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Jiim als Erbe des Suprio Noch immer befinden sich Cloud und seine Gefährten im Territorium der Virgh. In der Milchstraße rückt indes Kalser - der Planet, auf dem einst die „Äskulap-Schiffe“ gebaut wurden - in den Blickpunkt des Geschehens. Die Heimat der Nargen ist eine unwirtliche Welt. Und Jiim, dem Freund der Menschen, der die letzten seines Volkes in eine bessere Zukunft führen wollte, stehen die bittersten Stunden seines Lebens bevor ... Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!
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Der letzte Ganf
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Folge 42: Der letzte Ganf
Jiim als Erbe des Suprio
Noch immer befinden sich Cloud und seine Gefährten im Territorium der Virgh.
In der Milchstraße rückt indes Kalser – der Planet, auf dem einst die »Äskulap-Schiffe« gebaut wurden – in den Blickpunkt des Geschehens. Die Heimat der Nargen ist eine unwirtliche Welt. Und Jiim, dem Freund der Menschen, der die letzten seines Volkes in eine bessere Zukunft führen wollte, stehen die bittersten Stunden seines Lebens bevor …
Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.
Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.
Fernab unserer Milchstraße, in der Großen Magellanschen Wolke, stößt die RUBIKON mit John Cloud und anderen Menschen auf die Vermächtnisse der grausamen Virgh, die das einstige Reich der Foronen zerstört und deren Welten zu »Brutplaneten« umfunktioniert haben.
Mit Hilfe von Nathan Cloud, Johns dem Irrsinn verfallenem Vater, gelangt die RUBIKON schließlich zu einem insektenstockartigen Gebilde im All, von dem ein paramentaler Lockruf ausgeht.
Da greifen die Virgh an, und die RUBIKON wird von der eigenen Kontinuumwaffe in ein anderes Universum versetzt, aus dem es nur mühsam ein Entkommen gelingt.
In der Milchstraße rückt indes Kalser – der Planet, auf dem einst die »Äskulap-Schiffe« gebaut wurden, mit deren Hilfe die Keelon-Master die Erde eroberten – in den Blickpunkt des Geschehens. Die Heimat der Nargen ist eine unwirtliche Welt. Und Jiim, dem Freund der Menschen, der die letzten seines Volkes in eine bessere Zukunft führen wollte, stehen die bittersten Stunden seines Lebens bevor …
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe: Copyright © 2003/2004 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Projektmanagement: Stefan Dagge
Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: forplayday | Jiri Vaclavek | michalz86 | Zoonar RF | Argument | innovari | estt | Daniela Mangiuca
eBook-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4875-0
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Luc Bahl
1. Jagd
Der Wind fing sich knatternd in seinen Flügeln. Er hielt sie eng an den Körper gepresst, um seinem Sturzflug die maximale Geschwindigkeit zu verleihen. Drüsen hatten eine zähe Schicht eines durchsichtigen, fetthaltigen Materials abgesondert, das sich schützend über die konkav gewölbte Hornhaut seiner großen, lidlosen schwarzen Augen legte. Diese Augen blickten starr auf einen einzigen Punkt am Boden des Schrunds, der rasch immer größer wurde.
Rings um Jiim waberte die Thermik in unendlich vielen Gelb- und Rottönen, verschmolz zu bizarren Schlieren, zerriss an den Rändern, verflocht sich aufs Neue ineinander, um in ständiger Bewegung ihr lebensspendendes Lied zu singen. Doch Jiim war blind für das ihn umgebende Schauspiel. Ein einziges Gefühl pulsierte durch seinen herabstürzenden Körper. Es war ein Fieber, das ihn die Kälte des Sturzwindes nicht spüren ließ.
Es war das Fieber der Jagd.
»Krie!«, gellte es aus seiner Kehle, und der Schrei wurde durch die rasende Geschwindigkeit regelrecht zerfasert und mischte sich wie ein zerhackter Blitz in die Wärmespuren von Kalsers Atmosphäre über dem Schrund.
Jiim sah nicht, dass die hoch aufragende Felswand in gerade mal zwei Nargenlängen seitlich an seinem Körper vorbeiraste und näher kam. Er spürte ihre Nähe instinktiv und wusste, dass sie ihm die Deckung gab, die er brauchte.
Schwaden schwefelhaltiger Nebeldämpfe quollen vom Boden des Schrundes empor und stiegen an der Felswand nach oben.
Jiim hielt die Luft an. Der beißende Geruch störte seine empfindliche Nase. In dem Nebel verschwamm auch die Sicht auf seine Beute. Doch der Narge spürte deutlich, dass sie sich noch genau dort befand, wo er sie vor wenigen Herzschlägen das letzte Mal gesehen hatte.
Ein Schatten direkt unter ihm, von den Schwaden fast verdeckt! Eine aus der Wand ragende Felsnase, bereit, seinen rasenden Flug jäh zu stoppen und seinen Körper aufzuschlitzen.
Doch eine winzige Bewegung mit der linken Flügelspitze reichte, und Jiim spürte, wie er nur fingerbreit an dem messerscharfen Grat vorbeiraste.
Weiter auf dem Weg nach unten. Die minimale Korrektur seines Sturzflugs hatte die Nebelschwaden so weit verwirbelt, dass er wieder deutlich sehen konnte.
Aber auch der Torrgoll hatte bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Sein massiger, dreieckiger Schädel schwenkte herum, ohne aufzuhören, die eben abgegrasten Schwammpilze weiterzukauen, die direkt neben der Schwefelquelle wucherten.
Kein ganzer Atemzug mehr, dann würde Jiim auf den Torrgoll prallen. Er wusste, es gab nur einen Versuch.
Der Sturzflug flachte jetzt leicht ab. Mittlerweile hielt Jiim mit weit nach vorne gestreckten Armen den kurzen Speer fest umklammert. Die leuchtend roten Flügelfedern waren eng an die Arme, Schultern und Rücken gelegt. Er musste genau treffen. Da war ein gerade mal fingerbreiter Punkt im Nacken des Torrgolls, dort, wo zwei seiner Körperschilde zusammentrafen – genau dort musste er den Speer mit aller Wucht hineinstoßen.
Der Torrgoll war riesig. Mehr als zwei Nargenlängen hoch, beinahe ebenso breit und mehr als doppelt so lang stand sein über und über bizarr gepanzerter Körper auf vier felsdicken Beinen und wurde zusätzlich durch einen klobigen, schuppenartig aufgefächerten Schwanz abgestützt. Trotz seines gefährlichen Aussehens war er ein reiner Pflanzenfresser und zu unbeweglich, um seinen Kopf so drehen und erkennen zu können, was sich über ihm abspielte.
Außerdem war es zu dunkel. Für den Torrgoll war das Restlicht der untergegangenen Sonne kaum noch wahrnehmbar. Für den Nargen und seine wärmeempfindlichen Sinne dagegen war die Umgebung so klar wie am helllichten Tag.
Doch der Torrgoll hörte genau, dass irgendetwas nicht stimmte. Und aus diesem Grund setzte dieses gewaltige Tier, das kaum natürliche Feinde kannte, genau die Waffe ein, die es in der Evolution dieses rauen Planeten so gut wie unbesiegbar gemacht hatte.
Blitzschnell öffneten sich überall in den Schilden und Panzern des Torrgolls winzige, runde Poren. Aus ihnen schossen leise zischend kleine Stachel, so als würde ein Kaktus explodieren.
Im Nu war der Torrgoll und sein Angreifer von einer Wolke nadelspitzer Geschosse umgeben. Jedes von ihnen war mit einem hoch wirksamen Nervengift getränkt. Der kleinste Kratzer würde reichen, um Jiim auf der Stelle zu lähmen. Und die Lähmung wäre erst der Auftakt zu einem qualvollen, lang andauernden Sterben. Das vom Gift eines Torrgolls verseuchte Opfer konnte nur noch darum beten, dass ein achtloser Tritt des sich entfernenden Tieres seinen Qualen ein Ende bereitete.
Doch diese Gnade wäre reiner Zufall, denn der Torrgoll war nur mit minimaler Intelligenz ausgestattet. Schon wenige Augenblicke später würde er den Angriff wieder vergessen haben.
Im gleichen Moment, als der Torrgoll seine Giftnadeln abschoss, aktivierte Jiim seine Nabiss-Rüstung, die goldstrahlend aufglühte. Der rasende, parabelartige Sturzflug wurde abrupt abgebremst und im selben Augenblick bohrte sich der kleine, handliche Speer zwischen die beiden Nackenschilde. Er versank tief im Hals des Tieres und durchtrennte mit einem Schlag die Nervenbahnen zwischen den beiden neuronalen Systemen, die sämtliche Funktionen des massigen Körpers steuerten.
Diese Art der Jagd verlangte ein Höchstmaß an Präzision. Der Speer benötigte noch die volle Wucht und Kraft des Sturzflugs, der Jäger aber musste rechtzeitig abbremsen, um sich nicht durch den Aufprall sämtliche Knochen zu brechen.
Stechen, bremsen und den Schwung nutzen, um den eigenen Körper in einem diagonalen Salto seitlich am Tier vorbeizudrehen: Das alles war eine einzige Bewegung, die erst endete, wenn man nach Vollendung der Rotation wieder aufwärts schwang und mit den Füßen auf dem Rücken der Beute landete. Erst jetzt ließ Jiim den tief im Nacken versenkten Kurzspeer los.
Bei den Nargen erzählte man sich von Jägern, mythischen Helden aus grauer Vorzeit, denen diese Art der Jagd ohne jedes Hilfsmittel und nur durch reine Körperbeherrschung gelungen sein soll.
Jiim aber war sich bewusst, dass er sein Jagdglück der Nabiss-Rüstung zu verdanken hatte.
Dem Torrgoll blieb kaum Gelegenheit, den Stich zu spüren, da war er bereits tot. Die Wolke kleiner Giftstachel wurde durch den gewaltigen Luftdruck des herbstoßenden Nargen durcheinandergewirbelt und durch die Energie des Nabiss-Panzers von Jiims Körper fortgelenkt. Wie durch eine unsichtbare Blase geschützt, stand er jetzt auf dem Rücken des lautlos zusammengebrochenen Tieres, während rings um ihn herum die kleinen Giftpfeile zu Boden fielen.
Gleich einem Schauer aus warmem Wasser ließ Jiim ein emotional-energetisches Kontrollfeld über seinen Körper gleiten, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, wirklich von keinem einzigen der Nadelpfeile auch nur angeritzt worden zu sein. Erst als er sich seiner Unversehrtheit ganz sicher war, öffnete er seinen Geist, um den Rest seines Volkes an dem Jagdglück teilhaben zu lassen.
***
Morphogenetische Felder, hatte Guma Tschonk, der flügellose Götterbote, ihre Art Informationen auszutauschen und Wissen zu teilen, genannt. Wehmütig erinnerte sich Jiim an die gemeinsame Zeit, die gemeinsam bestandenen Abenteuer.[1]
Vieles hatte sich seitdem verändert. Caar, der alte Suprio war gestorben und er, Jiim musste auf einmal gewaltige Verantwortung übernehmen. Während seiner letzten Atemzüge war es Caar mit Hilfe von Guma Sko Pi noch gelungen, das Ei des neuen Suprio zu legen.
Doch bis Pern, der inzwischen geschlüpft war, alt genug sein würde, um die Pflichten eines Suprio zu übernehmen, war Jiim als sein Ersatz-Elter für ihn und seine Erziehung zuständig. Diese Aufgabe umfasste aber auch die Verantwortung für das Gemeinwesen der Nargen. Bis zu dem Tag, da Pern die Aufgaben Caars als Suprio übernehmen konnte, musste Jiim auch diese Führungsrolle wahrnehmen, ob er wollte oder nicht. Als Ersatz-Elter war er automatisch auch ein Ersatz-Suprio geworden. Es war Caars letzter Wille gewesen, ausgerechnet ihn für diese Zeit der Zwischenherrschaft zu bestimmen. Ausgerechnet ihn, den Caar erst kurz zuvor zum Tode verurteilt hatte und dann, als Guma Sko Pi und Tschonk die Vollstreckung verhindert hatten, aus dem Volk der Nargen verstoßen hatte.
Alle Nargen hatten den letzten Gedankenimpuls Caars mitbekommen. Im Augenblick seines Todes war diese Willensäußerung Caars so stark gewesen, dass sie sogar Jiim erreicht hatte, obwohl er sich damals mit Guma Tschonk weit entfernt in der Toten Stadt und ihren Anlagen aufgehalten hatte. War Caar angesichts seines nahenden Todes auf einmal weise und milde geworden? Die Motive für seinen Sinneswandel hatte der Suprio mit hinübergenommen ins Dunkle Reich der Vorfahren.
Tschonk Laut …
Jiim wusste längst, wie sein Freund von den Sternen richtig hieß: John Cloud. Schnell hatte er die Sprache der vermeintlichen Götterboten gelernt, viel schneller als sie die seine. Anfangs allerdings hatte er ihre Namen nur schwer verstanden. Aber als er merkte, dass es sie nicht beleidigte, blieb es bei seinen anfänglichen Namenskreationen.
Wo mögen sie jetzt sein? Leben sie überhaupt noch?, überlegte Jiim.
Völlig überstürzt hatten sie Kalser mit ihrer flammenden Zornesträne wieder verlassen müssen. Und obwohl Jiim wegen dieses abrupten Abschieds ein Gefühl der Trauer und Leere empfand, war dies doch die beste Möglichkeit gewesen, die vielen fremden Raumschiffe fortzulocken, die urplötzlich seine Welt überfallen hatten.
Den Waffen dieser Angreifer hatte das Volk der Nargen nichts entgegen zu setzen. Es war seinerzeit das Beste gewesen, dass Tschonk, Res Nick, Tschar Vis und dieses seltsame Wesen Sko Pi wieder verschwanden.
Denn so viel war rasch klar. Der Angriff der Raumflotte galt gar nicht Kalser, sondern ihnen, den Götterboten; seinen Freunden, von denen er so viel gelernt hatte und die ihm ebenso das Leben gerettet hatten, wie er ihnen.
Doch er musste sich berichtigen. Ihr überstürzter Aufbruch war nicht die beste, sondern es war die einzige Möglichkeit gewesen, Kalser zu retten.
Haben sie den Tod gefunden auf ihrer Flucht?
Jiim wusste es nicht und wollte nicht an diese Möglichkeit glauben. Zu eng war der Kontakt zwischen Tschonk und ihm gewesen, als dass er es nicht gespürt hätte, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Dies glaubte Jiim zumindest.
Wenn ein Narge stirbt, erfahren dies im selben Moment alle anderen Nargen, aber gilt dies auch für das Verhältnis zwischen dem geheimnisvollen Götterboten und mir?
Noch dazu über den unendlichen schwarzen Abgrund zwischen den Sternen hinweg, der nun zwischen ihnen lag. Doch wenn solche Entfernungen von Raumschiffen zurückgelegt werden können, dann muss dies doch erst recht für die Gedanken und Gefühle gelten, die zwischen verwandten Seelen schwingen.
Aber sind wir – trotz der gemeinsam erlebten Abenteuer – überhaupt verwandte Seelen?
Wie auch immer Jiim seine Gedanken drehte und wendete, zurück blieben nagender Zweifel und Ungewissheit.
So viel hatte sich verändert, seit die flammende Zornesträne mit den Götterboten an Bord vom Himmel fiel. Anfangs hatte er diesen Veränderungen entgegengefiebert, hatte es kaum erwarten können, dass sich das eintönige und streng reglementierte Leben seines Volkes verändern würde. Doch nun – seit die Last der Verantwortung über alle Nargen stellvertretend auf seinen Schwingen lastete – sah er vieles anders. Mit mehr Bedacht, mit mehr Abstand …
***
Ein Geräusch unterbrach ihn in seinen Gedanken. Deutlich konnte er die Flügelschläge der Ankommenden unterscheiden. Chex, sein Freund war dabei und Alef und viele andere Jäger. Ein Torrgoll war eine seltene Beute, und er war zu schwer, um ihn als Ganzes zu transportieren. Besonders köstlich waren die Fleischstücke aus dem Inneren seines Körpers, aber auch die gepanzerten Platten, mit denen das Tier bedeckt war, konnten verwertet werden. Solch eine Beute musste deshalb an Ort und Stelle zerlegt werden.
»Passt auf die Giftstacheln auf!«, rief Jiim den anfliegenden Nargen entgegen. »Sie liegen rings um den toten Torrgoll!«
»Wir haben vorgesorgt«, antwortete Chex und klopfte auf einen großen Beutel, den er vor seiner Brust trug.
Auch die anderen hatten Beutel dabei, die sie nun öffneten. Heraus rieselten Tausende kleiner Selmonblätter, mit denen schon bald der Boden um das Beutetier bedeckt war.
Es zischte, sobald eines der Blätter mit einem der Stachel in Berührung kam. Torrgolls mieden die Selmonbüsche, weil sie als einzige Pflanze das Gift ihrer Stacheln regelrecht absaugten und neutralisierten. Deshalb hielten sie sich auch am liebsten auf dem Grund des Schrundes auf, während die Selmonbüsche nur oberhalb an der Waldgrenze wuchsen, dort wo die Nargen ihre Baumnester hatten.
Jiim spürte die Freude über die reiche Beute. Heute noch würde es ein Festmahl für alle Nargen geben. Doch plötzlich, irgendwo in diesem Gefühlfeld der Freude, das Jiim mit den anderen Nargen teilte, blitzten für einen winzigen Moment andere, düstere Empfindungen auf: Hass, Neid und der Wunsch zu töten.
Woher kam das?, dachte Jiim.
Hatten die anderen diesen kurzen Anflug finsterer Stimmung mitbekommen? Hastig drehte er sich um und musterte die Gesichter seiner Freunde, die sich daran machten, den Torgoll mit ihren scharfen Messern zu zerlegen. Nichts deutete darauf hin. Von ihnen kam dieses Gefühl offensichtlich nicht. Hatte er sich getäuscht oder hatte er diese böse Schwingung nur allein vernommen?
***
Vieles hatte sich verändert.