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Packend, rasant und spannend: der dritte Teil der Kommissar Knutas-Reihe!Der Tod einer jungen Studentin versetzt Gotland in Angst und Schrecken. Nackt und an einem Baum hängend wird die junge Frau kurz nach ihrem Verschwinden aufgefunden. Die Male an ihrem Körper lassen auf einen grausamen Ritualmord schließen. Kurz vorher wurde auf bestialische Weise ein Pferd ermordet. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Morden? Und wenn ja, wozu dienten die Rituale? Während Kommissar Knutas mit seinem Team ermittelt, hat der Mörder schon ein neues Opfer gefunden.-
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Seitenzahl: 380
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Mari Jungstedt
Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs
Saga
An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi ÜbersetztGabriele Haefs Copyright © , 2019 Mari Jungstedt und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726342956
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com
Für meine liebsten Augensterne,
meine geliebten Kinder
Rebecka Jungstedt und Sebastian Jungstedt
Tagundnachtgleiche, Samstag, 20. märz
Aus der Ferne war nur ein schwaches Leuchten zu sehen. Igors Bleidelis entdeckte es durch sein Fernglas, als der estnische Frachter beim Verlassen des Hafens von Visby die Pier passierte. Er stand backbords an Deck, die Dämmerung hüllte den menschenleeren Hafen ein, und die kalten Laternen des Fährterminals wurden nach und nach eingeschaltet.
Das Frachtschiff ließ die mittelalterliche Stadt mit ihren Kaufmannshäusern, der sechs Meter hohen Stadtmauer und dem in den Himmel ragenden schwarzen Turm des Doms hinter sich zurück. Die Hafengebäude schienen leer zu sein, ihre Fenster klafften wie blinde schwarze Augen in den Fassaden. Nur wenige Fischkutter dümpelten unruhig am Kai auf und ab.
Um diese Jahreszeit waren fast alle Restaurants geschlossen. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen, nur einige einsame Wagen standen vor dem Fährterminal. So lebendig die Stadt im Sommer war, so tot war sie im Winter.
Igors Bleidelis fröstelte in seinem Ölzeug. Seine Nase lief Die Luft war feucht und kalt, und wie immer wehte ein scharfer Wind. Der Drang nach Nikotin hatte ihn an Deck getrieben. Hinter dem Schornstein fand er eine einigermaßen windgeschützte Stelle und fischte ein zerknülltes Päckchen aus der Brusttasche. Nach mehreren Versuchen konnte er sich eine Zigarette anzünden. Der Wind war eiskalt auf seinem Gesicht, und die Kälte fraß sich erbarmungslos unter seinen Kragen.
Er sehnte sich nach einem warmen Bett und nach der weichen Umarmung seiner Frau. Er war schon seit zehn Tagen unterwegs, doch es kam ihm länger vor.
Er hob das Fernglas und schaute zur Küste hinüber. Die Klippen fielen steil ins Meer ab. Hinter dem Hafen gab es nur noch wenige Häuser. Er ließ das Fernglas an den Felswänden entlang wandern. Von hier aus wirkte die Insel karg und ungastlich.
Es wurde schnell dunkel. Er warf die Kippe über Bord und wollte gerade wieder unter Deck gehen, als das ferne Leuchten plötzlich stärker wurde. Hohe Flammen waren hinter einem aufs Meer hinausragenden Felsen zu sehen. Eilig hob er das Fernglas ein weiteres Mal. Stellte die Schärfe ein, so gut er konnte. Ganz hoch oben auf dem Felsen loderte ein Feuer in den finsteren Himmel. Wie ein Walpurgisfeuer im März. Er glaubte Menschen zu erkennen, wie Schattenrisse um dieses Feuer, sie hielten offenbar Fackeln in den Händen. Jemand hob etwas in die Luft und ließ es in die Flammen fallen. Genaueres konnte er aus dieser Entfernung nicht erkennen. Dann war das Schiff schon weiter gefahren und der Lichtschein verschwand aus seinem Blickfeld.
Igors Bleidelis ließ das Fernglas sinken und warf einen letzten Blick zu den Felsen hinüber, dann öffnete er die Tür zu seiner Kajüte und ging hinein ins Warme.
Unterhalb der Kirche von Fröjel breiteten Rapsfelder und Wiesen sich wie gelbe und grüne Matten zum Meer hinunter aus. Am einen Rand lag das Grabungsgelände. In regelmäßigen Abständen hob sich ein Kopf aus dem hohen Gras, wenn jemand sich aufrichtete, um schmerzende Glieder zu recken oder die Stellung zu wechseln. Eine weiße Schirmmütze, ein Strohhut, ein Seeräuberkopftuch, lange Haare, die aus dem Nacken gehoben wurden in dem Versuch, sich für einen Moment Kühlung zu verschaffen, die dann aber wieder auf die Schultern fielen. Hinter den krummen Rücken zeichnete sich das glitzernde Wasser der Ostsee als blauer, verheißungsvoller Hintergrund ab. Hummeln und Wespen summten im leuchtend roten Mohn, der Hafer wogte gemächlich hin und her, wenn eine leichte Brise darüber hinwegstrich. Ansonsten stand die Luft fast still. Ein Hochdruckgebiet aus Russland hing seit einer Woche über Gotland fest.
An die zwanzig Studierende der Archäologie waren damit beschäftigt, einen tausend Jahre alten Wikingerhafen systematisch auszugraben. Es war eine schwere Arbeit, die viel Geduld erforderte.
Die Niederländerin Martina Flochten hockte in ihrem Schacht und kratzte mit ihrem Spatel zwischen Steinen und Erde herum. Sie arbeitete eifrig, aber vorsichtig mit dem kleinen Werkzeug, um eventuelle Funde nicht zu beschädigen. Ab und zu hob sie einen Stein hoch und ließ ihn in den schwarzen Plastikeimer fallen, der neben ihr stand.
Jetzt begann der Teil der Arbeit, der Spaß machte. Nach zwei Wochen ergebnisloser Grabungen hatte sich ihre Mühe endlich bezahlt gemacht. Martina hatte einige Tage zuvor mehrere Silbermünzen und Glasperlen gefunden. Dinge in der Hand zu halten, die seit dem neunten oder zehnten Jahrhundert kein Mensch mehr berührt hatte, machte auf sie immer wieder einen starken Eindruck. Es setzte Phantasien frei über die Menschen, die an diesem Ort gelebt hatten: Welche Frau hatte diese Perlen getragen? Wer war sie gewesen und welche Gedanken hatten sie bewegt?
Fast die Hälfte der Kursteilnehmer stammte wie Martina Flochten nicht aus Schweden: Zwei kamen aus den USA, es gab eine Britin, einen Franzosen, einen indischen Kanadier, zwei Deutsche und einen Australier, Steven. Die Ausgrabung war Teil seiner Weltreise. Steven besuchte weltweit Orte von archäologischem Interesse, seine Eltern schienen vermögend zu sein und ließen ihm freie Hand. Martina selbst studierte Archäologie an der Universität Rotterdam und hatte dort von den Kursen in archäologischer Feldmethodik gehört, die von der Hochschule Visby organisiert wurden. Die zehn Punkte, die dieser Kurs ihr einbrachte, wurden an ihrer niederländischen Universität anerkannt. Außerdem war Martina Halbschwedin. Ihre Mutter stammte von Gotland, doch Martina hatte ihr Leben bisher in den Niederlanden verbracht. Sie fuhren zwar in den Ferien regelmäßig auf die Insel, auch nachdem Martinas Mutter zwei Jahre zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, aber die Möglichkeit, sich dort über eine längere Zeit ihrer Lieblingsbeschäftigung zu widmen, wollte sie auf keinen Fall verpassen.
Bisher hatte der Kurs alle Erwartungen übertroffen. Es war lustig, mit den anderen zusammenzuarbeiten, und die meisten waren in ihrem Alter; nur einer, der Amerikaner, Bruce, war um die fünfzig und ging seiner eigenen Wege. Er hatte erzählt, dass er als Computertechniker arbeitete, dass sein großes Interesse aber der Archäologie galt. Und die Britin war um die vierzig, tippte Martina, und wirkte ziemlich eigen.
Martina gefiel diese schwedisch-internationale Mischung. In der Gruppe herrschte eine derbe, aber herzliche Stimmung. Oft hallte das Lachen über dem Feld wider, wenn Witze über die unterschiedlichen Ausgrabetechniken und das wechselhafte Grabungsglück gerissen wurden. Die arme Katja aus Göteborg zum Beispiel hatte bisher nur Tierknochen erbeutet, die massenhaft vorhanden waren. Ihr Schacht schien nichts anderes zu enthalten, aber die Arbeit musste ja trotzdem getan werden. Und da saß sie nun, tagaus, tagein, schwitzte und fand nichts Interessantes. Martina hoffte, dass Katja bald ein anderer Schacht zugewiesen werden würde.
Der Ausgrabungskurs hatte mit zwei Wochen Theorie in den Räumlichkeiten der Hochschule in Visby angefangen, darauf folgten nun acht Wochen Ausgrabungen in Fröjel an der gotländischen Westküste. Da Martina sich sehr für die Wikingerzeit interessierte, hätte sie es gar nicht besser treffen können. Das ganze Gelände hier war wohl damals bewohnt gewesen. Hier waren bei den verschiedenen Grabungen Funde gemacht worden, die von der frühen Wikingerzeit im neunten Jahrhundert bis zum Ende der Epoche im zwölften Jahrhundert reichten. Der Teil des Ausgrabungsgeländes, auf dem die Kursteilnehmer arbeiteten, umfasste einen Hafen, eine Wohnsiedlung und mehrere Grabfelder. Vermutlich hatte es sich um eine wichtige Handelsstätte gehandelt, denn sie gruben sehr viele Gewichte und Silbermünzen aus.
Plötzlich stieß Steven, der im Nachbarschacht hockte, einen Ruf aus. Alle stürzten zu ihm. Er war soeben dabei, ein Skelett freizulegen, und hatte in der Halsgrube des Skeletts vermutlich ein Stück von einer Ringbrosche entdeckt. Der Grabungsleiter Staffan Mellgren stieg vorsichtig in den Schacht und griff nach einer kleinen Bürste, die zwischen anderem Werkzeug in einem Eimer lag. Behutsam entfernte er die restliche Erde und konnte nach einigen Minuten die gesamte Brosche freilegen. Die anderen umringten den Schacht und schauten fasziniert zu. Die Begeisterung des Grabungsleiters war ansteckend.
»Phantastisch!«, rief er. »Die ist ja vollständig erhalten, die Nadel ist noch intakt, und könnt ihr hier die Verzierungen sehen?«
Mellgren ersetzte die Bürste durch einen noch kleineren Pinsel und befreite die Brosche mit leichten Strichen vom letzten Schmutz. Er zeigte mit dem Pinselstiel auf ihren oberen Teil.
»Die hier hat das Hemd festgehalten – das dünne Kleidungsstück, das unmittelbar auf der Haut getragen wurde. Wenn wir Glück haben, dann finden wir auch eine größere Ringbrosche an der Schulter. Also lasst uns weitersuchen.«
Er nickte Steven, der stolz und glücklich aussah, aufmunternd zu.
»Sei aber vorsichtig und tritt nicht zu dicht an das Skelett heran. Es kann hier noch mehr Fundstücke geben.«
Die anderen kehrten voller Tatkraft an ihre Arbeit zurück. Die Vorstellung, bald einen interessanten Fund zu machen, schenkte ihnen neue Energie. Martina grub weiter. Nach einer Weile musste sie ihren Eimer leeren. Sie ging zu einem der großen Siebe, die am Rand des Grabungsfeldes aufgestellt waren. Vorsichtig kippte sie den Inhalt des Eimers in das Sieb, das aus einem viereckigen Holzkasten mit einem feinmaschigen Drahtnetz bestand. Es ruhte auf einem Eisengestell, das es ermöglichte, den Kasten hin- und herzurollen. Sie packte die beiden Holzgriffe auf der einen Seite und schüttelte den Kasten energisch, um Erde und Sand zu entfernen. Es war eine schwere Arbeit, und nach einigen Minuten war sie in Schweiß gebadet. Als sie den ärgsten Dreck weggesiebt hatte, ging sie die Reste sorgfältig durch, um keinen Fund zu übersehen. Zuerst entdeckte sie einen Tierknochen, dann noch einen. Und einen kleinen Metallgegenstand, vermutlich einen Nagel.
Nichts durfte weggeworfen werden, alles musste sorgfältig aufbewahrt und registriert werden, da nach ihnen niemand mehr graben konnte. Wenn ein Gelände einmal ausgegraben war, war es für alle Zukunft »zerstört«, und deshalb ruhte auf den Archäologen die große Verantwortung, alles zu bewahren, was vom Leben der Menschen an diesem Ort berichten konnte.
Martina musste eine Pause von einigen Minuten einlegen. Sie hatte Durst und griff nach ihrem Rucksack, in dem die Wasserflasche lag. Sie setzte sich auf einen umgekippten Holzkasten, massierte sich die Schultern und beobachtete während dieser Verschnaufpause die anderen. Die arbeiteten konzentriert auf den Knien, in der Hocke oder auf dem Bauch, und durchsuchten eifrig die dunkle Erde.
Sie spürte Marks Blicke, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Ihre Gefühle waren an jemand anderen gebunden, deshalb wollte sie ihn nicht ermutigen. Sie waren gute Freunde, und ihr war das genug.
Jonas, ein sympathischer Schone mit einem Ring im Ohr und einem Seeräuberkopftuch, sah ihre Lockerungsübungen.
»Tut das weh? Soll ich massieren?«
»Ja, tu das, bitte«, sagte Martina in ungelenkem Schwedisch. Sie beherrschte die seltsame Sprache ihrer verstorbenen Mutter nicht gut, und auch wenn alle anderen in der Gruppe fließend Englisch sprachen, wollte sie ihr Schwedisch gern üben.
Jonas war einer ihrer besten Freunde hier auf Gotland, und sie hatten viel Spaß miteinander. Sie freute sich über sein Angebot, auch wenn sie sich schon denken konnte, dass es nicht nur aus Fürsorglichkeit erfolgt war. Die Aufmerksamkeit, die ihr manche Männer in der Gruppe widmeten, war angenehm, aber eigentlich legte sie keinen Wert darauf.
Er fuhr den roten Pick-up über den Kiesweg, dass der Staub nur so aufstob. Es war früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich über den Horizont. Die ganze Stadt schlief, sogar die Kühe drängten sich in den Gehegen, an denen er vorbei fuhr, mit geschlossenen Augen aneinander. Nur die über die Felder huschenden Kaninchen waren aktiv. Er rauchte und hörte Radio. Er hatte sich schon lange nicht mehr so zufrieden gefühlt.
Der schmale Kiesweg bot nur einem Auto Platz. Hier und dort wurde er etwas breiter und ermöglichte ein Ausweichen, die blauen Straßenschilder mit dem weißen »M« zeigten diese Stellen an. Nicht, dass die jemals benötigt worden wären. Hier begegneten sich niemals zwei Wagen. Ihr Hof lag am Ende des Weges, weiter kam man einfach nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie je Besuch gehabt hätten. In seiner Kindheit hatte er darüber nicht nachgedacht, er hatte wohl geglaubt, alle lebten so wie sie. Das war die Welt, die er kannte und an der er sich orientierte.
Wenn hinter der letzten Kurve sein Elternhaus auftauchte, stellte sich immer ein Hauch von seiner alten Panik ein; er spürte einen Druck auf der Brust, seine Muskeln spannten sich an, und das Atemholen fiel ihm schwer. Danach verschwanden die Symptome ziemlich rasch wieder. Dass sich das nie legte, verwunderte ihn. Sein Körper schien nach all diesen Jahren noch immer ganz unabhängig zu reagieren. So wie wenn er eine Erektion hatte, ohne zu wissen, warum.
Der Hof bestand aus einem ursprünglich ziemlich protzigen Wohnhaus aus gelb gestrichenem Holz, doch nun blätterte die Farbe ab. Auf der einen Seite lag ein heruntergekommenes Wirtschaftsgebäude, auf der anderen ein kleinerer Heuschober. Die Reste des Misthaufens auf der Rückseite erinnerten an die Zeit, als sie noch Vieh gehalten hatten. Die Gehege aber standen jetzt leer, die letzten Tiere waren nach dem Tod seiner Eltern ein Jahr zuvor verkauft worden.
Er hielt hinter dem Heuschober, eigentlich eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, aber es war eben eine alte Gewohnheit. Er öffnete die Heckklappe, nahm den Sack heraus und überquerte mit raschen Schritten den Hofplatz. Die Tür des Schuppens ächzte, und stickige Luft empfing ihn. Dicke Spinngewebe hingen von der Decke, dazwischen Klebebänder, die von längst verschiedenen Fliegen schwarz gepunktet waren.
Die alte Tiefkühltruhe stand an ihrem Platz. Die Kälte schlug ihm entgegen, als er den Deckel öffnete. Seinen Sack konnte er problemlos unterbringen. Er zog die Tür des Schuppens rasch hinter sich zu und wischte die Tiefkühltruhe dann von außen gewissenhaft mit einem feuchten Lappen und Seifenlauge ab. So sauber war sie wohl noch nie gewesen. Danach griff er das Kleiderbündel und den Lappen und stopfte alles in eine Plastiktüte.
Auf der Rückseite des Schobers grub er ein tiefes Loch in den Boden und presste die Tüte hinein. Sorgsam füllte er das Loch dann wieder auf und bedeckte es mit Stroh und Zweigen. Danach war das Versteck einfach nicht mehr zu sehen.
Blieb das Auto. Er holte den Wasserschlauch und beschäftigte sich mehr als eine Stunde mit der Reinigung des Wagens, von innen wie von außen. Am Ende nahm er das falsche Nummernschild ab und ersetzte es durch das ursprüngliche. Niemand hätte ihm mangelnde Gründlichkeit vorwerfen können.
Dann ging er ins Haus und machte Frühstück.
Über den noch immer taufeuchten Wiesen hob sich der Nebel, langsam schwebte er dahin und suchte sich den Weg zwischen Schilf und Gras. Er streichelte den Wasserlauf, wo ein Schwanenpaar sich sorgfältig das Gefieder putzte. Einige Seeschwalben flogen über die Bucht, und das Wasser schwappte friedlich gegen die ein Stück weiter draußen vertäuten Boote. Die grauen, morschen Fischerbuden weiter unten am Ufer waren nicht mehr in Betrieb.
Es war ein ungewöhnlich schöner Morgen. So ein Sommermorgen, den man aus der Erinnerung hervorholen konnte, wenn der Winter Gotland in seinen düsteren Mantel hüllte.
Die zwölfjährige Agnes war früher aufgewacht als sonst. Es war noch nicht einmal halb neun, als sie ihre kleine Schwester weckte, die sich in ihrem schlaftrunkenen Zustand leicht zu einem Bad vor dem Frühstück überreden ließ. Oma saß auf der Treppe, trank Kaffee und las die Zeitung. Sie winkte ihnen zu, als sie mit den Badetüchern auf den Gepäckträgern davonradelten. Der Kiesweg zog sich etwa hundert Meter vor dem Strand am Ufer entlang. Sie mussten einige Kilometer hinter sich bringen, ehe sie zum Badestrand abbiegen konnten.
Agnes fuhr ein Stück vor, auch wenn sie sehr gut neben ihrer Schwester hätte fahren können. Auf diesem Weg gab es fast nie Verkehr, nicht einmal im Hochsommer. Agnes aber wollte immer gern die Erste sein. Sie hatte am Wegesrand einen Grashalm ausgerupft und kaute darauf herum, sie mochte den frischen Pflanzensaft.
Der Kiesweg führte zuerst durch den Wald, danach öffnete sich die Landschaft. Felder und Weiden lagen Seite an Seite, dahinter glitzerte das Meer im Sonnenlicht. Am Weg lagen mehrere Höfe, und Pferde, Kühe und Schafe standen auf den Weiden. Beim letzten aus Kalkstein errichteten Hof am Weg passierten sie einen ausgedehnten Garten, dann konnten sie zum Strand hin abbiegen. Die Pferde, drei Gotlandsrussen und ein Fjordpferd, waren um diese Jahreszeit rund um die Uhr im Freien, ebenso wie die dickfelligen Gütenschafe. Die Böcke mit ihren typischen geschwungenen Hörnern boten einen prachtvollen Anblick. Die Tiere gehörten dem Bauern, der auf dem Hof wohnte. Bisweilen durften die Mädchen bei ihm reiten. Der Bauer hatte eine einige Jahre ältere Tochter, die sie mitnahm, wenn sie gerade nichts anderes vorhatte. Agnes und Sofie waren oft zu Besuch bei ihren Großeltern. Die Sommerferien verbrachten sie fast ganz hier in Petesviken auf Südwestgotland, während die Eltern zu Hause in Visby bei der Arbeit waren.
»Warte, wir können den Pferden guten Morgen sagen«, schlug Agnes vor und hielt am Zaun an. Sie schnalzte mit der Zunge und stieß einen Pfiff aus, was sofort Wirkung zeigte. Die Tiere hoben die Köpfe und trotteten auf die Mädchen zu.
Der größte Bock fing an zu blöken. Ein anderer folgte diesem Beispiel, und dann blökten alle Schafe im Chor. Sie drängten sich vor dem Zaun in der Hoffnung auf einen Leckerbissen. Die Mädchen streichelten sie, so gut das möglich war. Wenn sie allein waren, trauten sie sich nicht in das Gehege.
»Wo steckt Pontus?«
Agnes schaute sich suchend um. Es gab hier nur drei Pferde. Und ihr Liebling, ein schwarz-weiß gescheckter Wallach, ließ sich nicht sehen.
»Vielleicht ist er hinten bei den Bäumen.«
Sofie zeigt auf das Wäldchen, das sich als dunkelgrünes Band mitten durch die Koppel zog.
Die Mädchen riefen, warteten einige Minuten, aber Pontus ließ sich noch immer nicht blicken.
»Ist doch egal«, sagte Sofie. »Jetzt gehen wir baden.«
»Komisch, dass er nicht kommt.« Agnes runzelte die Stirn. »Wo er so gern gestreichelt wird.« Ihr Blick wanderte über die Wiese, vorbei an der Tränke, den Salzsteinen und dem weiter hinten gelegenen Wäldchen.
»Ach, das kann uns doch egal sein, der pennt sicher noch.« Sofie versetzte ihrer Schwester einen Rippenstoß. »Du wolltest doch unbedingt baden, also komm jetzt.«
Sie stieg auf ihr Rad.
»Aber Pontus müsste doch irgendwo zu sehen sein.«
»Sicher haben sie ihn in den Stall geholt. Wahrscheinlich will Veronika reiten.«
»Aber wenn er jetzt krank ist und nicht aufstehen kann! Er kann sich doch das Bein gebrochen haben und irgendwo hier liegen. Wir müssen nachsehen.«
»Jetzt nerv doch nicht so rum. Wir können doch auf dem Rückweg nach ihm sehen.«
Obwohl die Gotlandsrussen gutmütig und ziemlich klein waren, hatte Sofie doch Respekt vor ihnen und wollte die Koppel nicht betreten. Das Fjordpferd war groß und machte einen unzuverlässigen Eindruck, einmal hatte es nach ihr getreten. Und die Böcke mit ihren riesigen Hörnern waren auch ein wenig beängstigend.
Agnes überhörte den Protest ihrer Schwester, öffnete das Tor und trat ins Gehege.
»Mir ist Pontus jedenfalls nicht egal«, rief sie wütend.
Sofie stöhnte laut. Widerwillig sprang sie vom Rad und lief hinter Agnes her.
»Dann geh du als Erste«, murmelte sie.
Agnes klatschte in die Hände und stieß laute Rufe aus, und die Tiere stoben in alle Richtungen auseinander. Sofie drückte sich an ihre große Schwester und schaute sich besorgt um. Das hohe Gras kitzelte und stach in ihre Waden. Pontus war nirgendwo zu sehen.
Als sie das Wäldchen erreicht hatten, ohne ihn zu entdecken, kletterte Agnes auf der gegenüberliegenden Seite auf den Zaun, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
»Sieh mal«, rief sie und zeigte auf den Waldrand.
Dort, ein Stück von ihnen entfernt, sah sie Pontus auf der Seite liegen. Er schien zu schlafen. Über ihm kreiste eine schreiende und krächzende Krähenschar.
»Da ist er! Der schläft wie ein Stein!«
Eifrig lief sie auf das Pferd zu.
»Na also. Dann war es ja nicht weiter schlimm. Wir müssen doch nicht den ganzen Weg zu ihm laufen?«, protestierte Sofie.
Die Sicht war teilweise versperrt. Das Pferd rührte sich nicht von der Stelle.
Das Einzige, was sie hörten, war das Geschrei der Krähen. Agnes fand es seltsam, dass sich hier so viele Krähen angesammelt hatten, und lief vorweg. Als sie das Pferd erreicht hatte, blieb sie so plötzlich stehen, dass ihre Schwester ihr in den Rücken lief.
Pontus lag im Gras, und sein Fell glänzte in der Sonne. Dieser Anblick hätte sie beruhigen können, doch etwas war nicht so, wie es sein sollte. Dort, wo bisher sein Kopf gewesen war, klaffte gähnende Leere. Sein Hals war durchgetrennt worden – dort war nun ein großes, blutiges Loch, und die Fliegen kreisten als surrende schwarze Wolke um die fleischige Öffnung.
Hinter sich hörte Agnes einen Aufprall, als ihre Schwester ohnmächtig zu Boden fiel.
Kriminalkommissar Anders Knutas entdeckte zu seiner Verärgerung, dass sich unter seinen Armen bereits Schweißflecken ausgebreitet hatten, als er seinen altehrwürdigen Mercedes vor dem Polizeidezernat parkte. Es war einer der seltenen Tage im Jahr, wo es sich quälend bemerkbar machte, dass der alte Wagen keine Klimaanlage hatte, und das war Wasser auf die Mühlen seiner Frau Line, die für die Anschaffung eines neuen Autos plädierte.
Normalerweise wäre er nicht auf die Idee gekommen, zur Arbeit zu fahren, denn sein Haus lag direkt vor der Söderport, nur wenige Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt. Knutas arbeitete seit fünfundzwanzig Jahren bei der Polizei von Visby, und die Tage, an denen er nicht zu Fuß zum Dienst gegangen war, waren leicht zu zählen. Er machte oft beim Solbergabad Halt und schwamm dort einen oder zwei Kilometer. Im August würde er seinen fünfzigsten Geburtstag feiern und in den letzten Jahren spürte er, wenn er sich nicht genügend bewegte. Er war sein Leben lang ziemlich schlank gewesen, und das sollte auch so bleiben. Nur verlangte das jetzt eben ein wenig Anstrengung. Das Schwimmen hielt ihn in Form und half ihm beim Denken. Je komplizierter der Fall war, an dem er arbeitete, umso häufiger suchte Knutas die Schwimmhalle auf. Der letzte Besuch lag jetzt allerdings schon einige Zeit zurück. Er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
An diesem letzen Tag im Juni wollte die Familie zum Ferienhaus in Lickershamn fahren, um dort den Rasen zu mähen und zu gießen. Knutas hatte vor, früh Feierabend zu machen, um seine Frau nach Ende ihrer Schicht auf der Station im Krankenhaus abzuholen. Petra und Nils, die fast dreizehn Jahre alten Zwillinge, wollten überraschend ebenfalls mitkommen, obwohl sie derzeit zumeist die Gesellschaft ihrer Clique vorzogen.
Als er die Eingangstür durchschritt, empfing Knutas kühle Luft. Auf dem Gang des Kriminaldezernats herrschte Schweigen. Die Ferien hatten begonnen, und das spürte man.
Knutas’ engste Mitarbeiterin, die Kriminalinspektorin Karin Jacobsson, telefonierte, als er an ihrem Zimmer vorbeilief. Knutas und Karin arbeiteten seit fünfzehn Jahren zusammen und kannten einander auf professioneller Ebene gut. Wenn es um ihr Privatleben ging, war Karin allerdings umso verschwiegener.
Sie war achtunddreißig Jahre alt und lebte allein, Knutas hatte auch nie von einem Freund gehört. Sie wohnte mit ihrem Kakadu in einer Wohnung in Visby und widmete ihre Freizeit vor allem dem Fußball. Jetzt gestikulierte sie mit den Armen und redete mit lauter, eifriger Stimme. Sie war dunkelhaarig und nicht besonders groß, ihre braunen Augen blickten warm und wach, und sie hatte eine markante Lücke zwischen den Schneidezähnen. Ihre Laune konnte sehr schnell umschlagen, und sie gab sich keine sonderliche Mühe, ihr heftiges Temperament zu zügeln. Sie war ein Farbtupfer in seiner Abteilung und ein Energiebündel, und ihre energischen Gesten bildeten einen scharfen Kontrast zu der eher tristen Umgebung aus herabgelassenen Jalousien und grau angestrichenen Bücherregalen.
Knutas ließ sich in seinen Sessel sinken und begann, die in den letzten Tagen liegen gebliebene Post durchzusehen. Unter den anonymen Behördenmitteilungen fand er eine bunte Ansichtskarte aus Griechenland. Das Bild zeigte eine typisch griechische Mahlzeit: Ein gegrillter Geflügelspieß stand mit einer Schale Tsatsiki und einer Flasche Wein auf einem runden Restauranttisch. Im Hintergrund war der Sonnenuntergang zu ahnen, und eins der beiden Weingläser auf dem blauen Tisch funkelte.
Auf der Karte stand:
»Das hier ist doch etwas anderes als gebratener Schafskopf mit Rübenpüree, nicht wahr, Knutte? Bin für zwei Wochen zum Faulenzen auf Naxos. Mach’s gut, vielleicht sehen wir uns ja bald wieder.
Martin.«
Knutas musste einfach lachen. Typisch Martin Kihlgård, eine Ansichtskarte mit einem Essmotiv zu schicken. Der Ermittler vom Landeskriminalamt war die verfressenste Person, die Knutas jemals über den Weg gelaufen war – er aß ununterbrochen. Sie hatten einige Male bei Mordfällen zusammengearbeitet, wenn Verstärkung vom Landeskriminalamt angerückt war.
Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Gleich darauf wurde die Tür von seinem über zwanzig Jahre jüngeren Kollegen Thomas Wittberg geöffnet. Wittberg weigerte sich, seinen blonden Schopf zu schneiden, obwohl die Kollegen sich immer wieder darüber lustig machten. Das enge weiße T-Shirt betonte seinen sonnengebräunten Oberkörper, der regelmäßig im polizeieigenen Fitnesscenter trainiert wurde. Wittberg war ein Charmeur, und das wusste er sich bei den Touristinnen zunutze zu machen, sowie die Saison begonnen hatte. Der junge Inspektor witzelte über seinen Plan, Verhältnisse mit Frauen aus jeder Region Schwedens zu haben. Knutas bezweifelte nicht eine Sekunde, dass der Kollege dieses Ziel erreichen würde. Wittberg hatte, soviel Knutas wusste, noch nie eine Beziehung gehabt, die länger als einige Wochen gedauert hatte. Jeden Sommer wurde er auf der Wache von Frauen angerufen, und manche tauchten ohne Voranmeldung auf, um ihn zu treffen.
Auch bei der Arbeit nutzte er seinen Erfolg bei Frauen – und damit hatte er bei vielen Ermittlungen die Sache weitergebracht. Thomas Wittberg war rasch von der Ordnungspolizei über die Abteilung für Gewaltprävention zur Kriminalpolizei aufgestiegen, und seit einigen Jahren gehörte er selbstverständlich zu Knutas’ Kerntruppe. Jetzt zeigte der Ausdruck seiner intensiven blauen Augen, dass etwas Unvorhergesehenes passiert war.
»Stell dir vor«, sagte er und ließ sich, mit einem Papier in der Hand, in Knutas’ Besuchersessel sinken. Knutas konnte noch rasch sehen, dass der Zettel in Wittbergs unleserlicher Handschrift voll gekritzelt war.
»Auf einer Weide draußen in Petesviken ist ein Pferd enthauptet worden. Zwei kleine Mädchen haben das heute Morgen entdeckt.«
»Ja, um Himmels willen!«
»Gegen neun Uhr, als sie mit dem Rad zum Morgenbad zum Strand fahren wollten, haben die Mädchen entdeckt, dass ein Pferd fehlte. Und das fanden sie dann kopflos auf der Koppel.«
»Bist du sicher, dass sie sich das alles nicht nur ausgedacht haben?«
»Ihr Großvater, der Besitzer des Pferdes, hat sich schon davon überzeugt. Sie haben eben erst angerufen.«
»Was ist das für ein Pferd und wem gehört es?«
»Ein ganz normaler Gotlandsrusse. Der Besitzer ist ein Bauer, Jörgen Larsson. Er hat vier Pferde, die die Familie als Reitpferde nutzt, die anderen drei standen noch auf der Koppel.«
»Und sie sind unversehrt?«
»Sieht so aus.«
Knutas schüttelte den Kopf.
»Klingt ja komisch.«
»Und noch etwas«, sagte Wittberg.
»Was denn?«
»Der Kopf ist nicht nur abgetrennt worden. Er ist verschwunden. Der Bauer hat alles abgesucht, kann ihn aber nicht finden. Jedenfalls liegt er nicht in der Nähe des Pferdes.«
»Du meinst, dass der Täter den Kopf mitgenommen hat?«
»Das sollte man annehmen.«
»Hast du selbst mit dem Bauern gesprochen?«
»Nein, der Kollege, der gerade Telefondienst hat.«
»Hoffentlich zerstört der Bauer nicht jede Menge Spuren«, murmelte Knutas und streckte die Hand nach seiner Jacke aus. »Wir fahren sofort hin.«
Einige Minuten darauf waren Knutas, Wittberg und der Kriminaltechniker Erik Sohlman mit einem Streifenwagen auf dem Weg nach Süden. Sohlman gehörte zu den Mitarbeitern, die Knutas neben Karin am meisten schätzte. Temperament und Fußballbegeisterung hatten sie beide, doch Sohlman war verheiratet und hatte zwei Kinder.
»Was für eine Geschichte«, sagte der Techniker. Er strich sich die roten Locken aus der Stirn. »Das klingt nach einem geisteskranken Tierquäler.«
Knutas murmelte etwas Unverständliches.
»Erinnert ihr euch an den Traber, der bei einem Rennen in Skrubbs in Panik geraten und von der Bahn gerannt ist?« Wittberg beugte sich auf dem Rücksitz vor. »Der Kutscher fiel aus dem Sulky, und das Pferd lief davon. Ich glaube, wir haben eine Woche suchen müssen.«
»Genau, und es wurde im Wald bei Fallingbo tot aufgefunden«, fügte Knutas hinzu. »Der Wagen war zwischen zwei Bäumen stecken geblieben, und das Pferd war verdurstet.«
»Verdammt«, Sohlman schüttelte sich, »das war kein schöner Anblick.«
Sie fuhren weiter über die Küstenstraße und passierten schweigend Klintehamn, Fröjel und den kleinen Ort Sproge mit seiner schönen weißen Kirche. Dann bogen sie auf einen Kiesweg ab, eine lange gerade Strecke zum Meer, gesäumt von niedrigem Nadelgehölz. Bald hatten sie Petesviken erreicht. Hier lagen einige Höfe mit Blick aufs Meer nebeneinander. Hinter den Gattern weidete Vieh, und alles sah ungeheuer harmonisch und friedlich aus.
Vor Jörgen Larssons Hof stand ein Lastwagen neben einem neueren Opel auf dem mit Kies bestreuten Platz. Mehrere Kaninchengehege standen auf dem Rasen, und sie wurden von einem fröhlich mit dem Schwanz wedelnden Beagle empfangen. Ein Mann in Blaumann und Schirmmütze trat aus der Scheune, als der Wagen auf den Hofplatz fuhr. Der Mann nahm auf altmodische Weise die Mütze ab, als er die drei Polizisten begrüßte.
»Jörgen Larsson. Am besten fangen wir gleich an. Ja, das ist doch der reine Wahnsinn, man kann es nicht fassen, und die Tochter ist einfach außer sich. Es war ihr Pony, und wir wissen doch, wie das mit Mädchen in diesem Alter und ihren Pferden ist. Man kann ja nicht begreifen, wie jemand so etwas tun kann, es ist einfach unvorstellbar.«
Ein Redeschwall sprudelte aus ihm heraus, und keiner der Polizisten kam zu Wort, als der Bauer auch schon über den Hof auf die Koppel zulief.
»Ja, die Frau und die Kinder sind schrecklich traurig, es ist ein einziges Chaos. Sie stehen total unter Schock.«
»Klar«, sagte Knutas. »Ich verstehe.«
»Der Pontus, wissen Sie, der war was ganz Besonderes«, sagte Jörgen Larsson. »Die Kinder konnten problemlos auf ihm reiten, und sie konnten wirklich machen, was sie wollen. Nach einem lieberen Gaul müsste man lange suchen, er war so lieb, dass es schon an Dummheit grenzte, verstehen Sie, sie haben ihn gequält, als sie noch klein waren, haben ihn am Schwanz und an der Mähne gezogen, und er hat es sich gefallen lassen, verstehen Sie. Ja, er war ja nicht mehr der Jüngste, fünfzehn Jahre, früher oder später hätten wir ihn zum Schlachthof schicken müssen, aber ein paar Jahre hätte man ihm doch noch gegönnt, statt dass es so ein Ende nimmt. Das hätte man sich doch nie im Leben vorstellen können.«
»Nein«, unterbrach Knutas teilnahmsvoll, »wissen Sie ...«
»Ja, ich habe das Pferd gekauft, als wir den ersten Jungen bekamen, dachte, es wäre doch nett für ihn, reiten zu können, wissen Sie. Wir haben hier auf dem Land ja nicht viel anderes als die Tiere, und einen Hund haben wir natürlich, eine Hündin, die gerade Junge hat, und kleine Katzen haben wir fast ununterbrochen – diese Katze wirft an die vier-, fünfmal pro Jahr, und da müssen wir ja wohl zulangen und sie unschädlich machen, ja, Sie verstehen, was ich meine. Wir haben uns auch Kaninchen zugelegt, und auch die haben Junge. Ja, die Kinder haben doch sonst nicht viele Beschäftigungen, und es interessiert sie auch, und sie möchten gerne bei den Kühen und den Kälbern helfen, und dafür muss man natürlich dankbar sein. Für ihr Interesse.«
»Aber ...«, versuchte Knutas erneut.
Der Bauer achtete nicht auf ihn, sondern redete weiter.
»Der älteste Junge ist sechzehn und arbeitet schon wie ein ganzer Mann, wenn er aus der Schule nach Hause kommt. Jeden Tag, wissen Sie, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wir haben vierzig Milchkühe und fünfundzwanzig Kälber. Mein Bruder und seine Frau arbeiten auch auf dem Hof, er gehört uns allen, sie wohnen in der anderen Richtung, hinter der Wegkreuzung. Sie machen gerade Urlaub, auf Mallorca, aber sie kommen morgen zurück, und ich habe sie noch nicht angerufen, um zu erzählen, was hier Schreckliches passiert ist. Das würde sie nur unnötig beunruhigen, da kann ich auch warten. Aber das ist wirklich ein starkes Stück, wissen Sie, so etwas habe ich noch nie erlebt.«
Knutas starrte Jörgen Larsson an, der kaum Atem holte, ehe auch schon der nächste Redeschwall losbrach. Sie hatten das Tor erreicht, und der Bauer deutete mit seinem groben Finger zu dem Wäldchen hinüber.
»Da liegt das Pferd ohne Kopf. Ja, so etwas Schreckliches habe ich noch nie gesehen. Dieser Mistkerl muss doch eine Menge Arbeit damit gehabt haben, den Kopf abzukriegen, ich weiß nicht, ob er ihn abgesägt oder abgehackt hat oder was auch immer.«
»Wo sind die anderen Pferde?«, ging Knutas lautstark dazwischen, um das ausschweifende Gerede des Bauern zum Verstummen zu bringen.
»Ja, die haben wir in den Stall geholt. Vielleicht will er denen ja auch etwas tun, das kann man doch nicht wissen. Aber sie scheinen unversehrt zu sein. Die Schafe lassen wir draußen«, sagte Jörgen Larsson und schien sich dafür entschuldigen zu wollen, »denen scheint das nicht so viel auszumachen.«
Knutas hatte den Versuch aufgegeben, dem Bauern irgendeine Frage zu stellen, er schwieg. Das hatte Zeit bis später.
Jörgen Larsson öffnete das Tor und verscheuchte die Schafe, die sich um seine Beine drängten. Knutas, Wittberg und Sohlman versuchten, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Über dem Pferdekadaver kreiste eine große Krähenschar.
Mitten in der idyllischen Sommerszenerie aus Pferdekoppeln, grünem, zum Meer hin abfallendem Hang und funkelnder Bucht lag ein muskulöses Pony mit rundem Bauch und buschigem Schwanz, dessen Hals in einer einzigen großen, blutigen Wunde endete.
»Wer zum Teufel macht so etwas?«, entfuhr es Knutas.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft fehlten dem Bauern die Worte.
Für den Fernsehreporter Johan Berg sah an diesem Mittwochmorgen die Nachrichtenlage alles andere als rosig aus. Es passierte einfach gar nichts. Er saß an seinem verstaubten Schreibtisch in dem kleinen Redaktionslokal des Schwedischen Fernsehens mitten in Visby. Er hatte die Morgenzeitungen durchgeblättert und sich den lokalen Radiosender angehört, und er war wider Willen beeindruckt davon, dass es den Redaktionen gelungen war, Zeitungen und Sendungen zu füllen, obwohl die nicht einmal einen Hauch von Neuigkeit enthielten. Er hatte mit der gotländischen Fotografin Pia Lilja gesprochen, mit der er in diesem Sommer zusammenarbeitete, und er hatte ihr gesagt, sie könne später kommen. Es hatte doch keinen Sinn, dass sie beide herumsaßen und Däumchen drehten.
Lustlos suchte er zwischen einige Tage alten Kommunalbenachrichtigungen und Protokollen in der vagen Hoffnung, dort fündig zu werden. Der Auftrag, den ihm Max Grenfors von der Zentralredaktion in Stockholm an diesem Morgen gegeben hatte, kam ihm ziemlich undurchführbar vor – für die Abendsendung eine Reportage zu einem aktuellen Thema zu liefern. »Am liebsten eine, die wir als Hauptnachricht senden können. Wir haben nicht viel Stoff und brauchen einen Beitrag von dir.« Es war nicht das erste Mal, dass Johan sich so etwas anhören musste.
Er arbeitete seit zwölf Jahren als Kriminalreporter für die regionale Nachrichtenredaktion des Schwedischen Fernsehens. Die Regionalnachrichten berichteten aus den Regierungsbezirken Stockholm, Uppsala und Gotland. Daneben war er als Reporter für ganz Gotland zuständig und berichtete über alles von entlaufenen Kühen über abgebrannte Schulen bis zu der Überbelegung der Notfallstation im Krankenhaus. Einige Zeit hindurch war Gotland von Stockholm aus betreut worden, doch nun hatte das Schwedische Fernsehen beschlossen, die Lokalredaktion auf Gotland probeweise für den Sommer wieder zu eröffnen, und der Reporterposten war Johan übertragen worden.
Er lebte seit zwei Monaten auf der Insel, und es gab keinen Ort, an dem er sich lieber aufgehalten hätte. Die Liebe hatte ihn hergeführt, und obwohl noch immer viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden mussten, war er fest entschlossen, mit Emma Winarve, der Lehrerin aus Roma, zusammenzubleiben. Sie hatten sich im Zusammenhang mit einem Mordfall, über den Johan berichtete, kennen gelernt und ineinander verliebt. Emma war verheiratet und hatte zwei Kinder, als ihre Beziehung ihren Anfang nahm. Jetzt war sie frisch geschieden, und das gemeinsame Kind konnte jeden Tag zur Welt kommen. Sein und ihr Baby.
Johan konnte es noch immer nicht fassen, dass er Vater werden sollte. Es war zu groß, zu unvorstellbar. Zu seiner großen Enttäuschung wollte Emma nicht mit ihm zusammenziehen, sie wolle erst einmal abwarten, wie sie sagte. Ihre Kinder, Sara und Filip, seien noch so klein. Sie brauchten die Möglichkeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Dass sie jetzt die halbe Zeit bei ihrem Papa und die andere Hälfte bei ihrer Mama verbrachten. Dass sie einen Bruder oder eine Schwester bekommen würden. Emma wollte einen Tag nach dem anderen leben, und Johan musste sich damit abfinden. Wie schon so oft. Ab und zu hatte er das Gefühl, dass ihre ganze Beziehung bisher nur darin bestand, dass er auf sie wartete.
Im tiefsten Herzen war er sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren, dass sie am Ende zusammen sein würden. Das hatte er die ganze Zeit geglaubt, und seine Überzeugung war nicht kleiner geworden. Emma hatte sich dafür entschieden, sein Kind auf die Welt zu bringen, das war für ihn genug. Bis auf Weiteres.
Was seinen Job auf Gotland betraf, so gab es vieles, was er daran zu schätzen wusste: Selbständigkeit, seine gute Zusammenarbeit mit Pia und die Tatsache, dass es gut tat, dass ihm sein Chef nicht in den Nacken blies, auch wenn er ab und zu vom Festland her unter Druck gesetzt wurde, den er immer noch ebenso stark empfand wie früher. Natürlich vermisste er seine Arbeit als Kriminalreporter in Stockholm, seine Wohnung und seine Freunde, aber das Leben hatte neue Wendungen genommen, die dafür sorgten, dass er eben am liebsten auf Gotland sein wollte.
Die Arbeit in einem kleinen Team in einer Lokalredaktion hatte ebenfalls viele Vorteile. Er konnte sehr viel selbst entscheiden, und er fand eine große Befriedigung darin, seine Arbeitstage selbst einzuteilen. Er und Pia versuchten, jeden Tag eine Reportage zu liefern, und das schafften sie. Sie kamen ganz allein zurecht. Solange sie einigermaßen relevante sendbare Beiträge lieferten, war die Zentralredaktion zufrieden.
Im Moment planten sie eine Serie über die hohen Immobilienpreise. Johan fand es faszinierend, dass manch einer mehrere Millionen für ein kleines Haus innerhalb der Stadtmauern von Visby bezahlte und dass der Preis für eine Wohnung sich mit den Preisen von Stockholms angesagtesten Stadtteilen messen konnte. So bezaubernd das mittelalterliche Visby auch sein mochte, so bestanden doch große Unterschiede, was Arbeitsmarkt und Infrastruktur anging. Außerdem konnte man nur mit der Fähre oder dem Flugzeug nach Visby gelangen. Er hätte gern gewusst, wer die zweitausend Personen waren, die innerhalb der Stadtmauern wohnten und sich die zumindest für Gotländer Verhältnisse unvorstellbaren Summen leisten konnten. Einheimische mit normalen Einkommen konnten von einer Wohnung in der Innenstadt nur träumen, falls sie keine erbten.
Johan arbeitete seit dem 1. Mai auf Gotland, und bisher hatte es ihm noch nicht an Ideen für Reportagen gemangelt. Die Arbeitslosigkeit auf der Insel war ein großes Problem. In den vergangenen Jahren hatten etliche Großbetriebe Entlassungen vorgenommen oder ihre Niederlassungen auf Gotland aufgegeben. Der letzte Schlag war der Entschluss der Regierung, das Regiment P 18 aufzulösen, als Teil des Sparprogramms, das dem schwedischen Militär verordnet worden war.
Aber jetzt hatten sie sich schon seit Tagen keine Themen mehr aus den Fingern saugen können, und Johan merkte deutlich, dass Grenfors in Stockholm ungeduldig wurde.
Als das Telefon klingelte, meldete er sich ohne große Begeisterung.
Es war seine Kollegin, und ihre Stimme klang eifrig. Er hörte, dass sie aus dem fahrenden Auto anrief.
»Du, auf einer Koppel ist ein enthauptetes Pferd gefunden worden.«
Pia hatte die Angewohnheit, einleitende Grüße zu überspringen, sie hielt solche Floskeln für unnötig, vor allem, wenn sie es eilig und etwas Wichtiges auf dem Herzen hatte.
»Wann denn?«
»Heute Morgen. Zwei kleine Mädchen haben es auf einer Weide draußen bei Petesviken gefunden. Weißt du, wo das liegt?«
»Keine Ahnung.«
»An der Südwestküste – sicher an die sechzig Kilometer von der Stadt entfernt.«
»Wie hast du das erfahren?«
»Da wohnt eine Freundin von mir. Sie hat mich angerufen.«
»Wem gehört das Pferd?«
»Einer ganz normalen Bauernfamilie.«
»Am besten fahren wir sofort hin. Wie schnell kannst du hier sein?«
»Ich bin schon unterwegs.«
Johan legte auf und wählte dann Kommissar Knutas’ Durchwahl. Dort meldete sich niemand, und die Telefonzentrale der Wache konnte mitteilen, dass den ganzen Vormittag über niemand zu erreichen sein würde.
Ein enthauptetes Pferd, das war doch der pure Wahnsinn, aber es war auch genau das, was er brauchte. Er schnappte sich Block und Kugelschreiber und schloss die Tür der Redaktion ab. Er beschloss, Grenfors in Stockholm noch nicht anzurufen, er fand es gar nicht schlecht, den Chef ein bisschen schwitzen zu lassen.
Er sass in der Küche und überlegte sich, wie deutlich ein Raum sich verändern konnte, je nachdem, wer sich dort aufhielt und was sich dort abspielte. Die Schwermut, die früher von den Wänden ausgestrahlt worden war, und Schuld und Schande, die von der Decke her über ihn hereingebrochen waren, waren verschwunden. Früher rückten die Wände aufeinander zu und bedrohten ihn, wenn er auf seinem Platz saß, der immer derselbe war. Was auf dem Tisch stand, brachte keine Freude und keinen Genuss, sondern blieb ihm einfach im Hals stecken. Ein Teller voller Angst, versteckt unter brauner Soße.
Das war anders, jetzt, wo er machen konnte, was er wollte. Er machte sich ein ordentliches Frühstück, seine morgendlichen Anstrengungen forderten ihren Tribut.
Vor ihm auf dem Teller lagen drei dicke Scheiben Toast mit Wurstscheiben und vor Fett triefenden Spiegeleiern. Er bedeckte alles mit reichlich Ketchup, Salz und Pfeffer. Die Katze miaute hungrig und rieb sich an seinen Beinen. Er warf ihr eine Wurstscheibe zu.
Die Wanduhr zeigte Viertel von zehn. Durch das verstaubte Fenster sah er, wie die Sonne den Hofplatz überflutete. Er aß mit gutem Appetit und trank dazu kalte Milch. Als er damit fertig war, schob er den Teller zurück und rülpste geräuschvoll. Ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und schob sich einen Priem unter die Oberlippe.
Er war müde, seine Arme schmerzten. Es war anstrengender gewesen, als er erwartet hatte. Zwischendurch hatte er fast geglaubt, es nicht zu schaffen. Am Ende war es dann doch gelungen. Die Nachbearbeitung hatte auch ihre Zeit gebraucht, aber jetzt war das alles überstanden.
Er erhob sich, nahm den Teller und spülte unter dem Wasserhahn sorgfältig die Essensreste ab. Plötzlich fühlte er sich sehr müde, er musste sich hinlegen und schlafen. Er ließ die Katze aus dem Haus, sie verschwand lautlos. Dann stieg er die knarrende Treppe in die erste Etage hoch zu seinem Schlafzimmer, das ganz hinten auf der Querseite lag. Nach dem Brand war es nie wieder hergerichtet worden. Die Wände zeigten noch immer Rußflecken, und sogar das ausgebrannte Brett lag noch wie ein Haufen verkohlten Abfalls in der Ecke. Den Brandgeruch konnte er auch jetzt noch ahnen. Auf dem Boden lag eine alte Matratze, auf der er sich ausstreckte. Er fühlte sich wohl in diesem Zimmer, es war eine Ruhe, die er an keinem anderen Ort empfand, und er schlief sofort ein.
Knutas musste immer wieder darüber staunen, wie rasch sich eine Nachricht verbreitet. Vertreter von Lokalradio, Fernsehen und Zeitungen hatten sich bereits bei ihm gemeldet und wollten wissen, was passiert war. Der Nachrichtenwert eines enthaupteten Pferdes war hoch auf Gotland. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass nichts die Allgemeinheit dermaßen erboste wie Tierquälerei.
Er hatte diesen Gedankengang gerade erst beendet, als er die Organisation »TierFreunde« an der Strippe hatte. Sicher würden sich auch noch weitere Tierrechtsorganisationen bei ihm melden. Der Pressesprecher der Polizei, Lars Norrby, war im Urlaub, deshalb musste Knutas allein mit der Presse fertig werden. Er formulierte eine kurze Pressemeldung und teilte dann der Telefonzentrale mit, dass er in den nächsten Stunden nicht zu erreichen sein würde.
Als er nach dem morgendlichen Ausflug nach Petesviken wieder in der Wache ankam, holte er sich aus dem Automaten im Pausenraum ein belegtes Brot, an eine Mittagspause war jetzt nicht zu denken. Knutas hatte seine engsten Mitarbeiter für ein Uhr zu sich bestellt. Sohlman würde direkt vom Tatort kommen, um daran teilzunehmen, denn nun verfügte die Polizei von Visby über zwei Kriminaltechniker.
Sie trafen sich im hellen offenen Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Die Wache war kürzlich renoviert und mit neuen Möbeln in schlichtem skandinavischem Design ausgestattet worden. Knutas hatte sich zwischen den alten, abgenutzten Kiefernmöbeln wohler gefühlt. Die Aussicht war immerhin dieselbe, die riesigen Fenster boten einen Blick auf den Parkplatz des Supermarktes, die Stadtmauer und das Meer.
»Das ist ein wirklich abstoßendes Verbrechen«, begann Knutas und schilderte den Anblick, der sich ihnen draußen in Petesviken geboten hatte. »Die Koppel und das umliegende Gelände sind abgesperrt worden«, fügte er hinzu. »Es gibt eine Straße, die an der Koppel vorbeiführt, und dort suchen wir nach Fahrzeugspuren. Wenn der oder die Täter den Pferdekopf mitgenommen haben, sind sie vielleicht mit dem Auto gekommen. Im Moment werden Nachbarn und Anwohner befragt, und wir werden ja sehen, was dabei herauskommt.«
»Wie ist das Pferd getötet worden?«, fragte Karin.
»Darüber kann Erik uns mehr erzählen.«
Knutas drehte sich zu dem Kriminaltechniker um.
»Wir werden uns einige Bilder des Pferdes anschauen. Sieh dich vor, Karin«, sagte Sohlman, »das kann verdammt unangenehm werden.« Karin war eine begeisterte Tierfreundin.
Er klickte die Bilder des übel zugerichteten Pferdes durch.