Arkon 5: Der Smiler und der Hund - Gerry Haynaly - E-Book + Hörbuch

Arkon 5: Der Smiler und der Hund E-Book und Hörbuch

Gerry Haynaly

4,8

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Beschreibung

In der Hölle von Arkon und Tynoon - die Jagd beginnt Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße eigentlich friedlich erscheint, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok - den die Terraner als M 13 bezeichnen - ein unerklärlicher Konflikt. "Dunkle Befehle" erschüttern das mächtige Kristallimperium der Arkoniden, sie lösen einen Amoklauf unter den Bewohnern aus. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Wenn sich die Kämpfe ausweiten, ist der Friede in der gesamten Galaxis bedroht. Mit dem kleinen Raumschiff MANCHESTER ist Perry Rhodan zwischen den Sternen des Kugelsternhaufens auf der Flucht. In seiner Begleitung sind der Mausbiber Gucky sowie Sahira, eine geheimnisvolle junge Frau, über deren Herkunft der Terraner nach wie vor wenig weiß. Währenddessen greifen auch die verschiedenen Geheimdienste in das Geschehen ein. Zwei Spitzenagenten gehen in den Einsatz, um die Lage zu erkunden: DER SMILER UND DER HUND ...

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Seitenzahl: 141

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Zeit:3 Std. 22 min

Sprecher:Marco Sven Reinbold
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Nr. 5

Der Smiler und der Hund

In der Hölle von Arkon und Tynoon – die Jagd beginnt

Gerry Haynaly

Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße eigentlich friedlich erscheint, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok – den die Terraner als M 13 bezeichnen – ein unerklärlicher Konflikt. »Dunkle Befehle« erschüttern das mächtige Kristallimperium der Arkoniden, sie lösen einen Amoklauf unter den Bewohnern aus. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Wenn sich die Kämpfe ausweiten, ist der Friede in der gesamten Galaxis bedroht.

Mit dem kleinen Raumschiff MANCHESTER ist Perry Rhodan zwischen den Sternen des Kugelsternhaufens auf der Flucht. In seiner Begleitung sind der Mausbiber Gucky sowie Sahira, eine geheimnisvolle junge Frau, über deren Herkunft der Terraner nach wie vor wenig weiß.

Währenddessen greifen auch die verschiedenen Geheimdienste in das Geschehen ein. Zwei Spitzenagenten gehen in den Einsatz, um die Lage zu erkunden: DER SMILER UND DER HUND ...

Die Hauptpersonen des Romans

Shallowain, der Hund – Der Kralasene wird mit unerwarteten Problemen konfrontiert.

Ronald Tekener – Der Smiler soll den Problemen auf den Grund gehen.

Monkey – Der Lordadmiral der USO schickt Tekener nach M 13.

Jaga – Shallowains Kollegin hat ihre eigenen Probleme.

Morak da Minterol

1.

Arkon I, Kristallpalast

4. Juni 1402 NGZ

Shallowain fuhr aus dem Schlaf. Für den Bruchteil einer Millitonta musste er sich orientieren, aber dann war er hellwach.

Die alten Reflexe hatten ihn gewarnt. Irgendjemand – oder irgendetwas – war in seinen Wohnbereich eingedrungen, anders ließ sich das plötzliche Erwachen nicht erklären. Die abendliche Dagor-Meditation hätte ihn erst am Morgen geweckt, so viel war klar.

Shallowain hielt den Atem an und horchte in die Dunkelheit.

Nichts.

Er stutzte. Die Dunkelheit, sie war das Stichwort. Er lag in leicht gekrümmter Haltung seitlich auf der linken Betthälfte, mit dem Gesicht Richtung Fußteil. Von hier aus hätte er zumindest die sanft glimmenden Statusanzeigen des Trivids sehen müssen, aber an ihrer Stelle waberte Finsternis, was eigentlich unmöglich war. Der Kristallpalast verfügte über eine autarke Energieversorgung, die selbst dann noch Strom lieferte, wenn das halbe Gebäude zerstört war.

Er tastete nach dem Touch-Display neben dem Futon, das mit der Wohnungssteuerung gekoppelt war, doch wie erwartet reagierte die Apartmentpositronik nicht. Die Sprachsteuerung kam nicht infrage, denn damit würde er sich nur verraten.

Er blinzelte zweimal, und die Kameras in seinen künstlichen Augen schalteten auf Infrarot um. Die Sicht im Wärmebildmodus lieferte wie immer ein leicht verwaschenes Bild, aber weitaus mehr als nur Schwärze.

Die Status-LEDs des Trivids sendeten noch ein schwaches Echo aus, was nur bedeuten konnte, dass der Strom erst vor Kurzem ausgefallen sein musste. Die gegenüberliegende Wand, in der vollflächig ein Holoschirm verbaut war, war finster. Normalerweise spielte er wie ein riesiges Fenster die Umgebung des Kristallpalasts in Realgröße als Livestream ab, da das Apartment aus Sicherheitsgründen nicht an der Außenwand des Trichterbaus lag.

Während der Ruheperioden war er ausgeschaltet und zeigte in verschieden dunklen Grautönen das Emblem des Geheimdienstes Tu-Ra-Cel, einen drachenähnlichen Yilld, der von Blitzen angestrahlt wurde, und ein stilisiertes Auge. Davon konnte Shallowain kaum etwas erkennen. Nur der dreieckige Kopf des Yilld war noch zu sehen, aber auch er verblasste zusehends.

Da! Er vernahm ein leises Geräusch, das wie ein Kratzen oder Schaben klang, doch es war zu kurz, um es einordnen zu können. Er lag auf der falschen Seite, denn der Ursprung des Tons lag hinter seinem Rücken, in der Nähe der Schiebetür, die den Schlaf- vom Wohnbereich abtrennte.

Shallowain verengte die Lider zu schmalen Schlitzen, durch die er die Umgebung nur noch schemenhaft erkennen konnte. Er zwang sich, wieder normal zu atmen, entspannt und ein wenig übertrieben, um den oder die Eindringlinge in Sicherheit zu wiegen. Jeden Muskel angespannt, drehte er sich langsam um und grunzte leise wie im Tiefschlaf. Wie zufällig schob er dabei das Laken so beiseite, dass er am Ende nackt bis auf die Unterhose auf der anderen Seite des Futons lag, mit dem Blick zur Schiebetür.

Er erstarrte. Keine Armlänge von ihm entfernt stand eine Gestalt, halb über das Bett gebeugt. Sie hielt einen Gegenstand in der Faust. Der war schmal und kälter als die Umgebung, sodass Shallowain sofort sah, worum es sich handelte: einen Dolch!

Ehe er sich darüber wundern konnte, wie der Attentäter in die Suite gekommen war, sauste die Waffe auf seine Brust herab, dort, wo hinter einer Brustplatte das Herz klopfte.

Shallowain schnellte mit dem Oberkörper zur Seite. Nur Millimeter neben ihm bohrte sich das Messer in die Matratze. Der Angreifer hatte so viel Kraft in den Hieb gelegt, dass es bis zum Anschlag darin verschwand und ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Die Nachtsichtbrille des Mannes rutschte vom Kopf und fiel zu Boden.

Die Augen des Fremden weiteten sich, wohl vor Verwunderung, doch es war zu spät. Shallowain streckte ihm beide Arme entgegen. Den linken riss er halb hoch, am Ellenbogen abgewinkelt, Zeige- und Mittelfinger leicht voneinander abgespreizt. Mit der Rechten schlug er mit aller Kraft auf den Kopf des anderen und verwandelte damit dessen Abwärtsbewegung in einen unkontrollierten Fall.

Die beiden Finger bohrten sich tief in die Augenhöhlen des Attentäters. Shallowain riss sie zurück und hämmerte mit den Handkanten den Siebenten Schlag Dagor gegen die Brust seines Gegners. Ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, fiel der Fremde bäuchlings neben ihm auf das Bett.

Mit einem Satz war Shallowain über ihm, fasste nach dem Kopf des Leblosen und brach ihm mit einer ruckartigen Bewegung das Genick. Mit einer Leichtigkeit, die ihn ob seiner 119 Jahre selbst erstaunte, wuchtete er den Toten vollständig auf das Bett und drehte ihn auf den Rücken. Die Gesichtszüge wirkten hart und entschlossen wie bei einem Agenten der Tu-Ra-Cel oder der Kralasenen, aber Shallowain konnte sich nicht entsinnen, den Mann jemals zuvor gesehen zu haben.

An der – was war das, eine Montur, eine Uniform? – wischte er die feuchten Finger ab. Dabei spürte er eine Reihe von Erhebungen auf dem Stoff, die jedoch im Infrarotspektrum keinen Unterschied zum Rest der Jacke aufwiesen. Ein Abzeichen? Ohne Licht war er auf seinen Tastsinn angewiesen, der mit den wenigen Informationen kaum etwas anfangen konnte: eine schwertartige Spitze, eine weit auskragende, unregelmäßige Parierstange und ein überbreites Heft ohne Knauf.

Noch einmal berührte er das Emblem. Langsam strich er über dessen Mittelteil – und dann die Erkenntnis: Das war kein stilisiertes Schwert, das sollte die Burg Tin Tissmany auf Trumschvaar darstellen, dem Hauptplaneten der Kralasenen.

Kralasenen also. Brüder.

Shallowain nickte unmerklich. Das passte zusammen. Nur gut ausgebildeten Kralasenen traute er zu, unbemerkt in seine Suite einzudringen.

Andererseits gehörte er selbst zu den zwölf Bluthunden des Imperators, die in Bostichs unmittelbarer Nähe aufpassten und das Leben des Imperators mit dem ihren verteidigten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass einer der übrigen elf hinter dem Mordplan steckte.

Aber ein einfacher Kralasene, der ein Attentat auf einem Vorgesetzten verübte?

So sehr der Arkonide sich anstrengte, in den Gesichtszügen des Toten etwas Bekanntes zu erkennen, es gelang ihm nicht. Allerdings fiel ihm auf, wie jung der andere war. Damit war klar, dass er kein vollständig ausgebildeter Kralasene war. Es konnte ebenso gut ein Kämpfer in Ausbildung sein, dessen Auftraggeber die Härte hatte, einen Mord als Mutprobe oder als abschließende Prüfung zu fordern.

Jetzt erinnerte er sich auch daran, dass er das verdächtige Geräusch schon einmal gehört hatte. Sicherheitshalber ließ er mit einem Zwinker-Kode die Aufzeichnung abspielen, die seine Augenimplantate automatisch vornahmen.

Er hatte sich nicht getäuscht. Das Kratzen stammte von einem positronischen Schlüssel, dessen Bedienfeld ziemlich abgenutzt war. Und zugleich wusste er auch, wo er diesen Ton zuletzt gehört hatte: in der Akademie des Geheimdienstes, beim Programmieren von Kampfrobotern!

Shallowain stoppte die Aufzeichnung, aber das Geräusch erklang trotzdem erneut.

Er drehte den Kopf zur Tür und erhaschte einen Blick auf einen fußballgroßen Gegenstand mit herabhängenden Tentakelarmen, der durch die halb geöffnete Schiebetür schwebte. Nur gegen das schwache Glimmen der Tür, die etwas wärmer als die Umgebung war, konnte er den Kampfroboter als kaltes, fast schwarzes Objekt erkennen.

Die Angreifer hatten wohl erkannt, dass ihr erster Plan nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hatte. Und mit einem Roboter machten sie sich nicht einmal die Hände schmutzig!

*

Shallowain wurde mit einem Mal ganz ruhig. Er wusste, dass er unbewaffnet keine Chance hatte. Langsam glitt er von seinem Opfer herunter und schloss die Lider. In Gedanken verfolgte er den Flug der Kampfmaschine. Dabei spannte er jeden Muskel einzeln an und entspannte ihn wieder, wie es die Philosophie des Dagor lehrte.

Mit dem Dagor-Zhy, dem Ringen ums alles bestimmende übersinnliche Feuer, erreichte er in kürzester Zeit die Harmonie von Geist und Körper. Und er wusste, wie er gegen diesen Gegner bestehen konnte. Er musste nur lange genug überleben.

Am Fußende des Bettes hatte er die Kleidung auf einem Stuhl fein säuberlich aufgeschichtet, und zuoberst lag der Gürtel. Nur die Strega, seine sechsschüssige Waffe, hing im Wartungsmodus in ihrer Halterung über dem Schwertständer mit Dagorschwert, einem terranischen Katana und einem etwas kürzeren Wakizashi, zehn Meter von ihm entfernt.

Was sollte er nehmen? Die beiden antiken Waffen von der Erde? Nein, im Gegensatz zu ihnen baute das Dagorschwert immerhin ein molekülzersetzendes Desintegrationsfeld an der Schneide auf, mit dem er den Schutzschirm des Kampfroboters knacken konnte. Aber so nahe würde ihn die Maschine sicher nicht heranlassen.

Blieb also nur eines: Die Strega musste her! Nur – ungeschützt käme er keine zwei Meter weit, geschweige denn zehn.

Mit gebündelter Kraft schwang er sich vom Bett, rollte sich ab und riss den Gürtel vom Stuhl. Das Memory-Metall reagierte auf die Wärme der Hand und schmiegte sich um seine Mitte. Mit einem Hieb auf die Gürtelschnalle aktivierte er den Individualschirm.

Keine Millitonta zu früh! Die Kugel richtete einen der Tentakel auf ihn, der am Ende hellrot glühte – eine Abstrahlmündung.

Shallowain warf sich zur Seite, aber er war nicht schnell genug – konnte nicht schnell genug sein, denn sein Gegner war ein Kampfroboter. Jeder, der behauptete, einem Strahlerschuss ausweichen zu können, war entweder ein Angeber oder im besten Fall Teleporter.

Der Blitz schlug in seinen Schutzschirm ein, der die Energien nur mit Mühe ableiten konnte. Für einen Moment blendete ihn die plötzliche Helligkeit. Ein Funkenregen setzte das Laken in Brand, dessen Rauch Schlieren auf dem Infrarotbild erzeugte. Vom Gürtel kam ein unheilvolles Summen. Einen zweiten Schuss dieser Art würde der Schutzschirm nicht überstehen.

Zweimal blinzelte er, und die Optiken der Augen schalteten auf Normalsicht zurück. Sofort wurde das Bild klarer, da die Flammen den Raum ausreichend erhellten.

Triff ihn rasch und triff ihn hart!, rief sich Shallowain einen der Grundsätze des Dagor ins Gedächtnis. Er steigerte seine Trance bis zum Kanth-Yrrh, was ihn extrem schnell werden ließ. Er zerrte die brennende Decke vom Bett und warf sie über den schwebenden Roboter, der damit die Sicht verlor. Mit dem Rest des Schwungs hechtete er zur Wand, wo er die Strega aus ihrer Halterung riss. Die Automatik der Waffe erkannte sein Zellschwingungsmuster und wechselte in den Bereitschaftsmodus.

Ehe der Kampfroboter das Laken mit den Tentakeln zerfetzen oder auf seine Indirektortung umschalten konnte, ging Shallowain hinter der Säule mit dem Trivid in Deckung.

Feuer!

Beim Abdrücken raste dem Gegner ein überlichtschnelles Röhrenfeld entgegen, das den Schutzschirm an der Auftreffstelle schwächte. Im Inneren der Röhre jagte ein Thermostrahl auf das Ziel zu. Er knackte den Schirm, ehe er die metallene Kugel wie eine überreife Geframfrucht platzen ließ.

Die Energiebank des Roboters entlud sich in einer Druckwelle, die mehrfach von den Wänden in Shallowains Suite hallte. Metallsplitter schossen umher, bohrten sich in Mauern und Möbel. Wie durch ein Wunder sparten die glühenden Trümmer dabei den Ständer mit den Schwertern aus. Überall kokelten die Bruchstücke der Maschine, das Bett mit der Leiche stand in Brand.

Dichter, in der Nase beißender Rauch behinderte die Sicht, aber nicht so sehr, dass Shallowain die zwei neuen Angreifer übersehen konnte. Sie trugen ebenso wie ihr toter Kollege eine dunkelgraue Montur mit dem gleichen Emblem auf der Brust. Sie traten mit ihren Stiefeln die Überreste der Schiebetür beiseite und stürmten mit den Karabinern im Anschlag in das verwüstete Schlafzimmer.

Wieder fauchte die Strega. Wie vom Blitz getroffen brach die vordere der beiden Gestalten zusammen. Doch dann verließ Shallowain das Glück. Die Strega fiepte leise. Ihr Energievorrat war so gut wie erschöpft. Einen Schuss, und den nur aus kurzer Distanz, mehr würde die Waffe nicht hergeben. Ohne Energie für den Thermostrahler nutzten ihm die vier Patronen für das Röhrenfeld, die er noch im Magazin hatte, gar nichts.

Zum ersten Mal, seit er aus dem Schlaf gerissen worden war, zweifelte er, ob er aus dieser Situation lebend herauskommen würde. Zur Beruhigung strich er über das kalte Metall des Laufs, fuhr mit den Fingern die altertümlich eingestanzte Schrift nach: »STREGA NGF2001-KNK«.

Die Berührung tat ihm gut, er tankte neue Kraft aus ihr. Als Bostichs persönlicher Leibwächter hatte er schon viele Situationen gemeistert. Er würde auch das hier überstehen, versuchte er sich einzureden, obwohl die Chancen ziemlich schlecht standen. Den nächsten Zug in diesem mörderischen Spiel musste der Gegner machen.

Wie zur Bestätigung summte der Schutzschirmgenerator erneut. Shallowain duckte sich tiefer in seine Deckung hinter die Säule. Im spiegelnden Display des virtuellen Kamins sah er, dass ihm die mehr als schulterlangen Haare strähnig ins Gesicht hingen. Die vorstehenden Wangenknochen glänzten ölig, die Haut wirkte noch grauer als sonst.

Ein Blitz blendete ihn. Vor ihm barst die Feuerstelle samt der eingebauten Minipositronik und dem Trivid in tausend Stücke. Die Splitter verglühten im Individualschirm, der vor Überlastung bedenklich flackerte und schließlich ganz ausfiel. Pulverisierte Reste des Mauerwerks schlugen gegen seine Haut, ehe ein zweiter Schuss des verbliebenen Gegners ihn am Bein streifte.

Shallowain ließ sich wie ein gefällter Baum nach hinten fallen und blieb reglos liegen. Mit einem schnellen Blinzel-Kode stellte er die Kameraoptiken auf Tele und schloss die Lider. Er wartete.

Eine Zentitonta verging, ehe ihm ein leises Knirschen von Stiefeln auf Glassplittern anzeigte, dass der Andere den sicheren Standort hinter der Tür aufgegeben hatte. Trotz der geschlossenen Augen konnte Shallowain den Lichtkegel sehen, der über seinen Körper tastete. Er vermutete, dass der letzte Attentäter mit der taktischen Laser-Licht-Kombination der Waffe herausfinden wollte, ob sein Gegner wirklich tot war. Im Zweifel würde der Fremde ihm wohl den Fangschuss geben, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte.

Shallowain musste warten, bis der Andere nahe genug heran war, mit dem Risiko, dass dieser zuerst die Waffe auslöste. Er konzentrierte sich, zählte in Gedanken die Entfernung herunter. Wenn er zu früh schoss, reichte die Restenergie der Strega nicht, um den gegnerischen Schutzschirm zu knacken. Schoss er zu spät, brauchte er nicht weiter darüber nachdenken, warum ihn jemand ermorden wollte.

Wieder tanzte der Lichtkegel über sein Gesicht, strich zur Seite.

Auf diesen Moment hatte Shallowain gewartet, denn der Strahlkarabiner des Attentäters zeigte nun von seinem Körper weg.

Er öffnete die Augen und sah direkt ins Gesicht des unmittelbar vor ihm stehenden Feindes, dem Schweißperlen von der Stirn auf die Augenbrauen rannen. Die Pupillen weiteten sich.

Shallowain schoss.

Mit einem Fauchen entlud sich die Strega, aber die Waffenwirkung war anders als sonst. Wie in Zeitlupe kroch die KNK-Röhre auf den Schutzschirm zu. Blitze zuckten über die ellipsoide Oberfläche, verästelten sich, um sich auf der Rückseite wieder zu vereinigen. Der nachfolgende Thermostrahl loderte gegen das milchig trüb werdende Hindernis, doch ehe er versiegte, zerplatzte der Schirm. Lautlos wie eine Seifenblase zerfaserte er. Die Restenergie des Strahls verbrannte den Mann innerhalb einer Mikrotonta zu schwarzer Asche, die auf den Boden rieselte.

Mit letzter Kraft rutschte Shallowain rücklings über den Teppich, bis er den harten Widerstand der Mauer fand. Er schob sich daran hoch, bis er schwer atmend mit angewinkelten Beinen im Sitzen an ihr lehnte. Erst jetzt bemerkte er, dass die Konzentration des Kanth-Yrrh nicht ohne körperliche Schäden abgegangen war. Arme und Beine schmerzten von unzähligen Muskelfaserrissen. Aus der Wunde, die der Streifschuss in den Oberschenkel gerissen hatte, sickerte Blut. Im Handballen hämmerte es dumpf. Dort hatte er bei der Landung nach dem Hechtsprung offensichtlich das Gelenk zu weit überdehnt.

2.

Quinto-Center

10. Juni 1402 NGZ

Ronald Tekener starrte auf die drei Meter durchmessende Holokugel, die vor ihm in Augenhöhe in einer Vertiefung schwebte.

»Licht aus!«, befahl er. »Ich wünsche außerdem keine Störung.«

Die Umgebung verschwand im Halbdunkel. Nur die blau schimmernde Kugel leuchtete mitten im Raum.

»Simulation an!«

Im Zentrum des Holos erschien wie aus dem Nichts das metallisch glänzende Abbild von PRAETORIA. Das dreidimensionale Raumkreuz des Verbundraumschiffs, das die stärkste militärische Macht der Milchstraße darstellte, verblüffte ihn ob seines martialischen Aussehens immer wieder aufs Neue. Die 116 würfelförmigen BOXEN mit einer Kantenlänge von jeweils drei Kilometern und das Ultraschlachtschiff als Zentraleinheit stellten den Verteidiger dar, den es zu überwinden galt.

»Angriffsformation Tekener zweiundvierzig!«