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Melanie Wolfers und Andreas Knapp haben in ihrem Leben große Umbrüche erlebt, verbinden eigene Erfahrungen mit grundsätzlichen Überlegungen und Fragen zur Selbstreflexion. Sie geben uns eine innere Landkarte an die Hand, um besser durch Umbruchzeiten des Lebens navigieren zu können. Reisewarnung des Inwärtigen Amtes: Wen dieses Buch mitnimmt, der kehrt anders zurück. Das Leben liegt vor uns wie eine unbekannte Landschaft, die es zu durchqueren gilt. Mitten im Alltag träumen wir von einem anderen, besseren Leben; spüren einen Ruf nach Veränderung. Immer wieder müssen wir neu aufbrechen, Schwierigkeiten und Lebenskrisen überwinden und uns Herausforderungen stellen. Damit die persönliche Entwicklung gelingt und wir auch innerlich wachsen und reifen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, worauf es wirklich ankommt. Dazu laden Melanie Wolfers und Andreas Knapp mit ihrem Buch ein. »Es gibt Momente, in denen wir spüren: Das Alte ist brüchig geworden. Es ist an der Zeit, aufzubrechen. An der Schwelle zwischen der alten und der neuen Welt entscheidet sich: Kann ich das, was mich lähmt, hinter mir lassen? Traue ich meiner Sehnsucht nach einem helleren Leben?« Melanie Wolfers & Andreas Knapp
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2025
Melanie Wolfers / Andreas Knapp
Eine Reise zu dir selbst
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Das Leben liegt vor uns wie eine unbekannte Landschaft, die es zu durchqueren gilt.
Mitten im Alltag träumen wir von einem anderen, besseren Leben. Immer wieder müssen wir neu aufbrechen und uns Herausforderungen stellen. Damit die Transformation gelingt und wir auch innerlich wachsen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, worauf es wirklich ankommt. Dazu laden Melanie Wolfers und Andreas Knapp ein. Sie selbst haben in ihrem Leben große Umbrüche erlebt, verbinden eigene Erfahrungen mit grundsätzlichen Überlegungen und Fragen zur Selbstreflexion.
Dieses Buch gleicht einer inneren Landkarte, die uns dabei hilft, besser durch die Umbruchzeiten des Lebens navigieren zu können.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.bene-verlag.de
Motto
»Hallo, hier spricht dein Leben!«
1. Der vielstimmige Ruf nach Abschied und Neubeginn
Mich wegträumen
So gehts nicht weiter!
Des Kindes alte Kleider
2. Sobald du die Antwort hast, ändert das Leben die Frage (Graffito)
3. Wer seinen Träumen nicht traut, verträumt sein Leben
Wie man Stimmen hören kann
Der »heilige Ruf«
4. Pilgern: Sich selbst entgegenwandern
Ich bin dann mal bei mir
Wegmarken und Landkarten
Gegenstimmen werden laut
1. Auf die Plätze! – Fertig! – Stopp!
Auf Bremsbacken sitzen
Wer stehen bleibt, an dem zieht das Leben vorüber
Wie durch Spannung Energie fließt
Stehen bleiben ist der erste Schritt vorwärts
2. Unverhofft kommt oft
Von Hemmschuhen und Torhütern
1. Komm mir (nicht) über die Schwelle!
Die Diagnose »Stillstand« bedeutet Tod
2. Zwischen Löwen und Drachen
Am besten geht es (sich) Hand in Hand
An der Schwelle zur spirituellen Welt
3. Sieben Schrittmacher für das Überschreiten der Schwelle
Unterwegs auf unbegangenen Wegen
1. Willkommen in der neuen Welt
Freilandversuche
Im Entwicklungsland
2. Wenn sich’s ziacht, wird’s schiach
Ich krieg die Krise!
Im inneren Ausland
Von Wegelagerern und Sackgassen
3. Weiter durch das Unwegsame
Ausdauer – statt sich zu bedauern
Lichtblicke
Packanleitung
Kämpfen bis zuletzt
1. Ich habe gekämpft und ich habe verloren
Loslassen ist alles andere als lässig
2. Im Abgrund ein Grund
Der Tiefpunkt als Wendepunkt
Mehr als ich
Ein Stoßseufzer
Ein langer Marsch durch die Wüste
3. Die Wendezeit gestalten
Ein unschätzbares Glück
1. Wie zerronnen, so gewonnen
Die Perle: Das bist du!
Ich bin mir selbst ähnlicher geworden
Im göttlichen Kraftfeld
Geschenkt!
2. Das Kostbare auskosten
Jetzt ist Feierabend!
Auswerten und wertschätzen
Das Leben Jesu: Die Geschichte einer Transformation
Auf dem Rückweg vorwärtsgehen
1. Es geht nicht, dass ich bleib
Bis hierher – und noch weiter!
Rückblick und Vorausschau
Ganz klein anfangen
Nun aber Butter bei die Fische!
2. Neu aufgestellt fürs Heimspiel
Dahoam is no net dahoam
Zwei Ohren zum Orten
Dank
Literatur zum Weiterlesen
Reisewarnung des Inwärtigen Amtes
Wenn dieses Buch Sie mitnimmt,
kommen Sie anders zurück.
Kapitel 1
Die Arbeit stresst. Der Nachbar nervt. Die Liebe läuft im Leerlauf. Solche trüben Gedanken und Gefühle können den Wunsch wecken, das Alte hinter sich zu lassen und Neues zu wagen. Vielleicht lockt aber auch ein nächster Lebensabschnitt, oder es tut sich eine unverhoffte Chance auf: der Beginn einer Liebesbeziehung, ein attraktives Stellenangebot oder eine große Reise. Nichts erscheint so vielversprechend wie ein Neustart!
Die Sehnsucht nach einem Neubeginn zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit. Mythen und Märchen, Erzählungen der Religionen und die Weltliteratur – immer wieder geht es um Aufbrüche: Der jüngste Sohn lässt seine eintönige Existenz hinter sich und bricht auf, um »das Gruseln zu lernen«. Aschenputtel will ihre Beschäftigung als Erbsenzählerin loswerden und kämpft gegen ihre Stiefmutter, um hinter dem Ofen hervorzukommen. Mose hängt seinen Job als Schafhirte an den Nagel, um sein Volk aus der Unterdrückung zu befreien. Prinz Siddhartha – der spätere Buddha – steigt aus seinem goldenen Käfig aus und zieht in die Fremde, um dem Leben auf den Grund zu gehen. Auch große Kinofilme beginnen oft mit dem Aufbruch in eine neue, fremde Welt, womit eine Heldenreise ihren Anfang nimmt.
Warum erzählen Menschen sich seit Jahrtausenden die Geschichte vom Neuanfang? Vielleicht, um sich Mut zu machen für ihre kleinen und großen Aufbrüche. Und um Wegweiser an der Hand zu haben, wenn das Leben sie zu Abschied und Neubeginn ruft.
Es gibt Momente, in denen wir spüren: Es ist an der Zeit, die Sicherheit des vertrauten Zuhauses zurückzulassen und Neues zu wagen. Es ist Zeit, aufzubrechen und den eigenen Weg zu gehen! Ein anderes Mal wirft uns ein Ereignis, ein Krankheitsbefund, ein Unfall völlig aus der Bahn. Die Anlässe zu Veränderung und Neuaufbruch sind so vielfältig wie das Leben selbst.
Eine Wanderung mit alten Freunden. Irgendwann haben sich die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit erschöpft, und ich höre mich sagen: »Eigentlich bin ich zufrieden mit meinem Job.« Und: »Eigentlich fühle ich mich in meiner Partnerschaft wohl.« Ich stolpere über meine eigenen Sätze. Auf den ersten Blick scheint in meinem Leben alles rundzulaufen – wäre da nicht dieses verräterische »eigentlich«! Es weist auf einen Mangel hin, der sich hinter unserem Wohlbefinden versteckt. Irgendetwas ist faul (geworden) in der uns vertrauten Welt. Wir spüren eine Unruhe, ein inneres Drängen. Etwas in uns ruft nach Veränderung.
Bisweilen äußert sich dieser Ruf in einem leisen Unbehagen, wenn das Dasein farblos geworden ist. Man funktioniert nur noch wie ein Rädchen in einer Maschine. Doch auch anderes kann diesen Traum von einem neuen, besseren Leben wecken: Da ruft ein Film innere Bilder von längst vergessenen Wünschen wach. Eine Geschichte »nimmt mich mit« und lässt mich die Enge meines Lebens spüren. Oder ich begegne einer Person, die mich fasziniert, weil sie etwas lebt, was auch in mir selbst schlummert. Und ganz merkwürdig: Manchmal weiß ich nicht einmal, was mir fehlt. Aber da ist dieses Gefühl einer unerfüllten Leere. Ein schmerzliches Ungenügen. Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton formuliert diese Erfahrung so: »Selbst zu Hause habe ich immer noch Heimweh.«
Gelegentlich trifft uns ein Umbruch mit voller Härte – etwa der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Ende einer Beziehung. Stellt ein Schicksalsschlag den Alltag auf den Kopf, dann ist eine Rückkehr in das vertraute Leben nicht mehr möglich. Doch in dieser fremden Welt Fuß zu fassen, scheint (fast) genauso unmöglich! Es bleibt keine Wahl: Wir können nicht anders, als uns Schritt für Schritt in neues Terrain vorzutasten.
Ein anderes Mal schreit es laut in uns nach Veränderung, weil wir in unserem Leben an einem Punkt angelangt sind, an dem es nicht mehr weitergeht. So erging es einer Sporttherapeutin, die in der »Mama-Falle« steckte: Als Mutter von zwei kleinen Kindern war sie quasi alleinerziehend, da ihr Mann beruflich viel reiste. Sie war gerne Mutter, doch 24/7 für die Kinder verantwortlich zu sein, den Haushalt zu schmeißen und unter chronischem Schlafmangel zu leiden, laugte sie zunehmend aus. Aber sie überging ihre körperliche und seelische Erschöpfung – bis zu dem Tag, als sie zusammenbrach und erkannte: Ich muss mehr auf mich selbst aufpassen!
Und nicht zuletzt gibt es verschiedene Lebensphasen. Die innere Dynamik des Lebens drängt immer weiter vorwärts. Der gewohnte Horizont wird zu eng, der vertraute Alltag passt einem nicht mehr – so ähnlich wie Kleider, aus denen man herausgewachsen ist. Manche Menschen erleben dies wie ein Anklopfen von innen, das sie darauf hinweist: Da fordert Neues auf einmal Raum ein, weil seine Zeit gekommen ist. Bei anderen ist der Übergang in eine neue Wachstumsstufe überreif. Dann führt das Leben selbst sie in eine Krise hinein, damit sie nicht stehen oder stecken bleiben. Es gilt, die Schwelle in den nächsten Lebensabschnitt zu überschreiten: So schön das Kindsein auch sein mag, wir können nicht ewig im Sandkasten spielen. Eine gesunde Entwicklung bringt es mit sich, dass man aus den Kinderschuhen herauswächst. Das Chaos der Pubertät wirft einen aus dem elterlichen Nest hinaus, damit sich eine eigene Identität und Persönlichkeit entwickeln kann. Jetzt geht es darum, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Wenn man in der Lebensmitte mehr oder weniger erfolgreich aufgestellt ist – wenn Beruf, Partnerschaft oder Familie und Wohnung sozusagen im Trockenen sind –, dann meldet sich oft zu Wort, was bisher auf der Strecke geblieben ist: brachliegende Talente; ungelebte Wünsche und Bedürfnisse; vergessene Träume; Gefühle, die bislang nicht zugelassen und noch weniger gezeigt werden durften. Ebenso stehen in späteren Jahren tiefgreifende Wandlungskrisen an: Die Kinder verlassen das Haus (empty nest), neue Freiräume wollen sinnvoll gestaltet werden; die eigenen Eltern werden betreuungsbedürftig, und beruflich gehört man auf einmal zum alten Eisen … Und schließlich ruft das Leben auch im Alter zu Abschied und Wandlung: etwa in der Besinnung auf die Dinge, die man in der Weisheit des Alters als wesentlich erkennt. Oder in der Sehnsucht nach Heilung und Versöhnung.
Alles in allem: Die Forderung des Lebens nach Abschied und Neuanfang, nach Veränderung und Entwicklung kann von außen und aus dem Innern kommen. Sie kann aus Lust oder Frust erwachsen. Aus Bedrängnis oder Begeisterung. So vielgestaltig der Ruf des Lebens auch ist: Auf einer tieferen Ebene fordert er immer auf, sich weiterzuentwickeln. Als Person zu wachsen. Und stets voranzuschreiten auf der Reise zu sich selbst.
Meinen Standort erkunden
Chancen, die sich auftun; Krisen, die einen beuteln; eine Unruhe, die sich immer wieder zu Wort meldet – solche Erfahrungen gleichen einem Weckruf, der dazu drängt: Nimm deine Situation ehrlich wahr. Stell dein Leben auf den Prüfstand und frage dich:
Was bestimmt derzeit meinen Alltag?
Nehme ich einen Impuls wahr, etwas zu verändern?
Welche Gefühle und Gedanken drängen oder locken mich?
Welchen heimlichen Träumen hänge ich gerne nach?
Was müsste ich verändern oder verlassen, um authentischer und erfüllter zu leben?
Wer eine solche Standortbestimmung macht, entdeckt möglicherweise: Eigentlich träume ich schon seit Jahren davon, mich selbstständig zu machen. Einer anderen Person geht auf, dass ihre diffuse Traurigkeit darin wurzelt, dass wichtige Bedürfnisse ein Schattendasein fristen und verkümmern. Und eine dritte erkennt: Ich bin müde und matt, da ich mich zu sehr an den Erwartungen und Ansprüchen anderer orientiere und mich dadurch in eine Überforderung hineinmanövriere. Und so steht am Ende einer solchen Inventur bisweilen die Einsicht, dass es so nicht mehr weitergeht. Dass ich selbst jetzt gehen muss. Etwas verändern muss. – Und dies ist eine wahrhaft wegweisende Einsicht!
Nichts ist so konstant wie der Wandel. Ja, grundsätzlich gilt: Wahres Leben bewegt sich unaufhörlich in neue Räume hinein. Schon von Natur aus ist der Mensch ein Neugier-Wesen: Bereits das kleine Kind erkundet seine Umgebung. Es will sämtliche Schubladen und Türen öffnen, um zu erfahren, was sich in und hinter ihnen verbirgt. Weniges fesselt uns Menschen so sehr wie Neues und Unbekanntes, das es zu entdecken und auszuprobieren gilt. Dadurch weiten wir unsere Fähigkeiten und unseren Lebensraum.
»Das mag schon stimmen«, werfen Sie vielleicht ein, »aber zugleich macht es Angst, sich auf Neues und Ungewisses einzulassen.« Ja, beides gilt: Neues fasziniert und weckt Angst. Ähnlich ambivalent erleben wir den Ruf des Lebens, denn er schickt uns auf eine abenteuerliche Reise: auf die Reise zu uns selbst, die wir gleichermaßen ersehnen und fürchten.
Um sich von der Angst nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, kann ein Rückblick ermutigen. Führen Sie sich vor Augen: Alles, was in Ihrem Leben gut ist oder gut war – Ihre Freundschaften und Beziehungen, Beruf, Hobbys –, alles wurzelt darin, dass Sie irgendwann einmal etwas angefangen haben. All das hat mit einem Neuaufbruch begonnen!
Nur streunen
durch festgebaute Häuser.
Bleib Gast in den Unterkünften
die das Leben anbietet.
Behalte das Herz des Wandrers.
Schütz deine Sehnsucht.
Hüllen –
wieviel sind nötig zum Überleben
und:
Überlebt deine Freiheit mit ihnen?
Lass selbst Schönheit
wenn sie festhält.
Schlaf nicht zu lang
in gesicherten Wänden:
Haus
hab
als Zelt.
Behalt das Herz des Wandrers.
Niste nur ein als
Zugvogel
sehnsüchtig nach anderem Land.
Gisela Dreher-Richels1
Sehnsüchtig nach anderem Land – doch wo liegt dieses? Wohin soll die Reise gehen? Unabhängig davon, ob Ihnen eine Veränderung aufgezwungen wird oder Sie aus freien Stücken einen Neustart wagen; ob Sie sich nach Heilung sehnen, eine Aufgabe in Ihrem Leben suchen oder in einer Krise einfach nur noch wegwollen: Die entscheidende Frage lautet: Wo will ich hin? In welche Richtung soll mein Weg mich führen?
An diesem Punkt hapert es. Viele Menschen wissen nicht, was sie wirklich wollen – aber das mit voller Kraft voraus! Vielleicht liegt ihre Sehnsucht unter einem Berg fremder Erwartungen begraben. Oder die Stimme ihrer tiefer liegenden Träume geht im vorlauten Geplapper der alltäglichen Bedürfnisse unter – bis sie diese dann irgendwann mit ihren wahren Wünschen verwechseln.
Wir Menschen kennen eine Vielzahl von Wünschen und Motiven. Auf einer oberen Ebene machen sich spontane Bedürfnisse bemerkbar (»Eine Tasse Kaffee wäre jetzt prima!«), die wie Eintagsfliegen auch schnell wieder verflogen sind. Daneben gibt es Stellvertreterwünsche, also Anliegen, die für etwas Tieferliegendes stehen. So kann etwa der Wunsch nach einem schicken Kleid für das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung stehen oder für den Wunsch, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen. Und damit kommt die tiefer liegende Ebene der Herzenswünsche in den Blick. Hier zeigt sich unsere Sehnsucht oder mit dem Löwen Graógramán gesprochen: unser wahres Wollen.
Michael Ende erzählt in seiner Unendlichen Geschichte, wie der kleine Junge Bastian sich auf eine große Fantasiereise begibt.2 Er trägt ein Medaillon um den Hals, auf dem geschrieben steht: »Tu, was du willst.« Bastian meint zunächst, dass er jetzt alles tun könne, was ihm gerade in den Sinn kommt. Der Löwe Graógramán verhilft ihm zu einem tieferen Verständnis: Bastian soll seinen »wahren Willen« finden. Und er rät ihm: Geh den »Weg der Wünsche«, immer weiter, bis zu deinem letzten, tiefsten Wunsch.
Wenn Sie Ihrem eigenen Sehnen auf die Spur kommen wollen, dann können Sie dem Rat des weisen Löwen folgen und Ihren alltäglichen Wünschen auf den Grund gehen. Konkret: Schreiben Sie Ihre Wünsche ungefiltert auf, auch wenn sie auf den ersten Blick komisch oder banal wirken. Und dann gehen Sie den »Weg der Wünsche« von einem zum andern Wunsch und bis zum letzten – und fragen jedes Mal: Was hätte ich erreicht, wenn sich dieser Wunsch erfüllt? Auf diese Weise dringen Sie Schritt für Schritt zu Ihren tieferen Träumen vor.
Sie können auch zu Imaginationsfragen greifen. Diese haben den Vorteil, dass sie nicht nur das Denken ansprechen, sondern den ganzen Menschen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, folgende Fragen spontan zu beantworten:
Wenn ich einem Menschen, der heute geboren wird, einen einzigen Rat mit auf seinen Lebensweg geben sollte: Wie würde der lauten?
Was soll auf der Visitenkarte meines Lebens stehen?
Welche fünf Menschen (aus Geschichte oder Gegenwart) beeindrucken mich? Und warum?
Wofür bin ich bereit, mich mit all meiner Kraft einzusetzen, selbst wenn ich scheitern sollte?
Angenommen, ich hätte noch ein halbes Jahr zu leben: Wie würde ich meine verbleibende Zeit verbringen?
Abschließend können Sie sich fragen: Entdecke ich in meinen Antworten einen roten Faden, der sich durchzieht? – Ihr »wahres Wollen« gleicht einer Richtschnur, die Ihnen hilft, sich zu orientieren, wenn Neuaufbrüche anstehen oder Sie in einer Krise stecken. Und je klarer Ihnen das Wohin vor Augen steht, umso mehr Kräfte wachsen Ihnen zu! Denn die Sehnsucht liefert die Energie für Aufbruch und Reise.
Wenn jemand neu oder vertieft mit seiner Herzenssehnsucht in Kontakt kommt, so ähnelt das der bekannten Geschichte vom Adler: Dieser war in einem Hühnerhof aufgewachsen und hüpfte im Gehege herum, denn er hatte vergessen, was in ihm steckt. Als er seine Bestimmung entdeckt, durchströmt ihn eine ungeahnte Energie. Der Adler spürt, zu welchen Höhenflügen er berufen ist. Er breitet seine Schwingen aus, hebt ab und gleitet in den weiten Horizont.