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Wer das nicht kennt, verpasst das Beste: 99 versteckte Orte, besondere Erlebnisse, Sehenswertes abseits der Touristenpfade und jede Menge Überraschendes garantiert Ihnen dieser Reiseführer mit über 100 anregenden Bildern. Entdecken Sie Überraschendes, lernen Sie Bekanntes neu kennen und erfahren Sie Unbekanntes über bekannte Orte. Mit unterhaltsamen Texten über Geheimtipps, Szenetreffs, versteckte Ecken, liebenswerte Lokale und echte Originale. 99 x Niederländische Nordseeküste wie Sie sie noch nicht kennen ist ein Lesebuch für Einheimische und Besucher, für Familien mit Kindern, Alleinreisende, Abenteuerlustige, Gourmets und Kulturinteressierte. Planen Sie Ihre persönliches Highlight für 2019 mit zahlreichen Insidertipps für eine unvergessliche Reise.
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Seitenzahl: 160
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wie Sie sie nochnicht kennen
Handverlesen vonAlexandra und Ralf Johnen
Vorwort
Niederländische Nordseeinseln
01Wohnzimmer von Schiermonnikoog
02Das Liebesspiel der lustigen Löffler
03Riskante Rettungsmission mit Hilfe von Vierbeinern
04Die Rückkehr der Räuber
05Eine Senfmühle mit Windantrieb
06Ein paar Stunden unter der Milchstraße
07Der Bruce Springsteen von Terschelling
08Rotes Gold aus Amerika
09Expedition durch die Sahara des Nordens
10Eilpost per Pferdekutsche
11Mini-Woodstock in den Dünen
12Woolness statt Wellness
13Das Geheimnis der richtigen Schaumkrone
14Auf Schmusekurs mit Lämmern
15Beutezug im Wattenmeer
Provinz Friesland
16Schlafen in der Zelle: das Hostel Alibi
17Ein Planetarium gegen den Weltuntergang
18Dutch Design bis Erotik: Keramikmuseum Leeuwarden
19Friesen-Sport: Kaatsen, Fierljeppen, Skûtsjesilen
20Mit der Campingschaluppe auf Elfstädtetour
21Die Fontänen eines gestrandeten Pottwals
22Das Wouda-Pumpwerk in Lemmer
23Ein Papageienviertel sorgt für Auf- und Anregung
24Lekker friesisch: von Dumkes bis Oranjekoek
25Neues Erlebniszentrum auf dem Abschlussdeich
Provinz Groningen
26Wandern auf dem Kronjuwelen-Pfad
27Ein Hospital für kranke Seehunde
28Safari im Matsch: Wattwanderung in Pieterburen
29Stararchitekt schafft stilles Örtchen
30Ein Weihnachtsmarkt auf dem Wasser: Winterwelvaart
31Die schönste Einkaufsstraße der Niederlande
32Blick über den Deichrand
Provinz Nordholland
33Glamping in der Zen-Zone
34Bewohnbare Skulpturen aus Backstein
35Käsemarkt in Alkmaar: Früh kommen, spät gehen
36Mit dem E-Scooter über die holländischen Berge
37Das Green ist ein Acker: Auf zum Bauerngolf!
38Schlafen im Welterbe: Fort Resort Beemster
39Der Teegarten ’t Einde in Waterland
40Pfeifend in die Vergangenheit: die Dampflok Hoorn
41Neuer Strand, von Menschenhand geschaffen
42Ort der Verwunderung: das Teylers Museum in Haarlem
43Die Geschichte vom verschwundenen Meer
44Keine Berge in Holland – oder doch?
45Urlaub auf der ausgedienten Antje
Zuid-Holland
46Ein Hotspot für Hunde
47Wo Scheitern keine Option ist: ESA Spacecenter
48Auf den Spuren eines Genies
49Tulpomanie fernab des Themenparks
50Moderne Kunst ohne Netz und doppelten Boden
51Öffentliches Feilschen um den besten Preis
52Alberne Ausfallschritte
53Rasanter Rundgang durch den menschlichen Körper
54Schlummern am Strand
55Ein neuer Blick auf die Welt
56Eine unwahrscheinliche Entdeckung am Firmament
57Sichtbare Wunden einer jungen Nation
58Vermeers Delft lebt – zumindest in Ansätzen
59Wer im Glashaus sitzt, kann mit Kernen werfen!
60Das schwarze Nazareth: die Genever-Stadt Schiedam
61Vom Wasserbus ins Flüsterboot
62Vergessene Insel im Delta
63Ein intaktes Gesamtkunstwerk
Den Haag
64Der Pier von Scheveningen – Bühne ins Meer
65Meister der Täuschung: das Museum Escher im Palast
66Fast wie in Paris: die Nieuwe Haagse Passage
67Wo früher Geld ruhte: Übernachten im Bankgebäude
68Haagsche Hopjes: ein Wachmacher als Bonbon
69Zum Shoppingbummel auf die Fred
70Durch die Dünen des Naturgebiets Meijendel radeln
71Historische Aussicht Panorama Mesdag
72Der Strand ist nicht nur zum Sonnenbaden da
73Vom Flüchtlingskind zum Designer: Omar Munie
74Verborgene Innenhöfe entdecken
75Multikulti wie die Stadt: Der Haagse Markt
76Strandpavillons – von günstig bis nobel
Rotterdam
77Die Holland America Lijn
78Kulinarische Zeitreise im alten Hafenviertel
79Ein Ausrufezeichen aus Glas
80Grüne Inseln aus Plastikmüll
81Gebrauchsgegenstände aus der nahen Zukunft
82Wo das grüne Leben keine Zukunftsvision ist
83Die Wiege des modernen Hipstertums
84Eine Luftbrücke als Rettungsanker
85Wo die Pilgerväter in See stachen
86Street Food statt Seemannsgarn
87Tanzen im Getreidespeicher
88Ein Unfall mit Folgen
89High Fidelity am Nieuwe Binnenweg
Zeeland
90Schwarzes Gold im Muscheldorf Yerseke
91Ein Weltwunder gegen das Wasser: die Deltawerke
92Neue Wanderwege: Unterwegs auf der Perlenroute
93Meeresgemüse: salzige Genüsse aus der See
94Herberge für gekrönte Häupter und kreative Geister
95Ein Museum als Mahnmal
96Ein guter Tropfen aus dem Weingarten
97Eine Premiere: Die Kurorte Domburg und Cadzand
98Der zeeländische Knopf
99Wo Mondrian malte: Domburg als Künstlerkolonie
Register
Impressum
Die niederländische Nordseeküste ist der Strand des Ruhrgebiets. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man im Sommer dorthin fährt und ein weiß-schwarzes Nummernschild neben dem anderen sieht. Die Strände sind beliebt, insbesondere bei Urlaubern aus Nordrhein-Westfalen: Hundertausende fahren an langen Wochenenden und in den Ferien an die Gestade der niederländischen Watteninseln, nach Nord- und Südholland und natürlich ganz besonders gerne nach Zeeland, die Provinz mit den angeblich meisten Sonnenstunden der Niederlande.
Viele sind schon als Kinder im Urlaub nach Holland gefahren und kommen nun mit ihren eigenen Kindern oder gar den Enkeln immer wieder zurück. Wer kann es ihnen verdenken: Die Strände sind breit und sauber, die Niederländer ein entspanntes, »gezelliges« Völkchen und an Ablenkungsmöglichkeiten bei dem zuweilen durchwachsenen Wetter mangelt es nicht.
Die Kenntnis der Deutschen über die Küste ihres Nachbarlandes scheint also im Allgemeinen recht groß. Aber wer weiß schon, dass man auf der Insel Texel ein Wellnessbad in Wolle nehmen kann oder dass in Zeeland edle Weinreben gedeihen, dass ein Menü auch im Riesenrad mundet und dass findige Wasseringenieure kurzerhand neue Strände geschaffen haben, als Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel?
99 x Niederländische Nordseeküste lädt Sie ein, die scheinbar bekannten Baderegionen neu zu entdecken. Dabei reicht das Spektrum von der unberührten Natur der Watteninseln bis zu ungewöhnlichen Übernachtungsangeboten in Städten wie Den Haag oder Rotterdam. Von schrägen friesischen Sportarten bis hin zu schmackhaften zeeländischen Spezialitäten. Von eigentümlichen Einkaufstipps bis hin zu kuriosen Museen. Dieser Reiseführer ist für alle, die »ihr« Holland neu entdecken möchten.
»Veel plezier« auf Ihrer Nordsee-Entdeckungsreise wünschen Alexandra und Ralf Johnen
Das Hotel Van der Werff gab es schon, als auf den Nordseeinseln noch kein Mensch an Tourismus gedacht hat. Das Haus ist über die Jahrhunderte zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des Eilands herangewachsen. Diese Funktion erfüllt es bis heute auf seine eigene, unnachahmliche Weise.
Die Strände und die Dünen mögen bei gutem Wetter noch so hinreißend sein. Doch wenn ein strammer Wind aus Nordwesten weht und der Regen fast seitlich gegen alles peitscht, was sich ihm in den Weg stellt, sind auf Schiermonnikoog nicht nur die Abende ganz schön lang, sondern auch die Tage. Immer dann sind Einheimische und Gäste gleichermaßen froh, dass das Inseldorf seine gute Stube hat, wo jeder willkommen ist und wo sich nie etwas ändert. Das zumindest hoffen die echten Liebhaber des Hotels van der Werff.
Der tadellos weiß getünchte Bau wurde 1726 mit der Absicht eröffnet, fortan als Rathaus und Gericht zu dienen. Es sollten allerdings 33 Jahre vergehen, bis die Beamten das Domizil bezogen. In der Zwischenzeit bot ein Trakt den Gästen Obdach, die es auf die Insel verschlagen hatte, sodass der Sitz der Richter und Stadtoberen nur »die Herberge« genannt wurde, als er 1759 endlich eingeweiht wurde. In einschlägigen Dokumenten ist verbrieft, dass seinerzeit um die 1000 Liter Branntwein pro Jahr im Salon des Hauses ausgeschenkt wurden. Die Funktion als gesellschaftlicher Mittelpunkt der Insel war somit definiert – eine Verantwortung, der das Hotel bis heute auf recht bescheidene Weise gerecht wird. Denn die »Gelagkamer«, wie die Gästestube genannt wird, ist mit ihren holzverkleideten Wänden und Tischteppichen recht spartanisch ausgestattet. Doch die fein livrierten Kellner haben Stil.
Größtes Zugeständnis an den so weit verbreiteten Luxus im Rest der Welt ist ein Billardtisch. Der Speisesaal strahlt mit seinen Kandelabern und einem Piano eine Nuance mehr Grandezza aus. Und die Zimmer? Die sind behaglich, aber bescheiden. So wie es sich für ein Hotel gehört, das nie »Grand« sein wollte.
Hotel Van der Werff· Reeweg 2 · 9166 PX Schiermonnikoog Tel. +31 5 19 53 12 03 ·www.hotelvanderwerff.nl
Gute Stube der Insel: das Hotel Van der Werff auf Schiermonnikoog.
Die Weiten des Nationalparks Schiermonnikoog sind unter Zugvögeln ein populärer Ort für Zwischenlandungen. Einigen gefällt es auf dem Eiland sogar so gut, dass sie hier ihren Nachwuchs aufziehen. Das bürgt für einen dicht bevölkerten Luftraum – und für Abwechslung vor dem Fernrohr oder dem Teleobjektiv.
Auf Schiermonnikoog mag sich ein Inseldorf ausbreiten, das knapp 950 Menschen ihre Heimat nennen. Dies aber ändert nichts daran, dass das Eiland als einzige niederländische Nordseeinsel den Status eines Nationalparks genießt. Die meist etwas wortkargen Vertreter der Spezies Homo Sapiens teilen sich das Eiland mit sehr wählerischen Lebewesen. Am östlichen Ende der Insel etwa breitet sich De Balg aus, eine Sandfläche, deren Erscheinungsbild Tag für Tag der Gestaltungskraft von Wellen, Wind und Gezeiten ausgesetzt ist. Hier fühlt sich unter anderem die Islandmuschel wohl, die sonst eher selten im Rampenlicht steht. Die Schalentiere können erstaunliche 500 Jahre alt werden. Vielleicht ist das der Grund, warum der Zentraleuropäer sie im Kochtopf eher verschmäht.
Das Gros der Aufmerksamkeit aber geht an andere Tiere, denn die gut 16 mal 4 Kilometer große und nur sporadisch asphaltierte Landebahn des Flughafens Schiermonnikoog ist ein bevorzugtes Anflugziel von Zugvögeln. Einigen gefällt es hier so gut, dass sie die ganzen Sommermonate hier verbringen: So brüten bis zu 200 Paare lustig aussehender Löffler in den von Gewässern durchzogenen Dünenlandschaften. Doch auch Knutt, Haubentaucher, Basstölpel und der Große Brachvogel gehören zu den Stammgästen.
Anders als auf den Nachbarinseln sind die sensiblen Biotope auf Schiermonnikoog nicht eingezäunt. So obliegt jedem Einzelnen die Verantwortung, die Bewohner nicht zu stören. Diskretion gestattet eine Vogelbeobachtungshütte am größten Binnensee der Insel, dem Westerplas. Wer Hilfestellung bei der Suche nach den Tieren und ihrer anschließenden Identifizierung benötigt, kann sich an das örtliche Tourismusbüro VVV wenden, das Erkundungstouren unter Begleitung eines Ornithologen anbietet.
VVV Schiermonnikoog· Reeweg 5 ·www.vvvschiermonnikoog.nlTermine auf der Webseite · Tickets 8/5 Euro
Der Mensch lässt auf Schiermonnikoog der Natur den Vortritt.
Mehr noch als die Bewohner der Wattenmeerinseln waren Schiffsbesatzungen bei rauer See auf sich alleine gestellt. Auf Ameland hat sich trotz widriger Bedingungen ein System zur Rettung von Seeleuten etabliert, das für alle Beteiligten voller Risiken war – und das heute zum Kulturgut der Insel zählt.
Heute mag Ameland wie ein Freizeitpark für erholungsbedürftige Städter wirken. Das harte Leben vergangener Zeiten scheint vergessen. Dabei war der Schutz vor der launischen Nordsee schon immer eine Herausforderung. An Land, aber vor allem auf dem Meer, wo mit steigendem Schiffsverkehr regelmäßig Seeleute in Not gerieten. Anfangs erlaubte es der Zeitgeist noch, solche Schiffe in erster Linie als Quelle unverhofft gestrandeter Waren zu betrachten. Doch 1824 haben die Ameländer dauerhaft ein Schiff zur Rettung von Seeleuten in Betrieb genommen.
Das war nicht ganz einfach, denn Häfen besaß das Eiland nur auf seiner Südseite, die infolge des Gezeitenwechsels zwei Mal am Tag ohne Wasser auskommen musste. Also wurden die Ameländer erfinderisch: Sie stationierten ein Rettungsboot hinter den Dünen in Hollum, wo es geschützt war vor den Fluten, aber doch nah genug am Wasser, um mit der vereinten Kraft von zehn Pferden auf einem Wagen über den Sand ins Meer gezogen werden zu können.
Dieser Mechanismus hat sich bewährt und er wurde auch in Zeiten der motorisierten Schifffahrt weiter gepflegt. Am 14. August 1979 aber kam es zu einer Tragödie: Die Pferde sind mit zu viel Tempo ins Meer getrabt. Zwar löste sich das Rettungsschiff in gewohnter Manier, doch die Vierbeiner konnten nicht aus eigener Kraft umkehren und sind mit dem Wagen im Meer untergegangen.
Heute sind Hafen und Fahrrinne tief genug für den Einsatz von Booten auch bei Ebbe. Zur Flotte gehören außerdem leichte Gummirettungsboote. Die ehrwürdige »Abraham Fock« aber wird noch immer 13 Mal pro Jahr von Pferden ins Wasser gezogen vor den Augen Tausender Touristen.
Maritiem Centrum »Abraham Fock«· Oranjeweg 18 · Hollum ·www.vvvameland.nl13 Termine pro Jahr auf der Webseite
Seit 1824 gibt es das von Pferden gezogene Rettungsboot auf Ameland.
Heute ist das Zuwasserlassen der »Abraham Fock« ein Spektakel für Touristen.
Die Meeresenge zwischen Ameland und Terschelling ist nur wenige Kilometer breit, doch sie birgt einige Überraschungen. Zwischen den beiden Inseln bauen sich selbst bei Flut ein paar Sandbänke auf, die ziemlich dicht bewohnt sind: von Seehunden – und neuerdings auch wieder verstärkt von Kegelrobben.
Trotz ihres lieben Gesichtsausdrucks darf nichts darüber hinwegtäuschen, dass die Kegelrobbe das größte freilebende Raubtier in den Anrainerstaaten der Nordsee ist. Das hat sie beinahe um ihren Fortbestand gebracht, denn mit Raubtieren hat es der Mensch generell nicht so. Auch im Falle der Kegelrobbe war das nicht anders, doch bei ihr kam erschwerend hinzu, dass ein erwachsenes Tier locker zehn Kilo Fisch pro Tag verputzt. Deutlich zu viel aus Sicht der Fischer, bis Mitte des 20. Jahrhunderts rotteten sie die Tiere fast vollständig aus. Nur an entlegenen Inselküsten Großbritanniens konnten sich die Kegelrobben halten.
Mittlerweile hat sich die Population wieder ein bisschen erholt: Gut 5000 Tiere sind im Wattenmeer zuhause, das 2009 als Weltnaturerbe der UNESCO geadelt wurde. Hier patrouilliert die MS Zeehond, die sich mehrmals am Tag mit der gebotenen Vorsicht an das Biotop der Kegelrobben heranpirscht. An Bord erkennen die Passagiere schnell, dass die Tiere anhand ihrer kegelförmigen Kopfform und ihrem größeren Körper leicht von Seehunden zu unterscheiden sind. Auch staunen sie darüber, dass die bis zu 330 Kilo schweren Räuber die Gesellschaft von Seehunden dulden.
Austernfischer, Kormorane und Möwen hingegen stellen sich in sicherer Entfernung gegen den Wind auf. Womöglich haben sie einfach keine Lust auf den intensiven Geruch ihrer Mitbewohner. Die Fahrgäste indes kümmert dieser wenig: Sie können nicht genug bekommen von den Meeressäugern. Sei es, wenn sie sich zwecks eines Tauchgangs etwas umständlich in Richtung Meer bewegen, oder wenn sie im Anschluss an einen Tauchgang den Kopf aus dem Wasser strecken – ganz so, als gelte es eine völlig unbekannte Umgebung in Augenschein zu nehmen.
MS Zeehond· Tel. +31 519 55 46 00 ·www.robbentochten.comtgl. Abfahrten zu unterschiedlichen Uhrzeiten · 14,50/9 Euro
Sehen possierlich aus, sind aber Raubtiere: Kegelrobben im Wattenmeer.
Die Niederlande sind das Land der Windmühlen. Obwohl die Dienste der nationalen Kulturschätze nicht mehr unbedingt benötigt werden, nimmt man sie noch immer so oft wie möglich in Betrieb. Schließlich sollen die architektonischen Aushängeschilder der Nachwelt funktionsfähig erhalten bleiben.
Hobbyfotografen und Hobbyfußballer sind weit verbreitet in der Welt. Auf Ameland aber kommt eine menschliche Subspezies vor, die sonst eher Seltenheitswert besitzt: der Hobbymüller. Ein Klübchen von gut einem Dutzend Männern und Frauen trifft sich in wechselnder Besetzung in der Windmühle »De Verwachting« um eines jener regionalen Produkte herzustellen, die in Zeiten des immer weiter um sich greifenden Tourismus so gefragt sind. Im Falle der Wattenmeerinsel handelt es sich dabei um Senf.
Oft sind diese Souvenirs reine Lizenzen zum Gelddrucken, deren Erfinder irgendwo etwas herstellen lassen, um das Ergebnis dann mit dem Namen des betreffenden Ortes auszuweisen. Das aber ist hier nicht der Fall, denn die Senfsamen wachsen tatsächlich auf dem Eiland. Somit ist der »Amelander Mosterd« ein unverfälscht regionales Produkt. Von Honig über Pfeffer bis hin zu Cranberries ist der Senf inzwischen in 13 unterschiedlichen Geschmacksrichtungen erhältlich. Zu den exotischeren Sorten gehören Boxhornklee und Piri Piri, eine portugiesische Chilisorte.
Die Windmühle selbst übrigens ist über 100 Jahre alt. An ihrem jetzigen Standort in Hollum aber thront sie nach einer Umplatzierung erst seit 1988. Es handelt sich um ein auffällig hohes Exemplar, das auf einem achteckigen Sockel steht. Hier lassen sich die Müller bei der Produktion des Senfes bereitwillig über die Schulter schauen. Rein historisch betrachtet aber genießt die heutige Ware eher eine untergeordnete Rolle – und so gibt es im mühleneigenen Geschäft auch noch eine Reihe anderer Erzeugnisse, die eher mit einer Windmühle in Verbindung gebracht werden: Mehl für köstliches Brot und leckere Pfannkuchen etwa.
Mühle De Verwachting· Molenweg 6 · 9161 AW HollumTel. +31 519 54 27 37 ·www.amelandermusea.nlgeöffnet Di–Sa, im Sommer auch Mo, meist 10–17 Uhr · Eintritt 3,25 Euro
In der Windmühle »De Verwachting« gibt es regionale Erzeugnisse wie etwa Senf.
Der Osten Terschellings ist in der ersten Hälfte des 20. Jh. durch den Bau eines Deiches um ein gutes Stück gewachsen. Das Land wurde sogleich unter Schutz gestellt. Heute ist es als eine der dunkelsten Regionen Europas klassifiziert – mit fantastischen Möglichkeiten zur Beobachtung von Sternen.
Das Festland ist in sicherer Entfernung. Von der See her weht eine Brise stetig frischer Luft heran – und mit Oosterend besitzt das nächstgelegene Dorf nur 120 Einwohner. Perfekte Bedingungen für ein Phänomen, das durch den Mensch immer seltener geworden ist: Dunkelheit. Der entlegene Boschplaat, wie der Osten Terschellings genannt wird, aber bildet eine Ausnahme. Und diese wurde 2015 mit dem Prädikat eines »Dark Sky Parks« ausgezeichnet.
Einen wolkenlosen Himmel vorausgesetzt, bedeutet das in erster Instanz, dass Menschen hier einen erstklassigen Blick in die Tiefen des Weltalls haben: Auf Sternbilder von Andromeda bis Zentaur, auf Sternschnuppen und oftmals selbst auf die Milchstraße. An ausgesuchten Tagen ist sogar ein Phänomen zu beobachten, für das Touristen sonst bis nach Finnland oder Island reisen: das Nordlicht. Das bloße Auge (und gegebenenfalls ein Fernglas) reicht völlig aus, um in den Genuss des Anblicks zu gelangen.
Im Prinzip kann jeder Besucher also völlig kostenlos einen ungewöhnlich intensiven Blick auf die Sterne werfen. Dabei gilt es zu beachten, dass die Niederländische Naturschutzbehörde Teile des etwa zehn mal fünf Kilometer großen Naturreservats während der Brutzeit der Vögel (15. März bis 15. August) für die Öffentlichkeit gesperrt.
Die Organisation allerdings bietet auch nächtliche Führungen durch den Boschplaat. Das geschieht mehrmals monatlich, wenn der Mond kein Licht abwirft und die Konstellation der Sterne besonders vielversprechend ist. Anmeldungen werden auf der Homepage entgegengenommen. Weitere interessante Fakten stehen auf der Webseite www.darkskyterschelling.nl, die von den Besitzern des Ferienparks Tjermelân betrieben wird. Sie waren es auch, die die Initiative für einen Dark Sky Park ergriffen hatten.
VVV Terschelling· Willem Barentszkade 19a · 8881 BC Terschelling WestTel. +31 562 44 30 00 · Termine und Buchung aufwww.vvvterschelling.nl
Sternstunden im »Dark Sky Park« auf der Insel Terschelling.
Als junger Mann möchte Hessel unbedingt weg von Terschelling. Notfalls würde er auch als Holzfäller sein Geld verdienen. Doch dank der Intervention seines Vaters – und seines Talentes – kam es anders: So wurde der Sohn zum bekanntesten Botschafter seiner Heimatinsel.
Im Alter von 16 Jahren wurde Hessel van der Kooij so etwas wie der Geschäftsführer der Kneipe »De Groene Weide«. Das war 1972. Streng genommen hatte sein Vater das Etablissement übernommen. Als er während einer Party davon gehört hatte, dass die Bar zu verkaufen war, griff er ohne Zögern zu. Damit wollte er verhindern, dass der Sohn seinen Plan realisierte, nach Kanada auszuwandern.
Der Senior allerdings hatte keinerlei Ambitionen, die Gäste zu bewirten, das überließ er seinem Sohn. Er selbst spielte den lieben, langen Tag Pool-Billard. Der junge Hessel aber hatte weiterhin seine Träume: wenn er schon nicht auswandern konnte, so wollte er wenigstens die Musik Nordamerikas nach Terschelling bringen. Also begann er damit, in seinem eigenen Lokal Gitarre zu spielen und zu singen.