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Zwischenprüfungsarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Technische Universität Dortmund, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Bildung ist derzeitig ohne Zweifel ein aktuelles Thema öffentlicher Debatten. In der Politik sowie unter Fachleuten herrscht ein kritischer Diskurs über die Beschaffenheit und die Reformbedürfnisse des Bildungswesens. Dabei wird die Bildungsdebatte keineswegs auf das Bildungssystem Schule und Hochschule beschränkt. Während die Kinder- und Jugendhilfe zu Zeiten der Bildungsreform in den 1970er Jahren im Bildungsgesamtplan (für strukturelle und curriculare Veränderungen des Bildungssystems) eher übergangen als kaum berücksichtigt worden ist (vgl. HORNSTEIN 2002, S. 46), sind insbesondere seit dem ´PISA-Schock` „Bildungsgelegenheiten und –möglichkeiten von der frühen Kindheit bis zum Schuleintritt und neben der Schule zu zentralen Themen der aktuellen bildungspolitischen Debatte“ (BMBF 2004, S.11) geworden. Die PISA-Studie hat die Frage nach der Rolle und dem Beitrag der Kinder- und Jugendhilfe zu den Bildungsaufgaben erneut aufgeworfen, welche es in dieser Ausarbeitung darzustellen gilt. Es soll deutlich werden, dass das Thema Bildung keinen modischen Trend darstellt und dass die Bildungsdebatte aus „politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen heraus [entsteht]. Sie transportiert, so scheint es, den Modernisierungs- und Anpassungsdruck, der aus der Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft resultiert, also aus dem ökonomischen und sozialen Wandel“ (MÜNCHMEIER 2002, S. 16; Zus. v. C.K.). Daher wird in dieser Ausarbeitung im Kontext der einführenden Ausführungen über den Bildungsbegriff der „Strukturwan-del der Bildungskonzeptionen“ (BONß 2003, S. 27) dargestellt, welchem sich die Darlegungen über das Bildungsverständnis der Kinder- und Jugendhilfe anschließen. Exemplarisch wird das außerschulisches Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendarbeit, - so wie es in der Fachdiskussion dargestellt wird - vorgestellt und hinsichtlich seiner Bildungsmodalitäten und –effizenz beleuchtet. Die Ausführungen beziehen sich dabei insbesondere auf die von Sturzen-hecker als „aktuell elaborierteste [bezeichnete] Theorie zur emanzipatorischen Bildung in der Jugendarbeit“ (STURZENHECKER 2003, S. 301), nämlich auf die „Subjektorientierte Jugendarbeit“ (SCHERR 1997).
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Universität Dortmund Fachbereich 12 Wintersemester 2006/07
Modulabschlussarbeit (M III /2)
„Grundlagen der Jugendhilfe“
Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit
Corinna Kühn
Studiengang: Bachelor Fachwissenschaftliches Profil Kernfach: Sozialpädagogik
3. Fachsemester Komplementfach: Germanistik
1. Fachsemester Abgabe: 31. März 2007
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Bildung ist derzeitig ohne Zweifel ein aktuelles Thema öffentlicher Debatten. In der Politik sowie unter Fachleuten herrscht ein kritischer Diskurs über die Beschaffenheit und die Reformbedürfnisse des Bildungswesens. Dabei wird die Bildungsdebatte keineswegs auf das Bildungssystem Schule und Hochschule beschränkt. Während die Kinder- und Jugendhilfe zu Zeiten der Bil-dungsreform in den 1970er Jahren im Bildungsgesamtplan (für strukturelle und curriculare Veränderungen des Bildungssystems) eher übergangen als kaum berücksichtigt worden ist (vgl. HORNSTEIN 2002, S. 46), sind insbesondere seit dem ´PISA-Schock` „Bildungsgelegenheiten und -möglichkeiten von der frühen Kindheit bis zum Schuleintritt und neben der Schule zu zentralen Themen der aktuellen bildungspolitischen Debatte“ (BMBF 2004, S.11) geworden. Die PISA-Studie hat die Frage nach der Rolle und dem Beitrag der Kinder- und Jugendhilfe zu den Bildungsaufgaben erneut aufgeworfen, welche es in dieser Ausarbeitung darzustellen gilt. Es soll deutlich werden, dass das Thema Bildung keinen modischen Trend darstellt und dass die Bildungsdebatte aus „politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen heraus [entsteht]. Sie transportiert, so scheint es, den Modernisierungs- und Anpassungsdruck, der aus der Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft resultiert, also aus dem ökonomischen und sozialen Wandel“ (MÜNCHMEIER 2002, S. 16; Zus. v. C.K.). Daher wird in dieser Ausarbeitung im Kontext der einführenden Ausführungen über den Bildungsbegriff der „Strukturwandel der Bildungskonzeptionen“ (BONß 2003, S. 27) dargestellt, welchem sich die Darlegungen über das Bildungsverständnis der Kinder- und Jugendhilfe anschließen. Exemplarisch wird das außerschulisches Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendarbeit, - so wie es in der Fachdiskussion dargestellt wird - vorgestellt und hinsichtlich seiner Bildungsmodalitäten und -effizenz beleuchtet. Die Ausführungen beziehen sich dabei insbesondere auf die von Sturzenhecker als „aktuell elaborierteste [bezeich-
nete] Theorie zur emanzipatorischen Bildung in der Jugendarbeit“ (STURZENHECKER 2003, S. 301), nämlich auf die „Subjektorientierte Jugendarbeit“ (SCHERR 1997).
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Bildung ist ein Zentralbegriff sowie gleichzeitig eine Besonderheit der deutschen Pädagogik. Von vielen Autoren wird darauf hingewiesen, dass kein Konsens über den Bildungsbegriff vorherrscht (vgl. THESING 2004, S. 25; MÜNCHMEIER 2002, S. 15 f.; HUSFELDT 2001, S. 27 u.a.). Im historischen Verlauf hat der Bildungsbegriff „zahlreiche semantische Elemente akkumuliert und zu unzähligen semantischen Konnotationen angeregt“ (EHRENSPECK 2004, S. 65). So scheint es nachvollziehbar zu sein, dass der Begriff weder durch einen anderen ersetzt noch in eine andere Sprache übersetzt werden kann. Bei dem Bildungsbegriff handelt es sich um ein „typisch deutsches Deutungsmuster, welches keine Äquivalente in anderen Sprachen hat“ (ebd., S. 65). Bedeutend ist vor allem die Perspektive, aus der der Bildungsbegriff beleuchtet wird; „Bildungstheorien sind abhängig vom wissenschaftstheoretischen sowie politisch-philosophischen Standpunkt ihrer Autoren“ (SINHART-PALLIN 2006, S. 75). Clemens Menze wagt lediglich eine formale Kennzeichnung des Bildungsbegriffs, derzufolge
„sich Bildung als ein komplexer Prozeß begreifen läßt, in dem eine als wünschenswert ausgegebene Persönlichkeitsstruktur hervorgebracht werden soll. Der Prozeß selbst unterliegt gesellschaftlichen, ökonomischen, auch institutionellen Bedingungen, die auf die Bereiche verweisen, von denen her das Werden der jungen Menschen bestimmt wird“ (MENZE, zit. n. HUSFELDT 2001, S. 27).
Da der Begriff in unterschiedlicher Zeit von verschiedenen Interessengruppen mit divergenten Inhalten gefüllt wird und die Zielvorstellungen und Anforderungen an die Bildung demnach sehr unterschiedlich sind, bezeichnet der Erziehungswissenschaftler Dieter LENZEN (1997, S. 950) den Bildungsbegriff auch als „Container-Wort“, das dem stetigen gesellschaftlichen und historischen Wandel unterworfen ist. „Bildung ist [dabei] immer sowohl ein pädagogischer als auch ein politischer Begriff“ (SINHART-PALLIN 2006, S. 75; Zus. v. C.K.).
Bevor der Begriff Bildung eine Verwendung im pädagogischen Sinne fand, besaß er bereits in früheren Jahrhunderten eine Bedeutungsgeschichte. Etymologisch ist er auf die indogermanische