Arbeit am Mythos. Ein Vergleich der Pandoradarstellungen bei Hesiod und Lewin - Maria Hanstein - kostenlos E-Book

Arbeit am Mythos. Ein Vergleich der Pandoradarstellungen bei Hesiod und Lewin E-Book

Maria Hanstein

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Vom Helikon nach Hollywood. Der Mythos Pandora, Sprache: Deutsch, Abstract: Wird im Internet nach dem Begriff 'Pandora' gesucht, so erscheinen zunächst mehrere Seitenvorschläge für Pandora-Schmuck. Im weiteren Verlauf erscheinen ein Internetradio und ferner auch Angaben über eine mythische Figur mit einer ominösen Büchse oder Box. Was haben diese drei Suchergebnisse gemein? Im Kern haben die ersten beiden die Bedeutungs- und Analysevielfalt gemeinsam, die ihnen durch die mythische Figur, welche aus der griechischen Antike stammt, zugeschrieben werden kann. In dieser Arbeit soll an dem Beispiel des Filmdramas 'Pandora and the Flying Dutchman' von Albert Lewin erörtert werden, wie es zu dieser Bedeutungszuschreibung kommen kann. Hierzu wird zu Beginn geklärt, was unter dem Begriff des Mythos zu verstehen ist, um darauf aufbauend den antiken Pandoramythos kurz einzuführen. Ferner wird zum einen die anthropologische Mythentheorie Blumenbergs verwendet, um ein methodisches Fundament zu bilden und zum anderen soll eine Einführung in die Filmanalyse und in die Erzähltheorie dieses Informationsträgers gegeben werden, damit die vorgestellten Grundlagen korrekt auf das Medium Film angewendet und gedeutet werden können. Dazu wird ein Sequenzenprotokoll erstellt, um das Werk kurz übersichtlich darzustellen und weiterhin mit diesem arbeiten zu können. Bei der Analyse wird mit Standbildern gearbeitet, um medienspezifische Elemente für den Leser deutlich darzustellen.

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Inhaltsverzeichnis

 

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Der Mythos

2.1.1 Begriffsdefinition 'Mythos'

2.1.2 Der Pandoramythos

2.1.3 Blumenbergs Arbeit am Mythos

2.2 Systematische Filmtheorie

2.2.1 Erzähltheorie des Films

2.2.2 Analysetheorie des Films

3 Lewins 'Pandora and the Flying Dutchman'

3.1 Trivia

3.2 Pandora and the Flying Dutchman

3.2.1 Hesiod und Lewin

3.2.2 Mythisierung der Pandora durch Arbeit am Mythos

3.2.3 Entmythisierung

3.2.4 Die Liebe im Mythos

4 Fazit

5 Anhang

5.1 Sequenzenprotokoll

5.2 Abbildungen

6 Bibliographie

6.1 Primärliteratur/ Quellen

6.2 Sekundärliteratur

6.3 Internetquellen:

7 Selbstständigkeitserklärung

 

1 Einleitung

Wird im Internet nach dem Begriff 'Pandora' gesucht, so erscheinen zunächst mehrere Seitenvorschläge für Pandora-Schmuck. Hierbei handelt es sich unter anderem um Armbänder aus Silber, Gold oder Leder, welche sukzessiv mit Anhängerelementen, welchen eine Bedeutung zuzuschreiben ist, erweitert werden können. Im weiteren Verlauf der Suchergebnisse erscheinen zunächst ein Internetradio namens Pandora, welches sich mit der Musikanalyse beschäftigt, und ferner auch Angaben über eine mythische Figur mit einer ominösen Büchse oder Box.

Was haben diese drei Suchergebnisse gemein? Im Kern haben die ersten beiden die Bedeutungs- und Analysevielfalt gemeinsam, die ihnen durch die mythische Figur, welche aus der griechischen Antike stammt, zugeschrieben werden kann.

2 Theoretische Grundlagen

 

2.1 Der Mythos

 

Mythen gibt es seit mehr als 2500 Jahren und dennoch fällt es schwer eine klare Begriffsdefinition zu finden. In der jüngsten Vergangenheit versuchten Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche den Begriff des Mythos zu definieren, wobei sich die einzelnen Begriffsvorstellungen teilweise gänzlich voneinander unterschieden. An dieser Stelle sollen deshalb die verschiedensten Begriffsmerkmale gesammelt werden, um im Anschluss zu einer Definition zu kommen, die dieser Arbeit als Grundlage dienen soll.

 

Im 19. Jahrhundert bezeichnete der deutsche Lexikograf und Sprachwissenschaftler D. Sanders den Mythos als „ein rätselhaftes, unauflösliches Gewebe von kühnen, ungeheuern, furchtbaren und lieblichen Dichtungen, die bunte Hülle der Erfahrung, der Überlieferung und ahnungsvollen Betrachtung“[1]. Die Psychoanalytiker S. Freud und C. G. Jung sagten im 19. und 20. Jahrhundert über den Mythos, er würde das innere Unbewusste durch Erzählungen sichtbar machen, wodurch die psychologischen Grundmotive der Verdrängung durch eine Generationsübertragung immer wieder neu definiert werden können. Im 20. Jahrhundert wurden Mythen durch den Philosophen H. G. Gadamer zur Uridee der Menschheit, was der Philosoph und Kulturwissenschaftler A. Losev untermalte, indem er über den Mythos sagte, er wäre „realstes, lebendigstes, unmittelbarstes und sogar sinnliches Sein“[2]. Ebenso im 20. Jahrhundert charakterisiert der Philosoph H. Blumenberg Mythen als „Geschichten hochgradiger Beständigkeit ihres narrativen Kerns und ebenso ausgeprägter marginaler Variationsfähigkeit“[3]. Der Ethnologe C. Lévi-Strauss, Vertreter des 20./ 21. Jahrhundert sagt in seiner 'Mythologica' aus, Mythen würden einen Diskurs ausdrücken, „in dem jedes Element, mag es noch so willkürlich erscheinen, eine signifikante Funktion hat“[4]. Im Duden steht dahingegen, dass der Mythos zum einen eine „überlieferte Dichtung, Sage, Erzählung o.Ä. aus der Vorzeit eines Volkes (die sich bes. mit Göttern, Dämonen, der Entstehung der Welt, der Erschaffung der Menschen befasst)“[5] sei. Zum anderen wird der Mythos aber auch als „falsche Vorstellung“[6] deklariert.[7]

 

2.1.1 Begriffsdefinition 'Mythos'

 

Gemein ist all diesen Definitionen, dass der Mythos etwas Überliefertes ist und dass er sich mit dem Sein beschäftigt. Ungewiss ist jedoch, ob mit dem unbewussten Sein oder dem menschlichen Dasein. Weiterhin unbestimmt ist, ob es sich um eine teilweise reale oder gänzlich fiktive Erzählung handelt, was sich durch die nähere Bestimmung des Seins aufklären ließe. Hinsichtlich des Themas der Arbeit soll diese Frage ungeklärt bleiben, sodass eine abschließende Definition für die nachstehende Untersuchung wie folgt lautet:

 

Der Mythos ist eine überlieferte Erzählung mit einem beständigen narrativen Kern, die sich mit alltäglichen Bedürfnissen und Fragen einer jeder Generation beschäftigt und durch funktionale Elemente Antworten auf das menschliche Sein und das Unbewusste geben kann und darüber hinaus variationsfähig ist.

 

2.1.2 Der Pandoramythos

 

Der ursprüngliche Pandoramythos stammt von Hesiod, welcher ihn im 1. Jahrhundert v. Chr. in seiner 'Erga kai hemerai' mit dem Mythos des Prometheus verband. In dieser Urfassung ist Pandora eine von den Göttern geschaffene Frau, welche den Menschen durch die Öffnung eines Fasses (später einer Büchse) Plagen bringen soll, in welchem die Hoffnung aber vor den Menschen verschlossen bleibt. Hephaistos formt auf Zeus' Geheiß aus „Erde und Wasser […] die hübsche, lockende Mädchengestalt […] gleich einem verschämten Mädchen“[8], Athene bringt ihr frauliche Geschicke bei und kleidet sie hübsch ein. Aphrodite soll ihr „Liebreiz ums Haupt […] gießen, [aber] auch quälende Sehnsucht und gliederzehrendes Herzweh“[9]. Weiterhin überträgt Hermes „Lug und Trug, Schmeichelreden und verschlagenen Sinn [ … und] Sprache“[10] auf ihr Wesen. Er nennt sie 'Pandora', weil alle Bewohner des Olymp ihr Talente und Charaktereigenschaften schenken[11] und Pandora ferner aus dem Griechischem übersetzt 'Allgeschenk' bedeutet.

 

Pandora gilt in der Antike als die Antwort der Götter auf Prometheus' Feuerraub. Nach Hesiod beschäftigten sich noch andere Schriftsteller und Gelehrte mit dem Mythos der Pandora, setzten aber jeweils spezifische Elemente in das Zentrum ihrer Adaption. So wird Pandora in anderen Ausarbeitungen, wie zum Beispiel bei Calderón und Goethe in der Neuzeit, als Schöpfung des Prometheus dargestellt, um seine Gleichstellung zu den Göttern zu thematisieren. Henry James geht in der Moderne dazu über Pandora als selbstbewussten, zielstrebigen, schönen und charmanten Menschen darzustellen und zieht dabei Parallelen zu ihrem mythischen Namen, um ihr Merkmale zuzuordnen.[12]

 

2.1.3 Blumenbergs Arbeit am Mythos