Mein bester Freund - Silke Labudda - E-Book

Mein bester Freund E-Book

Silke Labudda

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Beschreibung

Marc hat einen besten Freund, Shane. Die beiden sind unzertrennlich, und der naive, etwas einfältige Marc vertraut dem scheinbar so viel klügeren Shane blind. Das bringt ihn in große Schwierigkeiten, vor Gericht und sogar in die psychiatrische Klinik, denn es gibt ein Problem: Shane existiert nur in Marcs Kopf.

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Seitenzahl: 24

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Silke Labudda

Mein bester Freund

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Urteil

Flucht zu Lona

Endlich frei

Impressum neobooks

Das Urteil

Sie werden mich schuldig sprechen.

Ich weiß es. Alle hier wissen es. Der Richter mit der dicken Brille und dem strengen Blick, der sich gerade zur Urteilsfindung zurückgezogen hat, die Zuschauer im Saal; sogar mein Anwalt, der mir ja eigentlich hier raushelfen soll, hat die Hoffnung längst aufgegeben. Das würde er mir zwar nie ins Gesicht sagen, aber ich weiß, dass es so ist. Ich kann es fühlen, wenn er mich ansieht. Er hat mich genauso verurteilt wie alle anderen. Ja. Sie werden mich schuldig sprechen und dann – dann werden sie mich in den Knast stecken und für immer einsperren. Einsperren für etwas, das ich nicht getan habe.

In den letzten Monaten bin ich im ganzen Land, nein, sogar auf der ganzen Welt berühmt geworden. Das ist es doch, was sich eigentlich jeder wünscht, oder?! Ich wollt früher auch immer gern ein Star werden, aber jetzt…

Mein Bild ist in allen Zeitungen. Im Fernsehen wird täglich über „meinen Fall“ berichtet. Ich glaube, ich bin mittlerweile so bekannt wie der Papst, vielleicht sogar noch mehr. Sie nennen mich den „neuen Jack The Ripper“ und sprechen davon, wie krank und verabscheuungswürdig das ist, was ich getan haben soll, und was für eine kranke Gesellschaft Leute wie mich hervorbringt, und so weiter, und so weiter. Es ist immer dasselbe. Sie stecken mich in eine Schublade und meinen, dass dadurch alles zusammenpasst. Einer von der Straße, ein Punk, einer, der Drogen nimmt und säuft, der taugt doch sowieso zu nichts, und da ist es kein Wunder, wenn so jemand irgendwann den Verstand verliert und Amok läuft. Mann, da könnte ich glatt Mitleid mit mir selber kriegen.

Aber ich habe nicht den Verstand verloren! Ich bin nicht verrückt! Ich bin nicht verrückt, und ich habe es auch nicht getan, das schwöre ich bei – bei meinem Leben! Ich wünschte, ich könnte auf etwas anderes schwören, vielleicht etwas, das mir mehr bedeutet, aber mir fällt nichts ein. Aber es ist auch egal. Feststeht, dass ich es nicht war, dass ich sie nicht umgebracht habe.

Es war Shane, der Mann, der in meinem Kopf lebt (ich weiß ja, wie das klingt, aber ich kann es nicht anders ausdrücken).

Er heißt Shane Jazz, und es gibt ihn wirklich, so wie es mich und alle anderen Menschen auf der Welt auch gibt, nur dass er irgendwie – keinen eigenen Körper hat und meinen mitbenutzen muss. Er wohnt in meinem Kopf, seit ich denken kann, wahrscheinlich ist er schon immer da gewesen. Gesehen habe ich ihn nie (geht ja auch gar nicht, so ohne Körper), aber ich weiß ganz sicher, dass er da ist.