Bis Donnerstag - Silke Labudda - E-Book

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Silke Labudda

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Beschreibung

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, und manchmal begegnet man in diesem Zuge Menschen, mit denen man im normalen Leben niemals etwas zu tun gehabt hätte. So geht es auch einer jungen Frau, die an einem dunklen Herbstabend mit einem ganz besonderen Anliegen an einen Fremden wendet; einem Anliegen, das sie niemand anderem als ihm offenbaren kann...

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Silke Labudda

Bis Donnerstag

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Bis Donnerstag

 Der Wind blies auch für einen Herbstabend ungewöhnlich kühl und wirbelte das herabgefallene Laub auf dem Asphalt hin und her. Die junge Frau, die gerade aus dem Bus ausgestiegen war, fröstelte leicht und schloss nun auch den obersten Knopf ihres Mantels, woraufhin ihre Lippen fast vollständig von dem dicken warmen Stoff bedeckt waren. Vorsichtig sah sie sich nach allen Seiten um und musste noch im selben Moment über sich selbst lächeln. Niemand hatte mit ihr den Bus verlassen, und selbst wenn; es gab keinen Grund, paranoid zu werden. Zugegebenermaßen war das hier eine komische Situation, nicht komisch im Sinne von lustig, eher von sehr merkwürdig, fast schon skurril. Aber sie hatte es so gewollt, und jetzt musste sie ihren Plan durchziehen, koste es, was es wolle.

 Auf einen kleinen zerknüllten Zettel hatte sie die Adresse gekritzelt, zu der sie am heutigen Abend kommen sollte. Den Zettel hatte sie aber nicht dabei. Sie hatte sich die Adresse einprägen und das Papier dann verbrennen müssen, das hatte ihr der Mann am Telefon eingeschärft. Er hatte sie von einem Einweghandy mit unterdrückter Nummer angerufen, und das auch nur ein einziges Mal. Mit knappen, aber präzisen Worten hatte er ihr erklärt, wann und wo sie sich treffen konnten.

Das war vor drei Tagen gewesen. Seitdem hatte sie mehrfach kurz davor gestanden, alles abzusagen, einfach nicht hinzugehen. Dann hatte sie sich aber wieder ins Gedächtnis gerufen, warum sie zu einem derart absurden Mittel greifen musste. Es gab keinen anderen Ausweg.

 Zu der Adresse, die sie sich so sorgfältig eingeprägt hatte, gehörte ein unscheinbares kleines Haus, das auf den ersten Blick leerstehend wirkte. Vielleicht war es das sogar. Hatte sie sich eventuell doch die falsche Hausnummer gemerkt? Nein, sie war ganz sicher, dass es die 29 war. Der Geburtstag ihres Mathelehrers aus der achten Klasse, in den sie so verknallt gewesen war.

 Zögernd machte sie ein paar Schritte auf die Haustür zu, hielt kurz inne und griff dann beherzt nach dem Türknauf. Er ließ sich einfach drehen, und sie war nicht überrascht, dass sich die Tür auch ohne Schlüssel öffnete.

 

Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr, als sie den kleinen, in zwielichtigem Halbdunkel gehaltenen Raum betrat. Es roch nach Zigarettenrauch, Holz und einem Herrenparfum, das sie auf merkwürdige Weise an ihren Vater erinnerte. Fast hätte sie lächeln müssen.

"Sind Sie Herr K.?" Ihre Stimme zitterte. Ob er das auch bemerkte?

"Wer soll ich denn sonst sein?" Er nahm einem hörbar tiefen Zug von seiner Zigarette, bevor er sich umdrehte und sie unverhohlen musterte.

"Sie sind nicht ganz das, was ich erwartet hatte", sagte er mit einer sanften, fast unnatürlich klingenden Stimme.

Sie runzelte die Stirn. "Was haben sie denn erwartet?"

Mit einem leichten Lächeln zuckte er mit den Schultern. "Ich bin nicht sicher. Sie haben sich am Telefon irgendwie - seriöser angehört, das ist alles."

"Seriöser" wiederholte sie, nicht sicher, ob er versuchte, sich über sie lustig zu machen. "Nun, falls es für Sie von Interesse ist: Sie habe ich mir ein wenig jünger vorgestellt."

Herr K. grinste und nickte ihr zu, die Zigarette zwischen den strahlend weißen Zähnen. "Touché, Madame. Ich nehme an, Ihnen ist niemand gefolgt?!"

"Nein, ich denke nicht..."

Trotzdem drehte sie sich erneut unwillkürlich um und sah zur Tür, als erwarte sie, dieselbe würde jeden Moment aufgestoßen werden. Von wem? Davon hatte sie keinerlei Vorstellung.