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Thomas erlebt kurz vor seiner Rente erhebliche Veränderungen im Privat- und Berufsleben. Er muss sein Leben vollkommen umgestalten. Mit dem Wohnmobil möchte er durch Europa reisen. Er begegnet vielen neuen Menschen und unterschiedlichen Charakteren. Social Media Plattformen sollen ihm helfen in dieses neue Leben einzusteigen. Doch alles kommt anders. Ist Thomas das prädestinierte Opfer für Alleinreisende Frauen?
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Seitenzahl: 175
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Der schöne Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Es war ein typischer Arbeitstag, den Thomas hinter sich gebracht hatte.
Ab jetzt sollte sich alles in seinem Leben verändern.
Er arbeitete in einer Projektgruppe eines großen deutschen Automobilherstellers.
Täglich ging es seit 41 Jahren in seinem Job darum immer besser zu werden. Die Mitarbeiter sollten gemeinsam Fahrzeugkomponenten entwickeln die weltweit bestaunt werden.
Er musste von heute an noch genau 365 Tage arbeiten, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand gehen könnte.
„Ade, Jungs bis morgen!“ „Thomas denkst du bitte daran, dass wir morgen nur zu dritt sind. Hilmar und Jochen sind für 2 Tage zu einem Lehrgang für die neuen Beleuchtungsanlagen.“
„Ja, ich denke dran!“
Wie immer war er mit seinem E-Bike unterwegs, da er nur sechs Kilometer Wegstrecke zu Arbeitsstelle hatte.
Seit der Pandemie vor 4 Jahren hatten alle Projektmitarbeiter die Möglichkeit erhalten im Homeoffice zu arbeiten. Eine Studie über die Produktivität der vergangenen zwei Jahre hatte allerdings zu Tage gebracht, dass die Produktivität und das soziale Engagement der Mitarbeiter stark gelitten hatten.
Um die Rückkehr aus dem Homeoffice in die Bürogebäude schmackhaft zu machen, gab es Angebote vom Arbeitgeber für die Arbeitnehmer.
Thomas konnte sich selbst entscheiden, ob er ein E-Bike, eine BahnCard oder einen Firmenwagen in Anspruch nehmen wollte. Er wählte das E-Bike.
Die Sonne senkte sich langsam hinter die sanften Hügel rund um das Tal der jungen Donau. Thomas radelte hinab zu seinem neuen Haus.
Erst vor drei Jahren war Thomas mit seiner Frau Isabell von Stuttgart hierher nach Immendingen gezogen.
Für Isabell war es eine schwere Entscheidung diesen Umzug mit ihrem Thomas aus der Großstadt Stuttgart in das eher ländliche Immendingen mitzumachen.
Heute hatte er sich beeilt, um früh zuhause zu sein. Mit Isabell wollte er gemeinsam zu einem Wohnmobilhändler fahren, um sich gemeinsam den Traum zu erfüllen, spätestens in 365 Tage frei reisen zu können.
Isabell und Thomas hatten schon seit Wochen sehr kontrovers über den Kauf eines Wohnmobils diskutiert.
„Hallo Isabell!“ Er war schon voller Vorfreude, als er das gemeinsame Haus betrat.
„Hey Tommy, ich bin noch im Bad. Kommst du kurz hoch?“
Isabell saß auf dem Rand der Badewanne. „Was ist los mein Schatz? Wir wollten doch jetzt gleich losfahren?“
Isabell sah traurig aus. „Thomas, wir müssen reden!“
„Wieso, was ist mit dir?“
„Thomas, ich will ehrlich sein! Du weißt, dass wir vor drei Jahren in Stuttgart schon ein schweres Gespräch hatten!“
Er sah völlig irritiert drein. Er wusste nicht, wie ihm gerade geschah. Isabell sprach langsam und besonnen weiter.
„Vor vier Jahren, als du 58 warst, hast du das Angebot deiner Firma bekommen für die letzten 5 Jahren in Immendingen im neuen Testzentrum zu arbeiten!“
Isabell holte tief Luft: „Ich hatte damals schon zu dir gesagt, dass ich nicht gerne aus Stuttgart fortgehe. Das Angebot deiner Firma, dadurch 4 Jahre früher in Ruhestand zu gehen, war ein großartiges Angebot. Ich habe mich von dir überzeugen lassen, da wir so beide gleichzeitig in Ruhestand gehen können.“
„Aber mein soziales Umfeld ist komplett zerbrochen. Ich habe meinen Job gekündigt! Zwar habe ich hier einen schönen Posten als Frühstücksprofessorin erhalten und kann Reklamationen bearbeiten, aber der Posten füllt mich keineswegs aus.“
Thomas verstand im Moment die Welt nicht mehr. Er hatte gedacht, dass alles in Ordnung sei. Ein schönes neues Haus. Eine Umgebung mit hohem Freizeitwert. Der Bodensee als ständig präsentes Ausflugsziel und viele andere Gelegenheiten zur Freizeitgestaltung.
„Thomas, du wirkst so überrascht? Kannst du dir nicht vorstellen, wie ich mich fühle?“
„Hmmmh, sooo richtig nicht!“
„Ein Kapitel mehr in der Rubrik Empathielosigkeit von dir. Du erklärst mir vor einigen Wochen, dass du ein Wohnmobil für den Ruhestand bestellen möchtest, um damit zu reisen. Ich habe dir schon damals gesagt, dass ich das nicht möchte. Wir hatten immer besprochen, dass wir später viel reisen wollen. Allerdings auf Kreuzfahrten und im Flugzeug!“
Er war es nicht gewohnt privat zu diskutieren und konnte auch jetzt keine Stellung zu Isabells Worten beziehen. Er hatte doch schließlich immer alles für die Familie getan. Und jetzt soll sein Gedanke über die Anschaffung eines Wohnmobils alles ins Wanken bringen?
„Isabell, ich verstehe dich gerade nicht. Was willst du mir damit sagen?“
„Ganz einfach Thomas! Ich erkenne bei dir in letzter Zeit nur noch Belohnungen für dich.
Ich allerdings, bin nur noch da!
Seit vielen Jahren argumentiere ich mit meinen Wünschen vom Leben im Ruhestand. Du hörst sie dir zwar an, aber letzten Endes redest du dann nicht mehr mit mir darüber, sondern bringst immer wieder deine Wünsche in den Vordergrund!“
Er schüttelte ungläubig den Kopf und schlug die Hände vor sein Gesicht. Was mag noch auf ihn zukommen?
„Heißt das, dass wir uns heute nicht mehr das Wohnmobil anschauen?“
„Thomas! Ich glaube du hast die Tragweite deines Handelns immer noch nicht begriffen!“
Er zog beide Schultern hoch.
„Alle Reaktionen, die ich gerade an dir erkenne, bestärken mich in meiner Entscheidung. Es ist immer das gleiche Verhalten, das du an den Tag legst! Ich habe mich dazu entschlossen, mich von dir sofort zu trennen und wieder nach Stuttgart zurückzukehren!“
„Du willst mich verlassen? Was willst du denn ohne mich machen?“
Er schaute immer noch so, als ob er die Worte von Isabell nicht verstehen könnte.
„Diesen Gedanken von dir ausgesprochen zu hören, zeigt mir genau jetzt, dass es die richtige Entscheidung von mir ist. Du traust mir nicht zu, ohne dich leben zu können. Es scheint eher umgekehrt ein Schuh daraus zu werden!“
Die Augen von Thomas verfärbten sich langsam. Mehr aus Wut als aus Traurigkeit.
„Und noch etwas, Thomas! In meiner Traurigkeit und inneren Verletztheit, habe ich mir auch Unterstützung geholt. Max, unser früherer Nachbar hat sich um mich bemüht, als ich zuletzt meine Freundin Marie in Stuttgart besucht habe.
Du wolltest nicht mit mir fahren, weil du lieber mit deinen Kollegen zum Fliegenfischen gehen wolltest!“
„Du willst mir jetzt aber nicht beichten, dass du etwas mit Max angefangen hast?!“
„Nein, ich habe nichts mit Max gehabt. Er war nur der Mann, der mir zugehört hat, an den ich mich anlehnen konnte und der meine Wünsche erkannt hat!“
Thomas runzelte die Stirn.
„Behauptest du, dass ich deine Wünsche nicht erkannt habe? Ich hatte das Gefühl, wir haben immer alles gemeinsam entschieden?“
„Das siehst du vollkommen falsch, Thomas. Überlege doch mal! Nichts, nichts, rein gar nichts haben wir in den letzten 5 Jahren gemeinsam entschieden. Im Gegenteil! Dir ging es doch nur darum deine berufliche Zeit schnell zu Ende zu bekommen. Wir hätten genauso gut in Stuttgart wohnen bleiben können und du hättest etwas länger gearbeitet. Stattdessen warst du damit beschäftigt mich in Immendingen beruflich unterzubringen. Du hattest dich schon final entschieden!“
„Ich finde es nicht in Ordnung, dass du nie versucht hast mit mir über dein Empfinden zu sprechen, Isabell!“
„Was sagst du da? Das ist nicht deine ernsthafte Meinung! Wenn doch, dann ist es wieder die Form deiner Wahrnehmung von unserem Leben!“
Isabell stand vom Beckenrand der Badewanne auf und griff ihre Kulturtasche. Langsam füllte sie die Kulturtasche mit ihren Kosmetika und Hygieneprodukten.
Sie schaute mehrmals kurz in den Spiegel.
„Was machst du da?“
„Ich packe das nötigste und fahre mit dem Auto nach Stuttgart zu meiner Freundin Marie!“
„Das kannst du jetzt nicht machen!“
„Doch Thomas, ich kann und ich werde es tun. Ich werde mir einen Anwalt suchen und alles Nötige zur Trennung zwischen uns beiden einleiten!“
„Einen Anwalt willst du dir nehmen? Glaubst du nicht daran, dass wir die ganze Situation in Ruhe klären können?“
„Nein, Thomas! Genau wie du mich immer mit deinen Worten und Taten enttäuscht hast, so wirst du es auch in der Trennungsphase tun. Ich unterstelle dir nicht das du lügst. Du handelst in deiner Wahrnehmung nur immer zu deinen Gunsten! Ich muss ab jetzt auf mich schauen!“
Er ging hinunter in die Küche. Der Termin beim Wohnmobil Händler!
Er nahm sein Handy und sagte den heutigen Termin ab.
Im gleichen Moment verließ Isabell ohne weitere Worte das gemeinsame Haus in Immendingen.
Er vernahm nur noch das Klacken des Türschlosses.
Thomas verbrachte die nächsten Wochen allein mit sich und seiner Tätigkeit als Projektleiter. Er nahm Termine beim Betriebssport wahr. Seine Gedanken kreisten immer wieder um die Anschaffung eines Wohnmobils. Abends saßen er und einige Kollegen in der Schankwirtschaft an der Donau und erzählten über ihre Wünsche, wenn sie einmal im Ruhestand sind.
Mit Isabell hatte er seitdem sie fortgegangen war, nicht mehr gesprochen
Einige Zeit später erreichte ihn ein Brief einer Stuttgarter Anwältin. Im Anschreiben wurde klar, dass es sich um die Einreichung der Scheidung handelte. Auf mehreren Seiten waren die Ansprüche von Isabell an Thomas aufgeführt. Es waren insgesamt 12 Seiten in denen es um Unterhaltsausgleich, Rentenausgleich und Teilung des gemeinsamen Besitzes ging.
Außerdem hatte die Anwältin eine Einstweilige Verfügung erwirkt, dass der Kontakt zwischen beiden Parteien in Zukunft nur über den anwaltlichen Weg führen darf.
Jetzt war der letzte Funken Hoffnung in Thomas verschwunden, dass es noch einmal zu einer Annäherung zwischen ihm und Isabell kommen könnte.
Er nahm sich ebenfalls einen Anwalt, der seine Interessen vertrat. Die Zeit bis zum Scheidungstermin war für ihn ein Weg zur Neuorientierung. Sein Wunsch nach Reisen im Wohnmobil war ungebrochen.
Das Trennungsjahr verging wie im Flug. Sowohl beruflich als auch privat war Thomas gut beschäftigt.
Der Scheidungstermin rückte näher und Thomas war gespannt darauf Isabell im Amtsgericht wiederzusehen. Doch dazu kam es nicht. Isabell hatte sich von der Pflicht zum Scheidungstermin aus psychischen Gründen entbinden lassen und war zuvor von der Richterin zur Sache befragt worden.
Sicher war einer der Gründe, dass Thomas über seinen Anwalt mitteilen ließ, mit allen Forderungen die Isabells Anwältin gestellt hatte, einverstanden zu sein. So war der Termin im Amtsgericht sehr schnell erledigt und die Scheidung nach vier Wochen rechtskräftig.
Er fuhr zurück in sein Haus nach Immendingen. Durch die Aufteilung im Scheidungsverfahren musste Thomas die Hälfte des Wertes der Immobilie an Isabell überweisen. Dies sollte in einer Frist von 120 Tagen nach der rechtskräftigen Scheidung erfolgen.
Kaum hatte Thomas es sich ein paar Tage im Haus gemütlich gemacht, traf neue Post für ihn ein. Diesmal betraf der Inhalt des Briefes seinen vorzeitigen Ruhestand.
Der Absender des Briefes war sein Arbeitgeber.
Er öffnete den Brief vorsichtig. Er las den Inhalt und versank in die Kissen seines Sofas.
Der Brief hatte folgenden Inhalt:
Sehr geehrter Herr Thomas Lafzik,
Wir teilen Ihnen hiermit das Datum Ihres Ausscheidens aus unserem Unternehmen mit. Die neuerlichen Maßnahmen und die dazugehörige Umstrukturierung des Unternehmens haben dazu geführt, dass wir sie ab dem 30 Kalendertag des laufenden Monats von allen Aufgaben in unserem Unternehmen entbinden. Davon ist die vor vier Jahren getroffene Vereinbarung zwischen Ihnen und unserem Unternehmen nicht betroffen. Bis zum offiziellen Rentenbeginn sind sie daher von allen Aufgaben ab sofort freigestellt. Das in Ihrem Besitz befindlichen Firmeneigentum bitten wir sie bis zum Monatsende im Personalbüro abzugeben.
Wir bitten sie weiterhin, die durch uns vergünstigt erworbene Immobilie innerhalb von 6 Monaten an uns zu veräußern. Diese Regelung entnehmen sie dem Eintrag im Kaufvertrag vom xx.xx. xxxx
Luft holen konnte man das aktuelle Luft schnappen nicht nennen. Ihm schnürte es die Kehle zu. Er fühlte sich von seinem Arbeitgeber, dem er jahrelang loyal zu Seite gestanden hatte, regelrecht überfahren. Hatte er sich auch hier jahrelang blenden lassen?
Er hatte sich wahrlich einen persönlicheren Abschied vorgestellt. So, wie es bei den Mitarbeitern früher der Fall war. Zwar hatte er von ehemaligen Kollegen schon einiges über die unpersönliche Vorgehensweise der Firmenleitung gehört, aber wie vieles in seinem Leben nicht richtig wahrgenommen.
Plötzlich bemerkte er ein aufkommendes Herzrasen und es schnürte ihm die Kehle zu. Das war einfach zu viel starker Gegenwind in Richtung seiner Person.
Er wurde fahrig, konnte keinen klaren Gedanken fassen und vergrub sich für die nächsten Tage in seiner Enttäuschung. Er stellte sich die Frage: „Womit habe ich das alles verdient?“
In seinem Kopf war ab sofort Funkstille. Er war nicht in der Lage einen klaren Gedanken fassen. In der Not erinnerte er sich an einen netten Mann, den er beim Brunch am Kloster Beuron getroffen hatte. Am nächsten Sonntag sollte dort wieder nach der Messe im Kloster ein Brunch stattfinden. Vielleicht hatte Thomas das Glück diesen netten Mann wieder zu treffen.
Er fuhr mit dem E-Bike die gut 20 km. Entlang der jungen Donau führte die Radstrecke von Immendingen zum Kloster Beuron. Und tatsächlich! Vor ihm saß der nette Mann in den Bänken der Klosterkirche.
Thomas konnte sich während des Gottesdienstes entspannen und traf den netten Herrn, dessen Namen er vergessen hatte, draußen vor der Klosterkirche.
„Guten Morgen! Entschuldigen sie bitte Herr …!“
„Ach sie sind es! Mein Name ist Pater Rolf. Ich lebe und arbeite hier im Kloster Beuron. Ich erinnere mich, dass wir uns vor einiger Zeit einmal getroffen und unterhalten haben! Wie geht es ihnen? Haben sie sich mit ihrer Frau wieder versöhnen können?“
Mit tieftraurigem Blick antwortete Thomas: „Wir sind seit ein paar Tagen geschieden!“ Er erzählte Pater Rolf den Ablauf der letzten Wochen. Nicht nur über die Scheidung, sondern ebenfalls über die vorzeitige Freistellung bei seinem langjährigen Arbeitgeber.
Pater Rolf erkannte, dass sein Gesprächspartner längeren Redebedarf hatte. „Wollen wir zusammen zum Brunch gehen und wir sprechen über ihre Sorgen und Nöte?“
„Ja gerne!“
Insgeheim hatte er sich diese Reaktion von Pater Rolf erhofft.
Der Brunch war wieder vom Feinsten. Sie genossen beide die Vielfalt der aufgetischten Speisen und gönnten sich ein leckeres Bier!
Thomas erzählte von seinen Gefühlen und der neuen Lebenssituation. Seine größten Schmerzen, die er aufgrund der veränderten Lebenssituation verspürte, resultierten aus der Reaktion seiner Ex-Frau und seines Ex-Arbeitgebers.
„Ich habe momentan das Gefühl, in meinem Leben alles falsch gemacht zu haben!“
Pater Rolf lächelte: „Nein mein Freund. Sie haben bestimmt nicht alles falsch gemacht! Es gibt viele Situationen im Leben eines Menschen, die negative Gefühle auslösen.
Es müssen einfach solche Situationen entstehen, um schwierige Veränderungen im Leben zu meistern! Glauben sie nicht, dass glücklich wirkende Menschen genauso glücklich sind, wie sie es ausstrahlen.“
„Aber warum kommt alles auf einmal?“
„Das lässt sich ganz leicht erklären! Sie hatten einen Lebenstraum, den sie in einer aktuell positiven Lage wahrgenommen hast. Ihre ganze Kraft haben sie diesem Traum gewidmet! Gleichzeitig haben sie alles andere sich ich herum liegen gelassen!“
Thomas schaute überrascht!
„Ich glaube sie haben Recht mit dem, was sie sagen, Pater Rolf!“
Wie einzelne Sätze eine gesamte Situation auf den Punkt bringen können, dachte Thomas.
Er und Pater Rolf sprachen noch einige Zeit miteinander und verabschiedeten sich mit einer innigen Umarmung.
Jetzt war es an der Zeit einige Veränderungen anzupacken und in die richtige Richtung zu leiten.
Thomas entschied aufgrund der Nachricht seines Arbeitgebers, sich eine neue Wohnung zu kaufen. Das Vorhaben gelang ihm in kürzester Zeit. Für einen hohen sechsstelligen Betrag konnte Thomas eine 80qm Wohnung mit Balkon und Seeblick am Bodensee erwerben.
Natürlich konnte er solch ein Schnäppchen nur mit dem nötigen Vitamin B ergattern.
Ein alter Sportsfreund war Immobilienmakler und hatte für Thomas das passende Objekt am Bodensee in der kleinen Ortschaft Sipplingen reserviert.
Der Umzug war gut organisiert und innerhalb kürzester Zeit befand sich er sich in einer ganz neuen Lebenssituation.
Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hatte er sich zur Güte geeinigt und noch ein schönes Abfindungspaket nach so langer Betriebszugehörigkeit vereinbaren können.
So hatte alles seinen Lauf genommen, wie es Pater Rolf vorhergesagt hatte.
Thomas war nun frei für eine neue Welt und die damit verbundenen Abenteuer.
Ein großer Caravan Händler am Bodensee war die erste Anlaufstelle für Thomas.
Er betrat die Geschäftsräume des Caravan Händlers mit einem freundlichen „Hallo zusammen!“ Es erfolgte keine Reaktion der drei Mitarbeiterinnen, die auf ihre Bildschirme der Rechner starrten.
Nach wenigen Sekunden räusperte er sich noch einmal, um die Aufmerksamkeit auf seine Person zu lenken. Tatsächlich wurde sein Räuspern wahrgenommen. Eine junge Dame stand auf und kam zu ihm an den Tresen.
„Was kann ich für Sie tun?“
„Diese Frage hatte ich mir auch im Moment gestellt!“
„Ich stelle mich erst einmal kurz vor: Mein Name ist Thomas Lafzik und ich möchte gerne von ihnen beraten werden, da ich mir ein Wohnmobil kaufen möchte!“
Die junge Dame schaute ihn etwas ungläubig an.
„Haben sie gewisse Vorstellungen, welcher Typ Wohnmobil es sein soll?“
„Nein, genau deswegen bin ich zu ihnen gekommen, um mich fachlich beraten zu lassen!“
„Ich schau kurz nach, ob einer unserer Verkäufer frei ist, um ihnen die gewünschten Auskünfte zu geben.“ Sie ging zurück und schaute auf ihren Bildschirm. Hektisch schob sie die Maus hin und her. Sie klopfte die Maus auf die Tischplatte. Unterstützt von einem kleinen Fluch. „Mist Ding, funktioniert wieder nicht!“
Nach ein paar kurzen Versuchen die Maus wieder in Funktion zu versetzen, rief sie ihm zu: „Es ist momentan kein Verkäufer frei. Ich kann ihnen gerne einen Termin in vier Tagen anbieten!“
Thomas runzelte die Stirn und antwortete: „Ich melde mich wieder bei Ihnen!“
Dann verließ er die Geschäftsräume des größten Caravan Händlers am Bodensee. Draußen auf dem Hof traf er auf ein Ehepaar, die sich gerade ein Wohnmobil anschauten. Sie kamen locker ins Gespräch und stellten gemeinsam fest, dass der Service des Hauses schlechter war als gedacht.
„Fahren sie doch einmal zum Caravan Händler in Freiburg“, sagte die nette Dame zu ihm.
„Dort sind wir sehr freundlich bedient worden und werden uns wohl dort ein Wohnmobil kaufen. Hier schauen wir nur schnell einmal durch und stellen fest, dass die Qualität der Wohnmobile nicht so gut ist, wie es beworben wird.“
„Vielen Dank für den Hinweis. Ich werde mich morgen auf den Weg nach Freiburg machen.“
Am nächsten Tag traf er in Freiburg beim Caravan Händler ein. Der Empfang war schon ein anderer als gestern, dachte er sich.
Auf sein freundliches „Guten Tag“, reagierte der Verkäufer mit einem fröhlichen Winken und einem lauten: „Moment bitte!“
Der Verkäufer, ein netter junger Mann, hatte gerade sein Gespräch am Telefon beendet, da begrüßte er Thomas sehr freundlich.
„Hallo, mein Name ist Jens! Wie kann dir helfen?“
„Ich bin Thomas und auf der Suche nach einem geeigneten Wohnmobil für mich!“
„Hast du genaue Vorstellungen oder wollen wir uns hier in unserer Campingabteilung bei einem leckeren Kaffee hinsetzen und erst einmal einige Fragen von meiner Seite klären?“
„Gerne“ sagte Thomas und war überrascht über den netten Empfang.
„Nimm bitte dort hinten an den Rattan Campingstühlen Platz. Möchtest du einen Kaffee?“
Er nickte.
„Schwarz, oder mit Milch und Zucker?“
„Etwas Milch bitte“, antwortete Thomas und nahm in den gemütlichen Campingstühlen Platz.
„Meine Kollegin bringt sofort die Getränke. Wir können uns derweil schon mit den Details befassen!“
„Ja gerne“ sagte Thomas.
„Ok, dann legen wir mal los!“
„Darf ich erfahren, ob du schon mit dem Umgang eines Wohnmobils vertraut bist?“
„Ja, ich habe bereits einige Leihmobile gefahren und gemeinsam mit meiner früheren Frau kleine Urlaube und Städtereisen gemacht. Jetzt, da ich in den Vorruhestand gehe, möchte ich mir einen Traum erfüllen und Europa mit dem Wohnmobil bereisen. Dazu benötige ich das richtige Wohnmobil.“
„Willst du hauptsächlich Stell- und Campingplätze anfahren, oder möchtest du frei an schönen Plätzen in der Natur stehen?“
„Sowohl, als auch. Ich möchte mir alle Möglichkeiten offenlassen.“
„Ok! Dann vertiefe ich das Gespräch mit dir. Hast du einen besonderen Wunsch zum Grundaufbau des Wohnmobils? Es geht mir hierbei um die Marke des Herstellers von Grundchassis.“
Er überlegte kurz. „Ich würde Mercedes oder IVECO bevorzugen.“
„Schaltgetriebe, Halbautomatik oder Vollautomatik?“
Und so unterhielten sich die beiden, bis das Wunschfahrzeug von Thomas komplett war.
Er hatte sehr großes Glück, dass der Wohnmobilhändler ein entsprechendes Fahrzeug vorrätig hatte und Thomas es in vier Wochen übernehmen konnte.
Nun begann die Planung der ersten großen Reise im Wohnmobil für Thomas. Er hatte sich schon in diversen Social Media Gruppen umgeschaut und nach Gleichgesinnten gesucht.
So sollte die erste Reise durch Frankreich, Spanien, Portugal und wieder Spanien führen. Er hatte sich dazu einen Zeitraum von 6 Monaten ausgewählt.
Apropos Social Media Gruppen. Eine Gruppe hatte es ihm besonders angetan. Es handelte sich um Gruppe der Alleinreisenden Ü50 Singles im Wohnmobil. Es dauerte nicht lange bis er die ersten netten Kontakte per Chat geknüpft hatte.
Es waren viele berufliche Aussteiger unter den Kontakten, die schon seit einiger Zeit im Wohnmobil reisten und lebten.
Erstaunlicherweise waren unter den Kontakten viele weibliche Personen, die diesen freien Lebensstil gewählt hatten. Aus der Menge der losen Kontakte kristallisierte sich der Kontakt zu Helena als intensivste Gesprächspartnerin heraus.
Helena erzählte Thomas, dass sie bereits vor zwei Jahren eine Tourstrecke über Frankreich, Spanien und Portugal gefahren war.
Aus Neugierde hatte sie im letzten Jahr die Überwinterung in Griechenland ausprobiert. Leider war es in der gesamten Reisezeit von Oktober bis März kühler und es regnete in der Region.
Sie erzählte ihm davon, wie sie die Einsamkeit der vielen kleinen Inseln und der Strände entlang der Peleponnes genossen hatte.
Auf Dauer würde ihr die Einsamkeit und Ruhe schwerfallen. Sie hatte immer wieder Ausschau gehalten nach geeigneten Reisebegleitern, die im eigenen Wohnmobil unterwegs waren. Doch waren es fast nur Paare, denen die Kontaktaufnahme durch sie nicht recht war.
Aus diesem Grund hat sie sich für die diesjährige Überwinterung im Wohnmobil zu einer erneuten Reise über die gesamte iberische Halbinsel entschlossen.