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Müde Kinder? Beim Wandern eine kleine Geschichte über die erwanderte Landschaft hören - das macht wieder munter! Hier mischen sich Natur, Historie und Märchen zu einer Liebeserklärung an die Heimat. Die Autorin erzählt quer durch Baden-Württemberg und die WichtelGeschichte No.3 führt nach Unteruhldingen. Garantiert nicht kitschig, sondern für Kinder und Eltern witzig und sogar ein wenig lehrreich.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Hier mischen sich Natur, Historie und Märchen zu einer kleinen Liebeserklärung an die Heimat.
Wandern mit Kindern. Keine Lust. Zu warm. Zu weit. Zu hungrig. Und die Frage: „Wann sind wir endlich daaaha?" So war das bei mir damals. Meine Mutter hatte ein Wundermittel, das nie versagte: Eine Geschichte. Zwanzig Jahre später erzählte ich selbst und jetzt kann ich nicht mehr damit aufhören und ich erzähle mich durch Baden-Württemberg.
Die WichtelGeschichte No.3 spielt bei den Pfahlbauten von Unteruhldingen.
Was vom Erzählten ist wahr und was nur beinahe wahr? Entscheiden Sie selbst. Oder fragen Sie Ihre Kinder!
Viel Freude in der Natur wünscht Ihnen Angela M.Körner-Armbruster
(Falls es Sie beruhigt: In dieser Episode wird gar nicht im Dialekt gesprochen!)
denkt der Riese. „Und endlich sind wir dem bösen Zauberer, der rund um unseren schönen Bodensee alles schwarz zaubert, einen Schritt näher gekommen.“
Wir. Das ist er, der Riese vom Bodanrück, das kleine Wolfskind in seiner Manteltasche und der Überlinger Minkreiter. So manches Abenteuer haben sie in Sipplingen und Salem erlebt und jetzt wartet der Riese in Seefelden vor der kleinen Dorfkirche. Wird der Minkreiter den Zauberer überwältigen?
Oh weh – in der Kirche erklingt wütendes Geschrei, dann ein Donner. Ein Beben lässt den Boden zittern und eingehüllt in eine wabernde, schwarze Wolke fliegt Neromann aus einem Turmfenster und unten stolpert ein hustender Minkreiter heraus. Sein ausgestreckter Arm zeigt nach links und der Riese begreift sofort. Er schnappt den verblüfften Wolf und rennt los. Der Minkreiter pfeift sein Pferd herbei, schwingt sich hinauf und galoppiert hinterher. Jetzt kann der Riese endlich zeigen, wie nützlich seine langen Beine sind!
Den Blick immer fest auf die stinkende Zaubererwolke gerichtet rennt er den schmalen Uferweg entlang. Mit einem lässigen Schritt überquert er den sprudelnden Bach und benutzt dabei nicht die Brücke der Menschen. Hinter ihm klappern die Hufe, in der Jackentasche jault das verängstige Wolfskind. Über das wogende Schilf hinweg sieht der Riese, dass die Wolke an Höhe verliert.
„Er landet!“ brüllt er dem Minkreiter zu. Der hat inzwischen aufgehört, zu husten. Sein schmutziger Mantel weht ebenso wie seine zerfilzten Haare im Wind, seine Kappe hält er in der Hand.
„Wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren“ antwortet er – und das geschieht auch nicht. Der Zauberer Neromann ist nämlich gelandet und der Riese, der einen besseren Überblick hat als der Minkreiter, verschluckt sich vor Überraschung. Jetzt hustet er. Nun ist auch der Minkreiter an der letzten Kurve angekommen. Sein Blick wird groß, sein Mund steht offen. Er ist genauso sprachlos wie der Riese, denn schwebende Häuser auf dem Bodensee haben beide noch nicht gesehen. Kleine Hütten aus Holz sind da und zwischen den Hütten sind fliegende Brücken und auf einer dieser fliegenden Brücken steht Neromann und droht ihnen mit der Faust und schreit wie ein Wilder.
„Mann, ist der wütend!“
Wenn sie ehrlich sind, haben sie ein wenig Angst. Obwohl sie sehr gemütlich aussehen, sind ihnen die fliegenden Hütten unheimlich.
„Hier wohnt er also“ sagt der Minkreiter zufrieden. „Also machen wir einen Plan, oder?“
„Und zwar einen sehr guten!“
Die beiden Verfolger beobachten grimmig den Zauberer, der gierig etwas in sich hineinschlingt.
„Nein, hier wohnt er nicht, das ist nur sein Sommerhaus“ sagt eine kratzige Stimme rechts vom Riesen und „Eigentlich wohnt er auf dem Hohentwiel“ sagt eine quiekende Stimme links vom Minkreiter.
„Wer seid ihr denn?“ ruft der Riese und „Ja hoppla, was sehen meine Augen“ wundert sich der Minkreiter.
„Gestatten: Mikkeli von Uhldingen, Hüter des Kesselbrunnenschatzes“ sagt die kratzige Stimme und „Ich bin die Weiße Tikina“ quiekt es von der anderen Seite. Mikkeli verbeugt sich dabei so tief, dass er seine kleine Mütze verliert. Die Weiße Tikina hat ein beinah weißes Kleidchen an und schneeweiße Flatterhaare. Auch ihr Gesicht ist sehr blass. Ihre grünen Augen blitzen unternehmungslustig.