Auf dem Weg zum Singlehandicap - Ulf Bogy - E-Book

Auf dem Weg zum Singlehandicap E-Book

Ulf Bogy

4,9

Beschreibung

Hintersinnig humorvolle Beobachtungen und Beschreibungen des bunten Treibens auf deutschen Golfplätzen so wie sie sich beinahe zwangsläufig nach jahrelanger Jagd auf das Handicap ergeben. Mit besonderem Augenmerk auf die besondere Charakteristik des Spiels und die Charaktere der Spieler und Statisten. Auf jeden Fall eine kurzweilige Lektüre für langjährige Golfer und die, die es noch werden wollen.

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Inhalt

Golf. Welch ein Luxus.

Der Start. Ein neuer Lehrer.

Die Range. Kein Gelände für Rover.

Das Grün. Die grünste aller Wiesen.

Der Schwung. (Selbst-)Erkenntnis.

Der Putt. Zwischen den Ohren.

Die Regeln. Das Rating.

Der Golfgott. Die Hölle auf Erden.

Hindernisse und Hemmnisse.

Das Clubhaus. Hort des Golferlateins.

Golfers Chef. Willkommen im Clubrestaurant.

Die Golfer. Eine Klassengesellschaft.

Single-Handicapper. Und die, die es werden wollen.

Herrengolfer. Die Herren Golfer.

Mid-Amateure. Immer mitten drin.

Senioren und Seniorinnen. Jeder Schlag zählt.

Damen. Auch Golfladies genannt.

Freizeitgolfer. Spaziergänger. Hundeführer

Nachwuchs. Generation Golf.

Professionals. Die Könner.

Captains. Gut dass es sie gibt.

Andere Charaktere. Die Vielfalt der Schöpfung.

Präsidenten und andere Funktionäre.

Golfers Glück. Natur und Siege.

Die Wette. Die Auflösung.

Zum Schluss.

Golf. Welch ein Luxus.

„Das Vorurteil ist das Kind der Unwissenheit“1

Luxuriöses Ambiente. Der Duft schöner Frauen oder aromatischer Havannas. Eine Ansammlung schöner Menschen mit guten Manieren und viel Geld und noch mehr Einfluss. Wunderschöne italienische, englische und deutsche Automobile. Elegante Bewegungen. Kein Schweiß. Keine Tränen. Spaziergang im sattesten aller vorstellbaren Grüns. Etikette. Klare Regeln. Fairness. Edle Geister. So stellte ich mir das damals vor. Als ich mich entschied ein neues Hobby zu suchen.

Heute muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass eigentlich keines dieser Vorurteile richtig ist. In der Summe schon gar nicht. Das Schlimmste ist allerdings: Havannas raucht heutzutage kaum ein Mann mehr. Weil Rauchen ja der Gesundheit schadet. Nach unseren Recherchen wird selbst in solchen Vereinen, die durch die zuweilen ortsansässige Zigarettenindustrie ab und an gesponsert werden und dem man einige Mitglieder verdankt, wird kaum geraucht. Dabei ist erwiesen, dass in Havanna die Menschen genauso alt werden wie in deutschen Golfclubs.

Zu all den anderen Vorurteilen nehme ich bereits hier gerne schon einmal kurz Stellung bevor es zu den wirklich wichtigen Themen auf dem Weg zum Single Handicap geht. Wenn sie das interessiert und sie damit bereits einen wichtigen Schritt der Erkenntnis und auf dem Weg zum einstelligen Handicap hinter sich bringen wollen, lesen sie jetzt einfach weiter. Vermutlich tun sie das am Abend im Bett oder nach einem anstrengenden Arbeitstag, nach einer nervigen Autofahrt im Dauerstau. Oder nach einer desaströsen, monströsen oder glamourösen Golfrunde. Dann kommen sie vielleicht nicht weit. Dann geht es Ihnen wie mir und die Müdigkeit übermannt sie. Aus diesem Grunde sind die Anekdoten übersichtlich und kurz gehalten. Ich verspreche ihnen, dass sie an der einen oder anderen Stelle ihren Spaß haben werden.

Nun zunächst einmal zu den ganz groben Vorurteilen, die dieses Sportspiel umwehen. Wie etwa: Golf sei eine Luxussportart. Luxus wird landläufig in etwa folgendermaßen definiert: „es wird verschwendet, man findet üppige Fruchtbarkeit vor“. Gemessen an den satten Grüns und wunderbar kultivierter Natur ist der Luxusbegriff zunächst einmal zutreffend. Luxuriöse Ambiente der üppigen Art finden sich natürlich auch hier und da auf den Golfanlagen dieser Welt. Man findet tatsächlich Verhaltensweisen, Aufwendungen oder Ausstattungen, welche das übliche Maß, also den üblichen Lebensstandard einer Gesellschaft übertreffen bzw. über das in dieser Gesellschaft als notwendig oder sinnvoll erachtete Maß hinausgehen. Luxus dieser Art fasst damit Phänomene zusammen, die für einen großen Teil der so genannten Bezugsgruppe als erstrebenswert gelten. Deshalb ist ihr Tauschwert oft erheblich, das heißt der Preis für ihren Erwerb ist hoch und deshalb sind Eintrittsgebühren in die Golfgesellschaft, sprich in einen seriösen Club, meist nur auf der Grundlage einer entsprechenden Ausstattung mit Einfluss oder Geld erwerblich. Vorwiegend in von Vegetation, Klima und Kapital bevorzugten Gegenden. Meine Heimat Oberfranken gehört nicht dazu.

Deshalb hier nun einige Beispiele von wirklich luxuriösen und damit einhergehend besonders hochpreisigen Anlagen in bevorzugten Gegenden: Die Spitzenreiter der internationalen Beitragsrangliste finden sich vor allem in den USA. In dem Land, über dessen nächsten und alle weiteren ihm nachfolgenden Präsidenten allzeit die besten Werbekampagnen entscheiden. The Liberty National, Jack Nicklaus´ the Bearclub oder the Trump National bei Los Angeles glänzen mit Heli Ports, Yacht Services mehreren Restaurants, mindestens 36 Löchern und Jahresbeiträgen zwischen 150.000 und 250.000 US$. Ich wollte immer einmal in Pebble Beach spielen, aber dort ist es eigentlich viel zu preiswert und man kann damit schon gar nicht mehr so richtig angeben.

Luxuriöse Abschläge gibt es eigentlich fast in jedem Land dieser Welt. Sogar im notleidenden England mit dem Wentworth Golf Club zu 245.000 Euro per anno. Die altehrwürdigen Clubs von St. Andrews oder Troon müssen wir natürlich der allein der Etikette halber erwähnen. Dagegen nehmen sich die deutschen Schönheiten von Budersand/Sylt, Hamburg Falkenstein, Köln Golf Club bis Sankt Leon Rot oder Solitude nebst ihren teuren Brüdern und Schwestern im 17. Bundesland Mallorca schon ziemlich bodenständig aus. Was wir mit dieser Aufzählung - und sei sie noch so unvollständig - sagen wollen ist, dass wirklich luxuriöse Anlagen eher selten sind und in der Regel für den normal Sterblichen ziemlich schlecht zugänglich. Clubmitgliedschaften bei aller Sehnsucht unvorstellbar. Man wäre schon froh einmal im Leben eine volle Runde dort spielen zu dürfen. Hier sogar gern eine präsidiale 122, damit sich das Greenfee auch wirklich lohnt. Eine so schöne 122 wie sie sich mein geliebter Golfclub-Präsident, ein ausgesprochen guter Schauspieler, ein absoluter Golfoptimist und der nächste Aspirant auf den Titel „Golfpresident of the Year“ im Jahr 2016 auf eigener Anlage gegönnt hatte. Insofern müsste für Clubmitglieder solcher wie oben beschriebener luxuriöser Anlagen ein neuer Gattungsbegriff erfunden werden. Loftiers? Noblers? Richies? Show-Offer?

Aber handelt es sich beim durchschnittlichen deutschsprachigen Golfvergnügen in D-A-CH-Malle-Türkei und so fort eigentlich um Verschwendung oder „üppige Fruchtbarkeit“, so wie Luxus gerne definiert wird oder bei den oben erwähnten Anlagen zu erahnen ist? Wohl eher selten.

Einmal ganz abgesehen davon, dass Frauen sowieso die schönste Gabe Gottes dieser Schöpfung sind - solange sie nicht in Gestalt von Angelas regieren - sind wirklich schöne Frauen doch selten anzutreffen auf dieser noch schönen Welt. Ebenso wenig wie wirklich gut aussehende Männer. Auch in den Golfclubs kann man von einer gewissen Normalverteilung der Schönheit ausgehen. Aber dennoch: wir können sehr viele Damen finden, deren innere Schönheit wir nicht unterschätzen sollten.

Gute Manieren finden sich manchmal. Das Essen mit Messer und Gabel sowie das Zuprosten gelingen ganz gut. Allerdings kann man nicht nur beim e-mail Verkehr mit einigen Golffreunden bereits feststellen, dass die Grundregeln der Etikette, der Rechtsschreibung und der Höflichkeit in gleichem Maße gelitten haben wie der Stand unseres Bildungssystems.

Automobile? Das hört sich noch ziemlich vornehm an. So wie Etikette. Genauso selten wie die wirklich Luxuriösen Clubs finden wir wirklich luxuriöse oder besonders imposante oder individuelle Fahrzeuge auf den Parkplätzen der Golfnation. Nicht nur weil die wirklich exklusiven Fahrzeuge der Marken Bugatti, Ferrari oder Lamborghini nach wie vor keinen golftauglichen Stauraum bieten, muss man feststellen: Keine Besonderheiten auf den Parkplätzen. Kaum Stars. Ein paar Sternchen. Und auch hier fährt man flott mit Japanschrott. Oder Volkswagen jeder Art.

Elegante Bewegungen. Kein Schweiß. Keine Tränen. Nichts von dem ist wahr. Die angestrengten Versuche in fortgeschrittenen Alter einen schönen Schwung zu produzieren und gleichzeitig das Grün in angemessener Weise mit wenigen Schlägen – am besten „in regulation“ - zu erreichen erfordert entweder ganz viel Übungs-Schweiß oder endet in Tränen. Die paar jungen Dinger, die das locker hin schwingen, hin chippen oder reinputten trösten uns alte, verbrauchte Golfer auch nicht immer über unseren Schweiß und unseren Schmerz hinweg. Ein Spaziergang im sattesten aller vorstellbaren Grüns ist heutzutage auch mehr ein Versprechen als ein Erlebnis. In trockenen Regionen ist der Wasserpreis ein Hindernis für allzeit grüne Grüns. Dort dagegen wo der Klimawandel unbarmherzig zuschlägt grünt es grün solange bis der Regen Fäulnispilze treibt und das Grün erstirbt.

Etikette? Klare Regeln? Fairness? Etikette, gute Umgangsformen, also Dinge wie Achtung, Anstand, Benehmen, Betragen, Ehrlichkeit, Fairness, Höflichkeit, Manieren, Schliff, Ton, Transparenz, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, die die Gesamtheit der Verhaltensweisen und -regeln, die dazu dienen sollen, Golfers Zusammenleben möglichst reibungslos und angenehm zu machen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Leider. Wohl daher kommt es auch hier und da und immer öfter zu sogenannten Wunschflights. Nach dem Motto: „Mit den Schmuddelkindern spiel ich nicht. Oder gerade deswegen“.

Womit ich schließlich bei den edlen Geistern ankomme. Wenn sie mehr als drei der vorgenannten Dinge in Kombination erwarten, dann suchen sie also bitte woanders.

Trotzdem bleibt Golf ein geiles Spiel. Mit diesen ganzen unnachahmlichen Typen da draußen auf den Weiten der Plätze. Bei Wind und Wetter. Mit diesen Wahrheiten auf dem Platz und im Clubhaus.

Davon werde ich jetzt erzählen.

1William Hazlitt, englischer Essayist und Schriftsteller

Der Start. Ein neuer Lehrer

„Golflehrer sind Diplomaten. Kritik klingt bei ihnen zum Beispiel so: "Soweit so gut. Nur ein Fehler noch: Sie stehen nach dem Schlag zu nahe am Ball." (Golfweisheit)

Früher, also etwa in den Zeiten der absoluten Unfreiheit vor 1968 gab es für die allermeisten von uns den Herrn Übungsleiter, den Herrn Lehrer oder hier und da sogar schon einen Trainer. Besonders die beiden Letztgenannten waren entweder mit einer großen Portion Fachwissen ausgestattet oder mit viel Erfahrung. Sie waren in der Regel viel älter als ich oder meine Freunde und Begleiter. Wir zollten ihnen noch so etwas wie Respekt. Ich erinnere mich an Einige von ihnen. Zum Beispiel an die unvergessenen Übungsleiter der deutschen Fußballnationalmannschaften der 50er, 60er und 70er Jahre Sepp Herberger und Helmut Schön. Den in Ruderkreisen unvergessenen Achterprofessor von Ratzeburg Karl Adam, den unglaublichen Magier und Handballweltmeistertrainer Vlado Stenzel oder den Boris-Becker-Schleifer Günther Bosch genauso wie an Steffi Grafs Vater Peter. An meine Übungsleiter Grabowski, Finke oder Helmich. Oder zuletzt noch solche Meistermacher dieser Übungsleiterart wie Jupp Heynckes oder van Gaal. Rechte Zuchtmeister allesamt. Eine aussterbende Spezies.

Bereits die Bezeichnung Trainer ist ja einer der ersten erfolgreichen Versuche die deutsche Sprache im Globalisierungszeitalter zurückzudrängen. Der Trainerbegriff hat sich inzwischen flächen- und klassenüberdeckend durchgesetzt. Insbesondere im Fußball. Dort wird er sogar evolutionär weiter getrieben zu solchen Gattungsbegriffen wie Coach oder Teamchef. Das hörte sich in Zeiten grandioser Bildungs- und Sozialreformen vor dem Hintergrund der unausweichlichen Globalisierung auch für mich schon viel fortschrittlicher und professioneller an als „Übungsleiter“. So fand ich, als es mich Anfang der 80er Jahre auf der Suche nach einem Freizeitvergnügen unter freiem Himmel trieb, auch gar nichts dabei von einem englischen „Pro“ namens George in Empfang genommen zu werden, der mir in gebrochenem Deutsch die Vorzüge dieses bis dato für mich ziemlich unbekannten Spiels versuchte zu erklären. Seine Begeisterung für das was sein Beruf, besser gesagt seine Berufung, ist sprang auf mich über als er mir erlaubte, die scheinbar gar nicht vorhandenen Grashalme eines Putting-Greens zu streicheln und er mir dann endlich erklärte, dass das Golfen bezüglich der technischen Anforderungen meinen bisherigen Sportarten wie Rudern, Tennisspielen oder Turnen doch ziemlich überlegen sei. Meine Stabhochspringerei würdigte er vornehm mit den Worten Arnold Palmers:

„Golf erfordert mehr mentale Stärke, mehr Konzentration und mehr Entschlossenheit als jeder andere Sport.“

Aha dachte ich. Der spinnt der Engländer. Dieser Pro. Und wer ist eigentlich Arnold Palmer? Ich ging noch viele Male zu ihm hin. Zu George. Es war in den Zeiten vor der sogenannten Bologna Reform. Vor dem Euro, aber trotzdem schon in Europa. Wir unterhielten uns irgendwann auch in seiner Sprache. Wir hatten Spaß. Und ich spiele heute noch und gehe ab und zu einem seiner Kollegen. Rudern und Stabhochsprung habe ich dagegen schon lange aufgegeben. Offen gestanden auch deshalb weil diese beiden schönen Sportarten mit dem Alter aufgrund der Anforderungen an Kondition, Koordination und Kraft Dich irgendwann lehren, dass Du alt wirst. Beim Golfen lässt sich dieser schleichende Abbau sämtlicher Körperfunktionen in den meisten Fällen ziemlich weit hinausschieben. Ich persönlich kenne zumindest mehr achtzigjährige Golfer als achtzigjährige Stabhochspringer oder Ruderer. Und manchmal spielen die sogar noch eine 72. Für alle Nichtgolfer hier heißt das: diese alten Kerle oder alten Weiber bezwingen den Platz. Zwar nicht mehr einen Dreitausender aber immerhin den Platz. Der manchmal länger ist als man denkt.

Auch heute noch ist für mich ganz klar: Ein Pro ist etwas ganz Besonderes. Nämlich nichts anderes als ein Besessener. Ein Liebender. Ein Professioneller. Einer der auch weiss wie es geht mit einer 72 oder sogar weniger. Und zwar auf jedem Platz. Nicht nur in seinem eigenen Golfgarten. Einer der weit gereist ist und mit dem seltsamen Spiel hin wieder ein paar Dollar, Pfund oder Euros gewonnen hat. Mit ihm werde mich ich später noch einmal auseinandersetzen.

Die Range. Kein Gelände für Rover.