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Die "Ärztliche Seelsorge", in der Viktor Frankl seine zentralen Thesen festhält, ist eines seiner Hauptwerke Viktor Frankls: ein engagierter Aufruf zur Entmythologisierung der Psychotherapie und zur Rehumanisierung der Medizin. Der in den dreißiger Jahren entstandene Text wurde 1946 erstmals veröffentlicht und zuletzt 1982 leicht überarbeitet. Im Vorwort schrieb Frankl damals: "Aber das Buch soll, wie gesagt, nicht nur immer, sondern auch wieder aktuell sein. Dies mag zumindest von einem Kapitel wie dem der 'Arbeitslosigkeitsneurose' gewidmeten gelten, und wir müssen froh sein, wenn uns erspart bleibt, daß auch noch das Kapitel 'Zur Psychologie des Konzentrationslagers' je wieder aktuell wird."Zum 100. Geburtstag von Viktor Frankl am 26. März 2004 erschien diese Neuausgabe, erstmals ergänzt mit den "Zehn Thesen über die Person".
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Seitenzahl: 525
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Die "Ärztliche Seelsorge" ist eines der Hauptwerke von Viktor E. Frankl (1905 -1997).In diesem Buch gibt Frankl eine systematische Darstellung des von ihm begründeten psychotherapeutischen Systems der Logotherapie und Existenzanalyse. Sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die therapeutische und klinische Praxis bei psychischen Störungen und existentiellen Sinnkrisen werden ausführlich dargestellt und begründet. Immer hält Frankl dabei dem Leser das Ziel vor Augen, die menschliche Person - auch hinter aller Erkrankung - als verantwortungsfähiges, freies und nach Sinn strebendes Wesen zu sehen.
Die vorliegende Neuauflage, die auf der von Frankl selbst noch aktualisierten Ausgabe vom 1982 basiert, präsentiert erstmals in einem Band mit der "Ärztlichen Seelsorge" einen weiteren zentralen Text Frankls: die "Zehn Thesen über die Person". Darin fasst Frankl das Menschenbild der Logotherapie und Existenzanalyse in höchst konzentrierter Form zusammen.
Deuticke E-Book
Viktor E. Frankl
Ärztliche Seelsorge
Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse
Zehn Thesen über die Person
Deuticke
Der toten Tilly
Inhalt
Editorische Notiz
ÄRZTLICHE SEELSORGE
Vorwort zur 9. Auflage
Einleitung
I. Von der Psychotherapie zur Logotherapie
Psychoanalyse und Individualpsychologie
Das existentielle Vakuum und die noogene Neurose
Die Überwindung des Psychologismus
Der genetische Reduktionismus und der analytische Pandeterminismus
Imago hominis
Die Psychogenese des Psychologismus
II. Von der Psychoanalyse zur Existenzanalyse
A. Allgemeine Existenzanalyse
1. Vom Sinn des Lebens
Das Infragestellen des Daseinssinns
Der Über-Sinn
Lustprinzip und Ausgleichsprinzip
Subjektivismus und Relativismus
Drei Wertkategorien
Euthanasie
Selbstmord
Der Aufgabencharakter des Lebens
Das homöostatische Prinzip und die existentielle Dynamik
Vom Sinn des Todes
Gemeinschaft und Masse
Freiheit und Verantwortlichkeit
Von der Trotzmacht des Geistes
Das biologische Schicksal
Das psychologische Schicksal
Das soziologische Schicksal
Zur Psychologie des Konzentrationslagers
2. Vom Sinn des Leidens
3. Vom Sinn der Arbeit
Die Arbeitslosigkeitsneurose
Die Sonntagsneurose
4. Vom Sinn der Liebe
Sexualität, Erotik und Liebe
Einmaligkeit und Einzigartigkeit
Der Horizont des »Habens«
Wert und Lust
Sexualneurotische Störungen
Die psychosexuelle Reifung
Die Selbsttranszendenz menschlicher Existenz
B. Spezielle Existenzanalyse
1. Zur Psychologie der Angstneurose
2. Zur Psychologie der Zwangsneurose
Phänomenologische Analyse der zwangsneurotischen Erlebnisweise
Die logotherapeutische Technik der paradoxen Intention
3. Zur Psychologie der Melancholie
4. Zur Psychologie der Schizophrenie
III. Von der weltlichen Beichte zur ärztlichen Seelsorge
Ärztliche und priesterliche Seelsorge
Die manipulierte Beziehung und die konfrontierende Begegnung
Die existenzanalytische Technik des gemeinsamen Nenners
Letzte Hilfe
Zusammenfassung
ZEHN THESEN ÜBER DIE PERSON (Modifizierte Fassung)
Weitere Werke von Viktor E. Frankl
Autorenverzeichnis
Sachverzeichnis
Viktor E. Frankl
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um die erste erweiterte Neuauflage der Ärztlichen Seelsorge, die nicht mehr von Viktor Frankl selbst überarbeitet wurde. Geändert wurde gegenüber den früheren Auflagen des Buches – neben der im Anhang abgedruckten Abhandlung Zehn Thesen über die Person (Frankl 1950) – die Systematisierung der fünfzig Ergänzungen und Anmerkungen, die Viktor Frankl der 1., 9. und 10. Auflage der Ärztlichen Seelsorge anfügte. Aus drucktechnischen Gründen wurden die Anmerkungen seinerzeit nicht in den Haupttext des Buches aufgenommen, sondern in einem fortlaufend erweiterten Endnotenapparat an das Buchende gesetzt. Das beeinträchtigte nicht nur ihre Zugänglichkeit, sondern erschwerte auch ihre Zuordung zum Haupttext, zumal bisher mit jeder erweiterten Ausgabe der Ärztlichen Seelsorge ein jeweils eigener Anhang erstellt wurde, der die Anmerkungen Frankls nach erweiterter Neuauflage und nicht nach ihren Bezugspunkten im Haupttext gliederte.
In der vorliegenden überarbeiteten Neuauflage wurden die Anmerkungen nun erstmals vereinheitlicht und gemeinsam mit den Fußnoten der vorherigen Auflagen an das Ende der einzelnen Kapitel gestellt. Um zugleich die werkgeschichtliche Kontinuität der Ärztlichen Seelsorge zu wahren, wurden die Endnoten mit dem Nachweis der ursprünglichen Anmerkungsziffer versehen. Jede Endnote ist daher zweifach nummeriert: Die erste, kennzeichnende Nummerierung verweist auf die Textstelle, auf die sich die Anmerkung bezieht; die zweite Nummerierung am Textende verweist auf die ursprüngliche Referenzziffer der zu Lebzeiten Frankls erschienenen Auflagen der Ärztlichen Seelsorge; auch die vormaligen Fußnoten sind als solche gekennzeichnet. Alle editorischen Hinweise sind in eckige Klammern gesetzt.
In einem neuen Anhang wurde ein Text aufgenommen, der bislang noch nicht gemeinsam mit der Ärztlichen Seelsorge veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um ein überarbeitetes Referat, das Frankl 1950 im Rahmen der Salzburger Hochschulwochen als einleitenden Diskussionsbeitrag vor einer Gesprächsrunde (mit Dr. P. Ildefons Betschart OSB, Dr. Alois Dempf und DDr. Leo Gabriel) hielt. Die Zehn Thesen über die Person zählen zu den philosophisch-anthropologischen Grundtexten der Logotherapie und Existenzanalyse: Frankl vertieft darin das dimensionalontologische Menschenbild, dessen weiterreichende philosophische und anthropologische Implikationen er in zehn Thesen zusammenfaßt. Unter anderem nimmt Frankl in dem Referat eine detaillierte argumentative Herleitung von zwei zentralen logotherapeutischen Postulaten vor: dem psychotherapeutischen Credo und psychiatrischen Credo. Sind diese Postulate in der Ärztlichen Seelsorge bereits inhaltlich angelegt und vorweggenommen, so werden sie in den Zehn Thesen über die Person zusätzlich in den Gesamtzusammenhang von Frankls philosophischer und psychologischer Anthropologie gestellt.
Die hier aufgenommene Fassung der Zehn Thesen stammt aus Viktor E. Frankl, Der Wille zum Sinn, Huber-Hogrefe, Bern.
Die vorliegende Auflage der Ärztlichen Seelsorge ist eine historische Ausgabe. Das bedeutet, daß die bibliographischen Referenzen nicht aktualisiert und Autoren- und Sachverzeichnis nicht erweitert wurden; auch Verweise auf zum Datum des Verfassens zeitgemäße ärztliche Eingriffe – die in den vorliegenden Texten ohnehin mehr illustrativen als indikatorischen Charakter haben – wurden nicht redigiert.
Im Anhang dieses Buches findet sich eine aktuelle Bibliographie der erhältlichen deutschsprachigen Bücher Viktor Frankls. Die noch in den vorangegangenen Auflagen in einem eigenen Anhang abgedruckte Bibliographie der logotherapeutischen Sekundärliteratur wurde aufgrund ihres mittlerweile beträchtlichen Umfangs nicht mehr in die vorliegende Auflage aufgenommen. Die vollständige Bibliographie zur Sekundärliteratur kann nun auf der Webseite des Viktor-Frankl-Instituts in Wien (www.viktorfrankl.org) eingesehen werden. Hier findet der Leser neben allgemeinen Informationen und aktuellen Mitteilungen aus der logotherapeutischen Forschung und Praxis auch eine internationale Adressenliste der vom Viktor-Frankl-Institut anerkannten Gesellschaften und Institute, die Psychotherapie- und Beratungsausbildungen in Logotherapie und Existenzanalyse in der von Viktor Frankl konzipierten Form anbieten.
Alexander Batthyany
Viktor-Frankl-Institut, Wien
Euntes eunt et plorant,
semen spargendum portantes:
Venientes vienient cum exsultatione,
portantes manipulos suos.
Vorwort zur 9. Auflage
Aus einer Art literarischen Brutpflegeinstinkts heraus hatte ich es zunächst begrüßt, daß sich der Verlag dazu entschlossen hat, diese neunte Auflage herauszubringen. Dann kamen mir jedoch Bedenken. Die erste Auflage war immerhin bereits 1946 erschienen, einzelne Kapitel waren in den dreißiger Jahren geschrieben worden, und so lag denn auch die Frage nahe, ob das Buch nicht vielleicht zu sehr zeitbedingt und zeitbezogen ist. Gegen diese Befürchtungen sprechen allerdings die Auflagenziffern. Bis heute erschienen nämlich – in acht Sprachen – nicht weniger als 43 Auflagen, und zumindest die amerikanischen und japanischen Ausgaben zählen nach wie vor zu den Bestsellern. Anscheinend hat das Buch also nach wie vor der jungen Generation unter den Psychiatern, Psychologen und Psychotherapeuten wie überhaupt jedem, der auch für unorthodoxe Sehweisen aufgeschlossen ist, etwas zu bieten.
Dies mag nun sehr wohl dem Umstand zu verdanken sein, daß Ansatz und Anliegen der Ärztlichen Seelsorge immer noch aktuell sind – noch immer, wenn nicht schon wieder. Ansatz war der allgemeine Zweifel an einem Sinn des Lebens und das so sehr um sich greifende Sinnlosigkeitsgefühl. Und Anliegen war der Kampf gegen Psychologismus, Pathologismus und Reduktionismus, das heißt eine Interpretation des Sinnlosigkeitsgefühls als bloßen Ausdrucks der unbewußten Psychodynamik oder als bloßen Symptoms einer Neurose – wie auch immer das Phänomen der Sinnfrustration, gemäß der jeweils indoktrinierten Ideologie, »entlarvt« werden mag. Das Anliegen war die Entlarvung der Entlarver, und sie mag zur Zeit wirklich aktueller sein denn je.
Aber das Buch soll, wie gesagt, nicht nur noch immer, sondern auch wieder aktuell sein. Dies mag zumindest von einem Kapitel wie dem der »Arbeitslosigkeitsneurose« gewidmeten gelten, und wir müssen froh sein, wenn uns erspart bleibt, daß auch noch das Kapitel »Zur Psychologie des Konzentrationslagers« je wieder aktuell wird.
Ich habe gegenüber der letzten Auflage keine nennenswerten Streichungen und Ergänzungen angebracht. Sollte der Leser jedoch eine eingehende Besprechung der technischen Aspekte der Logotherapie vermissen, so wird er auf die neuesten Auflagen der Bücher Die Psychotherapie in der Praxis und Theorie und Therapie der Neurosen verwiesen. Die anthropologischen Grundlagen der Logotherapie jedoch werden in einem unter dem Titel Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie (jetzt: Der leidende Mensch, Anm. d. Hrsg.) erschienenen Buch ausführlich besprochen.
In den ersten beiden Büchern wird auch auf die streng empirischen Forschungsergebnisse hingewiesen, dank derer die ursprünglich mehr oder weniger intuitiv gewonnenen und erarbeiteten Thesen der Logotherapie durch Tests und Statistiken verifiziert werden konnten. In diesem Zusammenhang sei aber auch auf die Liste von Dissertationen zur Logotherapie aufmerksam gemacht, die in den bibliographischen Anhang des vorliegenden Buches aufgenommen wurde.
Sollte sich der Leser schließlich für die Vorgeschichte der Ärztlichen Seelsorge interessieren, dann möge er auf das Buch Die Sinnfrage in der Psychotherapie zurückgreifen, wo er im Rahmen einer autobiographischen Skizze entsprechende Aufschlüsse findet.
U.S. International University (San Diego, California)
Viktor E. Frankl