[Antwort an Paul Olberg] - Thomas Mann - E-Book

[Antwort an Paul Olberg] E-Book

Thomas Mann

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Beschreibung

Wie der ›Reisebericht‹ entstand auch diese Antwort Thomas Manns auf einen offenen Brief des Journalisten Paul Olberg im August 1949, unmittelbar nachdem Mann von seiner Deutschlandreise zurückgekehrt war. Den Brief hatte Mann vor der Veröffentlichung am 9. September 1949 in Volksrecht (Zürich) erhalten. Auf die Kritik an seinem Weimar-Besuch antwortet er ähnlich wie in weiteren Texten aus jener Zeit und rechtfertigt seine Entscheidung. Außer der Schweizer sozialdemokratischen Zeitung Volksrecht interessierte sich auch New Leader, ein linksliberales Blatt, für die gemeinsame Veröffentlichung von Brief und Antwort. Unter Verweis auf die aus seiner Sicht mangelhafte Qualität der dafür angefertigten Übersetzung ins Englische entschied Mann sich allerdings doch gegen eine Zusage. In der Ausgabe des New Leader vom 12. November 1949 erschienen deshalb lediglich der Brief Olbergs sowie durch das abschlägige Telegramm Manns.

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Seitenzahl: 13

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Thomas Mann

[Antwort an Paul Olberg]

Essay/s

Fischer e-books

In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk

{718}[Antwort an Paul Olberg]

27. August 1949

Sehr geehrter Herr Olberg,

Ihren offenen Brief will ich, weil Sie es sind, gern beantworten und hoffe nur, dabei nicht in den Fehler zu verfallen, den Sie mir irrtümlich vorwerfen: nämlich mich unnütz und unwürdig zu entschuldigen.

Ihr Brief ist wohlwollend, aber überbesorgt. Ich habe ganz und garnicht das Gefühl, mir mit der »Ansprache im Goethe-Jahr«, die ich in Frankfurt und Weimar hielt, etwas vergeben, meine Emigration, meine Haltung im Krieg verleugnet zu haben. Über die »Nationale Revolution« von 1933 habe ich gesagt: »Vergiftet schien mir Deutschland, nicht erhoben. Verfratzt und verfremdet, bot es mir keine Atemluft mehr. Es gab keine Rückkehr … Wäre mein tiefer Haß auf die Verderber des Landes vom deutschen Bürgertum, vom deutschen Volk entschiedener und durchgehender geteilt worden, – es hätte mit Deutschland nicht zu kommen brauchen, wohin es gekommen ist.« Hier fiel Applaus ein. Nennen Sie es eine Entschuldigung?

Nie und nirgends habe ich gesagt, daß man die Nazigreuel vergessen müsse. (Ich habe mehr als einmal ganz das Gegenteil gesagt.) Und niemals habe ich behauptet, daß der gegenwärtige Geisteszustand der deutschen Massen besonders glücklich und Hoffnung erweckend sei. Daß er es nicht ist, hat seinen Grund zum Teil im deutschen Volke selbst, zum andern in einer unglückseligen Weltkonstellation, die die schlechten Elemente in Deutschland begünstigt, die guten zurückdrängt.