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Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Evelyn ist alles, was ich nicht leiden kann: Eine unorganisierte Chaotin, die es wesentlich weiter im Leben bringen könnte, wenn sie nicht so unerträglich nett wäre. Wenigstens hatte sie die Selbstachtung, meinen besten Freund Arne in den Wind zu schießen, nachdem sie ihn mit einer anderen Frau erwischt hat – und exakt deshalb will ich Evelyns Hilfe. Denn Arne heiratet Melanie. Die Frau, mit der ich vor drei Wochen Schluss gemacht habe, weil ich mir sicher war, dass sie fremdgeht. Mit wem, weiß ich ja jetzt. Allerdings halten mich beide offenbar für dämlich und Arne möchte sogar, dass ich sein Trauzeuge werde. Statt ihn zum Teufel zu schicken, willige ich ein, während ich insgeheim den perfekten Plan schmiede, um seine Hochzeit mit Melanie zu ruinieren. Und Evelyn wird mir helfen – ob sie will oder nicht! Liebesroman. In sich abgeschlossen. Gefühlvolle Handlung. Ein Schuss Humor. Explizite Szenen.
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Seitenzahl: 247
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Beste Freinde für immer
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Über Natalie Rabengut
Copyright: Natalie Rabengut, 2022, Deutschland.
Korrektorat: http://www.korrekturservice-bingel.de
Covergestaltung: Natalie Rabengut
ISBN: 978-3-910412-12-5
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
www.blackumbrellapublishing.com
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
Evelyn ist alles, was ich nicht leiden kann: eine unorganisierte Chaotin, die es wesentlich weiter im Leben bringen könnte, wenn sie nicht so unerträglich nett wäre. Wenigstens hatte sie die Selbstachtung, meinen besten Freund Arne in den Wind zu schießen, nachdem sie ihn mit einer anderen Frau erwischt hat – und exakt deshalb will ich Evelyns Hilfe.
Denn Arne heiratet Melanie. Die Frau, mit der ich vor drei Wochen Schluss gemacht habe, weil ich mir sicher war, dass sie fremdgeht. Mit wem, weiß ich ja jetzt. Allerdings halten mich beide offenbar für dämlich und Arne möchte sogar, dass ich sein Trauzeuge werde.
Statt ihn zum Teufel zu schicken, willige ich ein, während ich insgeheim den perfekten Plan schmiede, um seine Hochzeit mit Melanie zu ruinieren.
Und Evelyn wird mir helfen – ob sie will oder nicht!
Romantische Liebeskomödie. In sich abgeschlossen. Gefühlvolle Handlung. Ein Schuss Humor. Explizite Szenen.
Arne tauchte wie immer mit dem schlechtesten Timing auf. Ich war gerade selbst erst nach Hause gekommen und hatte bisher bloß meine Krawatte gelöst.
Neu war allerdings, dass er gekühltes Bier und Pizza dabeihatte, denn normalerweise fraß er sich auf meine Kosten durch.
In schwachen Momenten wie jetzt, wenn ich sein breites Grinsen und die wilden Haare sah, die ständig entweder einen Kamm oder besser noch einen Schnitt brauchten, fragte ich mich, warum ich überhaupt noch mit ihm befreundet war.
Wir hatten uns bereits in der zehnten Klasse kaum etwas zu sagen gehabt und das war im Laufe der Zeit nicht besser geworden. Ich mochte lediglich die Routine und hasste es, neue Leute kennenlernen zu müssen.
Arne war der Soziale, der ständig neue Bekannte, Freunde und Liebschaften hatte, zu allen Partys eingeladen wurde und immer wusste, in welchen Klubs was ging. Davon profitierte ich nun einmal, weshalb es leichter war, ihn zu ertragen, als mich nach einem komplett neuen Freundeskreis umzusehen. Dazu war ich ohnehin zu beschäftigt.
»Komm doch rein.« Mit einem Seufzen beäugte ich den Pizzakarton und machte mir eine innerliche Notiz, morgen eine Stunde früher aufzustehen und die Zeit auf dem Laufband statt im Bett zu verbringen, damit meine maßgeschneiderten Anzüge mir auch nächste Woche noch passten.
Arne ging direkt durch ins Wohnzimmer und obwohl ich noch meine Schuhe trug, folgte ich ihm, weil ich wusste, dass er keine Untersetzer unter die Bierflaschen legen würde.
Er machte sich auf der Couch breit, öffnete zwei der Flaschen mit dem Öffner, den er an seinem Schlüsselbund mit sich herumtrug, und streckte dann den linken Arm auf der Rückenlehne aus. »Du fragst dich bestimmt, warum ich hier bin.«
Eigentlich nicht, aber ich nickte und nahm die für mich bestimmte Bierflasche in die Hand.
»Ich werde heiraten.« Arnes Grinsen wurde breiter. »In drei Wochen.«
Die inzwischen elf Jahre als Anwalt hatten mich vor allem gut darin gemacht, meinen Mund zu halten, während ich nachdachte. Statt meinem ersten Impuls nachzugeben und ihn zu fragen, ob er den Verstand verloren hatte – etwas, das ich auch gern die meisten meiner Klienten und Klientinnen oft fragen wollte –, nickte ich langsam. »Das kommt überraschend.«
»Die Liebe, mein Freund, die Liebe.«
Ich hatte nicht einmal gewusst, dass Arne schon eine Neue hatte, nachdem er … hm, wer war das noch gleich gewesen, den er nach Evelyn gedatet hatte? Claudia? Nicole? Ich meinte mich zu erinnern, dass es Claudia gewesen war. Die Schwester des Arbeitskollegen von Miriam, mit der wir beide zur Schule gegangen waren.
Wenn ich über Arnes unzählige Liebschaften nachdachte, nahm ich immer Evelyn als Fixpunkt, weil sie so anders gewesen war als die Frauen, die Arne sonst anschleppte. Er bevorzugte schlanke Blondinen mit großen Brüsten und langen Fingernägeln. Zumindest nahm ich das an, denn genau die Art von Frauen war es, die er aus jeder Gruppe herauspickte, wenn er auf der Jagd nach einer schnellen Nummer war.
Wieder wählte ich meine nächsten Worte mit Bedacht. »Sind drei Wochen nicht etwas wenig, um eine solch schwerwiegende Entscheidung zu treffen? Scheidungen sind kostspielig.«
Arne rollte mit den Augen und klappte den Pizzakarton auf. »Dein Job macht dich zu pessimistisch.«
»Nein, mein Job sorgt dafür, dass ich exakt weiß, wie schmerzhaft und kostspielig genau die ganze Sache ist.«
»Du hast den Glauben an die Liebe verloren.«
»Ich glaube an Eheverträge und offene Kommunikation. Die Hälfte meiner Klienten würde nicht bei mir aufschlagen, wenn sie mit ihrem Partner reden würden, statt die Praktikantin zu bumsen. Oder den Praktikanten. Den Finanzberater. Die Yogalehrerin. Soll ich weitermachen?«
Arne schüttelte den Kopf und biss in die Pizza. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe machte. Immerhin war er selbst ein notorischer Fremdgeher. Wie meine Ex Melanie. Deshalb war sie auch meine Ex. Arne wusste, wie ich zu dem Thema stand, weshalb er es in meiner Gegenwart nie ansprach. Es wäre konsequenter gewesen, nicht mit ihm befreundet zu sein, doch edle Prinzipien waren ein Luxus, den sich meiner Meinung nach nur sehr wenige Leute leisten konnten. Davon abgesehen, war ich den ganzen Tag von Fremdgehern umgeben – meine Klienten, meine Kollegen, meine Freunde, selbst meine eigenen Eltern waren geschieden, weil sie beide fremdgegangen waren. Sie schoben die Schuld natürlich auf den jeweils anderen und behaupteten, dass es nicht so weit gekommen wäre, hätte der andere nicht angefangen.
»Außerdem date ich meine Verlobte schon seit sechs Monaten. Meine Verlobte – klingt das nicht gut?« Er nahm sich das nächste Stück Pizza.
Ich starrte die fettige Salami an und rang mit mir. »Wie kommt es, dass ich sie noch nicht kennengelernt habe?«
Arne zuckte mit den Achseln. »Du kennst sie. Hey, du bist doch mein Trauzeuge, oder? Ich habe keinen Bock, meinen Bruder zu fragen.«
»Klar.« Eigentlich sagte ich nur zu, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst machen sollte. Auf dem Papier war Arne mein bester Freund und somit war es irgendwie mein Job, den Trauzeugen zu spielen. »Was genau meinst du damit, dass ich die Frau kenne? Ist es jemand aus unserem Freundeskreis?«
»Es ist Melanie.« Arne lächelte mit einer Mischung aus Reue und Trotz.
Dieses Mal schwieg ich nicht basierend auf Übung und Erfahrung. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich zu so viel Dreistigkeit sagen sollte. Außerdem plagten mich unzählige Emotionen gleichzeitig, sodass ich gar nicht mit dem Verarbeiten meiner Gefühle hinterherkam.
Ich war wütend, dass sich Arne nicht einmal schämte, mir zu gestehen, dass er meine Freundin hinter meinem Rücken gevögelt hatte. Meine Ex-Freundin. Monatelang.
Ich verspürte Schadenfreude, weil die beiden sich irgendwie gegenseitig verdienten.
Ich war entsetzt, dass Arne trotzdem dachte, ich würde unter diesen Umständen den glücklichen Trauzeugen spielen.
Ich wollte ihn und Melanie nie wieder sehen.
Allerdings verlor ich nicht ein Wort darüber, wie es in mir aussah. Ich beugte mich vor, nahm mir ein Stück Pizza und nickte langsam.
Arne musterte mich. »Ist alles okay?«
Was glaubte er denn? Natürlich war nicht alles okay. Gar nichts war okay.
»Das kam jetzt nur etwas überraschend.« Um ehrlich zu sein, traute ich meinen eigenen Ohren kaum, als die Worte meinen Mund verließen.
Warum brüllte ich nicht herum, zerbrach die Bierflasche auf dem Wohnzimmertisch und stach damit so lang auf Arne ein, bis ihm sein Verhalten leidtat?
»Dann wirst du wirklich mein Trauzeuge sein? Das würde mich sehr freuen.«
»Natürlich«, sagte ich und hatte beinahe Angst vor mir selbst, als mir aufging, warum ich meinen besten Freund – jetzt auch wohl eher ehemals besten Freund – nicht einfach hochkant rausschmiss. Wenn ich ihn aus meiner Wohnung warf und zum Teufel wünschte, konnte ich nicht an der Hochzeit teilnehmen. Und wenn ich nicht an der Hochzeit teilnehmen konnte, würde ich sie auch nicht ruinieren können.
So falsch und verwerflich es sein mochte, ich wollte Rache an Arne und Melanie und auf der Hochzeit würde ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Arne grinste, weil es ihn nicht einmal stutzig machte, dass ich offenbar kein Problem mit seiner und Melanies Affäre hatte, und fing an, mir wortreich die Netflix-Serie zu beschreiben, die er gerade schaute.
Ich lehnte mich mit dem Pizzastück im Sessel zurück und fragte mich, wie man wohl am besten eine Hochzeit ruinierte. Sollte ich Melanie Rotwein über das Kleid kippen oder vielleicht vorher ihre Mutter vögeln und das Ganze auf der Feier während meiner Rede enthüllen? Ich könnte das Essen mit Abführmitteln versehen – oder zumindest Arnes und Melanies Teller.
Arne blieb noch eine halbe Stunde und als er ging, ließ er die Bierflaschen und den Pizzakarton natürlich stehen, obwohl sich die Mülltonnen direkt neben der Eingangstür befanden und kaum zu übersehen waren. Aber Arne hatte noch nie viel Wert darauf gelegt, auch nur ansatzweise hilfsbereit oder gar zuvorkommend zu sein.
Nachdem er weg war und ich das Chaos beseitigt hatte, schälte ich mich aus meinem Anzug und ging duschen. Doch selbst meine teure Massagedüse half heute nicht gegen die steinharten Muskeln in meinem Nacken. Vielleicht hätte ich Arne von der Dachterrasse werfen sollen, dann wäre ich jetzt möglicherweise nicht so verspannt.
Mit dem Laptop legte ich mich aufs Bett, öffnete ein neues Dokument, das ich mit »Racheplan« betitelte, und dann sah ich mich auf YouTube um. Leider fand ich unter »Ruinierte Hochzeit« nur Sachen, die ich nicht beeinflussen konnte – Unwetter, die eine Outdoorhochzeit unmöglich machten, umstürzende Torten, weil die Konstruktion nicht sonderlich gut gewesen war, oder betrunkene Verwandte, die peinliche Reden hielten und damit meist bloß Gelächter provozierten. Nichts davon war auch nur ansatzweise schlimm genug.
Meine Finger lagen auf der Tastatur und in meiner Wohnung war es so still, dass ich die letzten Wassertropfen vom Duschkopf fallen hören konnte. Ich starrte die weiße Wand gegenüber von meinem Bett an und suchte nach der Lösung meiner Probleme. Vermutlich war es strategisch smart, bei Melanie anzusetzen. Arne war zu stoisch, um schnell in Rage zu geraten. Wie konnte ich also die Braut provozieren?
Ich tippte »Braut«, »Hochzeit« und »Wutanfall« und wurde sofort mit einer Vielzahl von Videos belohnt. Nach zwei von ihnen formte sich eine erste Idee in meinem Kopf, deren Brillanz ich mit den nächsten vier Videos bestätigt sah. Ich würde der Braut die Schau stehlen und die Aufmerksamkeit von ihr weglenken müssen – das schien an dem vermeintlich wichtigsten Tag in ihrem Leben der ultimative Supergau zu sein.
Meine Recherchen ergaben drei Möglichkeiten, den Supergau zu provozieren:
Nummer eins war, Arnes Mutter, also die Schwiegermutter, in ein Brautkleid zu stecken.
Nummer zwei war ein spontaner Heiratsantrag, der die Gäste zu Tränen rührte und sie dazu brachte, Glückwünsche auszusprechen, sodass niemand mehr auf das eigentliche Brautpaar achtete.
Nummer drei war die Bekanntgabe einer Schwangerschaft.
Arnes Mutter war eine absolute Katastrophe und ich wäre lieber über Scherben gelaufen, als ein Wort mehr als nötig mit ihr zu wechseln. Ich kannte keine Schwangere, die ich für meine Zwecke einspannen konnte, und es würde auch nicht überzeugend wirken, wenn ich überraschend verkündete, Vater zu werden. Nicht mit nur drei Wochen Vorlaufzeit.
Mein persönlicher Favorit war Nummer zwei. Arnes Freunde waren auch meine Freunde und sie alle wussten, dass ich dem Konzept der Ehe kritisch gegenüberstand – und das nicht nur, weil ich mich als Anwalt auf Scheidungen spezialisiert hatte. Wenn ich auf Arnes und Melanies Hochzeit auf ein Knie sank und um die Hand einer Frau anhielt, würde es genau den gewünschten Effekt haben. Alle würden ausflippen. Vor allem Melanie, weil ich ihre dezenten Hinweise auf einen Ring an ihrem Finger immer mehr oder weniger ignoriert hatte. In erster Linie, weil ich bereits vermutet hatte, dass sie fremdging.
Eine Frau zu finden, sollte kein Problem sein. Notfalls konnte ich eine Escortdame bezahlen.
Wahrscheinlich sollte ich aus purer Boshaftigkeit eine von Arnes unzähligen Ex-Freundinnen fragen. Wobei ich die meisten von ihnen unerträglich fand, und Evelyn würde niemals mitspielen.
Evelyn.
Ich wusste, dass Arne Evelyn hinterhergetrauert hatte, weil … ja warum eigentlich? Sie hatte nicht in sein Beuteschema gepasst und kaum Interessen mit ihm geteilt. Jedes Mal, wenn er sie mit zu Partys oder in Klubs gebracht hatte, war es offensichtlich gewesen, dass sie keine Zeit mit uns verbringen wollte. Sie hatte die Zähne nicht auseinanderbekommen und immer wie ein Roboter gelächelt. Und ihr Job.
Ich schnaubte, während ich das nächste Video anklickte. Evelyn Graf war eine schlechte Wahl, auch wenn sie irgendwie süß war. Wobei »süß« es nicht wirklich traf. Sie war schon heiß, aber nicht auf so eine Femme-fatale-Art.
Wann immer ich Evelyn angesehen hatte, war ich von dem Gefühl überrollt worden, nach Hause zu kommen. Das war natürlich vollkommen bescheuert, weshalb ich erleichtert gewesen war, als sie endlich mit Arne Schluss gemacht hatte.
Die Braut in meinem Video tobte und schrie, als ihrer Brautjungfer kurz vor dem Anschneiden der Torte ein Heiratsantrag gemacht wurde. Meine Gedanken wanderten zurück zu Evelyn. Vielleicht war es einen Versuch wert, sie zu fragen.
Nachdem ich zum vierten Mal heute den Teppich über dem Stromkabel glatt gezogen hatte, das schon seit Monaten dringend neu verlegt werden musste, nahm ich den Stapel Bücher und kehrte zu dem Regal zurück, das ich am liebsten aufräumte.
Bettina saß in ihrem Büro, um neue Arbeitspläne zu schreiben und an irgendeiner Telefonkonferenz teilzunehmen, und alle Kassen waren bemannt, sodass ich praktisch machen konnte, was ich wollte, solang ich den Kunden half, falls jemand etwas suchte.
Da draußen allerdings die Sonne schien, war hier gerade nicht viel los. Ich konnte also ungestört Klappentexte lesen … ähm … das Regal aufräumen.
Ich glitt mit den Fingern über die Buchrücken und fand eine Neuerscheinung, deren Titel mir nichts sagte. Aber das Cover war hübsch. Ich drehte das Buch und studierte den Klappentext. Bla, bla, Arbeitskollege, bla, bla, groß und gut gebaut, bla, bla, Missverständnis, bla, bla, und dann wahrscheinlich das Happy End. Ich seufzte.
Eine ähnliche Story moderte auf meiner Festplatte vor sich hin. Es war eine der ersten Geschichten gewesen, die ich voller Hoffnung nach dem Ende meines Studiums begonnen hatte. Die Geschichte, mit der ich meine glanzvolle Schriftstellerinnenkarriere hatte starten wollen. Vor sechs Jahren. Ich arbeitete nur hier, weil ich mir etwas dazuverdienen musste und weil ich Bücher über alles liebte. Eine vermeintliche Win-win-Situation.
Inzwischen war ich bei Versuch vierundzwanzig angekommen, eine brauchbare Geschichte zu schreiben. Liebesromane waren meine Favoriten und ich wollte unbedingt selbst welche veröffentlichen, aber das war leichter gesagt als getan, wenn das eigene Liebesleben ein einziges Trauerspiel war. Mit jeder beendeten Beziehung wurde ich zynischer und noch unfähiger, romantische Gefühle aufs Papier zu bannen.
Männer waren nicht ansatzweise so toll wie in den Büchern und ich kam mir vor wie eine Hochstaplerin, wenn ich über die große Liebe und hervorragenden Sex fabulierte, nachdem ich meinen Ex rausgeworfen und meinen Kummer in viel zu viel Amaretto ertränkt hatte. Ich mochte Amaretto nicht einmal, aber etwas anderes war nicht da gewesen. Bisher hatte ich nur gescheiterte Beziehungen und sehr klägliche One-Night-Stands zu verzeichnen. Ich hatte keinen heißen Boss, keinen sexy Arzt und mein einziger Nachbar auf der Etage war weit über achtzig und schien grundsätzlich nicht mit Frauen zu sprechen.
Ich stellte das Buch zurück und wanderte weiter, bis ich einen hübschen rosafarbenen Buchumschlag entdeckte. Mein Herz klopfte schneller, weil ich das Cover wirklich toll fand. Während ich den Klappentext las, seufzte ich leise. Die Handlung klang perfekt, die Namen der Protagonisten waren außergewöhnlich, aber nicht zu außergewöhnlich, und es kribbelte in meinen Fingern, denn ich wollte direkt mit dem Lesen anfangen.
Ich schaute mich alibihalber um, doch die Gänge um mich herum waren leer. Nur ein kleines bisschen, maximal fünf Minuten, versprach ich mir selbst. Ich wollte nur sehen, ob das erste Kapitel eine starke Eröffnungsszene hatte.
Dass ich mir etwas vormachte, wusste ich selbst, denn ich tastete längst nach dem Hocker, den ich brauchte, um an die obersten Regalböden zu kommen, um mich daraufzusetzen.
Oh wow, das Kapitel fing direkt mit einem Kuss an. Mit einem heißen Kuss. Lippen auf Lippen, Zunge an Zunge, prasselnder Regen von oben und überhaupt. Sehnsucht erfüllte mich – zum einen hätte ich nur zu gern mit der Protagonistin getauscht und zum anderen wollte ich selbst solche Szenen schreiben. Doch wenn ich an Leidenschaft dachte, hörte ich meinen Ex rülpsen. Wenn ich an heißen Sex dachte, sagte ein anderer Ex in meinem Kopf, dass ich echt mal lockerer werden musste. Und wenn ich an Happy Ends dachte, fiel immer meine Wohnungstür ins Schloss – mit mir allein dahinter.
Ich war bereits auf Seite zehn, als mir aufging, dass ich noch immer auf der Arbeit war. Gezwungenermaßen hörte ich auf, das Ende meines Pferdeschwanzes um meinen Finger zu wickeln, wie ich es immer beim Lesen machte, und blickte mich um. Eine ältere Dame musterte zwei Kochbücher in ihren Händen, eine Gruppe Teenager drückte sich bei den Mangas herum und von unten kam ein Mann die Rolltreppe nach oben. Er trug einen schwarzen Anzug, der unverschämt gut saß, weshalb ich automatisch davon ausging, dass der Mann attraktiv sein musste. Ich konnte nur seinen Rücken und den dunkelbraunen Haarschopf sehen. Leider hatte ich mindestens drei angefangene Manuskripte in der Schublade, die damit begannen, dass ein überaus attraktiver Mann in »meinem« Buchladen aufschlug und nach einem speziellen Buch suchte, das nur ich für ihn finden konnte, sodass es sich nicht lohnte, die Idee überhaupt weiterzuverfolgen.
Stattdessen widmete ich mich wieder Seite zehn, denn empörenderweise war die Ehefrau des Protagonisten aufgetaucht, was meine Heldin – die er immerhin gerade erst geküsst hatte – natürlich gar nicht gut fand. Ich übrigens auch nicht.
Schritte kamen näher, weshalb ich den Kopf hob, um sicherzugehen, dass Bettina nicht überraschend ihr Büro verlassen hatte, aber es war bloß der Anzugträger. Meine Augen wanderten höher und ich erstarrte, weil ich ihn kannte.
Shit!
Hastig sprang ich von dem Hocker auf und duckte mich hinter das Regal.
Finn Hartstein war der beste Freund meines Ex Arne und einer der letzten Menschen, die ich gerade sehen wollte. Er war immer so herablassend und überhaupt ein eher unfreundlicher Zeitgenosse.
Mir wurde klar, dass er offenbar auf dem Weg in den Gang war, in dem ich gerade gesessen hatte, weshalb ich geduckt weiterschlich.
Ich hätte nicht gedacht, dass Finn überhaupt lesen konnte. Okay, das war gelogen. Der Kerl war Anwalt und musste ja irgendwie die Akten lesen, aber was er in einer Buchhandlung wollte, erschloss sich mir nicht. Als ich gesagt hatte, dass ich gern Schriftstellerin werden würde, hatte er mich angesehen, als hätte ich einem Kind die Süßigkeiten weggenommen. Ich wusste nicht mehr genau, ob das gewesen war, bevor oder nachdem er verkündet hatte, dass Lesen kein Hobby war, sondern bloß etwas, was man machte. Die Beschreibung traf so ziemlich auf jedes Hobby und das Leben im Allgemeinen zu, aber ich ahnte, dass Finn nicht wirklich viel Spaß in seinem Leben hatte, und hatte lieber die Tischplatte angestarrt, statt mit einem Anwalt zu diskutieren.
Ich kniete hinter dem Regal – den Finger sorgsam zwischen die Seiten meiner Lektüre gesteckt – und wartete darauf, dass Finn verschwand. Stattdessen runzelte er die Stirn und drehte sich einmal um sich selbst. »Evelyn?«, fragte er und seine Stimme klang genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte, inklusive des ungeduldigen und genervten Untertons.
Er konnte unmöglich zu mir wollen. Es war Monate her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen hatten, und wir waren nicht gerade Freunde. Finn erinnerte mich außerdem daran, dass Arne die Frechheit hatte, überhaupt zu existieren. Dieser miese Fremdgeher! Finn war bestimmt kein Stück besser.
Ich presste die Lippen aufeinander, weil mein Pflichtbewusstsein verlangte, dass ich ihm antwortete, obwohl ich nicht wollte. Mein Selbsterhaltungstrieb war ebenfalls dagegen, mit Finn zu sprechen. Nie im Leben war er aus einem freudigen Anlass gekommen. Traute ich es Arne zu, mich im Nachhinein zu verklagen? Definitiv. Ich stellte mir vor, wie ich vor Gericht landete und mich rechtfertigen musste, warum ich Arne nicht genug geküsst hatte. »Er hat einfach viel zu viel Zunge benutzt, Herr Richter.«
»Einspruch!«, würde Finn sagen und mich ins Gefängnis werfen lassen.
Okay, möglicherweise war meine Fantasie etwas zu ausgeprägt, aber ich wollte wirklich nicht mit Finn sprechen.
»Evelyn?« Er steuerte geradewegs auf mein Versteck zu, was mich dazu veranlasste, aufzuspringen und wegzulaufen.
Mein Plan, mich zwischen den Handarbeitsbüchern zu verstecken, fand ein jähes Ende, als ich mit dem Fuß an dem verdammten Stromkabel hängen blieb. Der Boden kam rapide näher, zu schnell, um ehrlich zu sein. Ich hatte nur eine Hand frei, um meinen Fall abzubremsen, weil ich mir lieber die Zähne ausgeschlagen hätte, als meine Finger zwischen den Seiten des Buches hervorzuziehen. Ich hatte Prioritäten (Bücher) und Prinzipien (keine Eselsohren). Mit einem lauten »Uff« meinerseits wich die Luft aus meinen Lungen und ich war mir ziemlich sicher, dass ich den Funkkontakt zu meinem rechten Knie verloren hatte.
»Da bist du ja«, sagte Finn mit dem typischen Tadel in der Stimme.
Mir wurde klar, dass ich wie eine Flunder vor ihm auf dem Bauch lag – auf dem nicht gerade sauberen Boden einer Buchhandlung. Konnte sich bitte ein massives Loch in besagtem Boden auftun und mich verschlingen?
»Also wirklich, Evelyn.« Finn seufzte vorwurfsvoll und in der nächsten Sekunde bekam ich einen elektrischen Schlag, weil er meine Taille packte und mich hochzog. Ich wusste nicht einmal, ob ich dem Teppich die statische Aufladung zu verdanken hatte oder ob Finn mich so sehr abstieß, dass mein Körper sozusagen als Abwehrmechanismus Funken sprühte.
Finn Hartstein, Scheidungsanwalt und Ekelpaket der Güteklasse A, zog mich auf die Füße, drehte mich um und ließ seinen Blick über mich schweifen. Er verharrte auf meinen Beinen und als ich hinsah, bemerkte ich die dicken Staubflocken, die an meinen Hosenbeinen hingen. Jemand musste wirklich ein Wort mit der Reinigungscrew reden, das hatte ich Bettina jetzt schon ein dutzend Mal nahegelegt.
Ich presste das Taschenbuch an meine Brust. »Finn.« Meine Stimme klang piepsig. Viel zu piepsig. Wie eine Maus auf Helium. »Ich habe dich gar nicht gesehen.«
»Das fällt mir schwer zu glauben, wenn ich bedenke, dass du vor mir geflüchtet bist.«
»Ich bin nicht geflüchtet.« Verdammt! Warum war ich so atemlos? Und warum stand Finn in seinem gut geschnittenen Anzug dermaßen dicht vor mir? Ich konnte sein Aftershave erahnen. Oder sein Parfüm. Oder was Satan eben sonst auflegte, bevor er die Hölle verließ, um seine Opfer zu quälen.
»Du hast mich gesehen und bist losgerannt.« Seine linke Augenbraue wanderte nach oben – was im Grunde den Normalzustand herstellte, denn Finn schien mich grundsätzlich nur skeptisch zu mustern. Ich hingegen starrte ihn schwer atmend an. Es war unfair, dass er mit der Mischung aus braunen Haaren und blauen Augen gesegnet war. Überhaupt war er attraktiv genug, um der perfekte Protagonist für einen Liebesroman zu sein – dazu musste man nur über seine grauenvolle Persönlichkeit hinwegsehen.
»Meine Kollegin hat gerufen.«
Er lehnte sich zur Seite, die Augenbraue wanderte noch höher und er sah an mir vorbei. »Da ist niemand.«
»Hat sich inzwischen erledigt.« Wo blieb denn das blöde Loch im Boden?
Finn schaute mich wieder an. »Wunderbar. Dann solltest du ja jetzt Zeit haben.«
»Ich habe keine Zeit.«
»Oh, spannt dein anspruchsvoller Job dich so ein? Man sollte meinen, dass du Zeit für ein Gespräch hast, wenn du Zeit zum Lesen hast.« Völlig unverfroren griff er nach dem Buch und nahm es mir weg.
Ich hätte beinahe wie ein verwundetes Tier aufgeschrien, als mein Finger aus den Seiten rutschte. Vielleicht konnte ich mich darauf verlegen, Krimis zu schreiben und Finn für den Plot meines ersten Buches direkt hier vor aller Augen zu erwürgen.
Er studierte den roten Titel auf dem rosafarbenen Untergrund, drehte das Buch und überflog den Klappentext, woraufhin er wirkte, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Der Mann hatte in der Tat gar keinen Spaß in seinem Leben. Wie konnte man diesen Klappentext bitte nicht charmant finden?
»Was willst du, Finn?«, fauchte ich und nahm ihm das Buch wieder weg. Glücklicherweise war ich noch nicht weit gekommen und fand die Stelle, an der ich hatte pausieren müssen, schnell wieder. Ich schob den Finger zwischen Seite zehn und elf und seufzte erleichtert. Das Unheil war gerade noch einmal abgewendet. Möglicherweise würde ich Finn großzügig am Leben lassen.
»Arne heiratet.« Finn sah mich an, als würde er auf eine bestimmte Reaktion warten. Er wusste schon, dass ich Arne abserviert hatte, nachdem er fremdgegangen war, richtig? Das Ganze war glücklicherweise schon fünf Monate (und drei sehr befremdliche One-Night-Stands) her, sodass ich rein gar nichts spürte.
»Aha«, erwiderte ich deshalb bloß.
»Das ist alles?«
»Entschuldigung, welche Reaktion hast du erwartet? Es hat seine Gründe, dass ich nicht mehr mit Arne zusammen bin. Alles verzehrende Sehnsucht gehört zufälligerweise nicht dazu.«
Finns unverschämt blaue Augen weiteten sich. »Alles verzehrende Sehnsucht? Versuchst du dich immer noch als Schreiberling?«
Obwohl Finn ein gutes Stück größer war als ich, war ich mir relativ sicher, dass ich mit der Faust sein symmetrisches Gesicht erreichen konnte, sollte ich es darauf anlegen. Jetzt gerade wollte ich es unbedingt ausprobieren.
»Ich muss jetzt zurück an die Arbeit.« Ich drehte mich auf dem Absatz um und wischte die Staubflusen von meiner Hose. Ganz hinten in der »Heimwerken«-Abteilung stand ein zweiter Hocker und genau dort wollte ich hin.
»Evelyn, warte.« Er griff nach meinem Handgelenk.
Wieder kribbelte meine Haut und ich zog meinen Arm weg. »Was?«
»Arne will Melanie heiraten.«
Ich drehte mich langsam um – weil die Liebesromanautorin in mir neugierig war. Mit Finn zu reden, stand immer noch nicht hoch im Kurs. »Deine Melanie?«
»Wir sind seit drei Wochen getrennt.«
Wow. Selbst ein Roboter hätte die Worte mit mehr Gefühl vorgebracht.
»Das tut mir leid«, sagte ich anstandshalber.
»Muss es nicht. Jedenfalls hat Arne gesagt, dass er und Melanie im Grunde schon seit sechs Monaten zusammen sind. Oder vögeln. Oder was auch immer die beiden sonst miteinander machen.«
»Oh, das tut mir auch leid. Dann muss sie hinter deinem Rücken was mit Arne gehabt haben.« Ich fühlte mich ein wenig schlecht, weil ich so abfällig über Finn gedacht hatte, aber … er war halt … Finn. Leider kam ich auch zu dem Schluss, dass Arne bereits mit Melanie zugange gewesen sein musste, als er noch in mein Bett gedurft hatte.
»Jedenfalls bin ich der Trauzeuge und ich wollte fragen, ob –« Finn brach mit gerunzelter Stirn ab, weil ich die Hand hob.
»Bitte was?«
»Ich bin der Trauzeuge.« Er sprach betont langsam. Entnervend langsam. »Und ich brauche deine Hilfe.«
»Der Trauzeuge – auf der Hochzeit deiner Ex und deines besten Freundes, jetzt hoffentlich ehemals besten Freundes? Warum solltest du das tun?« Als Arnes Ex und stellvertretend für sämtliche Frauen, die schon einmal betrogen worden waren, wurde ich wütend und war empört. Die Liebesromanautorin in mir hingegen griff mit beiden Händen in den Popcornbecher und wollte mehr Details. Viel mehr Details.
»Damit ich die Hochzeit ruinieren kann.« Finn zuckte mit den Achseln, als wäre das ein normaler Plan. Aber das war es für Satan wahrscheinlich auch. »Ich habe recherchiert und die effektivste Störung scheint ein Heiratsantrag zu sein. Da ich eine Rede halten werde, bekomme ich ein Mikro in die Hand – ich brauche also nur noch eine Braut, der ich einen Antrag machen kann.«
Oh mein Gott! Ich brauchte mehr imaginäres Popcorn. Der Plan war so … bizarr und gleichermaßen großartig.
»Sorry, aber da fällt mir wirklich niemand ein.«
Einer von Finns Mundwinkeln zuckte und ich hätte schwören können, dass ich ein halbes Lächeln sah. »Ich hatte an dich gedacht.«
Ich starrte ihn an und lachte gekünstelt. »Haha. Haha«, machte ich und trat dabei sicherheitshalber einen Schritt nach hinten, da Finn ganz offensichtlich den Verstand verloren hatte und ich nicht wusste, wozu er sonst noch fähig war.
»Ich meine es ernst, Evelyn.«
Das konnte ich leider sehen. Er starrte mich aus seinen ernsthaften blauen Augen an und schien auf meine Zustimmung zu warten. Je länger er mich ansah, desto schlechter bekam ich Luft.
Wäre sein Vorschlag ein Klappentext gewesen, hätte ich das Buch sofort gelesen. Doch so wusste ich, dass es eine himmelschreiend dumme Idee war.
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und machte noch zwei Schritte nach hinten, ehe ich erneut bekräftigte: »Nein, wirklich nicht.«
»Bist du nicht sauer auf Arne?« Finn legte den Kopf schräg und studierte mich wie ein Insekt unter seinem Mikroskop.
Ich zuckte mit den Achseln. »Nicht mehr. Ich bin kein nachtragender Typ, damit macht man sich letztlich nur selbst unglücklich.«
Finn gab ein Schnauben von sich. »Warum frage ich überhaupt? Du bist wirklich –«
In der letzten Sekunde brach er ab und presste die Lippen aufeinander. Sein markanter Kiefer spannte sich an. Ich war mir sicher, allein über diese irgendwie sehr maskuline Geste ein ganzes Kapitel schreiben zu können – womit mein aktuelles Schreibprojekt dann endlich auf … ein ganzes Kapitel kommen würde.
Ich presste das Buch fester gegen meine Brust. »Was bin ich?«
»Zu nett.« Er ließ es wie eine Beleidigung klingen. »Du musst doch gekränkt sein, dass Arne fremdgegangen ist. Er redet immer noch von dir, weißt du das?«
»Wie soll ich das wissen?« Meine Stimme klang unnatürlich hoch. Warum versetzten seine Worte mir einen kleinen Kick? Ich sollte mich über die Aussage nicht freuen.