Tagebuch eines Zurückgebliebenen - Ulf Bogy - E-Book

Tagebuch eines Zurückgebliebenen E-Book

Ulf Bogy

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Beschreibung

Ein Büchlein, das entstand, weil eine todmüde Hündin namens Monika ihren Hundeführern einen Heimaturlaub aus Tierliebe verordnet. Es entstand auch, um zu beobachten ob man aus quasi "Nichts" "Etwas" machen kann. Denn ein Urlaub zu Hause, daheim ist ja "Nichts". Heutzutage. Es ist am Ende dann eine kleine Lektüre für die, die Ähnliches erfahren haben oder erfahren wollen. Oder die sich für Land und Leute einsamer Winkel interessieren. Dennoch ist das Büchlein aber kein Reiseführer. Weder im weiteren noch im engeren Sinne. Auch wenn Orte und Plätze des schönen Landstriches vorkommen, wieder erkannt werden und unbedingt aufgesucht werden müssen. Auch der Alltag im Urlaub kommt vor. Die politischen Nebengeräusche der Zeit bleiben hörbar. Kommentare bleiben nicht aus. Ein Statement gegen den Urlaubsreisewahn.

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Seitenzahl: 65

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Warum dieses Buch geschrieben werden wollte

Es geschah spontan. Aus Lust. Aus Langeweile.

Es war aber auch notwendig, um zu beobachten, ob man aus quasi „Nichts“ „Etwas“ machen kann. Denn ein Urlaub zu Hause, daheim ist ja nichts. Hört man sich so um. Das Projekt begann aber auch, um zu verhindern, dass irgendwo zwischen Frau, Hund und Sport Langeweile entstand. Ganz einfach.

Es ist am Ende dann eine kleine Lektüre für die, die ähnliches erfahren haben oder erfahren wollen. Oder die sich für die Land und Leute Oberfrankens interessieren. Dennoch ist das Büchlein aber kein Reiseführer. Weder im weiteren noch im engeren Sinne. Auch wenn Orte und Plätze des schönen Landstriches vorkommen, wieder erkannt werden und unbedingt aufgesucht werden müssen. Auch der Alltag im Urlaub kommt vor. Und die politischen Nebengeräusche bleiben hörbar. Kommentare bleiben nicht aus.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Tag 1 - Montag, 15. August

2. Tag – Dienstag, 16 August

3. Tag - Mittwoch, 17. August

4. Tag - Donnerstag, 18. August

5. und 6. Tag / Freitag, Samstag, 19. und 20. August

7. Tag – Sonntag, 21. August

8. Tag – Montag, 22. August

9. Tag – Dienstag, 23. August

10. Tag – Mittwoch, 24. August

11. Tag - Donnerstag, 25. August

12. Tag - Freitag, 26. August

13. Tag – Samstag, 27. August

14. Tag – Sonntag, 28. August

15. Tag – Montag, 29. August

16. Tag – Dienstag, 30. August

17. Tag – Mittwoch, 31. August

18. Tag – Donnerstag, 1.September

19. und letzter Urlaubstag - Freitag, 2.September

Prolog

Mein Name ist Ulf. Sie wissen das. Sie haben den Umschlag gelesen. Ich könnte sicher auch anders heißen, wäre ich nicht ausgerechnet in dieser Stadt geboren. Sonst hätten sich meine Eltern sicher für einen wie zu Zeiten meiner Geburt so schönen und beliebten Namen wie Christian für mich entschieden. Auch heutzutage taucht der Name Ulf in keiner Beliebtheitsstatistik auf. Mein Name ist demnach eine Rarität. Ein Zufall. Ein Unfall. Der Name Ulf ist, soweit ich weiss auf das altnordische Wort Wolf zurückzuführen. In Zeiten der Wikinger war der mit Ulf benamte sicher ein Held. Das ist eine Vermutung. Ich weiss es nicht wirklich. Und genau genommen interessiert es mich auch gar nicht. Namen, Ahnen, Geschichte. Was haben wir denn heute noch mit Geschichte zu tun? Wenn man dem Mainstream-Bewusstsein der Jetztzeit lifestylisch folgt, fing zumindest die deutsche Geschichte ja erst 1933 oder vielleicht sogar erst 1968 an. Auf jeden Fall sind Wölfe und alles was daran erinnert seit jenen Jahren unerwünschte Zeitgenossen. Aber Gott sei Dank habe ich zu der Zeit noch nicht gelebt. Also zumindest nicht bewusst. Gnade der späten Geburt nennt man das heute und verdrängt ganz smart die Geschichte. Normalerweise.

Was mich mit meinem zurückgebliebenen Namen aber nicht davon abhält, dennoch eine eigene Meinung zu haben. Zu den Dingen der Zeit. Zum Geschehen. Wir leben ja heutzutage in unserer medial verspielten Welt viel weniger mit Geschichtsbewusstsein als mit Geschichtenbewusstsein. Zum Beispiel auch mit den zahlreichen Geschichten aus der Fremde. Geschichten aus der reflexionslosen Konsumentenwelt des vierten Wirtschaftsreichsreisenden. Zu diesen Geschichten gehören auch die aus dem alljährlichen Urlaub. Die Erlebnisse von den Freizeitstränden und historischen oder modernen Kultstätten dieser globalen Welt, die uns Deutschen zu Füßen liegt, erzählt jeder gern. Mallorca vor langer Zeit, bevor die Eimertrinker kamen, einmal Putzfraueninsel genannt, bei den Reisezielen immer noch ganz vorn. Die Strände der Costas: Blanca, Brava, del Sol, Smeralda. Türkei mit Antalya und Co., Griechenland: Chalkidiki, Rhodos, Santorin. Kanaren, Malediven, Thailand, USA, Australien, Feuerland … Neverland; Kultur und Shoppingmeilen in New York, Buenos Aires, Dubai, London. Und was auch immer sonst. Neuerdings fahren wir aber auch ganz gerne wieder zum sehen und gesehen werden nach Kitzbühel oder Sankt Moritz, zum Wandern ins Ötztal oder an den holländischen Strand. Wenn wir nicht sogar im Lande bleiben. Wir, das sind „Wir-schaffen-das-alles-Volk“, verteilen uns über den Globus in den zwölf deutschen Sommerurlaubswochen zwischen dem Ferienbeginn in Bremen und Niedersachsen im Juni und dem Ferienende der Bayern Mitte September. Wir bedauern sehr, dass Mond und Mars noch nicht pauschal zu bereisen sind. Wir lieben die Globalisierung. Wir lieben den Jetlag, Sprachen die wir nicht verstehen. Und alle Kulturen dieser Erde.

Nun schon mit meinem Namen bin ich ein Außenseiter. Mit meiner Meinung auch. Und in Sachen Weltenbummeln nicht erst seit diesem Jahr. In diesem Jahr bin ich froh. Ich muss nicht sagen „Ich will nicht dabei sein“. Heuer darf ich sagen „Ich kann nicht dabei sein. Beim besten Willen nicht“. Denn die Hündin Monika, unsere treue Begleiterin, stirbt immer noch. Den zweiten Sommer schon. Diese treue Weggefährtin, 17 Jahre uralt, heutzutage zeitgeistig promenadengemischt, buntgescheckt, langläufig. In ihren besten Jahren sprang sie einen Meter vierzig hoch. Jetzt bevorzugt sie eher die Horizontale. Dreiundzwanzig Stunden am Tag. Damals streiften wir sechs Stunden am Tag mit ihr durch die Landschaft. Heute wird ihr der Fressnapf in wirbelsäulenschonender Höhe von achtundzwanzig Zentimetern gereicht, um die lädierten Halswirbel zu schonen. Darin immer noch die dreimal täglich von der Hundeführerin liebevoll auf magenfreundliche dreiunddreißig Grad erwärmten Hundepremiumspeisen aus dem Fress-Futterhaus.

Also gibt uns dieser Hund, diese uralte Töle, wieder einmal ein sehr, sehr gutes Alibi. Wir bleiben wegen dieses Familienmitgliedes mal wieder daheim. Andere urlaubsgeile Allerwelttouristen dagegen binden ihren jungen Hund, den kleinen Wildfang aus dem Weihnachtsgeschäft oder einer anderen Laune heraus gekauft an irgendeiner Autobahnraststätte an den Abfalleimer. Oder reichen ihn an eine einsame Witwe aus der Nachbarschaft weiter. Wir finden das treulos, abscheulich. Unchristlich. Irgendwie asozial.

Dennoch bin auch ich irgendwie sauer, dass unser Köter nun so alt ist, immer älter wird und mich vom Reisen abhält. Von den Reisen, von denen ich immer träumte als ich noch jung war. Andererseits bin ich ihm dankbar, dass er mich davor bewahrt mich in den Strom der Urlaubs-Lemminge einzureihen und einen echten Individualurlaub genießen zu müssen. Wie? „Du bleibst zu Hause“? Höre ich die Kollegen fragen. Man muss doch mal raus! Sagt der nette Nachbar. Und die wenigen Freunde. Ich nehme mir vor, dem Erholungsanspruch dieser Tage trotzdem gerecht zu werden. Mit allen Höhen und Tiefen. Mit allen Wettern. Auch mit dem alles und jedes fruchtbar machenden Regen, den kühlen Nächten, dem Morgennebel. Diesen Dingen, die da unausweichlich sind in unseren Breiten und die die schöne Nachbarin so hasst. Mit der Aussicht darauf, dass ich der einzige bin nach diesen Urlaubstagen, der nichts zu erzählen hat.

Er, nein sie, diese Straßenhündin hält mich davon ab, so weiter zu machen wie immer und mitzumachen bei Allem und mit Jedem. Ich gespannt auf diese Ferien. Werde ich überhaupt etwas zu erzählen haben? Werde ich überhaupt irgendetwas erleben?

Ich bin gespannt. Sie auch? Also fangen wir mal an. Ich schreibe es auf.

Tag 1 - Montag, 15. August

Ich werde wach und schaue auf den altmodischen Wecker am altmodischen Nachtkästlein. Gar nicht zeitgemäß für unsere durchdesignte und durchdigitalisierte Zivilisation. Es ist sechs Uhr siebenundzwanzig. Die ziemlich dünne Daunendecke wärmt mich noch. Obwohl die Verandatüre offen steht. Es ist sehr frisch da draußen. Ich nehme einen Zug von dieser unschuldigen, morgendlichen Frische und schäle mich einigermaßen steif aus den Federn.

Die Liebste ist schon lange wach. Kaffeeduft im Haus. Frühstück ruft. Zeitungslektüre länger als gewöhnlich. Eine gedruckte Zeitung! Sind wir denn von gestern? Zurückgeblieben? Der Nachbar und der Schwiegersohn lesen das doch nur noch elektronisch und teilen sogleich ihre wichtigen Erkenntnisse des frühen Tages mit ihren Jüngern, die heutzutage „Follower“ genannt werden in die Cloud. Aber auch unser Tag beginnt trotzdem. Keine Pflichten heute. Keine Erkundungen und keinerlei Zurechtfindungsstress an oder in unbekannten Flughäfen, Bahnhöfen, Hotelhallen oder Kreuzfahrtschiffsbäuchen. Es scheint ziemlich langweilig zu werden. Was ist zu tun? Erstaunlich ausgeruht gehen die letzten Reste von