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Fachbuch aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Medizin - Pharmakologie, Arzneimittelwesen, Pharmazie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Arzneimittelbeauftragte im Rettungsdienst ist Hüter der Medikamente. Die Änderung des Apothekengesetztes schreibt vor, dass eine sachkundige Person auf JEDER Rettungwache benannt werden muss. Der Arzneimittelbeauftragte erwirbt die Sachkenntnis mit einem 2-tätigen Lehrgang incl. Prüfung. Dieses Buch bereitet darauf vor. Der Titel und das didaktische Konzept "Arzneimittelbeauftragter im Rettungsdienst" ist durch den Autor urheberrechtlich geschützt und ein eingetragenes Wahrenzeichen.
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Veröffentlichungsjahr: 2011
Impressum:
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Freisetzungskinetik unterschiedlicher Arzneiformen
Orale Arzneiformen
Tabletten
Dragees
Kapseln
Sublinguale und buccale Formen
Modifizierung der Arzneistofffreisetzung
Arzneiformen zur pulmonalen Anwendung
Atemtechnik
Gerätetypen
Nasale Arzneiformen
Ophtalmica
Injektionen/Infusionen
Transdermale Therapeutische Systeme (TTS)
Suppositorien
Klistiere
Galenos, der griechische Arzt, hätte es sich vor nahezu 2000 Jahren bestimmt nicht träumen lassen, was aus seiner nach ihm benannten „formgebenden“ Lehre geworden ist. Obwohl Begriffe wie Freisetzungskinetik, osmotische Systeme und Liposome zu dieser Zeit nicht existierten, war man immer schon erfinderisch, wenn es darum ging, Arzneimittel in den Körper zu schleusen. Die Hexensalben von Einst sind, elegant verändert, unsere heutigen Transdermalen-Therapeutischen-Systeme (TTS) und gepreßte Tonerde sind die Vorgänger der Tablette. Aus der Zeit, in der die Apotheke noch deutlich mehr mit der Eigenherstellung von Arzneimitteln beschäftigt war, stammt auch die umgangssprachliche Berufsbezeichnung „Pillendreher“.
Doch jeder Fortschritt kann auch nachteilig sein. Wie man ein Dragee benutzt, weiß jeder. Was nützt jedoch das innovative Dosieraerosol, wenn der Patient es falsch anwendet?
„Dreimal täglich nach dem Essen“ – diese Dosierungsanweisung ist als nahezu klassisch zu bezeichnen. Mit der stetig zunehmenden Zahl von Arzneistoffen und –formen steht ist jedoch ein differenziertes und individuelles Dosierungsschema Zielsetzung, dass zudem die Compliance fördert. Die Darreichungsform hat großen Einfluß auf die Pharmakokinetik des Arzneimittels. An die Galenik werden dabei Fragen gestellt, die sie so elegant wie möglich beantworten muß. Um die Wirkdauer eines Pharmakons zu verlängern könnte man den Arzneistoff mehrmals geben, was jedoch zu einer Kumulation führen kann. Auch die Erhöhung der Dosis wäre nicht erfolgreich, da hiermit die Wirkdauer nur verhältnismäßig gering aber die Nebenwirkungen stärker ansteigen.
Gefragt sind deshalb „intelligente“ Arzneiformen, die für den Patienten dennoch einfach und sicher einzunehmen sind. Durch „galenisch Tricks“ läßt sich der Zeitplan des Arzneistoffes bei der Invasion, Verteilung und Ausscheidung für die erwünschte Wirkung optimieren und die Bioverfügbarkeit steigern.
(Applikation und Zeitverlauf der Wirkstoffkonzentration
Einfache Applikation, exakte Dosierbarkeit, problemlose Lagerung – diese und weitere Gründe haben perorale Arzneiformen zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten gemacht. Trotz der simplen Anwendung kann der Anwender Fehler machen, die den Erfolg der Medikation gefährden.
Preßt man gepulverte, feinkristalline oder granulierte Arzneistoffe mit Hilfsstoffen, erhält man Tabletten. Hinsichtlich ihres Verwendungszweckes stehen folgende „Compressi“ zur Verfügung:
Nichtüberzogene, überzogene, magensaftresistente Tabletten sowie Brause- und Lutschtabletten und solche mit modifizierter Wirkstofffreisetzung und zum Kauen.
Die Anwendung ist einfach, die Haltbarkeit gut, die Dosierung genau und die Herstellung preiswert. Doch ob die complinacefördernden (?) Werbeaussagen einiger Hersteller hinsichtlich zu kauender Acetylsalicylsäurezubereitungen pharmakologisch sinnvoll ist, erscheint zumindest diskussionswürdig. Der sinnvolle Hinweis, dieses Analgetikum mit einer ausreichenden Menge Flüssigkeit einzunehmen, wird hier ad absurdum geführt.
Wird eine Tablette mit einem Überzug versehen, erhält man Dragees. Der Überzug besteht meist aus Zucker, der zur besseren Unterscheidung und aus psychologischen Gesichtspunkten gefärbt ist. Der Wirkstoff befindet sich im Drageekern, die Hülle ist meist indifferent und dient dem Geschmacksschutz und der Wirkstoffstabilisierung.
Filmtablettenhaben die gleichen Eigenschaften hinsichtlich Form und Schutzfunktion, bieten jedoch einige Vorteile gegenüber den klassischen Dragees. Statt des Zuckerüberzuges besteht die Hülle aus magensaftlöslichen Polymerfilmen, die die Resorptionsgeschwindigkeit erhöhen und die Bioverfügbarkeit damit verbessern.
Am gebräuchlichsten sind Hart- und Weichgelatinekapseln. Die Hülle besteht aus verdaulicher und physiologische indifferenter Gelatine, die den Arzneistoff mechanisch stabilisiert und vor Feuchtigkeit und Sauerstoff schützt. Die Arzneimittelsicherheit und die Compliance werden durch unterschiedliche Färbungen der Kapselhälften erhöht. Dieser Aspekt kann aber auch zu Verunsicherung führen, wenn die Kapsel des Patienten eine andere Farbe aufweist. Bei der Abgabe von Generika im Rahmen von „aut simile“ oder Produktumstellungen sollte der (Dauer)Anwender darauf hingewiesen werden.
Das Protein Gelatine wird durch partielle Hydrolyse des in Knochen, Haut, Knorpeln und anderen Bestandteilen enthaltenen Kollagens gewonnen. Da meist Rinderknochen verwendet werden, stellt sich die Frage, ob die Rinderseuche BSE durch die Einnahme dieser Arzneiform übertragen werden kann. Die Rohstoffhersteller geben jedoch Entwarnung. Das alkalische Aufschlußverfahren, die hohen Temperaturen und die anschließende Neutralisation überlebt kein BSE-Erreger.
Ist der Wirkstoff magensaftempfindlich oder kann die Magenschleimhaut angreifen, kann die Gelatinehülle mit einem magensaftresistenten Überzug versehen werden. Eine andere Möglichkeit ist die Modifizierung des Kapselinhaltes. Der Wirkstoff wird beispielsweise erst im neutralen bis schwach alkalischen Milieu des Dünndarms freigesetzt.
Die geringe Dicke der Mundschleimhaut und die ausgeprägte Durchblutung bewirken eine rasche Resorption.
Arzneistoffe mit hohem First-pass-Effekt werden, soweit möglich, sublingual verabreicht, um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen. Weiterhin wird die Metabolisierung im Magen-Darm-Trakt umgangen. Ein Beispiel hierfür ist Nitroglycerin, das als Spray oder Zerbeißkapsel zur Verfügung steht. Der in einigen Sprayzubereitungen enthaltene Ethanol erhöht die Bioverfügbarkeit.
Auch einige Calciumantagonisten (Nifedipin, Nitrendipin) werden beim Angina pectoris Anfall oder der hyertensiven Krise fälschlicherweise sublingual verabreicht. Entweder wird die Kapselhülle zerbissen (Adalat) oder die Arzneistofflösung aus einer Amphiole verabreicht (Bayotensin akut).
Der flüssige Inhalt sollte jedoch (mit Kapselhülle) mit etwas Flüssigkeit geschluckt werden. Die Resorptionsgeschwindigkeit und das Ausmaß verläuft im Magen schneller und vollständiger, als aus der Mundschleimhaut.
Bei lokalen Infektionen mit Pilzen oder Bakterien haben sich buccale (Lutsch-)Tabletten bewährt. Das Antidiarrhoikum Loperamid und einige Analgetika (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Buprenorphin) stehen ebenfalls als Buccaltabletten zur Verfügung.
Sofortlösliche Plättchen werden sowohl buccal als auch sublingual resorbiert. Bei diesen wird die Arzneistofflösung mit Hilfe einer Dosierpumpe direkt in das Blisternäpfchen gebracht und anschließend gefriergetrocknet. Diese Formulierung ist leicht zerbrechlich und von lockerer Struktur. Anstellt einer Durchdrückfolie werden die Blister mit einer Abziehfolie versiegelt. Die Plättchen lösen sich rasch in der Mundhöhle auf und eignen sich besonders für Patienten mit Schluckstörungen. Die Wirkstoffe Loperamid, Lorazepam, Famotidin und Co-dergocrinmesilat stehen in der compliancefreundlichen Form zur Verfügung.
Um eine längere Kontaktzeit auf der Innenseite der Wangenschleimhaut zu ermöglichen, werden bucco-adhäsive Modifikationen getestet. Der Wirkstoff ist in eine Polymermatrix eingebettet und wird kontrolliert abgegeben.
Fentanyl steht als Actiq ® zur Verfügung. Dieses Opiatanalgetikum ist in der buccalen Form gegen den Durchbruchschmerz zugelassen.