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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Aussichtslos - Chronik der Sternenkrieger #25
Alfred Bekker's Chronik der Sternenkrieger, Volume 25
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2018.
Title Page
Chronik der Sternenkrieger 25 | Aussichtslos | von Alfred Bekker
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Ein CassiopeiaPress E-Book
Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Bis in den Tod“.
© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
www.AlfredBekker.de
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MITTE DES 23. JAHRHUNDERTS werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.
In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...
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ALFRED BEKKER schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Captain Brabak Gossan blickte gebannt auf den Panorama-Schirm des Sondereinsatzkreuzers MARIA STUART. Zwei Drittel des Schirms wurden von der scheinbar dreidimensionalen Darstellung eines Morrhm-Mutterschiffs eingenommen. Dem abgehörten Funkverkehr nach, war es durchaus möglich, dass es sich sogar um das Flaggschiff jenes Verbandes handelte, dem das Space Army Corps im Kessimu-System eine Falle gestellt hatte.
„Gauss 1 bis 6 weiter auf Dauerfeuer!“, befahl Lieutenant Commander Brett Carlos, der Taktikoffizier, den Waffenoffizieren der nach vorne ausgerichteten schwenkbaren Gauss-Geschütze. Dutzende von Treffern rissen jetzt die Außenhülle des gewaltigen Schiffes auf.
„Captain, wir empfangen das Peil-Signal eines Kommunikators, wie er dem Standard-Modell des Space Army Corps entspricht“, meldete Lieutenant Terry Knight, der rothaarige Funkoffizier. „Es ist Captain Sunfrost!“
*
CAPTAIN GOSSAN HIELT es jetzt nicht länger im Kommandantensessel. Er erhob sich. „Auf den Schirm damit, Lieutenant Knight!“, befahl er.
„Jawohl, Sir.“
Knight nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor. Mit angestrengtem Gesicht glitten seine Finger über den Touchscreen und berührten in atemberaubender Geschwindigkeit Dutzende von Sensorpunkte, deren genaue Position dem Funkoffizier der MARIA STUART längst in Fleisch und Blut übergegangen waren.
Auf dem Hauptschirm wurde die Außenansicht des Morrhm-Mutterschiffs inzwischen durch ein grobkörniges, zitterndes Bild ersetzt.
Eine Frau von Anfang dreißig in der Uniform des Space Army Corps war zu sehen. Allerdings wirkte die Uniformjacke stark ramponiert. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Ihr Gesicht wirkte eingefallen und bleich. Mein Gott, sie ist kaum wieder zu erkennen, dachte Gossan. Die Gefangenschaft muss sie so gezeichnet haben...
„Hier spricht Captain Rena Sunfrost. Ich...“
Der Ton brach ab.
Das Bild begann zu zittern.
„Die Übertragung bricht ab“, stellte Lieutenant Knight fest. „Das Signal ist zu schwach.“
„Wir dürften uns ohnehin im Reichweitengrenzbereich von Captain Sunfrosts Kommunikator befunden haben“, ergänzte Ortungsoffizierin Lieutenant Petra DeKerk.
Das Bild verschwand und machte wieder einer Außensicht des Morrhm-Schiffes Platz. DeKerk schaltete eine schematische Ansicht des Mutterschiffs der Weltraumbarbaren auf ein Bildschirmfenster. Ein roter Punkt blinkte im oberen Drittel des Schiffes auf. „Das ist die letzte Peilung der Position von Captain Sunfrost“, erklärte DeKerk.
„Captain, wir müssen etwas tun, um die Sklaven an Bord zu retten“, meldete sich Commander Brent Davis zu Wort. Der Erste Offizier der MARIA STUART blickte auf die Anzeigen seiner Konsole und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Es werden Tausende von Biozeichen aufgezeichnet. Die meisten davon scheinen K'aradan zu gehören. Mal ganz abgesehen davon, dass auch das Schicksal eines Space Army Corps Offiziers auf dem Spiel steht, dürften es uns unsere K'aradan-Verbündeten ziemlich übel nehmen, wenn wir eine allzu rücksichtslose Vorgehensweise an den Tag legen.“
„Finden Sie, wir gehen zu rücksichtslos vor, I.O.?“, stellte Captain Gossan eine Gegenfrage.
„Ich kritisiere nicht ihre Vorgehensweise, sondern gebe nur zu bedenken, dass wir diesen Aspekt nicht aus den Augen verlieren sollten!“
Captain Brabak Gossans Gesicht gefror zu einer Maske. Das einzige, was man nicht gebrauchen kann, wenn man den Befehl hat, mehrere, nicht miteinander vereinbare Ziele zu erreichen, ist Klugscheißerei, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf. Seine Nerven waren bis auf das äußerste gereizt, auch wenn er davon nichts nach außen dringen ließ. Natürlich wollte er die Gefangenen möglichst schonen. Andererseits war es unumgänglich, dass so viele der Morrhm-Mutterschiffe zerstört wurden wie möglich, damit diese Plage der Randgebiete des K'aradan-Reichs endlich ein Ende hatte. Andernfalls war damit zu rechnen, dass die Weltraumbarbaren ihre Raubzüge bis auf unbestimmte Zeit fortsetzten.
In diesem Augenblick meldete Gauss 1 mehrere Jäger von Backbord, die wenige Augenblicke zuvor die Hangars auf dem Mutterschiff verlassen hatten.
Lieutenant Commander Brett Carlos koordinierte den Gegenangriff.
Die Morrhm-Jäger zerbarsten wenig später einer nach dem anderen im Feuer der Gauss-Geschütze. Trümmerteile irrlichterten durch das All. Die Geschosse der MARIA STUART trafen teilweise auch den Bereich um den Hangarschott. Die gesamte Sektion des Morrhm-Schiffes platzte förmlich auseinander.
„Feuer einstellen!“, befahl Captain Gossan.
„Sir, die Distanz zum Morrhm-Schiff fällt unter 30 000 Kilometer“, stellte Commander Brent Davis fest. Der Erste Offizier hob die Augenbrauen und überprüfte noch einmal den Entfernungsmesser.
„Bremsmanöver einleiten, Ruder!“, lautete Gossans Befehl.
Lieutenant Kjell Hansson, seines Zeichens Rudergänger der MARIA STUART, wurde von zunehmender Hektik ergriffen. Immer wieder tickten seine Fingerkuppen auf die entsprechenden Sensorpunke des Untermenues der Schiffsteuerung. Ohne Reaktion.
„Sir, das Bremsmanöver lässt sich nicht auslösen.“
„Notbremsung mit Überbrückung des Hauptrechners“, mischte sich Brett Carlos ein.
„Das System reagiert nicht“, berichtete Kjell Hansson. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Partieller Systemausfall!“
„Wie ist da möglich?“, fragte Gossan.
„Möglicherweise steht das Teilversagen unseres Bordrechners in Zusammenhang mit der Transmission, die wir gerade bekommen“, meldete sich jetzt Lieutenant Knight zu Wort. Der rothaarige Kommunikationsoffizier überprüfte ein paar Einstellungen.
Gossan trat an Knights Konsole heran und blickte ihm über die Schulter. „Von was für einer Transmission reden Sie da?“
„Das wüsste ich auch gerne. Wir bekommen über ein sehr eigenartiges Signal Datensätze in unsere Speichersysteme eingespielt.“
„Ich habe den Vorgang hier auf der Anzeige!“, erklärte Commander Davis.
„Wer schickt uns da etwas? Admiral Nainovel von der LEVIATHAN?“, knurrte Gossan.
„Die Richtung stimmt“, sagte Davis. „Aber das Signal stammt nicht von der LEVIATHAN, sondern von Tamo...“
Davis aktivierte eine schematische Übersicht des Kessimu-Systems und zoomte den Doppelplaneten Kessira-Tamo heran. Der Ursprungsort lag tief unter der Eiskruste von Tamo.
„Übertragung unterbrechen!“, befahl Gossan.
„Unterbrechung unmöglich“, meldete Terry Knight. Der Rothaarige versuchte es noch mit einer Überbrückungsschaltung, aber die funktionierte einfach nicht. Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück. „Tut mir leid Sir, da hat uns jemand die Kontrolle über den Bordrechner aus der Hand genommen.“
Gossans Augen verengten sich. Er wandte sich an Davis. „I.O., was ist das für eine Transmission, die uns da erreicht?“
„Sieht aus wie Datenmüll, Sir. Völlig sinnlose Zeichenkolonnen, die unsere Speichermodule überlaufen lassen.“
„Heißt das, wir haben mit weiteren Systemausfällen zu rechnen?“
„Ganz sicher, Captain.“
„Wir werden in einer Viertelstunde mit dem Mutterschiff kollidieren, wenn es uns bis dahin nicht gelingt, die Kontrolle über die Steuerung zurückzuerlangen“, meldete Hansson.
Gossan ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.
„Na, großartig“, knurrte er. „DeKerk! Alarmmeldung an Admiral Nainovel!“
„Sir, kein Peilsignal und keine ID-Kennung der LEVIATHAN mehr anmessbar!“, rief Knight.
Commander Brent Davis bestätigte dies, nach einem Blick auf seine Anzeigen, die zumindest noch teilweise funktionierten. „Die LEVIATHAN ist funktechnisch genauso tot wie die STAR CHASER und die STERNENKRIEGER“, stellte er fest.
„Mister Knight, senden Sie den Alarmspruch trotzdem ab. Wir wissen schließlich nicht, ob wir unseren Instrumenten noch trauen können und vielleicht empfängt ihn ja doch noch jemand.“
*
EINE WEITERE ERSCHÜTTERUNG erfasste die VONDRASH. Der Widerhall mehrerer Explosionen in den äußeren Sektionen des Flaggschiffs der Zuur-Morrhm ließ den Boden vibrieren.
Rena Sunfrost verlor kurz das Gleichgewicht und musste sich an der Wand des Korridors festhalten.
Ihr Gegenüber stieß einen Laut aus, der Ähnlichkeit mit einem dröhnendem Gelächter besaß, dessen genaue Bedeutung sich aber weder Rena noch der Translator ihres Space Army Corps Kommunikators zu interpretieren getraute.
Atraan, der breitschultrige Stammeshäuptling der Zuur-Morrhm, parierte die Erschütterung einfach mit einem weiten Ausfallschritt seines rechten Beins. Die Beine der Morrhm waren sehr stämmig, die Füße so groß, dass die Weltraumbarbaren auch unter ungünstigsten Bedingungen einen sicheren Stand hatten.
Er öffnete das breite Maul mit den keilerartigen Hauern. Aber noch ehe er einen artikulierten Laut hervorbringen konnte, hatte Rena bereits das Wort ergriffen.
Es kümmerte sie dabei nicht im mindesten, dass dies einer Sklavin nicht zustand.
Es ging jetzt um alles oder nichts. Die Morrhm schickten sich an, das Schiff zu verlassen und hatten offenbar nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, was aus den Tausenden von Sklaven – überwiegend K'aradan, aber auch Angehörige von mehreren Dutzend anderen Rassen – werden sollte.
„Hängt ihr Morrhm nicht auch am Leben?“, fragte Rena Sunfrost.
Atraan sah sie an.
Sie – sein Eigentum, das ihm weit weniger wert war, als das Monoschwert oder die plump anmutende, aber dafür panzerbrechende Projektilpistole an seinem Gürtel.
„Nicht so wie ihr“, erwiderte Atraan. „Ein Morrhm-Krieger bezieht die Möglichkeit des eigenen Todes stets in seine Überlegungen ein. Er weiß, dass die Wahrscheinlichkeit eines frühen Endes viel größer als die eines langen Lebens ist. Und er weiß auch, dass es nicht darauf ankommt, eine lange Zeitspanne unter den Augen der Götter gewandelt zu sein. Wir sind alle irgendwann in Trooms Reich, aber bis dahin kommt es darauf an, ruhmreiche Taten zu vollbringen...“
„Wie ruhmreich ist es, Sklaven auf einem explodierenden Schiff zurückzulassen?“
„Wie ruhmreich ist es, all den Besitz hier zurückzulassen, den wir nicht in unseren Shuttles mitnehmen können, du Närrin! Das ist dasselbe. Etwas, über das sich ein Morrhm-Krieger keine Gedanken macht.“ Er trat näher. Eine der Frauen des Häuptlings steckte ihren mit Hauern bewehrten Kopf durch die Tür.
Es war Poggra. Rena Sunfrost erkannte sie daran, dass ihr der Hauer rechts unten abgebrochen war – bei einem besonders heftig durchgeführten Beißritual, wie die anderen Frauen Atraans lästerten.
„Es wird Zeit, Gebieter.“
Atraan drehte sich zu ihr um.
„Behalte deinen Speichel und geh schon mal“, sagte er. Wie Rena inzwischen wusste, bedeutete die Aufforderung, seinen Speichel zu behalten, eine durchaus höflich gemeinte Aufforderung, ein Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt in intimerem Rahmen zu verschieben.
Poggra war als keineswegs beleidigt, sondern stieß einen gurrenden Laut aus, der bei weiblichen Morrhm Ausdruck höchster Vorfreude war.
Bei männlichen Morrhm war die Bedeutung desselben Lauts keineswegs so genau festgelegt, sondern hing stark vom Kontext ab. Zwischen offener Aggression und dem Ausdruck einer Emotion, die man wohl als das Morrhm-Äquivalent für Zuneigung bezeichnen musste, war alles möglich und wie man die jeweilige Bedeutung herausfinden konnte, hatte Rena in all der Zeit, die sie nun schon unter den Weltraumbarbaren zubrachte, noch nicht herausfinden können.
„Warte nicht mehr zu lange, mein Lieblingsschlächter“, gurrte sie. „Ich kann es kaum erwarten, wie du das Blut von Kommandant Taur spritzen lässt, wenn du ihm sein Schiff wegnimmst!“
Mit diesen Worten verschwand Poggra.
Da kann sich ja jeder Ehemann nur glücklich schätzen, wenn er so ein holdes Weib errungen hat, ging es Rena durch den Kopf. Und in Atraans Fall sind es ja sogar gleich mehrere dieser Grazien...
Der Häuptling der Zuur-Morrhm näherte sich Rena bis auf einen Schritt.
So nahe, dass sie den ziemlich intensiven Ledergeruch in der Nase hatte, der von seinem Gürtel und den Schulterriemen ausging.
„Vielleicht hat es für den weiteren Verlauf der Schlacht einen Vorteil für uns, wenn ich euch zur Rettung verhelfe...“
„Ja, vor allem im Fall einer Gefangenschaft!“
„Das ziehe ich weniger in Betracht. Vor allem denke ich daran, dass ein Teil eurer Kräfte durch die Rettungsarbeiten gebunden wird. Und das Schiff, das uns angegriffen hat, wird ganz sicher in der Nähe der VONDRASH bleiben, bis sie explodiert.“ Ein glucksender Laut drang tief aus der Kehle des Häuptlings. „Komm mit mir, Sklavin. Ich werde dir etwas zeigen!“
*
DER MORRHM-HÄUPTLING brachte Sunfrost in den Maschinentrakt. Über seinen Kommunikator nahm er zwischenzeitlich Kontakt mit Poggra und seinem Clan auf. Schließlich hatte er keineswegs die Absicht, an Bord der VONDRASH zurückgelassen zu werden. Die Selbstzerstörungsanlage war schließlich aktiviert.
Unterwegs versuchte Rena über ihren Kommunikator Kontakt zu den sich offenbar nähernden Space Army Corps Einheiten zu bekommen.
Möglicherweise lag eines der Schiffe ja in Reichweite.
Schließlich empfing sie sogar die ID-Kennung der MARIA STUART.
Gott sei Dank, durchfuhr es sie.
Sie meldete sich. Auf dem Mini-Display erschien das von Schlieren durchzogene Gesicht von Captain Brabak Gossan. Ein bekanntes Gesicht nach all der Zeit als Sklavin... Nichts kann besser für die nötige Dosis Euphorie sorgen, die ich wohl brauchen werde, um den Rest auch noch durchzustehen! Gleichgültig, wie dieses ganze Spiel auch immer enden mag...
Sie hatte kaum einen einzigen Satz herausbringen, geschweige denn die MARIA STUART vor der drohenden Explosion warnen können, als die Verbindung bereits wieder abgebrochen war. So sehr sie auch an ihre Gerät herumschaltete, sie ließ sich nicht wiederherstellen.
„Gib es auf, Sklavin“, sagte Atraan schließlich.
Rena glaubte, die non-verbalen Signale, die diese Äußerung begleiteten, inzwischen gut genug interpretieren zu können, um ein gewisses Amüsement erkennen zu können.
Am besten ich mache gar nicht erst den Versuch, die Psyche eines Morrhm verstehen zu wollen, ging es ihr durch den Kopf. Gleichzeitig versuchte sie, ihren Hass zu unterdrücken. Denn sie wusste, dass sie der nicht weiterbringen würde. Es hieß jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Alles andere führte nur in eine Sackgasse. Du hast keine Chance, also kannst du sie auch nutzen.
Überall an Bord der VONDRASH herrschte das blanke Chaos. Sklaven der unterschiedlichsten Herkunft und Morrhm, die zu den Hangars gelangen wollten, begegneten sich auf den Korridoren. Niemand bewachte noch die Gefangenen. Hier und da versuchten einige der K'aradan-Sklaven, die Gelegenheit auszunutzen und ihre Wut an den offensichtlich auf dem Rückzug befindlichen Morrhm auszulassen. Es war der Mut der Verzweiflung, der sie dazu trieb, denn natürlich hatten sie unbewaffnet nicht den Hauch einer Chance. Immer wieder waren grässliche Schreie zu hören. Und manchen, die von Monoschwertern zerhackt wurden, blieb nicht einmal mehr dazu die Gelegenheit.
Über einen per Kommunikator ausgegebenen Rundspruch erfuhr Atraan – und damit auch Rena –, dass eine Hangarsektion durch Treffer des Gegners vollkommen zerstört war.
Atraan dirigierte daraufhin über Funk seinen Clan zu einer anderen Hangarsektion um.
Als Poggra ihn mit Fragen darüber zu nerven begann, was er denn noch so Dringendes zu erledigen hätte, schaltete er ihre leise, gurgelnde Stimme einfach ab.
Schließlich erreichten sie einen Kontrollraum.
Die Bedienungsmannschaft hatte ihn längst verlassen.
Ganz in der Nähe war eine Explosion zu hören.
Der Boden erzitterte und Rena dachte für einen Moment darüber nach, dass das Chaos im Maschinentrakt wahrscheinlich mit einem deutlich erhöhen Niveau an Radioaktivität einherging. Aber das ist jetzt alles nicht mehr so wichtig... Hauptsache dieses Inferno überleben und dabei nicht diejenigen ins Verderben ziehen, die hier im Kessimu-System gewartet haben, um diesen Marodeuren das Handwerk zu legen...
Atraan aktivierte eine Konsole.
Sie reagierte mit einem Lichtblitz an der Stelle, an der sich eigentlich eine Anzeige hätte öffnen müssen.
Beißender Qualm stieg aus dem Gehäuse auf.
Atraan kümmerte sich nicht weiter darum, sondern ging zur nächsten Konsole und hatte hier mehr Glück. Sie war noch in Betrieb. Er aktivierte die Anzeigen. Ein Teil der Wand verwandelte sich in einen Bildschirm, der sich wiederum in verschiedene Fenster teilte.
Eines dieser Fenster zeigte ein sich näherndes Raumschiff.
Atraan stieß einen Laut aus, der wohl nichts anderes als pure Überraschung signalisierte. Er wandte den Kopf in Renas Richtung. „Ich wusste gar nicht, dass dein Volk ein Anhänger der Hrrangor-Taktik ist“, stellte er fest.
„Ich auch nicht“, bekannte Rena. „Zumal ich keine Ahnung habe, was das sein soll!“
Atraan lachte dröhnend.
„Hrrangor ist ein Held unserer Geschichte. Und zwar aus einer Zeit, als wir angeblich nur auf einer einzigen Welt lebten und nicht mit Raumschiffen, sondern auf gewaltigen Flößen einen Ozean aus purem H20 befuhren. Natürlich glaubt heute niemand mehr diese Geschichten, aber auch wenn sich Mütter diese Geschichten ausgedacht haben mögen, um ihre Kinder zu erschrecken und sie dazu zu bewegen, ihnen zu gehorchen, wird die Taktik eines selbstmörderischen Angriffs, der die eigene Zerstörung miteinkalkuliert, noch heute nach diesem Helden namens Hrrangor benannt.“
„Ging es nicht eigentlich darum, dass du mir zeigen wolltest, wie wir Sklaven uns retten können?“, fragte Rena Sunfrost.
Sie hatte zunächst gezögert, diese Frage zu stellen. Schließlich war ihr durchaus klar, dass ihr Schicksal am seidenen Faden hing und Atraan es sich durchaus auch wieder anders überlegen konnte. Schließlich war sein Interesse an einer Rettung der Sklaven nicht gerade als überragend zu bezeichnen, sondern entsprang vielmehr einer halb boshaften Laune.
Atraan kümmerte sich nicht weiter um Renas Einwand.
Stattdessen schaltete er mit geradezu provozierender Ruhe an den Kontrollen der Konsole herum und veränderte den Darstellungsmodus. Eine schematische Darstellung samt Kursextrapolation des derzeitigen Kurses machte auch Rena auf den ersten Blick klar, dass das sich nähernde Space Army Corps Schiff auf einem Kollisionskurs war. Rena hatte das Schiff längst als Sondereinsatzkreuzer MARIA STUART identifiziert. Auch sie war jetzt durch den Kurs, den das Schiff eingeschlagen hatte, zutiefst irritiert.
Rena war zwar kein gelernter Rudergänger und der neue Mesonenantrieb der SEKs erlaubte ein deutlich erhöhtes Maß an Manövrierfähigkeit – aber dass dieses Schiff dem drohenden Zusammenprall wohl kaum noch ausweichen konnte, lag auf der Hand.
Was soll das? Hat Gossans Crew die Kontrolle über das Schiff verloren?
„Hrrangor forderte die Götter heraus. Der Totengott Troom hatte beschlossen, seine Seele zu nehmen, aber während normalerweise selbst jeder Morrhm-Krieger anerkennt, dass Troom die einzige Macht des Universums repräsentiert, der man sich nicht widersetzen kann, wollte Hrrangor dies nicht akzeptieren. Wenn es schon für ihn selbst keine Rettung geben sollte, dann doch wenigstens für alle, die nach ihm von diesem ständigen Begleiter aller Krieger heimgesucht wurde. Und so fasste er einen Plan.“
Ich für mein Teil wäre schon glücklich darüber, selbst einen Plan zu haben, wie ich Troom entkommen könnte