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Wer bin ich, wenn ich nicht mehr arbeite? Was kommt, wenn der Terminkalender das Leben nicht mehr bestimmt? Der Eintritt in den Ruhestand ist ein einschneidendes Ereignis. Wer die anstehende Phase positiv gestalten will, tut gut daran, sich rechtzeitig darauf vorzubereiten. Mit Vorschlägen, Ideen, konkreten Tipps, mit eigenen Erfahrungen und Beispielen aus ihrer Coachingpraxis begleitet Sie die Autorin auf dieser Suche. Finden Sie heraus, was Ihr Leben im Ruhestand erfüllend macht.
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Seitenzahl: 187
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.
ARISTOTELES
Die im Buch zitierten Beispiele stammen aus Coachinggesprächen mit Raimund und Ulrike D., Berthold und Maria F., Markus und Sabine P., Carmen R. und Brigitte T. Die Namen wurden geändert.
Links, Literatur- und Quellenangaben sind im Anhang gesammelt angeführt.
Zitat Albert Schweitzer
Genehmigung zum Abdruck H.C.Beck Verlag
Wie es zu diesem Buch kam
Zwischen Arbeit und Ruhestand
Es ist Ihre Zeit
Der Mensch an Ihrer Seite
Gute Freunde gehören dazu
Ein gemütliches Heim
Wer rastet, der rostet
Der gedeckte Tisch
Gute Nacht!
Nahrung für die Seele
Ein reger Geist
Gesund alt werden
Ein gepflegtes Äußeres
Vorsorge für den Fall der Fälle
Wenn Hilfe nötig ist
Geld zum Leben
Hobby – mehr als ein Zeitvertreib
Engagement für andere
Spuren hinterlassen
Den Träumen eine Chance
Das ist mein Plan
Anhang: Links, Literatur- und Quellenangaben
Schon eine Weile beschäftige ich mich der Frage, wie ein erfülltes Leben im Ruhestand aussehen kann. Im Coaching spüre ich bei meinen Klienten, vor allem bei Männern, welche große Unruhe sie erfasst, wenn sie an den Tag der Verabschiedung aus dem Beruf denken. Was kommt, wenn der Terminkalender das Leben nicht mehr bestimmt? Wie können sie die möglicherweise entstehende Leere vermeiden? Worauf werden sie künftig ihren Selbstwert gründen?
Auf meinem Blog Leben50plus griff ich das Thema auf und schrieb den Artikel „Wer bin ich, wenn ich nicht mehr arbeite?“ Ich erreichte damit eine große Leserschaft. Auch Journalisten wurden darauf aufmerksam und so wurde ich in den darauffolgenden Monaten um zahlreiche Interviews für Zeitungen und Zeitschriften gebeten. Der Bedarf an Information ist offensichtlich groß.
Dann näherte ich mich dem Tag, an dem es für mich als Selbständige ebenfalls üblich ist, nicht mehr oder zumindest weniger zu arbeiten. In Gesprächen schlich sich plötzlich das Wörtchen „noch“ ein. „Arbeitest du noch?“ Machst du noch Seminarreisen?“ Und dann irgendwann auch „Fährst du noch Ski?“ Genauso gut könnt ihr mich fragen: „Lebst du noch?“, dachte ich bei mir. Dabei hatte ich viele Pläne und Ziele für die freiwerdende Zeit. Ich empfand nicht, dass ich mich reduzieren müsste, sondern wollte es genießen, meine Schwerpunkte verlagern zu können. Auch oder gerade weil ich mich schon länger darauf vorbereitet hatte.
In den Augen vieler Mitmenschen und leider auch in den Medien sind Rentner solche, die nicht mehr dazu gehören, sondern die nur noch in den Tag hineinleben. Die mürrisch die Neuerungen in der Welt kommentieren und mit Veränderungen nicht mehr mithalten können. So sah ich mich nicht und in diese Schublade der Klischees wollte ich auch nicht gesteckt werden. Ich würde mich deshalb nie Rentnerin nennen. Eine österreichische Freundin baute mir eine herrliche Brücke. „Bei uns wärst du nicht Rentnerin“, meinte sie, „sondern eine Freifrau.“ Das gefällt mir sehr. Entspricht es doch genau der Intention dieses Buches.
Erleben und gestalten Sie die Zeit nach Ihrer aktiven Berufstätigkeit nach eigenen Wünschen und Vorstellungen. Mit meinen Vorschlägen, Ideen und konkreten Tipps wird Ihnen das gelingen.
Auf ein glückliches Leben als Freifrauen und Freiherren!
Ruhestand will nicht nur vorbereitet,
sondern auch gelebt werden.
INGRID M. ZIEGLER
Der Eintritt in den Ruhestand ist ein einschneidendes Ereignis. Unabhängig davon, ob Sie sich auf diesen Tag freuen oder ob Ihnen der Gedanke daran ein mulmiges Gefühl bereitet: Es wird sich vieles ändern.
Vielleicht träumen Sie schon lange davon, endlich auszuschlafen und keinen Chef mehr zu haben, der Ihnen eine Unzahl von Aufgaben mit hohem Termindruck aufbürdet. Vielleicht sehnen Sie sich danach, tun und lassen zu können, wonach Ihnen der Sinn steht. Am Anfang fühlt sich das meist auch gut an. Einmal durchatmen! In den Tag hinein leben! Die ersten Wochen als verlängerten Urlaub betrachten! Sich der Illusion hingeben, nach wie vor Teil der arbeitenden Bevölkerung zu sein. Die aufkeimende Befürchtung verdrängen, nun zum alten Eisen zu gehören, zur Gruppe derer, die man nicht mehr braucht.
Irgendwann aber kommt Unruhe auf. Eine neue Betriebsamkeit macht sich breit. In Haus und Garten muss getan werden, wofür bisher keine Muße war. Das füllt zunächst aus. Bald aber ist alles erledigt. Es gibt keine wackeligen Stühle mehr, nirgends mehr fehlt ein Nagel, die letzte Schublade ist aufgeräumt. Dann fragen Sie sich: Was fange ich mit meiner neu gewonnenen Zeit an? Und genau hier liegt Ihre neue Aufgabe. Herauszufinden, was Sie Ihnen wichtig ist. Zu entscheiden, wofür Sie Ihre Zeit investieren wollen. Zu planen, wie Ihre Tage in Zukunft aussehen werden.
Im Schwäbischen heißt Ruhestand „Dätsch-mer-Stand“. Übersetzt heißt das „Du könntest etwas für mich tun.“ und dabei klingt auch ein „Du hast doch jetzt Zeit.“ mit. Wenn Sie nicht festlegen, was Ihre Pläne sind, besteht die Gefahr, dass Sie von Ihren Mitmenschen vereinnahmt werden, weil Sie deren Wünschen nichts entgegenzusetzen haben. Dabei geht es nicht darum, jede Bitte abzuschlagen, sondern darum, dass Sie selbst entscheiden, wann Sie „Ja“ sagen und wann Ihnen etwas Anderes wichtiger ist.
Der richtige Zeitpunkt
Sie können natürlich auch einfach abwarten und denken: „Es wird sich schon finden.“ Doch dann besteht die Gefahr, allmählich einem Schlendrian zu verfallen und die Zeit totzuschlagen mit dem nachmittäglichen Fernsehprogramm, mit Sudoku oder Kreuzworträtseln. Wieder in Schwung zu kommen ist weitaus schwieriger, als den Schwung und die Struktur auszunutzen, die Sie aus dem Arbeitsleben mitbringen und sich für neue Pläne zu begeistern.
Noch besser ist es, sich schon ein Jahr vor Eintritt ins Rentenalter zu fragen, wie Sie den kommenden Lebensabschnitt gestalten möchten. Die Generation der Eltern und Großeltern kam selten in den Genuss, viele Jahre im Ruhestand zu verbringen; ihre Lebenserwartung war nach einem oft körperlich anstrengenden Arbeitsleben nicht hoch. Und so fehlt es im Umfeld an befriedigenden und lockenden Vorbildern für ein Leben als Rentner.
Seit ich mich mit dem Thema Ruhestand und Älterwerden beschäftige, sammle ich Berichte und Zeitungsartikel von Menschen, die auch in dieser Lebensphase noch voller Unternehmungslust und Eigeninitiative stecken. Besonders beeindruckt haben mich die Porträts hochbetagter Menschen, die Ursula Markus und Paula Lanfranconi in ihrem bebilderten Buch „Schöne Aussichten – Über Lebenskunst im hohen Alter“ vorstellen. Diese 80 bis 100-Jährigen gestalten trotz mancher Schwierigkeiten und oft auch gesundheitlicher Probleme ihr Leben. Sie haben etwas gefunden, das Sinn für sie macht.
Dank einer gesünderen Lebensweise und einer guten medizinischen Versorgung liegen heute statistisch gesehen vor den meisten Neurentnern noch rund 20 bis 25 Jahre. Es gilt, diese nicht ungenutzt vorbeiziehen zu lassen, sondern sie mit Leben zu füllen.
Den Übergang gestalten
Für Angestellte ist der Tag des Ausstiegs in der Regel vorgegeben, sei es, weil sie die reguläre Altersgrenze erreicht haben, sei es, weil ein Abfindungsangebot auf dem Tisch liegt.
Markus P. schreckt die Vorstellung, von heute auf morgen nicht mehr zum Betrieb zu gehören, die Kollegen und Mitarbeiter nicht mehr zu sehen. Er hat den Gedanken stets verdrängt, schon bald Rentner zu sein, denn er fühlt sich fit. Der Eindruck, gebraucht zu werden, hat ihn immer beflügelt. Gerne würde er weiter arbeiten, zumindest stundenweise.
Deshalb bittet er seinen Vorgesetzten um ein Gespräch, um zu prüfen, ob ein solcher Einsatz möglich ist. Er erklärt seine Bereitschaft, Vertretungen zu übernehmen oder in Projekten beratend zur Seite zu stehen. Mit seinem Fachwissen, seiner Erfahrung im Umgang mit langjährigen Kunden und den Entwicklungen im Unternehmen will er den Chef überzeugen.
Damit sein Vorschlag größere Chancen hat, bringt er unterschiedliche Zeitmodelle und Einsatzmöglichkeiten ins Spiel. Ihm ist bewusst, dass er dadurch zwar etwas weniger flexibel in seiner privaten Planung wird, doch die Vorstellung, sich nur schrittweise von den beruflichen Verpflichtungen lösen zu müssen, ist ihm das wert.
Ein geordnetes Haus hinterlassen
Berthold F. hat noch etwas Zeit, bis er die Altersgrenze erreicht und in den Ruhestand verabschiedet wird. Natürlich freut er sich auf diesen neuen Lebensabschnitt, doch empfindet er auch Verantwortung dem mittelständischen Unternehmen gegenüber, für das er lange Jahre tätig war. Er ist als Vertriebsleiter Experte auf seinem Gebiet und hat in seiner berufstätigen Zeit Erfahrung und viel Wissen gesammelt, das mit seinem Weggang nicht versanden soll. Er will es den jüngeren Kollegen und vor allem seinem Nachfolger zur Verfügung stellen.
Berthold F. weiß, dass selten ausreichend Zeit bleibt, einen Nachfolger einzuarbeiten. Auch gibt es noch keine speziellen firmeninternen Plattformen für solche Zwecke. Deshalb will er schriftliche Notizen anfertigen. Und natürlich alle Unterlagen ordnen und die Akten auf den neuesten Stand bringen. Bereits zwei Jahre vor dem Tag seiner Verabschiedung beginnt er damit zu sammeln, welche Themen für eine Weitergabe wichtig sind:
Wie ist die Historie einer Kundenbeziehung?
Welche Kontakte bestehen zu Lieferanten?
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen?
Wie kam es zu einzelnen Entscheidungen?
Welche Informationsquellen stehen zur Verfügung?
Welche Vorgehensweisen haben sich bewährt?
Warum ist ein Projekt gescheitert?
Gibt es Checklisten für sich wiederholende Abläufe oder sollten sie erstellt werden?
Im Laufe der Zeit merkt er, dass viele Dinge, die er für selbstverständlich gehalten hatte, zu seinem persönlichen Erfahrungsschatz gehören und deshalb in die Notizen mit einfließen müssen. Doch es ist schwer, neben der regulären Arbeit Zeit dafür zu finden.
Er spricht deshalb mit den Verantwortlichen, überzeugt sie von der Wichtigkeit seines Vorhabens und handelt aus, die erste Zeit des Ruhestands bezahlt noch dafür nutzen zu können. Auch ist er bereit, bei Bedarf stundenweise in die Firma zurückzukehren, um im Team jüngere Kollegen zu unterstützen.
Diese Absprache ist für das Unternehmen von unschätzbarem Wert. Das Wissen bleibt erhalten; sie spart darüber hinaus Kosten und Zeit; die Übergabe kann effizient erfolgen. Für Berthold F. bedeutet sie die verdiente Wertschätzung seiner jahrelangen Arbeit im Unternehmen und vermittelt ihm gleichzeitig das befriedigende Gefühl, nach seinem Weggang ein „geordnetes Haus“ zu hinterlassen.
Im Gegensatz zu einem Angestellten kann mein Gesprächspartner Raimund D. als Selbständiger sein Arbeitspensum allmählich reduzieren und damit länger im Berufsleben aktiv bleiben. Er plant, in Zukunft nur noch für langjährige Kunden zu arbeiten und sich um Projekte zu kümmern, die ihn wirklich locken. So bleiben ihm freie Tage für private Vorhaben und mehr Muße, nicht zuletzt auch deshalb, weil er kein Marketing mehr macht. „Jetzt kann ich endlich mehr Zeit auf dem Wasser verbringen. In den letzten Jahren kam ich nur sporadisch zum Segeln.“ So wie Raimund D. ging ich auch vor: Als erstes habe ich meine bundesweiten Aufträge nicht mehr fortgeführt, weil das zu Folge hatte, viel Zeit auf der Straße, in der Bahn oder im Flugzeug zu verbringen und an den Abenden im Hotelzimmer zu sitzen. Dann übergab ich meine regionalen Tagesseminare an einen jüngeren Kollegen. Beibehalten habe ich das Coaching. Die Klienten kommen ins Haus und nach einem Gespräch kann ich mich wieder meinen anderen Interessen widmen.
Sollten Sie an diesem Modell Gefallen finden, dann ist es gut, sich zu fragen, wie viel Zeit in Ihre Arbeit fließen soll und welche Stunden und Tage Sie in Zukunft dem Privatvergnügen widmen werden. Wer hier keine Entscheidung trifft, wird bald merken, dass er ungewollt weiterarbeitet, weil nichts da ist, was in der Freizeit lockt.
Ruhestandsglück heißt, loslassen zu können.
INGRID M. ZIEGLER
Zum Glück hat Raimund D. eine ausreichende finanzielle Absicherung für das Alter getroffen. Das unterscheidet ihn von vielen Selbständigen, deren Gewinn immer nur dazu reicht, die laufenden Kosten abzudecken. „Ich muss arbeiten, bis ich tot umfalle.“ , gestand mir einer meiner Klienten unter immensem Druck. Bevor Ihre gesundheitlichen Kräfte Sie letztendlich doch zum Aufhören zwingen, sollten Sie einen Kassensturz machen und nach Einsparmöglichkeiten in allen Bereichen des Lebens suchen. Anregungen dazu finden Sie in Kapitel „Geld zum Leben“. Erkundigen Sie sich auch, welche staatlichen Hilfen für Sie in Frage kommen.
Das Ziel von Raimund D. ist es, in spätestens fünf Jahren, zu seinem 70. Geburtstag, das Unternehmen zu verkaufen oder, wenn das nicht möglich ist, die Leitung in jüngere Hände zu geben. Ihm ist klar, dass es hierzu einen langen Vorlauf braucht. Der Wert des Unternehmens muss geschätzt, ein Käufer/Nachfolger gefunden und eingearbeitet werden. Da kann manches dazwischen kommen. In seinem Kalender hat er das Datum, wann er sich aus dem Geschäft zurückziehen will, dick angestrichen. In dieser Zeitspanne will er seine unternehmerische Stärke dazu nutzen, sich eine Strategie für die Zeit als Ruheständler zu erarbeiten.
Bleibt Ihnen die Möglichkeit verwehrt, in Ihrer bisherigen Firma länger Dienst zu tun, sollten Sie überlegen, Ihre Arbeitskraft und Ihr Know-How an anderer Stelle einzubringen. Beispiele dafür sind die Business-Angels2 oder der Senior Experten Services3 In vielen Einsatzbereichen werden hier Freiwillige gesucht, oft auch für Projektaufträge im Ausland.
Weiter arbeiten müssen
Wenn Sie nur eine knappe Rente beziehen werden, wird es unumgänglich sein, etwas dazuzuverdienen. Nach Erreichen des Rentenalters gibt es keine Grenze für ein zusätzliches Einkommen. Anders sieht es aus, wenn Sie sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen lassen. Deshalb ist es gut, sich vorab über die Konsequenzen einer solchen Entscheidung zu informieren. Mehr zur Frage, wie Sie Ihre Rente aufbessern können, lesen Sie im Kapitel „Geld zum Leben.“
Die Plattformen rentarentner.de4 oder gelegenheitsjobs. de5 mögen in Ihrer Stadt vielleicht keine Angebote haben, doch finden Sie dort Ideen, wo Sie Ihre Arbeitskraft im regionalen Umfeld anbieten könnten. Warten Sie nicht, bis Sie in der Zeitung ein Gesuch lesen oder über Bekannte etwas hören: Werden Sie aktiv und fragen Sie an den Stellen und bei den Personen nach, von denen Sie denken, Ihre Fähigkeiten könnten dort gefragt sein.
Coachingklientin Carmen R. bezieht nur eine ungenügende Rente, weil sie statt in Vollzeit berufstätig zu sein drei Kinder großgezogen hat. Sie findet es frustrierend, dass die Kindererziehungszeiten in unserer Gesellschaft nicht und bei der Rente nur geringfügig anerkannt wurden. Oft beklagt sie sich darüber und macht auch bei potenziellen Arbeitgebern keinen Hehl daraus. Doch für die Suche nach einem Zusatzverdienst sind solche Äußerungen hinderlich. Hilfreich wäre es, Carmen R. würde sich stattdessen besser darauf konzentrieren, was sie anzubieten hat und wie sie das in ein gutes Licht stellt. Ihre Chance, eine Zusage zu bekommen, wird steigen.
Für manch einen Ruheständler ist es verlockend, das berufliche Wissen und die bestehenden Kontakte als Selbständiger zu nutzen. Wenn das auch Ihr Plan ist, prüfen Sie vorab, welche Chancen ein neu gegründetes Unternehmen am Markt hat und wie groß die damit verbundene Belastung für Sie sein wird. Um realistische Antworten auf diese Frage zu finden, holen Sie sich am besten Informationen bei professionellen Existenzgründungsberatern und Kammern ein. Nutzen Sie deren einschlägige Erfahrung.
Seien Sie ehrlich mit sich selbst: Ist der Plan, sich selbstständig zu machen, die Lust nach neuen Herausforderungen oder laufen Sie der Tatsache davon, dass ein neuer Lebensabschnitt jenseits der Berufstätigkeit begonnen hat?
Einstellungen haben Wirkung
Ob die Zeit des Ruhestands eine für Sie befriedigende Zeit wird, eine Zeit, die Neues möglich macht, oder ob Sie glauben, jetzt wäre das Leben zum größten Teil gelaufen, hängt von Ihren Erwartungen ab. Die innere Einstellung beeinflusst das Ergebnis.
Sind Sie der Überzeugung, ohne Berufstätigkeit nichts wert zu sein? Oder können Sie es kaum erwarten, mehr Freiraum zu haben und alle Verpflichtungen, jede Verantwortung abzugeben? Um sich selbst auf die Schliche zu kommen, bitte ich Sie, die folgenden Fragen spontan und schriftlich zu beantworten.
Als Rentner bin ich…
Die kommenden Jahre werden…
Ich betrachte den Ruhestand als…
Ich kenne Rentner, die…
Die kommenden Jahre werden…
Älter werden ist wie…
Es ist traurig, dass….
Es macht mir ein gutes Gefühl, dass….
Was haben Sie über sich herausgefunden? Wie denken Sie über den Ruhestand, über das Älterwerden? Sind Sie zufrieden mit Ihren Antworten oder erschreckt Sie das Ergebnis?
Wenn Sie glauben, dass der Ruhestand ohnehin nichts Neues mehr bringt, dann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und wenn Sie beschließen, dass Sie etwas Neues schaffen können, dann wird die optimistische, positive Einstellung Sie zielgerichtet unterstützen. Wenn Sie glauben, dass Alter nur Angst vor Krankheit, Einsamkeit und Abbau mit sich bringt, dann werden solche Gefühle Sie zwangsläufig übermannen und Ihre Aufmerksamkeit wird jede noch so kleine Veränderung in dieser Richtung wahrnehmen. Gedanken sind mächtig.
Viele Menschen, die innerlich erfüllt diesen Lebensabschnitt verbringen, haben, statt sich ängstlich an die Vergangenheit zu klammern, eine Geisteshaltung bewahrt, die den Wandel bejaht und weiteres Wachstum begrüßt.
Lassen Sie sich nicht von Berichten in Presse und Fernsehen verunsichern, in denen allzu oft der schleichende Abbau der geistigen Gesundheit von Rentnern und der Pflegenotstand thematisiert werden. Danach müsste schon jetzt der Großteil der Rentner über 70 seine Zeit dement im Pflegeheim verbringen. Die Statistik6 sagt etwas anderes: Nur 7% der Menschen über 65 leben nicht zu Hause, 10% sind tatsächlich dement. Wer sagt, dass Sie zu diesen Gruppen gehören werden?
Nichts macht uns älter als die Angst vor dem Alter.
INGRID M. ZIEGLER
Achten Sie auf Ihre Worte und Ihre Gedanken! Bleiben Sie nicht dabei, einen Zustand als gegeben hinzunehmen: „In meinem Alter kann man nicht mehr….Mich braucht niemand…Ich kann doch nicht…Die Jungen wollen mit uns Alten nichts zu tun haben...“ Wer so denkt, sucht keine Antworten, sondern akzeptiert die Dinge, ohne sie auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Wenn Sie aber die richtigen Fragen stellen, schicken Sie Ihren Geist und Ihr Unterbewusstsein los, Ideen zur Lösung des Problems zu finden. „Wo finde ich Mitstreiter?…Wen könnte ich mal wieder einladen?…Wer könnte sich mit diesem Thema auskennen?“
Ganz gleich, wie alt Sie sind, Ihre Einstellung kann den Umschwung bewirken. Wie Sie auf bestimmte Ereignisse reagieren, ist viel wichtiger als die tatsächlichen Begebenheiten.
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Aus dem Talmud
Mit einer bejahenden, offenen, flexiblen Einstellung enthalten sogar scheinbar ‚negative’ Situationen und Ereignisse Möglichkeiten zu innerem Wachstum. Falls Sie also festgestellt haben, dass es höchste Zeit ist, Ihre Vorstellungen von Ruhestand und Älterwerden zu revidieren, dann beginnen Sie jetzt damit.
Setzen Sie sich an einen ruhigen Ort, machen Sie einen Spaziergang in der Natur und schaffen Sie sich positive Bilder von diesem zukünftigen Lebensabschnitt. Wo sind Sie? Womit beschäftigen Sie sich? Wer ist bei Ihnen? Was löst Freude oder angenehme Unruhe in Ihnen aus?
Worauf freue ich mich in dieser Phase?
Was an Neuem ist möglich?
Was lockt mich?
Wie sieht das positive Bild von mir als Rentner/ Rentnerin aus?
Was ist gut/schön/erstrebenswert an dieser Phase?
Es dauert vielleicht eine Weile, bis sich die Antwort darauf einstellt. Das heißt nicht, dass Sie nichts finden werden, sondern nur, dass dieses Thema für Sie neu ist und Sie bisher nicht darüber nachgedacht haben. Vermutlich standen bislang vor allem die Notwendigkeiten des Berufs im Vordergrund, so dass die Frage, was IHNEN wichtig ist, nicht gestellt werden durfte.
Nur was wir denken können, vermögen wir auch zu erreichen. Deshalb erzeugen selbst gewählte, zukunftsweisende Sätze, sogenannte Affirmationen, eine kraftvolle Wirkung.
„Ich finde, was meinen nächsten Jahren Sinn verleiht und wofür es sich aufzustehen lohnt.“… Ich gestalte die Beziehung zu meinen Kindern positiv.“ … Mein Wissen und meine Kenntnisse sind gefragt.“ Wenn Sie so denken und sprechen, stellen sich auf subtile Weise Änderungen ein. Sie beginnen, auch in diesem Sinne zu handeln.
Wir haben in jeder Lebensphase, auch in der des Ruhestands, das Potenzial auf- und weiterzublühen. Es hilft uns nichts, dem Motto „Alles ist möglich.“ zu huldigen. Denn niemand über 65 wird noch Raumpilot werden können oder im Team der Fußballnationalmannschaft spielen. Auch werden wir keine Chance mehr haben, als Primaballerina zu tanzen oder ohne Sauerstoff den Mount Everest zu besteigen.
Warum nicht dieser Lebensphase mit Neugier entgegensehen, herausfinden, was in unseren Kräften steht, welche Talente in uns stecken und was umzusetzen uns lockt?
Es gibt leider solche, die nur noch ein oder zwei Jahre leben, nachdem sie in den Ruhestand getreten sind. Das sind oft diejenigen, die keine Perspektive für diesen neuen Lebensabschnitt entwickeln konnten und die sich nicht rechtzeitig ein Netz aus freundschaftlichen
Beziehungen aufgebaut haben. Langeweile und Einsamkeit lassen sie verkümmern.
Manche Menschen ähneln den Rosen; im Spätherbst blühen sie noch einmal gewaltig auf.
INGRID M. ZIEGLER
Andere wiederum suchen sich neue Herausforderungen, ergreifen Chancen, die sich ihnen bieten, und genießen die Freiheit dieser Zeit. Sie finden etwas, was sie begeistert und ihrem Leben Sinn verleiht. Das erhält sie jung und lebendig, auch wenn körperliche Kräfte nachlassen und sie gezwungen sind, es langsamer angehen zu lassen. Aber sie wissen auch, dass der Abbau körperlicher Kräfte mit einem Zuwachs an kognitiven Fähigkeiten kompensiert wird. Das wurde sogar wissenschaftlich bewiesen.7
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Was möchten Sie umsetzen?
Was ist Ihnen in diesem Kapitel wichtig?
Im Kapitel „Das ist mein Plan“ können Sie Ihre Gedanken und Vorhaben notieren.
Was für ein herrliches Gefühl! Das Leben genießen! Ausschlafen! Ungeduscht im Schlafanzug die Zeitung lesen! Ausgiebig frühstücken! Im Handumdrehen ist es dann allerdings schon fast wieder Zeit für das Mittagessen. Was für einige Tage oder gar Wochen ein beglückender Zustand erscheint, wird irgendwann zum schalen Gefühl. Soll es jetzt das gewesen sein, was ich mir in beruflich anstrengenden Zeiten immer gewünscht habe?
Ein guter Ruhestand bedeutet nicht, die Hände in den Schoß zu legen und in den Tag hineinzuleben. Wer nicht weiß, was er mit seiner Zeit anfangen will, wer keine erstrebenswerten Ziele hat, wird irgendwann in Depression versinken.
Den eigenen Rhythmus finden
Bislang haben die Erfordernisse von Beruf und Alltag den Rhythmus vorgegeben. Jetzt ist es an Ihnen, Ihren eigenen zu finden. Wann wollen Sie aufstehen, wann Ihre Mahlzeiten einnehmen, wann Ihrem Hobby nachgehen oder sich mit Freunden treffen?
Ohne einen gewissen Rhythmus werden Sie auf Dauer Ihren Körper und Geist durcheinander bringen. Wer einmal um 22 Uhr ins Bett geht und dann wieder bis 2 Uhr nachts am Fernsehapparat sitzt, darf sich nicht wundern, wenn es mit dem Einschlafen nicht klappt. Wer immer dann zum Kühlschrank läuft, wenn sich ein Hungergefühl bemerkbar macht, wird keine ausgewogene Ernährung mehr haben. Und nicht nur das: Fehlt die Struktur, müssen wir jeden Tag viele Dinge neu entscheiden. Doch Entscheidungen zu treffen, ist anstrengend. Die Wissenschaft nennt dieses Phänomen Entscheidungsmüdigkeit8. Das Gehirn hat nur begrenzt Energie zur Verfügung und für jede Entscheidung, die wir treffen, wird davon etwas abgebucht. In der Folge schwindet im Lauf des Tages die Fähigkeit zur Selbstregulation. Wir werden Dinge tun, die wir nicht tun wollten, und unterlassen Dinge, die wir uns vorgenommen hatten.
Wer spät aufsteht, holt seinen Tag auch nicht mehr ein.
INGRID M. ZIegler