Bondage Dreams - Susanna Calaverno - E-Book
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Bondage Dreams E-Book

Susanna Calaverno

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Beschreibung

Fessle mich, benutze mich, liebe mich: Der erotische Shibari- und Bondage-Roman „Bondage Dreams“ von Susanna Calaverno jetzt als eBook bei dotbooks. Wenn tief in dir ein ungeahntes Verlangen erwacht … Evas Gärtnerei ist bekannt für ihre kostbaren Bonsais aus Japan. Nun heißt es, dass die Bäumchen mit einem verbotenen Wachstumshemmer behandelt wurden und dadurch wertlos sind. Was steckt dahinter? Um dies herauszufinden, reist Eva ins Land der aufgehenden Sonne. Dort lernt sie den Dolmetscher Kido Nakamura kennen – und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Denn Kido versteht sich auf die hohe Kunst des Shibari, der japanischen Form des Bondage. Er lehrt Eva, welches außergewöhnliche Vergnügen es ist, kunstvoll gefesselt zu werden … und sich vollkommen auszuliefern! Ein sinnlicher Roman über eine neugierige Frau und eine aufregend exotische Spielart der Erotik. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Bondage Dreams“ von Susanna Calaverno. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 344

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Über dieses Buch:

Wenn tief in dir ein ungeahntes Verlangen erwacht … Evas Gärtnerei ist bekannt für ihre kostbaren Bonsais aus Japan. Nun heißt es, dass die Bäumchen mit einem verbotenen Wachstumshemmer behandelt wurden und dadurch wertlos sind. Was steckt dahinter? Um dies herauszufinden, reist Eva ins Land der aufgehenden Sonne. Dort lernt sie den Dolmetscher Kido Nakamura kennen – und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Denn Kido versteht sich auf die hohe Kunst des Shibari, der japanischen Form des Bondage. Er lehrt Eva, welches außergewöhnliche Vergnügen es ist, kunstvoll gefesselt zu werden … und sich vollkommen auszuliefern!

Ein sinnlicher Roman über eine neugierige Frau und eine aufregend exotische Spielart der Erotik.

Über die Autorin:

Susanna Calaverno, geboren an einem kalten Wintermorgen und aufgewachsen in einer turbulenten, weiblich dominierten Großfamilie, sammelte bereits in jungen Jahren Auslanderfahrungen in Spanien und Nordafrika. Ihr Studium der Völkerkunde und Anthropologie schloss sie mit einer Magisterarbeit über die Initiationsrituale indonesischer Eingeborenenstämme ab – und wandte sich dann mit der erotischen Literatur ihr eigentliches Metier. Susanna Calaverno wohnt mit ihrer Familie seit vielen Jahren in einem alten Bauernhaus in der Nähe des Bodensees.

Bei dotbooks erschienen bereits ihre Romane Verborgene Blüten, Hungrig auf Lust, Fantasien aus Samt und Seide, Schule der Leidenschaft und SIE sucht IHN sowie ihre Phantasiensammlung Feurige Küsse.

***

eBook-Neuausgabe Dezember 2017

Dieses Buch erschien ursprünglich 2010 bei Rowohlt und 2016 bei dotbooks unter dem Titel Asian Desire.

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/Guryanov Andrey

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-661-4

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Susanna Calaverno

Bondage Dreams

Erotischer Roman

dotbooks.

Kapitel 1

»Eva …« Der Ruf verklang, aber sie wusste aus leidvoller Erfahrung, dass ihr Vater so schnell nicht aufgeben würde. Wenn seine Stimme diese gewisse Intensität ausstrahlte, war die Sache dringlich genug, um ihn so lange nach ihr suchen zu lassen, bis er sie gefunden hatte. Und sie hatte sich ja nicht versteckt, sondern bloß in ihr Büro im ersten Stock der Gärtnerei Teichmann zurückgezogen.

Widerstrebend klappte Eva den Bildband mit den Schwarz-Weiß-Fotos zu, in dem sie gerade geblättert hatte, und schob ihn unter den Stapel von Katalogen für Gärtnereibedarf, ehe sie »Hier bin ich« rief. Sie bemühte sich, so auszusehen, als wäre sie in eine Bestellung vertieft. Das war gar nicht so einfach, denn die Fotos hatten sie so erregt, dass ihre nassen Schamlippen nach Berührung gierten. Ihre Wangen glühten noch von der Vorstellung, solche Dinge mit sich anstellen zu lassen.

Ganz zufällig war sie auf das Buch gestoßen, als sie wieder einmal ziellos in den hintersten Winkeln ihres Lieblingsantiquariats nach vergessenen Schätzen stöberte. Sein unauffälliger schwarzer Einband mit den dunkelroten japanischen Schriftzeichen hatte keinen Hinweis auf den brisanten Inhalt gegeben. Sie hätte nicht zu sagen gewusst, was sie bewogen hatte, es aufzuschlagen. Aber sie hatte es getan, und schon das erste Bild hatte sie getroffen wie ein elektrischer Schlag.

Die Frau verschmolz geradezu mit der knorrigen Kiefer, die sich gefährlich waagrecht über die Klippen neigte. Erst, wenn man genauer hinschaute, sah man die Stricke, mit denen ihr Körper an den Stamm gefesselt war. Sie waren ausnehmend kunstvoll angebracht, ihr Verlauf nahm die Muster der Rinde auf, führten sie fort. Die Arme der Frau waren bis zum Äußersten gestreckt, als wollte sie mit ihnen die Spitzen der Zweige über dem Abgrund hinter sich erreichen. Die Beine waren weit gespreizt fixiert. Deutlich konnte man die rasierte Scham erkennen. Eva erschauerte, als sie sich vorstellte, wie der kühle Wind über das nasse, heiße Fleisch strich; es wie eine zärtliche Hand liebkoste.

Als Kind hatte Eva sich bei den Indianerspielen mit den Nachbarskindern immer darum gerissen, am Marterpfahl stehen zu dürfen. Die Älteren hatten vermutet, dass sie es tat, um als Jüngste der Gruppe wenigstens hier mal im Mittelpunkt zu stehen. Niemand war auf den Gedanken gekommen, dass sie es tat, weil sie es genoss. Wenn Michi aus dem Nachbarhaus die Schnüre so richtig festzog, war es am Besten. Den Rücken an die Borke des Baumes gepresst, wand sie sich dann so lange, bis die rauen Stricke genau an der richtigen Stelle scheuerten und drückten und ihr die wundervollen, seltsamen Empfindungen schenkten, von denen sie nicht genug bekam.

Als sie zu alt für diese Art von Spielen geworden waren, hatte Eva lernen müssen, dass ihre ungewöhnliche Vorliebe nicht unbedingt auf Zustimmung stieß. Einige der Jungen hatten nur gelacht, einige hatten verlegen das Weite gesucht, und einige hatten sich die Mühe gemacht, sie mit den bereitgelegten Stricken notdürftig zu fesseln. Keiner von ihnen aber hatte für das, was Eva suchte, das berühmte »Händchen«. Als ein besonders hübscher Junge aus der Oberprima sie angewidert anstarrte und ihr »Du bist ja pervers!« ins Gesicht schleuderte, beschloss sie, in Zukunft ihre speziellen Wünsche für sich zu behalten.

Eva blätterte weiter, ließ sich von den gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen in den Bann ziehen. Ganz offensichtlich war der Fotograf Japaner, denn die Modelle waren ausnahmslos ebenfalls Japanerinnen. Mit unbewegter Miene starrten sie in die Kamera, als wollten sie den Betrachter herausfordern, nach Anzeichen von Schmerz oder Unbehagen zu suchen. Das wäre nicht unpassend gewesen angesichts der Verrenkungen, in denen sie abgebildet worden waren.

Evas Herzschlag beschleunigte sich, während sie das fast schon vergessene Kribbeln spürte, das ihren Körper durchzog. Mit vor Aufregung bebenden Fingern blätterte sie das ganze Buch durch. Während auf den vorderen Seiten noch eher harmlose Arm- und Fußfesselungen gezeigt wurden, deren Knoten nicht allzu hohe Anforderungen stellten, steigerte sich die Kunstfertigkeit bis hin zu Ganzkörperumwicklungen, bei denen kaum noch nackte Haut zu sehen war. Es war keine Frage: Dieses Buch musste sie haben! Es war nicht billig. Der dezent mit Bleistift auf dem hinteren Buchdeckel vermerkte Preis ließ sie schlucken. Vermutlich ein Sammlerstück für Liebhaber.

Auf dem Weg zur Kasse wäre sie um ein Haar mit einem älteren, hochgewachsenen Mann zusammengestoßen. »Entschuldigung«, murmelte sie und drückte sich eng an die Bücherwand auf ihrer Seite, um ihn passieren zu lassen.

Bildete sie sich den seltsamen Blick, den er ihr dabei zuwarf, nur ein? Oder sah man ihr etwa ihre Erregung an? Fragte er sich, was sie dahinten getrieben hatte, um mit dermaßen erhitzten Wangen und feuchten Lippen wiederaufzutauchen?

Tatsächlich konnte sie es kaum erwarten, sich mit den Bildern in ein ruhiges Zimmer zurückzuziehen. Hastig suchte sie in ihrem Portemonnaie nach den passenden Scheinen und Münzen und wartete ungeduldig, bis der Ladenbesitzer umständlich die Plastiktüte mit dem Aufdruck »Bücher machen glücklich!« entfaltet und das Buch darin verstaut hatte.

Die Tür flog auf. Ihr Vater stand mit zornrotem Gesicht im Türrahmen und hätte es vermutlich gar nicht wahrgenommen, wenn ein ganzer Stapel Pornomagazine vor ihr ausgebreitet gelegen hätte.

»Kannst du mal kommen?« Es war keine Frage, sondern ein Befehl. Eva strich ihre aschblonden Locken hinter die Ohren und folgte ihm im Laufschritt die Treppe hinunter ins Erdgeschoss.

»Sieh dir das an!« Anklagend wies er auf einige Kisten, die eben von einer Spedition geliefert worden waren. Ihre auffälligen, roten Aufkleber wiesen sie als Retouren aus. »Die gesamte Lieferung vom letzten Monat an das Pflanzencenter Hochheim ist zurückgekommen. Angeblich waren die Bodenwerte nicht in Ordnung. Pah!« Er schnaufte verächtlich. »Diese aufgeblasenen Wichtigtuer! Ich habe ihnen gesagt, dass es Blödsinn ist, sie sollten lieber die Analysen wiederholen. Yamakura liefert nur erstklassige Ware!«

Eva warf einen Blick auf die Begleitpapiere, die ihr Vater auf den Kisten ausgelegt hatte. Das »Hochheim-Pflanzencenter« hatte bisher noch nie Probleme gemacht. Und ihr japanischer Vertragspartner für Bonsais, die Spezialgärtnerei Yamakura, war ebenfalls noch nie negativ aufgefallen. Da musste etwas ganz gewaltig schiefgelaufen sein!

»Ich habe ihnen gesagt, sie sollen zurückschicken, was ihnen nicht gefällt, und sie haben tatsächlich alles komplett retourniert.« Horst Teichmann wirkte geradezu beleidigt.

»Was haben sie denn genau reklamiert? – Vielleicht sollten wir das lieber nicht hier besprechen.« Sie nahm die Papiere in eine Hand, packte mit der anderen ihren Vater am Ärmel seiner grünen Arbeitsjacke und zog ihn mit sich in das kleine Büro unmittelbar hinter dem Verkaufsraum.

»Angeblich wären die Bäumchen mit Wachstumshemmern behandelt gewesen.«

»Was?!« Schockiert starrte sie ihren Vater an. Das wäre tatsächlich eine Katastrophe. Bonsais sind ja vor allem deswegen so teuer, weil ihre Anzucht enorm zeitaufwendig ist. Immer wieder müssen Wurzeln und Äste des Baumes so zurückgeschnitten werden, dass er zwar die Wuchsform eines alten Baumes, nicht aber seine Größe hat. Das braucht viele Jahre. Mit Hilfe von Chemie lässt sich die Zeitspanne deutlich verkürzen. Das Dumme daran ist nur, dass die Wirkung nach einigen Wochen nachlässt und die Pflanzen, sobald sie nicht mehr künstlich klein gehalten werden, ziellos zu wuchern beginnen. Das lässt sich zwar in den Griff bekommen, aber solche Bonsais gelten als zweitklassig. Selbstverständlich konnte man für sie nicht den gleichen Preis wie für die traditionell gezogenen verlangen. Das war wie mit echten Perlen und Zuchtperlen, hatte Horst Teichmann seiner Tochter einmal erklärt: »Äußerlich siehst du keinen Unterschied – trotzdem darfst du sie nicht so teuer verkaufen. Das wäre Betrug.«

»Ist das absolut sicher?« Eva klammerte sich an die vage Hoffnung, dass es sich um einen irrtümlichen Befund handeln könnte. »Vielleicht ist dem Kontrolleur ja ein Fehler unterlaufen?«

Ihr Vater nickte düster. »Das habe ich auch schon vermutet. Deshalb habe ich Schwarzmüller gebeten, gleich vorbeizukommen und es nachzuprüfen. – Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass Herr Yamakura zu CCC greift!«

»Sie haben Spuren von Chlormequat gefunden?« Eva runzelte die Stirn. Dieses gebräuchliche Stauchungsmittel wurde normalerweise dazu verwendet, Zierpflanzen wie die Weihnachtssterne niedrig und kompakt zu halten. Es war praktisch in jedem Zuchtbetrieb vorhanden. »Hast du es ihm schon mitgeteilt?«

»Nein, noch nicht.« Horst Teichmann wirkte zutiefst verstört. »Ich will Schwarzmüllers Analyse abwarten. Wenn er das da bestätigt …« Er schüttelte den Kopf, als könne er immer noch nicht fassen, welcher Vorwurf im Raum stand.

»Hallo, jemand zu Hause?« Mit unpassender Fröhlichkeit steckte der pensionierte Apotheker Armin Schwarzmüller seinen grauen Schopf durch die Tür. »Na, was ist denn hier passiert? Ihr zieht Gesichter wie sieben Tage Regenwetter. »

»So ist uns auch zumute«, seufzte der Gärtnermeister und hielt seinem alten Freund und Skatbruder das Papier mit den Messdaten hin. »Sie behaupten, sie hätten CCC gefunden. Kannst du die Bodenproben wiederholen? Mir zuliebe?«

»CCC? Ist das nicht ein Wachstumshemmer?« Der korpulente kleine Mann spitzte die Lippen und stieß einen lauten Pfiff aus, als er dem Blick seines Gegenübers zu den Spezialkartons mit den Bonsais folgte. »Du willst sagen …? – Das wäre ein echter Hammer!«

Wortlos machten sie sich alle an die Arbeit. Eva und ihr Vater packten die zurückgeschickten Bonsai-Bäumchen aus und brachten sie mit Schubkarren in das ihnen vorbehaltene Kalthaus. Dort stellten sie sie auf die Regalbretter in dem abgetrennten Bereich, der sonst als Quarantänestation für erkrankte Exemplare diente.

Armin Schwarzmüller hatte sich einen schneeweißen Laborkittel angezogen und eilte geschäftig zwischen der immer länger werdenden Reihe und dem in einer Raumecke stehenden Labortisch hin und her. Penibel beschriftete er jedes Reagenzglas, bevor er die Bodenproben nahm.

»Wie lange wirst du brauchen?«, erkundigte Eva sich mit gedämpfter Stimme, als ihr Vater ans Telefon gerufen wurde. »Es nimmt ihn schrecklich mit.«

»Ich beeile mich. Ihr bekommt die Ergebnisse, so schnell es möglich ist«, sagte Schwarzmüller und runzelte die Stirn über der altmodischen Hornbrille. »Aber vor morgen Mittag braucht ihr nicht mit einem Ergebnis zu rechnen.«

Bedrückt ließ Eva ihren Blick über die so unschuldig wirkenden Miniaturbäumchen in ihren geschmackvoll glasierten Tonschalen schweifen.

Den ganzen restlichen Nachmittag kam sie kaum dazu, sich weitere Gedanken über die unliebsame Chemikalie zu machen. Es schien, als hätten die Kunden verabredet, sich gegenseitig die Klinke in die Hand zu geben. Als zwischendurch auch noch das Telefon läutete, hätte Eva den unliebsamen Anrufer am liebsten angefahren.

»Gärtnerei Teichmann, Eva Teichmann am Apparat.«

»Du klingst ein bisschen gestresst, Schätzchen«, gurrte eine bekannte Stimme an ihrem Ohr. »Was ist los? Streikt dein Vibrator?«

Trotz ihrer Anspannung musste Eva grinsen. Silke war immer sehr direkt.

»Nein, er arbeitet zuverlässig wie immer«, gab sie zurück. »Du, es ist leider gerade ziemlich ungünstig. Der Laden ist voll und …«

»Schon gut, keine Panik. Ich will dich gar nicht aufhalten. Nur eine kurze Frage: Hast du heute Abend Zeit?«

Schlagartig erwachte in Eva der Wunsch, der Freundin ihre Neuerwerbung aus dem Antiquariat zu zeigen. Vielleicht sogar einige der Phantasien, die die Bilder auslösten, mit ihr zu teilen. Zumindest würde Silke nicht gleich verächtlich die Nase rümpfen. Alles, was mit Sex zu tun hatte, interessierte sie vorbehaltlos.

»Sobald ich hier weg kann«, sagte Eva kurz entschlossen. Vor morgen wären ohnehin keine Resultate zu erwarten, und ihr Vater würde sowieso eine halbe Stunde nach der Tagesschau vor dem Fernseher einschlafen, wie er es immer tat – egal, welche Sendung lief. Warum also sollte sie zu Hause Trübsal blasen? Sie konnte ja doch nichts ändern.

Plötzlich freute sie sich so auf den Abend, dass sie es kaum erwarten konnte, bis ihr Vater endlich beim Glockenschlag von der nahen Kirchturmuhr das Messingschild mit dem eingeätzten Schriftzug »Geschlossen« an die Tür hängte.

Ihre Freundin lebte in einer WG am anderen Ende der Stadt. Die Altstadtgassen dort waren so eng, dass Eva lieber das Rad benutzte, als sich mit ihrem klapprigen Fiat 500 dort hindurchzuquälen. Den japanischen Fotoband eng an sich gedrückt, rannte sie fast die Treppen in den dritten Stock hinauf. Aus der Wohnung dröhnte ihr schon im Treppenhaus eine Kakophonie aus Rap, Jazz und indischer Tempelmusik entgegen. Verdammt, sie hatte gehofft, dass die Mitbewohner heute nicht da wären! Keinesfalls würde sie ihren Schatz auf dem Küchentisch vor den anderen ausbreiten und sich ihre dämlichen Kommentare anhören.

Noch ehe sie die Hand zum Klingelknopf ausstrecken konnte, öffnete sich die Tür, und eine ganze Traube streng nach Cannabisrauch riechender, kichernder Menschen drängte in den Flur. Mitten unter ihnen Silke in einem farbenprächtigen orientalischen Gewand.

»Geh schon nach hinten«, rief sie und winkte Eva zur Begrüßung zu. »Ich muss die Bande nur noch auf den richtigen Weg bringen.«

»Ausgerechnet du willst jemanden auf den richtigen Weg bringen?«, bemerkte einer der Gäste und lachte ungeniert. »Was ist dann der falsche?«

»Der, den ihr gehen würdet, wenn ich euch nicht zeige, wo’s langgeht.« Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, gelang es Evas Freundin, ihre Gäste heil und einigermaßen geräuscharm aus dem Haus zu schaffen. Erleichtert, dass ihren Plänen für den Abend nun niemand mehr entgegenstand, warf Eva im Vorbeigehen einen Blick in die Küche. Dem dort herrschenden Durcheinander nach zu urteilen, hatte hier eine wüste Feier stattgefunden: In der Spüle stapelten sich Gläser und Becher, neben dem Mülleimer standen jede Menge leerer Wein- und Bierflaschen, und auf dem Tisch blubberte noch die Wasserpfeife leise vor sich hin.

Neugierig trat sie näher. Abgesehen von ein paar verstohlenen Joints während ihrer Schulzeit hatte sie kaum Erfahrung mit Haschisch. In der Fachhochschule war es ziemlich streng zugegangen, und die anderen Studenten waren weniger an Rauscherfahrungen als an der ökonomischen Anwendung von Kaliumsulfat, Bittersalzen und natürlich auch Chlormequat interessiert gewesen.

Eva konnte nicht widerstehen, nahm das Mundstück auf und sog vorsichtig daran. Ein leicht bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Hastig legte sie es zurück und sah sich nach etwas um, womit sie sich den Mund spülen konnte.

»Erstklassiger Shit, du bemitleidenswertes Unschuldslamm«, bemerkte eine vertraute Stimme hinter ihr. »Untersteh dich, das mit billigem Chianti hinunterzuspülen!«

Eva fuhr herum. Silke lehnte am Türrahmen und grinste herausfordernd. »Nimm lieber noch einen Zug. Es wird dich entspannen. Und so, wie du aussiehst, hast du etwas Entspannendes dringend nötig. Lange keinen richtigen Orgasmus mehr gehabt?«

Unter einem »richtigen« verstand Silke einen mit Partner. Sehr viel weniger zurückhaltend veranlagt als Eva, war es ihr nie schwergefallen, mit jedem ins Bett zu gehen, der ihr gefiel.

»Was hattest du eigentlich so übervorsichtig an dein Herz gedrückt, als du vorhin die Treppe heraufkamst?« Sprunghaft wie immer, wartete Silke nicht ab, ob Eva auf ihre erste Frage reagierte, und die ließ es gerne auf sich beruhen. »Ein Buch?«

Sie fixierte die Stofftasche, die ihre Freundin auf einem der Küchenstühle abgelegt hatte.

»Ja, ich dachte, du würdest es zu würdigen wissen«, meinte Eva leichthin. »Wo dir doch nichts Menschliches fremd ist.«

Silke zog die Augenbrauen hoch, bis sie kreisrunde Bögen über den dick mit Kajal umrandeten Augen bildeten. »Das klingt zumindest interessant. Gieß dir ein Glas ein, und dann lass uns einmal einen Blick darauf werfen.« Mit diesen Worten schob sie die Gläser und Flaschen achtlos beiseite, zog sich einen Stuhl heran und griff danach.

»Vorsicht! Lass mich erst etwas unterlegen.«

Silke warf ihr einen spöttischen Seitenblick zu. »Schon gut, Schätzchen. Ich hab’s kapiert. Es ist überaus kostbar. – Jetzt bin ich aber echt gespannt auf dein Wunderwerk!«

Gutmütig wartete sie ab, bis Eva ein sauberes Geschirrtuch ausgebreitet hatte, ehe sie das Buch aus seiner Umhüllung holte. Verblüfft starrte sie auf den exotischen Einband.

»Willst du mich verarschen?«

»Schau doch mal rein«, ermutigte Eva sie und wartete gespannt auf Silkes Reaktion. Die ließ sich nicht lange bitten, schlug es auf und spitzte ihre Lippen zu einem leisen, anerkennenden Pfiff.

»Sieh an, sieh an. Du stehst also immer noch auf diesen Pfadfinderscheiß – wobei ich zugeben muss, dass dies hier um Klassen besser ist als die gute alte Marterpfahlnummer.« Mit zunehmender Faszination studierte Silke das Bild, auf dem eine zierliche Frau kunstvoll verschnürt von einem Deckenbalken hing. Der Raum war so dunkel, dass keine Einzelheiten zu erkennen waren. Umso deutlicher hob sich die helle Form ihres verkrümmten Körpers davor ab. Die kleinen Brüste waren so eng mit dicken Stricken umwickelt, dass gerade noch die Brustwarzen hervorragten: zarte Knospen, die sich aus dem rauen Material zu schieben schienen wie Frühlingsblüten. Die Arme waren auf Höhe der Ellbogen eng an den Körper geschnürt, die Handgelenke offensichtlich auf den Rücken. Von der Hüfte bis zu den Unterschenkeln steckte ihr Unterkörper in einer Art Spinnennetz aus schwarzen Seilen, das sie in der Luft hielt und gleichzeitig dafür sorgte, dass ihre Schenkel so weit gespreizt wurden, dass die glattrasierten Schamlippen den Blick auf eine dunkel schimmernde Vulva freigaben.

»Wow! Ich verstehe, dass dich das anmacht«, bemerkte Silke und blätterte neugierig weiter. »So was hätte ich den prüden Japsen gar nicht zugetraut.«

Ohne den Blick von den Bildern abzuwenden, griff sie nach dem Mundstück der Shisha und zog den Rauch tief in ihre Lungen. »Du wirst lachen. Etwas in der Art praktizieren die in dem Ashram, in dem ich zuletzt war, auch.«

»Wirklich?« Eva bemühte sich, interessiert zu klingen. Aber es erschien ihr mehr als zweifelhaft, dass derartig komplizierte Bondage-Techniken zu dem Repertoire eines der Gurus gehörten, die ihre Freundin so gern besuchte.

»Soll ich es dir zeigen?« Silke sah auf und lächelte spöttisch, als wüsste sie genau, was Eva gerade dachte. »Falls du dich traust …«

»Warum fragst du überhaupt?« Mit einem großen Schluck leerte Eva ihr Weinglas. »Wo hast du dein Equipment?« Erregung stieg in ihr auf, als sie sich an frühere Gelegenheiten erinnerte, bei denen die beiden Mädchen sich den fehlenden Partner ersetzt hatten. Die Orgasmen mit Silke hatten sie mindestens so befriedigt wie alle anderen, die ihr je ein Mann verschafft hatte.

Es war eine andere Form der Lust gewesen, zärtlicher, liebevoller – ohne sich deswegen weniger leidenschaftlich anzufühlen. Plötzlich konnte sie es kaum noch erwarten. Sie wollte wieder Silkes weiche Haut an ihrer spüren, ihre geschickten Finger auf ihrem Körper, in ihrem Körper. Die Bilder hatten sie erregt und gleichzeitig frustriert. Zu genau wusste sie, dass die wilde Leidenschaft, nach der sie sich geradezu schmerzhaft sehnte, ein Wunschtraum bleiben musste. Aber die Erregung brannte in ihr und verlangte nach einem Ventil. Wie von selbst wanderte ihre Hand zum Oberschenkel neben ihr, fuhr über den warmen Samt und genoss die Körperwärme, die er abstrahlte.

»Nicht so hastig«, wehrte ihre Freundin ab und schenkte ihr ein wissendes Lächeln. »Lass mich zuerst noch dieses interessante Buch fertig durchsehen.« Ohne Evas suchende Hand zu beachten, schenkte sie ihr nochmals nach, ehe sie sich wieder dem Buch zuwandte und mit aufreizender Gründlichkeit eine Seite nach der anderen inspizierte. Wie lange wollte Silke sich noch an den Bildern festhalten? Sie stand doch eigentlich gar nicht auf Fesselungen!

In ihrer Ungeduld trank Eva ihren Rotwein schneller, als ihr guttat, goss sich sogar selbst ein weiteres Mal nach. Es schien ihr eine Ewigkeit zu dauern, bis Silke endlich das Buch zuklappte und bemerkte: »Wirklich erstaunlich, dass du das bei dem alten Knacker gefunden hast. Ich hätte ihm nicht zugetraut, so was anzubieten. Meinst du, so etwas gibt es hier auch irgendwo? Vielleicht in exklusiven SM- Zirkeln? Hast du schon mal recherchiert?«

Eva schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe mich einfach nicht getraut. Es heißt doch immer, solche Seiten wären brandgefährlich wegen Trojanern und so. Die Vorstellung, meinem Vater erklären zu müssen, wieso unser PC sich so ein Mistding eingefangen hat, hat mich immer davon abgehalten.«

»Verstehe.« Silke nickte mitfühlend, wobei sie das Buch vorsichtig wieder in seine Verpackung einwickelte. »Aber es wundert mich nicht, dass du so verspannt bist.« Mutwillig zwinkerte sie Eva zu. Ihre Lippen öffneten sich, während ihre Zungenspitze herausfordernd über die Vorderzähne fuhr. »Bist du bereit für eine Einführung in indischer Spezialmassage?«

Mehr brauchte es nicht als Einladung. Eva sprang geradezu von ihrem Stuhl auf. Silke lachte amüsiert auf, meinte aber nur: »Geh zuerst noch für kleine Mädchen. Zwischendrin werde ich dich nämlich ganz bestimmt nicht losbinden, nur, weil du mal musst.«

Erstaunt stellte Eva fest, wie geschwollen und nass sie war. Als hätte ihr Körper eine Art Eigenleben entwickelt, schien er so ausgehungert nach Berührung, dass ihre Beine geradezu fiebrig zitterten, als sie dem Duft der Räucherstäbchen folgte, der aus Silkes Zimmer drang.

Der Raum war im Stil einer orientalischen Räuberhöhle dekoriert: Auf dem riesigen Diwanbett mit den geschnitzten Pfosten aus Elefantenköpfen in der Mitte häuften sich aus Saristoff genähte Kissen. Die Brokatborten glitzerten geheimnisvoll im gedämpften Licht der Kerzen, die in sandgefüllten Wannen, Bronzeleuchtern oder bunten Glasvasen flackerten. Geschickt platzierte Spiegel sorgten dafür, dass man den Eindruck hatte, in eine unendlich lange Flucht von ähnlichen Räumen zu blicken.

In der hintersten Ecke kniete Silke vor einem niedrigen Schrank und war eifrig damit beschäftigt, diverse Schälchen und Phiolen auszuwählen und auf ein Tablett zu stellen. »Zieh dich schon mal aus«, sagte sie beiläufig, ohne sich umzudrehen. »Ich bin gleich so weit.«

Mit klopfendem Herzen streifte Eva ihre Kleidung ab und legte sie in Ermangelung einer anderen Möglichkeit auf einer ihr unbekannten goldfarbenen Götterstatue ab.

Vorsichtig setzte sie sich auf den niedrigen Diwan. Er war nicht so weich, wie sie erwartet hatte. Im Gegenteil: Unter der dicken Baumwollüberdecke schien sich nur noch eine dünne Matratze zu befinden. Versuchsweise streckte sie sich darauf aus.

»Liegst du bequem?« Silkes Stimme hinter ihrem Kopf ließ sie den Hals verdrehen, während sie der Freundin ins Gesicht zu sehen versuchte.

»Absolut, und nun?«

»Streck deine Arme aus.«

Gehorsam streckte Eva beide Arme so weit über den Kopf wie möglich. Silke ergriff erst das eine Handgelenk, wand mehrmals einen Seidenschal darum, verknotete ihn und hängte die Fessel dann über den Elefantenrüssel der einen Skulptur am Kopfende. Mit der anderen Hand wiederholte sie die Prozedur, und Eva stellte zu ihrer Überraschung fest, dass die Fessel aus dem so harmlos wirkenden Schal erstaunlich fest saß. Sie konnte keinen ihrer Arme auch nur einen Zentimeter bewegen.

Noch während sie den ihr verbliebenen Spielraum austestete, hatte Silke bereits entsprechende Fesseln um ihre Fußgelenke gewunden. Auf einmal musste Eva feststellen, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Es fühlte sich anders an, als es sich am Baumstamm angefühlt hatte. Ganz anders.

Damals hatten die anderen die Stricke einfach um sie gewickelt. Manchmal hatte es lange gedauert, bis sie ihren Sitz so korrigiert hatte, dass sie dort rieben, wo sie es haben wollte. Aber sie hatte sich immerhin noch in ihnen hin und her winden können.

Jetzt war sie zu völliger Bewegungslosigkeit verurteilt. Die Fesseln waren nicht dafür da, ihr Lust zu verschaffen.

Obwohl der feste Zug, den speziell die Beinfesseln auf ihre inneren Oberschenkelmuskeln ausübten, durchaus nicht unangenehm war.

Ungeduldig beobachtete sie, wie Silke sich gleichfalls entkleidete. Im Unterschied zu ihr, die eher knabenhaft schlank und hochgewachsen war, verfügte ihre Freundin über üppige Kurven. Ein wenig neidisch glitt Evas Blick über Silkes volle Brüste mit den großen rosenholzfarbenen Nippeln. Früher hatte sie immer gehofft, auch solche Brüste zu bekommen. Sie hatte sogar täglich ausgiebig an ihren eigenen kleinen Knospen gezogen, weil sie in der Gärtnerei irgendwo aufgeschnappt hatte, dass durch Stimulation von Jungtrieben das Wachstum angeregt würde. Bis sie verstand, dass sie einem Missverständnis erlegen war, hatte sie es allerdings längst aufgegeben.

Nicht nur ihre Brüste, auch Silkes Hinterteil war von überwältigender Fülle. Eva hatte die Jungen verstanden, die darin wetteiferten, sich von hinten anzuschleichen, nur um des Vergnügens willen, kräftig hineinzukneifen. Keiner hatte ihrem »Kinderhintern« auch nur das geringste Interesse entgegengebracht. Er forderte niemanden heraus, wie Silkes fleischige Pracht das tat, die sie so gern in engen Hosen präsentierte. Sie wusste genau, was dieser Anblick in den von Testosteron überfluteten Köpfen der Mitschüler anrichtete, und genoss es in vollen Zügen, derart im Mittelpunkt zu stehen.

Auch Eva liebte es, sich an die weichen Formen ihrer Freundin zu schmiegen, sie zu streicheln und ihren warmen, pudrigen Duft einzuatmen. Es hatte sich fast selbstverständlich ergeben, dass die beiden Mädchen ihre ersten Experimente und Erfahrungen im Bereich körperlicher Lust miteinander unternommen hatten. Bei Silke schämte sie sich nicht; bei ihr war es egal, dass sie immer noch Körbchengröße A nur gerade so ausfüllte. Silke störte sich nicht daran. »Ich habe die Figur für uns beide, du das Hirn«, pflegte sie Eva zu trösten, wenn die wieder einmal lamentierte.

Silke bückte sich nach dem Tablett mit den Duftölen. Dabei erhaschte Eva einen kurzen Blick auf dunkelgolden schimmerndes Schamhaar. Und noch etwas: Zwischen den Locken schien ein Schmuckstück zu glitzern. Silke richtete sich auf, drehte sich zum Bett, und Eva erkannte überrascht, dass ihre Freundin nicht nur eine mit Edelsteinen besetzte Schamspange trug, sondern auch ein Paar feinziselierter Nippelklemmen. Wie Stempel aus einem Blütenkranz ragten die dunklen Brustwarzen daraus empor. Eva schluckte. Das Verlangen, diese dicken, geschwollenen Nippel mit ihren Lippen zu umschließen, an ihnen zu saugen, ließ ihre Stimme heiser klingen, als sie fragte: »Tun die nicht weh?«

»Nein, überhaupt nicht. Schau …« Silke stellte das Tablett aufs Fußende und hob beide Hände, um mit den Fingern die Schmuckstücke noch enger zu drücken. Ihre ohnehin schon ungewöhnlich großen Brustwarzen schwollen augenblicklich so stark an, als ob sie jeden Moment platzen wollten. »Im Ashram wollten alle immer an ihnen saugen.« Silke lächelte versonnen und zupfte noch einmal an ihnen. »Eigentlich wollte ich sie stechen lassen, aber ich habe festgestellt, dass diese Dinger viel besser wirken. Sie lassen sich ganz genau dosieren. Von richtig heftig bis kaum spürbar.«

»Und das da?« Eva nickte in Richtung der Schamspange, von der ein kleiner Anhänger baumelte und auf diese Art automatisch Aufmerksamkeit erregte.

»Das ist eine Supersache!« Silke spreizte die Beine, damit Eva das Schmuckstück genauer in Augenschein nehmen konnte. »Wusstest du, dass die sogenannte Klitoris nur die Spitze des Eisbergs ist? In echt zieht sich ein Lustnerv bis hier hoch«, sie wies auf den oberen Rand ihres buschigen Schamhaars. »Da verzweigt er sich, und das führt dann beim Orgasmus zu den Lustgefühlen hier oben. Hast du dich noch nie gefragt, wieso der bis in den Bauch hinein ausstrahlt?«

Eva schüttelte verneinend den Kopf. »Und was bewirkt diese Spange nun?«

»Sie stimuliert die Bereiche des Lustnervs, die ansonsten stiefmütterlich behandelt werden«, erklärte Silke. »Siehst du, die Schamlippen werden dadurch zusammengepresst, und gleichzeitig kann ich sie mit den Gewichten auch noch nach unten ziehen. Das erzieht den Nerv, auch auf andere Reize zu reagieren.« Mutwillig bewegte sie die Hüften und versetzte den Anhänger in gleichmäßige Schwingungen. Eva konnte den Blick nicht abwenden. Silkes Schamlippen waren inzwischen so geschwollen, dass man die Goldspange gar nicht mehr sah. An den unteren Haarspitzen sammelten sich Tropfen einer glasklaren Flüssigkeit. Eva schluckte. Silkes Säfte waren schon immer reichlich geflossen.

»Aber jetzt zu dir.« Ihre Freundin betrachtete ihr Arsenal mit gerunzelter Stirn. »So verspannt, wie du bist, braucht es schon etwas Besonderes.«

»Ich dachte, das Besondere wäre dieses indische Bondage«, meinte Eva und rekelte sich herausfordernd. »Ungewöhnlich kunstvoll ist es aber nicht gerade.«

»Mäkle nicht herum, irgendwie musste ich dich doch dazu bringen, dich festbinden zu lassen«, erwiderte Silke entspannt. »Du schienst so verrückt aufs Fesseln zu sein, dass es sich mir geradezu aufdrängte, dich damit zu ködern. Aber jetzt bin ich dran!« Mit diesen Worten zog sie den Stöpsel aus einer dickbauchigen Flasche, roch am Flaschenhals und nickte zufrieden. Im nächsten Augenblick schüttete sie eine großzügig bemessene Portion von dem feinen Pulver darin auf Evas Brüste. Gespannt beobachtete die, wie sich der bräunliche Puder auf ihrer Haut verteilte. »Was ist das?«

»Wirst du gleich sehen.« Silke griff nach einer überdimensionalen, flauschigen Puderquaste und begann, mit hauchzarten Bewegungen das Pulver auf Evas Brüsten zu verteilen. Zuerst tat sich nichts, aber dann verspürte die ein seltsames Brennen. Es begann an den Brustwarzen und breitete sich dann rasch über die Warzenhöfe aus, bis ihre gesamte Brust zu glühen schien. Ihre normalerweise kleinen Nippel schwollen zu überraschenden Ausmaßen an, färbten sich intensiv dunkel, als spiegele die Färbung die Stärke der Empfindungen wider. Jede noch so leichte Berührung mit der Puderquaste schien von geradezu unerträglicher Intensität. Eva schloss die Augen und konzentrierte sich auf das ungewohnte Gefühl. Wenn sie sich selbst befriedigte, spielten die Brüste dabei keine große Rolle. Mit der Zeit hatte sie gelernt, an welchen Stellen der Klitoris eine Stimulation am effektivsten war, und sich darauf beschränkt. Was brachte es, sich mit anderen Körperstellen aufzuhalten? So wie jetzt hatte sie ihre Brüste noch nie zuvor empfunden. Als ob sie in Flammen stünden.

Ihre Armmuskeln zuckten, als sie unbewusst versuchte, sich loszureißen. Ein frustriertes Stöhnen stieg aus ihrer Kehle, als ihr bewusstwurde, dass sie völlig hilflos war. Silke lachte leise und beugte sich über sie. Eva stöhnte erneut, diesmal lauter, als Silkes Zungenspitze begann, um ihre überempfindlichen Knospen zu tanzen.

Die feuchte Zunge strich leicht und doch zielsicher genau über die Stellen, an denen die Hitze sich allmählich fast bis zur Schmerzhaftigkeit gesteigert hatte, erstickte die lodernden Flammen, und zurück blieb eine angenehm lustvolle Glut. Mit fest geschlossenen Augen überließ Eva sich der unerwarteten Lust, die Silke ihr bereitete. Sie war sehr geschickt mit ihrer Zunge und ihren Lippen. Und als sie schließlich mit den Zähnen leicht zubiss, schrie Eva nicht auf, sondern stöhnte: »Mehr, fester!« Von ihren Brüsten schienen sich Nervenbahnen direkt in ihren Unterleib zu erstrecken. Jedes Mal, wenn Silke zubiss, zog sich ein Knoten in ihrem Unterbauch zusammen, und sie glaubte zu spüren, wie der versteckte Klitorisnerv, von dem ihre Freundin gesprochen hatte, sich verkrampfte. Unwillkürlich spannte sie die Scheidenmuskeln an, um das Lustgefühl, das wie eine leichte Dünungswelle ihren Körper durchlief, zu verstärken.

Als Silke schließlich von ihren Nippeln abließ, war ihre Vulva klatschnass und so prall geschwollen, dass die Haut fühlbar spannte.

»So, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlen, wenn ich mich jetzt anderen Patienten widme«, sagte Silke fröhlich, und ehe Eva klarwurde, was sie damit meinte, hatte ihre Freundin bereits ähnliche Schmuckstücke, wie sie sie trug, über ihre Brustwarzen geschoben. Mit zwei Fingern drückte sie sie so fest zusammen, dass sie gezwungen wurden, ihren erigierten Zustand beizubehalten. So unterstützt, reckten sie sich rosig und dick auf Evas kleinen Hügeln empor. »Im Ashram haben wir manchmal große Käfer gefangen und sie unter Seidentüchern so darauf festgebunden, dass sie mit ihren Beinen ordentlich die Nippel gekitzelt haben, während sie zu entkommen versuchten. Das war nicht schlecht«, erzählte Silke und rutschte zwischen Evas gespreizte Oberschenkel. »Mal sehen, was sich hier tut …« Sie griff nach einem der Kissen und schob es unter Evas Pobacken, bis ihr Schoß erhöht vor ihr lag. Dadurch spannten die Fesseln deutlich mehr als vorher, aber Eva achtete nicht darauf. Das Prickeln in ihrem Schoß war nahezu unerträglich. Ungeduldig erwartete sie, dass Silke ihr mit ihren geschickten Händen und der Zunge zu einem Orgasmus verhalf.

Zu ihrer Enttäuschung vermied die Freundin es, sie direkt zu berühren. Stattdessen griff sie nach einer langen Pfauenfeder und begann damit Evas Bauch, Flanken und Beine zu liebkosen. Besonders die zarte Haut an der Innenseite der Oberschenkel reagierte überraschend heftig auf die kaum spürbaren Berührungen.

Ohne Hast wanderte die Feder über ihren Körper, jagte leise Schauer über Evas schweißnasse Haut. Endlich legte Silke sie beiseite und spreizte mit den Fingern einer Hand vorsichtig die prallgeschwollenen Schamlippen. Ein leises, schmatzendes Geräusch war zu hören, als sie sie öffnete und sehr, sehr langsam zwei Finger in Evas nasse, heiße Scheide schob. Ihre Säfte hatten die Scheidenwände mit einem so glitschigen Film überzogen, dass die Finger wie von selbst hineinglitten. Im Inneren suchten und fanden sie mit traumwandlerischer Sicherheit den G-Punkt und begannen, ihn behutsam und doch bestimmt zu massieren. Eva stöhnte ungehemmt und warf den Kopf hin und her. Sie war einfach nicht mehr imstande, ruhig zu liegen. Das Bedürfnis, ihre Lust laut hinauszuschreien, wurde immer stärker.

Ihre Gliedmaßen zitterten, ihr ganzer Körper bebte unter dem Ansturm der lustvollen Reize. All ihr Sinnen und Trachten war allein darauf ausgerichtet, diesen einmaligen, wundervollen Höhepunkt, der sich in ihr aufbaute, zu erreichen und bis zur Neige auszukosten.

Als Silke ihre andere Hand auf Evas Schamhügel legte und fest darauf drückte, während sie nicht aufhörte, den G-Punkt zu reizen, schien etwas in Eva zu explodieren. »Jaaaa!« Mit einem kehligen Schrei bäumte sie sich auf, soweit es ihre Fesseln erlaubten, sämtliche Muskeln aufs höchste angespannt – und dann verlor sie für ein paar Sekunden das Bewusstsein. Überwältigt von dem Wirbelsturm, der sie jede Orientierung hatte verlieren lassen, genoss sie einfach nur das Wohlgefühl. Während die Nachwehen des Orgasmus durch sie hindurchliefen wie kleine Kräuselwellen am Strand, Abkömmlinge der großen, längst gebrochenen Welle, beruhigte sich der Rhythmus ihres Atems allmählich wieder. Träge überließ sie sich Silkes Händen, die sie losbanden und schmiegte sich dann mit einem wohligen Seufzen an den weichen Körper ihrer Freundin. Noch ehe diese die Decke über sie beide gezogen hatte, war sie bereits eingeschlafen.

***

Das Wohlgefühl, das Eva auch am nächsten Morgen noch durchströmte, verflüchtigte sich rapide, als sie die bedrückten Mienen ihres Vaters und des alten Apothekers sah. Beide starrten trübsinnig in ihren Frühstückskaffee und blickten nicht einmal auf, als die uralte Kaffeemaschine gefährlich zischte. Mit der Geschicklichkeit jahrelanger Übung ließ Eva ihre Jumbotasse volllaufen und setzte sich zu den beiden Männern an den Küchentisch.

»Die Kerle vom Pflanzencenter hatten recht«, seufzte Horst Teichmann. »Armin hat in allen Substraten Chlormequat gefunden. Ich verstehe das nicht.« Kopfschüttelnd rührte er in der braunen Brühe vor sich herum, als könnte er daraus eine Erklärung herausquirlen. »Yamakura ist immer ein absolut vertrauenswürdiger Lieferant gewesen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er zu einem Betrüger geworden ist. Was ist da bloß passiert?«

»Vielleicht kannst du ihn das telefonisch fragen?«, schlug Schwarzmüller vor und hob im nächsten Moment entschuldigend beide Hände. »Nein, vergiss es. Dafür ist es zu heikel. Wenn es nicht gerade Japan wäre, würde ich sagen, du solltest persönlich hinfliegen und von Mann zu Mann mit ihm sprechen.«

»Das wäre mir auch am liebsten«, stimmte Horst Teichmann zu. »Aber ich darf doch nicht fliegen.« Sein Hausarzt hatte ihm letztes Jahr unverblümt zu verstehen gegeben, dass er darauf besser verzichtete.

»Und was ist mit Eva?«

Ein wässrig graublaues und ein hellbraunes Augenpaar hefteten sich auf sie. Fast hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt.

»Das wäre doch viel zu teuer«, wehrte sie ab. »Wisst ihr, was Flüge nach Japan kosten? Und die Hotels dort sind auch nicht billig.«

»Das wäre es mir wert«, sagte ihr Vater und sah sie fest an. »Schau, Eva, diese Geschäftsverbindung mit den Yamakuras besteht praktisch seit deiner Geburt. Irgendwie hat man zu so alten Lieferanten auch ein besonderes Verhältnis. Ich möchte die Verbindung nicht einfach aufgeben. Vielleicht gibt es ja eine vernünftige Erklärung. Es ist mir wirklich wichtig.«

Eva biss sich auf die Unterlippe. »Ich weiß nicht. Wie stellt ihr euch das denn vor? Dass ich dort hineinplatze und sage: Guten Tag, Herr Yamakura. Wie kommt es, dass in Ihrer letzten Lieferung Chlormequat im Substrat Ihrer Bonsais war?«

»Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen«, meinte Schwarzmüller nachdenklich. »Soviel ich weiß, sind Japaner da ziemlich ehrenpusselig. Vielleicht könntest du vorgeben, an seinen neuen Züchtungen interessiert zu sein oder so was. Dann hast du sicher Gelegenheit, dich vor Ort etwas umzusehen.«

»Ich bin sicher, dass er dich einladen wird, in seinem Haus zu wohnen.« Horst Teichmann sah seiner Tochter beschwörend in die Augen. »Vielleicht gelingt es dir ja, alles aufzuklären, ohne dass du ihm sagen musst, wieso du dort bist. Es könnte ja auch an den Substraten liegen oder am Dünger oder …« Er verstummte und sah seine Tochter bittend an.

Das glaubst du doch selbst nicht!, dachte Eva. Aber was blieb ihr anderes übrig? Die Idee an sich, vor Ort der Sache nachzugehen, war gut. Und außer ihr kam niemand dafür in Frage.

»Also gut, ich werde gleich nach einem günstigen Flug suchen«, gab sie eine Spur mürrisch zurück. Es widerstrebte ihr zutiefst, die Gastfreundschaft der Yamakuras auszunutzen. Die Rolle des Spions lag ihr nicht. Und doch mischte sich unter den Widerwillen gegen den Zweck dieser Reise eine wachsende Vorfreude auf Japan. Sie würde in das Land reisen, in dem solche Dinge wie in ihrem Buch ganz selbstverständlich waren. Sicher konnte man dort an jeder Straßenecke Hefte und Bücher über diese kunstvollen Fesselungen kaufen. Vielleicht würde sie sogar Gelegenheit haben, eine »Bondage-Session« zu erleben? Ganz hinten im Buch hatte sie eine englische Zusammenfassung des ihr unverständlichen japanischen Textes gefunden: Da stand, dass es berühmte Festivals gab, auf denen die Bondage- Meister ihre Künste öffentlich vorführten.

Kapitel 2

Der internationale Flughafen Narita unterschied sich in Evas Augen architektonisch kaum von Frankfurt, wo sie abgeflogen war. Als hätte man nur das Flugzeug bestiegen und es auf der anderen Seite wieder verlassen. Aber dann wäre man nicht so steif und müde gewesen. Sie unterdrückte ein Gähnen. Der Flug war kein Vergnügen gewesen. Mit offener Abneigung hing ihr Blick an den Rücken der Gruppe amerikanischer Geschäftsleute vor ihr. Die Männer hatten die ganze Nacht hindurch lautstark irgendeinen »bloody success« gefeiert. Jetzt trotteten sie mit rotgeränderten Augen und in einer Dunstwolke von Schweiß und Bier vor ihr her. Eva verspürte den inständigen Wunsch, dass sie zumindest unter einem ordentlichen Kater litten.

Am Gepäckband stellte sie sich so weit weg von ihnen wie möglich, während sie zunehmend ungeduldig darauf wartete, dass in der endlosen Reihe schwarzer Koffer endlich ihr erbsengrüner auftauchte. Das junge Pärchen neben ihr schien sich immer noch nicht damit abgefunden zu haben, dass die Erotik eines Nachtflugs hoffnungslos überschätzt wurde. Eva unterdrückte ein Grinsen bei der Erinnerung an die Versuche der beiden, auf ihren Plätzen auf der anderen Gangseite so etwas wie einen Koitus hinzubekommen. Die Economy-Klasse war, wie sie hatten feststellen müssen, dafür absolut ungeeignet. Als die junge Frau sich unter dem Schutz der von der Fluggesellschaft freigebig verteilten Decken auf den Schoß ihres Freundes hatte setzen wollen, hatte prompt der Passagier des davorgelegenen Sitzes beschlossen, jetzt seine Rückenlehne in Ruheposition zu stellen. Der unwillkürliche Schmerzensschrei der jungen Frau hatte die Stewardess alarmiert, und es war eine für die Umsitzenden interessante diplomatische Aktion gewesen, dem älteren Herrn klarzumachen, dass er seinen Sitz wieder hochstellen musste, um sie aus ihrer unangenehmen Position befreien zu können.

Ein leuchtender Farbklecks am Rand ihres Gesichtsfelds zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ihr erbsengrüner Koffer näherte sich ruckelnd. Sobald er in Griffnähe gekommen war, packte Eva zu und hob ihn mühelos vom Band. Sie hatte nicht viel eingepackt: In einer Gärtnerei braucht man keine elegante Garderobe, und um diese Jahreszeit war auch nicht mit Kälte oder gar Schnee zu rechnen. Zudem ging sie davon aus, dass es in einem so für seine penible Sauberkeit bekannten Land kein Problem sein sollte, eine Wäscherei zu finden.

Ihren Koffer in der einen, ihren Pass in der anderen Hand, schlenderte sie auf die Passkontrolle zu. Dort standen drei Beamte in adretten Uniformen. Eva fragte sich gerade, wie sie es wohl anstellten, dass die Handschuhe nach mehreren Stunden Dienst immer noch in fleckenlosem Weiß strahlten, als einer von ihnen sie auf Englisch ansprach.

»Mrs Teichmann?«

Überrascht nickte sie.

»There over. Someone waiting for you.« Eva sah in die Richtung, in die sein schneeweißer Zeigefinger wies. Dort stand ein hochgewachsener Japaner mit einem lässig an die Schulter gestützten Pappschild, auf dem in großen Druckbuchstaben ihr Name zu lesen war. Irritiert runzelte Eva die Stirn. Im Reisebüro hatte sie ausdrücklich eine Frau als Reiseführerin verlangt. Ihr Auftrag war so schon heikel genug. Da hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, sich möglicherweise auch noch mit einem japanischen Macho herumärgern zu müssen. Zudem hatte sie gedacht, dass es ihr leichter fallen würde, ihre geheimen Wünsche einer Frau anzuvertrauen. Wie ärgerlich!