Blackwell Lessons - Entfesselte Lust. Von Marc Blackwell erzählt - S. Quinn - E-Book

Blackwell Lessons - Entfesselte Lust. Von Marc Blackwell erzählt E-Book

S. Quinn

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Beschreibung

Es ist die letzte Nacht, die Hollywoodstar Marc Blackwell und seine Schauspielschülerin Sophia heimlich miteinander verbringen. Morgen wollen sie aller Welt ihre Liebe verkünden. Doch Marc ist innerlich aufgewühlt. Er weiß, dass die Papparazzi sich auf sie beide stürzen werden. Und er weiß auch, dass man seine dunkle Vergangenheit ans Licht zerren wird. Aus seiner Sicht erzählt Marc, wie aus ihm der selbstbewusste, disziplinierte Mann wurde, der stets die Kontrolle haben will. Und wie er erst mit Sophia die wahre Liebe erfuhr – eine Liebe, ebenso tief erfüllend wie zerbrechlich …

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Buch

Marc Blackwell. Hollywoodstar, Leiter der Schauspielschule Ivy College, unglaublich attraktiv, charmant – und gefährlich dominant. Die Frauen liegen ihm zu Füßen, seine Studentinnen vergöttern ihn. Doch er hält sich strikt an eine Regel: keine Affären mit seinen Schauspielschülerinnen. Bis er bei einem Vorsprechen an seinem College Sophia kennenlernt und mit ihr eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Sie ist die Einzige, die in sein tiefstes Inneres sieht, seine Hoffnung, sich von seinen Obsessionen zu befreien …

Es ist die letzte Nacht, die Marc und Sophia heimlich miteinander verbringen. Morgen wollen sie ihre Beziehung öffentlich machen. Marc betrachtet die neben ihm schlafende Sophia und ist innerlich aufgewühlt. Er will mit ihr zusammensein, ohne Zwänge, ohne Heimlichtuerei. Aber er weiß auch, dass die Paparazzi sich auf sie beide stürzen und seine dunkle Vergangenheit ans Licht zerren werden. Aus seiner Sicht erzählt Marc, wie aus ihm der selbstbewusste, disziplinierte Mann wurde, der stets die Kontrolle haben will. Erst als er Sophia trifft, ist er bereit, sich für die Liebe zu öffnen – eine Liebe, ebenso tief erfüllend wie zerbrechlich …

Weitere Informationen zu S. Quinn

sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin

finden Sie am Ende des Buches.

S. QUINN

BLACKWELL LESSONS

Entfesselte Lust

Von Marc Blackwell erzählt

Band 2

Erotischer Roman

Aus dem Englischen

von Angela Schumitz

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Mr Blackwell«.

Deutsche Erstveröffentlichung März 2017

Copyright © der Originalausgabe by S. Quinn

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: UNO Werbeagentur, München

Covermotiv: FinePic®, München

Redaktion: Susanne Bartel

KS · Herstellung: Str.

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-18973-0V002

www.goldmann-verlag.de

Für meine beiden Engel

Lexi und Laya

1

Mitternacht

Ivy College

Die Nacht, in der ich losließ

Ich sehe Sophia liebend gern beim Schlafen zu. Manchmal kann ich es kaum ertragen, wie schön sie ist.

»Marc?« Sophia regt sich. »Ist es etwa schon Morgen?«

»Nein«, erwidere ich. »Schlaf weiter.«

Draußen ist es noch dunkel, aber ein neuer Tag wird kommen. Die Sonne geht immer auf. Und morgen früh wird sie ihr Licht auf Sophia und mich werfen, und die ganze Welt wird uns sehen.

Morgen werden wir unsere verbotene Beziehung öffentlich bekanntgeben, und jeder wird von dem Dozenten erfahren, der sich in seine Studentin verliebt hat.

Ich kann mir gut vorstellen, was in den Zeitungen stehen wird.

Marc Blackwell, mit dem Oscar gekrönter Schauspieler und Leiter sowie Gründer des Ivy College, verführt junge unschuldige Studentin.

Es ist mir egal, was sie über mich schreiben. Aber wenn die Presse morgen Sophia oder ihre Verwandten durch den Schmutz zieht, werde ich zum Mörder.

Meine Güte.

Sophia und ich – bald für alle Welt erkennbar ein Paar.

Aber es geht nicht anders. Wir können nicht mehr wegrennen.

Wir lieben uns so sehr, dass es schon fast an Besessenheit grenzt. Wir sind füreinander bestimmt. Nichts kann uns trennen. Egal welche Herausforderungen wir ertragen müssen, wir werden sie ertragen.

Würde Sophia nicht begreifen, worauf sie sich eingelassen hat, hätte ich auf sie verzichtet. Wäre einfach gegangen. Aber sie ist ein erwachsener Mensch. Sie weiß, dass es schwer wird.

Die Zeitungen werden Geschichten aus meiner Vergangenheit ausgraben – Geschichten, die Sophia verletzen werden.

Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass es jemals Marc Blackwell ohne Sophia Rose gegeben hat. Aber es hat ihn gegeben: einen zornigen jungen Mann, der im Dunkeln wild um sich schlug.

Sophia hat mich verändert, sie hat meine helle Seite entdeckt. Ich will nie mehr der Mann sein, der ich früher war.

Gemeinsam werden wir in die Zukunft schreiten.

Die Dunkelheit hinter uns lassen.

Ich lehne mich zurück, verschränke die Hände unter meinem Kopf auf dem Kissen und starre an die Decke.

Erinnerungen steigen in mir auf.

Es gab eine Zeit vor Sophia – eine düstere, einsame Zeit. Ich hoffe inständig, dass Sophia sie mir verzeihen kann.

2

Zehn Jahre zuvor

Los Angeles

Am Filmset von Their War

Ich sitze auf einem Plastikstuhl und trinke Kaffee aus einem Styroporbecher, während die Crew das Set für Rias große Szene aufbaut.

Ria stolziert nur mit Strumpfhalter und Korsett bekleidet herum und hält sich Kostüme vor ihren gebräunten Körper. Sie müsste nicht halb nackt am Set sein, aber sie genießt es, wenn sie die Crew aufgeilen kann.

Bei mir funktioniert ihre Taktik allerdings nicht mehr, weil ich sie schon nackt gesehen habe.

In dem Film spielt Ria meine Mutter. Aber wenn die Kameras nicht mehr laufen, ziehen wir uns in ihren Wohnwagen zurück und treiben es miteinander.

Während ich Ria beobachte, sinkt die massige Gestalt von Baz Smith auf den Plastikstuhl neben mir.

Baz ist eine Legende – ein berühmter Action-Star, der seine große Klappe dank seiner nicht minder großen Muskeln nicht zügeln muss.

Baz spielt Terry Scott, einen General, der mich vor einer Landmine rettet. Ich bin im Film ein minderjähriger Soldat, der gelogen hat, um in die Armee aufgenommen zu werden.

Bevor ich Baz kennenlernte, war er mein Idol. Die meisten pubertierenden Jungs tapezieren ihre Wände mit Postern von Unterwäschemodels, aber bei mir hängen Bilder von Hollywood-Legenden wie Baz direkt neben denen von De Niro und Pacino.

Als ich herausfand, wie viele Szenen ich gemeinsam mit Baz drehen würde, nahm ich mir vor, mich von ihm nicht an die Wand spielen zu lassen. Ich wollte mich neben ihm behaupten. Bislang ist mir das ganz gut gelungen.

»Sieht nicht schlecht aus, die Kleine«, bemerkt Baz, als Ria ihre langen braunen Haare nach hinten wirft. »Diese brasilianischen Kurven … Wirklich nicht schlecht, auch wenn sie nicht echt sind. Hast du sie schon gevögelt?«

Ich nicke.

»Ich auch«, sagt Baz und stützt die Ellbogen auf die Knie. »Sie war gut. Aber ziemlich anspruchsvoll, braucht viel Aufmerksamkeit.«

Ich ziehe eine Braue hoch. »Du hast auch mit ihr Sex gehabt?«

»Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«, fragt Baz. »Lass dir von der nicht das Herz brechen, mein Sohn. Sie ist es nicht wert.«

»Das wird sie schon nicht tun.«

Ria stolziert zu uns herüber, noch immer in Unterwäsche, setzt sich auf meinen Schoß und flüstert mir ins Ohr: »Ich werde später in meinem Wohnwagen auf dich warten. Nackt.«

»Tu, was dir gefällt, Schätzchen«, sagt Baz. »Aber nimm ihn nicht allzu sehr ran. Wir haben noch eine schwierige Szene vor uns.«

Ria kichert. »Es ist wohl eher so, dass er mich rannimmt.«

3

Eine Stunde später klopfe ich an Rias Wohnwagentür.

»Herein!«, ruft sie.

Ich folge der Aufforderung. Ria liegt splitterfasernackt auf einem weißen Ledersofa. Ihr Körper sieht aus wie der jeder anderen Schauspielerin in L.A.: schimmernde gebräunte Haut, riesige falsche Brüste, ein straffer Bauch.

Ich schließe und verriegle die Tür.

Eigentlich sollte das der Traum eines jeden Teenagers sein. Mein Körper freut sich, aber in mir ist eine große Leere.

Ich gehe zu Ria, lege eine Hand auf ihre Brust und streichle die Kurven ihres Körpers. Als meine Hand zwischen ihren Beinen landet, seufzt sie auf.

»So ist es gut«, sagt sie. »Bewege die Hand genau so, auf und ab.«

Ich beobachte, wie ihr Kopf zurücksinkt und sie die Augen schließt.

Ihr Stöhnen wird lauter.

Ich drehe sie auf den Bauch und lege die Hände auf ihren runden gebräunten Hintern.

»Noch nicht!«, ruft sie und dreht sich wieder um. Sie nimmt meine Hand, beginnt, an meinen Fingern zu lutschen, und starrt mich mit ihren großen braunen Augen eindringlich an. »Wie sehr willst du mich?«

»Ich will dich.«

Ria setzt sich hin, rückt ein Stück von mir ab. Ihre schönen Brüste sind rund und prall. Lächelnd betrachtet sie ihren nackten Körper. Dann nimmt sie eine Brust in die Hand und drückt sie. Mit einem verführerischen Blick auf mich sagt sie: »Das fühlt sich gut an. Willst du mich nicht anfassen?«

Doch als ich näher trete, zieht sie sich noch etwas zurück und winkt mit dem Finger. »O nein, noch nicht.« Sie spreizt die Beine. »Erst musst du es mir besorgen.«

Ich lege die Hand wieder zwischen ihre Beine, doch sie schüttelt den Kopf.

»Nicht so, mit dem Mund.«

Ich knie mich hin und mache mit der Zunge, was sie von mir erwartet.

»Du bist richtig gut«, stellt sie fest. Ihr Kopf fällt wieder zurück. »O ja. Ja! Ja! Ja!«

Sie kommt.

Ich reiße mir das Hemd vom Leib und klettere auf ihren nackten Körper. Ihre großen Brüste pressen sich gegen meinen Oberkörper. Ich vergrabe mich in ihr und hebe eins ihrer Beine, damit ich noch tiefer in sie eindringen kann.

»Oh! Oh!«, schreit Ria mit geschlossenen Augen. »O ja!«

Ich stoße immer wieder tief in sie, höre ihre Lustschreie kaum noch, je näher ich meiner eigenen Erfüllung komme.

Sie schlingt das freie Bein um mich und flüstert mir etwas ins Ohr. Aber ich verstehe nichts, weil ich kurz vor dem Orgasmus bin.

Ich stoße noch ein paarmal tief in sie, dann komme ich und breche auf ihrem Körper zusammen.

Erst als ich auf ihr liege, wird mir klar, was sie gerade geflüstert hat.

»Marc, ich glaube, ich liebe dich.«

Ich suche auf dem Set nach Baz. Wo zum Teufel steckt er?

Schließlich entdecke ich ihn. Er lässt seine künstlichen Wunden gerade von einer hübschen jungen Maskenbildnerin abschminken.

»Baz, kann ich mit dir reden?«, frage ich.

Offenbar hört er meiner Stimme an, dass es etwas Dringendes ist. Er schiebt die Hände der Maskenbildnerin weg und sagt: »Entschuldige, Süße, kannst du uns für ’ne Minute allein lassen?«

»Aber …« Sie macht große, traurige Augen.

»Casey, mein Schatz.« Baz schenkt ihr ein Lächeln, bei dem er einen abgebrochenen Vorderzahn entblößt. »Ich sehe später noch mal bei dir vorbei, okay?«

Sie hebt fragend eine Braue. »Versprochen?«

»Ich mache nie Versprechen, aber ich werde es versuchen.«

Casey trottet davon, wobei sie Baz noch einen bedauernden Blick über die Schulter zuwirft.

»Ist die nicht ein bisschen zu jung für dich?«, frage ich ihn.

»Ausgerechnet du willst mir etwas über das passende Alter erzählen? Du, der du mit deinen sechzehn Jahren die Frau vögelst, die deine Mutter spielt?«

»Genau darüber …«

»Oh, oh.« Baz legt mir einen Arm um die Schultern. »Hab ich dir nicht gesagt, dass das in Tränen enden wird? Komm, Kleiner, besorgen wir dir was zu trinken.«

4

Eine halbe Stunde später sitzen Baz und ich an der Theke im Dog’s Bollocks, einer Bar, in der es wie in einem englischen Pub aussieht.

Die Kneipe hat natürlich Baz ausgesucht. Er hasst die »großkotzigen Bars« in L.A.

Ich bin der Einzige, der ein Jackett trägt. Die mit Tätowierungen übersäten Gäste mustern mich neugierig. Viele haben Narben im Gesicht.

Baz ruft dem Barkeeper zu: »Hey, Tony, zweimal wie üblich.«

Der kahl rasierte, mürrisch aussehende Mann verschränkt die Arme. »Trinkt lieber schnell. In fünf Minuten geht’s los.«

»Was denn?«, fragt Baz.

»Der Kampf. Heute ist Samstag, hast du das vergessen?« Der Barmann starrt mich düster an. »Wer ist der Bursche im Jackett?«

Baz grinst. »Ein sehr talentierter junger Schauspieler, Marc Blackwell. Wir drehen zusammen einen Film.«

»Noch nie von ihm gehört«, schnaubt der Barkeeper.

»Dann siehst du nicht genug fern«, erwidert Baz. »Er hat schon in vielen Filmen mitgespielt. Ist seit seiner Kindheit dabei.«

Der Barmann lacht. »Ein verwöhnter Kinderstar? Erspar ihm um Himmels willen den Kampf. Der scheißt sich doch in die Hosen.«

»Er ist nicht verwöhnt«, widerspricht Baz. »Er hat vom Leben schon mehr mitbekommen als die meisten der hier Anwesenden. Er wird sich im Ring wacker schlagen.«

»Windelweich geprügelt wird er.«

»Vielleicht, aber vielleicht auch nicht.«

Der Barkeeper knallt uns zwei helle Biere auf die Theke und schüttelt dann den Kopf. »Ganz ehrlich, Baz, halt den kleinen L.A.-Prinzen aus dem Kampf raus.«

Baz verschränkt die Arme. »Wenn er kämpft, dann bürge ich für ihn, okay?«

Der Barmann entfernt sich. »Meinetwegen, solange er nicht die Bullen ruft.«

Baz schiebt mir ein Bier zu. »Trink das, dann wird dir dein Ärger mit Ria nur noch halb so schlimm vorkommen.«

»Was geht hier ab?«, frage ich. »Ein Kampf? Ich dachte, wir sind hier, um miteinander zu reden.«

»Und das werden wir auch. Ich hatte leider völlig vergessen, dass der Kampf heute stattfindet. Aber da es nun mal so ist, können wir genauso gut einen Mann aus dir machen, mein Kleiner.« Er greift zum Glas und leert es in einem Zug zur Hälfte. »Gutes Zeug.« Er knallt das Glas auf die Theke. »Also, mein junger Marc Blackwell – erzähl mir deine Sorgen.«

»Ria hat gesagt, dass sie mich liebt.«

»Ach du Scheiße. Das habe ich vorher noch nie gehört. Mir hat sie so etwas bisher jedenfalls noch nicht gesagt.«

»Was soll ich tun?«

»Nichts.«

»Soll ich nicht … Ich meine, ich will sie nicht verletzen. Soll ich ihr sagen, dass ich sie nicht liebe?«

»Sag ihr einfach gar nichts. Verhalte dich wie bisher, und nach den Dreharbeiten vergisst du sie und sie dich.«

»Ich will sie aber nicht an der Nase herumführen.«

»Manchmal muss man einer Frau eben ein bisschen was vorschwindeln.«

»Das ist nicht meine Art.«

»Hör mir mal gut zu, mein Freund: Ria sieht nicht schlecht aus. Warum bist du dir so sicher, dass du sie nicht auch liebst? Immerhin treibt ihr zwei es jetzt schon eine ganze Weile miteinander.«

»Ich bin mir sicher.«

»Na gut, dann vergiss sie und such dir eine nette Freundin in deinem Alter. Ein junges Mädchen, meine ich. Du solltest dich verlieben, das machen Teenager doch ständig, oder?«

»Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich verlieben.«

»Warum nicht, zum Teufel?«

»Es scheint mir einfach keine gute Idee für mich zu sein.«

Baz leert sein Glas. »Wegen deinem Dad?«

»Er ist jetzt weg. Vergessen.«

»Ja, aber … Wie er deine Mutter behandelt hat … Ziemlich schlecht, oder?«

»Ja.«

»Befürchtest du, dass du genauso wirst?«

»Vielleicht.«

In der Bar läutet es schrill.

»Oh, oh.« Baz deutet mit dem Kopf auf mein Bier. »Du solltest jetzt lieber austrinken. Beeilen wir uns, dass wir rübergehen. Zeit zu kämpfen.« Er grinst mich schief an. »Du wirst schon sehen, das wird dein Durchbruch, Kid.«

Die Gäste lassen ihre Gläser stehen und drängen zu einer Holztür im hinteren Bereich der Bar.

Zwei verwirrt wirkende Touristen beobachten den Exodus.

Baz und ich gesellen uns zu der Masse muskulöser, kahl rasierter Männer in farbbefleckten Overalls und Arbeiterjacken.

Es gibt auch ein paar Teenager in meinem Alter, die sich durch die Tür zwängen. Sie sehen hart aus. Böse. Kampferprobt.

Meine schwarze Jeans und mein Polohemd sind hier völlig fehl am Platz. Genauso wie der ordentliche Schnitt von meinem braunen Haar.

Hinter der Tür befindet sich ein großer dunkler, mit Gummimatten ausgelegter Raum. In der Mitte ist mit dicken Seilen ein Boxring markiert.

»Boxen?«, murmle ich und hebe eine Braue. »Du weißt, dass ich noch nie geboxt habe, oder?«

»Öfter mal was Neues«, erwidert Baz grinsend.

Neben dem Ring steht eine nur mit einem Bikini bekleidete Wasserstoffblondine um die zwanzig mit emotionsloser Miene. An ihrem fleckig gebräunten Bein lehnt ein Stapel Punktekarten.

Der Barkeeper legt einen fleischigen Arm um das Mädchen und zieht es zu sich heran. »Bereit für ein bisschen Action?«, fragt er.

Sie weicht vor ihm zurück. »Hör auf damit, Tony.«

Tony gibt ihr einen Klaps auf den Hintern, und sie kreischt abermals: »Hör auf!«

Bevor ich zu ihr eilen kann, wird Baz’ Griff um meinen Oberarm fester. »Lass es gut sein, mein Sohn. Das Mädchen kann schon allein auf sich aufpassen. Heb dir deine Kräfte für den Ring auf.«

5

Lautes Gebrüll erfüllt den Raum.

Tony, der Barmann, klatscht in die Hände und schreit: »Wer ist der Erste?«

Baz nimmt meine Faust und zieht sie nach oben. »Marc Blackwell.«

Ich spüre, wie Adrenalin durch meine Muskeln rast. »Baz, diese Burschen werden mich in Stücke reißen.«

»Aber nur, wenn du es zulässt.«

Die Menge starrt mich an und schnaubt höhnisch, als sie mein ordentliches Äußeres wahrnimmt. Der Barmann schüttelt den Kopf, seine Lippen sind abfällig verzogen.

»Was ist jetzt?«, fragt Baz. »Willst du kämpfen oder nicht?«

»Ich werde kämpfen.«

»Gut für dich, Kid. Ich hab gewusst, dass du Mumm hast.«

Ein grobschlächtiger Junge mit roten Haaren ruft: »Ich trete gegen ihn an!«

Die Zuschauer johlen.

Der Rotschopf stolziert auf mich zu. Seine Haare sind kurz geschoren, nahe der Lippe hat er eine tiefe Narbe. Er hat sein Hemd ausgezogen, sein bleicher nackter Oberkörper ist mit Schlangentattoos übersät. Ich schätze ihn auf achtzehn oder ein paar Jahre älter.

Er mustert mich ausgiebig. »Ich heiße Jaden, und ich werde dich heute windelweich prügeln.« Sein Akzent klingt britisch – als käme er aus Manchester.

Die Männer um uns herum brüllen vor Lachen.

»Marc könnte dich überraschen«, brummt Baz.

»Tony meint, er ist Schauspieler«, sagt Jaden. »Was versteht der schon vom Kämpfen?«

Baz gibt mir einen Schubs. »In den Ring mit dir, mein Sohn. Zeig ihm, aus welchem Holz du geschnitzt bist.«

Ich klettere in den Boxring, ziehe mein Hemd aus und reiche es Baz.

»Warte«, raunt mir Baz zu, »drei Runden, okay? Alles ist erlaubt, und damit meine ich wirklich alles.«

Jaden betrachtet meinen Oberkörper. »Immerhin bist du fit. Ich hoffe, auf dem Set gibt es morgen genug Schminke für deine Blutergüsse.«

Wieder biegen sich die anderen vor Lachen.

Ich warte auf das Erklingen einer Glocke, aber nichts passiert. Stattdessen versetzt mir Jaden einen derart harten Kinnhaken, dass ich zurücktaumle und beinahe hinfalle. Während ich noch immer schwanke, finden Jadens Schläge ihre Ziele auf meinem Kinn und Oberkörper.

Ich gehe zu Boden, und Jaden tritt mir so lange in die Rippen, bis sich alles um mich herum dreht.

Ich höre jemanden rufen: »Gib’s ihm!«

Verschwommen nehme ich wahr, dass das Bikinimädchen ein Schild hochhält, auf dem »K. O.« steht.

Aber ich bin noch nicht k. o. Ich rapple mich wieder auf.

Baz ruft: »So ist’s gut! Steh auf, steh verflixt noch mal auf, Marc Blackwell, und fang an, dich zu wehren.«

In dem Moment, in dem ich wieder einigermaßen sicher auf den Füßen bin, laufe ich direkt in einen weiteren Schlag.

Ein paar Leute grölen und lachen, als ich wieder zu Boden gehe.

»Jaden hat angefangen, bevor das verdammte Schild unten war!«, ruft Baz.

»Wenn du das noch mal machst, fliegst du raus«, erklärt das Bikinimädchen Jaden.

Ich reibe mein Kinn und stehe wieder auf.

Jaden knurrt: »Nimm das Schild runter, Schlampe, damit ich ihn fertigmachen kann.«

Schlampe. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Männer so mit Frauen reden. Ich werde so wütend, dass ich kaum noch etwas sehen kann.

Mein Schlag kommt so heftig und schnell, dass sogar ich überrascht bin. Aber nicht so überrascht wie Jaden, der rückwärts taumelt und zu Boden geht.

K. o.

Ein Schlag – mehr hat es nicht gebraucht.

Ich starre ungläubig auf meine Faust.

Eine unheimliche Stille tritt ein.

Rasch wird klar, dass Jaden nicht mehr aufstehen wird.

»Er ist bewusstlos!«, ruft Tony.

Baz nimmt dem Mädchen das K.-o.-Schild aus der Hand, hält es hoch und zieht meine Faust nach oben. »Sieger!«, ruft er.

Aber niemand applaudiert. Ich glaube, die Zuschauer sind immer noch geschockt.

Jemand ruft: »Das war nur Glück!«

»Zeit zu gehen, Kid«, sagt Baz, während Jaden von ein paar rothaarigen Männern, die aussehen wie seine Brüder, aus dem Ring gezerrt wird.

»Nein«, sage ich und entziehe mich seinem starken Griff. »Ich will noch mal kämpfen.«

»Bitte? Du willst noch mal kämpfen? Das brauchst du nicht, Kid. Du hast das gesehen, was du sehen solltest. Dass du ein verdammt guter Kämpfer bist.«

»Den da.« Ich deute auf Tony, den Barmann. »Den will ich.«

Tony lässt ein tiefes Lachen hören. »Mach mal halblang, Junge. Ich bin ein erwachsener Mann, ich reiß dir deinen verdammten Kopf ab.«

»Dann steig in den Ring und beweise es.«

Tony wirft dem Bikinimädchen sein Hemd zu, und ich sehe seinen harten Oberkörper. Er ist etwa so groß wie ich, aber doppelt so breit. Stämmig und muskelbepackt. »Wollt ihr sehen, wie der kleine Kinderstar in Stücke gerissen wird?«, ruft er.

Die Männer brüllen.

Tony klettert in den Ring. »Vergiss die Runden. Entweder du oder ich, Kid.«

Er schiebt das Nummerngirl zur Seite, und wieder sehe ich rot.

Meine Faust landet auf seinem Kinn – drei harte Schläge, bumm, bumm, bumm.

Er geht zu Boden.

Ein weiterer K.-o.-Sieg. Das war leicht.

Baz hat recht, ich bin gut im Boxen.

Die Menge weiß erst nicht, was sie tun soll. Zögernd beginnen ein paar zu klatschen, dann wird das Johlen lauter, und ein paar Männer klopfen mir auf den Rücken.

»Gut gemacht, Junge.« Baz umarmt mich. »Sehr gut gemacht. Wie geht es dir jetzt?«

»Super«, gebe ich zu, während Baz mich durch die Zuschauer zum Ausgang zieht.

»Und was ist mit Ria? Hast du einen Plan, was du mit ihr machst?«

»Nein.«

»Sie wird heute Abend bei der Party zum Abschluss der Dreharbeiten aufkreuzen. Das weißt du, oder?«

»Dann gehe ich nicht hin.«

»Moment mal – du hast mir versprochen, dass du mich begleitest. Ich lerne doppelt so viele Mädchen kennen, wenn du dabei bist. Du bist ein verdammter Frauenmagnet.«

»Okay.« Ich halte meine Versprechen. »Ich gehe zu der Party, aber ich werde Ria auf Abstand halten.«

6

Himmel noch mal, ich hasse diese Nullachtfünfzehn-Nachtclubs in L.A. Sie sehen alle gleich aus.

So wie diese Bar: Champagner auf Eis, Wände aus Glasbausteinen und hübsche Mädchen, die im Stroboskoplicht posieren.

Ich erkenne einige Leute vom Set und andere aus Seifenopern, TV-Shows und Filmen. Zum Glück ist Ria noch nicht da.

Ich hole eine Packung Marlboro aus meinem Jackett und stecke mir eine Zigarette in den Mund.

»Eigentlich darfst du hier nicht rauchen«, sagt Baz, hält mir aber ein Feuerzeug mit einem Union-Jack-Aufdruck entgegen.

»Holen wir uns einen Drink«, schlage ich vor und ziehe den Rauch tief in die Lunge.

Frauen beobachten mich. Ich runzle die Stirn.

Besonders eine – eine große junge Frau mit knallroten Lippen und langen kohlschwarzen Haaren – fixiert mich mit ihren grünen Augen.

In der normalen Welt wäre sie hübsch. Vielleicht sogar umwerfend, dank der kühnen Farbe ihres Kleides. Aber in dieser Menge ist sie einfach nur eine von vielen umwerfenden Frauen, die sich alle aufgedonnert haben.

»Die Mädchen lieben dich wirklich«, sagt Baz, als wir zur Bar gehen. »Mr Wangenknochen.«

Ich spüre den Blick der Schwarzhaarigen auf meinem Rücken. »Sie kennen mich nicht. Wenn sie mich kennen würden, würden sie mich nicht mehr mögen.«

»Ach, so schlimm bist du nun auch wieder nicht«, widerspricht Baz. »Du hast nur für dein Alter schon ziemlich viel erlebt.«

»Die Aufmerksamkeit ist mir nicht recht«, sage ich. »Ich kann diesen Mädchen nichts bieten.«

»Ach nein?« Baz stupst mich mit dem Ellbogen an. »Da hat Ria aber etwas ganz anderes gesagt.«

Meine Zähne pressen sich aufeinander, während ich mich an die Theke lehne und den Barmann herbeiwinke: »Zwei Jack Daniels.«

»Wie hast du das gemacht?«, fragt Baz.

»Was?«

»Der Typ ist für die ganze Bar zuständig, und wir sind gerade erst gekommen. Wie hast du es geschafft, dass er dich gleich bedient?«

»Ich habe ihm nur gewunken.« Ich sehe neben Baz’ Schulter etwas Schwarzes aufblitzen – die dunkelhaarige junge Frau. Sie lehnt über der Bar und starrt den Barkeeper an. Nachdem er unsere Drinks abgestellt hat, wendet er sich ihr zu.