Bruckmann Reiseführer Niederländische Nordseeküste: Zeit für das Beste - Ralf Johnen - E-Book

Bruckmann Reiseführer Niederländische Nordseeküste: Zeit für das Beste E-Book

Ralf Johnen

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Beschreibung

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos und eine praktische Faltkarte zum Herausnehmen sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub an der niederländischen Nordseeküste. Es ist wie verhext, denn der Wind kommt immer von vorne. Trotzdem lohnt die Radtour durch das bezaubernde nordholländische Dünenreservat. Das und vieles mehr erleben Sie mit diesem Niederlande- und Nordseeküsten-Reiseführer. Schlemmen Sie in Rotterdams Markthalle und spazieren Sie auf Hollands Sand in Vlieland, Europas größter zusammenhängender Sandfläche. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.

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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Das finde ich so verrückt:Sobald das Wetter schön wird in denNiederlanden und draußen alles grün ist,fahren die Menschen ins Ausland.«

Maarten 't Hart

Intensive Farben und ein Gefühl von Unendlichkeit: der Strand von Terschelling

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen an der Nordseeküste

ZEELAND

 1  Zeeuws-Vlaanderen

 2  Hafenstadt Vlissingen

 3  Provinzhauptstadt Middelburg

 4  Mondänes Domburg

 5  Hafenstadt Veere

 6  Einkaufsstadt Goes

 7  Muscheldorf Yerseke

 8  Deltawerke und Neeltje Jans

 9  Ringdorf Renesse

10 Historisches Zierikzee

11 Halbinsel Schouwen-Duiveland

ZUID-HOLLAND

12 Goeree-Overflakkee

13 Futuristisches Rotterdam

14 Kop van Zuid/De Kaap

15 Rotterdam Hafen

16 Delft

17 Monster

18 Den Haag

19 Scheveningen

20 Wassenaar

21 Katwijk und Meijendel

22 Noordwijk

23 Leiden

24 Keukenhof in Lisse

NOORD-HOLLAND UND AMSTERDAM

25 Zandvoort aan Zee

26 Haarlem

27 Amsterdam

28 Amsterdam Noord

29 Der Jordaan

30 Zuid-Kennemerland

31 Die drei Egmonds

32 Bergen

33 Alkmaar

DIE INSELN

34 Den Burg und Süd-Texel

35 De Koog und Nord-Texel

36 Vlieland

37 Terschelling

38 Ameland

39 Schiermonnikoog

DAS IJSSELMEER

40 Enkhuizen

41 Hoorn

42 Volendam

43 Monnickendam und Marken

44 Almere und Flevoland

45 Urk

FRIESLAND UND GRONINGEN

46 Harlingen

47 Franeker

48 Lauwersoog

49 Pieterburen

50 Groningen

REISEINFOS

Die Niederländische Nordseeküste von A bis Z

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Zeelands Küche

Die Sturmflut von 1953

Rotterdams Architektur

Geselliges Amsterdam

Käse

Wandern im Wattenmeer

Abschlussdeich

Elfstädtetour

MEHR ERLEBEN

Eine Woche an der Niederländischen Nordseeküste

Günstig durch die Niederlande

Die Nordseeküste für Kinder und Familien

Ein Tag im Blumenmeer: Den Keukenhof sollte sich kein Urlauber entgehen lassen.

Erhabene Bauten, sanftes Licht: Amsterdam weiß jederzeit Stimmungen zu erzeugen.

Friesisches Stillleben: Unweit der Küste warten altholländische Landschaften.

Dieser Snack geht immer: gewürfelter Käse auf dem Markt in Alkmaar.

»Oranje boven«: Beim Königstag feiern die Niederländer sich und ihre Farben.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

Das Auge isst mit: Die Markthalle von Rotterdam ist ein Fest für alle Sinne.

Deltawerke, Zeeland (S. 60)

Auf dem Sturmwehr der Deltawerke stehen und die Oosterschelde unter sich strömen sehen, hat etwas Erhabenes: Hier spürt der Betrachter die enorme Kraft des Wassers, gegen das sich die Niederländer seit der Sturmflutkatastrophe von 1953 erfolgreich wehren. Gleichzeitig sieht man mit eigenen Augen, zu welchen technischen Wunderwerken Ingenieure fähig sind.

Joggen in Domburg (S. 44)

Auch einen Touristenort wie das zeeländische Domburg kann man (fast) für sich allein haben: Wer an einem Herbstmorgen über den Dünenweg joggt, auf den breiten Strand und das Meer hinunterblickt und sich vom Wind den Kopf lüften lässt, hat seine Alltagssorgen schnell vergessen und zudem für einen entspannten Genusstag vorgesorgt – vielleicht mit einem frisch gebackenen Fischfilet als Krönung?

Markthalle Rotterdam (S. 86)

2015 eröffnet, transportiert die Markthalle ein vor allem aus Südeuropa bekanntes Konzept in die Niederlande: einen überdachten Schlemmertempel, in dem Köstlichkeiten von allen Kontinenten sowie aus dem Meer angeboten werden. Für Architekturfreaks ist das Konstrukt ein großer Wurf. Selten wurde eine gute Idee so kühn umgesetzt.

Modernes Rotterdam (S. 96)

Als Spielwiese für radikale Architektur, Welthafen, Malocherstadt, Schmelztiegel und Heimat experimentierfreudiger Kreativer ist Rotterdam der radikale Gegenentwurf zu allem, was in den Niederlanden sonst Touristen anzieht. Das ideale Ziel also, mal auf Abwegen zu wandern.

Begegnung mit dem Mädchen mit dem Perlenohrring (S. 110)

Der Regierungssitz Den Haag wird chronisch unterschätzt – und das nicht nur, weil die berühmteste Einwohnerin der Stadt Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring ist. Den Haag besitzt zudem mit Scheveningen und Kijkduin gleich zwei Seebäder – und die Straßenzüge der Küstenstadt sind vor allem in der Dämmerung von fast schon entrückter Schönheit.

Effektiver Katastrophenschutz – die beeindruckenden Deltawerke in Zeeland

Wandern im Nationalpark Zuid-Kennemerland (S. 168)

Wandern in jungen und in alten Dünen. Danach ein paar Stunden am Strand verbringen und zu guter Letzt in einem der Strandpavillons von Bloemendaal den Sonnenuntergang mit Fassbier und Bitterballen feiern. So sieht ein perfekter Tag im Nationalpark Zuid-Kennemerland aus. Die Anreise aus Deutschland ist sogar mit dem Zug möglich.

Kneipenbummel in Amsterdam (S. 162)

Abseits der Touristenfallen kann Amsterdam ganz schön ursprünglich sein. Ein Bummel durch die schönsten Kneipen des Grachtengürtels und im Jordaan gibt Besuchern die Gelegenheit zur Ergründung der Amsterdamer Seele – und die ist folkloristischer als viele denken: Wirte greifen zuweilen zum Mikrofon, um die Klänge von Karaokemaschinen zu begleiten. Andernorts darf sich der Gast an den Kölner Karneval erinnert fühlen.

Park Meerwijk in Bergen (S. 176)

Bergen ist durch seine Nähe zum nordholländischen Dünenreservat mit der 53 Meter hohen Düne von Schoorl ohnehin gesegnet. Doch der Ort beheimatet mit Park Meerwijk auch die vielleicht schönste Siedlung der Niederlande. Das Ensemble wurde im Gestus der Amsterdamer Architekturschule errichtet und erinnert daran, dass es seine Vorzüge gehabt hat, beim Häuserbau auf Details zu achten.

Dutch Mountains: Im Nationalpark Kennemerland sind die Dünen 45 Meter hoch.

Schlemmen auf Texel (S. 198)

Texel ist berühmt für sein Lamm, das durch die salzhaltigen Wiesen als vorgesalzen (presalé) gilt. Doch auch der fangfrische Fisch, die Nordseekrabben und lokale Austern haben es zu einigem Ruhm gebracht. Als Begleitung empfiehlt sich das lokale Bier Skuumkoppe, das in der jüngeren Vergangenheit zu einer veritablen Erfolgsgeschichte geworden ist. Höhepunkt des regionalen Schlemmerjahres aber ist Texel culinair, ein Food-Festival in De Koog, bei dem die besten Köche ihre Lieblingsgerichte servieren.

Ein Wochenende im alten Posthuys von Vlieland (S. 204)

Weit entfernt vom einzigen Inseldorf lockt das ehemalige Posthaus mit Ruhe, Komfort und schmackhaftem Essen. Nachts ist es hier so dunkel, dass der Blick zum Sternenhimmel schnell zu einer spirituellen Erfahrung werden kann. Das frisch renovierte Anwesen ist zudem eine ideale Ausgangsbasis für eine lange Wanderung über die gigantischen Sandflächen im Westen dieser fantastischen Insel.

Wattwanderung in Pieterburen (S. 262)

Erfahrene Profis haben es schon auf alle Inseln binnen eines Gezeitenganges gebracht. Touristen können mit der »light«-Version anfangen. Auch wenn die Wanderung durchs Wattenmeer eine glitschige Angelegenheit ist, bleibt sie dennoch eine einzigartige Erfahrung. Gleichzeitig ist die Exkursion eine gute Trainingseinheit, denn die Wanderführer (wadloopers) sind nur schwer zur frühzeitigen Rückkehr aufs Festland zu bewegen.

Lokale Produkte wie Lammfleisch stehen auf Texel weit oben auf dem Speiseplan.

Fisch in Volendam (S. 242)

Ein wenig Kitsch muss hin und wieder sein. Dann bietet sich ein Ausflug in Hollands Vorzeigefischerdorf an, wo das Tragen von Trachten immer noch zum guten Ton gehört. Zumindest wenn Touristen in der Nähe sind. Der Fisch ist vorzüglich. Auf alles andere als Aal, Hering und Kabeljau blicken die Einheimischen jedoch mit Geringschätzung herab – und Krabben halten sie gar für Insekten.

WILLKOMMEN an der Nordseeküste

Makelloser Sandstrand, überraschend weitläufige Dünenlandschaften und traumhaft entrückte Inselwelten. Das macht die niederländische Nordseeküste zu einem herrlichen Ferienrevier. Einzigartig ist die Auswahl an pulsierenden Städten hinter den Deichen, die mit einem historischen Stadtbild und Kulturangeboten von Weltformat locken. Abgerundet wird das Ganze durch eine relativ neue Genusskultur und mannigfaltige Sportmöglichkeiten.

Der Wind bläst unbarmherzig und der Regen peitscht von der Seite. Bald aber reißt der Himmel auf. Jetzt kommt die Sonne durch und verleiht der eben noch grauen Landschaft neue Farben: Die Gischt schäumt weiß, das Wasser der Nordsee changiert in verschiedenen Blautönen. Und während das Land hinter den Dünen immer noch bedrohlich dunkel ist, leuchtet der Sand bereits gleißend hell. Das ist einer dieser Nordseemomente, wie sie in den Niederlanden vor allem im Frühjahr und im Herbst vorkommen. Das Meer ist launisch – und das wirkt sich auf die Küstenlinie aus, deren Länge inklusive Westerschelde und Wattenmeer 523 Kilometer beträgt. Es ist derart temperamentvoll, dass der Kampf gegen das Wasser die Geschichte der Niederlande maßgeblich geprägt hat. Keine Seltenheit aber sind auch Sommertage, an denen nur eine laue Brise bläst. Aus Südwesten, oder besser noch aus Osten. An diesen Tagen, wenn bis weit über das Meer keine Wolke in Sicht ist und die Temperaturen an der 30-Grad-Marke kratzen, kann auch die Nordseeküste eine fast schon tropische Anmutung besitzen. Immer dann scheint das Land geschlossen auszurücken, um sich zwischen Cadzand an der belgischen Grenze und Den Helder an der Nordspitze des Festlands einen Flecken am Strand zu sichern. Ganz Privilegierte zieht es derweil hinaus auf die Westfriesischen Inseln, die auch in der Hochsaison immer eine Aura der Abgeschiedenheit umgibt.

Dank ihrer sehr guten Infrastruktur eignet sich die Nordseeküste perfekt für den Familienurlaub.

Ein Abend im Strandpavillon

Wer es tagsüber nicht ans Meer schafft, der schwingt sich nach Feierabend aufs Fahrrad, um für die kommenden Stunden einen Platz in einem Strandpavillon zu ergattern. Anfangs wenig mehr als Frittenbuden mit Blick auf die Nordsee, haben sich diese in der jüngeren Vergangenheit immer mehr zu den bevorzugten Aufenthaltsorten von Bonvivants gemausert. Nicht nur wenn es warm ist, hängt man hier mit Partner, Freunden oder Familie ab. Doch immer dann ist es ein besonderer Genuss. Serviert werden neuerdings nicht mehr nur Bitterballen und »Patat«, sondern in zunehmendem Maße auch regionale Leckereien von hoher Qualität. Fangfrische Meeräsche etwa, Nordseegarnelen oder Matjes. Texel hat auch Lammschinken im Angebot, in Zeeland schlürft man derweil Austern. Dazu fließt anstelle des allgegenwärtigen Heineken neuerdings immer öfter niederländisches Craft-Beer aus dem Zapfhahn. Oder wenigstens Gerstensaft aus einer der hochwertigen flämischen Brauereien, die weltweit geschätzt werden.

Holländische Spezialität: Das Essen in vielen Strandpavillons wird immer besser.

Meist von einer gläsernen Umrandung geschützt, lässt man es sich in den »Strandpaviljoens« also richtig gut gehen. Gern auch auf Liegestühlen mit sanfter elektronischer Musik zur akustischen Untermalung. Das Ganze kann zum abendfüllenden Programm werden, denn der Sonnenuntergang lässt zur Mittsommernacht auf sich warten: Erst weit nach 22 Uhr endet das Schauspiel auf den Wattenmeerinseln an den längsten Tagen des Jahres.

Gemütlichkeit gehört zu den Schlüsselbegriffen des holländischen Lebensgefühls.

Gekürt mit der Blauen Flagge

Auch für die Tage ist die Infrastruktur nahezu perfekt: Die Strände zwischen Cadzand und den Wattenmeerinseln werden nur von Gewässern unterbrochen. Seien es international geschätzte Segelreviere wie das Grevelingenmeer, die schmaleren Arme des Rheindeltas, durch das in und weit um Rotterdam enorme Wassermassen in die Nordsee fließen, oder die Meerespassagen zwischen den Inseln.

Dabei ist die Qualität des Badewassers fast durchgehend hoch: So hat die Foundation for Environmental Education (FEE) im Jahr 2015 nicht weniger als 59 niederländische Strände mit einer sogenannten Blauen Flagge gekürt. Damit zeichnet die unabhängige, international tätige Umweltorganisation Orte aus, die sowohl über reines und sicheres Schwimmwasser als auch über gute Strände verfügen. In der Saison sind die Publikumsmagneten zudem fast flächendeckend bewacht.

Lebendige Städte im Hinterland

Die breiten Strände, der Blick auf die intakten Dünenlandschaften und die Möglichkeiten zum Schwimmen oder Sonnenbaden sind herrlich, die Auswahlmöglichkeiten zur maritimen Freizeitgestaltung vielseitig. Doch es ist etwas anderes, was einen Urlaub hier so einzigartig macht: An keinem anderen Küstenstreifen der Welt ist die Konzentration ebenso traditionsreicher wie lebendiger Städte so hoch wie im unmittelbaren Hinterland der niederländischen Nordseeküste. Überall sind die Spuren der Vergangenheit greifbar – und damit es nicht einseitig wird, manifestiert sich die moderne Gesellschaft der Gegenwart oftmals nur einen Steinwurf weit entfernt.

Besonders deutlich wird das in den Provinzen Zuid-Holland und Noord-Holland. Zwischen den Küstenorten Hoek van Holland und Bergen aan Zee liegen kaum 100 Kilometer Luftlinie. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann ohne große Umstände einen Ausflug ins hypermoderne Rotterdam planen. In der Stadt schießen überall Wolkenkratzer und andere experimentelle Bauten aus dem Boden, allen voran die bewohnbare Markthalle, die sich stante pede zu einer Touristenattraktion gemausert hat. Ganz nebenbei entdecken die Einheimischen gerade die in Vergessenheit geratenen Hafenviertel neu.

Ein Regierungssitz mit zwei Badeorten

Ein paar Kilometer weiter nördlich lockt das malerische Delft mit seinen schiefen Kirchtürmen und einem mittelalterlichen Stadtbild. Von hier aus ist es bis ins mondäne Den Haag so nah, dass eine Straßenbahn zwischen beiden Städten pendelt. Der Regierungssitz ist besonders attraktiv, weil er mit Scheveningen und dem weniger bekannten Kijkduin gleich über zwei Badeorte verfügt. Zudem hat sich Den Haag in der jüngeren Vergangenheit zu einer lebendigen Metropole mit einer bemerkenswerten Gastro-Szene gemausert. Trotz ihrer mittlerweile vorhandenen Skyline hat sie aber ihren fast schon altertümlich vornehmen Charme behalten.

Während sich an der Küste nördlich von Den Haag das Dünenreservat Meijendel ausbreitet, befinden sich im Hinterland mit Leiden und Haarlem zwei Mittelstädte, die ihre Blütezeit im goldenen niederländischen Jahrhundert (dem 17.!) erlebt haben. Den von der Kolonialisierung gespeisten Reichtum dieser Epoche sieht man dem Stadtbild bis heute an. Sowohl Haarlem als auch Leiden besitzen zauberhafte Refugien, denn kaum irgendwo ist das typisch niederländische »hofje« in solch großer Vielfalt erhalten. Die Wohnanlagen gelten als Vorläufer des sozialen Wohnungsbaus und von Altersheimen. Meistens verbergen sie sich hinter recht unauffälligen Portalen.

Strandkultur einmal anders: Das Frans-Hals-Museum befindet sich in Küstennähe.

Hauptstadt der Romantiker: Auch Amsterdam ist von der Küste gut erreichbar.

Schön wie Amsterdam – nur ohne Touristen

Auch sonst müssen sich Haarlem und Leiden nicht hinter Amsterdam verstecken. Anders als in der geschäftigen Metropole hält sich der Touristenandrang jedoch in Grenzen. Ja, an lauen Sommerabenden kann man sich als Besucher noch mit einiger Leichtigkeit in eine andere Zeit zurückversetzt fühlen – so unverändert scheint das Stadtbild, wenn die Glocken der Kirchtürme von vorgerückten Stunden künden und sich das warme gelbe Licht der Wohnzimmer und Straßenlaternen im Wasser der Grachten spiegelt.

Zeitlos schön und immer wieder spannend: Amsterdam

Amsterdam selbst ist trotz seiner Popularität jedes Mal wieder eine Sensation – auch beim hundertsten Besuch gibt es neue Attraktionen zu besichtigen und alte wiederzuentdecken. Wer das Rotlichtviertel, das Leidse Plein, den Bahnhof und die anderen Hochburgen des Trubels meidet, findet eine immer noch überraschend authentische Weltstadt vor, die hinter den Fassaden der windschiefen Häuser und in den engen Gassen so manches Geheimnis wahrt. Die Top-Museen der Stadt, also das Rijksmuseum, das Van-Gogh und das Stedelijk, zeigen sich derweil allesamt in neuem Glanz. Dort allerdings ist frühes Aufstehen angesagt, da die beiden erstgenannten Ausstellungshäuser dem Andrang kaum noch gewachsen sind.

Während Amsterdam immer gut für einen Tagesausflug ist und auch nach einer Woche nicht langweilig wird, mag man sich die Frage stellen, inwieweit die Stadt überhaupt an der Nordseeküste liegt. Dabei gerät man unweigerlich ins Philosophieren. Bei der Beantwortung hilft ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit, schließlich fußt der Reichtum der Stadt auf Handel und Seefahrt. Ihr Hafen war ursprünglich über die Zuiderzee mit dem offenen Meer verbunden. Diese aber versandete zusehends. So wurde 1876 in Form des Nordseekanals nach Ijmuiden eine direkte Zufahrt hergestellt.

Das Jahrhundertprojekt Afsluitdijk

Spätestens 1932 aber hat die Diskussion eine neue Dimension angenommen, als der Afsluitdijk (Abschlussdeich) die Zuiderzee endgültig von der Nordsee abgetrennt hat. Zu groß schien den Niederländern das Risiko einer Sturmflut, als dass sie dem nunmehr technisch möglichen Deichbau weiter widerstehen konnten. Das Gewässer, über das die Amsterdamer Seeleute einst die Weltmeere erkundet haben, wird seitdem Ijsselmeer genannt, weil frisches Wasser jetzt nur noch aus dem gleichnamigen Seitenarm des Rheins zufließt. Die stets gefürchtete Zuiderzee war vom einen auf den anderen Tag gezähmt. Heute erfreut sie die Urlauber als bevorzugtes Revier für Wassersport aller Arten. Vor allem Segler aus deutschen Landen können sich kaum etwas Besseres vorstellen.

Vom Seehafen zum Binnenhafen

Für die betroffenen Orte waren die Folgen des Eingriffs schwerwiegend: Einst mächtige Seehäfen wie Hoorn, Enkhuizen oder Volendam wurden über Nacht zu Binnenhäfen degradiert. Noch dramatischer waren die Eingriffe für Inseln wie Urk oder Marken, die durch Einpolderung beziehungsweise Deichbau heute ans Festland angebunden sind. Nicht wenige Bewohner kämpfen daher mit einem Identifikationsproblem. Alle genannten Orte aber haben sich bis heute ihren Zauber und ihre Traditionen bewahrt, weshalb wir uns entschieden haben, die Frage ihrer Nordseeküstenzugehörigkeit für dieses Buch mit ja zu beantworten.

Das Wattenmeer bleibt unberührt

Hätten sich die ersten Pläne zur Eindämmung der Zuiderzee durchgesetzt, wäre dies übrigens auch für Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog nicht ohne gravierende Folgen geblieben. Ursprünglich nämlich wollten Ingenieure die Inseln in Form von Deichen untereinander und zudem an den Außenlinien mit dem Festland verbinden. Dazu ist es jedoch nie gekommen – zum Glück, denn das einzigartige Wattenmeer wäre auf diese Weise zerstört worden.

Weltnaturerbe: Das Wattenmeer ist eine einzigartige Landschaft.

Davon abgesehen wäre ein solcher Eingriff auch zu Lasten des individuellen Charakters der bewohnten Nordseeinseln gegangen. Dieser nämlich ist auch im stromlinienförmigen 21. Jahrhundert ziemlich ausgeprägt. Die Unterstellung, dass fünf Reisen auf die Inseln ebenso viele unterschiedliche Erlebnisse zurücklassen, darf ohne Einschränkung bejaht werden: Jedes einzelne Eiland ist einen längeren Aufenthalt wert. Insel-Hopping unterdessen ist im Wattenmeer lediglich im Sommer möglich. Die meisten Besucher streben den schnellen Wechsel auch gar nicht an. Sie lassen sich nicht auf eine Insel schippern, um so schnell wie möglich auf die nächste zu gelangen.

Nur noch Show – dennoch ist der Käsemarkt von Alkmaar für Touristen ein Muss.

Domburg und Renesse: Lieblingsdestinationen der Deutschen

Weniger abgeschieden als die Westfriesischen Inseln sind die Ferienorte in Zeeland, die besonders viele deutsche Urlauber anziehen. Domburg oder Renesse gehören zu den Standardantworten, wenn man sich in den Ballungszentren Nordrhein-Westfalens nach den bevorzugten Destinationen für einen Wochenendtrip umhört. Auch hier sind die Strände makellos und viele Traditionen lebendig. Aber auch hier hat der Bau von imposanten Wasserschutzanlagen wie den Deltawerken die Landschaft nachhaltig verändert.

Nicht immer übrigens geht die Trennung der Urlaubsgebiete an den Küsten von den dahinterliegenden Lebensräumen völlig geräuschlos vonstatten. Badeorte wie Ouddorp oder Hoek van Holland sind so nah am Hafen von Rotterdam gelegen, dass der Blick schon mal auf Kräne oder Raffinerien fällt. Gleiches gilt für den Nationalpark Zuid-Kennemerland und das Dünenschutzgebiet Noord-Holland, die fast nahtlos in die petrochemischen Anlagen von Ijmuiden übergehen.

Urlaub in der Randstad

Bei aller Euphorie darf der Urlauber eben nicht vergessen, dass sich in gedachten Linien zwischen Rotterdam, Den Haag, Amsterdam und Utrecht die sogenannte Randstad ausbreitet. So bezeichnen die Niederländer ihren hoch entwickelten Ballungsraum, der die Heimat von rund acht Millionen Menschen ist. Die Rollen sind klar verteilt: Während der Hafen von Rotterdam mit den angegliederten Industrieanlagen der wirtschaftliche Motor der Region ist, dient Den Haag als Verwaltungszentrum und als Ort der politischen Entscheidungen. Amsterdam derweil ist Finanzstandort, Dienstleistungskapitale und Touristenmagnet.

In der Mitte befindet sich derweil das »groene hart«. So nennen die Niederländer die verbliebenen Naherholungsräume und Freiflächen – wobei das »grüne Herz« nicht selten ziemlich bunt ist. Zwischen den Städten nämlich befindet sich auch der »bollenstreek«. Auf den endlosen Feldern gedeihen im Frühjahr Millionen von Tulpen und anderen Zierblumen, was vor allem eine Radtour zu einem unvergesslich sinnlichen Erlebnis werden lässt.

Landwirtschaft nur noch Nebensache

Obwohl die Niederlande ganz Europa nicht nur mit Blumen, sondern auch mit Tomaten, Gurken, Paprika, Butter und Käse zu überschwemmen scheinen, macht die Landwirtschaft nur noch 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Das verrät im Umkehrschluss einiges über die Macht der anderen Wirtschaftszweige, von denen 24,9 Prozent auf die Industrie und erstaunliche 72,6 Prozent auf den Dienstleistungssektor fallen. Auch der Tourismus ist für das ebenso kleine wie rohstoffarme Land eine wichtige Einnahmequelle. Im Jahr 2015 etwa haben rund 14 Millionen Menschen die Niederlande besucht, wobei die Deutschen mit mehr als vier Millionen das mit Abstand größte Kontingent gestellt haben. Bemerkenswert dabei ist, wie sich in der jüngeren Vergangenheit das Bild vom großen Nachbarn gewandelt hat.

Wo andere Urlaub machen: Die Niederländer lieben die Nähe zu ihren Stränden.

Bis in die 1990er-Jahre waren die Deutschen in den Niederlanden nicht sonderlich gern gesehen. Das lag auch, aber nicht nur an der Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Der piefige Nachbar wurde zwischen Maastricht und Groningen abfällig als »mof« bezeichnet, als Wischmopp also, für den Reinlichkeit oberstes Gebot war. Das ließ sich mit dem liberalen, freigeistigen Selbstbild der Holländer nur schwer vereinbaren.

Ein Bier in der Kirche – das ist in der Jopen-Brauerei in Haarlem Alltag.

Ein neues Bild vom großen Nachbarn

Heute hat sich das grundlegend gewandelt: Anders als noch vor 20, 30 Jahren gelten die (meisten) deutschen Besucher als freundlich, modern und liberal. Eigenschaften, die den einst sehr fortschrittlichen Niederlanden zu ihrem Leidwesen mehr und mehr abhanden gekommen sind. Zu groß waren die gesellschaftlichen Veränderungen in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten. Zwar wird es immer noch nicht gern gesehen, wenn Limousinen mit schwarzweißen Nummernschildern auf den dicht befahrenen Autobahnen drängeln oder Fahrer die Lichthupen aggressiv betätigen. Auch rümpft die Bedienung in der Strandbar die Nase, wenn ein Gast dort im vermeintlichen Befehlston die Worte »Ich bekomme zwei Bier!« ausspricht. Generell aber sind Deutsche gerade bei jüngeren Stadtbewohnern sehr willkommen, seitdem die Niederländer immer öfter in die Partymetropole Berlin oder ins »bergige« Sauerland reisen – und seitdem beim großen Nachbarn die Losung »Refugees welcome« gilt.

Respekt vor der »Mannschaft«

Sogar beim Fußball gelten inzwischen unerwartete Sympathien. Nach dem vermeintlichen Rumpelfußball der 1980er- und 1990er-Jahre hat man in einem Zeitalter, das von höchst wechselhaften Auftritten der eigenen »oranjes« geprägt ist, Respekt vor dem Offensivfußball der »Mannschaft«, wie man in den Niederlanden schon lange sagt. Langjährige Kritiker erkennen die Weiterentwicklung als Leistung an – sogar wenn es zu eigenen Lasten geht. Auch das gehört zu den Tugenden der Niederländer.

Die gegenseitige Wertschätzung führt zuweilen auch zu komischen Situationen. Wenn sich Deutsche des Niederländischen mächtig erweisen, wird ihnen dennoch häufig in ihrer eigenen Sprache geantwortet – schließlich möchte man die eigenen Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellen. Wer als Deutscher hingegen kein Holländisch spricht, weicht gern ins Englische aus, weil man dem Gastgeber nicht seine eigene Sprache aufdrängen möchte. So lässt es sich kunstvoll aneinander vorbeikommunizieren.

»Uitwaaien« im Herbst und Winter

Zu Begegnungen kommt es unterdessen täglich, denn die Nordseeküste ist zum Ganzjahresreiseziel avanciert. Im Fall von Regen und Sturm gilt nun auch für Touristen das bekannte Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur ungeeignete Kleidung. Ein Strandspaziergang kann aber gerade dann Spaß machen. »Uitwaaien« nennen die Niederlande dies. Fähigkeit und Willen, sich mal ordentlich durchpusten zu lassen, haben sie zur Kunstform erhoben.

Kultur pur

Das lässt sich übrigens hervorragend kombinieren mit einem Kulturprogramm, zumal das diesbezügliche Angebot überwältigend ist: In Amsterdam locken Weltklassemuseen wie das Rijksmuseum und das Van Gogh-Museum sowie das renommierte Concertgebouw. Im Mauritshuis in Den Haag wartet Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring auf eine persönliche Begegnung, Freunde moderner Kunst kommen im Gemeentemuseum auf ihre Kosten. Rotterdam schließlich beherbergt neben dem weithin geschätzten Museum Boijmans Van Beuningen auch das angesagte Witte de With.

Die kleineren Städte verstecken ihre Schätze aus der Vergangenheit ebenso wenig: Haarlem kann sich damit brüsten, das Frans-Hals-Museum sein Eigen zu nennen, in Leiden gewährt die Lakenhal Einblicke in die Kunstgeschichte und Delft glänzt mit De Porceleyne Fles, wo Historie und Gegenwart des Delfter Blau anschaulich vor Augen geführt werden. Alkmaar schließlich wartet mit einem Kuriosum auf: einem Beatles-Museum.

Die eigentlichen Attraktionen sind kostenlos

Das formidable Angebot aber sollte den Blick nicht auf die eigentlichen Kulturattraktionen verstellen – und die kosten nicht einmal Eintritt: Die prächtigen Städte, die über viele Jahrhunderte hinweg gewachsen und fast durch die Bank sehr gut erhalten sind, dürfen als Gesamtkunstwerke verstanden werden. Hier kann der Besucher mehr schwelgerische Stunden verbringen als in jedem Museum der Welt.

Dauerbrenner in der Fast-Food-Hitparade: Kibbeling

Junkfood und Sterneküche

Zu einem Augenöffner hat sich auch die niederländische Küche gemausert. Zwar werden Touristen an Stränden und in Ferienorten immer noch vielerorts mit Fritten, Frikandel, Kroketten und Kibbeling (frittierter Fisch) abgefüttert, doch dabei handelt es sich um eine freiwillige Entscheidung des Konsumenten. Parallel zum holländischen Junkfood hat sich eine gehobene Essenskultur entwickelt, ja, die Vielzahl ambitionierter Restaurants ist kaum noch zu überschauen. Allein Amsterdam zählt aktuell 15 Lokale mit wenigstens einem Michelin-Stern. Rotterdam kommt auf zehn, wovon drei mit gleich zwei Sternen dekoriert sind. Zum Vergleich: Berlin, das etwa doppelt so viele Einwohner wie beide Städte zusammen zählt, bringt es auf 18 Sterneküchen. Zahlreiche hervorragende Häuser sind in diesem Buch aufgeführt. In der Breite wird die Qualität sowohl in den Städten als auch auf dem Lande immer besser. Bestes Beispiel sind die bereits erwähnten Strandpavillons, in denen der Aufenthalt auch vom hedonistischen Standpunkt des Genießers großen Spaß macht.

Die Alleinherrschaft von Heineken ist Geschichte

Neuerdings machen die Niederländer sogar auf einem Terrain Fortschritte, wo sie gegen ihre beiden Nachbarländer historisch nie eine Chance hatten: Bier. Vorbei sind die Zeiten, da sich die Massen mit süßlichen Industriebieren begnügt haben. Heute ist handgemachter Gerstensaft mit komplexen Aromastrukturen angesagt. Der Verband der Kleinbrauer konnte 2015 gar mit der Information auftrumpfen, dass die Niederlande mit 312 Brauereien die Zahl der belgischen Produktionsstätten überholt haben. Die Nachbarn im Süden bringen es auf 263.

Kleiner und nicht so überlaufen. Ansonsten ist Haarlem genau wie Amsterdam.

Konfessionelle Trennlinie

Ein signifikanter Wandel der Gesellschaft macht sich auch in einem anderen Punkt fest: Noch vor wenigen Generationen waren die Niederländer ein ziemlich gläubiges Volk, in dem die großen Flüsse eine unsichtbare konfessionelle Trennlinie gebildet haben: Nördlich von Maas sowie den Rheinarmen Waal und Lek lebten überwiegend Protestanten, südlich fast ausnahmslos Katholiken. Während die Nordlichter eher für Enthaltsamkeit und Bescheidenheit standen, war man im Süden stets der burgundischen Lebensfreude zugeneigt.

Entweihte Kirchen und ein Bibelgürtel

Heute sind viele ehemalige Gotteshäuser entweiht und einer neuen Nutzung zugeführt. Eine Transformation, bei der sich der landestypische Pragmatismus gegen die Bedenkenträger durchgesetzt hat. Konzertsäle, Hotels, Restaurants und Geschäfte gehören zu den Nachmietern, an die man sich bereitwillig gewöhnt hat. Frei nach dem Motto: Eine sinnvolle Nachnutzung ist immer noch besser als ein verfallenes Kirchenbauwerk.

Frikandel war früher – heute wissen die Niederländer zu schlemmen.

Der Trend zum Atheismus aber ist keineswegs gleichbedeutend damit, dass die Religion überall ausgedient hätte: Rund um besagte Flüsse findet sich auch heute noch eine Art niederländischer Bibelgürtel, in dem zutiefst gläubige Menschen leben. Bestes Beispiel ist das Dorf Ouddorp auf der Insel Goeree-Overflakkee, wo es zum Glauben der (tonangebenden) Wiederhergestellten Reformierten Kirche gehört, dass alle Individuen grundsätzlich während ihres Lebens sündigen und somit die ewige Strafe in der Hölle verdienen.

Eine beispiellose Immigrationswelle

Auch bezüglich der Bevölkerungsstruktur sind die Veränderungen immens. So hat in den ausklingenden 1960er-Jahren eine Immigrationswelle eingesetzt, die sich seitdem kaum mehr abgeschwächt hat. Bei einer Gesamtbevölkerung von rund 17 Millionen haben 3,6 Millionen Menschen mindestens einen nichtniederländischen Elternteil. Bei zwei Millionen Einwohnern stammt wenigstens ein Elternteil nicht aus Europa. Die größten Gruppen stellen Migranten aus der Türkei, Marokko und – kolonialhistorisch bedingt – Indonesien mit jeweils zwischen 375 000 und 400 000 Personen, dicht gefolgt von den Deutschen mit 369 000.

Reiher wissen ruhige Ecken zu schätzen – auch Störche sind keine Seltenheit.

Das ist nicht ohne Folgen geblieben: In fast allen größeren Städten sind in den vergangenen 50 Jahren regelrechte Parallelgesellschaften entstanden, in denen sich kaum noch ein Niederländer blicken lässt. Zwar hat es bis ins 21. Jahrhundert gedauert, ehe die einst unerschütterlich liberale Fassade der Niederländer angesichts der anhaltenden Zuwanderung Risse bekam, seitdem aber feiern Populisten wie Geert Wilders Erfolge. Für die arrivierten Parteien war dies ein Weckruf, vor langer Zeit eingeschlagene Richtungen neu zu überdenken.

Optimismus für das Land der Deiche und Polder

Der Ausgang ist vorerst ungewiss. Doch in einem kleinen Land, das sich nicht von der Nordsee hat einschüchtern lassen, sondern stattdessen Deiche und Polder gebaut hat, um in der Folge in die Top 20 der wichtigsten Volkswirtschaften aufzusteigen, in solch einem Land darf ein wenig Optimismus angebracht erscheinen.

Intakte Natur

Was die Konservierung der Natur betrifft, ist das an der Nordseeküste überraschend gut gelungen. Strände und Dünen sind überall intakt, wirkliche Schönheitsfehler auf die hochindustrialisierten Hafeneinfahrten der Metropolen beschränkt.

In den Schutzgebieten kann sich die typische Vegetation der Region behaupten: Sanddorn, Weinrose oder Strandrauke. Das Wattenmeer bietet derweil Zugvögeln, Muschelarten, Wattschnecken und Schlickwürmern eine Heimat. Und die Robbenpopulation hat sich so weit erholt, dass allein zwischen Texel und Schiermonnikoog wieder um die 8000 Tiere gezählt werden. Sie sind so zahlreich, dass die Veranstalter von Ausflügen Sichtungsgarantien aussprechen. Nicht nur deshalb hat ein Urlaub an der niederländischen Nordseeküste beste Aussichten, ein unvergessliches Erlebnis zu werden.

Steckbrief Niederländische Nordseeküste

Lage: Der südlichste und zugleich westlichste Ort ist Cadzand an der belgischen Grenze, er befindet sich ziemlich genau auf der Höhe von Duisburg. Der nördlichste Ort ist Schiermonnikoog auf der Höhe von Hamburg. Die niederländische Nordseeküste grenzt zwischen Delfzijl und Emden an deutsches Territorium.

Höhe: Die Küste befindet sich logischerweise auf Höhe des Meeresspiegels. Der niedrigste Punkt liegt mit 6,76 m jedoch deutlich darunter: in Nieuwenkerk a/d Ijssel zwischen Rotterdam und Gouda. Der höchste Punkt der Küste ist die Düne von Schoorl mit 53 m.

Länge: Die Küstenlänge wird meist mit 451 km angegeben. Je nachdem, ob und wie die Ufer der Schelde, das Ijsselmeer sowie die Wattenmeerküste mitgezählt werden, variieren die Angaben.

Einwohner: In den Niederlanden lebten 2015 etwa 16,9 Mio. Menschen. Davon haben 3,66 Mio. mindestens einen Elternteil, der nicht im Land geboren ist. 1,8 Mio. Menschen stammen nicht aus Europa. Die durchschnittliche Haushaltsgröße beläuft sich 2,18 Personen. Das Zentralamt für Statistik (CBS) rechnet bis 2050 mit einem Wachstum auf knapp über 18 Mio.

Küstenprovinzen: 6 (Zeeland, Zuid-Holland, Noord-Holland, Friesland, Groningen, Flevoland)

Wirtschaft: Die Küstenlandschaft ist hochgradig divers, jedem Quadratmeter kommt eine Nutzung zu. Die Niederlande sind eine Dienstleistungsgesellschaft mit rund 25 % Industrieanteil. Landwirtschaft und Fischerei sind zwar sehr präsent, machen aber nur 2,5 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Mit fast 16 Mio. Besuchern pro Jahr ist der Tourismus in den gesamten Niederlanden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Quellland Nummer 1 ist mit großem Vorsprung Deutschland: Über 4,5 Mio. Besucher reisen pro Jahr ins Nachbarland.

Kultur: Die Anzahl der Museen belief sich Ende 2014 auf 913. Mit 158 zählt Noord-Holland die meisten, allein Amsterdam besitzt 51 Museen. Rotterdam, Amsterdam und Den Haag verfügen zudem über Residenzorchester.

Strandhütten sind der letzte Schrei. In manchen kann man sogar schlafen.

Geschichte im Überblick

57 v. Chr. Die Römer erobern die Gebiete, die heute die Südhälfte der Niederlande ausmachen. Ihr Territorium erstreckte sich von Castra Herculis (Arnhem) über Traiectum (Utrecht) bis nach Lugdunum Batavorum (beim heutigen Katwijk aan Zee).

810 Dänische Wikinger erobern die heutigen Westfriesischen Inseln und dringen später bis ins heutige Limburg vor.

1000 Unter dem abnehmenden Einfluss Lothringens entsteht neben unabhängigen Grafschaften wie Limburg, Brabant und Geldern auch das Bistum Utrecht.

1200 Mit der Besiedlung der Amstel-Ufer beginnt die Geschichte Amsterdams.

1363–1477 Weite Teile der heutigen Niederlande fallen an Burgund.

Ab 1477 Durch die Ehe von Maria von Burgund und Maximilian I. von Österreich fallen die Niederlande an die Habsburger. Der in Gent geborene Kaiser Karl V. weitet später die Macht bis nach Friesland und Groningen aus.

1556 Nachdem Karl V. abgedankt hat, übernimmt dessen Sohn Phillip II. das Zepter. Im spanischen Valladolid geboren, findet dieser wenig Zugang zu den Niederlanden. Im Gegenteil: Er macht sich durch hohe Abgaben unbeliebt, wird für Hunger verantwortlich gemacht und beginnt mit der Verfolgung der immer zahlreicher werdenden Calvinisten.

1568 Mit der Schlacht von Heiligerlee in der heutigen Provinz Groningen beginnt am 23. Mai der 80-jährige Krieg zwischen den Niederlanden und Spanien.

1572 Wilhelm von Oranien erhält von den Provinzen Holland und Zeeland den Oberbefehl zur Befreiung von den Spaniern. Er konvertiert ein Jahr darauf zum Calvinismus, wird sich aber Zeit seines Lebens für religiöse Toleranz einsetzen.

1581 Die nördlichen Niederlande sagen sich von Spanien los. Drei Jahre später wird Wilhelm von Oranien in Delft ermordet. Sein liberaler Geist bleibt Vorbild für die Niederländer, die ihm bis heute in der Nationalhymne (dem »Wilhelmus«) huldigen.

Ab 1600 Die Niederlande werden zu einer führenden Seehandelsmacht. Die Vereinigte Ostindische Kompanie sorgt ab 1602 für einen enormen Wohlstand, 1621 kommen Erlöse der Westindischen Kompanie hinzu. Vor Ort wüten beide ohne Rücksicht auf Verluste. Daheim ist derweil das Goldene Jahrhundert in vollem Gange. Viele Schiffe verlassen die Niederlande aus Amsterdam über die Zuiderzee mit einem Zwischenstopp auf den Wattenmeerinseln. Der wirtschaftliche Reichtum geht mit einer bislang ungekannten kulturellen Blütephase einher. Höhepunkt ist das Jahr 1642, als Rembrandt seine Nachtwache vollendet.

1648 Durch den Westfälischen Frieden wird in Münster und Osnabrück der Unabhängigkeitskampf der Niederlande auch formell beendet. Dennoch nimmt wenig später die Macht ab, da England aus bewaffneten Auseinandersetzungen zu See als Sieger hervorgeht und zudem auch wirtschaftlich rasch an Einfluss gewinnt.

1795 Französische Truppen besetzen die Niederlande. Napoleon macht seinen Bruder Louis 1806 zum König von Holland. Als dieser 1810 abdankt, fallen die Niederlande an Frankreich. Nach der Schlacht von Waterloo wird Wilhelm II. von Oranien neuer Herrscher im Vereinigten Königreich der Niederlande, zu denen auch die flämischen Provinzen gehören.

1848 Die Niederlande werden zur Konstitutionellen Monarchie. Die rasante Industrialisierung bringt eine neue Welle des Wohlstands.

1914 Während des Ersten Weltkriegs bleiben die Niederlande neutral.

1932 Der Abschlussdeich wird fertig gestellt. Damit mutiert die einst gefürchtete Zuiderzee zum Süßwassersee. Später werden große Teile als Polder trockengelegt. Die enorme Ingenieursleistung ermöglicht den Bau von Städten wie Lelystad und Almere.

1940 Am 10. Mai beginnt der Überfall der Deutschen auf Rotterdam. Fast die gesamte Stadt wird zerstört, binnen fünf Tagen ist der Widerstand der Niederlande gebrochen. Tiefpunkt wird der Winter 1944/45, der als Hungerwinter in die Geschichte eingeht. Mehr als 20 000 Menschen sterben.

1945 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzt sich eine Gruppe von 120 SS-Offizieren nach Schiermonnikoog ab, die erst am 11. Juni abgeführt wird.

1953 Bei der großen Flutkatastrophe sterben 1835 Menschen. Besonders stark betroffen ist die Provinz Zeeland, wo man später den Bau von Schutzwällen wie dem Deltawerk veranlasst.

1988 Die Niederlande werden Fußball-Europameister.

1992 Der Vertrag von Maastricht wird unterzeichnet.

2004 Nachdem 2002 der Rechtspopulist Pim Fortuyn das erste Attentat auf einen Politiker seit mehr als 300 Jahren nicht überlebt, wird in Amsterdam der antiislamische Filmemacher Theo van Gogh ermordet.

2013 Königin Beatrix dankt ab, ihr Sohn Willem-Alexander besteigt den Thron.

2014 In weiten Teilen der Niederlande formiert sich Protest gegen die großen Offshore-Windparks, mit deren Hilfe die Energiewende vollzogen werden soll.

2017 Die politische Landschaft in den Niederlanden wird bei den Wahlen immer zerklüfteter. Erst nach sechs Monaten der Verhandlungen kommt eine Vierparteienkoalition aus VVD (Konservativ-Liberale), D66 (Linksliberale), CDA (Christdemokraten) und Christenunie (christliche Konservative) zustande.

EINE WOCHE AN DER KÜSTE

1. TAG

ENTSPANNTE ANKUNFT IN DOMBURG

Das in der Provinz Zeeland gelegene Dorf war im frühen 19. Jahrhundert eine Art Prototyp für den Touristenort der Zukunft. Heute lockt Domburg mit seinen breiten Stränden und dem gemütlichen Dorfkern Besucher vor allem aus Deutschland an. Noch vor 100 Jahren aber waren es die Künstler, die hierhin gekommen sind – wegen des unvergleichlichen Lichts. Zusätzlich zu einem ersten Bad im Meer kann der Besucher sich in der Kunst des Promenierens üben – bei Interesse auch auf den Spuren Piet Mondrians, der hier Inspiration für sein Frühwerk gefunden hat. Übernachtung vor Ort.

2. TAG

DOMBURG–ROTTERDAM (ETWA 100 KILOMETER)

Auf dem Weg nach Norden Zwischenstation bei den Deltawerken und Neeltje Jans. Nach der epochalen Sturmflut von 1953 haben die Niederländer Schutzanlagen von bis dahin ungekannten Ausmaßen angelegt. Die Oosterschelde etwa wird heute durch die Deltawerke von der Nordsee getrennt. Durch den Schutzwall ist das Risiko einer erneuten Sturmflut erheblich gesunken. Im Dokumentationszentrum Neeltje Jans wird die Geschichte nachgezeichnet – aber auch der Nutzen des Wassers erläutert. Auf der Insel Schouwen-Duiveland wartet mit Renesse der nächste Hotspot für Urlauber. Interessanter aber ist Ouddorp auf dem Nachbareiland Goeree-Overflakkee, weil hier Badeort und altniederländische Kultur zusammenfallen. Der Ort ist streng religiös und fest in der Hand der Wiederhergestellten Reformierten Kirche. Übernachtung in einem der coolen Hotels von Rotterdam.

3. TAG

ROTTERDAM–SCHEVENINGEN (ETWA 30 KILOMETER)

Die Hafenstadt entwickelt sich rasant zu einer pulsierenden Metropole mit gewagter Architektur und einer lebendigen Kulturszene. Eine Hafenrundfahrt ist ebenso Pflichtprogramm wie der Besuch von De Kaap, dem zurzeit spannendsten Stadtteil. Die Fahrt nach Scheveningen dauert nicht länger als eine halbe Stunde. Im einstigen Fischerdorf sind die Möglichkeiten vielfältig: Neben Strand, Meer und Pavillons steht eine Radtour durch die Dünen zur Auswahl. Am Hafen können Foodies zwischen traditionellen Fischlokalen und schicken Yuppie-Restaurants wählen. Auch eine Straßenbahnfahrt ins nahe Zentrum von Den Haag hat nicht zu vernachlässigende Reize. Übernachtung vor Ort.

4. TAG

SCHEVENINGEN–ZANDVOORT (ETWA 60 KILOMETER)

Ein Abstecher in die Universitätsstadt Leiden führt weit zurück in die Vergangenheit. Hier hat Rembrandt das Licht der Welt erblickt und hier ist das Stadtbild mit Grachten und Giebelhäusern noch intakt. Die Anzahl der Touristen aber hält sich in Grenzen, was für intime nostalgische Erlebnisse bürgt. Diese sind in Zandvoort aan Zee eher die Ausnahme. Das Städtchen ist die bevorzugte Kurzurlaubsdestination der Amsterdamer – und bei gutem Wetter entsprechend überlaufen. Ein entscheidender Pluspunkt jedoch ist die Lage am Rande des Nationalparks Zuid-Kennemerland. Hier sind Strand, Dünen und Hinterland noch weitgehend unberührt. Ein Traum.

5. TAG

ZANDVOORT–AMSTERDAM (ETWA 20 KILOMETER)

Bei keinem Roadtrip durch die Niederlande darf Amsterdam fehlen. Die Hauptstadt liegt zwar technisch gesehen nicht direkt am Meer, doch der rege Schiffsverkehr zeugt von einer unmittelbaren Nähe. Die Grachtenrundfahrt mag dem Individualisten leicht kitschig vorkommen, doch lange Gesichter sind bei den Passagieren nie zu sehen. Zu bezaubernd sind die Giebelhäuser des Grachtengürtels, zu melancholisch ist das Licht vor allem in der blauen Stunde. Die Museen genießen zwar zu Recht Weltruf, doch dem Tagesbesucher sei eher ein zielloser Spaziergang ans Herz gelegt. Die ideale Belohnung für die Mühen des Tages ist ein Kneipenbummel durch den Jordaan. Hier begegnen neugierige Besucher der Seele dieses Gesamtkunstwerks von Stadt – und die ist erstaunlich folkloristisch.

6. TAG

AMSTERDAM–DEN BURG, TEXEL (ETWA 120 KILOMETER ZUZÜGLICH FÄHRE)

Nach so viel kapriziöser Schönheit darf es wieder etwas rustikaler zugehen. Also auf nach Volendam, noch so ein merkwürdiges niederländisches Dorf. Einst am offenen Meer der Zuiderzee gelegen, fristet man nunmehr ein Dasein an einem Binnenmeer, das sich Ijsselmeer nennt. Die Bewohner jedoch sind ungebrochen stolz auf ihre pittoreske Heimat, was sie durch das Tragen althergebrachter Trachten zum Ausdruck bringen. Nach einem Snack aus dem Meer geht es am frühen Nachmittag zur Spitze des Festlands nach Den Helder. Hier wartet die Fähre zur größten niederländischen Wattenmeerinsel: Texel. Schon nach wenigen Minuten manifestiert sich das Inselgefühl, denn alles scheint ruhiger und weiter zu sein. Ein paar Tipps für die Insel im Schnelldurchgang: der malerische Hafen von Oudeschild. Vorgesalzenes Lamm in einem der Restaurants von Den Hoorn, De Koog oder Den Burg. Ein Spaziergang im Naturschutzgebiet De Slufter, in das sich die Nordsee gelegentlich tief eingräbt. Besuch und Besteigung des knallroten Leuchtturms. Und natürlich eine kleine Exkursion zu den beliebtesten Wattbewohnern, den Seehunden.

7. TAG

FAHRRADTOUR DURCH NORD-TEXEL

Die Dünen von De Koog – Wer sein Velo noch nicht an der Fährstation angemietet hat, holt dies bei einer der vielen Verleihstationen in De Koog nach (z. B. bei Fietsverhuur De Koog, Brink 6, www.fietsverhuurdekoog.nl). Nun wartet sogleich die schwerste Prüfung: die Erklimmung der ortseigenen Dünen – bei Gegenwind, der in den Niederlanden bekanntlich immer herrscht, eine Herausforderung.

De Slufter – Nach der Abfahrt von den Dünen den Boodtlaan in Richtung Nordosten nehmen. Später heißt die Straße Ruigendijk. Schräg gegenüber des Maaikeduinweg biegt ein Radweg nach Norden ab (Zanddijk). Am Café-Restaurant »De Slufter« die Räder parken. Von hier führt ein Fußweg in das großartige Naturschutzgebiet.

Leuchtturm De Cocksdorp – Nun durch die Dünen und vorbei am Landal-Ferienpark immer weiter Richtung Norden fahren. Schon bald ist das nächste Etappenziel nicht mehr zu übersehen: der knallrote Leuchtturm an der Nordspitze Texels. Die Besteigung ermöglicht einen wunderbaren Ausblick. Von hier aus scheint es nur einen Steinwurf bis zur Nachbarinsel Ameland. Auf den Sandbänken zwischen den beiden Eilanden residieren Seehunde, die an Bord des Ausflugsschiffs »De Vriendschap« auch aus der Nähe beim Sonnenbad beobachtet werden können.

Vlieland Boulevard – Vom Leuchtturm ist es nicht weit zu jener Straße, die im Volksmund als Vlieland Boulevard bezeichnet wird: An der Meerseite verfügt der Deich hier über einen Radweg, der den ungehinderten Blick auf die Nachbarinsel gestattet. Besonders bei schönem Wetter ein herrliches Erlebnis!

Oudeschild – Über die Deichkrone geht es nun mit Blick auf das Wattenmeer und seine Launen immer weiter in Richtung Süden bis zur der Straße Oostkaap, der Abzweigung nach Ooster-end. Das vielleicht schönste Dorf der Insel verzaubert mit engen Gassen und der mittelalterlichen Maartenskerk. Zur Komplettierung der etwa 40 Kilometer langen Tour sind es von hier noch zehn Kilometer zurück zum Ausgangspunkt.

ZEELAND

1Zeeuws-Vlaanderen

2Hafenstadt Vlissingen

3Provinzhauptstadt Middelburg

4Mondänes Domburg

5Hafenstadt Veere

6Einkaufsstadt Goes

7Muscheldorf Yerseke

8Deltawerke und Neeltje Jans

9Ringdorf Renesse

10Historisches Zierikzee

11Halbinsel Schouwen-Duiveland

Die Strände Zeelands (hier: Cadzand) gehören zu den schönsten der Niederlande.

1 Zeeuws-Vlaanderen

Ganz nah an Flandern

Anders als die übrigen Regionen von Zeeland gehörte Zeeuws-Vlaanderen schon immer zum Festland. Die Nähe zum belgischen Nachbarland merkt man vielerorts: an der Architektur, an der Vorliebe der Einwohner für gutes Essen und an der hohen Anzahl belgischer Touristen. Diese schätzen auch die insgesamt 17 Kilometer langen Strände, die regelmäßig zu den saubersten der Niederlande gekürt werden.

Beeindruckendes Gotteshaus: die Sint-Willibrordus-Basilika in Hulst

Zeeuws-Vlaanderen war bis 2003 auf dem Landweg nur via Belgien zu erreichen. Fähren verkehrten zwischen der Region und dem Rest Zeelands. Dann wurde der 6,6 Kilometer lange Westerscheldetunnel in Betrieb genommen – seitdem kann man von Vlissingen aus (gegen Maut) mit dem Auto unter der Westerschelde durchfahren und kommt westlich von Terneuzen in Zeeuws-Vlaanderen wieder hervor.

Idyllischer Strandzugang zum Meer in Cadzand

Terneuzen

Die 55 000 Einwohner zählende Stadt selbst hat wenig zu bieten – außer, dass sie als Geburtsort von Kapitän Willem van der Decken gilt, besser bekannt als Wagners Fliegender Holländer. Für Besucher interessant aber sind die Schleusen von Terneuzen, auch »Tor von Flandern« genannt. 70 000 Schiffe passieren diese jährlich – ein Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Festungsstadt Hulst

Ein paar Kilometer südöstlich liegt die Festungsstadt Hulst mit ihren gut erhaltenen Wällen, Bollwerken und vier Stadttoren. Sehenswert sind das Stadthaus aus dem Jahre 1492 sowie die spätgotische Basilika Sint Willibrordusbasiliek. Die Kirche gilt als eine der schönsten der Niederlande. Hulst nennt sich die »flämischste« Stadt Zeelands und verweist dazu auf die genussfreudige Lebensart ihrer Einwohner – Lästermäuler behaupten, der Beiname rühre von den Massen belgischer Touristen, die über die nahe ehemalige Landesgrenze in die Stadt strömen.

Im Museum leben alte Zeiten wieder auf.

Schlemmen in Sluis