hat sich in der ganzen Welt immer von Neuem wiederholt. Sobald eine Population die modernen Lebensmittel übernimmt, schleichen sich degenerative Erkrankungen ein.

Degenerative Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Krebs, Alzheimerkrankheit, Asthma, Bronchitis, Diabetes, Arthritis, Allergien, Adipositas und ähnliche werden als »Zivilisationskrankheiten« bezeichnet. Bei primitiven Gesellschaften, die sich noch auf traditionelle Weise von vollwertigen, natürlichen Lebensmitteln ernähren, sind diese Störungen selten. Lernen diese Populationen die moderne Zivilisation kennen und übernehmen sie die westlichen Lebensmittel, so kommt es bald zu Zivilisationskrankheiten. Forscher und Historiker haben festgestellt, dass sich in diesen Kulturen schon innerhalb einer einzigen Generation all diese degenerativen Störungen zeigten, was eindeutig belegt, dass sie nicht auf genetische Defekte zurückzuführen sind.

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und der Zunahme von degenerativen Erkrankungen wurde bereits in den 1930er-Jahren von dem Zahnarzt Dr. Weston A. Price (1870–1948) treffend beschrieben. Dr. Price war von 1914 bis 1923 Leiter der Forschungsabteilung der American Dental Association und ist bekannt für seine umfassenden Forschungen zum Thema Ernährung und Zahngesundheit.

Price arbeitete viele Jahre als praktizierender Zahnarzt und beobachtete gegen Ende seiner praktischen Tätigkeit ein gehäuftes Auftreten von Karies und Zahnfehlstellungen ebenso wie von anderen gesundheitlichen Problemen, die in seinen früheren Berufsjahren selten gewesen waren. In seine Praxis kamen immer mehr Kinder mit zu kurzen Zahnbögen und eng stehenden Zähnen. Wenn die Weisheitszähne kamen, war häufig nicht genug Platz für sie im Kiefer, sodass sie gezogen werden mussten. Das war ein seltsames Phänomen, denn zu Anfang seiner Berufstätigkeit war es selten nötig gewesen, seinen Patienten die Weisheitszähne zu ziehen. Knochenfunde von Menschen früherer und frühester Zeiten zeigten lange Zahnbögen und gesunde Weisheitszähne. Es schien widersinnig, dass der eigentlich sinnvoll angelegte menschliche Körper plötzlich dysfunktionale Zähne bildete, die entfernt werden mussten. Zu keiner Zeit in der Geschichte der Menschheit mussten so vielen Menschen die Weisheitszähne gezogen werden. Nicht nur die Zähne waren auffällig, Price stellte auch fest, dass der Gesundheitszustand seiner Patienten sich ganz allgemein verschlechterte; immer mehr von ihnen entwickelten degenerative Erkrankungen. Er beobachtete die sogenannten »Alterskrankheiten« bei immer jüngeren Patienten.

Price war unmittelbarer Zeuge des Wandels und der Revolution durch die moderne Lebensmittelherstellung. Er fragte sich, ob zwischen den Veränderungen in der Ernährung und der Verschlechterung der Gesundheit ein Zusammenhang bestand, und machte sich auf die Suche nach Antworten. Er begann eine Reihe von Studien, in denen er den Gesundheitszustand von Menschen mit traditioneller Ernährung mit dem von Menschen verglich, die sich von modernen, verarbeiteten Lebensmitteln ernährten. Um andere mögliche Einflussfaktoren auf die Gesundheit auszuschließen, sollten die untersuchten Personen denselben genetischen Hintergrund haben und in derselben geografischen Region leben. Der einzige Unterschied zwischen ihnen sollte ihre Ernährungsweise sein.

Heutzutage ist es fast unmöglich, Populationen zu finden, die sich ausschließlich von traditionellen Lebensmitteln ernähren. Moderne Lebensmittel finden sich praktisch überall auf der Welt. In den 1930er-Jahren gab es jedoch noch zahlreiche Populationen, die sich in erster Linie von denselben Lebensmitteln ernährten wie ihre Vorfahren, unbeeinflusst von modernen Praktiken.

Dr. Price reiste fast 10 Jahre lang um die Welt, machte solche Populationen ausfindig und studierte sie. Er reiste in abgelegene Schweizer Alpentäler und auf die Äußeren und Inneren Hebriden vor der schottischen Küste. Er besuchte Inuitdörfer in Alaska, amerikanische Indianer in Zentral- und Nordkanada, Melanesier und Polynesier auf vielen Inseln überall im südlichen Pazifik und Stämme in Ost- und Zentralafrika. Einige Zeit verbrachte er auch bei den australischen Aborigines, bei malaiischen Stämmen auf den Inseln nördlich von Australien, bei den Maori in Neuseeland und bei südamerikanischen Eingeborenenvölkern in Peru und dem Amazonasbecken.

Wenn Dr. Price eine Region besuchte, untersuchte er den Gesundheitszustand der Menschen, besonders ihre Zähne. Er dokumentierte sorgfältig, was sie aßen, und analysierte den Nährstoffgehalt ihrer Nahrung genau. Lebensmittelproben wurden an sein Labor geschickt, wo sie eingehend analysiert wurden. Sehr bald fiel ihm der gesundheitliche Unterschied zwischen Menschen auf, die sich ausschließlich von einheimischen Lebensmitteln ernährten, und denen, die westliche Lebensmittel in ihre Ernährung aufgenommen hatten.

Price stellte fest, dass er umso seltener Karies und andere degenerative Erkrankungen fand, je isolierter die eingeborene Population war. In Regionen, die weitestgehend isoliert waren, wiesen die Eingeborenen fast keine Karies auf, und die Menschen waren gesund und kräftig. Degenerative Erkrankungen waren bei ihnen praktisch unbekannt. In leicht zugänglichen Regionen mit stärkerem westlichem Einfluss waren Karies und Krankheiten sehr viel häufiger.

Price merkte bald, dass sich ein bestimmtes Muster herausbildete. Die Zunahme von Karies bei Kindern war besonders stark in den Regionen, in denen moderne verarbeitete Lebensmittel verfügbar waren. Price stellte fest, dass dort, wo Weißmehl, weißer Reis und zuckerhaltige Lebensmittel verkauft wurden, Karies und degenerative Erkrankungen weitverbreitet waren. Nach einer gewissen Zeit konnte er am Alter der Kinder mit der am stärksten ausgeprägten Karies ablesen, wie lange der Laden im Ort schon bestand. Immer wenn er in eine neue Region kam, dort die Zähne der Kinder untersucht und ihr Alter verglichen hatte, konnte er sagen, in welchem Jahr ihr Laden eröffnet worden war.

Wo immer Price auf Menschen traf, die sich auf die traditionelle Art und Weise ernährten, stellte er fest, dass ihre Gesundheit insgesamt und die ihrer Zähne ausgezeichnet war, sich aber rasch verschlechterte, wenn sie begannen, moderne, verarbeitete Lebensmittel zu essen. Da es keine moderne Gesundheitsversorgung gab, war der körperliche Verfall sehr ausgeprägt. Zahnerkrankungen ebenso wie infektiöse und degenerative Erkrankungen wie Arthritis und Tuberkulose waren bei den Menschen, die westliche Lebensmittel aßen, weitverbreitet.

Und die westlichen Lebensmittel wirkten sich nicht nur auf diejenigen aus, die sie aßen, sondern auch auf ihre ungeborenen Kinder. Eltern, die ihre Ernährung mit modernen Lebensmitteln ergänzten, bekamen Kinder, bei denen Zähne und knöcherne Struktur Fehlentwicklungen aufwiesen. Die Kinder hatten von Geburt an zu kleine Kiefer; wenn ihre Zähne durchbrachen, standen sie zu eng und schief, und das wirkte sich auf die Weisheitszähne aus. Im Gegensatz dazu waren bei den Kindern, deren Eltern sich traditionell ernährten, die Zähne vollkommen gesund und entwickelten sich richtig. Sie hatten geräumige Kiefer und gerade, gesunde Zähne und bekamen ihre Weisheitszähne ohne Probleme.

Der gesundheitliche Verfall, der in diesen primitiven Gesellschaften auftrat, wenn sie industriell verarbeitete Lebensmittel übernahmen, glich dem, den Price in seiner Zahnarztpraxis beobachtet hatte. Der Zusammenhang war klar. Moderne, verarbeitete Lebensmittel waren nährstoffarm, und dadurch mehrte sich bei den Menschen die Zahl der degenerativen Störungen, und die Kinder zeigten schon bei der Geburt Entwicklungsdefizite.

Zu den erschreckendsten Entdeckungen, die Price machte, gehörte die Tatsache, dass schon geringfügige Änderungen in der Ernährungsweise deutliche gesundheitliche Veränderungen bei den Menschen verursachten. Selbst bei weitgehend gleichbleibender Ernährung bewirkten bereits eine kleine Menge an Zucker und Weißmehl einen dramatischen Unterschied in ihrer Gesundheit.

Zum anderen entdeckte Price, dass die Art von Nahrungsmitteln, die die Menschen aßen, sich von einer Population zur anderen stark unterschied. Die Inuit und die kanadischen Indianer ernährten sich fast ausschließlich von Fleisch und Fett. Die Bewohner der Pazifikinseln aßen viel Fisch, Früchte, Wurzelgemüse und Fett (hauptsächlich aus Kokosnüssen). Auf den Inseln vor der schottischen Küste waren die Menschen weitgehend auf Hafer und Meerestiere angewiesen. Die in den Schweizer Alpen ernährten sich in erster Linie von Milchprodukten und rührten, anders als viele andere Populationen, überhaupt keinen Fisch an. Trotz der großen Unterschiede zwischen diesen Ernährungsweisen war allen eines gemeinsam: Ihre Lebensmittel waren frisch oder fermentiert, relativ vollwertig und kaum verarbeitet. Raffinierten Zucker oder Weißmehl gab es nicht. Alle Fette waren naturbelassen, es waren überwiegend gesättigte Fette aus Fleisch, Milchprodukten oder Kokosnüssen. Mehrfach ungesättigte Pflanzenöle wurden nicht verwendet. Die kleinen Mengen von Honig oder Zuckerrohr, die bei manchen Populationen möglicherweise verzehrt wurden, gab es nur zu bestimmten Jahreszeiten und sie machten insgesamt nur einen ganz geringen Bestandteil ihrer Nahrung aus.

Die Menge an Fett in der Ernährung der von Price untersuchten Menschen war ganz unterschiedlich. Allerdings hatten diejenigen, die am meisten Fett und am wenigsten Kohlenhydrate zu sich nahmen, auch am wenigsten Karies und gehörten insgesamt zu den Gesündesten. Die Inuit in Alaska und Kanada, die sich sehr fettreich und mit einer verschwindend geringen Menge von Kohlenhydraten ernährten, hatten eine perfekte Struktur der Gesichtsknochen und fast keine Karies oder Paradontose. Sie hatten bessere Zähne als jede andere von ihm untersuchte Population.

Dr. Price veröffentlichte seine Erkenntnisse 1939 in einem Buch mit dem Titel Nutrition and Physical Degeneration. Dieses Buch, das immer noch gedruckt wird und mittlerweile in der achten Auflage lieferbar ist, gilt als Klassiker der Ernährungswissenschaft. 4

Ist eine fettreiche Ernährung schädlich?

Wenn Nahrungsfette so gefährlich wären, wie man uns gesagt hat, müssten in jeder Bevölkerung, die sich fettreich ernährt, chronische Krankheiten weitverbreitet und die Sterbeziffern sehr hoch sein. Diese Hypothese lässt sich ganz leicht überprüfen, indem wir uns die vielen Populationen in aller Welt ansehen, die sich seit Jahrhunderten oder sogar seit Jahrtausenden fettreich ernähren, und ihren Gesundheitszustand untersuchen.

Heutzutage haben die meisten Populationen der Welt die modernen Lebensmittel, Zucker, raffiniertes Mehl und raffinierte Pflanzenöle übernommen; verarbeitete Lebensmittel jeglicher Art sind inzwischen überall auf der Welt erhältlich. Selbst in abgelegenen Dörfern in Bolivien, Nepal, Äthiopien und anderen Ländern sind moderne verarbeitete Lebensmittel nichts Ungewöhnliches. Es ist aber noch gar nicht so lange her, dass viele Populationen in allen Teilen der Welt bei fettreicher Ernährung ohne irgendwelche modernen verarbeiteten Lebensmittel bestens gediehen. Diese Menschen waren kräftig und gesund, und ihre Lebenserwartung war so hoch wie unsere. Einige davon wollen wir uns ansehen.

Der britische Arzt Dr. Hugh C. Trowell (1899–1984) arbeitete von 1930 bis 1960 bei den primitiven Völkern Ostafrikas. Er war an einem groß angelegten und von der britischen Regierung unterstützten Forschungsprojekt zur Untersuchung der in der Region verbreiteten Krankheiten beteiligt. Als er 1930 mit seinen Forschungen begann, lebten die Menschen noch genauso wie vor Tausenden von Jahren. Sie aßen nur, was sie sammelten oder jagten. Außer in den größeren Städten hatte die westliche Kultur auf diese Menschen kaum Einfluss.

In den Anfangsjahren beobachteten Dr. Trowell und seine Mitarbeiter, dass es bei diesen Menschen absolut keine Hinweise auf Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder koronare Herzerkrankungen gab. Bei Obduktionen wurden keinerlei Hinweise auf Atherosklerose oder eine Herzkrankheit gefunden. In den folgenden 30 Jahren änderte sich das grundlegend. Degenerative Erkrankungen stellten sich allmählich ein und wurden nach und nach häufiger. Die Eingeborenen lebten immer noch in einer relativ unberührten Umgebung fern von der Industrialisierung, aber sie wurden zunehmend abhängiger von Weißmehl, Zucker und anderen aus den westlichen Ländern importierten verarbeiteten Lebensmitteln.

Unter den Eingeborenen Ostafrikas gibt es einige ethnische Gruppen, und zwar die Massai in Tansania und die Samburu, Rendille und Turkana im Norden Kenias, die als Hirtennomaden leben und Rinder, Schafe und Ziegen halten. Ihre Nahrung bestand ausschließlich aus Fleisch, Milch und gelegentlich Blut von ihren Herden. Traditionell wurden überhaupt keine pflanzlichen Produkte verzehrt. Rohe Kuhmilch spielte in ihrer Ernährung die Hauptrolle. Erwachsene tranken bis zu 5 Liter täglich. Wir sprechen hier von nahrhafter Vollmilch, nicht von fettfreier, sie steckt also voller gesättigter Fette und Cholesterin. Etwa 66 Prozent der täglichen Kalorienmenge stammten aus gesättigten Fetten.

Denken Sie daran, dass die American Heart Association (AHA) uns rät, nicht mehr als 30 Prozent unserer täglichen Kalorienzufuhr in Form von Fett, und hier größtenteils in Form von Pflanzenölen, zu uns zu nehmen, und dass wir die Aufnahme von gesättigten Fetten auf nur 7 Prozent der Gesamtkalorien beschränken sollten. Anscheinend hatte sich niemand die Mühe gemacht, diesen Leuten mitzuteilen, wie die richtige Ernährung aussieht. Sie bezogen mehr als 70 Prozent ihrer Tageskalorien aus Fett, und zwar meist aus gesättigten Fetten.

Bei so hohen Mengen an gesättigten Fetten und Cholesterin sollte man meinen, dass diese Populationen allesamt einen erhöhten Blutdruck hätten und an Herzkrankheiten in verschiedenen Stadien litten. Das war aber durchaus nicht der Fall, solange sie bei ihrer traditionellen fettreichen Ernährung blieben. Sie litten weder an erhöhten Cholesterinwerten noch an Bluthochdruck, Atherosklerose oder Herzkrankheiten, wie zu erwarten gewesen wäre. Ebenso waren Diabetes, Adipositas, Krebs, Zahnkaries und andere Zivilisationskrankheiten bei ihnen unbekannt.

In der Vergangenheit lebten diese Menschen ausschließlich von ihrem Vieh, aber in den letzten Jahren wurde es mit der Verkleinerung der Weidegründe und dem Schrumpfen der Herden immer schwerer, das traditionelle Hirtenleben weiterzuführen, sodass sie stärker vom Ackerbau abhängig wurden. Sie halten zwar immer noch Vieh, aber zu ihrer Nahrung gehören jetzt normalerweise auch Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Zucker, und der Verzehr von Fleisch und Milch ist deutlich gesunken. Die Fettzufuhr ist drastisch zurückgegangen. Dadurch sind auch vorher unbekannte Krankheiten wie Herzerkrankungen und Diabetes inzwischen bei ihnen keine Seltenheit mehr.

Kokosnüsse, die einen hohen Anteil an gesättigten Fetten enthalten, spielen in vielen Teilen der Welt eine wichtige Rolle in der Ernährung. Vor der Einführung westlicher Lebensmittel waren koronare Herzkrankheiten in diesen Populationen sehr selten.

Dr. Ian Prior (1923–2009), Kardiologe und Leiter der Abteilung für Epidemiologie am Krankenhaus von Wellington in Neuseeland, leitete in den 1960er- und 1970er-Jahren eine Forschungsgruppe, die den Gesundheitszustand, die Ernährungs- und Lebensweise der Pazifikinsulaner untersuchte, die traditionell große Mengen von Kokosnüssen verzehrten.

In den 1960er-Jahren hatten die meisten Bewohner der Polynesischen Inseln westliche Lebensmittel in unterschiedlichem Ausmaß übernommen. Nur einige wenige Populationen hatten die landestypische Ernährung noch fast vollständig beibehalten. Eine dieser Populationen lebte auf einer kleinen abgelegenen Gruppe von Inseln, die mit dem Sammelnamen Tokelau bezeichnet werden. Das gab Prior eine Gelegenheit, die Gesundheit und Ernährungsweise der polynesischen Inselbewohner fast unbeeinflusst von modernen Lebensmitteln zu studieren. Besonders interessierte Prior die Frage, wie sich eine fettreiche Ernährung mit viel Kokosfett auf die Gesundheit dieser Menschen auswirkte.

Tokelau besteht aus drei kleinen Atollen im Südpazifik etwa 1200 Meilen (2000 Kilometer) nordöstlich von Neuseeland. Bis in die 1960er-Jahre lebten die Tokelauer noch immer relativ isoliert von westlichen Einflüssen und hatten selten Kontakt mit Nichtpolynesiern. Ihre angestammte Ernährung und Kultur blieben weitgehend so, wie sie jahrhundertelang gewesen waren.

Dr. Priors Studien begannen Anfang der 1960er-Jahre und bezogen die gesamte Bevölkerung der Inselgruppe ein. Es handelte sich um eine multidisziplinäre Langzeitstudie über die physischen, sozialen und gesundheitlichen Folgen der Migration von den Atollen nach Neuseeland, dessen Verwaltung die Inseln unterstanden.

Kokospalmen und einige stärkereiche Tropenfrüchte und Wurzelgemüse lieferten den Hauptanteil der Nahrung auf diesen Inseln, dazu kamen Fisch, Schweinefleisch und Huhn. Wichtigster Nahrungslieferant war die Kokosnuss. Jede Mahlzeit enthielt Kokos in irgendeiner Form: Die grüne Frucht lieferte das wichtigste Getränk; die reife Frucht wurde geraspelt oder als Kokoscreme mit Tarowurzeln oder Brotfrüchten zusammen gekocht; und Stückchen von Kokosfleisch spielten eine wichtige Rolle als Zwischenmahlzeit. Gemüse und Fisch wurden in Kokosöl gegart.

57 Prozent der täglichen Kalorienmenge nahmen die Tokelauer in Form von Fett zu sich, davon 54 Prozent in Form von gesättigten Fetten, in erster Linie Kokosfett. Täglich nahmen sie über 1100 Kalorien in gesättigten Fetten zu sich, siebzehnmal mehr als die von der AHA festgelegte Obergrenze von 63 Kalorien.

Angesichts der Menge von Fett und gesättigten Fetten in ihrer Nahrung erwarteten Dr. Prior und seine Mitarbeiter bei den Tokelauern hohe Blutcholesterinwerte und eindeutige Anzeichen von einer Herzkrankheit. Mithilfe einer Formel zur Berechnung des Blutcholesterins nach Ernährungsmerkmalen prognostizierte Priors Team Gesamtcholesterinwerte von annähernd 300 mg/dl (7,7 mmol/l), was eine schwere Hypercholesterinämie (erhöhtes Blutcholesterin) bedeutet hätte. Tatsächlich lag der durchschnittliche Cholesterinwert bei etwa 210 mg/dl (5,4 mmol/l); die Blutcholesterinwerte waren trotz der fettreichen Ernährung etwa 90 mg/dl (2,3 mmol/l) niedriger als prognostiziert.

Prior berichtete, der gesundheitliche Allgemeinzustand der Insulaner sei ausgezeichnet gewesen. Es gab keine Hinweise auf Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenunterfunktion, die die Blutfettwerte hätten beeinflussen können. Es gab keine Anzeichen für Hypercholesterinämie; die Cholesterinwerte waren im Wesentlichen normal. Alle Inselbewohner waren trotz der an gesättigten Fetten sehr reichen Ernährung schlank und gesund. Tatsächlich war das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht bei der Bevölkerung insgesamt ideal. Verdauungsstörungen waren selten, Verstopfung unüblich. Die Insulaner hatten durchschnittlich zweimal täglich oder öfter Stuhlgang. Atherosklerose, Herzkrankheiten, Colitis ulcerosa, Darmkrebs, Hämorrhoiden, Magengeschwüre, Divertikulitis und Blinddarmentzündungen waren völlig unbekannt. »Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die hohe Zufuhr von gesättigten Fetten bei diesen Populationen schädliche Auswirkungen hat«, schrieb Dr. Prior.

Wenn die Tokelauer von ihren Atollinseln in die vollkommen andersartige Kultur Neuseelands einwandern, übernehmen sie die Ernährungsgewohnheiten ihrer neuen Heimat. Sie nehmen dann insgesamt deutlich weniger Fett und gesättigte Fette zu sich. Verarbeitete Lebensmittel ersetzen weitgehend ihre traditionellen Speisen. Dieser Wechsel erhöht ihr Risiko für Atherosklerose und Herzkrankheiten. Die Gesamtcholesterin-, LDL-Cholesterin- und Triglyceridwerte steigen, während das HDL-Cholesterin sinkt. Das alles sind ungünstige Veränderungen.

Dieses Muster war bei praktisch allen Inselpopulationen zu beobachten, wenn sie nach Neuseeland, Australien oder in andere westliche Länder einwanderten. »Je mehr ein Insulaner die westlichen Gewohnheiten übernimmt, desto anfälliger wird er für unsere Zivilisationskrankheiten«, schrieb Prior. Seine Untersuchungen zeigen, dass je weiter die pazifischen Eingeborenen sich von der Lebens- und Ernährungsweise ihrer Vorfahren entfernen, »desto eher erkranken sie an Gicht, Diabetes, Atherosklerose, Adipositas und Bluthochdruck«. 5

Für kein anderes Volk waren die Folgen der modernen verarbeiteten Lebensmittel so dramatisch wie für die Inuit in Nordamerika. Der an der Universität von Harvard ausgebildete Ethnologe Vilhjálmur Stefánsson (1879–1962) verbrachte einen großen Teil seines Berufslebens mit der Erforschung von und Vorträgen über die Kultur der Inuit in Alaska und dem Norden Kanadas. Von 1906 an lebte er 11 Jahre lang unter den Inuit. Den größten Teil dieser Zeit ernährte er sich genau wie sie von dem, was das Land bot, er aß Karibu, Wildgeflügel, Moschusochse, Fuchs, Fisch, Seehund und anderes Wild. Er dokumentierte genau, welche Arten von Nahrung die Inuit zu sich nahmen, und stellte fest, dass bei den noch nicht akkulturierten oder primitiven Inuit die Nahrung ausschließlich aus Fleisch und Fett bestand; sie nahmen überhaupt keine pflanzliche Nahrung zu sich. Fett war besonders geschätzt und lieferte etwa 80 Prozent der täglichen Kalorienmenge. Es wurde besonders darauf geachtet, das Fett der Beutetiere vollständig zu verwerten, auch das um die inneren Organe herum. Nichts davon wurde verschwendet. Alles Fleisch, das sie aßen, wurde wie bei einem Dip in eine Schüssel mit verflüssigtem Seehundfett getunkt, bevor man es aß.

Inuitfrau mit einer größtenteils aus Fett bestehenden Mahlzeit.

Schadete diese extrem fettreiche Ernährung den Inuit? Augenscheinlich nicht. Stefánssons Berichten zufolge schienen die Inuit gegen degenerative Erkrankungen immun zu sein. Bei denen, die sich nach Art ihrer Vorfahren hauptsächlich von Fett ernährten, gab es weder Herzkrankheiten noch Diabetes, Krebs, Arthritis oder irgendeine andere der modernen Zivilisationskrankheiten. Ebenso wenig verkürzte die fettreiche Ernährung ihre Lebensdauer. Er stellte fest, dass die Inuit genauso lange lebten wie die Menschen in den Vereinigten Staaten oder Europa zu jener Zeit.

Vor 1955 lebten die meisten Inuit als Nomaden und ernährten sich von dem, was das Land bot. Wenn sie nicht in dauerhaften Siedlungen oder in der Nähe von Handelsniederlassungen lebten, ergänzten sie ihre fettbasierte Ernährung nur gelegentlich mit Lebensmitteln aus dem Laden.

Von der Mitte der 1950er-Jahre an wurden die Inuit für die Arbeit auf Militär- und Zivilflughäfen in allen Teilen der Arktis, Alaskas und Kanadas rekrutiert. Ende der 1960er-Jahre hatten fast alle Inuit das Nomadentum aufgegeben und lebten in dauerhaften Siedlungen. Ebenso hatten sie ihre traditionelle Ernährungsweise aufgegeben und begannen, dieselben Produkte zu essen wie die meisten Nordamerikaner – verarbeitetes Mehl, Zucker, Süßigkeiten, Pflanzenöle und Konserven. Bis dahin hatten die Inuit fast nie Zucker gesehen und verwendeten überhaupt kein Pflanzenöl. Sie aßen große Mengen von Karibufett und Seehundspeck, hatten aber noch nie Margarine oder Maisöl probiert. Diese neuen Öle traten jetzt an die Stelle der tierischen Fette, die sie früher mit Genuss verspeist hatten. Sie aßen immer weniger Fleisch und Fett und ersetzten es durch Getreideprodukte, Zucker und andere verarbeitete Lebensmittel.