Ascension-Saga: 9 - Grace Goodwin - E-Book

Ascension-Saga: 9 E-Book

Grace Goodwin

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Beschreibung

Destiny ist zu allem bereit, um ihre Mutter zu finden und zu verhindern, dass üble Verschwörer ihren Planeten übernehmen. Aber Explosionen, Mordanschläge und Chaos sind erst der Anfang. Und jetzt hat sie mehr zu verlieren als je zuvor. Jetzt ist sie verliebt.Und Nix ist kein Typ, der einfach nur dumm rumsteht und zusieht. Er unterstützt sie und riskiert dabei alles. Für sie.Jedes Mal, wenn sie scheinbar kurz vorm Ziel angelangt sind, schlüpft ihr Gegner ihnen wie tausend Sandkörner durch die Finger. Die Suche geht weiter. Das Ende ist nah. Und sollte Nix ihretwegen sterben, wird sie sich das niemals verzeihen.

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Ascension-Saga: 9

Interstellare Bräute Programm: Ascension-Saga

Grace Goodwin

Ascension-Saga: 9 Copyright © 2020 durch Grace Goodwin

Interstellar Brides® ist ein eingetragenes Markenzeichen

von KSA Publishing Consultants Inc.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors weder ganz noch teilweise in jedweder Form und durch jedwede Mittel elektronisch, digital oder mechanisch reproduziert oder übermittelt werden, einschließlich durch Fotokopie, Aufzeichnung, Scannen oder über jegliche Form von Datenspeicherungs- und -abrufsystem.

Coverdesign: Copyright 2020 durch Grace Goodwin, Autor

Bildnachweis: Deposit Photos: .shock, Angela_Harburn

Anmerkung des Verlags:

Dieses Buch ist für volljährige Leser geschrieben. Das Buch kann eindeutige sexuelle Inhalte enthalten. In diesem Buch vorkommende sexuelle Aktivitäten sind reine Fantasien, geschrieben für erwachsene Leser, und die Aktivitäten oder Risiken, an denen die fiktiven Figuren im Rahmen der Geschichte teilnehmen, werden vom Autor und vom Verlag weder unterstützt noch ermutigt.

Inhalt

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Willkommensgeschenk!

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Über Die Autorin

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Prolog

Königin Celene – Zellenblock C der Optimus-Einheit

Ich starrte an die Wand und versuchte einmal mehr meine Gabe zu aktivieren.

Nichts. Ich war zu lange nicht mehr in der Zitadelle gewesen, die Verbindung war zu schwach geworden. Ich konnte sie nicht wie früher abrufen.

Das letzte Mal, als ich ernsthaft meine Fähigkeit eingesetzt hatte, hatte sie mir das Leben gerettet. Oft hatte sich meine Flucht wie gestern angefühlt, jetzt aber … fühlte es sich an wie vor einer Ewigkeit.

Ich musste zur Zitadelle zurück und mich wieder mit ihr verbinden. Ich musste wieder stark werden, so wie früher. Meine Töchter brauchten mich. Alera brauchte ihre Königin. Aber als Erstes musste ich entkommen.

Die Priesterschlampe, die meine Töchter bedroht hatte, war seit Tagen nicht mehr aufgetaucht. Ich wusste nicht, ob sie überhaupt noch lebte. Seit ihrem Verschwinden war ich gut behandelt worden, zumindest im Vergleich zum Elend nach meiner Entführung. Egal. Ich musste raus hier. Die Uhr in meinem Kopf tickte wie der Countdown einer Bombe.

Etwas war anders, und zwar erheblich anders. Nachdem dieser Priester meinen narbengesichtigen Wächter ermordet hatte, war alles anders geworden.

Meine Kleider waren wärmer.

Ich wurde nicht mehr geschlagen. Genau genommen hatten die Schläge schon vorher aufgehört, aber jetzt war es, als wäre ich aus einem grausamen Gulag ins Four-Seasons-Hotel umgezogen.

Ich hatte Schuhe und dicke Socken an den Füßen und eine extra Decke auf dem Bett.

Ich musste auch nicht mehr hungern. Ich hatte aufgegeben und alles verspeist, was sie mir gebracht hatten, was nicht nur köstlich, sondern auch nahrhaft war. Wollten sie mich vielleicht für die Schlachtung mästen? Nein. Wenn sie mich vergiften wollten, dann hätten sie es schon vor langer Zeit getan. Abgesehen davon mussten sie nicht auf solch heimtückische Mittel zurückgreifen, um mich zu ermorden. Wenn sie mich töten wollten, dann konnten sie mir einfach die Kehle aufschlitzen und meinen Leichnam ins westliche Meer werfen. Die Küste war im E-Sprinter nur wenige Stunden entfernt und die Kreaturen, die sich dort unter Wasser tummelten, waren sehr viel aggressiver als die harmlosen Haifische auf der Erde. Sie waren echte Raubtiere. Piranha-artige Monster, die die Größe von kleinen Booten hatten. Einige davon waren mit Zähnen ausgestattet, die länger waren als meine Arme.

Ob tot oder lebendig, binnen Minuten wäre nichts als Fischfutter von mir übrig. Binnen Sekunden.

In den letzten zwei Tagen war ich dreimal verlegt worden, als also die Tür aufging und ich zwei junge Garden mit Handschellen in den Händen erblickte, war ich nicht überrascht. Ihre Worte allerdings schockten mich dann doch.

“Wir grüßen sie, Meine Königin. Wir wurden entsendet, um sie zu ihrem neuen Zuhause zu eskortieren.” Einer sprach. Beide verneigten sich.

Was zum Teufel?

Sie wussten, dass ich die Königin war und verwendeten die formale Begrüßung. Was zum Teufel—hätte Destiny jetzt wohl gesagt.

“Wovon redet ihr da? Wo schafft ihr mich hin? Zum Palast?”

Der zweite Garde richtete sich auf, rollte mit dem Schultern und plusterte die Brust raus, als ob er stolz war seine Königin gefangen zu halten. Als ob mich gegen meinen Willen festzuhalten eine verdammte Ehre war. “Unser König ist zurückgekehrt, Meine Königin. Er hat uns angewiesen, sie in ihr neues Zuhause zu bringen, wo er für ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden sorgen wird.”

Der König? Was zum Teufel? Wovon redeten sie da? “Der König ist tot.”

Der erste Wache, jung und gutaussehend und eindeutig naiv, lächelte. “Nein, Meine Königin. Er lebt. Er ist endlich zurückgekehrt, um seinen Platz an ihrer Seite einzunehmen.”

“Endlich zurückgekehrt?”

“Siebenundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, Meine Königin. Wir hatten fast die Hoffnung aufgegeben.” Seine tiefblauen Augen strahlten vor Aufregung, als ob er gleich ein Weihnachtsgeschenk öffnen würde. Seine Emotion war echt. Dieser Vollidiot glaubte, was er da von sich gab. Dabei war er damals noch nicht einmal geboren.

“Der König war siebenundzwanzig Jahre lang verschwunden?”

Der zweite Garde sprach. “Ja, Meine Königin. Er ist zur selben Zeit wie sie verschwunden und ist kurz nach ihren Töchtern zurückgekehrt.”

“Er ist verschwunden, weil er tot ist,” konterte ich. Tot war tot. Ich hatte mitangesehen, wie mein Partner, also König Mykel, erstochen wurde. Ein Anblick, den ich nie vergessen würde.

“Er ist am Leben und wohlauf und kann es kaum erwarten sie zu sehen, Meine Königin.”

Aber … war das möglich? Konnte er irgendwie überlebt haben? Sicher, irgendjemand musste davon gewusst haben; er würde einen ReGen-Tank benötigt haben. Hilfe, um dorthin zu gelangen. Ärzte.

Und dieser Garde hatte er kann es kaum erwarten gesagt.Niemand, der es kaum erwarten konnte, würde siebenundzwanzig Jahre ausharren. Alles klar. Wenn es wirklich Mykel war, warum hatte er dann solange gewartet? Warum jetzt? Wie es aussah, hatte sich die Lage mehr verändert, als mir bewusst war. Oder vielleicht war er es nicht. Sondern jemand anderes, was bedeutete, dass sich nichts geändert hatte. Ich wusste immer noch nicht, wer mich entführt hatte. Wer die Mädchen ermorden wollte. Jetzt wollten sie, dass ich jemand anderes als meinen toten Partner akzeptierte? Dachten sie, dass ich ihn nach dreißig Jahren nicht mehr wiedererkennen würde? Sicher, wir waren nicht lange zusammen gewesen, der Angriff hatte kurz nach unserer Verpartnerungszeremonie stattgefunden, aber ich würde ihn erkennen. Er hatte meine Gluthitze befriedigt, mir sein Leben, seine Liebe versprochen. Und er war gestorben, um mich zu beschützen. Oder etwa nicht?

“Wo ist er dann?” fragte ich den Garden. “Sag ihm er soll zu mir kommen und es mir persönlich erklären.” Ich hatte gesehen, wie ein maskierter Attentäter dem König einen Dolch ins Herz gestoßen hatte. Momente später war ich geflohen. Das war nicht gestellt gewesen. Wem auch immer diese Garden gehorchten, er musste eine Art Hochstapler sein. Ganz sicher. Mykel war schon lange tot. Mein Herz gehörte jetzt Adam. Adam, der weit weg auf der Erde und sicher ganz krank vor Sorge war.

“Meine Königin, er kann sich jetzt noch nicht offenbaren. Er hat uns gebeten, sie persönlich zu ihrer neuen Unterkunft zu begleiten und für ihre Sicherheit zu sorgen.”

Ja, bestimmt hat er das. “Wozu also die Handschellen?”

Der erste Garde senkte entschuldigend den Kopf. “Verzeihung, Meine Königin, aber er fürchtet, dass sie uns nicht glauben und versuchen könnten zu fliehen.”

Der mysteriöse König lag richtig. Aber ich würde es nicht nur versuchen.

Ich setzte mich auf die Bettkante und ließ mir reichlich Zeit, um meine Schuhe anzuziehen; insgeheim hoffte ich, die Garden würden in meine Zelle eintreten.

Meine Geduld wurde belohnt. Als ich fertig wer, standen beide in meiner Zelle und die Tür hinter ihnen war sperrangelweit offen.

Ich stand auf und streckte wie eine brave Hirschkuh die Hände aus. Der nächste Garde trat mit den Handschellen nach vorne.

“Weißt du was,” sprach ich, “die letzte Person, die in meiner Zelle gestanden hat, hatte damit gedroht meine drei Töchter zu ermorden.”

Er riss halb überrascht und halb entsetzt die Augen auf, als ob die Vorstellung eine Zumutung für ihn war. Seltsam, schließlich war ich ihre Gefangene. “Wir entschuldigen uns für diese Entgleisung. Es hat eine Weile gedauert, bis wir sie finden konnten. Ich versichere ihnen, diese Person wird weder ihnen noch den Prinzessinnen Schaden zufügen.”

“Ach was?” Die Handschellen näherten sich und ich musste mir ein Lächeln verkneifen, als der zweite Garde ebenfalls näher trat. Zwei Welpen, diese Stümper. Freundlich, im Gegensatz zu den anderen und daher würde ich sie nur außer Gefecht setzen, anstatt sie zu verletzen.

In einem unachtsamen Augenblick packte ich den ersten Garden am Handgelenk und zog ihn zu mir. Als er nach vorne gebeugt mit dem Gleichgewicht kämpfte, fegte ich mit dem Fuß sein Vorderbein zur Seite, wie einen Fußball. Ohne sein Standbein fiel er um wie ein Redwood-Baum und ihm blieb vor Schreck die Luft weg. Als er zu Boden ging, schnappte ich mir die Handschellen.

Der zweite Garde blinzelte total überrumpelt, weil ich mich tatsächlich bewegt und obendrein noch seinen Kumpel zu Fall gebracht hatte. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ die Handschelle um sein Handgelenk zuschnappen. Als er mich anblickte, schenkte ich ihm ein zaghaftes Lächeln. “Tut mir leid.”

Es tat mir echt ein bisschen leid, denn die beiden waren süß, aber sie waren nicht süß genug, um es bleibenzulassen.

Ich ließ die andere Handschelle von seinem Handgelenk baumeln, packte mit beiden Händen seine Hand und drehte. Sein Unterarm verdrehte sich in eine nicht gerade angenehme Richtung—danke Destiny, dass du damals in der neunten Klasse die ganze Familie mit deinen frisch erworbenen Jiu-Jitsu-Kenntnissen gefoltert hast—, bis ihm nichts anderes übrig blieb, als in die Knie zu gehen, während ich sein Schulterblatt in die Mangel nahm. Er musste zu Boden gehen oder ich würde ihm die Schulter auskugeln.

Das Ganze dauerte zwei Sekunden und ich zog die Handschelle durchs Bein meines Bettgestells, dann schloss ich sie ums Handgelenk seines Kumpels. Der erste Garde war wieder zu Atem gekommen, sie schlugen um sich und wollten aufstehen. Da ihre Arme aber unter dem Bettgestell gefangen waren und das Bett am Boden fixiert war, würden sie nicht weit kommen.

Ich blickte runter auf die beiden und fragte mich, ob sie wohl die erbärmlichsten Garden auf dem gesamten Planeten waren oder ob sie mich tatsächlich für die liebe, nette Königin gehalten hatten, die sie sich ihr ganzes Leben lang vorgestellt hatten. Ich konnte nett sein, aber nicht, wenn jemand meinen Töchtern drohte. Ich ging zur offenen Tür, blieb stehen und blickte mich zu den beiden um. Sie kauerten unbeholfen auf allen vieren. “Sie werden euch bald finden.”

Irgendwann würde man schon nach ihnen Ausschau halten. Ich bewegte mich lautlos den Flur entlang und ging weiter, bis ich einen anderen Garden sah. Diesmal bewaffnet.

Gut. Diesem Möchtegern-König würde ich nämlich ein Loch in den Schädel blasen, sobald ich ihn gefunden hatte.

Er zückte sofort seine Waffe, ich aber machte einen auf schwache Frau. “Der Garde, er ist verletzt.” Ich deutete besorgt den Flur entlang und bot ihm eine oscarreife Vorstellung. “Schnell, ich glaube, er braucht einen ReGen-Tank.”

Er trat an mich heran und da er mich nicht als Bedrohung wahrnahm, hatte er bereits seine Waffe gesenkt. Als er vorbeilief, entriss ich ihm die Ionenpistole, stellte sie noch schnell auf Betäuben und feuerte.

Er ging zu Boden und regte sich nicht. Ich beugte mich runter und tätschelte seine Schulter. “Du wirst überleben.” Er würde eine Weile gelähmt sein, da ich aber nicht wusste, wie lange die Betäubung anhielt, ging ich schnell weiter.

Göttin, wie gut es sich anfühlte endlich etwas auszurichten, mich zu wehren, anstatt brav herumzusitzen. In die Offensive zu gehen, statt defensiv zu warten. Zum Glück hatten sie mich in einen weniger bewachten Zellenblock verlegt. Jeden Tag war ich woanders hingebracht worden, als ob sie mich nur mit Mühe verstecken konnten. Als ob nach mir gesucht wurde.

Nun, die Königin war jetzt aus dem Käfig und der gesamte Planet würde davon erfahren. Ich würde diesen Möchtegern-König anlocken. Und sollte es nach all diesen Jahren wirklich Mykel sein, dann würde er bluten.

Ein Alarm ertönte und nach den vielen Tagen in fast völliger Stille taten meine Ohren weh. Ich konnte zwar mit drei Garden fertig werden, aber gegen Kameras konnte ich nichts ausrichten. Die Wände hatten Augen und sie sahen alles. Sie hatten gesehen, wie ich den Garden außer Gefecht gesetzt hatte. Ich ignorierte das schrille Geräusch. Ich musste aus diesem Gefängnisbereich verschwinden und Wachleute finden, die wirklich loyal und keine Gefolgsleute meiner Feinde waren.

Die dritte Wachstation war schließlich besetzt, den Uniformen nach zu urteilen von Mitgliedern der Optimus-Einheit. Zwei Frauen und ein Mann, und alle drei blickte auf, als ich das Schloss an der Tür sprengte und durch ihre Station gelaufen kam. Allen dreien klappte vor Schreck die Kinnlade runter.

“Sie sind die Königin.” Eine der Frauen stand verwundert auf und ihr Stuhl schrammte vor lauter Eile über den Boden. Sie war jünger als meine Zwillinge. Offensichtlich wusste sie nicht, dass ich hier war, was mich zu der Einsicht brachte, dass ich ein Geheimnis gewesen sein musste.

Ich nickte. “Das bin ich. Ich verlange mit Captain Travin Turaya von der royalen Garde zu sprechen, auf einem gesicherten Kanal. Danach werdet ihr mich persönlich zu ihm bringen.”

Sie alle starrten mich an und rührten sich nicht.

“Sofort.”

Ich war nicht sicher, ob es meine königliche Autorität oder die Ionenpistole war, mit der ich auf sie zielte, aber sie machten sich an die Arbeit. Es spielte keine Rolle. Sie führten meinen Befehl aus.

Ich lächelte. Die Königin war zurück.

1

Destiny

Morson. Morson. Wo zum Teufel steckte er?

Nix durchsuchte den Raum von der anderen Seite und bewegte sich wie ein Schatten an der Wand entlang. Unbemerkt von den Gästen. Keine Ahnung, wie das überhaupt möglich war. Er war ein eins-fünfundneunzig großer Hüne aus purer Muskelkraft und rohem Sexappeal; die ganzen Verräter im Raum mussten wohl zu beschäftigt sein den Mord an meiner Mutter zu diskutieren.

Die meisten Leute hier waren auf die eine oder andere Art mächtig. Priester. Lords. Ladys. Ich war noch nicht lange auf Alera und selbst ich konnte das sehen. Mitglieder der Optimus-Einheit waren dabei. Das war wie der Fuchs, der den Hühnerstall bewachte. Die Optimus-Einheit funktionierte wie FBI und Justizsystem in einem. Meiner Meinung nach war dies nicht gerade die cleverste Lösung. Im Sozialkundeunterricht hatten wir die Gewaltenteilung durchgenommen und hier schienen sie noch nie davon gehört zu haben.

Ich scannte ihre Gesichter und suchte nach dem Mann, den ich zuvor flüchtig auf dem Monitor gesehen hatte. Morson. Die einzige Person, die es dem Urteil meiner Schwester Trinity nach wert war, gerettet zu werden.

Das Ticken der Bombe hallte in meinem Fledermausgehör wider, trotz der Tatsache, dass sie über hundert Schritte entfernt und in einem anderen Raum war. Scheinbar hatte sich meine seltsame Superkraft ganz auf das Geräusch eingestellt; eine konstante Erinnerung daran, dass uns die Zeit davonlief.

Tick-tack. Tick-tack. Schlimmer als ein Metronom und unendlich nervtötender.

Stirb-stirb. Stirb-stirb. Das war es, was ich hörte. Das Geräusch brachte mein Blut in Wallung und bescherte mir Kopfschmerzen. Irgendjemand wollte alle in diesem Gebäude umbringen. Jeden vernichten, der über den Vorfall damals mit meiner Mutter Bescheid wusste. Wer auch immer es war, er war nachtragend. Siebenundzwanzig Jahre. Siebenundzwanzig!

Die Leute waren wie die Fliegen gestorben. Einer nach dem anderen, irgendein Psycho wollte sie alle umbringen. Zum Glück hatten Trinity, Faith und ich überlebt. Und Mutter auch, denn ihr Turm leuchtete weiter. Und jetzt plante dieser Wichser—oh ja, er war ein totaler Wichser—den Rest mit einer Bombe zu beseitigen. Der Countdown tickte und ich sah aus, als würde ich mich auf einer Cocktailparty unter die Leute mischen.

Das Risiko störte mich nicht. Nein. Aber mich störte, dass Nix immer noch im Gebäude war. Mein Tod? Nicht das Ende der Welt. Wenn ihm aber etwas passieren sollte, dann würde ich mir das niemals verzeihen.

Das sollte Liebe sein? Herzzerreißende Angst?

Ich dachte zurück an die Momente, in denen ich mir vorstellte, wie Mutter irgendwo in Ketten gelegt vor sich hin rottete, oder wenn meine Schwestern als Kinder einen Unfall hatten.

Oh ja. Herzzerreißende Angst. Sorge. Hilflosigkeit.

Liebe war zum Kotzen. Warum jagten wir ihr nur ein Leben lang hinterher?

“Morson, schön dich zu sehen. Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest.”