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Ein Boyband-Star, der einem Skandal um ein Sexvideo ausgeliefert ist. Sein bester Freund, der alles aufklären könnte. Wer ist der andere Mann? Das ist eine Frage, die Lee immer wieder hört, seitdem ein Video von ihm bei einem Blowjob geleakt worden ist. Natürlich könnte er der Presse die Wahrheit sagen: Der andere Mann ist sein bester Freund und ebenfalls Sänger in der Boyband Three Five. Doch das würde er Ray nie antun. Dass Lee seit Langem heimlich in Ray verliebt ist, macht die Sache nicht unkomplizierter. Ray hat keine Ahnung, was Lee fühlt, und für ihn steht Three Five an erster Stelle. Die Band durch eine Beziehung zu gefährden, würde ihm nie in den Sinn kommen. Durch den Presserummel schottet Lee sich ab. Vielleicht wäre die Band ohne ihn sogar besser dran ... Er darf seinen besten Freund nicht verlieren. Deshalb muss er endlich akzeptieren, dass Ray keine Gefühle für ihn hat. Oder? Sie sind beste Freunde und Seelenverwandte. Doch was, wenn sich zwischen Sexskandal und Konzert-Tour plötzlich mehr entwickelt ...? Diese tiefgehende New Adult-Romance-Trilogie entfacht einen Sturm an Gefühlen. Textauszug Sein Blick fand meinen und für einen Augenblick brannte die Luft zwischen uns, ich leckte mir über die trockene Unterlippe. Rays Blick folgte der Bewegung meiner Zunge, ich holte laut und etwas zu zittrig Atem. F*ck. Reiß dich zusammen, Lee. Ich schüttelte meinen Kopf, um im Takt zu bleiben und mich zu konzentrieren. Wann war es dazu gekommen, dass ich am liebsten bei einer Tanzprobe über meinen besten Freund und Band-Kollegen herfallen würde? //»Silent Within« ist der dritte Band der knisternden »Behind the Spotlight«-Trilogie um die Boyband Three Five und kann unabhängig davon gelesen werden, nimmt aber Bezug auf die Geschehnisse der Vorgängerbände. Band 1: Hidden Underneath Band 2: Lost Between Band 3: Silent Within Diese Reihe ist abgeschlossen.//
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Impress
Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
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Rebekka Gusia
Behind the Spotlight: Silent Within
**Ein Boyband-Star, der einem Skandal um ein Sexvideo ausgeliefert ist. Sein bester Freund, der alles aufklären könnte.**
Wer ist der andere Mann? Das ist eine Frage, die Lee immer wieder hört, seitdem ein Video von ihm bei einem Blowjob geleakt worden ist. Natürlich könnte er der Presse die Wahrheit sagen: Der andere Mann ist sein bester Freund und ebenfalls Sänger in der Boyband Three Five. Doch das würde er Ray nie antun. Dass Lee seit Langem heimlich in Ray verliebt ist, macht die Sache nicht unkomplizierter. Ray hat keine Ahnung, was Lee fühlt, und für ihn steht Three Five an erster Stelle. Die Band durch eine Beziehung zu gefährden, würde ihm nie in den Sinn kommen. Durch den Presserummel schottet Lee sich ab. Vielleicht wäre die Band ohne ihn sogar besser dran … Er darf seinen besten Freund nicht verlieren. Deshalb muss er endlich akzeptieren, dass Ray keine Gefühle für ihn hat. Oder?
Buch lesen
Vita
Danksagung
© privat
Rebekka Gusia wurde 1990 in einem Dorf im oberbergischen Kreis geboren. Von klein auf las sie Unmengen von Büchern aus der Bibliothek der nahen Kleinstadt. Je älter sie wurde, desto mehr lernte sie vor allem das Romance-Genre lieben, in dem auch ihre eigenen Geschichten spielen. Sie zog für ihr Germanistik- und Pädagogikstudium nach Köln. Das Schreiben sieht sie als kreativen Ausgleich zu ihrer fordernden Arbeit bei einem Jugendhilfeträger.
Für Alex und Ayleen.Ich bin unglaublich froh, dass wir uns gefunden haben.Ohne euch hätte ich keins meiner Projekte beendet.
Lee
Rays Hand auf meiner Hüfte sandte prickelnde Hitze durch meinen Körper. Unser keuchender Atem klang laut im Raum und ich bewegte mich auf ihn zu, um meine eigenen Finger auf seinen ausgestreckten Unterarm zu legen. Sein Blick fand meinen und für einen Augenblick brannte die Luft zwischen uns, ich leckte mir über die trockene Unterlippe. Rays Blick folgte der Bewegung meiner Zunge, ich holte laut und etwas zu zittrig Atem. Seine wilden braunen Locken fielen ihm leicht verschwitzt in die Stirn und meine Finger juckten förmlich in dem Bedürfnis, sie in seinen Haaren zu vergraben und noch etwas mehr durcheinanderzubringen.
›Fuck. Reiß dich zusammen, Lee.‹ Ich schüttelte meinen Kopf, um im Takt zu bleiben und mich zu konzentrieren.
Wann war es dazu gekommen, dass ich am liebsten bei einer Tanzprobe über meinen besten Freund und Band-Kollegen hergefallen wäre?
Nach zehn weiteren Minuten wurde die Probe glücklicherweise beendet und ich beeilte mich, aus dem Raum zu kommen. Mit einem kurzen Blick zu Ray, der mich noch immer schweratmend musterte, verließ ich den Raum und eilte zum naheliegenden Aufenthaltsraum, der sich praktischerweise abschließen ließ.
Kurz darauf klopfte es und ich öffnete die Tür, vor der Ray stand und mich mit intensivem Blick aus seinen dunklen Augen ansah. Ich zog ihn herein, warf die Tür hinter ihm zu und schloss ab.
Unsere Lippen prallten aufeinander, fast schmerzhaft, gierig und fordernd. Rays Hände wanderten über meinen Körper, pressten mich näher an ihn. Ich öffnete den Mund unter seinem, um seiner Zunge Zugang zu verschaffen, und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Ich war ungeduldig, meine Hände wurden fahrig und ich bekam seinen Gürtel nicht so schnell auf, wie ich es gerne hätte. Ray half mit und ich schob seine Hose direkt mitsamt Unterwäsche runter, um die Finger um seine Härte zu schließen.
»Wir haben keine Zeit«, murmelte Ray mit einem leisen Stöhnen, als ich ihn berührte. Er ließ seine Lippen zur empfindlichen Stelle an meinem Hals wandern, die mein Inneres fast zum Schmelzen brachte. Er hatte recht: Jeden Moment würden die Wagen ankommen, die uns abholten. Einer unserer Band-Brüder würde an die Tür klopfen, gegen die Ray gerade lehnte, um uns Bescheid zu geben, dass wir zurück nach Hause fuhren.
»Ich will … nur …« Ich bekam keinen ganzen Satz heraus. Seit wir unsere Freundschaft durch Sex erweitert hatten, war es leichter, mit unseren Körpern zu kommunizieren. Meine Gefühle lagen mir immer zu sehr auf der Zunge, als dass ich es riskieren könnte, sie in einem Moment der Schwäche herauszulassen. Deshalb fiel ich vor ihm auf die Knie und ließ meinen Mund auf andere Weise sprechen.
Rays Finger fanden den Weg in meine Haare und sein Stöhnen war Musik in meinen Ohren.
»Babe …« Er unterbrach sich und ich genoss den Schauer, der mich durchlief, als er mich mit dem Kosenamen ansprach, der ihm nur in solchen Momenten über die Lippen kam. »Du bist so heiß«, brachte er dann heiser heraus und animierte mich mit sanftem Druck am Hinterkopf zu etwas schnelleren Bewegungen. In mir brannten selbst Hitze und Ungeduld, doch ich wusste, dass nicht genug Zeit blieb, um dem auch noch nachzugehen. Es machte mir nichts aus zu warten, denn das hier reichte mir.
Trotzdem kam mir eine Idee und ich tastete nach meinem Handy. Ich ließ kurz von Ray ab und gab es ihm hoch.
Ray hob eine Augenbraue und grinste dann breit.
»Wir haben nicht genug Zeit, dass ich auch noch …« Ich war atemlos und Ray wusste ohnehin, was ich sagen wollte. Also sprach ich nicht zu Ende. »Nur eine kurze Aufnahme, damit wir später da weitermachen können, wo wir aufhören, wenn wir zurückkommen …?« Es war kein Vorschlag aus dem Nichts, denn wir hatten schon mal darüber gesprochen, es nur bisher nie umgesetzt.
Ray stieß ein Geräusch aus, das mehr Knurren als Stöhnen war. Ein Kribbeln durchlief mich, als ich ihn, ohne zu zögern, in den Mund nahm und zu Ray aufsah.
Direkt in die Kamera.
***
»Wo ist Ray?«, fragte Dev, als er sich – wie es so seine Art war – selbst in meine Wohnung ließ, wo ich auf dem Sofa saß.
Ich brummte etwas von Dusche und sah Dev entgegen, der sich mit einem Grinsen halb auf mich fallen ließ. Ich beschwerte mich nicht, denn ich würde es nie aussprechen, war aber dankbar für seine Wärme und Nähe. Dev setzte sich nach einigen langen Sekunden etwas gemütlicher hin, sodass er neben mir saß und seine Beine über meinen platziert hatte. Seinen Kopf auf meine Schulter lehnend sah er auf mein Handy, auf dem ich gerade durch den Terminplan der nächsten Woche scrollte, der vollgestopft war mit Tourvorbereitungen. Denn Three Five würde zwar keine so große Tournee wie die letzte mit Crystal Heart als Opener machen. Aber wir würden immerhin zwölf Konzerte in sechs Ländern spielen, um unser neues Album zu promoten, und es war schon in zwei Wochen so weit.
»Viel zu tun«, brummte Dev und ohne hinzusehen konnte ich förmlich hören, wie er das Gesicht schmollend verzog.
»Margot und du könnt jeden Tag telefonieren«, beruhigte ich ihn und tätschelte seinen Oberschenkel. »Und sie kommt zu den zwei Konzerten hier in New York.«
»Trotzdem«, jammerte Dev. »Ich hätte niemals Crystal auf Margot treffen lassen dürfen. Wer konnte denn ahnen, dass sie sie direkt für sich einnimmt.«
Ich gab ein Geräusch von mir, das Dev wohl so deutete, dass er weitersprechen sollte, und er ließ sich darüber aus, was für ein schweres Los er mit einer so talentierten Freundin hatte. Margot hatte sich – nachdem die beiden endlich für sich geklärt hatten, dass sie sich liebten und eine Beziehung wollten – ziemlich nahtlos in unsere Gruppe eingefügt. Vor allem dadurch, dass sich herausgestellt hatte, dass sie eine sehr gute Tänzerin mit drei befreundeten talentierten Tänzern war. Crystal hatte wegen eines Planungsfehlers plötzlich für mehrere Auftritte keine Background-Tänzer und -Tänzerinnen gehabt und sie zum Vortanzen eingeladen. Die vier hatten fantastisch harmoniert. Crystal wollte ohnehin nur eine kleine Tanz-Crew und ihre anstehenden Auftritte lagen in den Semesterferien der vier Studierenden. Deshalb war Margot – Devs Freundin – jetzt gerade mit Crystal – Ace’ Freundin – unterwegs und wenn man der Begeisterung in den sozialen Medien glaubte, kamen Crystals Konzerte sehr gut an, was mich unglaublich freute. Sie hatte sich entschieden, dass sie nicht mehr die ganz großen Stadien bespielen wollte, konzentrierte sich stattdessen auf die mittelgroßen Bühnen. Nach allem, was ich mitbekam, war das die richtige Entscheidung für sie gewesen. Sie liebte es, genau wie ihre Fans. Es bedeutete aber eben, dass sowohl Ace als auch Dev ihre Freundinnen in letzter Zeit kaum gesehen hatten und langsam unleidlich wurden.
Ich ließ meine Hand zu Devs Kopf wandern, um meine Finger durch seine Haare fahren zu lassen, was ihn immer beruhigte. Er liebte körperliche Nähe und auch wenn ich so gut wie nie von mir aus Berührungen initiierte, gab ich ihm gerne, was er wollte, wenn er es einforderte. Mittlerweile fehlte mir selbst etwas, wenn niemand meine Nähe suchte.
Ein lautes Klopfen und dann Piepen an der Wohnungstür kündigten jemand Neuen an und gleich darauf fragte Ace, ob er reinkommen könnte, was Dev euphorisch bejahte, als wären wir in seiner Wohnung. Jax und Ace kamen rein und ich grüßte sie mit einem kaum wahrnehmbaren Heben meines Kinns. Wir sahen uns viel zu häufig, um uns über so was wie Begrüßungen noch Gedanken zu machen, wir waren vorhin alle fünf zusammen zur Tanzprobe beim Label gewesen und hatten uns danach zum Essen hier bei mir verabredet. Wir hatten momentan so viel zu tun, dass wir wenig Zeit zu fünft verbrachten, und ich versuchte regelmäßig dafür zu sorgen, dass wir gemeinsam aßen. Lieber mochte ich es, wenn wir kochten und dann den ganzen Abend miteinander hatten, aber mir war jede Zeit zu fünft wichtig.
»Wo ist Ray?«, fragte Jax, sobald er reinkam, und sah dabei mich an.
In diesem Moment spürte ich, ohne aufzusehen, wie Ray den Raum betrat. Es war wie ein sechster Sinn, ich wusste immer, wenn er kam. Ich sah trotzdem kurz hin, nur um den Blick schnell wieder abzuwenden. Seine braunen Locken waren nass, wirkten dadurch dunkler und nicht so wild wie sonst oft. Ich würde es natürlich nicht zugeben, aber ich würde viel zu gern meine Hände durch seine noch nassen Haare wandern lassen und seine Locken kneten, bis sie sich wieder um seinen Kopf ringelten.
»Hier«, sagte Ray und seine Stimme sorgte sofort dafür, dass ich mich entspannte. Dev schien es auch zu spüren, denn er hob fragend den Kopf, um mich anzusehen. »Das Essen soll in zehn Minuten hier sein.«
Ace ließ sich neben Dev aufs Sofa fallen, Ray und Jax setzten sich auf zwei Kissen am Boden und Ray lehnte sich an meine Beine. Sie aßen gerne am Boden sitzend am Wohnzimmertisch. Ich legte mein Handy zur Seite und ließ die freie Hand sanft durch seine Haare wandern. Nur für einen kurzen Moment, weil er mich erst vor ein paar Tagen darauf angesprochen hatte, dass es zu auffällig wurde, wie viel ich ihn vor den anderen berührte. Ich sah das anders, denn ich kraulte Devs Kopf seit zehn Minuten und niemand zuckte auch nur mit der Wimper. Aber ich wusste, dass es Ray wichtig war, und unterdrückte meinen Wunsch nach Hautkontakt und lehnte mich zurück ins Sofa.
Ich schloss die Augen und ließ Rays Lachen und das Gespräch um mich herum zu Hintergrundgeräuschen werden.
Eine sanfte Hand weckte mich etwas später und ich blinzelte irritiert. »Das Essen ist da«, meinte Ray und lächelte mich an. Es war das Lächeln, das er nur mir schenkte, ich fragte mich, ob er wusste, dass er es tat. Ich erwiderte die Geste und sah in seinem Blick, dass meine Müdigkeit dafür gesorgt hatte, dass ich die Schutzmauern um meine Gefühle für Ray hatte sinken lassen. Ich räusperte mich und sah schnell von ihm weg. Ich war seit Jahren in Ray verliebt, doch das wusste nur ich. Er hatte viel zu oft gesagt, wie wichtig ihm Three Five war und wie sehr Liebesbeziehungen Bands zerstören könnten. Er hatte es nie konkret aussprechen müssen, ich wusste auch so, dass für ihn eine Beziehung innerhalb der Band nie infrage käme. Selbst wenn er etwas für mich empfinden würde. Vor einem Jahr hatten wir darüber gewitzelt, wie viel einfacher es wäre, Sex mit einem der Bandmitglieder zu haben, anstatt jemanden außerhalb kennenzulernen und im schlimmsten Fall mit Verschwiegenheitserklärungen und mehr arbeiten zu müssen. Ich hatte damals nicht damit gerechnet, dass es dazu führen würde, dass wir eine Sexbeziehung starteten. Eine Freundschaft plus, wie sie im Buche stand. Wir waren beste Freunde und wir hatten Sex miteinander, wenn wir Lust darauf hatten. Alles blieb, wie es war, nur der Sex kam dazu. Und natürlich war es unvermeidlich gewesen, dass meine Gefühle sich verstärkten und ich mittlerweile hoffnungslos verliebt war in meinen besten Freund.
Fantastisch.
»Hallo? Erde an Lee!« Dev schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht und ich schob seine Hand grummelnd zur Seite, um einen Pizzakarton entgegenzunehmen.
»Gucken wir einen Film?«, fragte Ray, setzte sich freudig auf und sah mit großen Augen in die Runde. Ich verbarg mein Lächeln, indem ich in die Pizza biss.
Überraschenderweise hatte niemand anderes vor. Wir spielten Schere, Stein, Papier, um zu klären, wer den Film bestimmte, und ich versuchte nicht ernsthaft zu gewinnen, weil ich am liebsten Tierdokus sah, um herunterzukommen. Die anderen guckten manchmal mit mir und ich wusste, dass es sie genauso beruhigte wie mich. Aber ich hatte das Gefühl, dass heute niemand in Stimmung für Tierdokus war, also sollte ruhig jemand anderes aussuchen. Dev gewann und wählte mit strahlenden Augen einen seiner Horrorfilme aus. Alle stöhnten dramatisch auf.
»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Du kannst nachher wieder nicht schlafen und Margot ist nicht da«, meinte Ace und runzelte die Stirn.
Dev suchte, ohne sich beeindrucken zu lassen, einen Film beim Streamingdienst seiner Wahl aus. »Nehmt Margot nicht als Ausrede! Vorher habt ihr auch Filme mit mir geguckt. Und Ace, korrigier mich, oder bin ich heute Morgen nicht aufgewacht und einige deiner Körperteile waren ein wenig zu nah an meine gepresst und …«
Ace bewegte sich beeindruckend schnell, um Dev den Mund zuzuhalten, obwohl alle ahnten, was gemeint war, und gutmütiges Gelächter ausbrach. Ace war knallrot angelaufen.
»Ich kann nichts dafür, was ich im Schlaf mache«, murmelte er in seinen Pizzakarton hinein, nachdem er Dev losgelassen hatte.
Dev grinste sein breites Grinsen. »Ich bin der Letzte, der ein Problem damit hat. Ich liebe Kuscheln! Auch wenn ich eure Morgenlat…«
»Sprich es nicht aus«, knurrte Jax.
»Schon gut, schon gut.« Dev lachte und wehrte das Kissen ab, das in seine Richtung flog. »Margot meinte, dass sie ein Bild von uns kuschelnd im Bett braucht, um ihre kleine Schwester zu schocken.«
»O Gott, besser nicht. Ist sie nicht minderjährig?« Ray sah kurz zu mir hoch, bevor er mit einem Lächeln ein Stück meiner Pizza klaute.
»Ich bin ziemlich sicher, dass ein beeindruckend großer Teil der Three Five Shipping-Fanfiction von minderjährigen Fans geschrieben und vor allem gelesen werden«, erwiderte ich.
»O Gott, du hast doch nicht etwa Fanfiction von uns gelesen?« Jax drehte sich mit seinem ganzen Körper zu mir um.
Ich schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Nein, nein. Ich meine, ich liebe euch alle, aber ich will wirklich nichts darüber lesen, wie sich unsere Fans Sex unter uns vorstellen.« Ray versteifte sich minimal, was ich spürte, weil er noch immer an meinen Beinen lehnte. Wenn jemals herauskam, dass zwei Mitglieder von Three Five tatsächlich Sex miteinander hatten, würden die LeeRay-Shipper vermutlich durchdrehen. Ich biss die Zähne zusammen, um den Gedanken wieder loszuwerden. Es würde natürlich niemals öffentlich werden. Nicht so, wie ich es mir wünschte.
»Okay. Genug Sex-Talk. Film ab!«, rief Dev, startete den Film und legte die Fernsteuerung und seinen leeren Pizzakarton weg. Die Musik des Vorspanns flutete den gesamten Raum.
Ray stand vom Boden auf, weg von mir und setzte sich in den Sessel am anderen Ende des Sofas. Ich konnte nicht anders als ihm nachzusehen und mich zu fragen, was er dachte. Hatte ihn mein Witz über die Fanfiction etwa getroffen?
Dev lehnte sich schwer gegen meine Seite. »Alles okay? Bist du schon satt?« Er sah mit gerunzelter Stirn auf meine übrigen Pizzastücke. Ich räusperte mich, nahm mir ein Stück und forderte ihn grummelnd auf, sich auch noch eins zu nehmen. Doch Dev legte stattdessen den Arm um mich, lehnte sich näher an mich und legte den Kopf auf meine Schulter. »Ich darf heute bei dir schlafen, oder?«
»Wenn es sein muss«, antwortete ich, obwohl ich unglaublich froh war, in diesem Moment und auch heute Nacht nicht allein zu sein.
»Keine Angst«, flüsterte er nah an meinem Ohr. »Ich verrate niemandem, dass du dir eigentlich gewünscht hast, dass du nicht allein schläfst.« Ich grummelte und spürte Hitze in meine Ohren steigen. »Du musst keine Angst haben, deine Liebe zu zeigen.« Er lachte in sich hinein, als ich ihm mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. »Vielleicht wirst du überrascht und bekommst genauso viel zurück.«
Lee
»Es ist so strange darüber nachzudenken, dass du Onkel bist«, verkündete Dev, als er mir über die Schulter und auf mein Handy sah. Er saß neben mir in meinem Bett und wir scrollten beide noch auf den Handys herum, bevor wir wirklich aufstehen und uns der Realität des viel zu vollgepackten Tages stellen mussten.
Gerade hatte einer meiner Brüder ein Foto einer Grillparty in die Familiengruppe geschickt, in der so gut wie nie etwas außer gelegentlicher Fotos geteilt wurde. Die Gruppe bestand aus meinen Brüdern und unserer Mutter und seit Kurzem auch ein paar meiner älteren Neffen und Nichten. Auf dem Bild strahlten Dustin, seine Frau und seine drei Töchter – meine Nichten – in die Kamera.
»Dann denk mal darüber nach, dass ich Onkel bin, seit ich vier bin«, erwiderte ich. Meine Stimme war noch rau und so gut wie ungenutzt nach dem Aufwachen, ich räusperte mich.
»Viel zu krass. Wie viele Nichten und Neffen hast du mittlerweile? Hast du mehr Bilder?«
Ich redete selten über meine Familie. Dev wusste natürlich, was es zu wissen gab, aber ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass er sich nicht an alle Details erinnerte. Ich hatte meine Brüder und Mutter in den letzten Jahren kaum gesehen und deswegen auch meine Nichten und Neffen nur ganz selten überhaupt getroffen.
Ich öffnete die Medien, die in der Familiengruppe geteilt wurden, und gab Dev mein Handy, damit er selbst durch die Fotos scrollen konnte. »Ich habe drei Neffen und vier Nichten. Meine älteste Nichte Hannah ist einundzwanzig, sie heiratet nächste Woche.«
»Stimmt! Das ist die Hochzeit, zu der du eingeladen bist. Keine Ahnung, warum das nicht in meinen Kopf rein will. Ich weiß, dass du drei Brüder hast und der nächstältere zehn Jahre älter ist als du. Aber irgendwie denke ich nie darüber nach, dass es ja noch zwei davor gibt. Wie alt ist dein ältester Bruder?«
Ich runzelte die Stirn. »Roger ist dieses Jahr vierzig geworden. Er ist fünfzehn Jahre älter als ich. Dustin ist achtunddreißig und Kyle fünfunddreißig. Roger hat Hannah, meine älteste Nichte, mit neunzehn bekommen.«
»Crazy! Stell dir das mal vor. Wenn ich mit neunzehn Vater geworden wäre, wäre das Kind jetzt schon zwei. Ich hätte keine Ahnung, was ich mit einem Kind machen sollte. Woher wissen Eltern, wie sie mit einem Baby umgehen?« Dev tippte ein älteres Bild an, vom letzten Jahr, auf dem all meine Brüder mit ihren Familien und sogar meiner Mutter zu sehen waren.
Ich sagte nichts und Dev schien auch keine Antwort zu erwarten. Ich runzelte die Stirn, als Dev nah an die Gesichter meiner Familie heranzoomte, die ich selbst kaum auseinanderhalten konnte.
»Deine Brüder sehen dir nicht besonders ähnlich«, stellte Dev fest und hob den Kopf, um mich zu mustern.
»Ich habe einen anderen Vater. Er war Koreaner, mit Nachnamen Lee. Meine Mutter war mit meinem Namen nicht sehr kreativ. Es war eine Affäre und er ist zurück nach Korea gegangen. Er weiß nicht von mir und Mom hat keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren«, erklärte ich. Es hatte Zeiten gegeben, in denen es mir etwas ausgemacht hatte, dass ich meinen Vater nicht kannte. Doch mittlerweile machte es mir nichts mehr aus. Möglicherweise lebte mein Vater irgendwo in Korea, aber vielleicht auch nicht mehr. Er war weit weg und aktuell verspürte ich kein Bedürfnis danach ihn kennenzulernen.
»Stimmt. Das hast du schon mal erzählt. Sorry … Irgendwie hatte ich vergessen, dass deine Brüder einen anderen Vater haben.«
»Alles gut«, beruhigte ich Dev und lächelte ihn an.
Er sah zurück auf die Fotos. »Du bist auf keinem Bild zu sehen.«
»Weil ich auf keinem Treffen war. Meine Brüder schicken ihre Familienbilder hauptsächlich für unsere Mutter, denke ich.«
»Du könntest auch Bilder in die Gruppe schicken. Bilder von uns. Wir sind deine Familie! Deine Brüder geben mit ihren Familien an, das kannst du auch. Gib mit uns an! Lass uns ein Bild schicken.« Dev sah mich aus großen Augen an und mich überkam das plötzliche Bedürfnis, ihn zu umarmen.
Ich legte zumindest den Arm um seine Schulter und nahm ihm mein Handy aus der Hand. »Vielleicht, wenn Margot und Crystal wieder da sind.« Ich sah auf die Uhr und stand mit einem Seufzen auf. »Ich gehe duschen. Wir müssen in dreißig Minuten los, der Tag ist komplett im Label durchterminiert.«
Dev ließ sich zurück auf den Rücken fallen und strampelte ein wenig mit den Beinen, bevor er sich selbst aus dem Bett rollte. »Okay. Ich gehe bei mir duschen. Bis gleich!« Seine und Ace’ Wohnungen lagen in der Etage unter der, wo sich meine, Rays und Jax’ Wohnung befanden. Wir lebten in unserem gemeinsam gekauften Haus, in dem sich auch ein Fitnessstudio, ein Tanzraum, Producing-Studios – wobei wir zusätzlich zwei beim Label nutzen konnten –, Arbeitsräume und auf dem Dach ein großer Pool befanden.
»Bis gleich.«
***
Ich startete mit einer Kleidungs-Anprobe beim Label. Es war natürlich schon durchgeplant, was wer von uns zu welchen Zeiten beim Konzert tragen würde. Es musste aber alles anprobiert, angepasst und finalisiert werden. Ich mochte diese Termine, denn auch wenn ich es nie gedacht hätte, hatte ich über die Zeit gelernt, die verschiedenen Outfits mehr und mehr wertzuschätzen, die für uns geplant und ausgesucht wurden. Ich warf mittlerweile in den Vorgesprächen gerne meine Meinung ein und hatte – genau wie meine Band-Brüder – einen eigenen Stil entwickelt, der mitbedacht wurde.
»Die Hose passt gut.« Ich drehte mich, machte ein paar Tanzschritte und bewegte mich ein Stück durch den Raum, bevor ich mich zu der Stylistin wandte. »Aber das Hemd wird bei jeder Bewegung den Großteil meiner Brust zeigen.« Ich hob eine Augenbraue.
»Das ist der Plan, oder?« Sie grinste mich an. »Eure Fans lieben es, wenn ihr Haut zeigt, und du hast einen fantastischen Oberkörper. Aber wenn du dich unwohl fühlst, kannst du das Hemd weiter zuknöpfen. Ich denke aber, dass es dein Outfit aufregender machen würde. Du entscheidest!«
Ich sah in den Spiegel und legte den Kopf schief. »Ich teste es bei der nächsten kompletten Probe und entscheide es dann.«
Sie nickte und deutete auf ein weiteres Outfit auf der Kleiderstange. »Nächste Anprobe?«
Ich war noch eine weitere Stunde beschäftigt, bevor ich den Raum verlassen und zum anschließenden Termin gehen konnte. Dieses Mal ging es darum, einige Solo-Fotos aus dem letzten Shooting abzustimmen. Da alle Mitglieder von Three Five viel zu tun hatten, wurde der Großteil der Termine, die wir einzeln erledigen konnten, auch so absolviert, um Zeit zu sparen. Ich würde erst heute Nachmittag zur Tanzprobe die ganze Gruppe sehen und jede Minute bis dahin war durchgetaktet.
»Hast du schon was gegessen?«, fragte mich Eliz, unsere Haupt-Assistentin, als sie mich von meinem Shooting abholte, weil sich der Ort für das anschließende Interview geändert hatte.
Ich schüttelte den Kopf und sie tippte auf ihrem Handy herum. »Natürlich nicht. Du hattest keine Zeit. Ich bringe dir etwas, das du beim Styling essen kannst. Wünsche?«
»Egal. Hauptsache vegetarisch«, erwiderte ich kurz angebunden, weil sie mich schon durch die Tür zum Make-up und Styling schob.
»In Ordnung. Bis gleich.« Eliz war schon im Stechschritt mit Blick auf ihrem Handy halb durch den Flur gelaufen, um Essen für mich und vermutlich auch Dev und Ace zu besorgen, die schon auf Stühlen vor Spiegeln saßen und geschminkt wurden, als ich hereinkam.
Wir übernahmen ein recht kurzes Interview, das ziemlich spontan angefragt worden war. Es war für ein Online-Magazin, das Teile davon auch als Video zur Verfügung stellte. Unser Label schätzte das Magazin als wichtig genug ein, dass wir die recht spontane Anfrage möglich machten. Sie hätten natürlich lieber alle Mitglieder von Three Five haben wollen, doch so kurz vor dem Konzert und kurzfristig mussten sie mit dreien von uns vorliebnehmen.
»Ich mag es nicht, wenn einige von uns zu solchen Terminen fehlen«, brummte ich, bevor wir zum Interview gingen.
»Geht mir auch so«, erwiderte Dev und legte den Arm um meine Schulter.
Ich versteifte mich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich mich entspannte. Der Tag fühlte sich schon jetzt lang an und eine nervöse Energie breitete sich in mir aus.
»Jap. Ist irgendwie, als würde etwas fehlen«, stimmte uns Ace zu. »Aber wir sind Profis und schaffen das auch zu dritt.« Ich machte ein zustimmendes Geräusch und bemühte mich, gedanklich in Stimmung für ein Interview zu kommen und dort mehr zu sprechen, als ich es müsste, wenn wir zu fünft wären. Ich ließ den Kopf kreisen, meine Gelenke knackten und dann folgte ich Ace aus dem Raum und zog Dev mit mir.
Das Interview lief gut, nahm aber mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich geplant. Deshalb kamen wir drei zu spät zur angesetzten Tanzprobe zu fünft und mit Backup-Dancern. Eliz und die übrigen Manager waren fieberhaft damit beschäftigt, mit den Beteiligten zu klären, ob die gesamte Probe mit allen Tänzern und Tänzerinnen zu schaffen war oder umgeplant werden musste.
Dev, Ace und ich bemühten uns, uns möglichst schnell aufzuwärmen, um starten zu können, sobald alles geklärt war. Ace und Dev waren neben Jax unsere stärksten Tänzer, weshalb sie kein Problem damit hatten, ohne große Vorbereitungen einzusteigen. Ich dagegen brauchte mehr Zeit, um unsere Choreografien zu lernen, und es fiel mir schwer, wenn Pläne rund ums Tanzen über den Haufen geworfen wurden.
Deshalb wurde der Nachmittag für mich ziemlich herausfordernd, anstrengend und vor allem lang. Meine Band-Brüder versuchten mir auszuhelfen, wo es möglich war. Doch am Ende der Probe war letztendlich nur klar, dass ich in den nächsten Tagen noch einige zusätzliche Tanzproben einschieben musste. Vor allem, weil ich einen kompletten Tag wegen Hannahs Hochzeit verlor, zu der ich unbedingt fahren wollte. Ich hatte den Termin schon vor Monaten mit dem Label ausgemacht und ich würde alles tun, um dabei sein zu können.
Ich hielt Eliz auf, bevor sie den Raum verließ. »Kannst du klären, ob es ein Zeitfenster für eine zusätzliche Tanzprobe für mich gibt?«
Sie sah mit gerunzelter Stirn zu mir auf und dann direkt in den Kalender auf ihrem Tablet. »Das wird eng, Lee.« Sie wischte von einem Tag zum nächsten. »Ich schaue, was ich machen kann.«
»Danke.« Ich nickte ihr zu und trank eine Flasche Wasser leer. Mir lief noch immer der Schweiß von der Probe und alles in mir schrie nach einer Dusche. Trotzdem hatte ich das Bedürfnis, weiter zu trainieren, um die Fehler auszumerzen, die ich gemacht hatte. Ich wusste aber, dass es heute keinen Sinn mehr ergab.
»Wir können einen der anderen fragen, ob sie noch mal mit uns zu Hause üben.«
Ich musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass es Ray war, der so nah hinter mir stand, dass ich die Hitze seines Körpers spürte. Das mittlerweile fast alltägliche Kribbeln in meinem Magen und dem restlichen Körper ließ sich nur schwer unterdrücken. Wenn ich den Kopf etwas drehte, würde ich seinen Atem auf der Wange spüren. Ich genoss die Wärme seines Körpers an meinem. Trotzdem machte ich einen Schritt von Ray weg und drehte mich um.
»Ich glaube nicht, dass du die zusätzlichen Proben brauchst. Du warst super heute.« Ich lächelte ihn an und hoffte, dass er und auch sonst niemand sah, wie sehr mich schon nur seine Nähe und der Anblick beruhigten und gleichzeitig meine Gefühle aufwallen ließen. Ray lachte freudig auf und mein Inneres wurde nur durch dieses so gewohnte Geräusch durcheinandergewirbelt.
Gute zwei Stunden später kam ich mit Ace in unserem Haus an und wollte gerade in den Aufzug steigen, als ich vom Portier aufgehalten wurde.
»Mr Lee!«
Ich blieb stehen und winkte Ace zu, damit er schon hochfuhr. Er telefonierte ohnehin gerade mit Crystal und war abgelenkt. Ich drehte mich zu Mike um. »Einfach nur Lee«, sagte ich, wie ich es ihm schon seit unserem Einzug sagte.
Mike grinste mich breit an. »Mr Lee, bei der Routinekontrolle des Pools wurde ein kleines Leck festgestellt. Deshalb möchte die Firma sicherheitshalber in allen Wohnungen die Rohrleitungen prüfen. Es gibt keine Anzeichen, dass es ein Problem gibt, aber wir würden gern sicher gehen. Haben Sie Zeit mit mir Termine abzusprechen, wann die Handwerker in welche Wohnung reinkönnen? Sie sind momentan wenig zu Hause, aber wir möchten nicht reinplatzen, wenn einer von Ihnen ausnahmsweise ausschläft. Die Gemeinschaftsräume müssen auch alle geprüft werden.«
Ich zog mein Handy heraus und öffnete den Kalender. Alle Mitglieder von Three Five führten einen offenen Kalender, den wir miteinander und mit unserem Management teilten. Ich wusste allerdings, dass alle meine Band-Brüder zu 99% auf ihre eigenen Terminpläne sahen und die restlichen ausblendeten. Der gemeinsame Kalender war so unübersichtlich, dass das absolut verständlich war. Ich dagegen nutzte immer alle Übersichten, um in genau solchen Momenten den Überblick zu haben.
»Ja, klar. Wir können einen Plan machen«, erwiderte ich und folgte Mike in sein kleines Büro, in dem er den Überblick über die Überwachungskameras hatte und wo zwei Stühle standen, auf die wir uns setzten.
Nachdem wir die Termine geklärt hatten, war es schon neun Uhr abends und ich stand erst eine halbe Stunde später im Probenraum, um meine mir selbst verordnete Zusatzstunde Choreografien zu üben. Ray tauchte nach wenigen Minuten auf, wir kämpften uns gemeinsam durch und lachten unsere Fehler weg. Allein seine Anwesenheit sorgte dafür, dass es mir besser ging. Jedes Lachen ließ mein Inneres etwas weicher werden. Jedes Lächeln ließ die Sonne strahlen, die schon vor Stunden untergegangen war. Wir wären mit Sicherheit übereinander hergefallen, wenn wir noch ein wenig Energie übriggehabt hätten. So blieb es bei der aufgestauten Spannung. Oder … vielleicht gab es die Spannung auch nur auf meiner Seite. Ich wusste es nicht.
Erst gegen Mitternacht fiel ich geduscht ins Bett und obwohl ich unglaublich müde war, schlief ich lange nicht ein und dachte viel zu viel an Ray.
Ray
Es klopfte an meiner Tür, bevor ich den Ton hörte, der anzeigte, dass mit dem korrekten Code aufgeschlossen wurde. Ich war erst eben aus der Dusche gekommen und ich musste gleich los zum Label fahren.
»Ich bin’s. Darf ich reinkommen?«
»Klar, ich bin in der Küche«, rief ich zurück und schloss den Kühlschrank, um mich zu Lee zu drehen, der gerade durch die Tür kam.
»Morgen«, brummte er mit rauer Stimme, die angenehm an meinen Nervenenden kratzte. »Du hast nicht zufällig mein Handy gesehen?« Er kam auf mich zu und tastete prüfend meine Hosentaschen ab, als würde ich sein Handy dort verstecken.
Ich wehrte ihn lachend ab und zeigte ihm, dass ich nur mein eigenes Smartphone hatte. »Du hast es nicht schon wieder verloren, oder?«
»Nein, nein. Es ist bestimmt irgendwo. Ich weiß nur nicht, wo ich es zuletzt hatte. Ich weiß, dass ich es gestern Abend beim Label noch in der Hand hatte. Und ich dachte vielleicht, dass ich es im Auto verloren habe, als ich eingeschlafen bin und du es eingesteckt hättest. Ich habe es gehofft … dachte, du willst mich ärgern.« Er seufzte tief, verdeckte die Augen kurz mit der Hand und ließ die Stirn an meine Schulter sinken. Lee war warm und hatte die perfekte Größe, um meine Wange in der Position auf seinen Kopf zu legen. »Fuck, ich weiß noch nicht mal, das wievielte Handy es ist, das ich schon verloren oder kaputt gemacht habe. Ich verstehe wirklich nicht, wie das immer passiert.«
»Du bist so gut organisiert und speicherst so viele Informationen, du steckst einfach alle Gehirnzellen in Dinge, die dir wichtiger vorkommen, und dann verlierst du eben dein Handy regelmäßig«, bot ich als Erklärung an und tätschelte ihm den Kopf, den er hängen ließ.
Mit leicht schmollendem Gesichtsausdruck sah er zu mir hoch. »Eliz wird mit mir schimpfen, wenn sie schon wieder ein Neues besorgen muss und das Alte sperren und alles übertragen …«
»Sie ist Profi und du und sie wissen, dass es ihr Job ist.«
»Ja, aber ich hasse es trotzdem. Fährst du mit mir zum Label? Bist du schon fertig?« Lee legte den Kopf schräg und hob eine dunkle Augenbraue. Wie konnte er am frühen Morgen schon so verdammt gut aussehen?
Aber wir hatten keine Zeit, um meinem plötzlichen Bedürfnis, ihn auf den Küchentresen zu heben, nachzugeben und bei der Gelegenheit zu prüfen, ob er unter seinem Hemd wirklich kein Shirt trug – denn es sah sehr danach aus.
»Hallo? Ich habe eine Frage gestellt!« Lee sah mich aus verengten Augen an und wirkte viel zu wissend. »An was hast du gedacht?«
»Nichts!«, behauptete ich, drängte mich an ihm vorbei zur Wohnungstür. »Los, wir sind spät dran.« Ich hatte nicht auf die Uhr geguckt und deshalb keine Ahnung, ob es stimmte, aber im Zweifel waren wir immer knapp dran.
Lee folgte mir und lachte sein typisches halb unterdrücktes Lachen, was auch mich grinsen ließ. Im Aufzug stieß Jax zu uns.
»Ihr seid ärgerlich gut drauf dafür, dass es noch so früh ist.« Jax gähnte und ließ den Hinterkopf an die Aufzugwand fallen. »Wieso bin ich so müde? Ich war früh schlafen!«
Ich gähnte gleich mit und wir steckten Lee an, was uns alle drei zumindest grinsen ließ. In der Tiefgarage wartete einer unserer Fahrer und brachte uns zum Label für einen weiteren Tag voller Termine.
***
Am Abend stand ich schon wieder im Aufzug. Diesmal aber allein mit Lee und er lächelte mich mit verhangenen Augen an, was meinen Puls sofort schneller schlagen ließ. Er trat nah zu mir, legte die Hand auf meine Hüfte und sah hoch in meine Augen. »Was hast du heute noch vor?« Seine Finger wanderten langsam an meinem Hosenbund entlang.
Ich räusperte mich, sah auf seine verführerischen Lippen, die sich der empfindlichen Stelle an dem Übergang zwischen Hals und Schulter näherten. Wenn Lee seine Lippen dorthin presste, würde er vermutlich meinen rasenden Puls spüren. »Ich wollte früh ins Bett gehen.«
»Hm«, brummte er und ich spürte seinen Atem auf der Haut. »Nimmst du mich mit?«
Seine Lippen berührten meine Haut für den Bruchteil einer Sekunde, als die Aufzugtür aufsprang. Lee löste sich von mir und ging rückwärts mit einer hochgezogenen Augenbraue in Richtung seiner Wohnung.
Mein Herz schlug donnernd in meinem Brustkorb und ich folgte Lee und dachte darüber nach, meinem Bedürfnis nachzugeben, ihn einfach direkt hier an die Wand zu pressen –
Die Tür zum Treppenhaus schlug mit einem überraschend lauten Knall auf und Dev lächelte uns freudig an. »Ich habe gehofft, dass ich euch abfange! Guckt jemand von euch einen Film mit mir? Oder eine Doku, Lee? Du kannst aussuchen.« Er machte einen Schmollmund. »Margot hat schon wieder keine Zeit für mich und ich fühle mich einsam.«
Ich brauchte einen kurzen Moment, um den Wechsel in der Stimmung zu verarbeiten, bevor ich sprechen konnte.
»O no!« Ich räusperte mich. »Das geht natürlich nicht«, erwiderte ich mitfühlend und ging zu Dev, um ihm den Arm um die Schultern zu legen.
Lee sah mich einen langen Moment prüfend an und legte dann den Kopf schräg, bevor er Dev ansprach. »Lass uns bei mir was gucken«, schlug er vor. »Du kannst bei mir schlafen, du Riesenbaby.«
Dev verengte die Augen und sah Lee kritisch an. »Tu nicht so, als würdest du es nicht genießen, wenn ich bei dir schlafe! Du kuschelst genauso gern wie ich, würdest es nur nie zugeben.«
»Na, wenn das so ist, werden wir es wohl nie erfahren«, behauptete Lee und gab den Code zu seiner Wohnung ein. Er zögerte kurz an der Tür und sah zu mir. Ich konnte seinen Blick nicht lesen, bevor er wegsah. »Kommst du auch, Ray?« »Ja. Fangt ruhig schon an. Ich will vorher duschen. Aber ich schlafe bei mir!«
»Ist auch besser für uns. Du schnarchst!« Dev löste sich schnell von mir, um meinem halbherzigen Ellenbogenstoß zu entgehen. Er lachte und blieb noch kurz bei mir stehen. »Ich habe nicht irgendwas gesprengt oder so? Hattet ihr was anderes vor? Ich kann auch den Abend allein verbringen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Warum das?«
»Keine Ahnung. Ich hatte das Gefühl, ich sollte es anbieten«, meinte Dev und hob eine Augenbraue.
Für einen winzigen Moment durchschoss mich Angst und ich fragte mich, ob er etwas bemerkt hatte. Doch das konnte nicht sein. Lee und ich waren vorsichtig und wenn jemand etwas ahnen würde, wüssten wir es.
»Na dann bis gleich.« Dev verschwand in Lees Wohnung und ich ging in meine eigene, um zu duschen.
Danach fragte ich mich, ob ich überhaupt rübergehen sollte. Dev war ein guter Schlafpartner für Lee, wenn es stressig wurde. Dev kuschelte gern beim Schlafen und drängte sich dabei jedem auf, der neben ihm lag und sich nicht vehement wehrte. Und Lee würde es nie zugeben, aber seine Gedanken kamen zur Ruhe, wenn er nicht allein schlief. Und ich schlief nicht im Bett mit Lee. Wir schliefen miteinander, aber nie zusammen … kein Kuscheln, keine Übernachtung nach dem Sex. Das war eine Grenze, die ich nicht überschreiten wollte. Zu viele Grenzen waren schon so verschwommen, ich konnte diese nicht auch noch übertreten. Sex, ohne weitere Gefühle. Das war praktisch für uns beide. Aber vor allem solange es geheim blieb, denn sonst würde es kompliziert werden. Und wir wollten es nicht kompliziert.
Zwanzig Minuten später tippte ich Lees Türcode ein und betrat leise seine Wohnung.
Ich zog die Schuhe aus und schlüpfte in meine Schlappen, die dort immer für mich standen. Im Wohnzimmer war es dunkel, außer dem Licht des Fernsehers. Dort lief eine von Lees Tierdokus und der beruhigende Ton des Sprechers war das einzige Geräusch im Raum. Dev lächelte mir entgegen, er tippte auf seinem Handy herum und unglaublicherweise lag Lees Kopf in seinem Schoß. Er war lang auf dem Sofa ausgestreckt und eine Hand lag unter seiner Wange. Sein Gesicht wirkte entspannt und ruhig, verlor etwas von der sonstigen Schärfe seiner Wangenknochen und des Kiefers. Die dunklen Wimpern seiner geschlossenen Augen zeichneten sanfte Schatten auf seine Wangen.
Ich setzte mich neben Dev aufs Sofa, sah von oben auf Lee herab und unterdrückte den Wunsch, meine Finger durch seine weichen Haare wandern zu lassen.
»Wir können auch zu dritt bei Lee im Bett schlafen. Es ist groß genug«, meinte Dev nach einigen Minuten, in denen wir schweigend einer Herde Antilopen zusahen, wie sie durch die Savanne zogen.
Ich war während der letzten Minuten so nah an Dev gerutscht, dass wir eng aneinandergepresst saßen. Als ich es bemerkte, rutschte ich wieder etwas zurück.
»Du musst keine Angst haben. Ich verurteile dich nicht, wenn du gern kuschelst!« Er grinste mich offen an.
Ich konnte nicht anders, als leise zu lachen. »Da bin ich ja froh.«
»Mein Leben ist so viel leichter, seit ich einfach offen mit meinem Bedürfnis nach Nähe umgehe. Vielleicht solltest du das auch mal probieren. Die eigene Angst vor Verurteilung überwinden und einfach mal leben.« Er wackelte mit den Augenbrauen, um seinen Worten ein wenig der Ernsthaftigkeit zu nehmen.
Ich sah Dev überrascht von der Seite an. »Wer hätte gedacht, dass der jüngste meiner Band-Brüder so weise wird.«
Dev lachte, bewegte sich dabei etwas und Lee wachte grummelnd auf. Dev strich Lee sanft durch die Haare und übernahm damit das, was ich mir eigentlich wünschte zu tun. Eine rein freundschaftliche Geste natürlich. Ein kurzer Stich fuhr in mein Herz. Ein Stich von … was? Eifersucht? Sehnsucht? Ich wusste es nicht. »Sollen wir im Bett weitergucken, Lee? Dann können wir direkt schlafen.«
»Und Ray?«, fragte er verschlafen, setzte sich auf und griff anscheinend gedankenlos nach mir.
Ich stieß ein Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Ich gehe zurück und zocke noch ein bisschen vorm Schlafen.« Ich stand auf und wuschelte Dev durch die Haare und tat dann das Gleiche bei Lee, weil es seltsam wäre wenn nicht, oder?
Er sah mich mit einem Todesblick an. Er hasste das.
»Gute Nacht«, wünschte ich und sah den beiden nach, wie sie im Schlafzimmer verschwanden.
Ich ging allein zurück in meine Wohnung, legte mich ins Bett und fragte mich, warum ich mir selbst verwehrt hatte, bei den beiden zu bleiben.
Ich kam zu keiner Antwort, bevor ich einschlief.
Lee
»Fuck!«
Ich runzelte die Stirn und ließ das Handtuch sinken, mit dem ich mir gerade die Haare trocknete. Ich legte den Kopf schräg, hörte aber nichts mehr.
»Dev? Alles in Ordnung?« Ich stieg in die Jogginghose, die ich mir bereitgelegt hatte, und öffnete ohne Oberteil und mit einem T-Shirt in der Hand die Badezimmertür. »Dev?«
»Fuck! Lee.« Dev stand mitten im Wohnzimmer. Er sah auf sein Handy und sah ziemlich blass aus.
»Alles okay?«, fragte ich, überwand den Abstand zwischen uns und zog das Shirt über.
Er riss den Kopf hoch und drehte das Handy, sodass ich nicht darauf sehen konnte.
»Ist etwas passiert? Mit Margot? Oder Crystal?«
»Nein, nein … es. Lee, warst du noch nicht am Handy? Auf den sozialen Medien? Nachrichten?« Devs Stimme klang seltsam und ich konnte nicht zuordnen, was es war, was ich in seiner Stimme hörte.
In dem Moment polterte es an meiner Wohnungstür und direkt danach flog die Tür förmlich auf und Ace, direkt gefolgt von Ray und Jax, kam herein.
»Lee, Scheiße. Ist das Video echt? Was ist da passiert?« Jax sah mich mit aufgerissenen Augen an. Auch er hatte sein Handy in der Hand.
Ihre Aufregung übertrug sich sofort auf mich und ich suchte Rays Gesicht, damit er mich durch seine Anwesenheit beruhigte. Doch aus seinem Blick las ich reine Panik. Spätestens das sorgte dafür, dass jetzt echte Angst mein Denken einnahm. Meine Fingerspitzen fühlten sich seltsam taub an, dafür raste mein Puls. »Was ist los? Ich habe noch kein neues Handy, ich habe meins gestern verloren …«
Es war selten mit uns fünfen so ruhig in einem Raum gewesen. Dev stand noch immer direkt neben mir und ich nahm ihm sein Smartphone aus der Hand, das glücklicherweise entsperrt war. Ich tippte willkürlich auf eine Social Media App und ich sah mir direkt im ersten Beitrag selbst auf dem Standbild eines Videos in die Augen. Mein Herz sank. Auf dem Bild war mein Gesicht eindeutig zu erkennen, ich sah hoch in die Kamera, mein Mund geöffnet, die Zunge ein Stück herausgestreckt. Obwohl ich wusste, was das Video zeigte, klickte ich darauf und sah mir selbst zu, wie ich sehr eindeutig einen – zumindest in diesem Video verpixelten – Penis in den Mund nahm. Es gab keinen Ton.
Meine gesamte Wohnung schien alle Geräusche aufgesaugt zu haben. Ich hörte nur meinen eigenen seltsam abgehackten Atem und das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich konnte nicht aufsehen.
»Ich muss zugeben, ich hätte nie gedacht, dich je bei einem Blowjob zu sehen«, witzelte Dev in dem verzweifelten Versuch, die Situation irgendwie erträglicher zu machen.
Ich gab ein ersticktes Geräusch von mir, das ich noch nie von mir gehört hatte, und ließ mich aufs Sofa fallen. Ich vergrub das Gesicht in den Händen und bemühte mich, nicht zu denken. Atmen war schwierig genug.
»Ray!«, zischte Jax auffordernd. »Tu was.«
Doch ich machte Ray keinen Vorwurf. Nicht wirklich. Er war erstarrt, ich war es auch. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Ohne hinzusehen spürte ich, dass es nicht Ray war, der sich neben mich setzte und mich etwas ungelenk in den Arm nahm. Ich war nicht wirklich überrascht, dass es Ace war. Ich löste mich nicht aus meiner Haltung, wehrte mich aber auch nicht. Ace arrangierte sich mit der seltsamen Position und hielt mich einfach nur fest. Als ich mich ein wenig aus der verkrampften Haltung löste, zog er mich in seine Arme, sodass mein Gesicht an seiner Schulter verborgen lag. Ich war froh darum, dass niemand mein Gesicht sah, denn ich wusste, dass es schlimm war.
Ray musste entsetzt sein, weil jetzt unser Geheimnis raus war. Für einen winzigen Moment schöpfte mein rettungslos verliebtes Herz Hoffnung und ich fragte mich, ob wir dann jetzt eine echte Beziehung führen könnten, wo das Geheimnis keines mehr war.
»Wer ist der andere Mann?«, fragte Dev in diesem Moment und zum ersten Mal horchte ich auf.
»Er ist nicht zu erkennen«, erwiderte Jax und die Worte sorgten dafür, dass ich endgültig zusammensackte. Ace spürte es und versuchte mir ins Gesicht zu sehen, doch ich schüttelte nur den Kopf, vergrub mich weiter an seiner Schulter und ließ mich von seinem sicheren Geruch umhüllen.
»Es tut mir so leid, dass das passiert, Lee.« Das war Dev und seine Arme schlossen sich von hinten um mich.
Ich hatte es nicht verdient. Ich hatte sein Mitleid nicht verdient. Das Mitgefühl nicht verdient. Dieses Video könnte Three Five nachhaltig schaden und nur, weil ich auf die dämliche Idee gekommen war, dass Ray uns filmen könnte. Wie war es überhaupt an die Öffentlichkeit geraten? Doch die Frage stellte sich nur für einen winzigen Moment. Ich hatte mein Handy verloren und dieses eine Mal hatte es offenbar jemand gefunden und die Daten darauf genutzt, bevor Eliz es hatte sperren können. Keine Ahnung, wie die Person das Handy so schnell entsperren konnte, es war zumindest passwortgeschützt. Aber offensichtlich war es möglich gewesen.
Trotzdem setzte jetzt immerhin so etwas wie ein Überlebensinstinkt bei mir ein und ich löste mich aus Ace’ und Devs Umarmung, die mich überrascht losließen, als ich aufstand. Ich ging zu Jax, der mit dem Management telefonierte, und nahm ihm das Telefon ab. Ich grüßte nicht, wusste auch so, dass Gerard am anderen Ende war und er meine Stimme erkennen würde.
»Jemand muss mein Handy gefunden haben, als ich es gestern oder vorgestern Abend verloren habe. Daher kommt das Video. Aber ich habe es niemandem geschickt und garantiert nicht hochgeladen.« Ich richtete den Blick auf Ray, der mich mit aufgerissenen Augen ansah und noch immer bewegungslos dort stand, wo er es von Anfang an getan hatte.
»Die andere Person auf dem Video? Die es gefilmt hat? Könnte der Mann die Situation gegen dich nutzen? Hat er mehr als das Video und könnte es veröffentlichen? Dich erpressen?«, fragte Gerard und seine Stimme war im kompletten Management Modus. Ich hörte im Hintergrund laute Geräusche und konnte mir vorstellen, dass im Label alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Dabei war noch nicht mal neun Uhr morgens.