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Der attraktive und muskulöse Darren Saunders, ein Mann mit lustvoller Vergangenheit, erhält den Auftrag, die neunzehnjährige Vivien, Tochter eines mit Morddrohungen konfrontierten Politikers, zu schützen. Doch der Job stellt sich als äußerst schwierig heraus, denn die blonde Vivien entpuppt sich als wahre "femme fatale", die den Leibwächter professionell an seine Grenzen bringt. Darren muss seinen Schützling vor allem bewahren, vor jeder Gefahr, und er selbst, das weiß er nur zu gut, könnte ihr gefährlicher werden als alles andere. Er versucht auf Distanz bleiben, aber schließlich kommt es, wie es kommen muss: Der "Bodyguard of Love" und sein "Mädchen" landen im Bett. Dabei stellt sich heraus, dass die verführerische Blondine noch Jungfrau ist.
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Seitenzahl: 185
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Bodyguard of Love
Verbotener Ausflug
Der Fremde
Es war kein Traum
Unter Kontrolle
Liebe im Job ist fehl am Platz!
Dunkles Geheimnis
Die Unzertrennlichen
Schrecken der Vergangenheit
Viviens dummer Streich
Schrei in der Nacht
Die Luft ist von Lust geschwängert
Spielchen einer Jungfrau
Im Fahrstuhl gefangen
Darrens Wohnung
Tiefer Schlaf und fiese Fotos
Timothy
Vivien sinnt auf Rache
Darrens Lust brigende Lippen
Geständnis
Auf und davon!
Impressum
Ludger Lust
Copyright 2006; Übersetzung des gleichnamigen Buches von A.B. Scratchy
Vorsichtig balancierend, nur auf die Zehen tretend, damit die hohen Absätze ihrer teuren Schuhe nicht laut auf dem Boden klapperten, schlich Vivien an der grauen, hohen Mauer entlang. Die Straßen-Laterne auf der gegenüberliegenden Seite der Avenue schickte nur karges, dumpfes Licht hinüber, doch auch im Schutze dieser Beinahe-Dunkelheit, fürchtete die junge Frau, gesehen zu werden. Aber ihre Sorgen und Befürchtungen waren völlig unberechtigt. Gegen zei Uhr morgens war wohl die einzige Zeit am Tag, zu der keine neugierigen Stasi-Nachbarn hinter den schweren Vorhängen hervorlugten.
Als Vivien die gesuchte Stelle erreichte, blieb sie stehen und blickte sich noch einmal misstrauisch um, bevor sie mit ihren Fingern das kleine Loch in der Mauer ertastete. Alles erschien wie in einem schlechten Agenten-Film. Zufrieden lächelnd, als sie bemerkte, dass der fehlende Stein noch nicht ersetzt worden war, hob sie ihren Fuß an und versenkte ihn in der tiefen Nische. So gestützt griff sie hoch, an den Mauerrand und stemmte sich hoch. Mit einem leichten „Uff“ zog Vivien sich hoch und verharrte einen kurzen Augenblick in ihrer Hockposition auf der schmalen Steinmauer. Sie sah hinter sich, grinste schelmisch und ihre grünen Augen reflektierten das Licht der Laterne. Wieder einmal hatte sie es geschafft! Wenn ihr Vater nur wüsste, dass sie die ganze Nacht illegal in einem Club in der Stadt verbracht hatte… Lässig zuckte Vivien mit den Schultern und sprang in den Garten des riesigen Anwesens. ,Wenn er mir mehr erlauben würde, wäre ich nicht gezwungen, so viele Dinge ohne seinem Wissen zu tun’, dachte sie sich, als sie ihren kleinen „Einbruch“ in ihr eigenes Heim weiterführte. Leider führte ihr Weg mitten durch die aufwendig angelegten Beete, sodass Viviens Absätze in der weichen Erde versanken. Unwillig, barfuss weiterzulaufen, trippelte sie, immer bemüht am Ende nicht noch gänzlich stecken zu bleiben, zum schmalen Pfad vor ihr. Der Weg führte weiter von der Villa weg, in den kleinen Wald, der zum Anwesen gehörte. Aber Vivien entschied, dass der Umweg sich lohnen würde. Das waren ihr ihre neuen Gucci-Ssandalen schon wert.
Vivien fing an, ein kleines Lied zu summen, das in dem Club gespielt worden war. ,Ein echter Ohrwurm’, befand sie und atmete tief ein, um der abgekühlten Sommerluft Eintritt in ihre Lungen zu gewähren . Schwer wie Opium war die Nacht von zahlreichen Düften durchtränkt, es roch nach süßen Rosen und Flieder. Vivien betrat nun den waldähnlich angelegten Teil des Gartens, in dem über hundert Jahre alte Bäume standen und den Gärtnern streng befohlen wurde, alles so naturbelassen, wie nur möglich, aussehen zu lassen. Nur die Sträucher am Wegesrand wurden hin und wieder gestutzt, um jeden Freidenker, den es aus dem botanisch angelegten Schloß-Garten hinein in dieses wild wuchernde Stück Erde verschlagen hatte, einen schmalen Pfad zum Ziel zu bieten. Vivien fiel auf, dass sie schon lange nicht mehr hier gewesen war. Das Anwesen ihres Vaters, das Schloss und der Garten, der sogar unter der Woche für Besucher als eine Art botanischer Garten zur Verfügung stand, waren so immens groß, dass sie genug damit beschäftigt war, diese Bereiche im Auge zu behalten. Für den „Verwunschenen Wald“, wie sie ihn in ihrer Kindheit genannt hatte, blieb da kaum Zeit. Freudig erregt bemerkte die junge Frau, dass ihr Weg sie an den kleinen See geführt hatte, der inmitten des Waldes lag. Nur noch ein Paar Sträucher standen zwischen ihr und einem ungehinderten Blick auf die ganze Pracht des Wassers. Schon jetzt konnte Vivien den vollen Mond sehen, der sich auf der ruhigen Seeoberfläche spiegelte. Das Mädchen verließ den Pfad und streifte durchs Dickicht, um zum See zu gelangen. Plötzlich blieb sie stehen. Da! Da war ein Geräusch gewesen, ganz eindeutig! Vivien hielt die Luft an, um von ihren eigenen Atemgeräuschen nicht abgelenkt zu werden. Sie horchte. Aber das einzige, was sie jetzt noch hörte, war das pulsierende Blut, das sie förmlich durch ihre Ohrmuschel jagen hörte und das wilde Schlagen ihres erschrockenen Herzens. Vivien wollte schon weiter gehen, als erneut das leichte Knistern ertönte. Diesmal konnte sie den Ursprung orten, es kam vom See. Vorsichtig noch einen Schritt vordringend, sorgsam darauf bedacht, keinen Ast laut brechen zu lassen, strich Vivien die Blätter eines buschigen Strauches zur Seite, um freie Sicht auf das Wasser vor ihr zu haben.
Der erste Eindruck war enttäuschend. Nichts! Das Mädchen kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, aber trotz des vollen Mondes, der ungehindert von Bäumen oder Hauswänden auf den See schien und bläulich schimmerndes Licht schickte, war einfach nichts auszumachen. Dann aber knisterte es wieder, als ob eine schwere Gestalt über das laut raschelnde Laub schreiten würde. Vivien sah neugierig in die Richtung, aus der die Laute kamen und erblickte voller Überraschung einen Mann am anderen Ufer des Wassers.
Der See war an der Stelle, wo Vivien und der Fremde standen, noch recht schmal, sodass die Entfernung zwischen ihnen höchstens fünfzehn, zwanzig Meter betrug. Erschrocken versteckte die junge Frau sich wieder im sicheren Dunkel der Sträucher.
Viviens Neugier war jedoch größer, als die Angst. Die Frage, wieso sich dieser Mann unbefugt auf dem Grundstück ihres Vaters befand, drängte sich ihr auf. Hätte er in das Schloss einbrechen wollen, würde er jetzt nicht so entspannt am Seeufer stehen, befand Vivien logisch vorgehend. Ein Obdachloser, der etwas Ruhe suchte? Vivien schob die Blätter zur Seite, die ihr die Sicht nahmen und beäugte den Eindringling erneut, diesmal aber genauer. Nein, wie ein Obdachloser sah er nicht aus. ,Eher, wie ein Hollywood-Schauspieler’, schoss es ihr durch den Kopf und hätte sie sich nicht sofort auf die Faust gebissen, so, sie war sich sicher, hätte Vivien losgelacht. Sie konnte nicht viele Feinheiten in seinem Gesicht ausmachen, dafür war er doch zu weit weg, aber eben immer noch nah genug, um sehen zu können, dass er attraktiv war. Sein Haar war für einen Mann recht lang, vier, fünf Zentimeter vielleicht. Sein Pony war anscheinend ungerade geschnitten, die Strähnen waren länger als das Resthaar und fielen ihm seitlich gescheitelt ins Gesicht, sodass sie sein rechtes Auge nahezu ganz verbargen. Der Mann war groß, Vivien schätzte ihn auf 1,85m, vermutlich sogar größer. Er trug ein weißes T-Shirt, das sich eng um seinen offenbar durchtrainierten Körper spannte, seine helle Jeans ließ die wahrscheinlich ebenfalls muskulösen Beine erahnen.
Der Fremde stand mit leicht gespreizten Beinen am Ufer, seinen Blick ließ er über den See gleiten, seine Arme stütze er in den Hüften ab, und sonst tat er nichts. Nichts! Vivien wurde unruhig. Was sollte das? War der hier zum Sterne gucken, oder was? Sie wollte sich gerade aus ihrer Hockposition lösen und zu ihm gehen, um ihn zur Rede zu stellen, als der Mann sich plötzlich regte. Er zog seine Schuhe aus und bückte sich leicht, um auch die Socken abzustreifen. Viviens Augen weiteten sich, als sie bemerkte, dass der Fremde sich aufrichtete und die Enden seines T-Shirts ergriff. ,Will der das jetzt ausziehen?’, fragte sie sich entsetzt und musste mit ansehen, wie der Mann anfing, das Shirt langsam hochzuziehen. Stück für Stück seines Oberkörpers wurden freigelegt, kein nackter Zentimeter Haut, der sichtbar wurde, entging dem penibel genau inspizierenden Blick von Vivien. Auch auf die Entfernung, glaubte sie die feinen Härchen zu sehen, die auf der kurzen Strecke von Hosenbund bis Bauchnabel immer rarer wurden, sah die hervorstehenden Lenden, die ihren Blick hinab, zu dem Teil führten, der von der Hose noch verdeckt wurde. Vivien sah auch den gestählten Bauch, der so wunderbar mit den fein definierten Brustmuskeln harmonierte. Obwohl der Mann so fitnessgestählt war, erschienen die Proportionen zu stimmen, seine schmale Gestalt hatte keinen abschreckenden Bodybuilder-Look.
Er war einfach…einfach…um es in Viviens in dem Moment andächtig gehauchten Worten zu sagen: „Einfach…Wow…ein Gott!“.
Und dieser Gott legte es anscheinend darauf an, das arme Mädchen, ganz unabsichtlich (da unwissentlich), noch weiter von seiner atemberaubenden Göttlichkeit zu überzeugen. Denn als er das Shirt nun endlich ganz ausgezogen und unachtsam zur Seite geworfen hatte, wanderten seine Finger zum Hosenbund und knöpften, langsam, ganz langsam, den Knopf der Jeans auf.
Vivien schluckte, sie fürchtete, dass der Typ das wilde Pochen ihres Herzen hören könnte. Sie verstand nun, dass er im See schwimmen wollte. Und sie ahnte auch, dass das bedeuten könnte, dass der Jeans nun auch gleich die Unterwäsche folgen würde. Und sie wusste, dass es verboten war, da weiter hinzugucken. Und sie den Armen warnen sollte, bevor der sich ungeahnter weise vor Zuschauern entblößte…Aber sie wusste auch, dass sie ihn einfach sehen wollte. Diesen attraktiven, ja schönen Mann einfach weiter beobachten, das war ihr einziger Wunsch in diesem Augenblick. Und so folgten Viviens Pupillen weiter den ruhigen Bewegungen des Fremden. Sie sah, wie er den Reißverschluss nach unten zog, die Hose abstreifte und, genau wie das Oberteil vorher, achtlos zur Seite warf.
Vivien wagte nun nicht mehr zu blinzeln, so groß war ihre Angst, in der Millisekunde, in der ihr Augenlid ihr die Sicht verdeckte, etwas Wichtiges zu verpassen.
Aber ihre Sorge war unbegründet. Sie sah alles. Sie sah jeden weiteren Zentimeter weicher Haut, die freigelegt wurde, als der Mann sich nun seine Shorts herunterzog, bis zum glorreichen Augenblick als er sich wieder aufrichtete und Vivien nun freie Sicht auf seinen (endlich, endlich) nackten Körper bot.
Vivien war kein Mauerblümchen und kein Unschuldslamm. Sie hatte in den 19 Jahren ihres Lebens schon einige Männer nackt gesehen (wenn auch noch mit keinem geschlafen), aber das, was sie sah, verschlug ihr die Sprache. „Wie…schön er ist“, kam es über ihre Lippen.
Ihr Blick folgte der schlanken Gestalt des Mannes. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als Vivien sah, wie der Mann erschrocken nach Luft schnappte, als er ins kalte Wasser trat und es in leichten Wellen seine muskulösen Waden umspielte. In dem Versuch, sich an die eisige Temperatur zu gewöhnen, schritt er noch einige Schritte in die Tiefen des Sees und lautes Wassergeplätscher erklang. Vivien liebte dieses Geräusch, so, wie sie alles an Wasser liebte. Nicht nur den Klang, sondern auch diese durchsichtige und doch die Realität verzerrende Konsistenz, das kühlende oder bei Bedarf wärmende Nass auf ihrer Haut, die Schwerelosigkeit, mit der man sich darin bewegt…
Am liebsten hätte sie sich ebenfalls die Kleider vom Leib gerissen und wäre mit zu dem fremden Adonis hinein gesprungen. Doch das hieße, die Blöße, aus purem Spaß am Voyeurismus, ihn beobachtet zu haben, einzugestehen. Das wäre zu viel für Viviens Stolz. Sie war die Tochter eines hoch angesehenen Staatsmannes, so etwas Dummes, Kindisches und Lächerliches würde sie nie tun! Oder es eben nicht zugeben…
Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als weiterhin bewundernd und eben auch ein klein wenig neidisch zuzusehen, wie der Fremde nun mit einem eleganten Sprung ins Wasser eintauchte und, nach diesem Kälteschock endlich mit der Temperatur im Einklang, wieder auftauchte. Die zu langen Strähnen vorne klebten ihm nass im Gesicht und er strich prustend über die Augen, um Wasser und Haar wegzuwischen. Nur noch die breiten Schultern des Mannes lugten über der Wasseroberfläche hervor. Er befand diese Tiefe anscheinend als akzeptabel und kraulte nun in diesem Bereich des Wassers zum einen, dann zum anderen Ufer, hin und her. Während er so stumm seine Bahnen zog und nur der lautstarke Widerstand des Wassers die Stille unterbrach, konnte Vivien den muskulösen Rücken ihres „Gottes“ erkennen. Sie beobachtete das in seiner unberührten Ästhetik unvergleichliche Spiel der Muskeln, der Schulterblätter, die sich bei jedem Kraulzug verschoben. Sie war völlig versunken in diese surreal erscheinende Welt, genoss es, nun auch das gleiche Muskelspiel auf der Brust des Fremden zu sehen, als der anfing, auf dem Rücken zu schwimmen.
Vivien wusste nicht, wie lange sie nun dort saß, ihre Beine begannen schon schmerzhaft zu suggerieren, dass ihre gebückte Haltung ungemütlich war, der Rücken tat ebenfalls weh.
Vivien überlegte schon, ob sie jetzt nicht aufstehen und diesen ungebetenen (und doch so willkommenen) Touristen allein zu lassen, schließlich hatte er anscheinend nichts Böses im Sinn, als sie feststellte, dass er nun wieder Richtung Ausgangsufer schwamm. Anscheinend hatte er genug. Diesen letzten Anblick seiner nackten Gestalt, der Wasserperlen, die herab rannen, wollte Vivien noch genießen, bevor sie ging. Und so durfte sie ein zweites Mal diesen schönen, feucht glänzenden Körper betrachten. Als der Mann Schritt für Schritt, mit dem Rücken zu Vivien gedreht, aus dem Wasser emporstieg, konnte sie nun im sanften Licht des Mondes plötzlich die Tätowierung erkennen, die sie vorher übersehen hatte, als sie den Oberkörper des Mannes nur in Bewegung, teilweise auch noch vom Wasser verdeckt, betrachtet hatte. Quer über den Rücken, vom rechten zum linken Schulterblatt und vom Nacken hinab bis kurz über den Steiß war mit schwarzer Tinte ein gekreuzigter Engel auf den Rücken des Mannes tätowiert.
Erschrocken über diese Entdeckung, unsicher, was sie von dieser eigenartigen Motivwahl halten sollte, zuckte Vivien unvorsichtig stark zusammen, sodass ihr Absatz brach und ihr rechter Fußknöchel umknickte. Vivien fiel dumpf zur Seite, kleine Äste am Boden pieksten sich in ihre weiche Haut, ein Dornenstrauch zerkratzte ihr die bloße Schulter. „Verdammt!“, fluchte Vivien leise. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete sie sich auf, sorgsam darauf bedacht, den verletzten Knöchel nicht zusätzlich zu belasten. Als das Mädchen erneut einen Blick zum gegenüberliegenden Ufer warf, stellte sie schockiert fest, dass das Objekt ihrer gründlichen Betrachtungen verschwunden war! Der Typ…war einfach weg!
Etwas panisch sah Vivien nach rechts und links, aber entlang des ganzen Seeufers konnte sie keine Gestalt erkennen.
„Verdammt, wo ist er denn hin?“, fluchte sie laut.
„Suchst du mich?“, erklang eine tiefe, samtige Stimme hinter ihr. Viviens Herz setzte für einen Augenblick aus, ihr sonst so unvorsichtiges, freches Mundwerk klappte zu und langsam, als würde sie den zu erwartenden Anblick hinauszögern wollen, stand Vivien auf und drehte sich um.
Ihr kurzes Stoßgebet gen Himmel half nichts, Gott machte aus der Gestalt hinter ihr nicht den Parkwächter oder irgendeinen anderen Hausangestellten. Nein, da stand er, ihr Adonis. Ihr schöner Schwimmer, dieser sexy Typ, mittlerweile wieder in Jeans, aber immer noch ohne Oberteil, sodass Vivien erneut die feinen Härchen unterm Bauchnabel sehen konnte und sogar noch einige Wassertropfen auf der samtigen Haut erspähte. Ja, das war er, und als Vivien endlich wagte, den Blick so zu heben, dass sie seine schönen, wenn auch gerade schelmisch grinsenden Lippen im Sichtfeld hatte, öffnete sie den Mund, um zu antworten. Aber bevor da richtige Laute und zusammenhängende Silben herauskamen, wanderte ihr Blick noch höher, an der schmalen Nase hoch zu den im Mondlicht leuchtenden Augen. Und da war jeder Versuch, die Gewalt über ihren Sprachapparat wiederzuerlangen, vergessen. Vivien hatte in ihrem Leben so etwas noch nicht gesehen. Die waren…die waren…
“Zweifarbig…“, kam es plötzlich aus Viviens geöffnetem Mund und sofort bereute sie, wieder in der Lage zu sein, zu sprechen, weil ihr das anscheinend nicht half, sondern ihre Situation noch peinlicher machte.
„Wer?“
„Die...Also…Ihre Augen...“
„Wie? Meine Augen sollen zweifarbig sein? Kann doch nicht sein…Jetzt erzähl mir aber nicht, dass eins blau und eins braun ist!“
„Aber...doch, so ist es! Eisblau und hellbraun, genau!“
„Nee, sag bloß…“, grinste der Jüngling.
Erst jetzt schalteten sich in Viviens Verstand ihre Logik und ihr Humor ein und sie realisierte, dass ihr Gegenüber sich lustig über sie machte. Und er duzte sie auch noch! Das wurde ihr zu viel…Vivien zwinkerte die Tränen in ihren Augenwinkeln weg (nur das fehlte noch, dass sie wie ein kleines Mädchen vor ihm los flennte!) und versuchte, an dem Mann vorbeizukommen. Aber der verschränkte die Arme und versperrte ihr den Weg.
„Lassen sie mich durch!“, befahl Vivien in einem Ton, dem anzumerken war, dass er geübt im Kommandieren war. In ihrem Blick schwang jedoch mit der wilden Entschlossenheit auch Überraschung mit. Der spielte sich hier wie der Besitzer des Anwesens auf! Pah, vielleicht sollte Vivien ihm mal sagen, dass er gerade die Tochter des echten Eigentümers vor sich hatte?
„Ich denke ja nicht dran!“
Wie bitte? Was dachte der sich, wer er war?
Er wagte es, auf fremdem Grund und Boden, sich auch noch so rechthaberisch aufzuführen? Was für ein Wahnsinniger war das? Wusste er nicht, dass er gerade bei einer strafrechtlichen Handlung erwischt worden war? Plötzlich fiel Vivien ein, dass ihr Handeln wohl genauso unanständig war und so hütete sie sich, dem Mann seine nächtliche Schwimmstunde nun vorzuwerfen.
„Sie da, gehen sie mir sofort aus dem Weg!“, forderte Vivien nun wesentlich rabiater.
„Weil…?“
„Weil ich Ihnen das gesagt habe, verdammt!“
Viviens Augen funkelten wütend. Sie ahnte ja nicht, dass sie in ihrer ehrlichen Wut auf den Jüngling eher kindlich und liebreizend wirkte. Diese ungezähmte Art...Mhm, das gefiel ihm an ihr. Und ihre grünen Augen…Wilde Katzenaugen. ,Wirklich süß, die Kleine’, schmunzelte er…
„Was gibt es da zu lachen?“
„Ach nichts…So, so, ich soll dich durchlassen, weil du’s mir gesagt hast? Nun, ich hätte dir auch gesagt, dass du mich nicht beobachten sollst, aber du hast es dennoch getan!“
„Ja, aber…“, fing Vivien an und verstummte. ,Aber das ist etwas anderes’, hatte sie sagen wollen. Aber irgendwie hatte er ja Recht. Schamesröte legte sich rosig auf Viviens Wangen und das Mädchen war froh, dass die Dunkelheit diese Verfärbung verbarg.
Doch sie war nicht bereit, klein bei zu geben.
„Selber Schuld, wenn sie nicht beobachtet werden wollen, kaufen sie sich einen eigenen See!“, fauchte sie also.
Erneut ein Schmunzeln von diesem...diesem arroganten Mistkerl. Wieso lachte er sie aus? Das war sie nicht gewohnt. Männer lachten nicht über sie! Sie himmelten sie an, sie flirteten mit ihr, sie verwöhnten sie, sie kauften ihr Geschenke, sie vergötterten sie…Aber nie, niemals lachten sie sie aus! Was fiel diesem elenden Widerling also ein, sich dieses Privileg herauszunehmen?
Vivien hatte nicht vor, dem Mann zu entschlüpfen, indem sie so schnell wie möglich an ihm vorbei schlich, als wäre sie eine Verbrecherin auf der Flucht. Letztendlich war sie, rechtlich gesehen, im Recht, das hatte sie von den Anwälten ihres Vaters schon gelernt. „Wenn Sie mich jetzt nicht sofort durchlassen, dann…“ Ja, was dann? Dieser arrogante Idiot war ihr körperlich überlegen, sie kam nicht gegen ihn an. Im Schutze der Dunkelheit, hier, wo keiner außer ihnen sonst war, könnte der doch alles mit ihr anstellen. Vielleicht war er ja ein Psychopath, ein Serienkiller, ein Vergewaltiger?
Entsetzt stellte Vivien fest, dass ihr bei letzterer Option nicht ganz so Angst und Bange wurde, wie eigentlich angebracht.
„Ich würde dich ja gerne durchlassen, aber ich mag es, wenn Schulden sofort beglichen werden.“
„W-W-Wie bitte? Schulden?“
„Aber ja! Denkst du, du kannst mich einfach beobachten, ohne einen Preis dafür zu bezahlen?“
Viviens Augen weiteten sich ungläubig und wäre sie nicht so entsetzt gewesen, so hätte sie ob dieser lächerlichen Worte laut gelacht.
Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich wieder zu fassen und beschloss, vorerst auf das Spielchen einzugehen. Vielleicht würde ihr später noch einfallen, wie sie aus dieser prekären Lage herauskommen könnte und ja, vielleicht war die Forderung dieses Mannes ja gar nicht so unerfüllbar? Wenn doch, könnte sie immer noch ,Nein’ sagen.
„Gut, dann nennt mir Euren Preis, aber bedenkt, dass er der Ware, Eurer kleinen Show-Einlage also, angebracht sein sollte“, sagte Vivien und sie schaffte es sogar, sich ein kleines Lächeln abzuringen. Das jedoch sofort erstarb, als sie die folgenden Worte dieses…dieses…Perversen hörte: „Mein Preis könnte fairer nicht sein. Ich will das, was du von mir bekamst nun auch von dir.“
Der beliebte zu Scherzen, oder? Der machte Witze, das konnte nur eine einzige, riesengroße Farce sein. Das war einfach lächerlich. Vivien fühlte sich wie in diesem Märchen vom Prinzen, der sich als Schweinehirt verkleidet und seiner Angebeteten Prinzessin die schönsten Spielereien verkaufen will, dafür aber zehn, dann fünfzig, irgendwann sogar hundert Küsse von ihr fordert.
„So, wie eine Prinzessin keinen Schweinehirt küsst, so zieht sich eine Frau wie ich nicht vor einem einfachen Lüstling aus!“
,Gute Antwort’, dachte der Fremde. Er hatte die Anspielung auf das alte Märchen verstanden. Aber aus reinem Schalk (oder, Viviens Meinung nach, purer Boshaftigkeit) beschloss er, sein Spielchen noch ein wenig weiter mit ihr zu treiben.
„Aye, vielleicht ist es tatsächlich ein wenig unangebracht. Ich will ja nicht, dass du dich erkältest. Dann eben was anderes. Wie wäre es mit…“, der Fremde sah sich um, blickte hoch, als würde er im Dickicht um ihn herum nach einer Eingebung suchen. Dann führte er seinen Blick zurück und Vivien fiel auf, dass die Augen des Mannes auf ihren Lippen zum Stehen kamen.
„..Mit einem Kuss?“, beendete er seinen Satz und Vivien musste zu ihrem Unglück feststellen, dass dies keineswegs eine Frage war, sondern sehr endgültig klang.
„Verhandelbar?“, fragte sie dennoch.
„Nicht verhandelbar.“
„Dann nein!“
„Nein?“
„Niemals.“
„Nicht einmal, wenn ich dich die ganze Nacht hier behalte?“
„Nicht einmal dann!“
„Dann schicke ich dir andere Eintreiber, die sich meinen Preis holen. Und die werden dir bestimmt nicht so gut gefallen wie ich!“
Das durfte einfach nicht wahr sein! Was für ein arroganter, aufgeblasener Froschkönig war das denn? Vivien beschloss, diesem selbstverliebten Schnösel ordentlich die Meinung zu geigen.
„Ich würde Euren EINTREIBERN“, Vivien spuckte dieses Wort förmlich aus, „Eher noch kreuzweise den Arsch lecken, als Euch zu küssen!“
Für einen Moment verlor der Fremde sein Pokerface. Vivien konnte ihm die Überraschung ob ihrer Antwort förmlich vom Gesicht ablesen. In diesem Augenblick sah sie die Chance, sich seine kurzweilige Unachtsamkeit zu Nutze zu machen. Mit einem athletischen Weitsprung, trotz des abgebrochenen Absatzes, an dem arroganten Kerl vorbei schaffte sie es, den kleinen Pfad zu erreichen ohne von dem Mann aufgehalten zu werden. Vivien wollte so schnell wie möglich weiterlaufen, zum Waldende, von wo sie schon das Schloss hätte erblicken können, jedoch erinnerte ein jäher Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen trieb, an den verletzten Knöchel. Noch bevor Vivien also einen ordentlichen Abstand zwischen sich und den Fremden bringen konnte, spürte sie schon einen festen Griff an ihrem Oberarm und mit einem heftigen Ruck wurde sie zurück gewirbelt. Der Mann hatte sie eingeholt und als Vivien gezwungen war, ihn erneut anzublicken, sah sie zwischen dem Schalk auch ehrliche Wut in den Augen des Fremden. Mit einem unsanften Stoß schubste er Vivien einige Schritte rückwärts, bis sie heftig gegen einen Baum stieß. Vivien spürte die feinen Furchen der Baumrinde, die sich schmerzhaft in ihre nackte Haut und durch das dünne Top drückten. Noch bevor Vivien ihren Peiniger fragen konnte, was er von ihr wolle, spürte sie seinen Körper unanständig fest an ihren gedrückt. Sie roch seinen herben Melissenduft und sein immer noch feuchter Oberkörper hinterließ einen nassen Abdruck auf Viviens Top. Das Mädchen hörte förmlich ihr Herz schlagen, ihre feinen Nackenhärchen stellten sich auf und ihr Magen verkrampfte sich, als sie die langen Strähnen des Mannes ihre Ohrmuschel kitzeln spürte. Erneut erklang seine samtig rauchige Stimme an ihrem Ohr: „Ich beliebe nur ungern zu scherzen! Du solltest Schulden immer begleichen. Vor allem die, die du bei mir machst, Kleines.“ Und noch bevor Vivien sich aus ihrer Erstarrung lösen konnte, spürte sie die heißen Lippen des Mannes wild auf ihre gepresst. Vor Schreck öffnete Vivien leicht den Mund. Ein Fehler, wie sie sofort bemerkte, denn der Angreifer drängte seine Zunge fordernd in den Spalt. Viviens Knie wurden weich, ihr Knöchel verriet ihr durch eine erneute Schmerzwelle, dass sie ihn zu sehr belastete. Sie glaubte, sich nicht mehr aufrecht halten zu können. Panisch nach Halt suchend griff sie dem Fremden um den Nacken, um sich zu stützen. Der empfand das als Erwiderung des Kusses und drängte sich noch enger an Vivien, seine Hände streichelten ihre Oberschenkel hinauf, verharrten nur kurz auf ihrer Taille und wanderten dann zu Viviens Brust. Die junge Frau wollte sich wehren, den Fremden wegstoßen, ihm auf die Zunge beißen, aber…Oh Gott, das fühlte sich so verdammt gut an. Vivien beschloss, diesen lustvollen Augenblick noch ein klein wenig zu genießen. Sie ließ sich auf das wilde Spiel der Zungen ein, biss ihrem attraktiven Peiniger sanft in die Unterlippe, leckte dann entschuldigend darüber, ließ ihre Hände kurz über den schönen Oberkörper des Fremden gleiten.