Briefe aus Deutschland VI - Thomas Mann - E-Book

Briefe aus Deutschland VI E-Book

Thomas Mann

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Beschreibung

Nicht nur in künstlerischer, sondern auch in praktischer Hinsicht war der Austausch Thomas Manns mit dem österreichischen Dramatiker Arthur Schnitzler fruchtbar – entstand daraus doch der Kontakt zu dem Herausgeber der New Yorker Zeitschrift The Dial, wo Mann zwischen 1922 und 1928 insgesamt acht ›German Letters‹ veröffentlichte. Ein Auftrag, der sich auch in Anbetracht der in Deutschland grassierenden Inflation als besonders vorteilhaft erwies. In seinen Briefen behandelt Mann Themen unterschiedlichster Art, er spricht Lektüreempfehlungen aus oder geht – wie in diesem sechsten der insgesamt acht Briefe – auf eigene Projekte und kürzliche Reisen ein. Verfasst im Juli 1925, erschien der Beitrag erst im Oktober und damit knapp ein Jahr nach dem vorangegangenen Brief. Er wurde gemeinsam mit den anderen ›Letters‹ 1974 auf Deutsch veröffentlicht (hrsg. von Hans Wysling).

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Seitenzahl: 17

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Thomas Mann

Briefe aus Deutschland [VI]

Essay/s

Fischer e-books

In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk

{1003}Briefe aus Deutschland [VI]

Ich bedaure, dem Dial Grund gegeben zu haben, sich über die Saumseligkeit seines deutschen Mitarbeiters zu beklagen. Seit ich zuletzt die Ehre hatte, von unseren höheren Angelegenheiten zu berichten, sind mehr Monate verflossen, als im Interesse der Diskretion und einer würdevollen Zurückhaltung unbedingt erforderlich gewesen wäre. Ich bitte um Entschuldigung: Es gab zuviel Arbeit zuhause, und auch auf Reisen befand Ihr Korrespondent sich mehr, als der Entstehung wohlgesetzter Artikel dienlich ist, – teils zu seinem Vergnügen und zu seiner Belehrung, teils aber im Dienste der Repräsentation und der guten, wichtigen Sache allgemeinen europäischen Kontaktes und Austausches, zum Beispiel in Florenz, in Wien …

Von Florenz nur soviel, dass es dort eine »Internationale Kulturwoche« gab, die wesentlich als eine von Italien, England, Frankreich und Deutschland beschickte, in verschiedenen nationalen Pavillons angeordnete Ausstellung schöner Bücher in Erscheinung trat. Ein edler Wettstreit, der der kunstgewerblichen Verherrlichung des hohen geistigen Werkes fiktiven oder betrachtenden Charakters gilt! Ich darf melden, dass mein Land auf ehrenvolle Weise dabei seinen Mann gestanden hat. Alle bedeutenden Verlagsanstalten des Reiches hatten sich beeifert, ihr Bestes und Kostbarstes vorzuweisen, mit Luxusdrukken und gepflegten Gesamtausgaben zu glänzen, und wirklich boten sich in unserer Abteilung soviele Beispiele gediegenen Geschmackes, der, weniger konservativ als der französische und englische, doch weit entfernt bleibt, das Exzentrische zu streifen, dass sich bei den anderen Nationen die Neigung zeigte, dem deutschen Buchgewerbe die Palme zu reichen. Auch {1004}mit Vorträgen war die Ausstellung verbunden, und sie fanden nicht nur die Aufmerksamkeit der verschiedenen nationalen Kolonien, sondern erfreulicher Weise auch diejenige des italienischen Publikums. Ihr Korrespondent hatte dabei mit einer wissenschaftlichen Koryphäe ersten Ranges und einem Redner hoher Gnade, dem berühmten Altphilologen und Übersetzer antiker Tragiker, Exc. von Willamowitz-Möllendorf, in ehrenvolle Konkurrenz zu treten.