Brannte nicht unser Herz? - Marco Benini - E-Book

Brannte nicht unser Herz? E-Book

Marco Benini

0,0
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Brannte nicht unser Herz?«, sagten die Emmausjünger zueinander nach ihrer ersten »Sonntagsmesse«. Es war am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, als sie mit Jesus unterwegs waren, ihn das Wort auslegen hörten und ihn erkannten, als er das Brot brach. Man kann diese Auferstehungserzählung (vgl. Lk 24,13–35) geistlich auf unsere Haltung zur Eucharistiefeier hin lesen, auf dass auch unser Herz brennend wird. In kurzen erklärenden und deutenden Beiträgen erschließt Marco Benini die Elemente der Messfeier, auf dass Emmaus zur Fortsetzungsgeschichte wird: in der Eucharistie und im Leben – mit einem brennenden Herzen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 141

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Marco Benini

Brannte nicht unser Herz?

Die Messe verstehen – Eucharistisch leben

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder, Freiburg i. Br.

Umschlagmotiv: Janet Brooks-Gerloff, Unterwegs nach Emmaus (1992) – © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

E-Book-Konvertierung: ZeroSoft SRL

ISBN 978-3-451-41043-7

EPUB ISBN 978-3-451-83580-3

Inhalt

VorwortBischof Stephan Ackermann

Dem Herrn begegnen:Päpstliche Denkanstöße zur Liturgischen Bildung und der Kunst des Feierns

Kleopas und ich:Wie wir zu einer „Emmaus-Haltung“ für die Eucharistiefeier kommen

Die Messe verstehen – Eucharistisch leben

Leben und Liturgie

Der Sehnsuchtsruf der Glocken

Es beginnt zu Hause

Die Eröffnungsriten

An der Schwelle – Sich versammeln

Herantreten – Der Einzug

Umspannendes Zeichen – Das Kreuzzeichen

Gnadenwunsch – Der liturgische Gruß

Ganz kurze Worte – Die Einführung

Faktencheck – Das Schuldbekenntnis

Auf erfahrenen Schultern – Der Bußakt (2. Form)

Lob des Erbarmens – Das Kyrie

Doppelter Rahmen – Die Vergebungsbitte

Österlicher Bund – Das sonntägliche Taufgedächtnis

Lobgesang der Erlösten – Das Gloria

Lasst uns – still – beten – Die Gebetseinladung

Wie eine Schale – Das Tagesgebet

Der Wortgottesdienst

Lebendiges Gotteswort – Die Lesung

Sprachrohr und Zeuge – Der Lektorendienst

Hört dies zu meinem Gedächtnis – Die Verkündigung der Lesung

Mit System lesen – Die Leseordnung

Theo-Poesie – Der Antwortpsalm

Lieblingsbuch – Vortrag und Verständnis der Psalmen

Blickwinkel – Die zweite Lesung

Hörbereit – Das Halleluja

Ikone der Auferstehung – Das Evangeliar

Christus spricht – Das Evangelium

Die Herzen berühren – Die Homilie (Predigt)

Wort und Geist

Zum Glauben stehen – Das Glaubensbekenntnis

Wofür wir bitten – Die Fürbitten I

Vor Gott stellen – Die Fürbitten II

Zweifache Nahrung – Wort und Eucharistie

Die Gabenbereitung

In die Schale gelegt – Vom Sinn der Gabenbereitung

Irdischer Anfang – Die Gabenprozession

Osterprozess – Die Einladung zum Gabengebet

Gott und Mensch – Die Mischung des Kelches und das Gabengebet

Das Eucharistische Hochgebet

Dranbleiben – Die Teilnahme am Hochgebet

Erhebet die Herzen – Die Präfation

Wie die Engel – Das Sanctus

Lob und Dank – Grundmotive des Hochgebetes

Wandlung – Der Einsetzungsbericht

Lebendiges Gedächtnis – Die Anamnese

Offenbares Geheimnis – Die Akklamation „Geheimnis des Glaubens“

Hingabe feiern – Vergegenwärtigung des Todes

Ostern in uns – Vergegenwärtigung der Auferstehung

Geistesgabe – Die Epiklese

Weites Herz – Die Interzessionen I

Solidaritätsgemeinschaft – Die Interzessionen II

Von Angesicht zu Angesicht – Die Interzessionen III

Durch, mit und in Christus – Die Schlussdoxologie

Amen!

Ich bin dabei!

Kraft der Wandlung

Herzensbund

Schöpfung

Lange Prozession

Muschel am Ohr

Begegnung

Der Kommunionteil

Tägliches Brot – Das Vaterunser I

Zusammenfassung – Das Vaterunser II

Voll Zuversicht – Der Embolismus

Schlussakkord – Die Doxologie

Friede des Herrn – Der Friedensritus

Brechen des Brotes – Zeichen der Einheit

Gottes Lamm – Zeichen der Passion

Seht, das Lamm! – Die Einladung zur Kommunion

Würdig gemacht – Die Haltung für die Kommunion

Gold auf der Hand – Die Handkommunion

Hand oder Mund? – Formen der Kommunion

Beißt man Jesus? – Die Kommunion

Nehmt und trinkt – Kommunion unter beiderlei Gestalten

Ich schau dich an – Die Eucharistische Anbetung

Dankbares Herz – Der Kommuniondank

Gott in uns – wir in ihm

Die Abschlussriten: Segen und Sendung

Eucharistisch leben – Der Segen

Freude gewinnt – Die Entlassung

Nachwort

Über den Autor

Vorwort

Mit diesem Buch tritt Marco Benini, Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier, in die Spur der Liturgieerklärungen ein, wie sie seit der Liturgischen Bewegung im vergangenen Jahrhundert insbesondere durch Romano Guardini (1885-1968) gelegt worden ist, aber etwa auch durch Balthasar Fischer (1912-2001), den ersten Inhaber des liturgiewissenschaftlichen Lehrstuhls in Trier, mit seinen Veröffentlichungen Volk Gottes um den Altar (1960) oder Von der Schale zum Kern – Kurzansprachen zu Zeichen und Worten der Liturgie (1979).

Bis heute ist Guardinis 1922 erschienene Schrift Von Heiligen Zeichen ein Klassiker, der nicht umsonst immer wieder neue Auflagen erlebt hat und immer noch mit Gewinn lesbar ist. Und dennoch scheint es nach gut hundert Jahren an der Zeit zu sein, dieses Erbe aufzunehmen, um es unter den Bedingungen unserer Zeit neu zu beleben.

Liturgische Bildung ist nicht etwas, das man – einmal den Getauften nahegebracht – als erledigt betrachten kann, so hält Papst Franziskus in seinem im Jahr 2022 erschienenen Schreiben Desiderio desideravi über die liturgische Bildung des Volkes Gottes fest (Nr. 38). Liturgische Bildung muss ein beständiger Prozess sein, damit die Liturgie und das Leben der sie feiernden Gläubigen sich immer mehr miteinander verbinden können. In diesem Sinn gleicht auch der liturgische Jahreskreis, der sich stets wiederholt, weniger einem Rad, das sich immer wieder von vorne dreht, als vielmehr einer Wendeltreppe, die sich uns anbietet, damit wir auf ihr Windung um Windung in das Geheimnis Gottes hineinwandern.

Was für die Liturgie insgesamt gilt, das gilt erst recht für die Feier der Eucharistie. Daher hat seinerzeit schon Balthasar Fischer darauf aufmerksam gemacht, dass sich in der Grundordnung des Römischen Messbuchs die beachtenswerte Anregung findet, neben den Schriftlesungen auch Teile der Messe zum Gegenstand der Homilie zu machen. An dieser Anregung hat sich bis in die aktuelle dritte Auflage des Messbuchs nichts geändert (Nr. 65). Balthasar Fischer versah seinen Hinweis damals mit der Erfahrung: „Wer je über solche Themen gepredigt hat, kennt die typische Reaktion der besten unter den Gläubigen: ‚Warum hat man uns das nie gesagt?‘“ (Von der Schale zum Kern, 8)

Eine ganz ähnliche Erfahrung liegt diesem Buch zugrunde. Auch wenn es seine unmittelbare Grundlage einer Artikelserie in der Zeitschrift Christ in der Gegenwart verdankt, so geht seine Entstehung doch zurück auf sogenannte Eucharistietage, die der Verfasser zusammen mit Partnerinstitutionen in Präsenz, online oder in hybrider Form durchgeführt hat. Die überaus positive Resonanz dieser Veranstaltungen mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Beteiligung bestätigt die oben beschriebenen Einsichten und zeigt die Wichtigkeit sowie das ungebrochene Interesse an liturgischer Bildung.

Allen, die dieses Buch zur Hand nehmen, wünsche ich, dass sich ihnen durch dessen Lektüre nicht nur die Eucharistie tiefer erschließt, sondern dass sie auch erleben dürfen, wie sehr die Eucharistie all denen, die sie „bewusst und tätig“ mitfeiern, das Leben erschließt.

Stephan Ackermann

Bischof von Trier

Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz

Dem Herrn begegnen: Päpstliche Denkanstöße zur Liturgischen Bildung und der Kunst des Feierns

Vor zwei Jahren verfasste Papst Franziskus einen 24-seitigen Brief zur liturgischen Bildung, in dem er besonders von der Messe ausgeht. Das Schreiben war schon vor Corona geplant. Es geht letztlich auf die Plenarversammlung der Kongregation (jetzt Dikasterium) für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom Februar 2019 zurück, bei der aus vielen Teilen der Weltkirche ähnliche Klagen über den Mangel an liturgischer Bildung geäußert wurden. Damals hielt Papst Franziskus eine Ansprache, die bereits viele Gedanken von Desiderio desideravi enthielt. Bei der diesjährigen Plenarversammlung wurden die „Denkanstöße“ (Nr. 1) des Schreibens nochmals unterstrichen.

Der Papst will die ekklesiologische Bedeutung der Liturgie und des Konzils erklären (1, 31, 61, 65). Der Brief sollte dazu beitragen, „unser Staunen über die Schönheit der Wahrheit des christlichen Feierns neu zu entfachen, uns an die Notwendigkeit einer authentischen liturgischen Bildung zu erinnern und die Bedeutung einer Kunst des Feierns zu erkennen, die im Dienst der Wahrheit des Pascha-Mysteriums [Feier des Lebens, Sterbens und Auferstehens Christi] und der Teilnahme aller Getauften steht“ (62). Dies ist sicher auch im deutschen Sprachgebiet wichtig.

Papst Franziskus wählt als Ausgangspunkt ein Wort Jesu aus dem Abendmahlssaal: „Mit großer Sehnsucht habe ich danach verlangt (Desiderio desideravi), vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen“ (Lk 22,15). Von hier erschließe sich die Größe des Geschenks seiner Hingabe, die in der Eucharistie gegenwärtig wird. „Wir brauchen keine vage Erinnerung an das Letzte Abendmahl: Wir müssen bei diesem Abendmahl anwesend sein, seine Stimme hören, seinen Leib essen und sein Blut trinken können: Wir brauchen Ihn. In der Eucharistie und in allen Sakramenten wird uns die Möglichkeit garantiert, dem Herrn Jesus zu begegnen und von der Kraft seines Paschas erreicht zu werden“ (11).

Ganz im Stil der ignatianischen Exerzitien hebt der Papst die Identifikation mit den biblischen Personen und damit die Liturgie als Ort für die persönliche Begegnung mit Christus hervor: „Die rettende Kraft des Opfers Jesu, jedes seiner Worte, jede Geste, jeder Blick, jedes Gefühl erreicht uns in der Feier der Sakramente. Ich bin Nikodemus und die samaritanische Frau, der Besessene von Kafarnaum und der Gelähmte im Haus des Petrus, die Sünderin, der vergeben wurde, und die blutflüssige Frau, die Tochter des Jairus und der Blinde von Jericho, Zachäus und Lazarus, der Schächer und Petrus, denen vergeben wurde“ (11).

Das Dokument versteht liturgische Bildung, wie es heute üblich ist, in zwei Richtungen: als Bildung zur Liturgie hin (theoretisch) und Bildung aus der Liturgie (durch die Teilnahme). Im ersten Sinn betont der Papst das Wirken Christi, das die „Schönheit der Wahrheit“ der Liturgie ausmache: „Die Liturgie ist das Priestertum Christi [vgl. Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium 7], das uns in seinem Pascha geoffenbart und geschenkt wurde, das heute durch sensible Zeichen (Wasser, Öl, Brot, Wein, Gesten, Worte) gegenwärtig und lebendig gemacht wird, damit der Geist, der uns in das Pascha-Mysterium eintaucht, unser ganzes Leben umwandelt und uns immer mehr Christus gleichgestaltet“ (21).

Schönheit sei nicht „rituelle[r] Ästhetizismus“, der ebenso wie „ignorante Oberflächlichkeit“ zu vermeiden sei (22). „Jeder Aspekt des Feierns muss gepflegt werden (Raum, Zeit, Gesten, Worte, Gegenstände, Kleidung, Gesang, Musik, …), und jede Rubrik muss beachtet werden“, aber der Sinn besteht darin, dass die Gemeinde nicht „dessen beraubt wird, was ihr zusteht, nämlich das Pascha-Mysterium, das in der von der Kirche festgelegten rituellen Form gefeiert wird“ (23). Um die Schönheit wahrzunehmen, genügten weder die „lobenswerten Bemühungen um eine Verbesserung der Qualität der Feier“ noch ein „Aufruf zur Innerlichkeit“. Denn es brauche zuerst „das Staunen über das Pascha-Mysterium, das in der Konkretheit der sakramentalen Zeichen gegenwärtig wird“ (24). Das meine nicht „den nebulösen Ausdruck ‚Sinn für das Geheimnis‘“, dessen Fehlen man der erneuerten Liturgie vorgeworfen habe. Es sei nicht Verwunderung vor einem „rätselhaften Ritus“, sondern „das Staunen darüber, dass sich uns der Heilsplan Gottes im Pascha Jesu offenbart hat (vgl. Eph 1,3-14), dessen Wirksamkeit uns in der Feier der ‚Geheimnisse‘, d. h. der Sakramente, weiterhin erreicht“ (25). Das Staunen sei eine „Haltung“, „ein wesentlicher Bestandteil des liturgischen Aktes“ (26).

Die Wortwahl „liturgischer Akt“ geht auf Romano Guardini, einen wichtigen Vertreter der Liturgischen Bewegung, zurück, den der Papst oft direkt und indirekt zitiert, v. a. sein Werk Liturgische Bildung (1923). Als erste Aufgabe heißt es da: Der „Mensch muss wieder symbolfähig werden“, was Franziskus geweihten Amtsträgern und Gläubigen ins Stammbuch schreibt, „denn der moderne Mensch ist ein Analphabet geworden, er kann Symbole nicht mehr lesen, er ahnt nicht einmal ihre Existenz“. Dennoch könne man nicht auf die symbolische Sprache verzichten (44). Es sei notwendig, Wissen über die Liturgie „außerhalb der akademischen Welt zu verbreiten, und zwar auf eine zugängliche Art und Weise, damit jeder Gläubige in der Kenntnis der theologischen Bedeutung der Liturgie wachsen kann … sowie in der Entwicklung christlichen Feierns, indem er die Fähigkeit erwirbt, euchologische [= Gebets-]Texte, rituelle Dynamiken und deren anthropologische Bedeutung zu verstehen“ (35).

Das Erschließen der Liturgie diene dem tieferen Ziel, „dass jeder entsprechend seiner Berufung durch die Teilnahme an der liturgischen Feier geformt wird“ (40). Bei der Liturgie geht es nicht zuerst um Wissen, sondern „dass wir dem Wirken des Geistes, der in uns wirkt, gefügig sind, bis Christus in uns geformt ist (vgl. Gal 4,19). Die Fülle unserer Bildung ist die Angleichung an Christus. Ich wiederhole: Es geht nicht um einen geistigen, abstrakten Prozess, sondern darum, Er zu werden“ (41). Das ist ganz im Sinn des deutschen Begriffs „Bildung“, den Meister Eckhart im Sinne einer Angleichung an das Bild Gottes prägte. Dafür hebt Franziskus die Bedeutung der Eucharistie mit Leo dem Großen hervor: „Unsere Teilnahme am Leib und am Blut Christi bewirkt nichts anderes, als dass wir zu dem werden, was wir essen.“

Als Mittel, um die liturgische Bildung und das Verständnis der Symbole zu fördern, dient eine angemessene Ars celebrandi (Kunst des Feierns). Es brauche im Sinne Guardinis „eine gewissenhafte Hinwendung zur Feier, damit die Feier selbst ihre Kunst auf uns übertragen kann“ (50). Das Knien zeige etwa, wie „wir in der Gegenwart des Herrn sein möchten“. Anschaulich beschreibt der Papst unzureichende „‚Modelle‘ des Vorstehens“, die auf „übertriebenen Personalismus“ zurückgehen: „rigide Strenge oder übertriebene Kreativität; vergeistigender Mystizismus oder praktischer Funktionalismus; hastende Eile oder betonte Langsamkeit; lieblose Vernachlässigung oder übertriebene Raffinesse; überbordende Freundlichkeit oder hieratische Unbeweglichkeit“ (54). Der Priester aber, der weiß, dass Vorstehen bedeute, „in den Schmelzofen der Liebe Gottes einzutauchen“, bedürfe keines Direktoriums mehr (57).

Abschließend betont Papst Franziskus, dass der Reichtum der Liturgie nicht weit entfernt sei, sondern sich „in unseren Kirchen, […], in der zentralen Bedeutung des Sonntags, in den Sakramenten“ findet (62). Das Kirchenjahr gibt uns die Gelegenheit, dass „wir unser Leben in das Geheimnis seines Pascha-Mysteriums eintauchen […]. Dies ist eine echte Weiterbildung“ (64). „In der durch Ostern neu gewordenen Zeit feiert die Kirche alle acht Tage am Sonntag das Heilsereignis. Der Sonntag ist, bevor er ein Gebot ist, ein Geschenk Gottes an sein Volk (weshalb er von der Kirche mit einem Gebot geschützt wird). Die sonntägliche Feier bietet der christlichen Gemeinschaft die Möglichkeit, sich durch die Eucharistie formen zu lassen“ (65).

Dem hier skizzierten Ansatz von Desiderio Desideravi folgt auch das vorliegende Buch. Außerdem war es ein Anliegen, einige der vielen biblischen Bezüge, die in der Messe vorhanden sind, zu verdeutlichen: von den großen Linien des Letzten Abendmahls und der Emmauserzählung bis hin zu den zahlreichen Anspielungen in den Gebeten und Vollzügen.

Ganz herzlich danke ich Herrn Stephan Langer, Chefredakteur der Zeitschrift Christ in der Gegenwart, der die wöchentliche Artikelserie zur Messe in der Rubrik „Liturgie im Leben“ und ihre Publikation in Buchform angeregt und mit hohem Engagement begleitet hat.

Möge das Buch vielen Leserinnen und Lesern helfen, die Schönheit, die Tiefe und den Reichtum der Heiligen Messe zu erschließen, damit in ihrer Feier der Herr selbst uns mit seiner Gegenwart und Freude erfülle.

Trier, den 24. Juni 2024, am Hochfest der Geburt Johannes des Täufers

Marco Benini

Kleopas und ich:Wie wir zu einer „Emmaus-Haltung“ für die Eucharistiefeier kommen

„Brannte nicht unser Herz?“, sagten die Emmausjünger zueinander nach ihrer ersten „Sonntagsmesse“. Es war am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, als sie mit Jesus unterwegs waren, ihn das Wort auslegen hörten und ihn erkannten, als er das Brot brach. Man kann diese Auferstehungserzählung (vgl. Lk 24,13–35) geistlich auf unsere Haltung zur Eucharistiefeier hin lesen, auf dass auch unser Herz brennend wird.

Diese Verheutigung ist im Text selbst angelegt. Wie hießen denn die beiden Jünger? „Der eine von ihnen hieß Kleopas“ (Vers 18), vom anderen kennen wir den Namen nicht. Lukas hat ihn sicher bewusst ausgelassen, damit wir in diese Leerstelle unseren eigenen Namen einsetzen – ein damals durchaus gängiges rhetorisches Mittel. Zentral ist bei Emmaus: Es ist eine Fortsetzungsgeschichte. In jeder Messe vollzieht sich das, was in Emmaus geschah, an uns.

Das bekannte Emmausbild in der Abtei Kornelimünster bei Aachen auf dem Titel dieses Buches, 1992 von Janet Brooks Gerloff geschaffen, zeigt die Szene auf dem Weg bewusst von hinten. Die beiden Jünger sind in Schwarz gekleidet, und ihr Blick ist gesenkt. Doch sie wenden sich dem Fremden in der Bildmitte zu, der nur schemenhaft dargestellt ist, schwerelos und durchsichtig. Sie können ihn noch nicht ganz einordnen, aber er geht mit und neigt sich seinerseits ihnen zu. Einer der beiden legt die Hand auf ihn, und sie beginnen zu reden. Während sie so im Gespräch gehen, hellt sich an den Falten ihr dunkles Gewand auf.

Der Betrachter ist gleichsam mit auf dem Weg, eingeladen, sich anzuschließen und dem Gespräch zu lauschen. Das Bild hängt im Kreuzgang, um den Mönchen, die sich dort vor dem Gebet sammeln, und allen Betrachtern zu zeigen: Im Wortgottesdienst nehmen wir teil an diesem Gespräch. Denn wir hören in den Lesungen das „Wort des lebendigen Gottes“, und Christus spricht zu uns im Evangelium. Manchmal geht es uns wie den Jüngern, die zwar alles genau wissen von der Kreuzigung, den Frauen am leeren Grab und den Engeln, die sagten, dass Jesus lebt. Aber das Wissen im Kopf hat noch nicht das Herz erreicht. Wenn wir wie sie zwar die Worte hören, aber die Gegenwart Christi in ihnen nicht direkt wahrnehmen, möchte die Liturgie unseren „trägen Herzen“ (25) neu bewusst machen: Wir hören hier nicht einfach alte Texte, sondern Christus spricht sie neu zu uns. Dass Jesus Interesse hat an unserem Leben, Beten, Ringen und Antworten, zeigt die Perikope ebenfalls. Denn er fragt nach: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ (17). Als sie ihn entsetzt anschauen, ob er als Einziger nicht wisse, was in Jerusalem (mit ihm!) geschehen sei, fragt er – geradezu humorvoll: „Was denn?“ (19). Er sucht den Dialog – in jedem Gottesdienst.

Als sie das Dorf erreichen, tut Jesus, „als wolle er weitergehen“ (28).