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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,5, Universität Augsburg (FB Germanistik), Veranstaltung: Hauptseminar Ingeborg Bachmann, Sprache: Deutsch, Abstract: Zusammen mit „Der Fall Franza“ und „Requiem für Fanny Goldmann“ sollte „Malina“ nach dem Willen Ingeborg Bachmanns den Zyklus „Todesarten“ bilden. Im Jahre 1971 wurde der Roman „Malina“ als einziger vollendeter Teil dieses künstlerischen Werkes veröffentlicht. Auch 30 Jahre nach dem Tod der Autorin gibt es unzählige Lesarten und unterschiedlichste Interpretationen, das Buch lässt keine rein eindimensionale Betrachtung zu. Immer wieder stand und steht noch die Frage nach den möglichen biographischen Zusammenhängen im Vordergrund, welche zum einen ganz verworfen und zum anderen als elementar angesehen wird. Handelt es sich bei „Malina“ um einen Krimi, einen Liebesroman oder vielleicht um ein Drama, da zu Beginn des Textes die Personen aufgelistet und Zeit und Ort genannt werden ? Eine Festlegung auf eine alleinige Kategorie würde dem Buch sicherlich nicht gerecht, vielleicht trifft eine Mischung aus Psychodrama, Gesellschaftssatire und Lebensphilosophie eher zu. Im gesamten „Todesarten“ – Zyklus lässt sich eine Gemeinsamkeit ausmachen: die Zerstörung des Weiblichen als mögliches Thema der Romane, bzw. der Romanfragmente. Frauen, die von einer Männerwelt seelisch und körperlich zugrunde gerichtet werden, stellen unter anderem einen Aspekt zur näheren Betrachtung dar. Wobei eine solche Sichtweise dem Buch wohl einen sehr feministischen und emanzipatorischen „Beigeschmack“ unterstellen würde. Weiterhin lassen sich natürlich weitere thematische Bezüge hinsichtlich des Faschismus in Bachmanns Werken finden, den sie als Kind persönlich miterlebte. Andere Arbeiten über „Malina“ greifen den Aspekt der Figurenkonstellation auf, d.h. es steht dabei die Frage im Vordergrund, ob es sich bei der Ich - Erzählerin im Roman und Malina (und Ivan) um ein und dieselbe Person handelt. Das vorliegende Werk ist in 3 Teile gegliedert: 1. Zunächst ist die Figur des Vaters und sein Verhältnis zum „Ich“ der Ausgangspunkt der Interpretation. Da der Vater nur im zweiten Abschnitt, dem sogenannten „Traumkapitel“ eine Rolle spielt, werden zuvor die Struktur und die möglichen Hintergründe eben dieses Kapitels erläutert. 2. Anschließend folgt der zweite größere Part der Arbeit, in welchem nun die Figur Malina – wiederum hinsichtlich der Beziehung zur Ich- Erzählerin – den Kern der Interpretation bildet. 3. Der dritte und letzte Part greift das Ende des Romans heraus, eine Schlüsselszene, die auch immer wieder in der Forschung zu unterschiedlichsten Interpretationen führt.
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René Jochum
Aspekte der Gewalt in Ingeborg Bachmanns
Roman „Malina“
Fachsemester: 5
Studiengang: M.A. Germanistik, Kommunikationswissenschaft, Psychologie Wintersemester 2002/2003
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft
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Notiz: Zusammen mit „Der Fall Franza“ und „Requiem für Fanny Goldmann“ sollte „Malina“ nach dem Willen Ingeborg Bachmanns den Zyklus „Todesarten“ bilden. Im Jahre 1971 wurde der Roman „Malina“ als der einzige vollendete Teil dieses künstlerischen Werkes veröffentlicht. Auch 30 Jahre nach dem Tod der Autorin gibt es unzählige Lesarten und unterschiedlichste Interpretationen, das Buch lässt keine rein eindimensionale Betrachtung zu. Immer wieder stand und steht noch die Frage nach den möglichen biographischen Zusammenhängen im Vordergrund, welche zum einen ganz verworfen und zum anderen als elementar angesehen wird. Handelt es sich bei „Malina“ um einen Krimi, einen Liebesroman oder vielleicht um ein Drama, da zu Beginn des Textes die Personen aufgelistet und Zeit und Ort genannt werden ? Eine Festlegung auf eine alleinige Kategorie würde dem Buch sicherlich nicht gerecht, vielleicht trifft eine Mischung aus Psychodrama, Gesellschaftssatire und Lebensphilosophie eher zu.
Die Arbeit ist in 3 Teile gegliedert:
1.Zunächst ist die Figur des Vaters und sein Verhältnis zum „Ich“ der Ausgangspunkt der Interpretation. Da der Vater nur im zweiten Abschnitt, dem sogenannten „Traumkapitel“ eine Rolle spielt, werden vorher die Struktur und die möglichen Hintergründe eben dieses Kapitels erläutert.
2.Anschließend folgt der zweite größere Part der Arbeit, in welchem nun die Figur Malina - wiederum hinsichtlich der Beziehung zur Ich- Erzählerinden Kern der Interpretation bildet.
3.Der dritte und letzte Part greift das Ende des Romans heraus, eine Schlüsselszene, die auch immer wieder in der Forschung zu unterschiedlichsten Interpretationen führt.
Demnach sollen auch zunächst einige dieser Sichtweisen aus der Wissenschaft - ergänzt mit eigenen Überlegungen - erläutert werden, bevor im folgenden Kapitel eine gänzlich eigene Analyse zum letzten Teil des Buches erfolgt.
Anmerkungen des Professors: Eine sehr ausgewogene und gründliche Arbeit, die einerseits präzise am Text arbeitet, andererseits den Dialog mit einzelnen Forschungsstationen aufnimmt, und dies auf einem höchst schwierigen Terrain. Die sprachliche Gestaltung ist rundum gelungen. Eine durchweg gelungene Arbeit auf hohem Niveau!
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Zusammen mit „Der Fall Franza“ und „Requiem für Fanny Goldmann“ sollte „Malina“ nach dem Willen Ingeborg Bachmannsiden Zyklus „Todesarten“ bilden. Im Jahre 1971 wurde der Roman „Malina“ als der einzige vollendete Teil dieses künstlerischen Werkes veröffentlicht. Auch 30 Jahre nach dem Tod der Autorin gibt es unzählige Lesarten und unterschiedlichste Interpretationen, das Buch lässt keine rein eindimensionale Betrachtung zu. Immer wieder stand und steht noch die Frage nach den möglichen biographischen Zusammenhängen im Vordergrund, welche zum einen ganz verworfen und zum anderen als elementar angesehen wird.
Handelt es sich bei „Malina“ um einen Krimi, einen Liebesroman oder vielleicht um ein Drama, da zu Beginn des Textes die Personen aufgelistet und Zeit und Ort genannt werden ? Eine Festlegung auf eine alleinige Kategorie würde dem Buch sicherlich nicht gerecht, vielleicht trifft eine Mischung aus Psychodrama, Gesellschaftssatire und Lebensphilosophie eher zu.
Im gesamten „Todesarten“ - Zyklus lässt sich eine Gemeinsamkeit ausmachen: die Zerstörung des Weiblichen als mögliches Thema der Romane, bzw. der Romanfragmente. Frauen, die von einer Männerwelt seelisch und körperlich zugrunde gerichtet werden, stellen unter anderem einen Aspekt zur näheren Betrachtung dar. Wobei eine solche Sichtweise dem Buch wohl einen sehr feministischen und emanzipatorischen „Beigeschmack“ unterstellen würde. Weiterhin lassen sich natürlich weitere thematische Bezüge hinsichtlich des Faschismus in Bachmanns Werken finden, den sie als Kind persönlich miterlebte. Die Beziehungen von Mann und Frau stehen in ihren Werken deshalb oft im Zusammenhang mit dem Faschismus:
„Wenn Bachmann später über Faschismus schreibt, dann meint sie nicht nur seine organisierte, seine öffentliche Spielart. Vielmehr spürt sie seinen Ursprüngen nach im Alltag der zwischenmenschlichen Beziehungen, zumal in den Beziehungen zwischen Mann und Frau.“1
Andere Arbeiten über „Malina“ greifen den Aspekt der Figurenkonstellation auf, d.h. es steht dabei die Frage im Vordergrund, ob es sich bei der Ich - Erzählerin im Roman und Malina (und Ivan) um ein und dieselbe Person handelt. All diesen möglichen Sichtweisen soll in der vorliegenden Arbeit nur partiell nachgegangen werden, also insofern, wie es für den Hauptaspekt vonnöten zu sein scheint, welcher im nun folgenden Einführungskapitel näher erläutert werden soll.
Ich habe mir geschworen, dich zu töten! Aber ich habe geschrien: Ich hasse dich mehr als mein Leben!2
1Heidelberger-Leonard, Irene: „Ingeborg Bachmann und Jean Améry - Zur Differenz zwischen der Ästhetisierung des Leidens und der Authentizität traumatischer Erfahrung“. In: Stoll, Andrea: „Ingeborg Bachmanns >Malina< “. Suhrkamp, Frankfurt, 1.Auflage 1992. S.289