15,99 €
Das Wichtigste vorab: Dieses Buch sollten Sie nicht auf einen Schwung lesen. Die Aphorismen des Autors regen zum Nachdenken an. Ein Vorschlag: Nehmen Sie das Buch in die Hand, streichen Sie mit dem Finger über den Buchrücken und öffnen Sie das Buch an einer beliebigen Stelle, am besten mit geschlossenen Augen. Sie finden Stellen wie die folgende: "Warum kommen bei Verbrechern die Kinder ins Heim und nicht die Eltern in die Forensik?" Mit solchen und vielen anderen Fragen fordert Zankl seine Leser auf, hinter die Dinge zu blicken! Er beschäftigt sich mit Fragen der Erziehung ("kompliziert"), mit dem Themen Bildung und Berufsleben (ebenfalls "kompliziert") und mit dem Thema Mann und Frau (soviel sei verraten: "sehr kompliziert").
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 179
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.
© 2024 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0012-7
ISBN e-book: 978-3-7116-0013-4
Lektorat: Leon Haußmann
Umschlagfoto: Ryan Deberardinis | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Einleitung
Fertiggestellt im Februar 2005 in
Wilhelmshaven
nach über fünfjähriger Arbeit.
Vorwort
Es erwarten Sie:
Beste Satire, manchmal schön Böses, genaue Erkenntnisse, scharfe Beobachtungen, Besinnliches, Psychologisches und Philosophisches. Der Grund der Dinge wird manifest und offenkundig, die Zusammenhänge des Lebens werden abgebildet, erläutert und entwirrt.
Herzlich willkommen!
Vom Normalmenschen
Der Normalmensch ist, wie es ihm sein angeborenes Wesen vorgibt. Ich bin, wie ich will.
Vom Neurologen
Es ist seltsam: Gehe ich mit Unterleibschmerzen zum Urologen, und diagnostiziert er beispielsweise eine Blasenentzündung, so sagt er, meine Blase sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich mit Ohrenschmerzen zum Ohrenarzt, so sagt er, mein Innenohr sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich mit Magenschmerzen zum Internisten, so sagt er, mein Bauch sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich aber zum Neurologen, so sagt er,ichsei krank. Warum ist das so?
Des Dichters Seele
Des Dichters Seele ist und bleibt ein Ort von wenig Heiterkeit.
Vom Sportlichen
Überall sehe ich Bräunungs- und Fitnessstudios und makellose Körper auf der Werbung dafür. So lange es überall auf der Welt durch den Menschen, sei er sportlich oder nicht, Kriege und Gewalt gibt, bedarf es keiner tüchtigen Körper, sondern tüchtiger Geister. Diese gibt es im Regelfall nirgendwo.
Vom Tier Mensch
Der Mensch ist im Normalfall leider nicht zum Wachsen oder Werden da, sondern nur zum Sein. Davon aber versteht er viel, wenn auch nur mit tausend Lebenslügen. Trotzdem: Gleichsam einem Tier frißt, scheißt und schläft er. Am Ende seiner Tage muß er Abschied nehmen und tut sich mit dem Nirvana schwer. Im Laufe seines Lebens begegnen ihm viele unerträgliche narzißtische Kränkungen. Alle körperlichen Krankheiten zusammen richten in ihm keinen annähernd so großen Schaden an, wie die Herabwürdigungen, die ihn dauerhaft bis zur Persönlichkeitsstörung prägen. Nichtsdestotrotz läßt keiner den anderen in Frieden. Wozu ist das Leben da?
Wo kommen wir her?
Es gibt für die Entstehung des Menschen zwei bedeutsame Theorien: Die eine ist die Evolution, die andere ist die Schöpfungsgeschichte. Bei der einen fehlen wichtige Bindeglieder, die bis heute nicht gefunden worden sind. Bei der anderen stellt sich die Frage, warum ein allmächtiger Gott wissentlich zwei zunächst vollkommene Menschen schuf, die danach aber zu mutierten Sündern werden und dieses weitervererben würden, denn der Mensch handelt bei seiner Aggression oftmals nicht aus einem angeborenen oder erworbenen Zwang, den man vielleicht noch entschuldigen könnte, sondern aus einer zutiefst empfundenen Leidenschaft, die naturgemäß begrüßt und bejaht wird. Dieses wiederum impliziert die volle Schuldfähigkeit. Wer also wird der Richter sein, die Evolution, also niemand, oder Gott? Wie wird er urteilen, und was sind seine Motive, falls er welche hat?
Sie sind wie alle
Den größten Bewertungszwang von allen haben Psychotherapeuten und Psychologen. Sie brüsten sich des Übermenschen und der Erkenntnis vom Leben schlechthin. Jede Abweichung davon nehmen sie mit Schadenfreude zur Kenntnis, bestätigt sie doch scheinbar die eigene Unfehlbarkeit. Und doch sind sie vom Normalmenschen kaum oder gar nicht zu unterscheiden, denn auch sie unterliegen
dem Bewertungszwangdem Moralismus gegen andereder Ablehnungder Egozentrikder Eitelkeitder Zufriedenheit nach Vollfraßder zentralnervösen Paralysesymptomatik nach überdosierter Applikation von Ethanol (Lallen und Torkeln nach Saufen)dem mangelnden Gespür für den nächsten, obwohl es der Beruf eigentlich anders lehrt.Von der Ausdauer
Der kluge Schüler sitzt seine Schulzeit ab, der gescheite Knacki seine Strafe, der begabte Lehrling seine Ausbildung. Die Besten unter uns wissen es genauer: Sie sitzen das ganze Leben ab. Welch Ausdauerleistung und Prüfung der Geduld!
Vom Zweifel
Es waren stets der neurasthenische Zweifel und das eher subjektiv-abstrakte Denken, die mich lächerlich erschienen ließen. Und doch besitzen sie eine große Legitimität, denn die größte vernachlässigte Fehlerquelle im Denken ist und bleibt die maßlose Sicherheit darin. Zwar scheint sie makellos, nicht widerlegbar und offenkundig richtig. Aber doch zeigt die Geschichte: Was gestern galt, gilt heute nichts mehr, was gestern richtig war, ist heute falsch. Sogar: Was gestern bewiesen wurde, ist heute nichts mehr wert. Falls der konkrete Denker ausnahmsweise der subjektiven Denkweise zugänglich gemacht und somit ad absurdum geführt werden konnte, welch Zweifel sind in seinem Gesicht!
Das Ende
Es war in der Zeit, als die Apokalypse dem Menschen den Garaus gemacht hatte. Auf den Feldern verwesten die menschlichen Kadaver, um dem Boden Dünger zuzuführen. Es war ein Vertreter Gottes, der auch an meiner Tür klingelte, um mir den Prozeß zu machen. Ich lag wie so oft im Bette, da es mein irdisches Schicksal war, an Depressionen und übelsten Magenschmerzen zu leiden, und das über die meisten Jahre meines Lebens. Ich sagte: „Was fällt Ihnen ein, mich daniederliegend im Bette und leidend zu stören? Wenn Sie über mich richten wollen, warum sind Sie nicht viel früher gekommen, um endlich Schluß zu machen?“
Ich bekam für meine durchaus objektiven Frechheiten die schlimmste aller erdenklichen Strafen: Ich wurde zu ewigem Paradies verurteilt, und das ohne die Möglichkeit, jemals begnadigt zu werden!
Der Kluge
Sage ich, ich sei klug, hält man mich für eitel, arrogant und versnobt. Sage ich, ich sei dumm, so glaubt es jeder.
Der Großkotz
Nur wenige haben sich vor mir nicht großgetan.
Was ist die Persönlichkeit?
Das seelische Gesamterscheinungsbild eines Lebewesens ist die Persönlichkeit. Die schlechte Persönlichkeit gibt es überall, nur wer blind ist, sieht sie nicht. Eine gute Persönlichkeit ist geprägt von tief empfundenen {moralischen} Erkenntnissen, die den {moralischen} Geist voraussetzen. Die Formel ist recht einfach: Kein Geist, keine Erkenntnisse, schlechte Persönlichkeit, oder wenn man so will, keine Persönlichkeit.
Von der Erziehung
Es war einmal ein kleines Mädchen, das wurde antiautoritär erzogen. Es war dieselbe, die Jahre später alles forderte und nichts wußte. Es war einmal ein kleiner Junge, der wurde autoritär erzogen. Es war derselbe, der Jahre später wegen seines Aggressionsstaus mehrere Morde begangen hatte und dafür lebenslänglich bekam. Wie bloß erzieht man richtig?
Der Liebenswerte
Nur der Liebenswerte ist durch Liebenswürdigkeiten zu erfreuen.
Die Diktatur
Die älteste Diktatur ist die des einzelnen. Teils wird sie überschattet von staatlichen Diktaturen, aber irgendwann ist es Zeit, jede solche über Bord zu werfen und durch eine andere Regierungsform zu ersetzen. Was bleibt, ist das angeborene menschliche Verhalten, welches auf Fremdbestimmung und Zuweisung abzielt und das tägliche Zusammenleben im Kern bestimmt. Es hat sich als negativ und unabänderlich erwiesen. Es gibt also keine Möglichkeit, den Anspruch auf diese Fremdbestimmung und der damit verbundenen Diktatur zu beseitigen.
Von der Überzeugung
Als ich noch jung war, hatte ich wie jedermann Überzeugungen, seien es gute oder schlechte gewesen. Waren es nicht die einen, so waren es andere. Aber im Laufe der Jahre hat sich bei mir gezeigt, daß jede Überzeugung nur so lange Bestand hatte, wie sie nicht durch neue Erfahrungen oder Einsichten ersetzt und abgelöst wurde. Aus diesem Grunde fällt es mir heute recht schwer, überhaupt eine Idee oder einen Gedanken, sei er eigens oder fremd, als revolutionär, genial oder als Maßstab für die Welt zu erachten. Das Moment der Täuschung des unvollkommenen Menschen wird auf lange Zeit gesehen deutlich erkennbar. Es kann daher für uns im Denken und Handeln keine Sicherheit geben, selbst wenn wir tausend Jahre leben sollten.
Von der Erfahrung
Im Alter habe man an Lebenserfahrung gewonnen, so sagt man. Die differenzierte Betrachtung aber läßt wie so oft zweifeln: So gibt es nicht nur erfahrene Menschen im hohen Alter auf der einen und naive Kinder auf der anderen Seite, sondern auch diejenigen, die aus dem langjährig Erlebten keine Konsequenzen ziehen und solche, die gering an Jahren sich anhand des Erfahrenen einer gnadenlosen Selbstkritik unterwerfen. Darüber definiert sich der Jüngling von hundert Jahren und auch der jungenhafte Menschenkenner.
Von der Bluttat
Nicht nur bei Proleten ist der Täter ein Held und das Opfer ein Feigling, habe der Täter auch noch so perfide gehandelt.
Von der Freundschaft
Die Freundschaft obliegt dem Menschen durch seine Geburt nur ausnahmsweise. Zu schnell findet man sich gegenseitig langweilig, ja unerträglich. Obwohl der Mensch von Natur aus gesellig ist, hat er es nur zum oberflächlichen Beisammensein gebracht, um nicht in die Einsamkeit zu geraten. Der jeweils andere ist in aller Regel gleichgültig. Wird doch ausnahmsweise die Freundschaft angeboten, so wird sie zum größeren Teil durch Ausreden oder angeblich mangelnde Zeit abgelehnt und zum kleineren Teil sogar empört zurückgewiesen. Sollte es aber doch einmal zu einer Beziehung kommen, die den Anschein der Freundschaft hat, so solle man genau darauf achten, daß zwischen beiden Liebe herrsche, falls es hier auch nur zu geringen Unregelmäßigkeiten kommen sollte, offenbart sich der Verräter an der Sache. Also schon wieder einer, der für die Freundschaft nichts taugt.
Was der Mensch nicht verträgt
Das eine oder andere wird dir der Mensch verzeihen, aber eines nie: Wenn du ihn verläßt, und das, obwohl er selbst nicht anders handeln würde!
Von der Arbeit
Es gibt etwas, was in Deutschland traditionell seit jeher maßlos überbewertet wird: die Arbeit nämlich.
Das verbockte Abitur
Es ist immer dasselbe: Wer denken kann, schafft das Abitur nicht.
Der typische Deutsche
Die Deutschen sind ein sonderbares Völkchen. Stets brauchen sie etwas, an das sie fest glauben können. Früher war es einmal der Kaiser, danach der Führer, anschließend Adenauer und vielleicht auch Kennedy. Am Ende rundete Kohl dieses Bild ab. Heutige wesentliche Idole außer dem Amtsarzt sind mir nicht bekannt, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Von der Intelligenz
Wer folgerichtig und gegen seine Erfahrung denken kann, der ist wirklich intelligent und bewundernswert.
Vom Kriege
Wer in den Krieg zieht und gute Waffen schmieden kann, der ist gut beraten. Wer aber die meisten Panzer bauen kann, der gewinnt ihn.
Der Feind
Es gibt in der Welt liebe Jungs und böse Buben. Ist das Feindbild erstmal da, gibt es nur noch böse Buben.
Der Meister der Erzählung
Der Meister der Erzählung tut sich mit der Mathematik sehr schwer. Umgekehrt ist es dasselbe.
Vom Urologen
Immer wenn ich urologisch untersucht worden bin, denke ich nachher anders als vorher.
Die Frohnatur
Nie habe ich einen größeren Haß verspürt, als gegen den, der ständig guter Stimmung ist. Er findet alles positiv, obwohl es so viel Schlechtes gibt. Bricht er sich ein Bein, so freut er sich, daß er sich nicht beide gebrochen hat. Verliert er hundert Mark, so freut er sich, daß es nicht zweihundert waren. Ist ihm übel, so wäre wohl ein Herzinfarkt schlimmer gewesen. Er schimpft mich destruktiv, weil ich seine Manie nicht teilen möchte. Diese Menschen haben den Bezug zur Realität teilweise verloren, ohne davon zu wissen. Dennoch sind sie im allgemeinen beliebter als der schwere Melancholiker, weil der Umgang mit ihnen Flügel verleiht. Es handelt sich hierbei aber um eine pathologisch frohnatürliche Konfiguration.
Der Menschliche
Es heißt, ich solle menschlich sein. Also gut, wen soll ich umbringen?
Vom Genie
Die meisten Genies gibt es in psychiatrischen Krankenhäusern.
Warum der Hund Männchen macht
Alle Säuge- und Wirbeltiere sind sehr gelehrig und intelligent. Sie verfügen wie wir über ein ausgeprägtes Bewußtsein, nur daß sie es nicht sagen können. Nehmen wir beispielsweise den Hund oder die Katze. Der Hund erkennt sehr frühzeitig den Zusammenhang zwischen Männchenmachen und Leberwurst. Die Katze bemerkt sehr bald, daß Scheißen auf dem Katzenklo und nicht schnurrend vom Balkon zusätzliche Streicheleinheiten nach sich ziehen. Je größer die Belohnung und somit das Motiv ist, desto größer sind die Lernerfolge; ja Vierbeiner werden regelrecht zu Rettungshunden ausgebildet, und suchen mit großem Erfolg nach Verunglückten. Katzen werden mit großem Erfolg dressiert und springen im Zirkus von Hocker zu Hocker, über den Dompteur hinweg und anschließend durch einen Ring aus Feuer.
Ändern sich allerdings die Gegebenheiten und Umstände, so erkennt man die Grenzen des unmittelbaren Intellektes, das heißt der Hund sucht ohne Erfolg beim Nachbarn nach Verletzten, die Katze scheißt in den Kaninchenstall der Schwiegermutter und der Papagei krächzt ohne Sinn und Verstand „Papa hat ’ne Freundin“, was ihm die Kinder beigebracht haben und Mama nun zufällig hört. Ebenso ist es beim Menschen. Ist das Motiv ein hohes, so sind die Lernerfolge in aller Regel entsprechend. Ist es das Diplom, das lockt, so wird es erreicht werden. Ist es die Promotion, die lockt, so wird auch sie erreicht werden. Habilitation? Kein Problem, ein gewisses Talent natürlich immer vorausgesetzt. In den verschiedensten Situationen des Lebens aber scheitern vor allem Lehrer, Ärzte, Juristen, Polizisten und Psychologen. Lehrer erweisen sich als nicht subjektiv denkend, was aber dem Verständnis des Schülers dienlich wäre, Ärzte stellen vor allem bei angeborenen und nicht gleich sichtbaren Veränderungen der Organe die Diagnose des Simulantentums, Juristen verhängen keine harten Strafen gegen gefährliche Gewaltverbrecher, Polizisten schlagen unbescholtene Ausländer und Psychologen destruktivieren den Patienten, weil dieser eine andere Meinung hat. Unter diesen Umständen der Praxis, die durchaus von dem Gelernten abweichen kann, versagen sie fast alle. Es ist nichts Neues: Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht.
Es gibt keinen Gott
Man muß nur lange genug leben, um zu sehen, daß es keinen Gott gibt. Alles im Leben ist nur die Folge und Folgesfolge des Vorangegangenen. Ein Gott, heiße er Allah oder Jehova oder Manitou, passt da nicht hinein. Aber selbst wenn es ihn doch geben sollte, verdiente er tatsächlich Anerkennung?
Das Brett vor dem Kopf
Das größte Brett vor dem Kopf hat ohne Zweifel der Sozialphobiker. Er ist daher der meistgehaßte homo sapiens überhaupt. Frag die Lehrer, Ausbilder, Erzieher, aber auch Bekannte, Nachbarn oder Schwiegermutter, alle sagen über ihn dasselbe: Schuld am Elend aller ist nur er allein. Ihm wird eine größere Aggression entgegengebracht als dem größten Schweinehund, da es mit der Geduld des zivilisierten Menschen nicht weit her ist. Wieso aber bekommt ausgerechnet er den Nobelpreis?
Vom Weibe
Warum ich nie geheiratet habe, werde ich in letzter Zeit, der ich nunmehr fünfunddreißig Jahre zähle, oft gefragt. Ist die Frau zum Geiste eher fähig als der Mann?
Das Trauma
So mancher Kindheitstraumatisierte neigt später zur lebenslänglichen Selbstaufwertung. Es werden dabei vor allem allgemein akzeptierte Werte wie Schönheit, Reichtum, Männlichkeit und Intelligenz dargestellt und für sich beansprucht, treffen sie tatsächlich zu oder nicht. Darauf angesprochen lernt man schnell, daß im Leben fast nichts interessant ist, und die Kritik an der eigenen Person schon gar nicht. Dementsprechend hat man auch noch nie von einer erfolgreichen Therapie dieser Wesensstörung gehört.
Gut und Böse
Es fällt mir schwer zu glauben, daß Gott nur gut und Satan nur böse ist. Zumindest fänden beide auf der bewohnten Erde kein adäquates Gegenstück.
Der Trieb zum Verbrechen
Der Trieb zum Verbrechen kommt bei einigen Probanden gleich nach den lebensnotwendigen Trieben wie Hunger, Durst, Schlafen und Fortpflanzung. Es ist ein Märchen, ein Verbrecher werde zum Verbrecher erzogen. Genauso wie jeder andere auch sein individuelles Wesen, welches sich als lebenslänglich unveränderbar erwiesen hat, von seinen Vorfahren in die Wiege gelegt bekommt, wird auch er als Träger seiner in diesem Falle schlimmen Merkmale geboren. Die Erziehung kann zwar nicht gänzlich ignoriert werden, sie dient aber lediglich zur geringen Verstärkung oder Milderung des ererbten Potentials. Wie stark nun der Trieb zum Verbrechen sein kann, zeigt wieder einmal die Geschichte: Die alten Römer waren Barbaren und haben noch gekreuzigt, aber dennoch hat es auch dort zum Teil schwerste Straftaten gegeben. Nichts und niemand wird also die aktive oder passive Durchführung von Unrecht jemals restlos verhindern können, weder durch Androhung von Repressalien noch durch den Einsatz einer bewaffneten Armee.
Von den physiognomischen Fragmenten
Die Physiognomik ist zwar keine vollkommene Wissenschaft, sie hat bei mir aber trotzdem einen hohen Stellenwert, denn sie spiegelt ein hohes Maß an Menschenkunde wider. Die meisten Menschen sind tatsächlich so, wie sie aussehen, vielleicht klug oder dumm, vielleicht lieblich oder gewalttätig. Am liebsten ist mir das klar geschnittene, charaktervolle Gesicht. Ein klarer Kopf, zwei klare Augen und ein klares Wort prägen diesen Menschen. Bisweilen gibt es aber bemerkenswerte Ausnahmen von der Regel, bei deren Beurteilung man sich gehörig verschätzen kann. Die Natur macht halt, was sie will.
Der Individualist
Es gibt nur sehr wenige Menschen, die unabhängig von Lob und Tadel sind. Man nennt sie Individualisten.
Wer ist mutig?
Die mutigsten Männer der Weltgeschichte sind die ängstlichsten zugleich gewesen. Nur wer Angst hat und sie überwindet, ist mutig. Die Heldentat als solche, die völlig angstfrei ausgeführt wurde, ist kaum eine Notiz wert.
Von der eigenen Art
Die größte Aggression geht bei Mensch und Tier meistens gegen die eigene Art.
Das Ursache-Wirkung-Prinzip
Hier auf der Erde und wahrscheinlich auch in den meisten Bereichen des Universums gilt das Ursache-Wirkung-Prinzip. Es gibt also keine Ursache, die nicht eine Wirkung nach sich zöge. Umgekehrt ist es dasselbe: Es gibt keine Wirkung, die nicht auf einer Ursache fußte. Ist es aber nicht denkbar, daß es Teilabschnitte des Weltalls gibt, die für uns uneinsehbar sind und in denen dieses Gesetz keine Anwendung findet? Dies hieße, erführen wir davon, daß dort Dinge geschähen, die wir nur mit einer Art Zauber erklären könnten, da sie außerhalb unserer Erfahrung liegen. Ein Mensch, den man in diese Welt transformieren würde, müsste wahrscheinlich alsbald sterben.
Von der Verhältnismäßigkeit
Gut und Böse oder Wert und Unwert sind nicht objektiv darstellbar oder meßbar. Der eine erschaudert beim versehentlichen Zertreten eines Regenwurmes, wiewohl der nächste Eintritt zahlen würde für eine mittelalterlichen Vierteilung, aber natürlich nur dann, wenn der andereumgebracht wird. Wer ist gut und wer ist schlecht?
Warum Nashornscheiße gut schmeckt
Schopenhauer lehnte einst das Leben ab. Er hieß den Menschen nur im weiteren Sinne ein denkendes Wesen, da er sich des allgegenwärtigen Problems des Daseins nicht bewußt sei. Aber genaugenommen muß dies so sein, denn das Leben erhält seinen Antrieb im Regelfall zunächst aus dem Selbsterhaltungsstreben, der Freude am Sein und dem Unvermögen, die Zwielichtigkeit und Qual desselben zu erkennen. Nur so ist es möglich, eine Generation nach der anderen zu schaffen, die auch in Zukunft keine Fragen stellen oder Existentielles je in Zweifel ziehen wird. Somit ist das Fortbestehen der eigenen Art in jedem Falle gewährleistet, das Ziel der Evolution erreicht. Sollte aber das Selbsterhaltungsstreben, aus welchem Grunde auch immer, erlöschen, und sollte die Freude am Sein durch eine Depression ersetzt werden, dann wird unter diesen Umständen schnell dem Dümmsten klar, daß das Problem des Seins eines der schwierigsten und wichtigsten überhaupt und das Leben ein Nichts ist. Der Pillendreher würde aussterben, wenn er überlegen könnte und ihm klar würde, welchen Job er macht!
Eine subjektive Beschreibung der Angst
Die Angst ist der unendliche Strudel, der mich hoffnungslos ohne Wiederkehr davontreibt.
Vom Respekt
Zuneigung kann nicht erzwungen werden, Respekt kann und muß erzwungen werden, notfalls mit Gewalt.
Von der Sensibilität
Die Sensibilität ist eine sehr positive Eigenschaft. Schade aber, daß sie meistens nur gegen sich selbst Anwendung findet.
Der Urknall
Die Astrophysiker betrachten den Urknall als die Wiege allen Lebens. Da Energie und Materie kompatibel seien, habe sich letztendlich alles Lebendige aus dieser Energie entwickelt, woher sie auch immer stammen möge. So fänden wir infolgedessen Sterne, Sonnen, Monde und Planeten, die durch ausgeglichene Schwerkräfte in vorzüglicher Weise zusammenwirkten und somit das Universum zusammenhielten und insbesondere die richtigen Bedingungen auf der Erde (Temperatur, Druck, Atmosphärenbeschaffenheit, Wasser, fruchtbare Böden und so weiter). Diese Theorie ist plausibel und nicht von der Hand zu weisen. Doch ich bleibe hartnäckig – wozu dieses skurrile Wunder?
Vom Wert des Lebens
Moralisch und ethisch gesehen ist ein Leben unbezahlbar und mit Gold nicht aufzuwiegen. Im täglichen Dasein aber spüren wir nur den Wert, der uns von anderen beigemessen wird. Dieser ist absonderlicherweise denkbar gering.
Die Widrigkeit
Es gibt für jede Widrigkeit jemanden, der sie gut findet.
Der freche Grinser
Den frechen, auf die Nerven fallenden Grinser gibt es überall. Sein Motiv ist, höre es sich trivial an oder nicht, der Narzißmus. Er wird durch Prägung gefördert und durch die Unmündigkeit des Betreffenden nicht revidiert. Und wenn der Grinser nicht gestorben ist, dann grinst er morgen immer noch.
Vom Lernen und Lehren
Es ist schon erstaunlich, wieviel Wissen sich der Mensch im Laufe seines Bestehens angeeignet hat. Jedoch zeigt er sich in nichts phantasieloser als im Weitervermitteln seiner Kenntnisse. Dies führt mitunter sogar so weit, daß an sich begabte Menschen eine weiterführende Schule verlassen müssen, weil sie dem einfühlungslosen Unterricht nicht folgen können. Sie gelten dann absurderweise als nicht talentiert genug. Falls sie sich aber trotzdem weiterbilden möchten, bleibt ihnen nur noch das autodidaktische Studium, welches viele derselben im übrigen bestehen. Ein weiteres und groteskes Beispiel spiegelt sich ganz besonders deutlich in der Computerkunde wider: Der Rechner ist ein sehr extravaganter Schüler, denn er reagiert nicht auf Beschimpfungen und ist nicht der Ausbildung verweisbar. Tatsächlich muß ihm auch in Form seiner Sprache und im Sinne seiner Subjektivität alles ganz genau erklärt werden, kleinste Unregelmäßigkeiten führen hier sofort zum Mißerfolg, denn er macht genau das, was man ihm sagt, also auch die Fehler, die aus den ungewollt übertragenen Unklarheiten oder Mehrdeutigkeiten resultieren. Also bleibt nur der Weg, der seelenlosen Maschine mit möglichst großem Vorstellungsvermögen und Hingabe zu begegnen, ein Weg, der im allgemeinen beim gewöhnlichen Schüler keine Anwendung findet. Und was sehe ich trotzdem bei abgeschlossenen Programmen, die am Ende auf den Systemen laufen? Fehler, Fehler, Fehler!
Von der Anerkennung
Anerkannt wird nur der, der den eigenen subjektiven Idealen und Werten entspricht, seien sie geistig oder nicht. So mag der Lehrer den guten Schüler, der Trainer den athletischen Sportler, der Meister den geschickten Lehrling, der Knacki den erfolgreichen Bankräuber und der Feldwebel den gehorsamen Soldaten. Eine allgemeine Anerkennung erlangt derjenige, der abgesehen von fachspezifischen Fragen keine weiteren stellt. Wehe dem, der diesen Idealen nicht entspricht!