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Völlig überarbeitete Neuausgabe des Hauptwerks von Hasselmann und Schmolke
Jeder Mensch hat einen archetypisch vorgegebenen Seelenplan, eine individuelle Matrix. In diesem Grundlagenwerk werden 49 Grundenergien definiert, die die absolute Einmaligkeit, Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit sowie die Aufgaben jedes Menschen begründen. Dieses System der Seelenkunde dient der Selbsterkenntnis und hat inzwischen auch den Weg in die therapeutische Praxis gefunden.
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Die von Varda Hasselmann gechannelte »Quelle« gibt tröstliche und erhellende Antworten auf zentrale Lebensfragen. Sie vermittelt, dass alle Menschen ein von Sinnhaftigkeit getragenes, in größere geistige Zusammenhänge eingebettetes Leben führen. Jeder Mensch verfügt über einen archetypisch geprägten Seelenplan. Dieses individuelle Grundmuster der Seele, die Matrix, dient dazu, ein Leben sinnvoll, wachstums- und erkenntnisfördernd zu bewältigen.
Seelische Archetypen bestehen aus sieben mal sieben Grundenergien, die die absolute Einmaligkeit, Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit sowie die Aufgaben eines jeden Menschen beschreiben. Sie spiegeln seine seelische Identität.
Die Matrix mit ihren millionenfachen Kombinationsmöglichkeiten lässt sich als Entfaltungsmodell für das persönliche Potenzial verstehen. Die Kenntnis des eigenen Seelenmusters fördert Verständnis, Liebe und Bewusstheit – nicht nur im Umgang mit den Mitmenschen, sondern auch für das eigene Selbst.
Dr. Varda Hasselmann bereitete sich nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Mittelalterkunde zunächst auf eine Universitätslaufbahn vor. Doch sie folgte ihrer Berufung und machte ihre mediale Begabung zum Beruf. Seit 1983 arbeitet sie als Trance-Medium, gibt Seminare und hält Vorträge. Ihr Partner Frank Schmolke begleitet sie bei den Trance-Sitzungen und veranstaltet mit ihr gemeinsam Vorträge und Seminare.
So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen, So sagten schon Sibyllen, so Propheten; Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
J. W. von Goethe, »Urworte, orphisch«
Seit seinem Erscheinen im Jahr 1993 hat unser Buch Archetypen der Seele überraschend große Resonanz gefunden, und es liegt heute bereits mit mehr als 80000 Exemplaren vor. Auch durch Übersetzungen ins Englische, Portugiesische, Italienische, Russische und Ungarische hat sich die Vorstellung von der Realität seelischer Archetypen inzwischen verbreitet. So sehen wir uns mit Freude veranlasst, nach langjähriger Erfahrung und gründlicher empirischer Überprüfung dieser Lehre von den seelischen Archetypen eine vollständig überarbeitete Fassung vorzulegen. Sie wurde auf den aktuellen Stand unserer eigenen Erkenntnisse gebracht und um vertiefende Informationen ergänzt, die wir in der Zwischenzeit erhalten haben.
Die Beachtung, die dieses Material gefunden hat – besonders durch Therapeuten vieler Schulen und Richtungen –, ist umso erstaunlicher, als die Texte durch ein Trance-Medium übermittelt wurden. Es handelt sich ausschließlich um Wortprotokolle von etwa 150 Durchgaben, die für die Veröffentlichung nur geringfügig überarbeitet wurden. Varda Hasselmann als Medium und Frank Schmolke als wissbegierig Fragender, der das zu Erkundende vorstrukturiert und jede Trance-Sitzung von Anbeginn begleitet hat, bilden eine Gemeinschaft, die zusammen mit ihrer »Quelle« seit fast drei Jahrzehnten Botschaften von hoher Kongruenz und unesoterischer Klarheit empfängt.
1983 stieß Frank in den USA auf eine Veröffentlichung, die uns beide gleichermaßen faszinierte: Messages from Michael.1 Dieses Buch hat unser Leben verändert. Es enthielt Botschaften von einer Instanz namens Michael mit den Grundzügen einer Archetypen-Lehre, »overleaves« genannt. Zwar konnten wir zunächst damit in der Praxis wenig anfangen, aber das in den »overleaves« erahnte ungeheure Potenzial ließ uns keine Ruhe. So begannen wir mit unseren eigenen medialen Nachforschungen. Wir hatten damals bereits Kontakt mit einer transpersonalen Wesenheit, die wir dazu befragen wollten. Von ihr ließen wir uns die in der amerikanischen Veröffentlichung genannten Begriffe erklären und konnten ihren Aussagewert in ausführlichen deutschsprachigen Erläuterungen zugänglich machen. Unsere 1991 und 1992 empfangenen Botschaften zu den seelischen Archetypen wurden im Beisein einer Gruppe von interessierten Zuhörern übermittelt, denen wir unseren Dank aussprechen. Es war dabei ein wichtiger Erkenntnisschritt, die menschliche Psyche, die mit dem Körper entsteht und vergeht, von der unvergänglichen Seele deutlich zu unterscheiden. Als Seele bezeichnen wir den ewigen Aspekt eines Menschenwesens. Sie ist nach Auskunft unserer »Quelle« jedoch kein mysteriöses Gebilde, sondern mittels präziser Kriterien durchaus zu beschreiben und zu verstehen. Sie gehorcht ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, unterliegt dem Prinzip der Entwicklung und reichert sich im Laufe ihrer individuellen Geschichte mit Liebe und Erkenntnis an. Psyche ist hingegen ein nichtmaterielles Organ des sterblichen Körpers. Ihre Aufgabe ist die Verarbeitung von Ängsten, die zwar im irdischen Leben, nicht aber in der astralen Zwischenwelt vorkommen.2 Unsere »Quelle« ermuntert uns seither, weiter zu fragen und zu forschen, und so sind inzwischen Tausende von Seiten mit Informationen aus der kausalen Bewusstseinswelt entstanden – allesamt zur Thematik der menschlichen Seele.
Bei »vernünftigen« Leuten trifft Medialität verständlicherweise auf Vorbehalte. Verbreitet ist andererseits auch eine gewisse naive Leichtgläubigkeit, die jegliche mediale Mitteilung ehrfurchtsvoll für absolute Wahrheit hält. Doch man sagte uns oft, dass die Erkenntnisse aus diesem Buch sowohl inhaltlich als auch sprachlich, sowohl emotional als auch intellektuell überzeugen können. Und sie scheuen keine praktische Überprüfung.
Psychotherapeuten, die diese Archetypen-Lehre kennen gelernt und in der Behandlung eingesetzt haben, berichten, dass die individuelle Matrix ihnen und ihren Klienten über die Bearbeitung von psychischen Angstphänomenen hinaus eine spezielle, ressourcenorientierte Dimension verleiht. Gerade das Kapitel zu den sieben Urängsten, mit denen sich jede Seele auseinandersetzt, einfach weil sie in einem Körper auf der Erde weilt, hat sich als besonders fruchtbare Ergänzung in der Therapie psychischer Störungen erwiesen.
Wir selbst haben die Aussagen unserer transpersonalen Informationsquelle an mehr als zweitausend Seminarteilnehmern auf ihre Gültigkeit und praktische Anwendbarkeit hin erproben können. In unseren Veranstaltungen ermitteln wir für jeden aus dem Inventar der neunundvierzig Archetypen die persönliche, unverwechselbare Seelenmatrix. Die meisten Menschen, die mit ihrer Seelenstruktur in Kontakt kommen, zeigen sich tief berührt. Die Archetypen benennen, was die eigene Seele ohnehin schon weiß. Nach einer Zeit der inneren Überprüfung hören wir Aussagen wie: »Jetzt kann ich mich selbst und die Mitmenschen mehr lieben und verstehen. Ich bin viel toleranter geworden. Es ist beglückend, dass ich so sein darf, wie ich bin. Ich ärgere mich weniger über andere. In mir entdecke ich eine neue Dimension. Zu erkennen, wie ich gemeint bin, schenkt meinem Dasein einen neuen Sinn ...«
Wer sich darauf einlässt, dieses Instrument der Selbsterkenntnis einzusetzen, erblickt sich in einem klaren Spiegel. Er findet nicht nur Zugang zu seinen Schattenseiten, um sie benennen und betrachten zu können. Die Matrix schenkt auch Lebensfreude und Zuversicht. Sie macht Mut, so zu sein, wie man ist. Vor diesem Hintergrund wünschen wir uns Leser, die diese Texte möglichst unvoreingenommen auf ihre Qualität und ihre Nutzbarkeit hin einschätzen − unabhängig davon, wie sie entstanden sind.
Wir verwenden die Begriffe Archetyp und Seele in dem Bewusstsein, Jahrtausende alte Vorstellungen wieder aufzugreifen und sie mit neuem Sinn füllen zu wollen. Archetyp meint in der ursprünglichen griechischen Wortbedeutung etwa so viel wie »das von Anfang Geprägte«, und genau davon ist in diesem Buch die Rede. Nach den Informationen unserer kausalen »Quelle«3 geht die Entscheidung der Seele für ihr Seelenmuster der Zeugung voraus. Wir möchten in diesem Zusammenhang betonen, dass es sich bei der Archetypen-Lehre nicht um ein Glaubenssystem und auch nicht um eine »esoterische« Weltanschauung handelt. Vielmehr bietet sie Informationen, die überprüfbar sind und ganz konkreten Nutzen für den Einzelnen haben können, ganz gleich, welcher Kultur er entstammt oder auf welche religiöse Prägung er zurückblickt. Die äußerst präzise, inhaltlich und formal schlüssige Siebenerstruktur dieses Systems erlaubt neuartige Einblicke in eine Ordnung der seelischen Welten. Hier kann eine nichtmenschliche Informationsquelle, die transzendente Bereiche überschaut, ihre besondere Hilfestellung geben.
Archetypen und individuelle Matrix bieten ein hochdifferenziertes Modell. Mit ihren millionenfachen Kombinationsmöglichkeiten beschreibt es die absolute Einmaligkeit und Einzigartigkeit eines jeden Menschen – eben seine seelische Identität. Das persönliche Seelenmuster, vergleichbar seinem biologischen Gegenstück, dem »genetischen Fingerabdruck« , enthält wie ein Samenkorn das Abbild der gesamten Entfaltungsmöglichkeiten – in sich begrenzt, aber doch von immenser Strahlkraft. Seelenfamilie und Seelenwege können als ergänzende Faktoren berücksichtigt werden.4
Die »Quelle« ist uns durch ihr Wissen und ihre Weisheit ein liebevoller Lehrer und Wegbegleiter geworden. Wir danken allen, die sich mit der neuen Lehre von der menschlichen Seele beschäftigt haben und von denen wir lernen durften, wie sie in die gelebte Wirklichkeit umzusetzen ist. Seele galt bislang als etwas Nebulöses, Unfassbares. Die Lehre von den Archetypen leistet einen Beitrag, um die Realität der Seele besser zu verstehen.
München, im November 2010 Varda Hasselmann und Frank Schmolke
Unser aktuelles Veranstaltungsprogramm senden wir Ihnen gern zu.
Bitte schreiben Sie an:
Septana GbR Hasselmann & Schmolke Postfach 70 08 11 81308 München
Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage: www.septana.de
Die Quelle:
Jeder Mensch trägt seine Matrix in sich wie sein Erbgut und richtet sich in jedem Augenblick nach ihr aus. Dies geschieht in aller Regel durch die treibenden Kräfte des Unbewussten und erfüllt so ganz von selbst seine Funktionen. Wenn ihr Menschen jedoch bewussten Zugang zu eurem Seelenmuster, zu den Archetypen eurer persönlichen Matrix, finden könnt, eröffnen sich euch Pforten zu eurem Inneren, die sonst verschlossen bleiben müssen. Eine solch mentale und emotionale Einsicht in euer Wesen schenkt eine überwältigende Fülle von Antworten auf die eine große Frage, die jeden bewegt, der sich aufmacht, einen spirituellen Weg zu gehen. Es ist die Frage nach der Selbsterkenntnis, die Frage: »Wer bin ich?« Wichtig ist dabei, zu begreifen, dass das Seelenmuster sich grundsätzlich von psychischen Mustern unterscheidet, obgleich es eine Reihe von Berührungspunkten gibt. Denn solange ihr im Körper seid, wird sich Seele vorwiegend über Psyche manifestieren.
Die Matrix, bestehend aus einer spezifischen Kombination von Archetypen, beschreibt euren Kern, das Wesentliche, das Eigentliche; sie zeigt das, was ihr mitbringt, und das, was euch ausmacht. Sie ist das Ergebnis einer Entscheidung der Seele, und deshalb birgt sie in sich eine Sinnhaftigkeit, die sich von der Bedeutung psychischer Muster grundlegend unterscheidet. Diese Matrix enthält euer gesamtes, gereinigtes Potenzial und die Möglichkeiten eurer seelischen Entfaltung in einem einzelnen Leben, in einem bestimmten existenziellen Kontext. Sie ist auch ein Abbild eurer Grundenergie. Das psychische Muster hingegen ist bereits Resultat von Erlebtem und Gelebtem. Es setzt sich zusammen aus den Ereignissen und ihrer Verarbeitung, aus den Traumata, Freuden und Prägungen. Es produziert Reaktionen und Verhaltensweisen. Das psychische Muster grenzt euch ein, während das seelische Muster euch das Potenzial eures weitesten Radius aufzeigt. Obschon das Seelenmuster sich, solange eure Seele sich in einem menschlichen Körper befindet, auch psychisch manifestieren muss, so soll doch darauf hingewiesen werden, dass es nicht in gleicher Weise wie die beschreibbaren Reaktionen der Psyche eine Zwangsläufigkeit und Geschichte aufweist, sondern einen Freiraum beschreibt, innerhalb dessen ihr euch entfalten könnt und der euch eine Dimension zur Verfügung stellt, in der ihr wirklich ihr selbst sein könnt, statt euch als Produkt der Verhältnisse zu empfinden.
Alle Konstanten und Variablen der Matrix gestalten diesen Freiraum durch eine Polarisierung, die jedoch nicht linear, sondern vieldimensional vorzustellen ist. Diese Pole, mit + und – gekennzeichnet, beschreiben die fließenden Bereiche von Liebe und Angst, von mehr Liebe und weniger Angst, von mehr Angst oder weniger Liebe. Eure Freiheit besteht darin, euch zwischen diesen Polen zu bewegen, eure Bewusstheit und Erkenntnisfähigkeit einzusetzen, um eure Position in diesem Raum jeweils zu lokalisieren, zu werten und zu verstehen. Die Gewissheit, dass euch unbedingt und unablässig der gesamte riesenhafte und hochdifferenzierte vieldimensionale Raum zwischen den Polen von Liebe und Angst zur Verfügung steht, sei euch Trost und Richtlinie zugleich. Euer Wunsch zu wachsen, euer Wille, euch zu entwickeln, eure Sehnsucht, auf dem Pfad voranzuschreiten, entwirft eine Orientierungskarte, mit Hilfe derer ihr euch in diesem Raum zurechtfinden könnt.
Die Matrix ist ein Modell eurer inneren Welt. Diese Welt ist eine andere, als es die psychischen und physischen Welten sind, und doch ist sie keine Gegenwelt.
Alle drei Dimensionen stehen miteinander in Verbindung. Sie arbeiten zusammen und können miteinander in Einklang gebracht werden. Der Unterschied besteht darin, dass die seelische Dimension eures Daseins gestaltet wurde, als ihr körperlos wart in den zeitlosen Zeiten und raumlosen Räumen zwischen den Leben; die psychische Dimension bezieht sich hingegen auf das Werden eurer Persönlichkeit innerhalb der eingekörperten Existenz. Deshalb ist das Seelenmuster von mehr Liebe und tieferer Sinnhaftigkeit geprägt als das psychische Muster.
Selbst wenn ihr alle Aspekte eures physischen und psychischen Daseins beschrieben hättet, würde euch doch die dritte Dimension eurer Existenz verhüllt bleiben: die Bedingungen und Voraussetzungen eurer seelischen Identität, einer Identität, die alle Leben im Körper umspannt und jenseits aller Körperlichkeit ihre Gültigkeit hat. Unser Anliegen ist es, euch diese dritte Dimension, die unerlässliche, unabweisbare Realität eures Seelenmusters, näherzubringen und euch damit die Möglichkeit einer tieferen, intimeren Beziehung zu eurer Seele zu eröffnen. Jedes Wort, das wir zu den einzelnen Bausteinen der Matrix, den Archetypen, übermittelt haben, dient diesem Anliegen.
Wenn ihr nun das, was wir euch zur Verfügung gestellt haben, für euch nutzen möchtet, bieten sich drei Vorgehensweisen an:
Die erste, schnellste Möglichkeit, euer Seelenmuster zu erkennen, besteht darin, nach der Lektüre ein kompetentes, mit dieser Struktur vertrautes Medium danach zu befragen und sich anschließend mit den entsprechenden Durchgaben zu befassen. Dieser Vorgang bewirkt ein plötzliches Freisetzen neuer Erkenntnisse, eine Nachdenklichkeit, oft auch einen Widerwillen und eine Abwehr, die allesamt fruchtbar sind und sich mit den alten Gewohnheiten der Psyche verbinden, die ihrerseits Rückwirkungen auf die bewusste Verankerung im Seelenmuster hervorbringen. Wenn ihr also euer Seelenmuster auf diese Weise erfahrt, könnt ihr einerseits davon ausgehen, dass wahrscheinlich kein Irrtum vorliegt. Andererseits seid ihr in der Verarbeitung, in der Betrachtung eures seelischen Wachstumsprogramms sehr auf euch selbst gestellt.
Die zweite Empfehlung, die wir aussprechen können, besteht darin, die Berührung mit dem eigenen Seelenmuster als Angebot für einen aufrichtigen, innigen Kontakt mit den Schichten des eigenen Inneren zu betrachten. Und wie ihr wisst, enthüllt sich dieses Selbst leichter, schneller und deutlicher, wenn ihr mit anderen Menschen, die sich selbst ebenso neugierig und ehrlich selbst erfahren wollen wie ihr, in Verbindung steht. Unsere Empfehlung richtet sich also darauf, dass ihr dieses Buch nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen lest oder durcharbeitet, mit Menschen, die euch nahestehen oder die ein vergleichbares Interesse an ihrer seelischen Struktur zeigen, so dass ihr nicht nur auf eigene Vermutungen, auf hilflose Spekulationen und Wunschprojektionen angewiesen seid. Dieser Vorgang der gemeinsamen gründlichen Erforschung eurer seelischen Identität wird einige Zeit in Anspruch nehmen, doch wird diese Zeit zu den fruchtbarsten Perioden eures Lebens gehören. Vieles werdet ihr zuerst an anderen erkennen können, und andere werden bestimmte Merkmale an euch identifizieren. Sodann reift auch in euch die Erkenntnis. Die intensive Kommunikation, die aufmerksame Beobachtung, die neuartige Offenheit, die sich aus einer gemeinsamen Erforschung der einzelnen Matrixelemente entwickeln und die die Angehörigen einer Familie, die Mitglieder eines Freundeskreises oder die Teilnehmer an einer Matrixforschungsgruppe miteinander in Kontakt bringen, sind von unschätzbarem Wert und geeignet, das Leben mit einem neuen Leuchten zu erfüllen.
Wer drittens geneigt ist, sich auf ein Abenteuer einzulassen – in der Hoffnung, für die Unwägsamkeiten und Risiken symbolischer Wahrheitsfindung gut gerüstet zu sein –, kann gegebenenfalls Pendel oder Tarotkarten einsetzen. Jedoch muss man zugleich über eine gefestigte Kenntnis der eigenen Persönlichkeit verfügen, um mit Hilfe dieser Techniken Auskunft über Seelenrolle, Angstmerkmal, Entwicklungsziel und andere Aspekte der eigenen Matrix zu erhalten. Dabei sollte sehr sorgfältig darauf geachtet werden, dass nicht der Wunsch nach Selbstidealisierung oder die Sehnsucht nach einer letztgültigen Bestätigung persönlicher Wünsche die Wahrnehmung färbt. Wir möchten diese drei Möglichkeiten, die eigene Matrix zu ermitteln, mit drei Zugängen zum Hochgebirge vergleichen. Der erste Weg ist breit und bequem, er breitet sich vor euch aus wie eine Autostraße, und ihr geht ihn nicht aus eigener Kraft, kommt aber ohne Weiteres zum Ziel, indem ihr euch von geeigneter Seite unterstützen lasst. Die breite Straße wird von vielen befahren, es herrscht reger Verkehr, doch werden die Schönheiten der Landschaft und die Besteigung des Berges euch nicht sehr intensiv berühren. Oben angekommen, ist es an euch zu entscheiden, ob ihr sogleich wieder abreisen wollt, nachdem ihr einen kurzen Blick auf das Panorama geworfen und ein paar Züge aus der Zigarette genossen habt. Wenn ihr jedoch auf dem Gipfel Rast macht und euch mit dem Dortsein befasst, könnt ihr euch auf überraschende, beglückende, überwältigende Erlebnisse mit euch selbst freuen. Der Aufenthalt dort oben wird euch zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Ihr werdet diesen Ort liebgewinnen und versuchen, sooft, wie es euch möglich ist, zu ihm zurückzukehren.
Der zweite Zugang gleicht einem bewährten Wanderweg, der seit Jahrhunderten begangen wurde und von vielen darum bemühten Menschen gut erkennbar markiert wurde. Ihr werdet diesen Weg nicht allein gehen, doch ist euer Fortschreiten das Ergebnis eigener Bemühungen. Niemand fährt euch, niemand trägt euch. Ihr werdet ins Schwitzen kommen, ihr werdet rasten müssen und euch auch längere Verschnaufpausen gestatten wollen. Und wenn ihr einmal auf dem Weg anhaltet, wird es immer etwas Wichtiges und Schönes zu sehen geben. Ihr werdet bei jedem Schritt und bei jeder Rast eine gewachsene, innige Beziehung zu dem Boden der Landschaft entwickeln, auf dem ihr steht, und zu der Landschaft, die euch umgibt. Einmal auf dem Gipfel angekommen, wird euch eine Befriedigung erfüllen, eine Freude über das Erreichte, eine Lust am Schauen, die sich nicht vergleichen lässt mit der Überraschung, die der Mensch empfand, der im Wagen hinauffuhr. Das Erleben des Wanderers ist verankert in seinem geduldigen, langfristigen Bemühen, das die körperliche Erfahrung und Veränderung mit einbezogen hat.
Der dritte Weg gleicht einer gefährlichen Kletterpartie. Ihr müsst euch mit Seil und Haken sichern. Es gibt Gefahren und Notsituationen, Anstrengungen und Erregungen, Absturzmöglichkeiten und die Notwendigkeit vollkommener Konzentration. Ihr befindet euch an einer Steilwand und werdet euren Blick auf den nächsten Halt richten. Es bleibt kaum Muße für eine Betrachtung der Landschaft und ihrer Schönheiten, doch die Herausforderung, der ihr euch stellt, indem ihr den steilsten Weg wählt und immer nach Halt suchend eure Lust im Klettern findet und nicht im Sitzen auf dem Gipfel, ist unvergleichbar und besitzt ihre eigene Schönheit. Ihr richtet euren Ehrgeiz auf einen gefahrvollen Alleingang, und sogar wenn andere mit euch angeseilt sein sollten, muss doch jeder mit höchster Verantwortlichkeit auf sich selbst achten.
Wenn ihr dann heil angekommen seid, werdet ihr über Erfahrungen mit euch selbst verfügen, die euch von den Reisenden auf anderen Wegen unterscheiden. Ihr wisst von Gefahren und den Möglichkeiten ihrer Bewältigung, die den anderen fremd sind, ihr könnt von Abenteuern berichten, die sie erstaunen werden, doch wird euch auch deutlich sein, dass eure Neigung, die Erstürmung des Gipfels der Selbsterkenntnis mit großen Anstrengungen zu verbinden, nicht jedermanns Sache ist.
Stellt euch also euer ureigenes Seelenmuster wie ein Gelände vor, das ihr gemäß eurer Eigenart, gemäß euren Bedürfnissen und Wünschen und Möglichkeiten, in unterschiedlicher Weise erkunden und erfahren könnt: allein, mit einem Führer oder gemeinsam mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, getragen, geleitet oder aus eigener Kraft, schneller oder langsamer, oberflächlicher oder gründlicher. Vergesst jedoch nicht über allem eigenem Bemühen, dass ihr euch in einem Energiefeld bewegt und dass dieses Energiefeld in dem Maß, wie ihr euch ihm aussetzt, seine eigentümliche Wirkung im Wechselspiel mit euch entfaltet. So wie ihr, je höher ihr im Gebirge steigt, veränderten klimatischen Bedingungen unterworfen seid – frischerer Luft, unterschiedlichen Druckverhältnissen, den Wirkungen eurer Bewegungen –, so entfaltet auch das Energiegefüge der Matrix seine eigenen Kräfte. Die Tatsache an sich, dass ihr dieses Gelände erforscht, wird euch darin unterstützen, die Erfahrung zu vervollständigen. Verlasst euch darauf, dass verwandte, liebevolle Seelen, die sich nicht im Körper befinden, auf eure Schritte achten und euch behüten wie eine Bergwacht, die euch für alle Notfälle mit Wissen und Erfahrung zur Seite steht und gegebenenfalls eine Rettungsaktion in die Wege leiten wird.
Nun wollen wir euch einige Hinweise geben, die euch helfen sollen, die rechte Verbindung zu einzelnen Aspekten der Matrix zu finden.
Wenn ihr die sieben Seelenrollen und ihre Prinzipien betrachtet, solltet ihr euch daran erinnern, dass sie nicht das Vergängliche, sondern das Essenzielle beschreiben. Richtet euren Blick auf das, was in Gegenwart und Vergangenheit die größte Authentizität, die innigste Befriedigung, die positivste Ausstrahlung, die wärmsten Liebesgefühle in euch erzeugt hat, wenn ihr erfahren möchtet, welche Rolle die eure ist. Nicht das, was ihr gern wärt, um euer Ideal von euch selbst zu erfüllen, ist eure Essenz, sondern das, was ihr seid, was euch erfüllt, was euch glücklich macht. Falls es euch möglich ist, betrachtet auch die Bruchstücke und Informationen, die Erinnerungen und Vermutungen, die ihr mit anderen Existenzen, mit früheren Leben verknüpft, und leitet aus den unterschiedlichen Erlebnisformen und Lehren, die ihr daraus bezogen habt, Hinweise für eure Seelenrolle ab.
Wenn es nun aber darum geht, eure individuelle Grundangst mit Hauptmerkmal und Nebenmerkmal zu identifizieren, das heißt die größten Barrieren, die unbewussten Hemmnisse, die heimlichsten Schwierigkeiten in eurem Dasein, dann müsst ihr genau umgekehrt vorgehen. Betrachtet die sieben Urängste, und diejenige Angst, die in euch am meisten Widerwillen, am meisten Verachtung, am meisten Ärger erzeugt, diejenige, die ihr unbedingt vermeiden möchtet, die euch peinlich ist, für die ihr die schärfste Strafe erwartet, ist mit größter Wahrscheinlichkeit die eure. Und vergesst nicht: Der Archetyp der Angst ist eine Maske für die darunter verborgene Basisangst. Diese Maske ist wie ein Schutz, der benötigt wird, um die Beklemmung, die Furcht, den Abgrund nicht wahrnehmen zu müssen.
Auch die Frage, welchen von den scheinbaren Pluspolen des Angstmerkmals ihr für die schönste, edelste Tugend haltet, ist eine Richtlinie, an der ihr euch orientieren könnt. Denn die größte Tugend wird, wenn sie in der Angst wurzelt, zu einer falschen Tugend, zu einer Untugend, die euch und andere unglücklich macht, obgleich sie verspricht, euch vor Unheil zu bewahren.
Das Entwicklungsziel wiederum beschreibt die entscheidenden Aspekte eurer Lebensthematik. Alles, was ihr lernen wollt und werdet, was ihr in den Mittelpunkt eurer Bemühungen, eurer Entwicklung und eurer Spiritualität stellt, wenn ihr ein wenig ehrlich mit euch seid, ist mit der Thematik des Ziels fest umrissen. Wenn ihr die sieben Entwicklungsziele daraufhin befragt, welches Thema sich am häufigsten, am deutlichsten, am lustvollsten und am schmerzhaftesten einen Widerhall in euch sucht, werdet ihr in vielen Fällen schon das rechte gefunden haben. Erneut ist zu beachten, dass es nicht und niemals um die Erfüllung eines idealen Anspruchs oder fremder Normen geht, sondern einzig und allein um das, was eure Seele sich vorgenommen hat zu lernen. Und da der Wille zu lernen aus den Urkräften der Göttlichkeit gespeist wird, ist die Thematik, die euch die jeweilige körperliche Existenz entgegenbringt, eindeutig, unverwechselbar und in ihren unbegrenzten, mannigfaltigen Aspekten leicht zu erkennen.
Der Modus ist die Quelle eurer Kraft. Überprüft, mit welchem Modus ihr euch gesund, geerdet, geeint fühlt, welcher Modus euch Natürlichkeit, Spontaneität und ein aufrichtiges Gefühl euch selbst gegenüber vermittelt. Ihr seid, wie ihr seid. Jeder Versuch, die Quellen eurer eigenen Kraft zu verstopfen und euren Durst an anderen, fremden Wassern zu stillen, wird euch schwächen oder euch eurer Möglichkeiten berauben, aus der Fülle zu leben. Wenn ihr hingegen euren ureigenen Modus verstärkt, wird euer Leben durch unsichtbare Ströme bereichert, die dazu beitragen, dass alles leichter, schneller und glückhafter gedeiht.
Die Mentalitäten beschreiben die sieben geistigen Grundhaltungen. Sie stehen für eine unverwechselbare und unveränderbare Fähigkeit, die Welt und ihre Erscheinungsformen zu betrachten und einzuordnen. Wenn ihr euch mit den sieben Mentalitäten befassen wollt, überlegt, was ihr anstrebt, welche Ideen ihr über die richtige Art zu leben entwickelt habt. Denkt aber auch nach, mit welchen Menschen ihr euch am schnellsten streitet, weil sie eine ganz andere Grundeinstellung zum Leben zeigen. Sodann erinnert euch der Begegnungen, die ein unmittelbares harmonisches Verstehen mit einem Gesprächspartner ermöglichten, und fragt euch aus eurer Menschenkenntnis heraus, welche dieser Einstellungen, welche Mentalität euer Gesprächspartner wohl am deutlichsten vertreten hat. So könnt ihr euch eurer eigenen Mentalität am besten nähern.
Mentalität spiegelt nicht das Anerzogene, spiegelt nicht die Sichtweisen einer Zeit oder Gesellschaft, sondern eure eigene Betrachtungsweise dessen, was in euch und um euch geschieht, eure Auffassung von Wahrheit und eure Auffassung von Wirklichkeit. Deshalb ist es bei der Suche nach eurer mentalen Grundeinstellung von Wert, die Leitfragen zu stellen: »Wenn ich die Welt verändern könnte und wenn ich die Einstellungen, die Denkungsart, die Perspektive der Menschen beeinflussen könnte – wie würde ich wirken wollen? Was würde ich bewirken wollen?«
Das Reaktionsmuster, bestehend aus dem Zusammenspiel der beiden primär aktiven Energiezentren in eurem Körper, zeigt die Anbindung eurer seelischen Kräfte an die materiellen Kräfte der Physis. Mit Leichtigkeit könnt ihr euer Reaktionsmuster ausmachen, wenn ihr überlegt, welche Chakras von euch am schnellsten oder am häufigsten geweitet werden können, aus welcher Dimension ihr am unmittelbarsten reagiert; aber auch, welche Zonen und Regionen eures Körpers am empfindsamsten sind, wo Verspannungen und Schmerzen am deutlichsten werden, welche Situationen euch besonders verletzlich machen und an welchen Stellen im Körper ihr euch bedroht fühlt. Seid ihr schnell im geistigen Einordnen von Geschehnissen, oder braucht ihr lange Zeit, um das Geschehene zu erfühlen? Müsst ihr euch bewegen, wenn etwas Aufregendes geschieht, oder erstarrt ihr? Ist es wichtig zu reden, damit eure Gefühle gelöst werden? Seid ihr oft einfach sprachlos? Kommen euch spontane Einfälle und kreative Lösungen im Zusammenhang mit erotischen Fantasien oder sexueller Betätigung? Werden Gefühle gelöst oder blockiert, wenn ihr euch heftig bewegt? Es lohnt sich, diese Fragen zu stellen und auch die Menschen eurer näheren Umgebung daraufhin zu befragen, wie sie euch empfinden und wie ihre Chakras auf die Aktivität eurer eigenen Energiezentren reagieren.
Das körperliche Reaktionsmuster ist unmittelbar erfahrbar und leicht zu beobachten. Bei der Suche ist es vorerst nicht wichtig, ob Zentrierung und Orientierung in der korrekten Reihenfolge das Reaktionsmuster bilden. Viel wichtiger ist es, die zwei Komponenten ausfindig zu machen und im Alltag zu beobachten. Dann wird sich die Priorität des einen über das andere bald herausstellen.
Die Frage nach dem Seelenalter stellt sich zuletzt, und doch ist das Seelenalter der entscheidende Ausgangspunkt eurer Reise durch die vielen Leben. Das Seelenalter, das ihr erreicht habt, ist nicht das Resultat einer freien Wahl, sondern das Ergebnis eines über Jahrtausende gewachsenen Erkenntnisprozesses. Es ist allerdings zu erwarten, dass eine Säugling-Seele, Kind-Seele oder Junge Seele sich mit ihrer eigenen seelischen Struktur, ihrer Entscheidungsfreiheit und unbedingten Verantwortlichkeit weder auseinandersetzen mag noch kann. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die allermeisten Leser, die Interesse für unsere Lehre von den Konstanten und Variablen der seelischen Entfaltung zeigen, sich bereits in den Zyklen der Reifen und Alten Seele befinden.
Wir möchten auf unser Bild vom Zugang zum Hochgebirge zurückkommen und es um die Fragen ergänzen: Liegt dieses Gebirge in Afrika oder Asien, nahe am Heimatort oder fern von ihm? Erhebt es sich mit seinem Gipfel direkt über dem Meeresspiegel, oder müsst ihr erst durch Wüsten und Vorgebirge, durch fremde Länder und unbekannte Zonen hindurchdringen, um es zu erreichen? Liegt auf den Spitzen der Berge ewiger Schnee, oder sind die Gipfel noch grün? Seid ihr für die Besteigung gerüstet?
All diese Überlegungen betreffen den Ausgangspunkt, das Seelenalter. Eine Betrachtung der fünf Seelenalter, die in menschlichen Körpern durchlebt werden können, wird euch zeigen, dass die Herausforderungen mit fortschreitender seelischer Reifung immer komplexer, subtiler, kunstvoller werden, dass sie mehr Vorbereitung erfordern und mehr Erfahrung. Es muss davon ausgegangen werden, dass viele sich bei ihrem Wunsch, die höchsten Gipfel zu erklimmen, in ihren Möglichkeiten überschätzen. Damit meinen wir: Die meisten, die Interesse haben, unsere Lehre von den Mustern der Seele zu überprüfen, werden sich zunächst für sehr weit fortgeschrittene, uralte Seelen halten. Aber nur wenige stehen tatsächlich kurz vor dem Abschluss ihrer Inkarnationen. Eure Seele hingegen weiß sehr wohl, was hinter ihr liegt und was sie noch vor sich hat. Sie weiß, was sie weiß, und sie erspürt die Bereiche, in die sie in einem aktuellen Leben eindringen kann und möchte. Ihr könnt somit keinem Irrtum der Selbsteinschätzung unterliegen, der euch zum Nachteil gereicht und eure Entwicklung behindert. Wenn es euch denn hilft, euch ein wenig jünger oder ein wenig älter zu machen, als eure Seele in Wirklichkeit ist, lasst es geschehen. Es ist keine spirituelle Schande, eine Junge oder Reife Seele zu sein. Eine Alte Seele in sich zu beherbergen ist kein Verdienst.
Hier nun wird die Betrachtung der Entfaltungsstufen von besonderer Bedeutung sein. Erst die Verbindung von Zyklus und Stufe wird in euch die wahre Resonanz erzeugen, eine Schwingung von Wahrhaftigkeit und Spiegelung, von Verstandenwerden und Selbstverständnis. Die Leitfragen können lauten: »Wie groß sind meine Empfindungen von Fremdheit, meine Sehnsucht nach kosmischer Verbundenheit? Wie gestalten sich meine Probleme und Konflikte? Welche Wünsche habe ich an Beziehungen und Alleinsein? Welche Krankheiten plagen mich? Was brauche ich am meisten?«
Wir legen euch ans Herz – wieder und wieder: Ihr seid, wie ihr seid! Und wenn ihr euch mit Hilfe der Seelenmatrix besser erkennen und verstehen könnt, ändert das nichts an eurer wahren Identität. Einen Blick in den Spiegel zu werfen, dann und wann, ist keine Frage der Eitelkeit, sondern entspringt dem Wunsch, die Selbstwahrnehmung zu überprüfen und zu objektivieren. Doch seid nicht allzu kritisch mit euch, wenn ihr in den seelischen Spiegel schaut. Der Blick in den Spiegel eurer Seele ist ein besonderer Anlass, euch mit allem, was ihr jetzt darstellt, zu lieben und zu schätzen. Und vor allem: Nehmt euch Zeit und lasst euch Zeit. Gestattet, dass Zeit für euch wirkt, solange ihr ihrem Gesetz unterliegt. Als Menschen habt ihr Zeit, und als Menschen bewegt ihr euch im Raum. Das sind die Achsen eurer seelischen Struktur, der Matrix. Was ihr Leben für Leben darin einzeichnet, bleibt euch überlassen. Darin besteht eure Freiheit.
Mit dem Begriff der Seelenmatrix bezeichnen wir das ganz persönliche, individuelle Muster oder Netzwerk von Grundelementen, das eine Seele sich vor der jeweilig geplanten Inkarnation zusammenstellt, um ihren Zielen, ihren Entfaltungsaufgaben und ihren Entwicklungswünschen adäquat nachkommen zu können.
Unterschiedliche Ziele erfordern unterschiedliche Vorbereitungen. Die Seelenmatrix ist die Ausrüstung der Seele, die sie sich verschafft, um eine bestimmte Inkarnation sinnvoll zu bewältigen, und sinnvoll heißt: wachstumsfördernd, erkenntnisfördernd, liebesfördernd.
Das seelische Muster wird jeweils neu gewebt. Dennoch bleiben der Webstuhl und die gespannten Fäden der Kette erhalten. Damit meinen wir das Seelenalter, das sich mit dem Webstuhl vergleichen lässt. Es ist ein altes und altgedientes, verlässliches Instrument, das allerdings einem Entwicklungs- und Alterungsprozess unterworfen ist. Die Bespannung ist die Seelenrolle, die sich nie verändert, ganz gleich, welches Muster der für ein bestimmtes Leben benötigte Teppich erhalten soll. Farben und Materialien werden immer neu zusammengestellt. Sie sind abhängig von der Fantasie, der Liebesfähigkeit und den Bedürfnissen der einzelnen Seele und können frei gewählt werden.
Jeder Mensch, der einen Körper besitzt, hat ein solches Seelenmuster. Es ist wie ein Gewand, das er für die Dauer einer Lebensspanne anlegt und dann ablegt, wenn er seinen Körper wieder verlässt. Erhalten bleiben jedoch zwei Faktoren: die konstante Seelenrolle und das sich nach und nach aufbauende Seelenalter, das weder rückgängig gemacht noch willkürlich beschleunigt werden kann. Die Matrix ist zugleich ein Entfaltungsplan der sich inkarnierenden Seele.
Eine Seelenmatrix besteht aus sieben Einzelelementen, wobei fünf Variablen nach Belieben und Notwendigkeit mit den zwei genannten Fixpunkten – Seelenrolle und Seelenalter – kombiniert werden können. Diese sieben Elemente sind zu bezeichnen als essenzielle Seelenrolle, Grundangst mit zwei Aspekten, Entwicklungsziel, Modus, Mentalität, körperliches Reaktionsmuster mit zwei Aspekten und Seelenalter mit Entfaltungsstufe.
Jeder von euch verfügt also über eine seelische Matrix, ob er es weiß oder nicht. Jeder von euch nimmt von Anfang bis Ende seiner Entwicklungsphasen in verschiedenen menschlichen Körpern ein und dieselbe essenzielle Seelenrolle ein. Sie entspricht einer der sieben archetypischen GrundenergiEn. DiE siEbEn SEElEnrollEn − HXEilEr, Künstler, Krieger, Gelehrter, Weiser, Priester und König – sind Archetypen, die zusammengenommen alle Möglichkeiten seelischer, geistiger und materieller Entfaltung, Erfüllung und das gesamte energetische Potenzial des Menschseins umfassen.
Auch die konstante essenzielle Seelenrolle ist gewählt, doch unterliegt diese Wahl anderen Kriterien als die Wahl der einzelnen variablen Matrixelemente – Grundangst, Entwicklungsziel, Modus, Mentalität, Reaktionsmuster –, die eine Seele mit einer bestimmten Essenz sich von Leben zu Leben neu zusammenstellt. Die Wahl der Seelenrolle unterliegt kosmischen Notwendigkeiten und den Impulsen der Seelenfamilie. Wenn wir hier von Wahlmöglichkeiten sprechen, meinen wir in keiner Weise die intellektuelle Freiheit, die ein Mensch aufgrund seiner Hirnfunktionen entwickeln kann – in nichtkörperlichen Dimensionen gibt es kein Gehirn, das denkt und entscheidet. Die Kriterien für die Wahl einer der sieben archetypischen Essenzen sind eingebunden in die Zielsetzung der gesamten kosmischen Gesetzmäßigkeiten. Sie erfüllen übergeordnete Funktionen.
Stellt euch vor, dass die Milliarden Menschen, die jetzt eure Erde bevölkern, und die Myriaden Menschenseelen, die sich zu eurer Zeit nicht auf dem Planeten befinden, sondern in der astralen Welt neuerlicher Inkarnationen harren oder ihre Inkarnationen bereits abgeschlossen haben, allesamt eine der sieben Seelenrollen besitzen. Darüber hinaus sind andere Welten, andere planetarische Lebensräume ebenso von Seelen in euch fremder Gestalt bevölkert. Sie betreiben ihrerseits ihre seelische Entfaltung innerhalb einer dieser archetypischen Seelenrollen. Damit wird euch klar, dass diese Archetypen einem unendlich breiten Fächer von Funktionen und Bedürfnissen gerecht werden müssen. Dennoch sind es nur sieben, die für alle gleichermaßen gültig sind, und wenn ein jeder von euch eine dieser sieben Seelenrollen verkörpert, bedeutet es, dass er sie mit Milliarden und Abermilliarden von beseelten Wesen im ganzen Kosmos teilt. Die essenzielle Seelenrolle ist somit einerseits euer ureigenes Merkmal, das euch ermöglicht, alle eure Leben aus einer bestimmten individuellen Perspektive zu erfahren. Andererseits bildet sie archetypische Verwandtschaftsverhältnisse mit all jenen Wesen auf der Erde und im Kosmos, die dieselbe Essenz vertreten wie ihr.
Die Seelenrolle wird nun jeweils kombiniert mit der Stufe des Seelenalters, auf dem sich eure Entwicklung bewegt, und mit den fünf weiteren Variablen, die zusammen ein persönliches, unverwechselbares Muster bilden. Deshalb ist ein jeder von euch sowohl in ein Allgemeines und Ganzes eingebunden als auch absolut einmalig, unverkennbar, einzigartig – nicht nur, was sein Gesicht, seine Gestalt und seine Fingerabdrücke angeht, sondern auch, wenn seine seelische Struktur als Vergleichsmaßstab herangezogen wird. Die Tatsache, dass die Seelenmatrix eines einzelnen Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Entwicklung, in einem bestimmten Körper, zu einer fest definierten irdischen Zeit eine unverwechselbare Identität aufweist, ist erwünscht und sinnvoll als Beitrag zum unendlich Vielfältigen in der unendlichen Einheit.
Sowohl Existenz als solche als auch menschliches Leben im Besonderen sind nur sinnvoll und erfahrbar, wenn jede Einzelseele sich von anderen Seelen als unterscheidbar begreifen und definieren kann. Abgrenzung, Unterscheidung und Definition sind jedoch ihrerseits nur dann möglich, wenn eine breite gemeinsame Basis vorhanden ist. Um euch dieses Prinzip mit Hilfe einer Analogie nahezubringen, weisen wir darauf hin, dass ihr euch mit eurem Mitmenschen nur deshalb in Beziehung setzen könnt – um euch mit ihm zu vergleichen und euch von ihm zu unterscheiden – auf der Basis, dass beide Menschen sind, mit einem menschlichen Körper, mit einem menschlichen Geist, menschlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen. Je weiter entfernt von euch ein Phänomen von Existenz und Leben im Evolutionsprozess angesiedelt ist, umso weniger könnt ihr euch mit ihm in Beziehung setzen. Die Vergleichsmöglichkeiten werden geringer. Es fällt euch unendlich schwer – und das zu Recht –, Verbindung zu einer Seeschnecke oder einer niederen Pflanze aufzunehmen. So ist es auch in Bezug auf seelische Verwandtschaften. Die Seelenrolle und das Seelenalter bilden den Hintergrund, den soliden Vergleichsmaßstab, an dem ihr selbst euch im Verhältnis zu anderen Seelen messen und begreifen könnt. Aber zwischen einer Kind-Seele und einer Alten Seele gibt es nur ein geringes Maß an Verständnismöglichkeit.
Wenn die Seelenrolle einmal gewählt wurde, bleibt sie über alle Dimensionen von Zeit und Raum hinweg gültig. Sie bleibt erhalten, auch wenn ihr längst eure menschlichen, irdischen, materiellen Körper hinter euch gelassen habt. Sie bleibt erhalten sowohl in der astralen Welt als auch in der kausalen Welt seelischer Entfaltung. Sie prägt die Struktur der Seelenfamilie; sie bestimmt euren Beitrag zum großen Ganzen. Sie wird euch bis zum Ende des Kosmos nie verlassen. Da dieses Ende aber einer Verschmelzung gleichkommt, die weder für euch noch für uns vorstellbar ist, wollen wir darauf nicht weiter eingehen.
Jede Einzelseele, die sich auf eine neuerliche Inkarnation vorbereitet, bestimmt zuerst ihr Entwicklungsziel und anschließend die Auswahl der Matrixvariablen, die sie miteinander verknüpfen möchte, um dieses Entwicklungsziel zu erreichen. Auf der Astralebene wählt also eine Seele – nachdem sie sich von der letzten Einkörperung erholt, Bilanz gezogen und Absprachen mit anderen ins Auge gefasst hat – aus den sieben möglichen Zielen ihren nächsten Wachstumsschwerpunkt und webt anschließend ein höchst komplexes Muster von körperlichen, geistigen und seelischen Merkmalen hinzu.
Das Fortschreiten im Seelenalter ist gebunden an das Ergebnis positiv gelebter Seelenstrukturen. Das Seelenalter steigt an in dem Maß, wie ein Mensch bereit ist, seine Matrix in den positiven Polen zu erfüllen und sich dem Potenzial an Liebe, das darin beschlossen ist, anzunähern. Dies soll jedoch nicht heißen, dass jemand, der sich der Liebe verweigert, steckenbleibt und in seiner Entwicklung nicht weiterkommt. Er wird sie zwar langsamer vollziehen, aber es steht auch ihm bei der Erreichung der letztendlichen Erfüllung nichts im Weg, was von höherer Warte als Strafe oder Sühne bezeichnet werden könnte.
Es gibt keinen Menschen, keine Seele, die Lust daran hätte, immerzu negativ oder »böse« zu sein. Deshalb sind die Unterschiede zwischen einer Seele, die euch im Körper begegnet und die ihr für wenig bewusst oder gar »negativ« haltet, und einer anderen, die euch hingegen beeindruckt als abgeklärt und achtsam, nicht über die Zeiten hinaus gravierend. Für die Entfaltung, die eine Seele anstrebt, spielt Zeit nicht dieselbe Rolle wie für euch, die ihr im Körper an Zeit- und Raumstrukturen gebunden seid. Darüber hinaus vollzieht sich seelische Entwicklung nicht linear, sondern in Schüben, die von übergeordneten Notwendigkeiten gelenkt werden.
Ganz gleich also, ob eine Seele achtzig oder hundert Leben braucht, um ihre Erfüllung und Rückbindung an ihre Seelenfamilie zu erlangen – sie geht ihre Wege und folgt ihrem eigenen Rhythmus, ihren Bedürfnissen und individuellen Wünschen. Diese Tatsache enthebt euch der scheinbaren Dringlichkeit, euch selbst und eure Mitmenschen für angebliche psychische Blindheit, für mangelnde Wachsamkeit oder für Lieblosigkeit zu verurteilen. Diese Faktoren mögen euch zwar im Moment der Begegnung äußerst unangenehm und störend erscheinen, aber für den fortlaufenden Entwicklungsweg einer Seele sind sie nicht von so entscheidendem Belang, wie ihr fälschlich annehmen könntet.
Die Seelenmatrix ist erst komplett, wenn alle sieben Elemente vereinigt und verwoben sind. Auf keines kann verzichtet werden, aber die Matrix allein reicht nicht aus, um ein Leben sinnvoll und zielgerichtet gestalten zu können. Zu dem individuellen Seelenmuster, das unverzichtbar ist, gehören weitere Elemente der Wahl, zum Beispiel der kulturelle Hintergrund, die Eltern mit ihrem genetischen Angebot, die Bereitschaft, bestimmten karmischen Verpflichtungen nachzukommen oder Begegnungen mit alten Seelengefährten zu vereinbaren, um sich gegenseitig – auf beglückende oder schmerzvolle Weise – beim Erreichen des Entwicklungsziels zu unterstützen.
Da sich das Seelenmuster von einer körperlichen Existenz zur anderen ändert und jeweils in der astralen Welt aus den sieben mal sieben einzelnen Elementen des Archetypensystems und den vielen möglichen Stufen des Seelenalters neu zusammengestellt wird, ist jede Einzelseele in der Lage, im Laufe ihrer Verkörperungen alle variablen Matrixelemente zu erforschen, sich mit ihnen anzufreunden und die gesamte Bandbreite ihrer positiven oder negativen Ausformungen zu erfahren. Daraus ergibt sich, dass jeder von euch auf reichhaltige Kenntnisse aller möglichen Matrixvariablen zurückgreifen kann, außer der Seelenrolle und des Seelenalters. Dieses komplexe individuelle Erfahrungsspektrum bindet euch zusätzlich in das Kollektiv der Menschenseelen ein. Es ermöglicht Verständnis, Toleranz und Kontakt. Denn wer vom anderen gar nichts weiß, kann den Mitmenschen nicht verstehen. Und wer nichts versteht, kann keine liebevolle Verbindung aufnehmen.
Da ihr in früheren Inkarnationen also allesamt schon mit allen sieben Modi, mit allen sieben Mentalitäten, mit allen Körperzentren und ihren Reaktionsmustern, mit allen Ängsten und Entwicklungszielen Bekanntschaft geschlossen habt, verfügt ihr im Reich eurer kollektiv psychischen und auch seelischen Erinnerungen über ausführliche Vergleichsmöglichkeiten, über eine Bereitschaft zum Verzeihen, über eine Fähigkeit zu begreifen, warum euer Mitmensch bestimmte Handlungs- oder Reaktionsweisen zeigt. Ihr könnt euch euren menschlichen Gefährten in seiner Eigenart vorstellen, euch in ihn einfühlen, seine Entscheidungen und Handlungsweisen nachvollziehen, wenn ihr es wollt. Die Erfahrungen, die er gerade macht, stehen euch oft aus früheren Leben bereits zur Verfügung.
Ebenso dürft ihr an euren Mitmenschen den Anspruch stellen, dass er euch auch annehmen und verstehen möge, zwar nicht im Einzelnen, aber doch im Großen und Ganzen, denn er hat vieles von dem schon getan, gefühlt und gedacht, was euch jetzt gerade bewegt. Wir weisen euch auf diese Tatsache hin, um euch erneut darauf aufmerksam zu machen, dass ihr keineswegs so allein und isoliert seid, wie eure Ängste es euch weismachen möchten.
Nicht nur aus vergangenen existenziell-physischen Erfahrungen, aus früheren Leben, wisst ihr vieles – wenn auch nicht alles – über die fünf variablen Elemente einer Matrix; auch in jedem aktuellen Einzelleben schöpft ihr reale Erfahrung aus der Vielfalt archetypischer Variablen. Dennoch gilt für das individuelle Seelenmuster, dass jeder von euch aus den sieben Archetypen eine Variable insbesondere auswählt und betont, so wie man aus einer Vielzahl von Bildern in einem Museum eines mit einem Scheinwerfer ausleuchtet, um es besser betrachten zu können. Zum Beispiel sind euch alle sieben Urängste mit ihren Merkmalen bestens vertraut. Jeder von euch wird in jedem Einzelleben sich bisweilen verleugnen, er wird hochmütig sein oder ungeduldig, starrsinnig, gierig, freudlos oder märtyrerhaft. Doch die Urangst, die sein Leben stärker prägt als alle anderen und sich auch besser versteckt hält als die übrigen sechs und daher stärker das eine Unbewusste beherrscht, bestimmt alle angstbesetzten Handlungsweisen und die Minuspole seiner übrigen Matrixelemente.
Jedes Element einer individuellen Seelenmatrix verfügt über einen Plus- und einen Minuspol. Plus- und Minuspol repräsentieren die Extreme von Liebe und Angst. Sie sind Endpunkte auf einer großen Bandbreite von möglichen Aktionen und Reaktionen. Das sollte keineswegs so verstanden werden, als hättet ihr lediglich die Wahl zwischen entweder dem positiven oder dem negativen Pol. Ganz im Gegenteil: Fast immer werdet ihr euch im Laufe eurer Tage und Nächte in einem relativ begrenzten Mittelfeld aufhalten, und nur selten werdet ihr extrem lieblos oder überaus liebevoll sein.
Macht euch vor allem keine Vorwürfe, wenn ihr registriert, dass ihr euch in einer bestimmten Situation ein wenig mehr zum negativen Pol hingeneigt habt, denn die Erfahrungen mit den Auswirkungen einer lieblosen, angsterfüllten Reaktion sind ein wertvolles Hilfsmittel und ein Hinweis darauf, dass ihr euch von der Liebe entfernt habt, die euch aber jederzeit genauso zur Verfügung steht wie die Angst. Es bleibt euch überlassen, welchen Weg ihr wählt, und es gibt niemanden, der euch für angebliche Fehler und Verirrungen straft oder für Erfolge belohnt. Ihr allein macht die Erfahrung, wie sich die Konsequenzen manifestieren. Ihr wollt ja daraus lernen. Es gibt keinen Grund, sich vorzunehmen, immer nur liebevoll zu sein, sich immer nur auf den Höhen des Pluspols zu bewegen. Denn das ist keinem Menschen möglich, und es wäre auch nicht sinnvoll, da es ein Lernen und damit die seelische Entfaltung nachhaltig unterbinden würde. Und das ist unmöglich!
Da sich im Laufe der vielen aufeinanderfolgenden Einkörperungen ganz von selbst eine wachsende Achtsamkeit einstellt und eine natürliche, unaufhaltsame Bewegung hin zu mehr Liebe entsteht, eine Ursehnsucht, die euch leitet und führt, kann es nicht ausbleiben, dass ihr euch in fortgeschrittenem Seelenalter eurer Möglichkeiten und Fähigkeiten stärker bewusst werdet. Das entsprechende Potenzial wird größer; die Realisierung des Potenzials unterliegt individueller Freiheit. Es ist gewiss wünschenswert, sich um mehr Klarheit, um mehr Einsicht zu bemühen, doch sind Introspektion, Selbstanalyse und intellektuelle Wachheit nicht jedem gegeben und nicht jedes Menschen Ziel. Für die optimale Nutzung eurer persönlichen Seelenmatrix möge folgendes Wort gelten, das euch entlasten und vor Überforderung schützen soll: Alles hat seine Zeit, und Zeit steht überreichlich zur Verfügung.
Die Archetypen der Seele
Die Seelenrolle ist der innerste Kern eurer seelischen Identität. Sie stellt das Wesentliche, eure Essenz, in einen Zusammenhang, der euch als Menschen mit den Gesetzmäßigkeiten seelischer Entfaltung und seelischen Lernens verknüpft, die im gesamten Universum Gültigkeit besitzen.
Wenn eine Seelensippe von sieben Seelenfamilien, wie es sie zu Myriaden in den gesamten Reichen des Kosmos gibt, bereit ist, eine besondere Form des Lernens anzustreben, und beschließt, sich in irgendeiner materiellen Form zu manifestieren, auf irgendeinem Planeten oder irgendeiner Ebene von Energie, zerfällt sie in einzelne inkarnierende Seelenfamilien. Sie bestehen aus etwa je eintausend seelischen Individuen oder Fragmenten. Die Seelenfamilien wiederum enthalten eine jeweils unterschiedliche Anzahl von Seelenrollen: zwei, drei, oder selten vier. Alle sieben Seelenrollen vereinen ihre Kraft in der Sippe; alle Seelensippen sind ihrerseits energetisch vereint in einem Seelenstamm. Wenn sich Einzelseelen in ihrer Fragmentierung zu erfahren beginnen, in einer der individuellen Seelenrollen, beginnt auch ein völlig neuartiger Weg der Entfaltung.
So wunderbar nun der Vorgang der Fragmentierung ist, so wunderbar wirkt auf der Ebene der verbindenden gemeinsamen Energie die Ganzheit aller sieben Seelenrollen innerhalb einer Sippe von Seelenfamilien weiter. Das gemeinsame Wollen, das am Anfang und am Ende dieses Weges steht, bleibt auch während der Fragmentierung gültig. Alle sieben Rollen ergänzen einander. Keine ist wichtiger als die andere, keine besser oder schlechter. Jede einzelne Seelenrolle trägt das Ihre zum Gelingen des Ganzen bei, und nichts kann sie davon abhalten, diesen Beitrag in der ihr gemäßen, ureigenen Funktion zu leisten.
Alle Seelenrollen repräsentieren universelle Prinzipien, die nicht nur auf eurem Planeten Erde gültig sind. Alle Wesen in fragmentiertem Zustand, jedoch auch die nicht mehr oder noch nicht fragmentierten Wesenheiten, brauchen Unterstützung, Trost, Führung, Kommunikation, Gestaltung, Auseinandersetzung, Belehrung. Wenn wir sagen, eure Rolle ist eure seelische Kernindividualität, die euch zugleich mehr als alle anderen Aspekte der Matrix in das große Ganze einbindet, meinen wir damit, dass diese Rolle eines jeden von euch denselben universellen Wert hat wie das kleinste von euch im Universum identifizierbare Teilchen von materieller Präsenz.
Die Seelenrolle ist Träger universeller Energie. Sie kann nicht vergehen, und so ist auch eure Essenz gültig, um nicht zu sagen ewig, solange die Phänomene von Seelenfamilie, Ausstreuung und Fragmentierung mit der daraus entstehenden Sehnsucht nach einer Wiedervereinigung der Einzelseelen und ihrer erneuten Einbindung in die größeren seelischen Gemeinschaften gültig bleiben. Solange die Erscheinungsform der Einzelseele in den Welten der Seele für das Lernen entscheidend ist, gilt auch das Prinzip der sieben essenziellen Seelenrollen.
Eine Seele kleidet sich in die Rolle des Heilers oder Künstlers, Kriegers oder Gelehrten, Weisen, Priesters oder Königs während all ihrer Manifestationen und Inkarnationen, ganz gleich auf welchem Planeten oder in welcher kosmischen Erscheinungsform. Sie ist eure Rolle, eure Funktion von Anfang bis Ende eurer Erfahrungen in einem menschlichen Körper. Sie gibt euch Identität und Stabilität und ist in keiner Weise beengend, wie es euch zunächst erscheinen mag. Denn die jeweilige Matrix, die ihr für ein Einzelleben vorbereitend hinzuwählt und zusammenstellt, sowie das unaufhaltsam fortschreitende Seelenalter mit seinen Entfaltungsstufen verleihen euch im Leben eine so unermessliche, ungeahnte Bandbreite, ein so vielfältiges Potenzial, dass ihr alle Erfahrungsbereiche, die in menschlichen Körpern nur irgend möglich sind, in ihr oder mit ihr ausschöpfen könnt.
Tiefe und Breite der essenziellen Rolle gestatten euch, die Identität eurer individuellen Seele – die euch durch die Individuation im Laufe eines Inkarnationszyklus, durch vollkommen eigenständige Erfahrungen von allen anderen Seelen im Universum unterscheidet – zu spüren, zu ahnen, wahrzunehmen. Denn wenn dort nicht etwas existierte, was immer gleich bleibt, könntet ihr den Wandel nicht wiedererkennen. Wenn ihr also vom ewigen Leben und der ewigen Existenz, der Unvergänglichkeit eurer Seele sprecht, meint ihr eigentlich, ohne euch darüber im Klaren zu sein, die Unvergänglichkeit eurer stets gleich bleibenden Seelenrolle.
Die Essenz, die Seelenrolle, verknüpft die fragmentierte Einzelseele mit dem Allganzen. Solange ihr euch in der Welt der Physis inkarniert und zwischen dem astralen Seinsbereich und eurer Erde hin- und herwechselt, seid ihr den Bedingungen von Zeit und Raum unterstellt. Ihr verliert jedoch zu den Dimensionen der Zeit- und Raumlosigkeit niemals ganz den Kontakt, da eure Seelenrolle die Verbindung aufrechterhält. Sie löst sich als einziges Matrixelement immer wieder, nach jeder Verkörperung, von den Einschränkungen und Bedingungen der Physis und ist in der Lage, zu bewahren, was ihr als Menschen vergessen sollt.
Ihr habt es vergessen, und ihr müsst es vergessen, ohne alle Ahnung und Hoffnung daran aufzugeben. Religion bedeutet, einen Weg zu finden, um Ahnungen und Hoffnungen von der ewigen, universellen Gültigkeit eurer Existenz zu einer inneren Gewissheit werden zu lassen.5
Die Seelenrolle des Heilers6 wird zu Unrecht von vielen verkannt. Sie übersehen, dass der Heiler sowohl die am weitesten verbreitete von allen Seelenrollen ist als auch diejenige, die das Leben auf eurem Planeten so erträglich, organisierbar und praktikabel macht. Sie trägt besonders dazu bei, dass euer menschliches Zusammenleben, das ohnehin schwierig genug ist, funktioniert.
Wenn also andere die Rolle des Heilers in eurer menschlichen Gemeinschaft und in eurer aktuellen Gesellschaft unterschätzen , so tun sie sich selbst damit keinen Gefallen: erstens, weil Verachtung niemals etwas Positives hervorbringt, und zweitens, weil die wichtige Funktion dieser Seelenessenz erst dann richtig zum Tragen kommt, wenn die anderen Seelenrollen die Wirkung von Heilern bewusst wahrnehmen und dankbar annehmen.
Aber auch der Heiler selbst hat die Tendenz – von seinem Archetyp her gesehen –, sich selbst herabzusetzen, sich nicht für wert zu befinden, von anderen in den unspektakulären und doch so wichtigen Aufgaben, die er erfüllt, beachtet oder wahrgenommen zu werden. Es fehlt ihm manchmal daran, dass er sich selbst und seine Rolle in der Weise einschätzt, wie sie es verdient. Denn ein Missverständnis beherrscht die Heiler häufig: Sie glauben nämlich, dass sie, um ihre Rolle gut auszufüllen und angemessen zu vertreten, sich selbst möglichst klein und unscheinbar machen müssen, sich in den Hintergrund stellen und entwerten sollten. Das ist nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Ein Heiler, der sein Dienen als etwas Wertvolles empfindet und die Rolle, die dieses Dienen innerhalb der Gesellschaft und innerhalb der Gemeinschaft einnimmt, als etwas begreift, das unabdingbar und unerlässlich ist – erst solch ein Heiler kann mit Freude und essenznah sein Leben gestalten. Als Reflex der mangelnden Achtung, die andere ihm entgegenbringen, verkennt also der Heiler sich selbst und neigt zur Selbstverachtung, weil er häufig nicht begreift, wie wichtig seine Selbstachtung, die Achtung für sein Dienen, für seine seelische Fortentwicklung ist.
Der Heiler unterstützt, was andere wünschen und wollen. Sei die Aufgabe gut oder schlecht, sei der betreffende Mensch gerecht oder ungerecht – der Heiler dient und glättet und hilft. Er findet darin seine Würde. Wenn er nun sein Dienen auch noch in Liebe erlebt, wird ihm aufgehen, dass er seinen Dienst nicht als Bürde, sondern als Freude und Bereicherung seines Lebens empfinden kann.
Wir halten es für nötig, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass es sich beim Heiler um eine archetypische Rolle handelt und nicht um das Schreckensbild eines Menschen, der zu allem ja sagen muss, der sich ohne Brot und Lohn zu Tode schuften sollte, der unfrei ist, weil er keine Rechte hat. Er hat vor allem das Recht, den Dienst zu verweigern, wenn er es für nötig hält, um seine Würde zu bewahren. Es soll deutlich werden, dass sich diese Seelenrolle im Unterstützen erfüllt. Ein Heiler stellt sich für Aufgaben zur Verfügung, die andere oft verschmähen, für Aufgaben, die nichtsdestoweniger notwendig sind und für den Fortschritt des Ganzen globale Bedeutung haben.
Der Heiler ist erst dann wirklich glücklich, wenn er sich bei einem anderen Menschen oder in einer Gemeinschaft, einer Institution oder einem Amt dienend verwirklichen kann. Dienen bedeutet, die eigenen, privaten Belange weitgehend hintanzustellen, ein größeres Ganzes in den Vordergrund zu rücken, dieses größere Ganze zu einem Ideal zu vervollkommnen und diesem Ideal Züge zu verleihen, die nahe und begreifbar sind, begreifbar oft sogar in dem Sinne von betastbar. Deshalb dient ein Heiler mit Vorliebe einer Person oder doch einer Gruppe von Menschen, die noch in der Lage ist, eine Beziehung zu ihm aufrechtzuerhalten, die nicht unpersönlich und nicht abstrakt ist wie zum Beispiel eine Idee. Abstraktion liebt der Heiler nicht. Er möchte eine individuelle und persönliche Beziehung zu dem aufbauen, was er zum Zentrum seines Unterstützens macht.
Wenn der Heiler sich im Dienen verliert, wenn er sich selbst nicht mehr finden kann vor lauter Bezugnahme auf andere Menschen, Gruppen oder Institutionen, die sich einem Ziel oder einem sozialen Werk verschrieben haben, wenn er also sich nicht mehr selbst in seinen Bedürfnissen wahrnehmen kann, ist er in Gefahr, zu einer farblosen und unscheinbaren Persönlichkeit zu verkümmern. Falls er das tut, erfüllt er seine Aufgaben nicht mehr in dem Maß, wie es für die Entwicklung seiner Seele wünschenswert wäre. Nicht das unterwürfige, untertänige, servile Dienen ist es, das den Heiler weiterbringt, nicht das Verblassen in der Anonymität, nicht das vollkommene Zurücknehmen in falscher Selbstlosigkeit, nicht die wortlose Entwertung seines Tuns, sondern ein Dienen mit echter Demut und wirklicher Liebe in Akzeptanz der Umstände – aber ohne Unterwerfung.
Wenn ein Mensch, der sich in seiner Seelenrolle als Heiler dem Dienen verschrieben hat, nicht beizeiten lernt, sich denen zu entziehen, die ihn in eine durch und durch abhängige Position hineinzwingen möchten, wird er sich, ohne es wahrzunehmen, von seiner Rolle entfernen und die Notwendigkeiten nicht erfüllen, die er sich für ein bestimmtes Leben gesetzt hat. Deshalb ist es für einen Heiler von entscheidender Bedeutung, dem Objekt seines Dienens, sei es ein Mensch oder eine Institution, auch Grenzen zu setzen, die dort beginnen müssen, wo der Heiler in Gefahr ist, seine Freude, seine Bejahung und seine positive Akzeptanz des von ihm geforderten Dienstes zu verlieren.
Wer als Heiler glaubt, durch übermäßig serviles und schattenhaftes Bedienen einen Platz an der Sonne oder im Himmel erringen zu können, sei es in seinem persönlichen oder in einem übergeordneten Glaubenssystem, ist schlecht beraten. Denn dieser Platz an der Sonne, der jeder Seele gebührt, wird von den Heilern, die in Freude ihre Seelenarbeit bejahen, am schnellsten erreicht. Die Schatten walten aber umso länger, je mehr ein Heiler sich in Unterwürfigkeit und falsche Bescheidenheit zurückzieht und sich verbirgt – wenn er versucht, sich unsichtbar zu machen, und er damit auch seine Liebesfähigkeit in einen unausgesprochenen Selbsthass oder in einen Hass auf diejenigen, denen er dient, umwandelt. In Liebe zu dienen wird jeden Heiler in seiner Entfaltung voranbringen. Und in Liebe zu verweigern, was nicht mehr erträglich ist, was zu Abneigung und Negativität führt, wird ihn noch schneller weiterbringen.
Heiler haben es in einer Hinsicht leichter als gewisse andere Seelenrollen: Sie werden überall und in jeder Hinsicht genügend Gelegenheit finden zu dienen, um die Bedürfnisse ihrer Seelenrolle abzudecken, sie zu erfüllen und sie zu finden. Das bedeutet auch, dass sie in ihrem gesellschaftlichen Umfeld ohne Schwierigkeiten Möglichkeiten der Verwirklichung finden können, die ihnen gestatten, in Würde zu dienen, ohne sich zu verausgaben und zu verlieren.
Die Seelenrolle, die am häufigsten Möglichkeiten der essenznahen Verwirklichung findet, und das ist bei der Rolle des Heilers der Fall, kann mit einer gewissen Beschleunigung die vielen Leben durchschreiten, die ein jeder von euch zu seiner Entfaltung braucht. Deshalb sind innerhalb der Seelenfamilien die Heiler manchmal diejenigen, die am frühesten ihren Inkarnationszyklus abschließen und dann in der Entkörperung auf der astralen Bewusstseinsebene dienend den Geschwistern aus ihrer Seelenfamilie zur Verfügung stehen, um sie zu geleiten, um sie zu schützen und ihnen alle erdenkliche Hilfestellung zuteilwerden zu lassen, um die man sie bittet.
Wenn also Heilerseelen in ihren vielen Inkarnationen häufiger als andere gesellschaftlich schwierige und manchmal demütigende Umstände in Kauf nehmen müssen, da ihre Rolle von anderen nicht so geachtet wird, wie es angemessen wäre, werden sie doch in gewisser Hinsicht dafür entschädigt dadurch, dass sie öfter als andere die Erfahrung großer Zuneigung und Dankbarkeit machen und Stufen der Entwicklung erreichen, für die andere Essenzen wesentlich länger brauchen.
Erfolg im äußeren Sinne bedeutet dem Heiler wenig. Die innere Befriedigung, die er verspürt, wenn sein Dienen positiv aufgenommen wird und sich positiv auswirkt, ist ihm in der Regel Lohn genug. Dennoch wird auch eine Seelenrolle, die in sich selbst ruht und häufig sehr genügsam ist, auf einen gewissen Lohn der Anerkennung angewiesen sein. Denn – wie ihr alle wisst – viele der Leben, die ihr euch vorgenommen habt zu bewältigen, sind nicht angenehm, sondern häufig von großer Anstrengung und erheblichen Qualen geprägt.
Beispiele
Ignaz Semmelweis war ein Arzt, der sich der Frauen, die in seiner Wiener Klinik sehr häufig an Kindbettfieber starben, ohne dass ein medizinisch-wissenschaftlich akzeptierter Grund vorlag, in großer Liebe annahm. Inspirativ leuchtete ihm ein, es müsse eine bestimmte Form von Infektion vorliegen, die aufgrund verbesserter hygienischer Vorschriften beseitigt werden könnte. Daher veranlasste er die Ärzte, die meist direkt von der Leichenobduktion an das Lager einer Wöchnerin eilten, zu einem Waschen ihrer Hände. So rettete er zahllosen Frauen das Leben. Semmelweis war ein Heiler, der sich dem Dienst an den Patientinnen, die ihm anvertraut waren, nicht nur professionell gewidmet hat, sondern mit ganzem Herzen.
Henri Dunant, der Initiator des Roten Kreuzes und der Genfer Konvention, war hingegen kein Heiler, sondern ein Priester, der sich der Idee internationaler Rettungsaktionen im Kriegsfall verschrieben hatte – der Idee, jenseits von Nationalhass und politischen Wirren leidenden Menschen eine organisierte Möglichkeit der Hilfe zu gewähren. Die Kontrastierung von Priester und Heiler auf derselben Ebene der Inspiration wird hier besonders deutlich. Henry Dunant war als Priesterseele nicht in erster Linie daran interessiert, einem bestimmten Individuum oder einer fest umrissenen Gruppe von Menschen ganz konkret und persönlich seine Hilfe anzubieten, wie es Semmelweis tat. Vielmehr war es ihm wichtig, das hohe Ideal von Barmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Brüderlichkeit, denjenigen Institutionen nahezubringen, die es auf politischer Ebene verwirklichen konnten.
Helmut Kohl – von 1982 bis 1992 deutscher Regierungschef –, ein fähiger, hochgebildeter, von seinen Gegnern häufig unterschätzter Politiker, wurde berühmt als »Kanzler der deutschen Einheit«. Maßgeblich trug er auch zum europäischen Einigungsprozess bei. Über seine Freude am pfälzischen Gericht »Saumagen« machten sich manche Leute lustig; er aber zog schlichte Genüsse dem Champagnerfrühstück mit Kaviar meist vor. Die Bereitschaft dieser Heilerseele, auch öffentlich Gefühle und Tränen zu zeigen, stieß zuweilen auf Unverständnis und Verwirrung. Mit den Großen seiner Zeit setzte er auf Freundschaft und Harmonie. Wie bei vielen Menschen mit der Seelenrolle eines Heilers wird seine wesentliche Leistung nicht immer angemessen gewürdigt. Sein unschätzbarer Dienst an der Wiedervereinigung Deutschlands wird überschattet von einer scharfen Kritik an seinem politischen Verhalten, da er sich weigert, sein Schweigeversprechen zu der Herkunft von Spendengeldern für seine Partei zu brechen.
Ein Künstler möchte ein wie auch immer gelebtes Leben nicht hinter sich lassen, ohne etwas Originelles geschaffen zu haben. Er will etwas hervorbringen und gestalten, in dem er sich, sein Wesen, seine Individualität, seine Einmaligkeit so rein wie möglich ausdrückt und der Welt mitteilt. Ein Künstler ist mehr als andere Seelenrollen darauf angewiesen, etwas Sichtbares, Beweisbares, Einzigartiges aus sich heraus zu schaffen, etwas, das ihm selbst plausibel macht, dass er existiert und ein Recht hat zu existieren. Den Wunsch zu gestalten − was auch immer – versteht er als seine Existenzberechtigung.
Diese Seelenrolle möchte der Welt ein Werk präsentieren und der Nachwelt ein Werk hinterlassen, das neu ist. Der Künstler möchte etwas kreieren, das noch keiner vor ihm in dieser Form und mit diesem Inhalt verwirklicht hat. Das Neue, das Unerforschte, dasjenige, was erstaunt oder überrascht, ist seine Domäne. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Seele des Künstlers in einem Steinzeitmenschen wohnt, der einen Stein in einer Weise behaut, dass man ihn zu neuen Arbeiten einsetzen kann – oder ob es der Erfinder des Rades ist, der Konstrukteur einer Maschine, der Komponist, der Tonfolgen aneinanderreiht, die einen ganz neuen Sound ergeben, oder der Dichter, der ein Versmaß entwickelt, das seinen Worten eine neue und nicht gekannte Ausdruckskraft verleiht. Das Neue ist es, das er anstrebt – nicht dasjenige, das wiederholt, vertieft oder verbessert, was andere geschaffen haben.
Die Seele des Weisen hingegen ist in höherem Maß darauf spezialisiert und auch daran interessiert, Neuerungen zu verbessern, sich mit der Reproduktion zu befassen, das Originelle zu vermitteln – zum Beispiel als Schauspieler Texte des Dichters zu sprechen und zu interpretieren, als Musiker die Werke des Komponisten umzusetzen und zu spielen –, um sich dadurch auszudrücken und darzustellen.
Wenn der Mensch mit einer Künstlerseele von der Angst gepeinigt wird, nichts Neues bieten zu können, wenn er sich