Blut und Blümchen - Bis zur letzten Bohne - Christian Humberg - E-Book

Blut und Blümchen - Bis zur letzten Bohne E-Book

Christian Humberg

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Hochsommer in der Hortensia - Blütenduft und Grillgeruch liegen in der Luft der Gartenanlage. Alle sind entspannt, nur Neles Lieblingsnachbar Bohnen-Karl ist aufgeregt: Die Wahl zum Bergischen Bohnenkönig steht an, und seine diesjährige Ernte hat gute Chancen auf den Hauptgewinn. Doch dann wird ein Toter im Ruderboot am Steg neben Neles Gartenlokal entdeckt - und das beste Tatmotiv hat Bohnen-Karl ...

Über die Serie:

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal "Stiefmütterchens Rast" aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Blut und Blümchen – Die Serie

Titel

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

In der nächsten Folge

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Impressum

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass du dich für ein Buch von beTHRILLED entschieden hast. Damit du mit jedem unserer Krimis und Thriller spannende Lesestunden genießen kannst, haben wir die Bücher in unserem Programm sorgfältig ausgewählt und lektoriert.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beTHRILLED-Community werden und dich mit uns und anderen Krimi-Fans austauschen möchtest. Du findest uns unter be-thrilled.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich auf be-thrilled.de/newsletter für unseren kostenlosen Newsletter an.

Spannende Lesestunden und viel Spaß beim Miträtseln!

Dein beTHRILLED-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Über diese Folge

Hochsommer in der Hortensia – Blütenduft und Grillgeruch liegen in der Luft der Gartenanlage. Alle sind entspannt, nur Neles Lieblingsnachbar Bohnen-Karl ist aufgeregt: Die Wahl zum Bergischen Bohnenkönig steht an, und seine diesjährige Ernte hat gute Chancen auf den Hauptgewinn. Doch dann wird ein Toter im Ruderboot am Steg neben Neles Gartenlokal entdeckt – und das beste Tatmotiv hat Bohnen-Karl …

Blut und Blümchen – Die Serie

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia – Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal »Stiefmütterchens Rast« aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s – der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.

CHRISTIAN HUMBERG

BIS ZUR LETZTEN BOHNE

KAPITEL 1

Jedes Böhnchen braucht ein Krönchen

Eines musste man der Kleingartenanlage Hortensia lassen: Ruhe und Frieden konnte niemand so gut wie sie. Zumindest auf den ersten Blick …

Nele Blum saß im Schatten ihres kleinen Gasthofs und atmete ein. Sie roch die Blumen in den Nachbarparzellen, die satte warme Sommerluft, sogar das Grillgut auf dem kleinen Feuer, das zwei Angler entfacht hatten. Sie waren schon seit Tagen am Ufer des Sees, an den die Hortensia grenzte, und wenn sie nach frischen Fischen »jagten«, wirkten sie so regungslos, dass man sie mit Statuen verwechseln konnte.

Für mich wäre das nichts, angeln, dachte Nele. Ruhe und Frieden sind zwar genau das Richtige für mich, aber so ruhig? Nein, danke.

Die Einunddreißigjährige lebte noch nicht lange hier im Nirgendwo des Bergischen Landes. Erst viele Jahre in der Stadt hatten ihr beigebracht, dass sie besser auf sich aufpassen musste. Ein Burn-out, eine unschöne Trennung, all der Stress und all der Ärger hatten ihr auf schmerzliche Weise gezeigt, wo ihre Grenzen waren. Zuerst hatte sie es nicht glauben wollen, doch inzwischen wusste sie es besser – und hatte in einem Anfall von Pragmatismus alle Zelte abgebrochen. Statt in der Stadt wohnte sie daher nun hier, im Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf dem Gelände der Hortensia im beschaulichen Schönrath. Der einzige Burn-out, der hier auf sie warten mochte, rührte vom Rasenmähen her.

Ein Glück, dass das schon erledigt ist, dachte sie, schloss zufrieden die Augen und beschloss, für den Rest des Tages dem Gras beim Wachsen zuzusehen. Immerhin: Bei den Temperaturen war jede körperliche Betätigung Irrsinn. Vielleicht hatten die beiden Angler ja doch recht und …

»Kaaaaarl!«

Nele kam nicht dazu, den Gedanken zu beenden. Erschrocken zuckte sie zusammen, als der Ruf – der Schrei? – durch die sommerlich-schwüle Nachmittagsstille schnitt. Er wiederholte sich sogar, umgehend und noch schriller als zuvor.

»Kaaaaahaaaaarrrl! Verdammt, wo steckst du denn?«

Ist das Tehzett?, wunderte sich Nele.

Sie öffnete die Augen. Ottmar Schultz, der aufgrund der Schreibweise seines Nachnamens von allen Tehzett genannt wurde, zählte zu den treuesten Mitgliedern des Kleingartenvereins. An nahezu jedem Tag der Woche war der Endfünfziger und Frühpensionär auf seiner Parzelle anzutreffen, wo er jeden, der nicht schnell genug ablehnte, mit Selbstgebranntem und Anekdoten aus seiner aktiven Zeit bei der Bahn »beglückte«. Allzu glücklich klang Tehzett aktuell allerdings nicht.

»Kaaaaarl! Himmelherrgott, Mann, es ist wichtig!«

Nele stand von ihrem Stuhl auf und ging ums Haus. »Tehzett?«, rief sie und sah sich fragend um. »Ist alles in Ordnung?«

Der ungepflasterte Weg, der an der Vereinsgaststätte Stiefmütterchens Rast vorbei und zu den einzelnen Parzellen führte, war menschenleer. Dennoch musste Nele nicht lange überlegen, wo sie den Schreihals finden konnte. Es gab nur einen Karl auf der Hortensia – und schlechtere Menschen als sie mochten dieser Feststellung durchaus ein »zum Glück« anschließen. Umgehend machte sie sich auf den Weg.

Karl Paschulke, besser bekannt als Bohnen-Karl, bewirtschaftete die Parzelle 23, die nur einen besseren Katzensprung vom Stiefmütterchens Rast entfernt lag. Der Mittsechziger mit dem zotteligen Vollbart und den silbergrauen Haaren zählte ebenfalls zum »harten Kern« der Hortensianer und verbrachte mehr Zeit zwischen seinen Bohnenstangen als in seiner Wohnung. Nele kannte ihn noch nicht lange, wusste aber, dass er seine geliebten Hülsenfrüchte nicht nur anbaute wie kein Zweiter, sondern sich auch an Neuzüchtungen versuchte. Ob sie ihm gelangen, stand allerdings auf einem anderen Blatt – darüber sprach Karl ausgesprochen ungern.

Nach wenigen Gehminuten, vorbei an Obstbäumen, gepflegten Zierhecken und schmucken Gartenzäunen, erreichte Nele Parzelle 23. Tehzett war schon da.

»Karl?«, wunderte sich der Ex-Bahnler. Er stand an Paschulkes Gartentür und schaute so fragend über dieselbe, als sähe er zum ersten Mal in seinem Leben eine Bohnenstange.

»Ist er nicht da oder was?«, fragte Nele. Sie kam näher. »Mensch, Tehzett. Was brüllst du denn hier herum? Ich dachte schon, es sei etwas passiert.«

Das kam tatsächlich vor, insbesondere auf dem Gelände der Kleingärtner. Aus irgendwelchen Gründen zog die Hortensia Mörder an wie Phacelia-Blüten die Bienen. Doch um Mord und Totschlag schien es Tehzett nicht zu gehen, wenigstens im Moment.

»Passiert ist gut, Blümchen«, erwiderte er. Aus sorgenvollen Augen sah er zu ihr. »Das ist die reinste Katastrophe. Und Karl ist weit und breit nicht zu find…«

»Wer krakeelt denn hier so laut?«, erklang plötzlich eine zweite, nicht minder vertraute Männerstimme. Sie kam von jenseits der Biegung, den der Weg ein paar Meter weiter vorn machte, und ihr Besitzer folgte ihr auf dem sprichwörtlichen Fuße. »Willst du meine Bohnen erschrecken, Tehzett? Oder was ist los?«

Karl Paschulke sah an diesem Sommernachmittag aus wie an jedem anderen. Sein zerzaustes Haar und die stets halb geschlossenen Augen, das verträumte Lächeln und das zerknitterte Hemd verliehen ihm den Eindruck, er sei gerade erst aufgestanden. Dass dem nicht so war, bewies nur die Schubkarre, die er vor sich herschob. Drei prall gefüllte Beutel Muttererde ruhten in ihr, fraglos frisch aus dem nahen Gartencenter kommend.

»Nicht deine Bohnen«, antwortete Tehzett. »Sondern dich, Mann. Wo treibst du dich denn rum?«

Paschulke lachte. »Wonach sieht’s aus, hm? Ich war im Blühdorado, einkaufen.«

Dachte ich’s mir doch, dachte Nele. Das nahe gelegene Gartencenter, Mekka für alle echten Hortensianer, trug den fragwürdigen Namen Blühdorado. Und auch wenn dies kaum vorstellbar schien: Sein Maskottchen war noch alberner als sein Name.

»Heute?« Tehzett hob die Brauen. »Bist du wahnsinnig? So kurz vor dem Termin?«

»Okay, okay«, hob Nele stattdessen die Hände. »Jetzt mal ganz von vorn, bitte sehr. Was für ein Termin? Und warum willst du Karl erschrecken?«

»Will ich doch gar nicht«, widersprach Tehzett sich selbst. Er klang zerknirscht. »Eigentlich. Ich will ihn warnen, das trifft es besser.«

»Und wovor?«, fragte der frisch Gewarnte. Er stellte die Schubkarre vor seinem Gartentor ab und stemmte die schwieligen Hobbygärtnerhände an die Hüfte. »Hat Renate wieder Gemüsepuffer gebraten?«

»Haha.« Tehzett verzog das Gesicht – nicht nur aus Zorn, wie Nele ahnte. »Lass meine Perle aus dem Spiel, hörst du? Nein, vor dem Mann. Dem Preisrichter, den ich eben gesehen habe.«

Das saß. Von einem Moment zum anderen erbleichte Karl Paschulke, und sein verschmitztes Lächeln verschwand schneller als ein Glas Selbstgebrannter in Tehzetts Händen.

»Preisrichter?«, wiederholte er. »Jetzt schon?«

»Sah ganz so aus«, nickte Tehzett. »Ich sah ihn um die Parzellen schleichen wie einen Strauchdieb. Und da ich weiß, was bei dir gerade ansteht, hab ich sofort eins und eins zusammengezählt. Keine Sorge, Karl – ich hab den Kerl natürlich verscheucht. Aber niemand garantiert uns, dass der nicht zurückkommt. Deshalb wollte ich dich warnen, verstehst du?«

»Heiliges Witzhausen!« Paschulke keuchte, und seine Augen wurden groß. »Damit hätte ich echt nicht gerechnet. Dass die sich jetzt schon hertrauen …«

»Ich fürchte«, sagte Nele, »ich verstehe immer noch Bahnhof. Was denn für Preisrichter? Lässt du deine Primeln prämieren, Karl?«

»Primeln? I wo.« Der Mittsechziger schüttelte den Zottelkopf. »Meine Bohnen, natürlich. Die Wahl zum Bergischen Bohnenkönig steht doch wieder an, Blümchen. Und dieses Jahr hab ich echte Chancen auf den Titel!«

»Bergischer was?« Nele lachte. »Das ist’n Scherz, oder?«

»Wenn’s um Bohnen geht, scherzt unser Karl nie«, hörte sie eine Frau hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie Tehzetts bessere Hälfte nahen – und grinsen. »Die nimmt der ernster als der Papst die Bibel.«

Renate Schultz war ein paar Jährchen jünger als ihr Gatte und so rank und schlank wie Kartoffel-Pauls Salatgurken. Sie hatte rotblondes Haar, das allmählich ins Grau überging, und ein freundliches Gesicht voller Sommersprossen. Ihr Kaffee war legendär, und wenn Nele richtig informiert war, nahm sie mit großer Begeisterung an Preisausschreiben teil, die sie in Illustrierten fand. Vor Jahren hatte sie angeblich mal eines gewonnen und den Preis – eine Palette voller Cola-Kästen – der Hortensia gestiftet. Von der anschließenden Party schwärmte Karl Paschulke heute noch.

»Der Bergische Bohnenkönig ist der Wettbewerb schlechthin«, stimmte der Bohnen-Experte gerade zu. »Ich weiß nicht, wie lange ich da schon mitmische, und noch nie habe ich die Krone geholt. Ich war oft nah dran, das schon, aber irgendwie hat’s nie gereicht. Doch jetzt? Schaut euch meine Schätzchen nur an, Leute. Die können gar nicht anders als gewinnen, das hab ich im Urin!«

Nele verzog das Gesicht. »Was für eine Formulierung …«

»Die Bohnen sind gut geraten«, meldete sich Renate erneut zu Wort. Sie lächelte Nele verständnisvoll zu und verpasste Paschulke einen freundschaftlichen Stüber. »Das schon. Aber bist du dir wirklich sicher, dass du wieder teilnehmen möchtest? Du weißt, was letztes Mal los war.«

Paschulke winkte ab. »Letztes Mal, pah. Darüber denke ich gar nicht mehr nach. Neues Spiel, neues Glück – das ist mein Motto. Und es wäre eine himmelschreiende Schande, diese Schönheiten nicht in den Wettbewerb zu schicken.« Er wandte sich wieder seinem Gartenfreund Tehzett zu. »Und du bist dir wirklich sicher mit dem Richter?«

Tehzett hob die Schultern. »Da war ein Mann, den ich nicht kannte. Der schlich um deine Parzelle, als wolle er heimlich spionieren. Und wir wissen ja beide, dass sich die Preisrichter bei dir angekündigt haben, um deine Bohnen zu begutachten.«

»Ja, aber erst für morgen!«, betonte Paschulke. »Wer kann denn ahnen, dass die schon heimlich früher kommen? Ich hab doch noch gar nicht aufgeräumt.«

Beim letzten Satz deutete er auf seine Schubkarre. Nele verstand. Der Mutterboden war wohl gedacht, um die Parzelle vor dem großen Tag noch ein wenig aufzuhübschen.

Dann runzelte sie die Stirn. Ich frage mich, was letztes Jahr passiert ist. Das klang eben irgendwie … unschön.

Sie wollte gerade nachhaken, doch Tehzett war schneller. »Ist ja auch nicht weiter wild, hoffe ich«, sagte er. »Ich habe den Kerl verscheucht, wie gesagt. Und jetzt bist du hier und weißt Bescheid. Du musst aufpassen, Karl. Sonst verlierst du wegen Abzügen in der B-Note oder so etwas. Diesen Richtern traue ich vieles zu!«

»Nicht nur du«, brummte Paschulke. Er dankte Tehzett für sein wachsames Auge und kümmerte sich dann wieder um die Schubkarre. »Dann entschuldigt mich jetzt, okay? Ich lege besser mal los. Es ist zwar schon spät am Nachmittag, aber falls die Richter wirklich schon in der Gegend sind, hat Tehzett vollkommen recht. Dann können die jederzeit wieder hier auftauchen und herumschnüffeln – ganz egal, ob ich vorbereitet bin oder nicht.«

Er schob die Karre auf seine Parzelle und hievte den ersten der drei Beutel vor das Beet mit den Bohnenstangen. Er sah schwer aus.

»Brauchst du Hilfe?«, fragte Tehzett.

Keine zehn Sekunden später waren beide Männer an Paschulkes Bohnen zugange. Tehzett riss die Beutel auf, und Paschulke verteilte ihren Inhalt mit einem Rechen auf dem Beet. Dabei gab er sich merklich Mühe, die Pflanzen nicht zu stören.

»Bergischer Bohnenkönig«, murmelte Nele. Sie musste schmunzeln. »Das ist mal wieder typisch Hortensia.«

Renate seufzte. »Wem sagst du das? Aber was will man machen, hm? Gegen Männer und ihre Steckenpferde sind selbst bei uns noch keine Kräuter gewachsen …«

Gemeinsam gingen sie zurück zum Vereinsgasthof und ließen den werdenden Bohnenkönig und seinen Möchtegernprinzen in Ruhe arbeiten.

Die Angler hatten sich nicht vom Fleck gerührt. Noch immer saßen sie wie versteinert hinter ihren langen Ruten und blickten auf die Oberfläche des großen Sees, auf der das Sonnenlicht tanzte wie Schmetterlinge um einen Fliederbusch. Nele bot Renate einen Platz hinter dem Stiefmütterchens Rast an und sah kurz zu ihnen ans Seeufer. Dann verschwand sie im Haus, um eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und zwei Gläser vom Tresen zu holen.

»Musst du nicht langsam das Abendessen vorbereiten?«, fragte Renate, kaum dass sie zurück ins Freie trat. »Ich hab zwar keine Uhr an, aber allzu lange dauert es bestimmt nicht, bis die ersten Gäste ins Stiefmütterchen kommen. Und ich will dich nicht bei der Arbeit stören, Blümchen.«

Die Neuwirtin schüttelte den Kopf. »Tust du nicht. Heute gibt’s Reibekuchen, eine Sonderkarte. Und die Kartoffeln habe ich schon vor Stunden gerieben. Ich habe also alle Zeit der Welt, brauche nur noch loszubraten.«

»Hmmm, Reibekuchen.« Renate schloss genießerisch die Augen. »Es gibt wenig, das besser schmeckt. Erst recht mit Apfelmus aus unserem Garten.«

Nele setzte sich wieder auf ihren Schattenplatz und schenkte die Cola in die Gläser. Dann stießen sie an.

»Was ich dich fragen wollte«, begann sie schließlich. Eine Libelle, die sich vom See herüberverirrt hatte, schwirrte um ihre nackten Zehen, und zwei Grashüpfer sprangen durch das Grün hinter dem Gasthaus. »Du hast vorhin so etwas angedeutet, wegen Karl und dem letztjährigen Bohnenkönig-Wettbewerb. Ist da etwas vorgefallen?«

Renate winkte ab. »Nicht so, wie du denkst. Das war alles ganz harmlos, jedenfalls für diese Verhältnisse.«

Im ersten Moment wusste Nele nicht, was die Kleingärtnerin meinte. Erst nach kurzer Überlegung kam sie darauf.

Mord. Die denkt, ich frage nach einem Mord.

Sie konnte es Renate kaum verdenken. Seit sie auf der Anlage der Hortensia war – und im Obergeschoss des Stiefmütterchens Rast wohnte –, gaben sich die Mörder hier quasi die Klinke in die Hand.

Oder die Heckenschere?, fragte sie sich halb amüsiert. Welcher Begriff passt besser? Den Spaten? Die Gießkanne?

Gemeinsam mit dem Dorfpolizisten Erik Gertner ermittelte sie ihnen stets engagiert hinterher – mit einer Selbstverständlichkeit, die selbst Nele überraschte. Früher hatte sie nie mit Verbrechern und ihren Taten zu tun gehabt und Morde allerhöchstens aus dem Tatort im Fernsehen gekannt. Heute gehörten sie beinahe zu ihrem Alltag, zumindest fühlte es sich manchmal so an. Erik war ein wahnsinnig sympathischer Mann – und auch ganz schön attraktiv –, aber schnell überfordert, wenn es ums Lösen kniffliger Kriminalfälle ging. Entsprechend dankbar nahm er Neles Hilfe an, die für die Tätersuche ein mindestens so gutes Händchen hatte wie Karl Paschulke für die Bohnenpflege.

Es war keine Fertigkeit, die sie sich erarbeitet hatte. Sie wusste selbst nicht, woher sie kam. Doch sie war da, und sie half. Erik und ihr.

Renate fuhr fort. »Aber man könnte es schon einen Eklat nennen, das ja. Und unser Karl war ganz allein schuld an ihm.«

Blinzelnd kehrte Nele zurück aus ihren Gedanken und ins Hier und Jetzt. Ein Eklat beim Bohnenkönig-Wettbewerb? Das klang nahezu absurd. »Was hat er angestellt, ein paar Brechbohnen zerbrochen?«, scherzte sie. »Die Schoten mit Schotten verwechselt?«