Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg - Reinhold Heers - E-Book

Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg E-Book

Reinhold Heers

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Beschreibung

Pilgerausweis, Jakobsmuschel und den Rucksack umgehängt: Los geht es. 800 Kilometer Pilgerwanderung durch Spanien auf dem Camino Francés. Der Weg will bezwungen sein, Herausforderungen warten, aber auch Naturerlebnisse und Freundschaften. Das Ziel: ein Besuch der Messe in der Kathe­drale von Santiago de Compostela. Unterwegs die stete Frage: Warum eine solche Tortur? Doch am Ende siegt das Glücksgefühl, es geschafft zu haben. Bleibt die Gewissheit: Es lohnt sich! Und bei guter Vorbereitung kann es auch mit 70 noch auf den Jakobsweg gehen ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Impressum3
Die Motivation4
Teil I5
Der Weg9
Bremen–Paris–Biarritz–Bayonne9
Bayonne–Saint-Jean-Pied-de-Port–Orisson10
Orisson–Pass Collado Lepoeder–Roncesvalles–Burguete16
Burguete–Espinal–Zubiri–Larrasoaña20
Larrasoaña–Zabaldika–Arre–Pamplona23
Pamplona–Zariquiegui–Alto del Perdon–Uterga–Puente la Reina26
Puente la Reina–Cirauqui–Lorca–Estella29
Estella–Villamayor de Monjardin–Los Arco –Torres del Rio30
Torres del Rio–Viana–Logroño–Navarrete33
Navarrete–Ventosa–Nájera–Azofra–Cirueña35
Cirueña–Santo Domingo de la Calzada–Grañón–Belorado37
Belorado–Villafranca Montes de Oca–San Juan de Ortega–Atapuerca39
Atapuerca–Burgos42
Burgos–Madrid–Frankfurt–Bremen43
Notwendiger Abbruch45
Teil II47
Der Weg51
Bremen–München–Madrid–Burgos51
Burgos–Rabéde las Calzadas–Hontanas53
Hontanas–Castrojeriz–Boadilla del Camino55
Boadilla del Camino–Frómista–Carrión de los Condes57
Carrión de los Condes–Calzadilla de la Cueza–Sahagún60
Sahagún–El Burgo Ranero–Reliegos–Mansilla de las Mulas62
Mansilla de las Mulas–León64
León–La Virgen del Camino–Villar de Mazarife–Villavante66
Villavante–Hospital deÓrbigo–Astorga–Murias de Rechivaldo69
Murias de Rechivaldo–El Ganso–Rabanal del Camino71
Rabanal del Camino–Foncebadón–Cruz de Ferro–Molinaseca73
Molinaseca–Ponferrada–Cacabelos77
Cacabelos–Villafranca del Bierzo–Trabadelo–Herrerías80
Herrerías–O Cebreiro–Alto do Poio–Fonfría82
Fonfría–Triacastela–Alto de Ríocabo–Sarria85
Sarria–Ferreiros–Portomarin87
Portomarin–Castromaior–Ligonde–Palas de Rei89
Palas de Rei–Melide–Castañeda91
Castañeda–Arzúa–Salceda–Pedrouzo93
Pedrouzo–Monte do Gozo–Santiago de Compostela94
Santiago de Compostela97
Santiago de Compostela98
Santiago de Compostela–Frankfurt–Bremen99
Mein Fazit101
Mit 70 auf den Jakobsweg105
Hilfreiche Unterlagen108

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-853-7

ISBN e-book: 978-3-99064-854-4

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfotos: Malienation, Max Maximov | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Oliver Schweins, Hamburg & grøn Designagentur

www.novumverlag.com

Die Motivation

Kurz nach Erscheinen habe ich das Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ im Jahr 2006 gelesen, und seit dieser Zeit kamen immer wieder die Gedanken hoch, doch auch diesen Weg zu gehen. Aber es gab ja immer vielfältige Gründe, es bei den Gedanken zu belassen. Familie, Arbeit, wenig Zeit, es fehlte einfach der richtige Anstoß. Im Frühjahr 2017 habe ich ein Buch von Eduard Freundlinger gelesen, der auch auf dem Camino gepilgert war und sein Leben, sowohl privat als auch beruflich, anschließend auf den Kopf gestellt hatte. Nun, das war und ist überhaupt nicht meine Absicht. Trotzdem war das Interesse erneut geweckt. Aber es war nicht der Auslöser.
Ein ganz banales Ereignis trieb mich in die Vorbereitungen: Wie fast jeden Morgen habe ich auch Anfang März 2017 bei meinem Bäcker die Frühstücksbrötchen geholt. Und dabei erzählte mir die junge Verkäuferin, dass sie über Ostern mit ihrer Mutter auf den Jakobsweg von Porto nach Santiago gehen werde. Das ließ mich aufhorchen! Eine junge Frau, gefärbte Haare, Piercing im Gesicht, Tätowierungen – und pilgern? Spontan habe ich ihr am nächsten Morgen das Buch von Hape Kerkeling geschenkt.
Kurz nach Ostern der erste Kontakt: Mit Begeisterung erzählte sie von ihren Erlebnissen. Und das würde sie wiederholen.
Nun gab es bei mir kein Zurück mehr: Was diese junge Frau kann, das kann ich auch.

Teil I

Meine Vorbereitung

Der erste Weg führte mich in meine Buchhandlung. Hier wurde mir klar, dass ich offensichtlich nicht der Einzige war, der sich für den Jakobsweg interessierte, denn die Auswahl an begleitenden Büchern war groß. Ich entschied mich aus praktischen Gründen für einen Führer in Taschenbuchformat, und die Wahl fiel auf das Outdoorhandbuch „Camino Francés“ von Raimund Joos, das gerade frisch überarbeitet worden war.
Übereifrig fing ich an, mir Gedanken zur Umsetzung der Idee zu machen. Doch nach dem Lesen der allgemeinen Anmerkungen wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Es braucht Vorbereitung, es braucht Zeit, und es braucht eine gute Planung!
Hier erschien mir ein Vorbereitungsseminar hilfreich, das im Oktober in Oberdischingen bei Ulm stattfinden sollte, durchgeführt von dem Autor des Buches, der schon seit 1992 regelmäßig auf den Jakobswegen unterwegs ist. Zunächst als Pilger, später auch als Herbergsvater, ist der studierte Pädagoge und Theologe jetzt als Autor unterwegs und macht regelmäßig Updates seiner Bücher. Bei dem Versuch einer Anmeldung kam vom Anrufbeantworter: „Bin auf dem Jakobsweg, melde mich nach meiner Rückkehr.“ Und so war es auch.
Das Seminar im Cursillo-Haus St. Jakobus fand in einer ganz familiären Umgebung statt. Sechs Teilnehmer, davon drei schon mit Erfahrungen auf dem Camino. Viele gute Tipps und Empfehlungen, interessante Vorträge mit vielen Bildern, die eindrücklich die Schönheit, aber auch die Belastungen des Weges aufzeigten. Und gute Gespräche, die verdeutlichten, dass auch so etwas zum Pilgern gehört. In dieser kleinen Gruppe sind wir ein kleines Teilstück des deutschen Jakobsweges gepilgert – und ich hatte meinen ersten Stempel im Pilgerausweis, dem Credencial.
Aufgrund der Hinweise, was etwa Wetter und Belegung des Weges anging, hatte ich meine Reisezeit von Mitte Mai bis Ende Juni 2018 vorgesehen. Und so begann ich Anfang des Jahres mit den konkreten Vorbereitungen.
Da ich vorher noch nie über mehrere Tage wandernd unterwegs war, mussten alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände einschließlich der Bekleidung gekauft werden. Besonderes Augenmerk hatte ich auf die Wahl der Schuhe gelegt. Und das hat sich ausgezahlt: Die Trekkingstiefel saßen gut am Fuß, aber nach der ersten längeren Wegstrecke um den Werdersee herum schmerzte der linke Außenknöchel. Selbst der Gang zum Orthopädieschuhmacher mit dem Versuch zu weiten oder die Anfertigung einer kleinen Einlage änderten nichts an dem Problem. Also: Schuhe tauschen, was relativ problemlos ging. Eine kleine Eigenbeteiligung wurde verrechnet, und jetzt hatte ich Halbschuhe von derselben Marke, die den Außenknöchel frei ließen. Ein erneuter Wanderversuch über 22 Kilometer, diesmal sogar mit dem ganzen Gepäck im Rucksack, verlief reibungslos. Die Wanderstrecke führte durch meine alte Heimat: Aschwarden – Rade – Meyenburg – Hinnebeck – Stellerbruch.
Zur weiteren Vorbereitung hatte ich mir aus dem Netz ein Verzeichnis der Unterkünfte, und nicht nur Herbergen, runtergeladen und ausgedruckt, was sich später auf dem Weg als überaus hilfreich herausstellen sollte.
Eine Nacht zu Hause im Schlafsack habe ich als nicht sehr problematisch empfunden, und das gab mir die Sicherheit, auch solche Nächte auf dem Weg zu überstehen.
Da Lufthansa Biarritz nicht anfliegt, erfolgte die Buchung bei Air France, und HOP! flog mich hin. Das Hotel in Bayonne, die Zugfahrt nach Saint-Jean-Pied-de-Port und die Übernachtung in Orisson waren vorgebucht, alles andere musste dann vor Ort entschieden werden.
Die Post und die Zeitung waren abbestellt, Ingrid vom Nachbarhaus in die Pflege der Pflanzen eingewiesen, bei Freunden hatte ich mich telefonisch verabschiedet und der Familie die Nummer des Telefons übermittelt.
Nachdem nun die Ausrüstung zusammen war, die Schuhe eingelaufen, die Vorbuchungen erledigt waren: Es konnte losgehen!

Der Weg

Tag 1 – 24.05.2018

Bremen–Paris–Biarritz–Bayonne

Unterkunft: Ibis Styles Bayonne Centre Gare
Eigentlich sollte man annehmen, dass die Nacht unruhig verlief. Aber nein, gut geschlafen, pünktlich aufgestanden und wie jeden Morgen: ab zum Bäcker und Brötchen geholt. Derweil lief die Kaffeemaschine. Nach einem Frühstück konnte es losgehen. Pünktlich um 09.00 Uhr erschien das Taxi. Mit meinem gepackten Rucksack unter dem Arm startete ich. Das Einchecken problemlos, bei fast voller Maschine war mein Nebenplatz frei. In Paris Charles de Gaulle dann viereinhalb Stunden Wartezeit bis zum Weiterflug nach Biarritz. Hier kam zum ersten Mal eine innere Unruhe auf: Wird alles gut gehen? Bin ich auf dem richtigen Weg? Aber auch: Jetzt geht es endlich los. Konzentriertes Lesen war nicht möglich. Immer wieder habe ich den Pilgerführer in die Hand genommen – aber auch immer wieder in der Hosentasche verschwinden lassen. Dann die Ansage: Der Abflug wird sich verzögern, weil die Maschine aus Biarritz wegen schlechten Wetters verspätet reinkommen wird. Schlechtes Wetter? Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Sollte es etwa gleich mit Regen und Sturm losgehen? Im Pilgerführer waren nur Fotos im Sonnenschein!
Der Flug war ein wenig unruhig. Nach der Ankunft gab es zwar dunkle Wolken, aber es war mild und blieb trocken. Für die Suche nach dem richtigen Bus nach Bayonne fehlte mir der Schwung, also mit dem Taxi Richtung Hotel. Bayonne: eine einzige Baustelle! Straßen gesperrt, Brücke zum Hotel dicht; also Umwege fahren. Nach kurzer Suche fand der Taxifahrer auch den Weg zum Hoteleingang.
An der Rezeption stand bereits ein Paar mit Rucksäcken: auch Pilger. Mein Zimmer wurde mir unkompliziert zugewiesen. Da es ein Doppelzimmer war, konnte ich mich ausbreiten und den Rucksack so packen, wie ich es für sinnvoll erachtete. Irgendwie kam bei mir die Frage auf, ob ich nicht selbst den einfachen Standard des Hotels noch mal auf dem Weg vermissen würde (es sollte so sein!). Das Hotel lag direkt neben dem Bahnhof, und so zog ich los, um mir das bereits bezahlte Bahnticket nach Saint-Jean-Pied-de-Port aus dem Automaten zu holen, was auch problemlos funktionierte. Nach einem Spaziergang Richtung Altstadt aß ich in einem kleinen Restaurant direkt am Fluss Adour zu Abend. So gestärkt ging es zurück ins Hotel und auch pünktlich ins Bett.

Tag 2 – 25.05.2018

Bayonne–Saint-Jean-Pied-de-Port–Orisson

Unterkunft: Albergue de Orisson
Strecke: 8 km, 600 Höhenmeter, Aufstieg auf 800 m, 3 Stdn.
Um 06.00 Uhr klingelte der Wecker. Das war vor meiner gewohnten Zeit zu Hause. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht den hektischen Aufbruch der Pilger mitzumachen, die zum Teil bereits im Dunkeln starten, um früh am Ziel zu sein und so ein gutes Bett zu bekommen. Aber hier war es etwas anderes: Der Zug sollte um 07.42 Uhr starten, und vorher war ja noch Frühstücken angesagt. Ich saß allein im Frühstücksraum und genoss den Kaffee und das Weißbrot. Und dann den Rucksack umgehängt: schon ein merkwürdiges Gefühl! Unsicherheit machte sich breit: Sitzt er auch richtig, wie stramm muss ich ihn festziehen? Eigentlich noch gar nicht, denn es ging ja nur einige Meter bis zum Bahnhof. Dort angekommen stellte ich fest, dass gar kein Zug fuhr, sondern ein Bus: Schienenersatzverkehr sozusagen, denn in einem Tunnel für den Zug wurde gebaut. Etwa zehn Personen mit Rucksack stiegen ein, einer ohne Gepäck. Auch die Pilger von der Hotelrezeption waren dabei. Kurze Begrüßung, aber noch ohne Pilgergruß. Irgendwie ist man ja noch nicht auf dem Weg. Die Fahrt führte durch reizvolle Landschaften. Als dann die ersten hohen Berge auftauchten, gab es schon ein gewisses Kribbeln im Bauch: Da willst du rüber. Jetzt wird es ernst!
Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt Ankunft am Bahnhof von Saint-Jean-Pied-de-Port. Die Bahnhofstoilette war geöffnet: Ich war der Erste, andere folgten. Aufregung!
Dann ein vager Blick auf andere Pilger: Was machen die? Wie setzen die den Rucksack auf? Wo geht es lang? Nur nicht anmerken lassen, dass man unsicher ist. Ach, einfach erst einmal folgen.
Saint-Jean-Pied-de-Port ist ein kleines, typisch baskisches Städtchen mit etwa 2000 Einwohnern. Die Altstadt mit ihren engen Gassen und die Zitadelle stammen aus dem 17. Jahrhundert. Auf Baskisch heißt die Stadt Donibane Garazi. Die Straßenschilder und Ortsnamen sind im baskischen Teil der Navarra in Baskisch und Spanisch beschriftet.
Zunächst begab ich mich ins Pilgerbüro und hatte Glück, dass die Schlange von Pilgern noch nicht so lang war. Der erste Stempel auf dem Weg landete in meinem Pilgerpass, demcredencial de peregrino. Zugleich legte ich mir gegen eine Spende die obligatorische Jakobsmuschel zu und befestigte sie hinten am Rucksack.
Verpflegung für unterwegs musste ich noch besorgen: Obst, ein kleines Brot. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt. Auch hier war ich nicht der einzige Pilger. Vor mir wollte ein Kunde mit Karte bezahlen: nein, nur Bargeld. Er legte einen 50-Euro-Schein hin: böse Blicke der Kassiererin. Wie gut: Ich hatte Kleingeld. Vor dem Laden verstaute ich nun das Gekaufte im Rucksack, als plötzlich ein dicker Tropfen auf meinen Kopf fiel. Sollte es etwa anfangen zu regnen? Der Blick zum Himmel verriet aber Wolken mit Sonnenschein. Der Griff auf meinen Kopf brachte es an den Tag: ein Vogelschiss!!! Das kann nur Glück bedeuten!
Und nun ging es wirklich los. Acht Kilometer mit einer Höhendifferenz von 600 Metern lagen vor mir. Um es vorweg zu sagen: Drei Stunden habe ich gebraucht. Es war mal Teerstraße, es war mal Feldweg, mal ging es steil bergauf, mal sehr steil! Schritt für Schritt ging es aufwärts, und immer wieder eine Pause. Ja, auch getrunken habe ich unterwegs. Es hatte auch nicht lange gedauert, bis die Einsicht kam, wie wichtig es ist, Pausen einzulegen. Zumal es anderen Pilgern nicht viel anders erging. Ich war nicht allein unterwegs: Mal überholten mich Pilger – immer mit einem „Bon Camino!“ –, dann überholte ich sie wieder. Auch das war eine Möglichkeit, irgendwann in ein kurzes Gespräch zu kommen. Grundsätzlich bin ich aber allein gegangen. Nur so konnte ich meine Gehgeschwindigkeit finden, konnte frei sein in den Gedanken und mich auf mich und den Weg konzentrieren. Und ich stellte fest: Das ist nicht langweilig. Aufnehmen, was am Wegesrand ist, erkennen, was der Blick in die Ferne bietet, und spüren, wie doch das Gehen anstrengend in bergigen Gegenden ist. Und dann die Erfahrung, dass nach jedem Hügel und Berg ein neuer kommt. Das Ziel der heutigen Etappe war auch nicht auszumachen, denn ich ging bereits seit einiger Zeit in Wolken. Erst wenige Meter vorher waren die Umrisse der Herberge zu erkennen.
Mein Pilgerbruder Bernd, den ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte, war bereits vor Ort. Ohne uns abzusprechen, hatten wir beide denselben Anflugtag. Bernd hatte allerdings in Saint-Jean übernachtet und konnte so früher starten. Tagesziel erreicht: Ein erfrischendes kleines Bier weckte wieder die Lebensgeister.
Während alle Pilger auf die Bettenverteilung warteten, klarte es etwas auf, und der Blick war frei über ein wunderschönes Tal, in dem die Wolken unter uns lagen. Die Terrasse direkt am Hang wurde zu einem beliebten Platz, auch wenn die Temperaturen durchaus etwas wärmer hätten sein können.