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Das neue Buch von Dein SPIEGEL-Bestsellerautor Benjamin Krüger aka Benx: Im vierten Roman von YouTuber Benx müssen Benx, Elina und Ebru das erste Mal Abenteuer fernab ihrer Heimat Rabaukien bestehen: Ihre Reise führt sie quer über das Meer der vergessenen Seelen bis zu einer mysteriösen Tempelanlage. Doch die Überfahrt verläuft alles andere als glatt und am Ende steht Benx plötzlich einem alten Feind gegenüber. Ein episches Leseerlebnis für kleine Rabauken ab 12 Jahren.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Über die Autoren:
Benjamin Krüger aka Benx begeistert seit vielen Jahren seine Zuschauer*innen auf YouTube. Sein blockiges Steckenpferd ist die Welt von Minecraft, sein Kanal einer der erfolgreichsten Deutschlands. Mit seiner Erzählerstimme und eigens kreierten Challenge-Ideen unterhält der YouTuber täglich über zwei Millionen Abonnent*innen, egal ob alleine oder mit Freund*innen.
Thomas Rackwitz wurde 1981 in Halle (Saale) geboren und lebt in Blankenburg (Harz). Er schrieb bereits die ersten drei Bände der Benx-Reihe. Zuletzt erschien sein Pinguin-Krimi »Kommissar Wuschel. Das Spiel ist aus« im Minecraft-Stil.
1. Auflage
© 2024 Community Editions GmbH
Weyerstraße 88–90
50676 Köln
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten. Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten. Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt.
Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
»Minecraft« and its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB.
© 2009–2024 Mojang.
Covergrafik: Eric Röck
Layout: BUCH & DESIGN Vanessa Weuffel
Illustrationen: Monique Krüger
Künstlerfoto: David Henrichs
Text: Thomas Rackwitz
Projektleitung & Redaktion: Jana Bärenwaldt
Lektorat: Kerstin Fricke
Satz: Achim Münster, Overath
Gesetzt aus der Meta Correspondence und Dax
Gesamtherstellung: Community Editions GmbH
ISBN 978-3-96096-362-2
www.community-editions.de
- 1 -
Wie die Zeit vergeht
Mit der Zeit ist es so eine Sache. Es gibt Augenblicke, die sich hinziehen wie eine Ewigkeit, oder Dinge, die man vielleicht erst irgendwann oder niemals versteht; etwa den Verlust eines treuen Freundes. Und Creepy war ein treuer Freund gewesen. Mochte Benx den Creeper auch nicht sonderlich lange gekannt haben, ließ ihn das nicht minder um ihn trauern. Schließlich hatte er sich für Benx geopfert. Mehr noch. Nur seinetwegen war es dem Rotschopf gelungen, seinen Widersacher Nebulas Gorgigel in die Flucht zu schlagen.
Seit der Rabaukiade waren inzwischen mehrere Monate ins Land gegangen. In Rabaukien hatte sich einiges getan, wovon Benx nicht viel mitbekam. Seine Gedanken waren wie vernebelt. Der Stachel der Trauer um Creepy saß tief. Insbesondere in den Nächten verfolgten ihn die Bilder. Er machte sich Vorwürfe und igelte sich in der Wohnung, die er sich mit dem Grünling geteilt hatte, ein. Einerseits fiel es ihm schwer, loszulassen. Alles hier erinnerte ihn an seinen Freund – das seltsame Bett in Form eines Schlittens, das Grabstein-Sofa oder die Ozelot-Figur aus Stein. Andererseits hielt er es kaum mehr aus. Er musste hier weg und brauchte einen Tapetenwechsel.
Hinzu kam, dass er sich die Miete nicht länger leisten konnte. Bloß wo sollte er hin? Sein ehemaliger Chef Kaschi hatte ihn bei Ultrakrawumm rausgeschmissen, und er hatte rein gar nichts unternommen, um sich einen neuen Job zu suchen. Normalerweise wären seine Freundinnen Elina und Ebru in solchen Fällen eingesprungen, um ihm aus der Patsche zu helfen. Doch die beiden ließen sich kaum blicken. Auch von seinen Eltern hatte er sich mehr erhofft. Angesichts der bevorstehenden Geburt seines Geschwisterchens musste seine Mutter Nox bestimmt jede Menge Zeit und Langeweile haben, überlegte Benx. Warum also unterstützte sie ihn nicht?
Da keiner auf ihn zukam, beschloss er, den ersten Schritt zu machen und seine Eltern zu besuchen.
»Rufus!«, rief er seinem Hund zu. Der Vierbeiner lag zwischen zwei Kissen auf dem Grabstein-Sofa. Wie üblich rührte er sich erst, als sein Herrchen mit der Leine klapperte. Sein Hundepullover war ausgeleiert. Da Nox ihn nicht mehr bei jeder Gelegenheit mit Leckerlis belohnen konnte, hatte er tüchtig abgenommen.
Gedankenverloren öffnete Benx die Wohnungstür und zuckte zusammen. Querelia Quallenquark erwartete ihn mit ihrem strengsten Blick. Und das sollte angesichts ihrer derben Erscheinung was heißen. Sie trug einen weißen Kittel, der mit Fettflecken übersät war. Die Fischladenbesitzerin mit den ebenso fettigen Haaren war bekannt dafür, nicht zimperlich zu sein. Ehe Benx sich versah, stand er schon mit dem Rücken zur Wand. Ihr bloßer Zeigefinger genügte, um ihn dort festzuhalten. Rufus zog vorsorglich den Schwanz ein.
»Wann kriege ich meine Miete für diesen Monat?«, bellte die Frau mit dem Fischatem und ließ die Knochen ihrer anderen Hand knacken.
»Wollte die Diamanten …«, stammelte Benx, »soeben holen.«
Sie musterte ihn. »Meinetwegen«, knurrte sie nach einer Weile skeptisch und ließ ihren piksenden Zeigefinger in ihre Kitteltasche gleiten. Offenbar kaufte sie ihm seine Geschichte ab. »Heute Abend habe ich die Diamanten auf meinem Tisch liegen, damit das klar ist!«
»Kein Problem.« Er rang sich ein Lächeln ab und machte sich schnellstmöglich aus dem Staub. Wie er die Miete bis zum Abend aufbringen sollte, wusste er nicht. Seine Eltern waren knapp bei Kasse. Trotzdem blieb ihm für den Moment nichts anderes übrig, als sie anzupumpen.
An der frischen Luft angekommen, kniff er die Augen zusammen. Die Sonne zwängte sich durch die roten Blätter der Bäume. In diesem warmen Licht wirkte sein Körper noch blasser, als er es ohnehin war. Sein Elternhaus lag ganz in der Nähe. Grunzel, das Riesenschwein der Familie, war bereits aus der Ferne zu erkennen. Zufrieden rieb es seinen Hintern an der Hauswand. Doch als es Benx sah, stürmte es auf ihn zu. Ebenso schnell machte es auch wieder kehrt. Anscheinend war es beleidigt, weil Benx keine Schokolade rausrückte. Benx schnaufte, teils genervt, teils mitfühlend. Dann klopfte er an die Tür. Es tat sich nichts. Er versuchte etwas energischer. Die Tür blieb verschlossen. Grübelnd schlich er ums Gemäuer, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Rufus folgte ihm zurück zur Tür. In diesem Moment sprang sie auf und sein Vater Happi hüpfte an ihm vorbei. Seine an Unkraut erinnernde Frisur sah zerzauster aus als üblich. Unter den Armen trug er zwei Koffer.
»Hey, warte, ich brauche eure Hilfe!« Mit Rufus im Schlepptau stolperte Benx seinem Vater hinterher.
»Keine Ahnung, was du jetzt schon wieder willst …« Happi warf seinem Sohn einen der Koffer zu und japste. »Das muss warten!«
Benx fing das geblümte Gepäckstück auf. Unterdessen bog Happi um eine Straßenecke. »Wieso denn?«, quengelte der Rotschopf.
»Deine Mutter …«, keuchte Happi.
»Was ist mit ihr?«
»Wie, was soll mit ihr sein?«, fragte sein Vater verblüfft und blieb stehen. »Das Baby kommt!«
- 2 -
Ausgehaucht
Das Krankenhaus Hals- und Beinbruch lag im Industriegebiet Rabaukiens. Es bestand aus mehreren Stationen. Diese wiederum verteilten sich kreuz und quer auf den einheitsgrauen Bau. Wer sich hier nicht auskannte, konnte schon mal die Orientierung verlieren. Zu seinem Leidwesen war sein Vater bereits im Gebäude verschwunden. Abgeschlagen trottete Benx hinterher. Weit kommen sollte er nicht. Dezibel Klangstroh saß am Empfang.
»Tut mir leid, Hunde haben keinen Zutritt«, sagte die Sängerin mit der Stinktierfrisur und deutete auf Rufus, »auch wenn der hier wirklich ein Schnuckiputzi ist.«
Benx spähte den Flur entlang, in dem allerlei Rollstühle und Transportliegen herumstanden. Von seinem Vater war nichts mehr zu sehen. »Jaja«, erwiderte er beiläufig und ging einfach weiter.
»Halt, stehenbleiben!«, brüllte sie ihm hinterher. »Ich habe mir nicht extra meine Rippen durch Gitarrensaiten ersetzen lassen, damit die Leute mich trotzdem ignorieren.« Dabei klang sie wie ein Junge im Stimmbruch. »Jetzt hör dir an, was du angerichtet hast!« Sie krächzte und würgte so lange, bis sie wieder in der Lage war, eine ihrer berüchtigten Gesangseinlagen darzubieten. »Und liebst du mich, Baby, so liebe ich mich, o schwöre mir Baby, lass mich nicht im Stich. Ich …«
»Baby ist ein gutes Stichwort …«, fuhr Benx ihr in die Parade. »Wo finde ich die Neugeborenen-Abteilung?«
Sie verschränkte die Arme, schlug die Beine übereinander und wandte ihm den Rücken zu. »Macht doch alle, was ihr wollt …«
»Starke Meile! Wenn das so ist …« Benx löste die Leine seines Hundes und ging zum Empfang zurück. »Und wo finde ich die Baby-Abteilung?«
Doch statt zu antworten, bewarf sie ihn mit allem, was sie finden konnte. Auf die Blumenvase folgte ihr Terminkalender. Ebenso wie die Schreibmaschine und Vapora Tausendschöns handsignierte Landschaftsmalerei verfehlte ihr Holzstuhl nur um Haaresbreite sein Ziel. Lauthals schluchzend sackte sie in sich zusammen. »Ihre Mutter hat mir eine große Karriere als Sängerin prophezeit … Zum Nether!«
»Ihre Zeit wird kommen«, versuchte Benx zu beschwichtigen.
Sie nickte und trötete in ein Taschentuch. »Dabei habe ich extra«, ergänzte sie schniefend, »eine Ein-Frau-Band namens Buhbuh gegründet, doch die Leute haben immer nur Buh gerufen … Die Band hieß aber Buhbuh – für die Dummheit seines Publikums kann man ja nichts, oder?«
Klammheimlich schlich Benx sich davon.
Bei der Diva kündigte sich ein weiterer Tränenausbruch an. »Und ich hänge immer noch hier rum«, hörte er ihr Echo verhallen.
Er bog um die Ecke in einen Gang mit mehreren Abzweigungen und blieb stehen. Hinweisschilder suchte er hier ebenso vergeblich wie seinen Vater. Unweit von ihm schnaufte es. Schnurstracks näherte er sich der Geräuschquelle. Anstelle seines Vaters begegnete er einem Skelett. In seinem giftgrünen Overall und mit der übergroßen schwarzen Sonnenbrille sah es aus wie eine Heuschrecke. Es schob einen Transportwagen, auf dem allerlei Handtücher und Medikamente lagen.
»Wo finde ich denn hier die Babys?«, fragte Benx.
Das Skelett holte ein paar Fläschchen mit der Aufschrift Tarumaga aus einem Schrank. Dann verschwand es, ohne ein Wort zu sagen.
»Na toll«, murmelte Benx. Trotzig schlug er die entgegengesetzte Richtung ein und war bald wieder am Ausgangspunkt. Dezibel Klangstroh bemitleidete sich noch immer. Kurzerhand nahm er den nächsten Abzweig und staunte nicht schlecht, als ihm Dante und Knäuel im weißen Kittel über den Weg liefen.
»Was treibt euch denn hierher?«, fragte er hocherfreut. Das Wesen mit den zwei Köpfen hatte einen fiesen ersten Eindruck hinterlassen. Im Laufe der Prüfungen bei der Rabaukiade war Benx jedoch klar geworden, dass er den beiden vertrauen konnte.
Der schwarze Katzenkopf miaute. »Wir arbeiten hier.«
»Na ja, eigentlich wurde nur ich als Anästhesist angeheuert«, ergänzte Dante.
Anerkennend nickte Benx dem Drachenkopf zu und überlegte laut. »Was ist ein Anäst…i…irgendwas?«
»Ich sorge dafür, dass die Leute lange genug schlafen, damit sie operiert werden können. So lässt sich jede Menge Narkosemittel einsparen.«
Nun erinnerte Benx sich, wie Dante bei der Rabaukiade die Krokodile betäubt hatte. »Und du so? Was machst du hier?«, fragte er an Knäuel gewandt.
»Darf ich nicht sagen, ist streng geheim.«
Dante lachte. »Das heißt, er tut den lieben langen Tag rein gar nichts.«
Der Katzenkopf begann zu fauchen. »Du Sohn einer Mutter!« Dabei jagte er seine Krallen quer durch Dantes Gesicht. Bedrohlich öffnete dieser sein Maul, so als würde er jeden Moment Feuer speien. Heraus kam eine unheilvolle dunkle Wolke. Benx ahnte, was es damit auf sich hatte. Während er den Rückzug antrat, entfaltete sich ihre Wirkung. Erst erwischte es Knäuel, dann dämmerte Dante ebenfalls weg.
»Maue Nummer …« Benx verdrehte die Augen. Die beiden würden ihm sicher nicht mehr helfen können.
Ziellos schlurfte er durch die Gänge. Jeder sah gleich aus. Ihre grauen Böden waren blankgeputzt, ihre zahllosen Türen weiß. Weit und breit war keine Seele zu sehen. Plötzlich kam ihm eine Idee. Rufus! Als Wachhund taugte er nicht viel. Das hatte er mehrfach unter Beweis gestellt. Jetzt war jedoch seine Spürnase gefragt. Rasch öffnete Benx den Koffer und fand darin das Halstuch seiner Mutter. Dieses hielt er seinem Vierbeiner hin. »Such, Junge!« Doch statt die Fährte aufzunehmen, ließ der Hund sich auf den Rücken fallen und winkelte die Pfoten an. Das konnte nur eines bedeuten. Entnervt kraulte Benx den Rüden am Bauch, bis dieser irgendwann bereit war, der Bitte seines Herrchens nachzukommen. Nachdem er sich in aller Seelenruhe aufgerichtet hatte, riss er Benx den khakifarbenen Stoff aus der Hand. Dann flitzte er laut bellend voran. Etliche Abbiegungen später blieb er mitten auf dem Gang vor einer Tür stehen. »Guter Junge!« Benx tätschelte ihm den Kopf und wollte gerade die Türklinke herunterdrücken, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
»Hunde haben hier nichts verloren!«, schimpfte der Mann mit den blonden strubbeligen Haaren und dem buschigen Bart. »Dr. Tausendschön« stand auf seinem Namensschild. Er hielt einen Spiegel in der Hand und rieb sich mit dem Zeigefinger über seine Zähne.
»Frau Klangstroh hatte nichts dagegen«, erwiderte Benx.
Der Mann musste niesen. Seine Augen schwollen an. »Der Hund muss raus«, begann er zu röcheln. »Ich bin allergisch gegen …« Mit diesen Worten brach er zusammen.
- 3 -
Acht Kilo
>Hilfe! Hilfe!«, rief Benx. Wie auf Kommando scharte sich plötzlich eine Unmenge an medizinischem Personal um den Mann. Er japste nach Luft. Benx war schleierhaft, wo sie alle so schnell hergekommen waren. Da sie weder Rufus noch ihm Beachtung schenkten, schlich er schnurstracks in das Zimmer, vor dem sein Hund angehalten hatte. Zu seinem Erstaunen war sein Vater nicht hier. Seine Mutter hingegen saß auf einem Bett neben der Badewanne und mischte ihre Tarot-Karten. Eine Ausgabe der Fünf vor zwölf lag auf ihrem Schoß. Ihr Bauch glich einem Luftballon, der jeden Augenblick zu platzen drohte. »Schön, dich zu sehen!«, schnaufte sie.
»Darf ich dich etwas fragen?«, überging Benx ihre Begrüßung. Ohne Umschweife wollte er zur Sache kommen. Sie nickte. »Kannst du mir ein paar Diamanten leihen, ich bin etwas knapp …«
»Du willst was?«, fragte sie zornig und wurde sogleich von einer Wehe ereilt. Dabei krallte sie sich am Bett fest. Die Karten fielen zu Boden.
Als sich ihr Schmerz fürs Erste gelegt hatte, fuhr sie fort. »Ich soll dir …« Doch sie brachte ihren Gedanken nicht zu Ende. Während sie in ihre Faust biss, öffnete sich die Tür. Herein trat ein schlanker Mann in einem weißen Kittel. Er hatte ein freundliches Gesicht. Seine Haare waren hellblau. »Wie sieht es aus?«, fragte er schüchtern, ohne den Blick von seinem Klemmbrett abzuwenden. »Ist mein erster Tag auf dieser Station.«
»Wird schon, Hyro.« Benx winkte lässig ab.
»Dann ist ja gut.« Erleichtert atmete er durch. »Ich sollte nämlich Doktor Tausendschön zur Hand gehen. Apropos, wo ist er eigentlich?«
Benx räusperte sich. »Auf den Hund gekommen … schätze ich.«
»Du meinst, er ist gar nicht hier?«, erkundigte Hyro sich mit zitternder Stimme.
»Hundehaar-Allergie …« Benx deutete auf Rufus, der gerade in die Badewanne hüpfte.
»Verstehe, verstehe …« Hyro kratzte sich am Kopf. »Was mache ich denn jetzt?«, schickte er hinterher. Flüchtig blickte er zu seiner Patientin hinüber. Sie stöhnte laut und riss halb die Bettdecke entzwei. Das war offenbar zu viel für ihn. Er fiel in Ohnmacht. Nun war es also an Benx, die Situation zu retten. Bloß hatte er keinen blassen Schimmer, wie er das anstellen sollte. Mochte er auch der Träger des mächtigen Regenbogenschwerts sein und den Enderdrachen besiegt haben, in diesem Augenblick fühlte er sich so hilflos wie nie zuvor.
»Ach, Papa, nicht schon wieder …« Ebru hatte sich durch den Türspalt gezwängt. Vergeblich versuchte sie, ihren Vater wieder auf die Beine zu bringen. »Mach schon, hol Hilfe!«
Das ließ Benx sich nicht zweimal sagen. Für den Augenblick war er froh, seine Mutter in besseren Händen zu wissen. Was wusste er schon von Babys, geschweige denn von Geburten? In Windeseile rannte er den Korridor entlang und hoffte, sich den Rückweg einzuprägen. Zu seinem Erstaunen dauerte es gar nicht lange, bis er jemanden gefunden hatte – seinen Vater. Dieser saß auf dem mitgebrachten Koffer und blies Trübsal.
»Warum bist du denn nicht bei Mutter?«, fragte Benx.
Sein Vater richtete sich auf und fing kleinlaut an zu nuscheln. »Ich hab mich verlaufen.«
»Und ich bin mit der Miete im Rückstand.«
»Ach, Junge …« Sein Vater steckte ihm ein paar Diamanten zu.
»Danke!«, hauchte Benx. Doch im selben Moment fiel ihm wieder ein, weshalb er eigentlich durch die Gänge geisterte. »Mutter braucht dringend ärztliche Hilfe.«
»Hier sind jede Menge Leute reingegangen«, sagte sein Vater und klopfte an die Tür. Eine Skelett-Dame steckte ihr Nasenloch durch den Spalt. »Wie kann ich helfen?« Sie trug einen weißen Kittel und hatte langes braunes Haar. Das zarte Rouge betonte ihre Wangenknochen. Ihrem Namensschild nach handelte es sich um die Oberärztin Habita Bella.
»Ähm, Baby, Geburt«, stammelte sein Vater.
Sie wandte sich Benx zu, dessen Gedankenkarussell seine Wörter ebenfalls durcheinanderwirbelte. »Meine Mutter, Hilfe, braucht …«
»Das Übliche …«, stellte sie lachend fest und führte die beiden zurück in den Kreißsaal. Dort angekommen, wollte Benx seinen Augen nicht trauen.
Auf dem Bauch seiner Mutter lag ein Bündel neuen Lebens und krakeelte schrill.
Sanft nahm die Skelett-Ärztin das Baby in ihre Obhut und untersuchte es auf einer Wickelkommode.
»War wie eine Geisteraustreibung«, berichtete Nox. Erschöpft schloss sie die Augen, während Ebru ihrem Vater grinsend aufhalf.
»Das ist ja ’n fetter Oschi«, stellte Benx fest und zeigte auf sein ebenfalls rothaariges Geschwisterchen. Um die Stupsnase herum hatte es jede Menge Sommersprossen.
»Na, hör mal, wie redest du denn über deinen Bruder?«, fragte Happi und warf einen Blick auf die Waage. »Es wiegt doch nur …«
»Acht Kilo!«, staunte die Skelett-Ärztin. »Das ist ein Fall für die Presse …« Mit diesen Worten übergab sie Benx das in ein Handtuch gehüllte Baby und stürmte hinaus. Von einem Augenblick auf den nächsten verstummte das Geschrei. Benx zitterte am ganzen Körper und suchte Ebrus Blick.
Belustigt verschränkte diese die Arme. »Damit wirst du mal schööön selber fertig, Ben …«