Auf der Spur nach den Dieben - Günter Dönges - E-Book

Auf der Spur nach den Dieben E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha Simpson erlitt einen etwas aufgesetzt wirkenden Hustenanfall, als der Geistliche volltönend und überzeugend von der guten Seele sprach, die jetzt ihre letzte Ruhe gefunden habe. Der rosig aussehende Mann der anglikanischen Kirche ließ sich weitschweifig über das Leben der Verstorbenen aus und rühmte ihre Gutherzigkeit und Lauterkeit, ihre Charakterstärke und ihren Gemeinsinn. Butler Parker, ein Mann undefinierbaren Alters, vielleicht ein wenig vollschlank, etwas über mittelgroß und mit dem ausdruckslosen Gesicht eines gewieften Pokerspielers, wußte sehr wohl, was dieser Hustenanfall ausdrückte: Mylady war erheblich anderer Meinung als der Geistliche, der es wohl nicht besser wußte. Josuah Parker war mit Mylady auf den altehrwürdigen Dorffriedhof vor den Toren der Millionenstadt London gefahren, wo man Lady Bushter zur letzten Ruhe geleitete. Die Trauergemeinde war schon riesig zu nennen. Der Blut- und Geldadel Englands, mit dem Agatha Simpson eng verschwistert und verschwägert war, hatte sich ein Stelldichein gegeben. Auf dem kleinen Parkplatz vor dem Friedhof standen dicht an dicht die teuersten Nobelmarken der Fahrzeugindustrie. Parker langweilte sich ein wenig, doch er hätte sich nie gestattet, dies optisch auszudrücken. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine kühlgrauen Augen hingegen blickten interessiert und wachsam. Er hatte sich, wie er sich eingestand, ein wenig ablenken lassen. Weit im Hintergrund, neben einem alten Grabstein unter einer noch älteren Linde, stand ein junger Mann, natürlich ebenfalls korrekt in Schwarz gekleidet. Dieser etwa dreißigjährige Mann schien entweder verstohlen Radio zu hören oder aber gewisse Funkdurchsagen zu erledigen. Ob der junge Trauernde nun ein kleines Transistorradio in der Hand hielt oder ein Funksprechgerät, ließ sich wegen der Entfernung nicht eindeutig klären. Parker wurde schließlich doch abgelenkt. Der Sarg war bereits ins Grab gesenkt worden, und Lady Simpson wurde ungeduldig. »Gehen wir«, sagte sie zu ihrem Butler. »Mein Bedarf an Lobreden ist reichlich gedeckt.« »Mylady waren und sind offensichtlich anderer Meinung als der Geistliche?« fragte Parker in gewohnt höflicher Art.

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Butler Parker – 133 –

Auf der Spur nach den Dieben

Günter Dönges

Lady Agatha Simpson erlitt einen etwas aufgesetzt wirkenden Hustenanfall, als der Geistliche volltönend und überzeugend von der guten Seele sprach, die jetzt ihre letzte Ruhe gefunden habe. Der rosig aussehende Mann der anglikanischen Kirche ließ sich weitschweifig über das Leben der Verstorbenen aus und rühmte ihre Gutherzigkeit und Lauterkeit, ihre Charakterstärke und ihren Gemeinsinn.

Butler Parker, ein Mann undefinierbaren Alters, vielleicht ein wenig vollschlank, etwas über mittelgroß und mit dem ausdruckslosen Gesicht eines gewieften Pokerspielers, wußte sehr wohl, was dieser Hustenanfall ausdrückte: Mylady war erheblich anderer Meinung als der Geistliche, der es wohl nicht besser wußte.

Josuah Parker war mit Mylady auf den altehrwürdigen Dorffriedhof vor den Toren der Millionenstadt London gefahren, wo man Lady Bushter zur letzten Ruhe geleitete. Die Trauergemeinde war schon riesig zu nennen. Der Blut- und Geldadel Englands, mit dem Agatha Simpson eng verschwistert und verschwägert war, hatte sich ein Stelldichein gegeben.

Auf dem kleinen Parkplatz vor dem Friedhof standen dicht an dicht die teuersten Nobelmarken der Fahrzeugindustrie.

Parker langweilte sich ein wenig, doch er hätte sich nie gestattet, dies optisch auszudrücken. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine kühlgrauen Augen hingegen blickten interessiert und wachsam. Er hatte sich, wie er sich eingestand, ein wenig ablenken lassen. Weit im Hintergrund, neben einem alten Grabstein unter einer noch älteren Linde, stand ein junger Mann, natürlich ebenfalls korrekt in Schwarz gekleidet. Dieser etwa dreißigjährige Mann schien entweder verstohlen Radio zu hören oder aber gewisse Funkdurchsagen zu erledigen. Ob der junge Trauernde nun ein kleines Transistorradio in der Hand hielt oder ein Funksprechgerät, ließ sich wegen der Entfernung nicht eindeutig klären.

Parker wurde schließlich doch abgelenkt.

Der Sarg war bereits ins Grab gesenkt worden, und Lady Simpson wurde ungeduldig.

»Gehen wir«, sagte sie zu ihrem Butler. »Mein Bedarf an Lobreden ist reichlich gedeckt.«

»Mylady waren und sind offensichtlich anderer Meinung als der Geistliche?« fragte Parker in gewohnt höflicher Art.

»Dieser Geistliche muß die falsche Beerdigung betreut haben«, antwortete Lady Agatha mit ihrer dunkel getönten Baritonstimme, die weit trug und die sie absolut nicht zu dämpfen gewillt war. »Die Verblichene war geizig, ein Klatschweib und verschlagen. Das weiß doch jeder hier.«

»Über Tote, so sagt ein lateinisches Sprichwort, Mylady, wenn ich darauf verweisen darf, soll man nur Gutes reden«, gab der Butler gemessen zurück.

»Papperlapapp«, raunzte seine Herrin. »Verschonen Sie mich mit Ihren Sprüchen, Mr. Parker!«

»Werden Mylady an der anschließenden Feier im privaten Kreis teilnehmen?«

»Das fehlte noch!« Sie schüttelte grimmig den Kopf. »Ich kann diese Heuchelei nicht ertragen. Wir fahren selbstverständlich zurück in die Stadt.«

»Wie Mylady wünschen.« Parker lüftete höflich seine schwarze Melone und geleitete die ältere Dame, die vor Jahren beschlossen hatte, ihr Alter mit sechzig anzugeben, zum Parkplatz. Agatha Simpson war eine majestätische Dame, die an die Walküre einer Wagner-Oper erinnerte. Sie sah erstaunlich rüstig aus, ja sie wirkte geradezu dynamisch. Sie trug ein schwarzes Kostüm und einen schwarzen Hut, der an einen Südwester erinnerte. Sie war eine skurrile Erscheinung, doch das machte ihr nichts aus. Sie lebte ihr Leben und scherte sich den Teufel darum, wie andere Menschen über sie dachten. Sie konnte sich ihre Exaltiertheit leisten, denn sie war eine immens reiche Frau.

Inmitten der Nobelkarossen auf dem Parkplatz stand ein ungemein schäbig aussehendes Londoner Taxi älterer Bauart. Es handelte sich um Parkers Privatwagen, der allerdings nach seinen sehr eigenen Wünschen technisch umgestaltet worden war. Lady Simpson nahm im Fond Platz und zerrte sich den schwarzen »Südwester« vom Kopf.

»Ich brauche etwas für meinen Kreislauf«, forderte sie von Parker. »Diese Lobhudeleien sind mir auf den Magen geschlagen.«

Butler Parker wußte, was dagegen zu tun war.

Aus der Innentasche seines schwarzen Zweireihers holte er eine flache Taschenflasche hervor, die in schwarzes Leder gehüllt war. Er schraubte den Verschluß ab, der dann als Silberbecher diente, und reichte Lady Agatha einen alten Kognak, den sie geübt wie ein Fuhrmann kippte.

»Das ist schon besser«, sagte sie. »So, und jetzt zurück nach Shepherd’s Market, Mr. Parker, mag man von mir denken, was man will. Was ist denn?«

»Sofort, Mylady«, erwiderte Parker. »Mylady mögen verzeihen, daß ich mich ablenken ließ. Der junge Trauernde dort scheint von seinem Transistorgerät förmlich hingerissen zu sein, wenn ich es so ausdrücken darf.«

Parker wandte den Blick ab von dem Mann, der wahrscheinlich der Übertragung eines Fußballspiels lauschte und jetzt langsam zu den Nobelwagen hinüberschlenderte, wo er dann hinter einem Daimler verschwand.

*

Sir Edward Lime gehörte zu den illustren Trauergästen und hielt es für seine selbstverständliche Pflicht, der kleinen Feier beizuwohnen. Er war mit dem Haus Bushter weitläufig verwandt und konnte sich dieser Ehrenpflicht nicht entziehen. Zusammen mit den übrigen Trauergästen saß er im Saal des Bushter-Anwesens und stocherte gelangweilt in dem Apfelkuchen herum, den man als kleinen Imbiß serviert hatte.

Sir Edward, ein gestandener Endfünfziger, untersetzt, bullig, war froh, als einer der Hausangestellten an ihn herantrat und ihm meldete, in der Halle des Hauses erwarte ihn dringend sein Fahrer. Da sei etwas mit dem Wagen geschehen.

Sir Edward erhob sich, entschuldigte sich bei seinen Sitznachbarn und eilte erleichtert aus dem düsteren Saal. Er nahm sich vor, nicht wieder zurückzukehren. Er wollte sich eine Zigarre anzünden und ein wenig durch den Park des Bushter-Landsitzes schlendern.

Sein Fahrer hieß Harry Linson – ein mittelgroßer, schlanker Mann, vierzig Jahre alt, zuverlässig wie eine Schweizer Präzisionsuhr – und kam ihm zitternd vor Empörung entgegen.

»Was gibt’s denn, Harry?« erkundigte sich Sir Edward jovial. »Mann, Sie sehen ja aus, als hätte man den Wagen total zusammengefahren.«

»Was auch der Fall ist, Sir!« Harry Linsons Stimme zitterte vor Erregung. »Grundlos, Sir, bestimmt. Er ist absichtlich angefahren worden. Ich habe es ganz deutlich gesehen.«

»Und wer hat das getan?« Sir Edward geriet nun ebenfalls in Empörung, denn er fuhr einen sehr teuren Rover, der ein kleines Vermögen gekostet hatte. Und als Bankier schielte Sir Edward auf den Cent.

»Zwei junge Strolche, Sir«, antwortete Fahrer Linson. »Und sie behaupten, ich hätte die Schuld.«

»Das wollen wir doch mal sehen!« Sir Edward nahm ruckartig den Kopf vor und damit seine typische Kampfhaltung ein. Begleitet von seinem Fahrer, ging er zum rückwärtigen Parkplatz, wo sich die Chauffeure der übrigen Staatskarossen bereits um den Rover versammelt hatten und den Fall diskutierten.

Die Fahrer traten respektvoll zurück und stellten ihre Unterhaltung ein, als Sir Edward auf dem Plan erschien. Er wandte sich den beiden jungen Männern zu, die neben ihrem uralt aussehenden Ford standen und den Schaden besichtigten.

Der teure Rover war schlimm zugerichtet worden.

Der Uraltford hatte ihn seitlich gerammt und beide Türen eingedrückt. Der Ford zeigte hingegen erstaunlich wenig Sachschaden, nur sein linker Kotflügel war eingebeult.

Die beiden Männer mochten zwischen achtundzwanzig und dreißig Jahre alt sein. Sie trugen sportliche Anzüge, gaben sich lässig und verfügten durchaus über Manieren, wie sich zeigte.

»Hier, meine Karte, Sir Edward«, sagte der jüngere der beiden Männer. »Bevor wir uns beschimpfen, sollten wir uns kennen, denke ich.«

Sir Edward Lime nahm die Karte entgegen, überflog den Aufdruck und ... schluckte dann. Er schaute hoch, sah die beiden jungen Männer an und ... schluckte erneut.

»Schon gut, Harry«, sagte er dann, sich an seinen Fahrer wendend. »Ich werde das mit den beiden Herren regeln. Sie können wieder zurück zum Tee gehen. Sie übrigens auch!«

Er meinte damit eindeutig die übrigen Fahrer, die sich daraufhin zusammen mit Harry Linson zurück in die Küche des Hauses begaben, wobei man leise das, seltsame Verhalten des Sir Edward Lime diskutierte, der für sein cholerisches Temperament bekannt war.

»Wir werden uns schnell einigen«, sagte nun der ältere der beiden Fordfahrer lächelnd. »Ich denke, der Schaden an unserem Wagen beträgt etwa zehntausend Pfund.«

»Eine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, wie teuer seine Anschaffung war«, fügte der jüngere hinzu und lächelte ebenfalls.

»Zehn... zehn...«

»Zehntausend Pfund«, wiederholte der ältere der beiden Fordfahrer. »Damit ist der Fall für uns dann auch schon vergessen. Ich denke, so billig kommen Sie normalerweise nicht davon, wie?«

»Ich ... ich habe keine zehntausend Pfund bei mir«, gab Sir Edward Lime zurück.

»Das macht doch nichts.« Der jüngere der beiden Fordfahrer winkte freundlich und beruhigend ab. »Überweisen Sie den kleinen Betrag an unseren Büroboten!«

»Und zwar sofort«, sagte der andere Fordfahrer. »Wie wir uns das vorstellen, sagen wir Ihnen noch genau, Sir Edward. Glauben Sie uns, das klappt nahtlos, wir haben da bereits unsere Erfahrung.«

»Vergessen Sie nicht, Sir Edward, was unsere Visitenkarte verrät«, schloß der andere Fahrer freundlich. »Die Berufsbezeichnung stimmt haargenau!«

*

Basil Lefka und seine Frau befanden sich auf der Heimfahrt und unterhielten sich über die Trauerfeier. Sie waren übereinstimmend der Ansicht, daß der Sekt billig, der Portwein schlecht, der Sherry zu süß und der Apfelkuchen einfach schlecht gewesen war, von dem gereichten Gebäck mal ganz zu schweigen.

Auch sie hatten notgedrungen an der Trauerfeier teilgenommen und sich in Anbetracht ihrer gesellschaftlichen Position nicht vorzeitig verabschieden können. Sie besaßen nur Geld, dafür aber leider keinen Titel. Sie gehörten am Rande mit dazu, wie es in den Klatschspalten der Boulevardzeitungen hieß. Basil Lefka machte sein Geld im Ölgeschäft und verdiente beträchtlich. Der stets ein wenig schwitzende Mann, dessen Vorfahren aus Griechenland stammten, hätte sich selbstverständlich einen Fahrer leisten können, doch an seinen neuen Rolls ließ er keine fremde Hand. Am liebsten hätte er diesen teuren Wagen sogar noch selbst gewaschen.

In gemächlichem Tempo fuhr er über die schmale Straße, um über die breite Chaussee dann später zurück nach London zu kommen. Er lästerte gerade verächtlich über den Adel, den er aus nächster Nähe genossen hatte, und achtete nicht weiter auf den ramponierten Ford, der aufholte, energisch hupte und ihn überholen wollte, obwohl es gerade an dieser Stelle der Straße fast so gut wie unmöglich war. Erst als der Ford ihm sehr unsanft gegen den hinteren rechten Kotflügel schrammte, fuhr Lefka zusammen, fluchte fürchterlich und riß seinen schweren Wagen zur Seite.

Er kam automatisch mit der linken Wagenseite in Konflikt mit der Steinmauer, die hier als Straßenbegrenzung diente, wurde überholt und erlebte Sekunden später seine zweite, böse Überraschung. Der Ford, der ihn gerade überholt hatte, bremste ohne Grund scharf ab. Bevor Lefka reagieren konnte, fuhr er auf und demolierte das Heck des vorausfahrenden Wagens.

Zwei sportlich gekleidete Männer im Alter zwischen achtundzwanzig und dreißig Jahren stiegen aus und lächelten neutral, als Lefka sie mit einer Flut von Schimpfworten belegte.

»Erst mal unsere Karten«, sagte der jüngere der beiden Fordfahrer und reichte Lefka eine Visitenkarte, die ein wenig groß ausgefallen war. Lefka griff automatisch zu, überlas den Text und... schluckte kaum weniger als ein gewisser Sir Edward Lime.

»Was ... was soll das heißen?« fragte er schließlich mit heiserer Stimme.

»Sie können doch lesen, oder?« erkundigte sich der zweite Fordfahrer lächelnd.

»Ja, aber da steht doch, daß Sie ein... Inkassobüro betreiben.«

»Killer und Company«, bestätigte der jüngere der beiden Fordfahrer und nickte. »Wie Sie lesen können, schießen wir bei Nichterfüllung unserer Vertragsbedingungen.«

»Ich ... ich verstehe immer noch nicht.«

»Sie haben unseren Wagen, der uns sehr teuer ist, sinnlos gerammt«, rügte der ältere. »Aber ich denke, nach Zahlung von fünfzehntausend Pfund wollen wir die Affäre vergessen.«

»Fünfzehntausend Pfund für Ihre jämmerliche Kiste?« entrüstete sich Basil Lefka und sah rot. Das heiße Blut seiner Vorfahren geriet in Wallung. »Das ist doch Straßenraub, das ist glatte Erpressung! Sie glauben doch wohl nicht, daß ich...«

Er beendete den Satz nicht.

Es zeigte sich, daß Basil Lefka sehr flink war, obwohl er danach gar nicht aussah. Er schlug blitzschnell mit seiner Linken zu und traf den älteren der beiden Fordfahrer hart am Kinn. Der Fahrer taumelte zurück, stolperte und fiel zu Boden.

Der jüngere Fordfahrer reagierte nun ebenfalls. Er hielt plötzlich eine schallgedämpfte Pistole in der rechten Hand und schoß ohne jede Vorwarnung.

Lefka blieb für einen Bruchteil einer Sekunde unbeweglich stehen, faßte dann mühsam nach seiner rechten Schulter, fiel auf die Knie und dann seitlich auf die Straße.

Seine Frau schrie gellend, doch die beiden Männer schien das überhaupt nicht zu kümmern. Der Schütze beugte sich über den am Boden liegenden Lefka und sagte etwas eindringlich zu ihm, er sagte es in einer penetranten Mischung aus Höflichkeit und Drohung. Dann stiegen die beiden Verbrecher zurück in den Ford und waren kurz danach hinter der nächsten Straßenbiegung verschwunden.

*

Kathy Porter hatte am Begräbnis nicht teilgenommen.

Sie war im Haus der Lady Agatha Simpson in Shepherd’s Market geblieben, um wichtige Post aufzuarbeiten, die Mylady ihr diktiert hatte.

Sie hatte diese Arbeit in der kleinen Bibliothek des Hauses gerade beendet, als an der Haustür geläutet wurde. Kathy Porter, eine attraktive Erscheinung, die jedoch an ein scheues Reh erinnerte, ging in den Vorflur und schaltete das kleine Fernsehgerät ein. Auf dem Bildschirm waren zwei in Overalls gekleidete Männer zu sehen, die einen ordentlichen Eindruck machten. Hinter ihnen am Straßenrand stand ein Möbelwagen.

Kathy schaltete das Gerät ab und öffnete die Tür, ohne jedoch die Spezial-Sicherheitskette zu lösen.

»Bitte?« fragte sie höflich.

»Mach auf, Süße«, sagte einer der Packer lässig. »Wir wollen die Vitrine abholen.«

»Die Vitrine?« Kathy Porter hatte keine Ahnung, um was es sich handelte.

»Die Vitrine, Mädchen«, sagte der zweite Packer. »Hier is’ doch bei Lady Simpson, oder?«

»Allerdings.« Kathy Porter nickte.

»Sie hat angerufen. Das Ding soll renoviert werden.«

»Nun mach endlich«, drängte der erste Packer. »Wir wollen noch vor Feierabend zurück in der Firma sein.«

Kathy Porter nickte verschüchtert, löste die Sicherheitskette und ließ die beiden Männer herein. Sie trat zur Seite, damit sie durch den Vorraum in die Wohnhalle gehen konnten.

»Welche Vitrine meinen Sie denn?« fragte Kathy Porter dann. »Mylady hat mir nichts gesagt.«

»Kann sie auch nicht, Süße«, sagte der erste Packer, ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, mittelgroß und schlank.

»Nun paß mal genau auf, Mädchen«, setzte der zweite Packer hinzu, der knapp zwanzig Jahre alt schien und nett aussah. »Wir werden dich jetzt im Keller einschließen. Und dann ist alles bereits überstanden.«

»Im Keller einschließen?« Kathy Porter sah die beiden Möbelpacker aus großen Augen an.

»Im Keller!« Der erste von den beiden Eindringlingen nickte. »Dir passiert überhaupt nichts. Wir möchten nur unsere Ruhe haben, wenn wir die Bude ausräumen. Ist das in dein kleines Köpfchen reingegangen?«

»Sie... Sie wollen stehlen?« Kathy Porter schnappte nach Luft.

»Abräumen«, sagte der zweite Packer. »So, und jetzt zeig uns mal ’nen netten, passenden Keller, bevor wir ärgerlich und böse werden.«

»Aber Mylady wird gleich zurückkehren!« Kathy Porter war in Panik geraten.

»’nen Dreck wird sie.« Der ältere Mann lachte. »Die treibt sich noch auf ’ner Trauerfeier draußen auf dem Land rum, stimmt doch, wie?«

Kathy Porter senkte nur den Kopf.

»Na also.« Der jüngere Möbelpacker hielt plötzlich ein Messer in der Hand. »Gehen wir jetzt, oder möchtest du erst angebohrt werden, Hübsche?«

»Nein, nein!« Kathy Porter hob abwehrend und total verängstigt beide Arme, um ... dann blitzschnell und hart zuzuschlagen. In der Kunst des Karate wohlerfahren, wußte sie sehr genau, wo sie ihre Schläge anzubringen hatte.

Die beiden Burschen gurgelten ein wenig, rissen nun ihrerseits die Augen auf und legten sich dann zu Kathys Füßen nieder, ohne weiter in Konversation zu machen. Wozu sie übrigens auch gar nicht mehr in der Lage gewesen wären, denn sie waren bereits ohnmächtig, bevor sie auf dem gepflegten Teppich landeten.

*