Welten der Seele - Varda Hasselmann - E-Book

Welten der Seele E-Book

Varda Hasselmann

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Über die Seele, die sich in der physischen Welt verkörpert, in der astralen Welt zu Hause ist und in der kausalen Welt zur Vereinigung mit ihrer Seelenfamilie gelangt, gab es bislang nur sehr wenige allgemein verständliche Informationen. Die für dieses Buch medial empfangenen Botschaften von außergewöhnlicher Klarheit und Brisanz bieten eine Fülle von Basiswissen.

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Seitenzahl: 391

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Buch

Über Körper und Geist ist in allen nur denkbaren Bereichen schon viel geschrieben worden. Der dritte Teil des Ganzen, die Seele, blieb bisher jedoch meistens ausgespart. Diese Lücke zu füllen ist die Aufgabe, die sich das Autorenpaar gestellt hat. Ihr Informationsgeber ist jedoch eine im herkömmlichen Sinne ungewöhnliche Quelle: eine Kollektivwesenheit aus der kausalen Welt. (Die kausale Welt ist jene unirdische, in die wir alle nach Vollendung unserer irdischen Inkarnationen gelangen, um dort nach der Getrenntheit wieder die Ganzheit zu erfahren).

Die folgenden Fragen werden umfassend und außerordentlich fesselnd von »der Quelle«, wie sie sich selbst nennt, beantwortet:

– Woher kommen die neuen Seelen– Was ist die astrale Welt, über die so siel geredet wird– Wie arbeitet man Karma auf, und was ist Erbsünde– Wie funktioniert nonverbale Kommunikation– Was ist Erleuchtung

Die mediale Arbeit der Autoren erlaubt einen faszinierenden Einblick in Welten, deren Existenz viele ahnen.

Autoren

Varda Hasselmann, geboren 1946, bereitete sich nach dem Studium zunächst auf eine vielversprechende Universitätskarriere vor. Als ihr ein Lehrstuhl angeboten wurde, entschied sie sich dagegen und schlug einen gänzlich anderen Lebensweg ein: den des Mediums. Seit 1983 arbeitet sie mit Trancedurchsagen bei Seminaren und in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen.

Frank Schmolke, geboren 1944, war nach seinem Studium zunächst Lehrer in Hamburg. Er beschäftigte sich viele Jahre mit spirituellen und therapeutischen Themen und begann schließlich seine Arbeit als »medialer Energiepartner«, von Varda Hasselmann.

Inhaltsverzeichnis

BuchAutorenVorbemerkungDie physische Welt
Der Körper ist ein Freund der SeeleSeele, Psyche und GeistEssentielle Seelenrolle und SeelenalterDie SeelenfamilieDie Funktion von AngstDas Böse ist ein MangelzustandLeid, Krankheit und Tod gehören zum LebenAids ist keine StrafeDrogen in der westlichen GesellschaftWas Kornfeldzeichen bedeutenErleuchtungIndividuelle Fragen
Die astrale Welt
Die Heimat der SeelenDer Begriff »astral«Astralreisen
DAS ERSTE TERRITORIUM: Seelen, die nie inkarniert warenDAS ZWEITE TERRITORIUM: Seelen im InkarnationszyklusDAS DRITTE TERRITORIUM: Seelen nach abgeschlossenem Inkarnationszyklus
Astrale RuheräumeKarma, Schuld und VerantwortlichkeitErbsünde oder WiedergutmachungInneres und höheres Selbst: die sieben StimmenIndividuelle Fragen
Die kausale Welt
Die Vereinigung der SeelenfamilieDie kausalen LehrerDie Quelle beschreibt sich selbstUnbewußtes und ÜberbewußtseinKommunikation mit kausalen LehrernDie Bedingungen medialer ÜbermittlungIndividuelle Fragen
Das Zusammenwirken der drei Welten
Die esoterische Tradition kausaler BotschaftenGnostische Wahrheit und Mohammeds TraumDas Beispiel Jesus
Seine Entwicklung in früheren InkarnationenEmpfängnis und KindheitDie Kreuzigung und ihre FolgenDie Mission
Individuelle Fragen
Der SuchendeCopyright

Nicht das PreisenNicht das Anrufen oder FlehenNicht das Danken oder BeschimpfenIst esWas den Kontakt herstelltSondern einzig und alleinDas Lauschen auf das WortDas unaussprechlich istUnd die Antwortdie ohne Worte kommt.

Die Quelle

Vorbemerkung

Dieses Buch ist mit geschlossenen Augen und offenem Herzen entstanden. Es enthält Wortprotokolle von Durchgaben einer überpersönlichen Bewußtseins-Instanz, die wir die »Quelle« nennen und mit der wir seit einem Jahrzehnt immer vertrauteren Umgang pflegen. Etwa siebzig Trance-Sitzungen waren nötig, um die Texte zu empfangen. Wir stellten dafür im Sommer 1991 einen Großteil unserer sonstigen Arbeit zurück, um die nötige Ruhe und Konzentration zu gewährleisten. Am späten Vormittag trafen wir uns im Wohnzimmer, machten es uns in zwei großen Polstersesseln gemütlich, überprüften die Aufnahmegeräte und begannen mit dem vertrauten Ritual der Trance-Einleitung. Ich entspannte mich, lockerte alle Muskeln und hörte dann Franks Stimme wie von ferne: »Du atmest jetzt tief und gleichmäßig ... tief und gleichmäßig... Jetzt befreie dich sorgfältig von allem, was für einen reinen Kontakt hinderlich ist, und mache dich bereit für den Empfang.« Dann erhob ich meine Arme, wie um nach den Sternen zu greifen, und ließ sie in einem weiten Bogen langsam wieder auf die Armlehne sinken. Wenn ich spürte, daß eine andersartige Präsenz, eine beredte Stille mich von Kopf bis Fuß erfüllte und mein Herz weit wurde, gab ich das Signal: »Ich bin bereit.« Jetzt stellte Frank eine seiner vielen Fragen, z. B.: »Was genau bedeutet ›Geist‹ im Unterschied zu Psyche und Seele?« Dann begann die Durchsage. Mein Gehirn empfing die Impulse, mein Mund sprach, und wir beide hörten zu.

Während wir in den Jahren zuvor fast ausschließlich in privaten Anliegen Rat und Klärung erbeten hatten, ging es nun um Themen von übergeordnetem Interesse. Sie betrafen auch die gestaltlosen, aber keineswegs ungeformten Dimensionen des Bewußtseins und der Seele. Für mich war es neu und schwierig, meine Kanäle für Abstraktes zu öffnen, denn mir fehlte die bewußte Erfahrung mit den »Welten der Seele«. Ich stellte jedoch fest, daß es mir leichter fiel, diese Informationen durchzulassen, wenn mein Magen leer war. Für das Abschlußkapitel habe ich sogar drei Wochen gefastet. Die Nachmittage verbrachten wir am Computer, um die Texte vom Band abzutippen. Später ließen wir uns dabei helfen, denn ich mußte für die nächste Sitzung meine Kräfte sammeln.

Daß wir uns solcherart an eine »unbegreifliche« seelischgeistige, körperlose Instanz wenden konnten und tatsächlich Antworten erhielten, die Gefühl und Verstand zufriedenstellten, erschien uns in diesen Monaten, die von einem höchst intensiven energetischen Kontakt mit unseren Freunden und Lehrern in der kausalen Bewußtseinssphäre geprägt waren, schon beinahe selbstverständlich. Das war – auch für mich als Medium – beileibe nicht immer so gewesen.

Meinem intellektuell-rational geschulten Geist schien alles Unberechenbare, nicht Überprüfbare suspekt. Was mein Verstand nicht fassen konnte, wollte ich lieber gar nicht wissen. Nur Frank bemerkte schon damals, daß ich oft nichtsahnend in Regionen weilte, die »nicht von dieser Welt« sind. Ich empfand diese Zustände einfach als Geistesabwesenheit und suchte sie zu unterbinden.

Wenn mir seinerzeit jemand prophezeit hätte, ich würde noch einmal ein Trance-Medium werden und täglich Kontakt mit einer nicht greifbaren Informationsquelle haben – ich hätte ihn ohne Zögern für verrückt erklärt! Nach dem Staatsexamen in Romanistik und Anglistik bereitete ich meine Promotion mit einer umfangreichen Arbeit über die sozio-kulturellen Entstehungsbedingungen und gattungsgeschichtlichen Zusammenhänge mittelalterlicher Ritterromane vor.

Ich lebte im Geist mit den Helden der Tafelrunde und ihrem König Artus. Die literarwissenschaftliche Arbeit erfüllte mich mit großer Freude. Sie befriedigte meinen Wunsch, verschüttete ursprüngliche Zusammenhänge zu klären und Sinngefüge zu entdecken, die im Dunkel der Zeit verborgen lagen. Das Unsichtbare sichtbar zu machen und zu deuten war bereits damals mein Bestreben. Aber ich beschränkte mich damit zunächst auf Literatur und Geschichte.

Nun treten wir mit einem Buch medial empfangener Texte an die Öffentlichkeit, und ich spüre, wie mich meine eigenen früheren Ängste oder Verurteilungen wieder einholen. Sind diese Durchgaben wirklich Botschaften einer transpersonalen Wesenheit? Entspringen sie vielleicht meiner blühenden Phantasie? Wird man mich für verrückt halten? Oder schlummern in meinem Unbewußten Schätze der Weisheit und Liebe, die im Alltag verborgen bleiben und sich eben nur betrachten lassen, wenn ich mein Bewußtsein durch die Trance entgrenze? Ich mag es nicht entscheiden und überlasse es dem Leser, sich einen eigenen Eindruck zu machen.

Seit zehn Jahren empfange ich nun schon Mitteilungen solcher Art. Bei Trancedurchsagen für Seminarteilnehmer und in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen konnte ich ihre tief anrührende Wirkung auf die Menschen beobachten. Auch ich selbst habe oft ihren klärenden, beruhigenden, erkenntnisfördernden Eindruck gespürt.

Die Anregung, »Channeling« auszuprobieren, hatte Frank von einem Aufenthalt in den USA mitgebracht. Ich hatte derweil meine Scheu vor dem Irrationalen etwas verloren und widmete mich intensiv dem Studium von Tarot, Astrologie und Handlesen. In jener Zeit arbeitete ich in Göttingen an meiner Habilitationsschrift, meditierte aber bereits täglich und bewegte mich in Kreisen, die die Existenz aus einer für mich neuen, spirituellen Perspektive betrachteten. Da ich auch gut pendeln gelernt hatte, beschloß ich, die »Quelle« -was immer das sein würde – auf diese Weise zum Fließen zu bringen. Ich übte jeden Tag. Später gab ich die Arbeit an der Universität auf, um mich ganz meiner inneren Berufung zu widmen.

Über lange Zeit arbeitete ich anfangs ausschließlich mit einem Pendel und einer Buchstaben-Skala. Obgleich wir nicht mehr zusammenlebten, ermunterte Frank mich sehr, immer neue Botschaften zu ermitteln. Mit dieser Arbeitsmethode war der Empfang von Wörtern, ganzen Sätzen oder gar vollständigen Texten jedoch so mühsam, anstrengend und langwierig, daß ich die Übermittlung von Botschaften nur für mich selbst, für ihn und wenige enge Freunde übernahm. Wäre ich bei der Pendeltechnik geblieben, hätte ich wohl Jahre gebraucht, um die vorliegenden Texte über die drei Welten der Seele durchzugeben.

Als ich mich dann einmal bei der »Quelle« über die Schwierigkeiten beklagte, bekam ich zu hören, daß ihr keineswegs daran gelegen sei, große Opfer von mir zu verlangen. Die Arbeit solle mir Freude machen und leichtfallen. Ich erhielt den Rat, mich nach einem Hypnose-Lehrer umzusehen. Eine hypnotische Trance, so stellte man mir in Aussicht, würde die Übermittlung direkter gestalten und weniger anstrengend sein. Entspannung sei notwendiger als Ehrgeiz.

So begann ich eine Ausbildung zum Sprech-Medium. Der erfahrene, kreative und sensible Mentor O. K. Hanus, dem ich einige Wochen später begegnete, erarbeitete eine subtile, genau auf meine Bedürfnisse, Fähigkeiten und Persönlichkeit zugeschnittene Trance-Technik. Bereits nach wenigen Monaten kamen während einer medialen Trance-Sitzung, die mir unvergeßlich sein wird, die ersten Worte über die Lippen, die »nicht von mir« waren. Vor Freude brach ich in Tränen aus, und auch Hanus war sehr bewegt. Kurze Zeit später faßten wir unseren ganzen Mut zusammen, luden eine Reihe von Freunden ein und präsentierten die Ergebnisse unserer Arbeit zum ersten Mal öffentlich. Daraus entstanden die Mittwoch-Performances, die wir drei Jahre lang zusammen leiteten.

Hanus war beseelt von einem unermüdlichen Forschungsinteresse. Veränderte Bewußtseinszustände, Parapsychologie und Geisteswissenschaften interessierten ihn schon seit früher Jugend, und er selbst hatte vielfach damit experimentiert. Als Künstler und Analytiker befaßte er sich mit Kreativität in Trance und NLP, und als Maler kostbarer Meditationsbilder hatte er selbst kreative Trancen erlebt. Nachdem ich schließlich »sprechen« konnte, stellte er viele wohlüberlegte Fragen zur essentiellen Natur des Menschseins. Die Antworten befinden sich vor allem im Abschnitt »Psyche, Seele und Geist« und im Kapitel »Die kausale Welt«.

Damit waren die ersten Beiträge mehr theoretischen und abstrakten Inhalts entstanden. Anfangs waren sie für mich unvergleichlich schwieriger zu übermitteln als Botschaften für eine real anwesende Person, die Lösungen für ihre individuellen Probleme suchte. Auch heute kommen Informationen zu Bereichen des Wissens, die mir persönlich nicht zugänglich sind, in verlangsamtem Sprechtempo mit vielen Pausen.

Als Frank nach fast zehn Jahren der Trennung nach München kam, um seinen Beitrag zur Arbeit mit der »Quelle« zu leisten, begann für uns eine neue Ära. Ab 1984 waren wir geschieden, fühlten uns aber weiterhin auf tiefen Ebenen verbunden und sind inzwischen wieder verheiratet. Erst durch Franks Impulse erhielt das ungewöhnliche Zusammenspiel von außerkörperlicher Instanz, Medium und Befragung eine feste Form, eine flexible Gestalt und eine Zielrichtung. Seine Eindringlichkeit und meine Empfänglichkeit verbinden sich seither aufs schönste – so formulierte es einmal unsere »Quelle«. Kreative Neugierde ließ ihn ganz neue Zugänge zu unentdecktem Material finden. So stammt denn auch die Strukturierung dieses Buches von ihm. Es war seine Idee, nach den Welten der Seele und ihren Interaktionsfeldern zu forschen, und sein sehnsüchtiger Wunsch, mehr über Jesus zu erfahren.

Die Aura von neutraler, bedingungsloser Liebe, die mich während jeder Durchgabe und jedem Kontakt mit unseren Freunden aus der kausalen Welt umhüllt, gibt mir Kraft und ist mir Ansporn, meine eigene Liebesfähigkeit zu entfalten. Immer aufs neue beglückt mich die tiefe, verständnisreiche Anteilnahme am fragenden Individuum, die in den Antworten mitschwingt. Die »Quelle« wertet wohl, aber sie verurteilt nie. Sie hilft und fördert, ohne die Verantwortlichkeit des Ratsuchenden zu beschneiden. Sie berät, ohne Vorschriften zu machen. Ihre Sprache ist poetisch und präzis zugleich.

Solche Wesenheiten aus anderen Sphären des Bewußtseins besitzen auch viel Humor. Deshalb wünschen wir uns, daß die Leser dieser »Neuesten Nachrichten aus der kausalen Welt« sich nicht nur an Wissen und Erkenntnis bereichert fühlen, sondern auch wahrhaft ihren Spaß an der Lektüre haben. Denn uns wurde einmal gesagt: »Wir halten nichts von einer Spiritualität, die sich traurig, ernst und getragen gibt ~- einer Spiritualität, die glaubt, sich darin zu erfüllen, daß sie die Heiligkeit des Lachens ignoriert.«

Varda Beate Hasselmann

Mit 10 Jahren wurde ich getauft. Mich erstaunte die Trivialität des Ereignisses. Es hatte so gar nichts Erhebendes an sich, war eine soziale Anpassungsleistung und sehr enttäuschend. Mit 14 Jahren trieben mich Fragen über die Historizität Jesu um, aber kein Erwachsener konnte mir auch nur einigermaßen zufriedenstellende Antworten geben oder auch nur ehrlich zugegebene Unwissenheit eingestehen. Ich legte den ganzen Komplex – Realist, derich bin – als vorläufigunlösbar beiseite.

Wie mir erst viel später klar wurde, suchte ich in den folgenden Jahrzehnten – als »Künstler in der Seelenessenz« – die Antwort auf meine unklar gespürten Fragen in der Beschäftigung mit Kunst: Musik, Literatur, Malerei, Architektur und Kochkunst, immer aber in einer rezeptiv-verstehenwollenden Weise. Dies hatte seine erhebenden und nährenden Momente, hinterließ aber mehr Hunger, als es stillte.

Entscheidende Veränderung brachte dann die Lektüre von Texten des indischen Meisters Bhagwan Shree Rajneesh, der sich später Osho nannte. Hier erlebte ich zum ersten Mal eine Einheit von Intellektualität, Herzenswärme und spiritueller Schwingung, die mir bewußt machte, wonach ich suchte und was Befriedigung sein kann. Der Jesus der Evangelien wurde plötzlich über das konkrete Erleben eines Erleuchteten begreiflich: Seine unerklärlich überwältigende Liebe, das Getragenwerden von einer spirituellen Gemeinschaft, aber auch die wichtigen Erfahrungen der Ablehnung durch die Umwelt, die Besserwisserei der Anhänger, die Projektion der eigenen Negativität auf die Gesellschaft. Sich dazwischen den eigenen Weg suchen zu müssen, klärt manches in einem selbst.

Das Scheitern des Experiments in Oregon war schmerzhaft und einsichtfördernd zugleich. Eben zu der Zeit, als ich in immer »ungläubigerem« Entsetzen das Endstadium einer angstgepeinigten spirituellen Gemeinschaft vor Ort miterlebte – - historisch gesehen wohl keine seltene Erfahrung – begegnete ich in einem Stadium gesteigerter spiritueller Wachheit in Santa Fáe im Winter 83/84 zum ersten Mal einem Medium, das bewußten Kontakt mit der kausalen Welt hatte.

Der Text über Varda und mich, den ich erhielt, löste eine regelrechte Erschütterung aus und das Gefühl, endlich gefunden zu haben, was ich viele Leben lang gesucht hatte: Eine Quelle, die Wahrheit in einer so überwältigenden Form vermittelt, daß ich es gerade noch ertragen kann. Ich spürte, daß meine Aufgabe in diesem Leben mit einem Kontakt dieser Art zu tun haben mußte.

Es folgten Jahre des Rückzugs von der spirituellen und therapeutischen Szene. Um so intensiver war die Beschäftigung mit den Texten, die Varda zunehmend besser übermittelte. Auch hier geht es um Erfahrungen, die jeder auf seine Weise machen muß, um gut mit einer solchen Quelle umgehen zu können. Kritikfähigkeit, die aus Liebe zu sich selbst und nicht aus uneingestandener Angst vor dem Unbekannten kommt, ist eine wesentliche Voraussetzung, um wirklich von diesen Quellen der Wahrheit profitieren zu können.

Das, was ich höre, kann für mich nur hilfreich sein, wenn ich bereits selber in mir eine Wahrnehmung für diesen Bereich spüre. Etwa vergangene Leben: Unsere Quelle lehnt es ab, jemandem dazu zu antworten, der nicht bereits aus einer konkreten inneren Ahnung fragt. Der Grund ist einfach: Eine Antwort, der ich keine eigene innere Erfahrung entgegensetzen kann, verwirrt mehr, als daß sie hilft, und wirkt gänzlich beliebig. Liebe wird auch dadurch kenntlich, daß sich eine Antwort auf die Ebene des Fragenden so einstellt, daß er davon profitieren kann. Und der echte Kontakt mit der kausalen Welt wird vor allem durch ihre angstfreie Schwingung und ihr liebevolles, wenn auch nicht oberflächlich nettes Einstellen auf den Fragenden deutlich.

Ähnlich wie in der Auseinandersetzung mit einem Meister besteht die Gefahr der Abhängigkeit, und ebenso wie ein wirklicher Meister die Abhängigkeit seiner Schüler unterminiert, suchen auch kausale Lehrer nach meiner Erfahrung zu verhindern, daß man einfach blind glaubt, denn sie wissen, daß sie damit Entwicklung behindern und nicht fördern würden.

Jahrelange persönliche Erfahrungen mit der Quelle waren die Basis für die konkrete Zusammenarbeit mit Varda, die im Winter 90 begann. Das vorliegende Buch ist das erste Ergebnis, das wir einer größeren Öffentlichkeit vorstellen möchten. Mein Bedürfnis war es, für mich selber und andere mit Hilfe unserer Quelle eine Art vorläufiger und noch grober Landkarte der Welten der Seele vorzulegen. Man liest und hört so vieles, echt Erlebtes und dennoch Verwirrendes, das sich nur mühsam zu einem ganzheitlichen Bild formen will, jeder hat seine Begrifflichkeit und seine Erfahrungen. Aber mir scheint, wir sind historisch an einem Punkt angelangt, wo das einfach nicht mehr genügen kann. Wir brauchen mehr Klarheit, um unsere Erfahrungen verstehbarer und mitteilbarer zu machen. Und ohne die Hilfe von Energien, die diese Klarheit besitzen, wird das kaum möglich sein.

Unsere Quelle beantwortet prinzipiell jede Frage, deren Beantwortung für den Fragenden nicht schädlich ist. Und unsere Freunde und Lehrer haben Zugang zu Wissen in einer Weise, die uns einfach nicht vorstellbar ist. Für unsere Gesellschaft tut sich hier in Zukunft eine Hilfe auf, die wir noch gar nicht ermessen können.

Unser Bemühen in Übereinkunft mit unserer Quelle besteht nun darin, daß wir möglichst vielen Menschen, die davon profitieren möchten, unsere Quelle und ihre Texte zugänglich machen, ohne unsere Gesundheit zu gefährden. Trance-Arbeit sieht so leicht aus und ist für Varda doch so an strengend. Sie berührt in uns beiden so tiefe Schichten, daß nur eine sehr begrenzte Zahl von Sitzungen pro Monat möglich ist. Immer steht uns Jane Roberts gesundheitlicher Verfall als warnendes Beispiel vor Augen.

Es scheint mir sehr wichtig, daß möglichst viele Menschen ihre potentiellen medialen Fähigkeiten entwickeln. Und es ist gut, daß möglichst viele von uns konkrete Erfahrungen damit machen, was Quellen dieser Art leisten können und was nicht, und welche Probleme damit verbunden sind. Die Grenzen unserer wissenschaftlichen Sehweise werden immer deutlicher. Wir bedürfen dringend einer Ergänzung, und dazu ist es nötig, daß wir lernen, Hilfe überhaupt anzunehmen, denn das ist eine Leistung ganz eigener Art.

Die jüngere Seele ist stolz auf ihre endlich erworbene und mühsam erlangte Ichstärke, so daß überpersönliche Hilfe eher als Eingeständnis eigener Schwäche erlebt wird. Die ältere Seelen sehen aber immer deutlicher, daß wir ohnehin in einer Weise eingebunden sind, die Hilfe dauernd zur Verfügung stellt, wenn man sie nur annehmen mag. Mediale Übermittlungen dieser Art sind nur eine bewußte Form von Hilfe, die sonst unbewußt, z. B. im Schlaf, jedem von uns immerzu gewährt wird. Bewußt und eigenverantwortlich Hilfe annehmen und für sich verwerten zu können ist nicht selbstverständlich und ein Teil von Lebenskunst.

Es würde mich freuen, wenn unser Buch in diesem Sinne wirken kann. Es ist entstanden aus meinen Fragen und Vardas Fähigkeit, Antworten zu übermitteln. Es war mein Wunsch, der von unseren Freunden und Lehrern auf der Kausalebene freudig begrüßt wurde, daß nicht ich allein alle Fragen stelle. Nicht daß ich einen Mangel an Fragen hatte, ganz im Gegenteil, und Varda weiß ein Lied davon zu singen. Aber uns schien ein größerer innerer Reichtum und eine andere Tiefe und Breite erreichbar, wenn auch Menschen, die unserer Arbeit nahestehen, ihre Fragen mit einbringen würden. Und obwohl wir weiter nichts vorgegeben hatten, als daß die Frage von allgemeinem Interesse sein sollte, ergab sich wie von selbst ein stimmiger Zusammenhang in einem gemeinsamen Rahmen.

Wir möchten an dieser Stelle noch allen danken, die am Entstehen dieses Buches ihren Anteil haben.

Frank Schmolke

Wir bieten Seminare und öffentliche Vorträge an, aber keine Einzelsitzungen, und wir möchten deutlich zum Ausdruck bringen, daß wir keine telefonischen Beratungen machen.

Unsere Seminare, die auch außerhalb Münchens stattfinden, befassen sich hauptsächlich mit der Matrix, einer Grundstruktur der Seele, die uns medial übermittelt wurde, und die das Thema unseres nächsten Buches sein wird. Für denjenigen, der sich selber besser kennenlernen will und bereit ist, eigenverantwortlich mit sich selbst umzugehen, kann die Matrix ein schneller und wirkungsvoller Zugang zu sich selbst sein, dessen positive Wirkung allerdings davon abhängt, daß man sich anhand der Matrix-Angaben selber liebevoll beobachtet.

Darüber hinaus erarbeiten wir uns durch Fragen an unsere Quelle immer neue Themen, z. B. das Gebiet der Seelenfamilie, die wir dann als Seminare anbieten, wenn wir glauben, selber genügend begriffen zu haben, um es weitergeben zu können. Ein Programm der jeweilig aktuellen Veranstaltungen ist auf Anforderung erhältlich. Bitte schreiben Sie an:

Dr. Varda Hasselmann, Frank Schmolke Postfach 70 08 11 81308 München

Eine Auswahl unveröffentlichter Texte der Quellen finden Sie auf unserer Website www.septana.de

Die physische Welt

Der Körper ist ein Freund der Seele

Leben will gelebt sein.

Leben will nicht gemieden werden.

Der Körper ist zum Leben da. Er ist der Freund der Seele. Wer lebt und sich zugleich dem Leben entziehen möchte, setzt sich einem unlösbaren Konflikt aus. Der Konflikt entsteht durch das Leugnen der Gesetzmäßigkeiten vom Leben im Körper oder durch den aussichtslosen Kampf gegen eben diese Gesetzmäßigkeiten.

Leben bedeutet Polarität und Dualität, und wenn eine Seele sich entschließt, einen Körper zu bewohnen, stellt sie sich diesen Gesetzmäßigkeiten.

Das Leben ist kein Jammertal. Das Leben ist auch keine Gipfelwanderung von einer Freude zur nächsten.

Die Gesetze von Polarität und Dualität bestimmen, daß Freude und Leid, Jammer und Glück wohlausgewogen an der Entwicklung der Seelle im Körper beteiligt werden müssen. Dies zu akzeptieren wird euch leichterfallen, wenn ihr Leben nicht als einmalige, niemals wiederkehrende kurze Episode betrachtet, sondern als einen langen Zyklus von Werden und Vergehen, von Sein und Nichtsein des Körpers.

Der Körper ist stark und zerbrechlich zugleich. Der Körper als Instrument der Seele dient ihr dazu, Erfahrungen zu sammeln, deren Summe darauf angelegt ist, alles zu erleben und nichts auszulassen.

Drei Erfahrungsbereiche gibt es, die einer Seele ausschließlich in der physischen Welt – sei es auf eurem Planeten oder auf einem anderen – zugänglich sind.

Der erste Bereich ist die Familie mit ihrer Blutsverwandtschaft, der zweite die körperliche Verletzbarkeit, der dritte ist die Tatsache, daß ein Mensch stets unausweichlich und unvermeidlich Entscheidungen trifft.

Nirgends als im Körper könnt ihr enge Beziehungen knüpfen, die nichts mit der Verbindung zu euren Seelengeschwistern zu tun haben und dennoch von großer Bedeutung sind. Die physischen Phänomene von Geburt und Tod und Sexualität gliedern euch ein in den Zyklus biologischen Lebens, und biologisches Leben ist nicht möglich, ohne daß ein Mensch Vater und Mutter hat. Diese Vorbedingung für Leben ermöglicht es der inkarnierten Seele, Liebe auf einer neuen, einer körperlichen Ebene zu erfahren und zu erproben und auch den Mangel an Liebe, der sich dadurch, daß sie verweigert wird, einstellen kann, zu erleiden.

Die Ursprungsfamilie, der jeder Mensch entstammt, zu der er gehört und die genauso wie seine Seele einen Faktor darstellt, von dem er sich nie trennen oder lösen kann, selbst wenn er es wollte – diese Familie hilft ihm, die wichtigen Erfahrungen von Kontakt und Intimität, von Liebe und Ablehnung, von Freude und Schmerz zu machen, die zur physischen Welt gehören. Die biologische Familie ist das vergängliche Gegenstück zur unvergänglichen Seelenfamilie. Blutsverwandtschaft und Seelenverwandtschaft ergänzen einander. Niemand ist ganz allein.

Zu dem rein physischen Phänomen der Familie gehört auch die Erfahrung, klein und hilflos auf die Welt zu kommen, nach und nach erwachsen und schließlich auch alt zu werden. Das Phänomen des Alterns ist ebenfalls untrennbar mit der physischen Welt verbunden und ist nur dort vorhanden, denn alle anderen Welten der Seele kennen das Altern nicht. Sie kennen wohl die Reifung und die Entwicklung, nicht aber den Verfall.

Und damit ist der zweite physische Erfahrungsbereich verbunden, die Versehrbarkeit des Körpers. Der Körper ist zerbrechlich und gebrechlich, und die Psyche, die mit dem Körper in engster Symbiose steht, unterliegt denselben Bedingungen. Auch sie kann verletzt und sogar zerstört werden.

Viele von euch halten die Tatsache, daß ein Körper krank sein oder durch Instrumente zerteilt werden kann, für einen Mangel, sozusagen für einen Fehler in der allgemeinen Planung der Existenz. Das ist eine irrige Sichtweise, und wir möchten dazu beitragen, euch mit dem Gedanken anzufreunden, daß ein Mensch, der Erfahrungen mit der Fragilität seines Körpers und seiner Psyche macht, höchst wertvolles Gut sammelt und darauf niemals verzichten möchte, sobald er seinen Körper zwischenzeitlich hinter sich läßt. Denn dann wird der Seele sogleich deutlich, daß sie durch die Auseinandersetzung mit der Verletzbarkeit einen großen Schritt weitergekommen ist.

Akzeptiert eure physische Instabilität, eure Empfindlichkeit gegenüber Gewalt, Klima und Krankheit als eine Bedingung von Menschsein und als ein Angebot, das sich allerdings – wir pflichten euch da bei – nicht jederzeit als freundlich zu erkennen gibt.

Das dritte Phänomen, das die physische Welt von den entkörperten Welten der Seele unterscheidet, ist die Tatsache, daß ihr in jeder Sekunde eures Lebens Entscheidungen trefft und sie treffen müßt.

Dabei kommt es nicht darauf an, ob ihr diese Entscheidungsprozesse bewußt erlebt oder nicht, und es ist auch bedeutungslos, ob ihr glaubt, Entscheidungen vermeiden zu können. Entscheidungen sind das Wasser des Lebens. Physische Existenz ohne Entscheidungen ist nicht möglich. Und wenn ihr euch klarmacht, daß niemand Entscheidungen ausweichen kann, ihr sie aber sehr wohl in die schattenhaften Bereiche des Unbewußten verdrängen könnt, anstatt sie im Licht eures Bewußtseins zu bejahen und damit Verantwortung zu übernehmen für das, was ihr seid, was ihr wollt und was ihr vor eurer Inkarnation für das physische Leben, das ihr lebt, geplant habt, werdet ihr leichter leben.

Darüber hinaus möchten wir euch ans Herz legen, daß jede bewußt getroffene Entscheidung und die Bejahung ihrer Konsequenzen euch auf dem Weg eurer seelischen Entfaltung weiterführt und euch weitgehend von den Konflikten und Schmerzen befreit, die ihr gewohnt seid auf euch zu laden durch unbewußte Entscheidungen und durch das Abladen der Verantwortung auf andere, auf die Umstände und auf die Bedingungen, unter denen ihr lebt. Das gilt für große und für kleine Entscheidungen.

Ihr selbst trefft eure Wahl. Ihr trefft die Wahl, geboren zu werden. Ihr trefft die Wahl, zu sterben. Ihr könnt euch entscheiden, wen ihr lieben und wen ihr hassen wollt. Ihr könnt über jede einzelne Reaktion auf alles das, was euch im Laufe eines langen Lebens zustößt, entscheiden.

Die Entscheidungsfreiheit, von der wir sprechen, und auf die wir euch immer hinweisen, ist eine Freiheit der Seele und nicht die Willensfreiheit des begrenzten Verstandes. Mit dieser Entscheidungsbereitschaft, ihren Konsequenzen und der damit verbundenen Verantwortung seid ihr eingebunden in ein unermeßliches Netzwerk von Entscheidungen, die ja auch jeder andere Mensch um euch herum, jeder andere, der zur selben Zeit mit euch auf dem Planeten inkarniert ist, trifft.

Jede Reaktion auf die Entscheidung eines anderen ist selbstgewählt. Das gibt euch Freiheit. Ihr könnt neue Entscheidungen treffen und alte revidieren. Damit seid ihr nicht Sklaven eurer Existenz. Wir sagten bereits: Der Körper ist der Freund der Seele. Er ist nicht ihr Sklave, und er ist auch nicht Sklave einmal getroffener Entscheidungen.

Verantwortung macht frei. Wenn in euren philosophischen Trakaten so viel von Willensfreiheit die Rede ist, beobachten wir, daß ihr euch dabei in Vorstellungen verstrickt, die eurem seelischen Fortschritt nicht förderlich sind. Wenn ihr den Begriff der »Willensfreiheit« als »Entscheidungsfreiheit« interpretiert, werdet ihr euch tatsächlich freier fühlen, anstatt eure Willenskraft dafür verantwortlich zu machen, ob es euch gutgeht oder nicht.

Und das ist der andere Punkt, der uns am Herzen liegt. Wir möchten euch zu eurem eigenen Heil davon überzeugen, daß das Leben zur Qual werden kann, wenn ihr das Postulat, jeder könne in jedem Moment glücklich sein, wenn er es nur wolle, zu einer Gesetzmäßigkeit erhebt. Dadurch versucht ihr völlig erfolglos, eure physische Existenz aus der Gesetzmäßigkeit der Polaritäten herauszuheben, und stellt euch Aufgaben, die unlösbar sind. Ihr manövriert euch in einen Konflikt hinein, der geeignet ist, euch unaufhörlich zu demütigen, zu entwerten und zu erniedrigen.

Die höchste Form eines erfüllten irdischen Daseins, eines Lebens in der physischen Welt, steht euch dann in Aussicht, wenn ihr bereit seid, alles, was euch widerfährt, als Ergebnis eines größeren und wohldurchdachten Plans und Zusammenhangs zu betrachten, auch dann, wenn ihr diesen Zusammenhang nicht erkennt. Dann wird euch aufgehen, daß jede Erfahrung  – und wir meinen damit ausdrücklich jede, sei sie angenehm oder unangenehm – von Wert ist, und daß kein einziges Leben, kein einziger Moment eines Lebens jemals vergeudet ist. Auch wenn ihr lange Perioden des Unglücks oder der Stagnation erlebt und glaubt, daß damit kostbare Lebenszeit verloren geht, ist dem nicht so. Nichts ist vergeudet. Jeder Augenblick, den ihr lebt – gleichgültig unter welchen Umständen – bringt euch weiter auf der Straße zum großen Tor der Erfüllung.

Das Prinzip von Verlieren und Wiederfinden überspannt wie eine große goldene Klammer das Leben aus Fleisch und Blut. Wenn ein Mensch einen Körper zum erstenmal bewohnt und auch noch lange danach, ist ihm nicht bewußt, daß er etwas verloren hat. Und es wird viele Leben dauern, ehe er ahnt, was er verloren hat.

Der Sinn der vielen aufeinanderfolgenden Existenzen besteht darin, dieses Verlorene in ganz individueller Weise zu beschreiben und zu erfahren und sich mit detektivischer Akribie und viel Energie dahin vorzutasten, das Verlorene wiederzuerlangen.

Wenn das Verlorene wiedergefunden ist, zeichnet sich diese beglückende Erfahrung dadurch aus, daß die Seele zum erstenmal überhaupt in der Lage ist, das Verlorengegangene zu schätzen und zu preisen. Als es verlorenging, ruhte es tief in dunkelster Unbewußtheit. Und es dauert unendlich und doch endlich lange, bis eine Ahnung von der Freude sich ausbreitet, die die bewußte Erkenntnis des Wiederzufindenden auslöst.

Wenn die Frage nach dem Sinn des Lebens, die so häufig verzweifelt gestellt wird, überhaupt Sinn haben soll, dann diesen – geduldig zu suchen und endlich zu finden, was man verloren hat.

Es ist traurig und bestürzend für uns zu sehen, daß die sogenannte Sinnfrage von euch so häufig mißverstanden und in Resignation und Mißmut gestellt wird. Die Frage »Was soll das Ganze?« ist gefärbt von Ungeduld und Verzweiflung und von der Unterstellung, daß im Grunde gar kein Sinn gegeben sein kann. Wenn ihr euch aber vorstellt, daß ihr diese Frage auch mit kindlicher oder später mit gereifter Neugierde ganz neutral und in fröhlicher Stille stellen könntet, so mag euch ihre Tragweite erst aufgehen. So, wie ihr sie stellt, ist sie keine Frage, sondern eine enttäuschte Feststellung. Nur weil ihr auf eurer Suche Seitenstraßen, Sackgassen und Umwege wählt, die euch sinnlos vorkommen, es aber nur sehr selten sind, glaubt ihr, daß der Gegenstand eurer Suche es nicht wert sei, gefunden zu werden.

Wir empfehlen euch, die Sinnfrage gelassen zu stellen und gelassen nach dem Ziel zu suchen. Denn es ist nicht wichtig, wann ihr es findet und auf welchen Wegen. Es wartet auf euch und entfernt sich nicht. Ihr könnt es durch keinerlei Maßnahme von euch fortschieben. Es ist euer von Anbeginn. Ihr habt es nur aus den Augen verloren, um euch um so mehr zu freuen, wenn ihr es wiederfindet.

Das Verlorene ist das Einssein, das Ungeteilte, das Ungetrennte, das von Liebe Durchwobene, das, was sich außerhalb jeglicher Polung, Zersplitterung, Fragmentierung befindet. Wir nennen es das »Tao« oder auch das »Allganze«.

Es ist ungeteilt. Und doch gibt es selbst hier, auf der Suche nach dem Verlorenen, den Weg vom Dunklen ins Helle, auch wenn von einer Dualität nicht die Rede sein kann. Dumpf erfahrene, nicht wahrgenommene Ganzheit wird ersetzt durch eine Ganzheit, die erfüllt ist vom Licht der Erkenntnis ihrer selbst.

Die Seele benötigt keine Entwicklung. Sie ist das Entwicklungsprinzip selbst in seiner reinsten Form. Es gibt im gesamten Bereich der körperlichen und entkörperten Existenz nichts, was die Dynamik von Entwicklung reiner darstellt als die Seele. Dynamik, unaufhaltsames Fortschreiten ist ihr wahres Erkennungsmerkmal. Nichts kann sie aufhalten. Sie kennt diese Möglichkeit nicht. Das bedeutet nicht, daß sie eine Entwicklung benötigt, um sich zu vervollkommnen. »Benötigen« impliziert die Vorstellung, daß eine Not vorliegen könnte. Eine Not wiederum setzt voraus, daß ein Zustand von Nicht-Not denkbar ist. Seelen jedoch kennen keine Not. Sie wählen in Freiheit den Weg der Entwicklung. Nichts ist vorgeschrieben. Die Seele kennt weder Not noch Nicht-Not. Sie entwickelt sich, weil sie dadurch ihre Existenz erfüllt. Jede Seele hat ihre individuellen Rhythmen. Es gibt keine Kraft, die ihre Entfaltung beschleunigen oder verlangsamen kann, die sie nicht bejaht und die außerhalb ihrer selbst liegt.

Es ist schwierig für uns, euch dieses Prinzip des unaufhaltsamen Fortschreitens innerhalb der Dimensionen eurer Vorstellungen zu erläutern. Die Seele will und muß von hier nach dort. Und diese Vorstellung scheint einem linearen Prinzip zu entsprechen, doch ist sie in Wirklichkeit nicht so linear, wie das Modell impliziert.

»Von hier nach dort« steckt die Pole des Anfangs und des Endes ab. Mit Anfang und Ende meinen wir den Zyklus der Inkarnationen, aber auch das, was vorher war und was nachher sein wird.

Wenn wir versuchen, das Hier als Null-Tao und das Dort als Voll-Tao zu beschreiben, so kommen wir der Sache nahe und erfüllen sie doch nicht ganz. Das Tao ist unteilbar und bleibt, wie es ist. Und doch enthält es für die Perspektive der Seele die Aspekte einer Polarität. Eine Möglichkeit, die Reise »von hier nach dort« zu beschreiben, ist gegeben, wenn ihr euch das Tao als eine Kugel vorstellt und die Seele auf ihrem Entwicklungsweg als einmal um die Kugel herumreisend. Sie gelangt an denselben Ort zurück, von dem sie ausgegangen ist, aber sie ist erfüllt von Erfahrungen und erkennt den Ort mit dem Bewußtsein des Wiedererkennens. Sie ist erfüllt von den Freuden und Schmerzen der Reise und kann nun am Ende des Weges ihren Ausgangspunkt mit einer reifen Liebe wahrnehmen, die ihr vorher nicht möglich war. Sie fühlt sich nach einer Ruhepause in der Lage, auf weiteren Reisen um das Tao herum tiefer in dessen Geheimnisse einzudringen und sie in sich selbst zu integrieren.

Endlich ist sie dann das Tao selbst, sie ist mit allen anderen Phänomenen, allen anderen Seelen, allen anderen Erscheinungen des Universums zu einem Ganzen verschmolzen.

Aber dies sind Dinge, die wir selbst nur unvollkommen begreifen, da uns ein großer Teil der Entdeckungsreisen selbst noch bevorsteht. Der Weg jeder Seele von der Entfremdung zur Verschmelzung ist der Weg von blinder Unbewußtheit zu klarsichtiger Bewußtheit. Verschmelzung ermöglicht über dem Boden der Erfahrung ein von Freude erfülltes, beflügeltes Schweben. Noch-nicht-entfremdete Verschmelzung ist ein vollkommen unbewußter Zustand, in dem weder Freude noch Lust an der Einheit erfahren werden kann. Die Ungetrenntheit, die der Säugling zunächst bei und nach seiner Geburt mit der Mutter empfindet, ist ein vergleichbares, aber um ein Vielfaches reduziertes Gefühl der Einheit und Geborgenheit, wie sie die noch nicht ausgestreute Seele spürt, bevor sie sich zum erstenmal in der Gestalt eines Menschen körperlich erfährt.

Die Entfremdung vom Einssein, von der wir sprechen, ist nicht Strafe oder Erbsünde, wie Christen glauben. Sie ist nicht bittere Konsequenz von Handlung, sondern Notwendigkeit und Voraussetzung allen weiteren Handelns, allen verantwortlichen Handelns überhaupt.

Die lange Reihe aufeinanderfolgender Inkarnationen hat keinen anderen Sinn, als die Seele alle nur irgend möglichen Erfahrungen von Entfremdung machen zu lassen, denn Menschsein bedeutet eben: der Freude des Einsseins vorübergehend und freiwillig entfremdet zu sein.

Jedem von euch wohnt die Sehnsucht nach Verschmelzung ungebrochen und ununterbrochen inne. Doch gehört es zur Essenz des Menschseins, in der Spannung von Verlangen und Nicht-erlangen-können zu verharren, bis alle Erfahrungen gemacht sind und alle Schritte vollzogen wurden, um die Trennung als essentiell zu erkennen.

Dieser Moment ist dann gekommen, wenn eine Einsicht in das Alleinsein erlangt wird, ohne daß diese Einsicht mit einem tiefen Gefühl von Schuld, Leid und Einsamkeit verbunden ist. Es mag euch paradox erscheinen, daß diese Einsicht erst dann möglich ist, wenn die gereifte oder alte Seele einen Zustand größtmöglicher Verbundenheit mit ihrer Seelenfamilie, mit den ihr nahestehenden Seelen erreicht hat, noch bevor diese Verbundenheit sich zu einer Einheit manifestieren kann. Zuvor wird der Mensch immer mehr oder weniger verzweifelt gegen sein Alleinsein kämpfen. Verbundenheit und immerzu wachsende Intimität zwischen denen, die ohnehin zusammengehören, vermitteln eine Einsicht in die Möglichkeit der Vereinigung und steigert die Vorfreude auf die im Einssein implizierte Seligkeit.

Zugleich schwindet mit zunehmender Verbundenheit die Angst vor dem Sterben, denn die Gewißheit der unaufhebbaren Zusammengehörigkeit verstärkt sich. Entfremdung und Trennung, Aufteilung oder Zersplitterung des Zusammengehörigen in einzelne Fragmente eignet ausschließlich der physischen Welt, ist aber eine Erfahrung, die nicht nur auf dem Planeten Erde gemacht wird. Obgleich verschiedene Planeten unterschiedliche Formen beseelten Lebens hervorbringen, müssen doch alle in physischen Körpern materialisierten Seelen die Trennung vom Ganzen erfahren, damit sie sich die Voraussetzungen für ein Wachstum in wiedervereinigtem Zustand auf einer nicht-physischen Ebene aneignen können.

Seele, Psyche und Geist

Der Begriff des Seelischen umgreift die gesamte Entwicklung von Alpha bis Omega, von der ursprünglichen Entfremdung bis zum Verschmelzen aller Seelen im Tao und zur Einheit alles Seelischen, die das Tao ist.

Die Seele bleibt stets unantastbar und unverändert, obgleich sie sich entfaltet, während die Psyche mit jeder Inkarnation eine neue Gestalt annimmt. Die seelischen Erfahrungen werden zum Teil über die jeweilige Psyche gesammelt.

Wir sprechen zu euch von einer Ebene geklärten Bewußtseins und aus der Vision übergeordneter Zusammenhänge. Deshalb ist es uns ein Bedürfnis, euch auf die Verwirrung hinzuweisen, die eine Vermengung von Begriffen stiftet, die zwar miteinander verwandt sind, aber keineswegs identisch miteinander oder auswechselbar.

Das gilt besonders für die Begriffe »Seele« und »Psyche«. Die Griechen, von denen ihr den Ausdruck »Psyche« entlehnt habt, meinten damit eine Dimension, von der sie erahnten, daß sie unkörperlich ist und dennoch für den Menschen in seinem Körper eine entscheidende Rolle spielt. Dennoch ist es von Bedeutung, daß ihr euch an folgende Tatsache erinnert: Mit dem Wort ϕυχη war ursprünglich nicht nur das beschrieben, was ihr heute als Psyche bezeichnet, sondern auch eine Möglichkeit, Zugang zu Dimensionen der Spiritualität, der Religion und des Göttlichen zu finden. Mit der fortschreitenden Differenzierung eurer Kultur und eures Geistes wurde es sinnvoll und notwendig, die zwei Begriffe voneinander zu scheiden, und wir unterstützen diese Bemühungen, da sie dem, was einer Weisheit jenseits von erlebbarer Realität entspricht, wesentlich näher kommt. Deshalb machen wir in unseren Botschaften an euch einen so grundsätzlichen und nachdrücklichen Unterschied zwischen den Bereichen der Psyche und denen der Seele.

Psyche gibt es nur im Körper. Seele ist immer da. Psyche ist von Angst bestimmt auch in dem Maße, wie sie Angst bewältigt. Angst also ist das Zentrum und der Angelpunkt des Begriffs Psyche.

Auch die Seele kennt Angst, doch ist diese Angst eine andere. Sie besteht in einer gereinigten, geläuterten Form, z. B. als Befürchtung, sie könnte das, was notwendig ist, nicht unmittelbar erreichen, oder auch als Angst, ein karmisches Band nicht in dem Maße und zu dem Zeitpunkt auflösen zu können, wie die Seele es sich wünscht.

Aber von dieser Angst wollen wir jetzt nicht sprechen. Vielmehr soll es uns darum gehen, die Psyche zu beschreiben als ein nicht-materielles Organ, das Angst verarbeitet und dies in der Regel so tut, wie es dem Stand der seelischen Entwicklung eines inkarnierten Körpers entspricht.

Psyche ist ein nicht-materielles Organ. Dennoch hat sie ihren Sitz im Körper und nicht außerhalb von ihm und steht mit ihm in engster Verbindung, da Psyche sich – ebenso wie Geist – der körperlichen Funktionen bedient, z. B. der Funktionen des Gehirns, aber auch des Stoffwechsels, des Grundtonus eines Körpers und der Energiezentren, die jeder Mensch besitzt. Psyche in diesem Sinne eignet auf der Erde nur den Menschen. Dennoch hat die menschliche Psyche im Kontext der Evolution gewisse Strukturähnlichkeiten mit der sich entwicklungsgeschichtlich herausbildenden Psyche von Tieren – insbesondere der Säugetiere – und der höheren Arten und Gattungen. Aber die Psyche des Tiers arbeitet zusammen mit einem Tierkörper und mit der besonderen Struktur der Tierseele, und deshalb folgt sie anderen Gesetzmäßigkeiten und unterliegt anderen Bedingungen als die Psyche des Menschen.

So wie alles, was einen Körper ausmacht, miteinander kooperiert und Körperfunktionen mehr oder minder nachhaltig gestört sind, wenn ein Teil dieses Körpers schlecht arbeitet oder ganz ausfällt, wie z. B. infolge einer Operation oder einer schweren Krankheit, so arbeitet auch Psyche mit Körper, Seele und Geist unmittelbar zusammen und läßt sich in ihren Funktionen nicht trennen von den Funktionen der anderen Existenzbereiche. Psyche also ist ein Organ, das auf zwei Ebenen arbeitet, zum einen auf der physisch-materiellen, zum anderen auf nicht-physischen, nicht-materiellen. Und Psyche ist ein Verdauungsorgan, ein Verarbeitungsorgan ebenso wie die Leber oder die Nieren, ebenso wie der Darm oder die Drüsen, die der Verdauung zuarbeiten.

Denn ein Mensch, der in einem sozialen Kontext steht und sich entwickelt, hat nicht nur die Nahrung zu verdauen, die er sich durch den Mund zuführt, sondern in gleichem Maße all die Eindrücke, die Herausforderungen, die Situationen, die seine Existenz und sein Leben in einem Körper ihm darbieten. Er ist ihnen ausgesetzt, und er nimmt sie an von der Stunde seiner Zeugung bis zu dem Augenblick, in dem sein letzter Lebenshauch die materielle Hülle seines Körpers verläßt. Um alles, was auf eine eingekörperte Seele zukommt und einströmt, aufnehmen und verarbeiten zu können, bedarf es des Verdauungsorgans, das mit dem Namen »Psyche« bezeichnet wird. Andere Kulturen als die eure verwenden andere Namen, und einige stehen nicht unter der zwingenden Notwendigkeit, zwei Wörter zu finden für ein Phänomen, das sie noch als einheitlich und ungetrennt betrachten. Die vielen unter euch, die sich jetzt im Stadium der seelischen Reife und des seelischen Alters befinden, spüren die Notwendigkeit, zwei verschiedene Begriffe zu verwenden, um zu unterscheiden zwischen dem, was immer währt, und dem, was vergänglich ist. Sie spüren auch mit immer größerer Klarheit, daß ihre Psyche noch so verängstigt sein kann und ihre Seele dennoch zugleich Momente überwältigender Klarheit und Gewißheit kennt.

Psyche nun verarbeitet und verdaut alles, was Angst macht. Und das, was Angst macht, ist von Individuum zu Individuum höchst verschieden. Es gibt Basisängste, mit denen sich jeder Mensch in jeder einzelnen Inkarnation, wenn auch in unterschiedlichem Maße, auseinandersetzen muß, und auch die Identifikation mit den eigenen Ängsten ist je nach Seelenalter verschieden stark.

Von Anbeginn fühlt sich die neu inkarnierte Seele in ihrem Körper hilflos und angreifbar, verletzlich und bedroht. Die Bedrohungen, die auf sie einstürzen können, sind nicht in jedem Falle dieselben. Wenn ein Fötus spürt, daß seine Existenz nicht erwünscht ist, oder er den spannungsvollen Auseinandersetzungen zwischen seinen Eltern ausgesetzt ist – und seine Psyche sie erfährt mit den ihr eigenen Fähigkeiten der Wahrnehmung – dann wird sich ein anderes Bild von Angst ergeben, als wenn ein noch nicht geborenes Kind freudig erwartet wird und in einem Körper heranwächst, der glücklich, gesund und entspannt ist.

Über die Verantwortlichkeiten und Entscheidungen in der astralen Welt, die diesen Ängsten und den individuellen Reaktionen natürlich stets vorangehen, wollen wir jetzt nicht sprechen. So viel sei gesagt, daß mit der Wahl der Eltern und der Rahmenbedingungen auch bestimmte Ängste mit in Kauf genommen werden, und die Angst hat, wie wir an anderer Stelle ausführen, starke und notwendige Funktionen.

Wie die individuelle Psyche Angst verarbeitet, ist ihr zu einem gewissen Teil freigestellt, zu einem anderen ist sie besonders in frühem Lebensalter den Zwängen ihrer eigenen Struktur unterworfen und kann nicht mehr ohne weiteres entscheiden, ob sie eine Angst gewinnbringend oder belastend verarbeiten will. Denn jede Angst, die neu hinzukommt, muß in Beziehung zu schon vorhandenen Ängsten treten, sich mildernd oder verstärkend einordnen. Das bereits vorliegende Muster prägt die Verarbeitung jedes neu hinzukommenden Traumas.

Wir möchten euch einen Vergleich anbieten zu den physischen Verdauungsprozessen. Wenn ein Mensch ein Stück Vollkornbrot ißt, das an und für sich gut gebacken und aus wertvollem Material hergestellt wurde, wird doch sein Organismus dieses Stück Brot nur in dem Maße verdauen können, wie sein Magen, sein Darm, seine Leber gesund oder bereits geschädigt sind. Ein sehr empfindlicher Darm, der von vielen zuvor verdauten Nahrungsmitteln sowie durch andere Vorbedingungen entzündet und geschädigt ist, wird selbst das gesündeste Stück Brot nicht auswerten können und vielleicht sogar als quälende Belastung empfinden und somit andere Säfte, andere Enzyme als der robuste Darm zur Verfügung stellen müssen, um diese Nahrungsmittel bewältigen und ausscheiden zu können. Und so kann der eine Mensch aus dem Stück Brot alles, was ihm guttut, herausfiltern, der andere muß viele Stoffe, die ihm unverdaulich sind, abwehren und sie ungenutzt lassen. Möglicherweise wird er sogar Gifte produzieren als Gegenmittel zu dem, was sein Organismus nicht verarbeiten kann. Und was für ein gesundes Stück Brot gilt, gilt in verstärktem Maße für Speisen, die dem Körper nicht zuträglich sind oder ihm schaden.

Wenn also ein Mensch einer angsterregenden Situation ausgesetzt ist, verdaut seine Psyche diese Angst auf eine ihm eigene und von ihm entwickelte Weise. Von tausend Menschen, die in einem Kriegsgefangenenlager unter denselben Bedingungen leben, die für alle bedrohlich, die für alle peinigend und demütigend sind, wird jeder einzelne die durch diese Umstände ausgelösten Ängste anders verdauen. Bei dem einen werden frühkindliche Reaktionen auf erste Traumata verstärkt und lösen einen unerträglichen Zustand aus, der in den Wahnsinn führen kann. Bei einem anderen werden die stärksten Gegenkräfte aktiviert. Er bewältigt seine Angst durch die Mobilisierung aller Abwehr, er macht sich immun oder sublimiert vielleicht die Ängste in dem Bedürfnis, seinen Mitgefangenen beizustehen und ihnen Trost zuzusprechen. Ein Dritter wird vor allem von der Befürchtung gequält sein, verhungern zu müssen. Ein Vierter wird besonders unter der Trennung von seinen Angehörigen leiden und unter der Unmöglichkeit, ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen. Und so wie jeder von diesen Menschen seine ureigene Art hat, mit der schwierigen Situation zurechtzukommen, werden auch alle anderen Anwesenden individuell darauf reagieren.

Psyche ist äußerst selten kerngesund. Eine gesunde Psyche kennt die Angst, läßt sich aber von ihr nicht beherrschen, und deshalb ist sie nur in jenen zu finden, die sich in einem Zustand der Erleuchtung befinden. So wie es in eurer Welt kaum einen menschlichen Körper gibt, dessen Verdauungsorgane wirklich gesund sind und die ihre Aufgaben in der ursprünglich geplanten Weise verrichten, so gibt es auch auf eurem Planeten nur sehr wenige, die über eine gesunde Psyche verfügen können. Aber – um in dem Bild zu bleiben – ebenso wie ein überaus kranker Darm behandelt und weitgehend geheilt werden kann, so kann auch eine Psyche behandelt und geheilt werden. Heilung bedeutet nicht Rückführung zu einer vollständigen und ursprünglich-urtümlichen Funktionsfähigkeit, sondern sie führt zu einer Bereitschaft, Realität wieder so wahrnehmen zu können, daß sie nicht von Angst vollständig verzerrt erscheint und zum Aufbau weiterer Ängste beiträgt. Entzerrungsvorgänge können durch vielerlei Maßnahmen eingeleitet werden. Welche Form der Klärung zum gewünschten Ergebnis führt, ist abhängig von vielerlei kulturellen Bedingungen, abhängig von der Gesellschaft, in der ein Mensch lebt, abhängig von seiner persönlichen Struktur und abhängig von dem, was er in einem bestimmten Leben erreichen möchte.

In allen Formen der heilenden Beeinflussung einer erkrankten oder gestörten psychischen Balance gilt, daß Liebe, Anteilnahme und Verständnis der auslösende Faktor sind und alle Technik – sei sie nun schamanistisch oder analytisch – nur den Rahmen bietet, der für den Kontext eines Heilvorgangs seine Funktion hat.

Grundsätzlich gilt, daß Psyche und Geist zusammenarbeiten. Psyche ist über Geist zugänglich, und Geist kann die Verzerrungen von Realität sichtbar machen, denen Psyche sich angepaßt hat. Geist wiederum ist zu einem erheblichen Teil Produkt von Kultur und Gesellschaft, denn er ist ebenso flexibel, beeindruckbar und anpassungsfähig wie Psyche. Doch neigt er weniger stark dazu, sich der Angst zu unterwerfen, obgleich Angst auch ihn prägen kann. Je differenzierter, offener und flexibler der Geist eines Menschen ist, um so differenzierter wird auch seine Psyche sein. Ein einfach strukturierter Mensch in einer einfach strukturierten Gesellschaft wird weniger psychische Facetten aufweisen als ein komplex strukturierter in einer Gesellschaft, die hunderttausend verschiedene Dinge von ihm verlangt, ohne ihm klare Richtlinien zu geben, wie es in eurer westlichen Gemeinschaft meistens der Fall ist.

Die Strukturierung der Psyche könnt ihr euch vorstellen wie eine Kugel, die mit kleinen Spiegeln verkleidet ist. Eine Kugel mit geringem Durchmesser wird nur einer begrenzten Anzahl von Spiegeln Raum gewähren können. Eine große Kugel von mehr als einem Meter Durchmesser hat Platz für eine Riesenanzahl von Spiegelteilen, die jede auf ihre Weise die umgebende Wirklichkeit reflektieren. Innerhalb der Kugel befinden sich die psychischen Verarbeitungsorgane, und sie müssen in einer großen Kugel anders arbeiten und komplizierter