Bad Earth 23 - Science-Fiction-Serie - Michael Marcus Thurner - E-Book

Bad Earth 23 - Science-Fiction-Serie E-Book

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Tausende Meter unter dem Meer - im Exil der Stille


Die Identität der Master ist enthüllt - Fragen bleiben.
Doch wieder hat der Amorphe, jenes Geschöpf der "Hirten", die Initiative und Kontrolle an sich gerissen, und Darnok ist der Leidtragende. Gemeinsam auf der Flucht ist ihr Ziel eine unterseeische Station, von der aus sie sich eine Rückkehrmöglichkeit auf die RUBIKON II erhoffen.

Doch tief unter der Meeresoberfläche kommt es zu einer so nie erwarteten Begegnung!
Können die Flüchtigen von ihrer einstigen Heimat entkommen?

Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autoren

Was bisher geschah

Impressum

Skytown

In der nächsten Folge

Über diese Folge

Folge 23: Skytown

Tausende Meter unter dem Meer – im Exil der Stille

Die Identität der Master ist enthüllt – Fragen bleiben.

Doch wieder hat der Amorphe, jenes Geschöpf der »Hirten«, die Initiative und Kontrolle an sich gerissen, und Darnok ist der Leidtragende.

Gemeinsam auf der Flucht ist ihr Ziel eine unterseeische Station, von der aus sie sich eine Rückkehrmöglichkeit auf die RUBIKON II erhoffen.

Doch tief unter der Meeresoberfläche kommt es zu einer so nie erwarteten Begegnung!

Können die Flüchtigen von ihrer einstigen Heimat entkommen?

Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Über die Autoren

Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.

Was bisher geschah

Die irdischen Astronauten John Cloud, Scobee, Resnick und Jarvis verschlägt es in eine düstere Zukunft, in der die Menschen Erinjij genannt werden.

Im sagenumwobenen Aqua-Kubus entdecken sie ein gewaltiges, rochenförmiges Raumschiff. Mit diesem gelingt ihnen die Flucht zurück ins heimatliche Sonnensystem.

Resnick und Jarvis verschlägt es auf den Mars, Cloud und Scobee gelangen zur Erde. Dort werden sie von einem amorphen Kunstwesen verfolgt, das sich jedoch mehr als einmal als Retter in der Not erweist. Sie gelangen ins Herz der Erinjij-Macht: zu den geheimnisvollen Mastern – die sich als die zeitreisenden Keelon entpuppen, die einst angeblich von den Erinjij vernichtet wurden.

Der Amorphe befreit Cloud und Scobee aus der Hand des höchsten Masters, und gemeinsam mit dem Mädchen Aylea und dem Florenhüter Jelto fliehen sie aus der Metrop Washington. Ihr Ziel ist eine unterseeische Station, von der aus sie sich eine Rückkehrmöglichkeit auf das Rochenschiff aus dem Aqua-Kubus erhoffen.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 2003/2004 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: Trifonov_Evgeniy | Stocktrek Images | Chad Baker | Avesun | Sylphe_7 | 3000ad

eBook-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4856-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Michael Marcus Thurner

Skytown

Tausende Meter unter dem Meer – im Exil der Stille

1.

Yu Peng: Skytown, 2041

Yu Peng blickte gedankenverloren durch eines der dicken, kreisrunden Fenster hinab auf die Erde.

Skytown, die Stadt im All, drehte sich gerade über die westliche Hemisphäre. Es war Nacht dort unten, und hunderte, ja, tausende kleine Lichtpunkte erhellten den nordamerikanischen Kontinent.

Nur wenige Sekunden blieben ihm zur Beobachtung, dann schwenkte der Heimatplanet aus seinem Gesichtsfeld und machte der sternengesprenkelten Schwärze des Weltalls Platz.

»Atemberaubend, nicht wahr?«, sagte der füllige Mann neben ihm.

Säuerlicher Mundgeruch schwappte dem Neochinesen entgegen. Steven McLair stank nach Zwiebeln, Milch und Minze.

Eine ungeheuerliche Beleidigung für Yu Pengs feine Nase, doch er blieb höflich.

»In der Tat«, entgegnete er. »Es ist immer wieder ein Erlebnis, an Bord der Raumstadt stehen zu dürfen.«

Steven McLair murmelte bestätigend und wandte sich rasch seiner Gesprächspartnerin auf der anderen Seite des Plasttisches zu: Svetlana Mastjarkova.

Ihr Gesicht war gerötet vom Wodka, dem sie bereits seit Beginn des zwanglosen Gespräches heftig zusprach. Die Mundfäulnis des dicken Amerikaners schien sie keineswegs zu irritieren.

Yu Peng hatte aufmerksam das Dossier über die Frau gelesen. Sie vertrat bei den Verhandlungen Tranzoil, den Verbund der oligarchisch herrschenden russischen Ölproduzenten.

43 Jahre alt, holte er sich die wichtigsten Stichpunkte in Erinnerung, intelligent, aber beeinflussbar. Zweimal geschieden, ehrgeizig. Schreckt nicht davor zurück, ihren Körper einzusetzen, um ein Ziel zu erreichen.

Wahrscheinlich hatte sie ihren ohnedies knapp bemessenen Rock bereits nach oben geschoben und rieb ihre Knie an denen des fetten Texaners, der in der selben Branche wie sie tätig war.

Yu Peng hatte Mühe, seine Verachtung zu verbergen, und wandte sich wieder dem Fenster zu.

Die Erde und das verdunkelte Nordamerika gerieten erneut ins Blickfeld.

Die Langnasen waren so simpel konstruiert und so leicht zu durchschauen … Die Werte, auf die sie so stolz waren – Demokratie, Freiheit der Meinungsäußerung, ausgewogen soziales Gebaren für die Schwachen, Chancengleichheit für alle –, sie verblassten doch gegen das, was das Neochinesische Reich zu bieten hatte: Menschen.

Zwei Milliarden Menschen.

Es war die Masse, die zählte. Wenn es um Produktion und Kostenfrage ging, war das neochinesische Leistungsvermögen konkurrenzlos.

Yu Peng, offiziell der Generalkonsul der Provinz Tokio von Gnaden Hu Sadakos, erneuerte sein nichts sagendes Lächeln. Er konnte es sich nicht leisten, die Konzentration zu verlieren. Hu Sadako würde es erfahren und als Schwäche interpretieren. Als einer der höchsten Offiziere des Geheimdienstes würde er für einen Schwächeanfall nicht nur Würde und Leben verlieren, sondern darüber hinaus auch noch seine Familie entehren.

Und Letzteres würde Yu Peng, der nur dem obersten Chef des Geheimdienstes gegenüber verantwortlich war – seinem Großvater –, härter treffen als alles andere.

Auf dem wortwörtlichen Gipfel der Macht, in der Bergfestung Qomolangma, auf siebentausend Metern Höhe über dem Meeresspiegel, war kein Platz für Schwächlinge, das wusste er nur zu gut.

Dies ist ein Fenster zur Welt, dachte er, und blickte hinab auf das Lichtermeer an der amerikanischen Ostküste. Vier Schichten stark, aus ultrahocherhitzten Silikaten. Die äußerste Schicht ist robust genug, um Mikrometeoriten Widerstand zu bieten, und sie reduziert schädliche Strahlung weitestgehend. Die beiden mittleren Glasschichten, die Druckscheiben, sind jeweils knapp vier Zentimeter stark. Die innerste Schicht ist dünner, aber speziell geschliffen, um eine exzellente Sicht zu erlauben. Bedampft mit einer Anti-Reflektions-Schicht, die vom UV- bis zum IR-Bereich jegliches Licht optimal bricht. Ein Fenster zur Welt – aus chinesischer Fertigung.

Yu Peng wandte sich McLair zu, dessen fleischige Hände unter dem Tisch auf Wanderschaft gegangen waren. Unter dem Tisch aus China, auf Stühlen aus China sitzend, auf einem schalldämpfenden Boden aus China ruhend, die Luft aus chinesischen Wiederaufbereitungsanlagen atmend.

Die überheblichen Langnasen waren umgeben von Erzeugnissen des Reichs der Mitte – und wussten es nicht einmal …

***

Die zweitägige internationale Zusammenkunft honoriger Wirtschaftsfachleute neigte sich ihrem Ende zu. Übereinkünfte waren erzielt worden, Drohungen waren ausgesprochen und gleich darauf wieder zurückgenommen worden. Das übliche Repertoire an Verbrüderungen, Schulterschlüssen, taktischen Rückziehern, aufgeblähter und sogleich wieder gebrochener Versprechungen war zur Anwendung gekommen.

Währenddessen hatten unter ihren Füßen hunderttausende weltfremde, meist bereits ergraute Globalisierungsgegner in den so genannten freien Ländern ihren Unmut geäußert, worüber besonders die amerikanische Delegation herzlich amüsiert gewirkt hatte.

Im Neochinesischen Reich waren Proteste unbedeutenden Ausmaßes vorgekommen. Einige gezielte Verhaftungen und Verurteilungen im verkürzten Schnellverfahren hatten noch vor Beginn der Tagung für Ruhe gesorgt.

Yu Peng war zufrieden. Er hatte zwei wichtige amerikanische Senatoren bestochen, einen deutschen Stahlindustriellen mit verfänglichen Bildern erpresst und war schließlich als Akt der Freundlichkeit mit einer der bestechend hübschen Mitarbeiterinnen des Verhandlungsteams aus Formosa ins Bett gestiegen. Sozusagen als Zeichen des guten Willens seiner Regierung.

Er nippte am Champagner, der hier, im für Touristen frei gegebenen Bereich Skytowns, unglaublich teuer war. Doch die Kosten, die die Ausrichtung der Tagung mit sich brachten, waren unerheblich im Vergleich zu den Summen, die als Verhandlungsergebnis fließen würden.

Und sie, die wichtigen Männer der Erde, hatten Ruhe vor dem Pöbel der Straße.

»Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte Sean Patton.

Yu Peng zuckte zusammen.

Der Mann, der in den Unterlagen der neochinesischen Geheimdienstleitung als »Der Schatten Cronenbergs« bezeichnet wurde, war still und unbemerkt an ihn herangetreten. Offiziell fungierte er als oberstes Überwachungsorgan während der Sitzungen, doch er war mehr.

Viel mehr.

»Sehr freundlich, dass Sie mich fragen«, erwiderte Yu Peng höflich. »Die Peking-Ente war hervorragend. Knusprig und gut gewürzt, vielleicht mit einem kleinen Hauch zu viel Basilikum.«

»Ich meinte nicht das Essen …«, entgegnete der Schatten zweideutig.

»Ich weiß. Und Sie wissen auch, dass ich weiß, was Sie wissen.«

Patton lächelte, doch seine blauen Augen blieben davon unberührt.

»Dieser Spruch ist mir nicht geläufig«, sagte er mit rauer Stimme. »Verzeihen Sie meine Unkenntnis des chinesischen Sprachschatzes und Ihrer Kultur.«

Der Mann war gefährlich.

Er war der Einzige an Bord des Sternenrades, den Yu Peng tatsächlich aufgrund seiner Kompetenz achtete. Der Schatten war der Mann der Amerikaner, wenn es um die Beziehungen zwischen dem amerikanisch geführten Block und den Neochinesen ging.

»Ich hätte eine Frage von … Kollege zu Kollege«, sagte Yu Peng nachdenklich. Beide wussten sie, welch bedeutende Rolle der jeweils andere im Spiel der Mächtigen innehatte.

»Nur zu!«, sagte Patton und zog dabei misstrauisch eine tätowierte Augenbraue hoch.

Yu Peng nahm noch einen Schluck des faden, sprudelnden Gesöffs. »Läuft eigentlich auf der RUBIKON alles nach Plan?«

Täuschte er sich, oder zeigte Patton tatsächlich Nervosität? Ein leichtes Zucken um den Mundwinkel, eine Vergrößerung der Iris …

Doch der Amerikaner war geschickt, beherrscht und spielte die Geheimdienst-Spielchen bereits mindestens ebenso lange wie er. Es war durchaus möglich, dass selbst diese unbewusst scheinende Reaktion beabsichtigt war.

»Es gab kleine Probleme«, sagte Patton, und putzte sich ein imaginäres Staubkörnchen von der Schulter. »Vernachlässigbare Probleme.«

»Verluste?«

»Ein Mann hat durchgedreht.«

»War es … John Cloud?«

»Nein.«

»Hm … dann habe ich mich in ihm getäuscht. Ich hielt ihn anhand seines Dossiers für nicht geeignet, diese Expedition anzuführen. Ich vermutete, dass er als Erster die Nerven verlieren würde. Seine Getriebenheit und Besessenheit, sein Wunsch, die Leiche des Vaters auf dem Mars zu bergen – dies alles erschien mir als nicht vorteilhaft für die Mission. Im Neochinesischen Reich hätte er trotz seiner ausgezeichneten Leistungen während der Ausbildung keine Chance bekommen. Im Übrigen halte ich sehr wenig von den Wissensimplantaten, die Sie ihm und den anderen herkömmlichen Besatzungsmitgliedern aufgepfropft haben.«

»Sie sind verdammt gut über die Crew informiert, Yu! Wir haben die Besatzung in den letzten Monaten bestmöglich abgeschirmt. Wen haben Sie für dieses Wissen töten müssen?«

Die Frage mochte zynisch klingen, doch sie hatte durchaus Realitätsbezug. Was bedeutete schon ein unbedeutendes Menschenleben gegen das wichtigste Gut des 21. Jahrhunderts – gegen Informationen?

»Niemanden, das versichere ich Ihnen.« Yu Peng lächelte humorlos. »Manche Menschen, zum Beispiel unterbezahlte Wissenschaftler, sind gerne bereit, ihr Wissen für eine unbeträchtliche Geldsumme zu teilen.«

Patton, der Schatten, seufzte sehnsüchtig. »Oft einmal wünschte ich mir, ich hätte die gleichen Befugnisse wie Sie und könnte Verräter dieser Art ohne demokratischem Firlefanz wie Rechtsbeistand und Gerichtsverhandlung eliminieren.«

»Tun Sie das denn nicht?«, fragte Yu Peng und vertiefte sein Lächeln.

»Natürlich«, murmelte Patton scheinbar gedankenverloren. »Doch es erfordert viel mehr Aufwand. Erklärungen müssen abgegeben, Todesursachen nachgestellt werden, und schlussendlich muss man für alles ein sechsseitiges Formular ausfüllen.«

»Ich verstehe Ihren Frust«, entgegnete Yu Peng. »Ich würde Ihnen ja gerne einen Job im Reich unseres geliebten Kaisers anbieten, doch ich befürchte, dass die guten Plätze bereits alle besetzt sind.«

»Ich muss gestehen, dass ich nicht unbedingt darauf aus bin, die Seiten zu wechseln. Hu Sadakos Existenz bereitet mir nicht nur Wohlbefinden.«

Was durchaus verständlich war. Das unnahbare Naturell des Kaisers erzeugte in nahezu jedem Menschen Respekt – oder vielmehr Angst. Selbst Yu Peng war nicht vor einem Gefühl der Unsicherheit dem Höchsten gegenüber gefeit – nur sein Großvater, General Yu schien darüber erhaben.

»Wenn Sie mich entschuldigen«, sagte der Schatten, Cronenbergs zweiter Stellvertreter, mit einem Mal. »Ich muss mich noch um Mitglieder der europäischen Delegation kümmern.«

Yu Peng deutete eine höfliche Kopfneigung an, und der Moment der Vertrautheit verflog. Nun waren sie wieder die anonymen Vertreter zweier geheimdienstlich agierender Organisationen, die einander das Leben so schwer wie möglich machten – und im Zweifelsfalle keine Zehntelsekunde zögern würden, den jeweils anderen zu töten. Doch nicht hier, und auch nicht heute, am Rande der Tagung.

Yu Peng konnte warten …

***

Die Wirtschaftstagung klang wie gewöhnlich mit einer umfangreichen Tour durch den zugänglichen Teil Skytowns aus.

Yu Peng hatte den Rundgang bereits dreimal hinter sich gebracht, doch immer wieder wurde er von der Faszination dieser unglaublichen Schau menschlichen Leistungsvermögens in den Bann gezogen.

»…wurde im Oktober 2031 endlich fertiggestellt«, hörte er die dozierende Stimme. »Skytown hat die Form eines Rades mit einem Durchmesser von 988 Metern, das sechs in Strahlenform angeordnete Speichen besitzt. Skytown dreht sich nahezu zweimal pro Minute um die Mittelachse. Die dadurch erzeugte Drehkraftbeschleunigung, die an der so genannten Innenfelge des Rades zu spüren ist, beläuft sich auf knapp 0,5 Gravos …«

Die Ahs und Ohs wollten kein Ende nehmen, als die Gäste den schmalen Weg betraten, der durch das Pflanzendickicht führte. Süßlicher, schwerer Geruch legte sich über die Delegierten. Das Summen und Brummen honigbeladener Insekten erfüllte die Luft. Da und dort war ein Knacksen zu hören. Kleinere Nager und größere Räuber bewohnten den scheinbar so naturbelassenen Park.

»…bitte bleiben Sie auf dem markierten Weg, vielen Dank«, klang die wohl modulierte Stimme ihres Wegbegleiters auf. Es handelte sich um einen kleinen Vogel, äußerlich einem Sperling nicht unähnlich, der sie umflatterte.

In Wirklichkeit, so hatte Yu Peng erfahren, folgte das mechanische Wunderding einem fix programmierten Kurs.

»Die meisten der knapp zweitausend Module, die in einer technischen Meisterleistung nahezu nahtlos aneinander gefügt wurden, besitzen einen Durchmesser zwischen zwölf und vierzehn Metern. Hier, im Kristallpark, vergrößert sich der Durchmesser auf einer Länge von einem Viertelkilometer auf sechzehn Meter.«

Wieder erklang Raunen und andächtiges Murmeln. Viele der Anwesenden hatten mit ihren Firmen, industriellen Fertigungsstätten oder politischem Einfluss wesentlichen Anteil am Bau der gigantischen Raumstation gehabt – und auch gehörig davon profitiert. Doch nur die wenigsten hatten die Skytown bislang besucht.

Es machte einen Unterschied, ob man ein Objekt in dreidimensionaler Darstellung als Modell präsentiert bekam, oder ob man die erste permanent bewohnte Station der Menschheit im All hautnah kennen lernte.

Eigentlich ist es bereits die zweite Station, dachte Yu Peng. Einige wenige Elemente der ISS-Station, die bis zum Jahr 2029 ihre Aufgabe erfüllt hat, sind in den Bau Skytowns eingeflossen.