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Eine ganze Insel voll Musik und Tanz – die mitreißende Lebenslust der Kubaner lässt den karibischen Funken auch auf die Besucher überspringen! Havannas verblichene Prachtbauten, Traumstrände, Zigarren und der Cuba Libre gehören genauso zum Urlaub wie der Besuch der Kolonialstädte Trinidad und Cienfuegos, wo noch Pferdehufe über den holprigen Kopfstein klappern. Hier sind Sie richtig, wenn Sie sich vom Tempo unserer Zeit erholen möchten.
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Seitenzahl: 398
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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
Wie sagte der große kubanische Nationalheldund Dichter José Martí (1853 bis 1895)im ausklingenden 19. Jahrhundert:»Musik ist die Seele des Volkes.«
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Kuba – Aus der Zeit gefallen
HAVANNA
1 Habana Vieja
2 Habana Centro
3 Habana Vedado/Plaza
4 Habana Miramar-Playa
5 Habana del Este
6 Regla und Guanabacoa
7 Cojímar
8 Playas del Este
9 San Antonio de los Baños
VARADERO UND UMGEBUNG
10 Varadero Península
11 Cárdenas
12 Cuevas de Bellamar
13 Matanzas
14 Valle de Yumurí
DER WESTEN
15 Las Terrazas
16 Soroa
17 San Diego de los Baños
18 Pinar del Río
19 Viñales – Tal und Dorf
20 Guanahacabibes
DIE SÜDKÜSTE
21 Guamá
22 Playa Larga
23 Playa Girón
24 Cienfuegos
25 Isla de la Juventud
26 Cayo Largo
TRINIDAD UND UMGEBUNG
27 Trinidad mit Playa Ancón
28 Valle de los Ingenios
29 Sierra del Escambray
30 Santa Clara
31 Sancti Spíritus
32 Remedios
33 Cayo Santa Maria
DAS ZENTRUM
34 Ciego de Ávila
35 Cayo Coco und Cayo Guillermo
36 Camagüey
37 Playa Santa Lucía
DER NORDOSTEN
38 Gibara mit Bahía de Bariay
39 Guardalavaca mit Pinares de Mayarí
40 Holguín
41 Cayo Saetía
42 Baracoa
43 Guantánamo und Umgebung
SANTIAGO UND UMGEBUNG
44 Santiago
45 Westliche Sierra Maestra
46 Östliche Sierra Maestra
DER SÜDOSTEN
47 Bayamo
48 Sierra Maestra mit Pico Turquino
49 Manzanillo
50 Marea del Portillo
REISEINFOS
Kuba von A bis Z
Kalender
Kuba für Kinder und Jugendliche
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Kulinarik
Filmszene Kubas
Wiege der Salsa
MEHR ERLEBEN
Echt Kuba
Neu entdeckt
Kuba für Kinder und Familien
Wandgemälde verschönern alte Bauten.
Havannas markante Kulisse
Farbenprächtige Straßenkreuzer aus den Fifties gehören zum Stadtbild.
Traumstrand …
In Viñales
Musikanten in Trinidad
Tänzerinnen bei einer Show in Viñales.
Kuba ist einzigartig, da fällt die Wahl schwer, was man keinesfalls verpassen sollte: Bilderbuchlandschaften, kolossal-koloniale Atmosphäre, spektakuläre Tanzshows und aktive Erlebnisse, die man nicht so schnell vergessen wird. Hier neun Tipps für tolle, unvergessliche Erlebnisse.
Eintauchen in die Kolonialzeit – Trinidad (S. 155)
Durch die Altstadt Trinidads flanieren Besucher wie zu Zeiten der Zuckerbarone: Kolossal-kolonial präsentieren sich das UNESCO-Bilderbuchstädtchen und das benachbarte Valle de los Ingenios, das Zuckermühlental, das auf keiner Rundreise fehlen darf: Hier erlebt man den unsagbaren Reichtum der Zuckerbarone in ihren Palästen voller Kristall, Marmor und Mahagoni. Auf dem Rücken der Sklaven entstand Kubas Ruhm als einst weltgrößter Zuckerproduzent! Ebenso schöne Kolonialkulissen findet man in Havannas Altstadt, in Santiago de Cuba mit dem ältesten Haus Lateinamerikas oder in Camagüey, Matanzas, Cienfuegos, Sancti Spíritus, Baracoa, Manzanillo …
Un-dos-très … – Havanna (S. 49)
… immer schön mitzählen, nicht aus dem Takt der clave kommen, die Hüften schwingen, Po und Busen wackeln lassen, herumwirbeln, bis einem schwindelig wird – so tanzt frau hierzulande Salsa (auch: Timba, Casino). Tanzwillige schauen am besten erst einmal in der Casa de la Música (s. S. 49) bei einem Konzert den Profis zu. Lernen können Urlauber den richtigen Dreh dann in den unzähligen Tanzclubs, Tanzschulen (s. S. 37) und -festivals oder abends beim Animateur am Hotelpool.
»Hasta la victoria siempre« – Sierra Maestra (S. 246/250)
Auf den Spuren der Rebellen und ihrer Hauptakteure wandelt man unweigerlich an mehreren Orten in Kuba, claro que si, ob im Revolutionsmuseum in Havanna oder im Che-Guevara-Memorial in Santa Clara. Doch am nächsten kommt man den Guerilleros auf den anspruchsvollen Wanderpfaden zur damaligen Comandancia de la Plata und auf Kubas höchstem Berggipfel, dem Pico Turquino in der Sierra Maestra – mit allen Strapazen, Blasen, Muskelkater …
Klapprige Straßenkreuzer gehören zu Havanna wie Rum und Salsa.
Mitpilgern zu den Orishas – Havanna und Santiago (S. 231)
Mitpilgern zu den afrikanischen Göttern der Santería – in ihrer katholischen Erscheinungsform als Heilige – kann man bei den Festen zu Ehren der Orishas, etwa in Havanna beispielsweise um den 17. Dezember und bei Santiago am 8. September. Wer mit einem Wunsch zur Jungfrau der Barmherzigkeit in Santiago/El Cobre pilgert, der heiligsten Stätte Kubas mit der Santería-Göttin Ochún in der Gestalt der Madonna, kauft ein paar Sonnenblumen und zündet eine Kerze an – man muss ja nicht auf den Knien anrutschen, wie es einige Gläubige aus Dankbarkeit und Demut tun.
Mit dem Oldtimer durch Havanna (S. 248)
In tiefe Polster versinken, und los geht die Zeitreise: Seit mehr als einem halben Jahrhundert rollen die alten Buicks und Chevrolets durch Kuba. Man kann in den privaten Sammeltaxis mitfahren (manche sind nur noch klappernde Rostlauben), oder man mietet sich eine kleine Stadtrundfahrt in einem der auf Hochglanz polierten Cabriolets aus den »Roaring Fifties« – sie stehen übrigens allesamt unter Denkmalschutz.
La Farola – im Kurvenrausch bis Baracoa (S. 228)
261 Kurven schlängeln sich über die Sierra del Purial: Die Passstraße ist eine der schönsten Strecken der Insel, die von einer kargen Wildwestkulisse mit Kakteen und Agaven in den tropischen Regenwald führt – mit sagenhaften Aussichten – am Ende wartet das Städtchen Baracoa, wo Kolumbus ein Kreuz aufstellte.
Tabak: ein wichtiger Exportartikel in Kuba
Ab ins Tropicana in Havanna (S. 62/63)
Die weltberühmte Tanzshow ist ein Muss, zwar touristisch und natürlich auch ein Aushängeschild des kubanischen Tanz-Feuerwerks. Endlos lange Beine, viel braune Haut, Kandelaber, Federboas und Glitzer-Bikinis. Aber auch Artistik, Folklore und romantische Boleros werden dargeboten.
Valle de Viñales – das reinste Landschaftsgemälde (S. 122)
Ein Tal, in dem die Zeit stehengeblieben scheint. Eine Wanderung oder Radtour führt durch eine der landschaftlich schönsten Kulissen Kubas: zwischen wild überwucherten mogotes-Karstbergen und Tabakfeldern, Königspalmen und Höhlen, Bauernhütten und einer seit Jahrhunderten unveränderten Landwirtschaft. Die UNESCO ernannte gleich das ganze Tal zum Weltkulturerbe. Climbing und Höhlen erkunden kann man hier auch.
Cayo Coco – Mojito am Hemingway-Strand (S. 192)
Wo der berühmte US-Autor schon seine Jacht entlangsteuerte und die »Inseln im Strom« beschrieb, lässt es sich heute gut aushalten: bei kühlen Drinks und Hummer in den Strandbars der Hotels. Der wohl schönste Strand, Playa Pilar, wurde nach Ernest Hemingways Jacht benannt.
Bésame, bésame mucho – »küss mich, küss mich ganz feste«: Wer je in Kuba die tropischen Nächte nach diesem Evergreen voller Abschiedsschmerz durchgetanzt hat oder sich vom Rhythmus der Rumba verführen ließ, wird Land und Leute so schnell nicht vergessen. Eine ganze Insel voller Musik und Tanz – und spätestens in den traditionellen Musikclubs oder im weltberühmten Cabaret Tropicana springt der karibische Funke auch auf die Fremden über!
Im Oktober 1492 betrat Kolumbus erstmals Kuba und wähnte sich bekanntermaßen in Indien. »Das ist das schönste Land, das menschliche Augen je gesehen haben!«, schwärmte der Entdecker. Als Wim Wenders und Ry Cooder etwa 500 Jahre später die Insel besuchten, müssen sie Ähnliches gedacht haben. Der deutsche Regisseur und der US-Musiker lösten mit ihrem Kultfilm über die greisen Charmeure vom Buena Vista Social Club 1998 den weltweiten Kuba-Boom aus. Musik ist allgegenwärtig, schallt aus quasi jedem einsturzgefährdeten Hauseingang. »Musik ist in Kuba ein Teil des Lebens, das tägliche Brot«, sagt Wim Wenders, »wenn es nichts zu essen gibt, gibt es immer noch Musik.« Eine Überdosis riskiert der Reisende in Havanna, Trinidad und Santiago de Cuba: Die pausenlos Chan-Chan schmetternden Musikanten-Trios spielen heute vorwiegend für Touristen und das lebensnotwendige Trinkgeld.
Musik und Tanz gehören zu Kuba wie der Zucker in den cafecito.
Musik, Rum und Galgenhumor helfen den Kubanern, ihren postsozialistischen Alltag mit all seinen Absurditäten zu ertragen. Hätten die elf Millionen Kubaner nicht ihre Boleros, Trovas und Cha-Cha-Cha, ihre mitreißende Lebenslust und eine bewundernswerte Improvisationsgabe – und nicht zu vergessen: die Dollars der fast drei Millionen Auslands- und Exilverwandten –, dann wären Fidel, Raúl und compañeros schon längst Geschichte wie die alten Genossen in Ostberlin und Moskau. Kuba aber bleibt hartnäckig eine der letzten Inseln des Sozialismus, ein socialismoim Salsa-Takt wohlgemerkt, der auch den rund drei Millionen Touristen zunehmend gefällt: mit Sonnenschein, Palmen und leckeren Cocktails, bildschönen und langbeinigen Tänzerinnen und piropos – Schmeicheleien, die so nur kubanische Männer über die Lippen bringen –, mal laut hinterhergerufen oder hingezischelt, mal witzig, poetisch bis vulgär oder auch mit einem revolutionären Pathos, das selbst Che Guevara zum Leben erwecken könnte.
Schwofen von nachmittags bis in den Morgen in Baracoa.
Wenn Kolumbus damals Mambo oder Salsa zu Ohren bekommen hätte, wäre der »Große Admiral« nicht zeitlebens seinem geografischen Irrtum erlegen. Heute weiß jeder: Kuba liegt mitten in der Karibik – Haiti, Jamaika, Mexiko und Florida sind nur einen Katzensprung entfernt. La Isla Grande, die »große Insel«, ist voll exotischer Naturschönheiten. An mehr als 300 Stränden blendet weißer feinpudriger Sand, das Meer schimmert in türkis-grün-blauen Schattierungen in oft menschenleeren Buchten, man kann sich an dem faszinierenden Farbenspiel kaum sattsehen. Um die größte Insel der Antillen mit ihrer 5700 Kilometer langen Küste verteilen sich rund 4000 große und kleine cayos, Sandinseln im Karibischen Meer und im Atlantischen Ozean. Die Karibikinsel ist weithin bedeckt mit wogenden Zuckerrohrfeldern, sattgrünen Tabakpflanzen, majestätischen Königspalmen, Bananen- und Guavenhainen. Kutschen und Ochsengespanne, klapprige Oldtimer und kubanische Cowboys hoch zu Ross sowie Radfahrer prägen bis heute das Bild auf den Provinzstraßen. Eine Insel, auf der die Zeit an vielen Orten tatsächlich stehen geblieben ist.
In Havannas Altstadt kann man herrlich herumspazieren.
Die Kubaner schwärmen sogar von ihrer Hauptstadt wie von einer betörenden Frau: La Habana bezaubert in ihrer kolonialen Altstadt mit mächtigen Festungen, Barockkirchen und Palästen. »Stadt der Säulen« nannte der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier Havanna in den 1960er-Jahren. Schier endlos reihen sich die alten Kolonnaden und Arkadengänge aneinander, im Laufe der Jahrhunderte haben sie Patina angesetzt, die Fassaden bröckeln vor sich hin. 500 Jahre Geschichte sind mit Hilfe der UNESCO restauriert und wiederbelebt worden – so real, dass sich manch ein Gast in den alten Herrschaftshäusern, heute herrliche Hotels, vielleicht wie Alexander von Humboldt bei seinem Havanna-Besuch vor 200 Jahren fühlen mag: Bitte erst den Kopf einziehen, wenn man das Gemach betritt, die Badewanne steht auf bronzenen Löwenpranken, und der Ausblick auf den Hafen ist kunstvoll-schmiedeeisern vergittert.
Das reinste koloniale Bilderbuch – doch Schönheit und Verfall liegen oft direkt nebeneinander. Wer mit offenen Augen durch die Altstadt oder den Bezirk Centro geht, wird auch den ganz und gar nicht pittoresken Alltag der Habaneros wahrnehmen: die Schlangen vor den tristen Peso-Läden mit ihren meist leeren Regalen, die greisen Erdnussverkäufer, die völlig überfüllten einstigen Prachtbauten, wo Zwischenetagen eingezogen und Balkons regelrecht verbarrikadiert wurden, um der Wohnungsnot Herr zu werden. Nicht wenige Ecken in der karibischen Metropole sehen aus, als hätte gerade eine Bombe eingeschlagen, morbide und verwittert, in Centro fällt nicht selten ein Jugendstilbalkon in die Tiefe. Wenigstens an der beliebten Uferpromenade Malecón wird fleißig restauriert – seit Kurzem protzt dort ein erstes Avantgarde-Design-Hotel im Bauhaus-Stil – und dennoch bröckelt nebenan unaufhaltsam der Putz von den Kolonnaden im ewigen Kampf mit der salzigen Luft der Meeresbrandung, die die Sinne belebt, den Fassaden jedoch arg zusetzt.
Unverkennbar sind die Kontraste und Widersprüche zwischen Sozialismus und Kommerz. Viele Habaneros mussten bereits aus dem Flaniergebiet der Touristen, der Altstadt, auf die Plattenbausiedlungen am Stadtrand ausweichen. Nicht alle scheinen unglücklich darüber – wenn nur die überfüllten Busse oder Personenlaster wegen Benzinmangel nicht lediglich alle paar Stunden, wenn überhaupt, ins Zentrum fahren würden! Noch gibt es im alten Havanna Kindergärten und Schulen in Jugendstilvillen oder Altenheime und Standesämter in Prunkpalästen – aber wie lange noch?
Strände und türkisblaues Meer – in Kuba muss man danach nicht lange suchen.
Havanna ist laut, eng, schwül, sinnlich und anstrengend. Wer sich in die Provinz begibt, lernt eine völlig andere Seite Kubas und der Kubaner kennen. Die lang gestreckte Insel beschrieb der kubanische Dichter Nicolás Guillén in der Form eines grünen Kaimans – an seinen Flanken die playas. Wie die Minze in den Mojito gehört Badespaß an den Stränden und auf Inseln zum Kuba-Urlaub. Die populären Strände sind mit feinstem weißem Sand unter Palmen oder Meerestrauben gesegnet, mit azurblauem Meer und allen erdenklichen touristischen Attraktionen: Varadero, Guardalavaca und Playa Santa Lucia, die allesamt im Norden liegen, wo das Meer etwas unruhiger als im Süden sein kann, etwa in Trinidad. An der Nordküste erreicht man über einen Damm auch Cayo Coco, wo schon Hemingway auf seiner Jacht »Pilar« nach deutschen U-Booten spähte. Relativ neu auf der touristischen Landkarte ist die Inselkette Cayo Santa María mit ihren riesigen oft luxuriösen todo-incluido-Hotelanlagen. Im Süden zieht es die Taucher vor allem nach Cayo Largo und auf die Isla de la Juventud: Im Archipiélago de los Canarreos bricht der kubanische Inselsockel auf mehr als 1000 Meter Tiefe ab – ein traumhaftes Tauchrevier mit Höhlen und Schluchten, Fischschwärmen und Korallenreichtum.
Eine Birdwatching-Bootstour zum Sonnenaufgang in Guamá
Ebenso sehenswert wie Havanna sind die ebenfalls von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützten Kolonialstädte Trinidad und Cienfuegos, wo Pferdehufe über das holprige Kopfsteinpflaster klappern oder ein Alter im Schaukelstuhl auf der Veranda sein Nickerchen macht. Noch nicht von Reisegruppen überlaufen sind koloniale Schmuckstücke wie Camagüey und Sancti Spíritus. Mit oft noch unverfälschtem, größtenteils unrestauriertem Altstadt-Charme empfangen im Landesosten das abgelegene Baracoa (die erste spanische Siedlung) und die Städtchen Remedios, Gibara und Manzanillo Besucher.
Am Wegesrand bei einer Reise über die Insel liegen neben den bezaubernden Städten auch märchenhafte UNESCO-Landschaften. Im Westen die Provinz Pinar del Río mit einer Kulisse, die aus dem »Jurassic Park«-Drehbuch stammen könnte: Bizarre urzeitliche mogotes (Kalksteinhügel) überragen das Viñales-Tal – buckligen Riesen gleich, die über das Mosaik aus kupferroter Erde und grünen Tabakpflanzen wachen. Oder das reizvolle Valle de los Ingenios mit seinen Zuckermühlen-Ruinen bei Trinidad. Kubanische Cowboys, die vaqueros, treiben ihre Rinderherden über die endlosen Weideflächen im Landeszentrum – und Vorsicht: manchmal auch über die scheinbar leere autopista …
Je weiter der Reisende ostwärts in den oriente vordringt, desto tropischer präsentiert sich die Insel. Der äußerste Ostzipfel um das idyllische Baracoa ist die regenreichste Region Kubas: Hier wartet der bergige Regenwald im Nationalpark Alejandro de Humboldt auf Entdeckung, das schönste von rund 100 Schutzgebieten. Die bis zu 1200 Meter hohen Berge sind von der UNESCO 2001 zum Biosphärenreservat gekürt worden und beeindrucken mit einer reichhaltigen Vegetation von Palmen über urzeitliche Baumfarne, kubanische Kiefern bis zu Mahagoni- und Teakbäumen, am Wegesrand Wasserfälle, Orchideen und nicht minder farbenfrohe Vögel wie der Tocororo (Kuba-Trogon) in den Nationalfarben Blau-Rot-Weiß. Hier behaupten sich einige echte Exoten: zum Beispiel das endemische Almiqui, ein katzengroßer Schlitzrüssler, oder die Manati-Seekuh in der angrenzenden Bucht.
Die herrliche Serpentinenstraße La Farola schlängelt sich abwärts von Baracoa, und weiter geht es nach Guantánamo und Santiago – beides Regionen mit unverkennbar karibischem Flair und afrokubanisch lässigem Lebensstil. Eine spektakuläre menschenleere Piste führt in die entlegene Provinz Granma, immer haarscharf entlang der von Hurrikanen zerschmetterten Steilküste der Sierra Maestra und mit sagenhaftem Panorama über das Karibische Meer. Kein Wunder, dass die Gebirgskette in den 1950er-Jahren als Unterschlupf für die Rebellen um Fidel Castro diente: Im aufmüpfigen Osten Kubas fanden fast alle Befreiungskämpfe statt – vom Kaziken-Häuptling Hatuey bis zu den Castros, gegen Kolonialherren oder Sklavenhalter, gegen Diktatoren oder yanquís. Dass ausgerechnet hier die US-Amerikaner ihr skandalöses Gefangenenlager Guantánamo betreiben, hat weit zurückliegende Gründe – als die Vereinigten Staaten noch das Sagen hatten auf der »Zuckerinsel«.
Aber der Reihe nach. Die ersten vier Jahrhunderte nach der Entdeckung Kubas durch Kolumbus am 27./28. Oktober 1492 stand die Insel unter Fremdherrschaft. Die spanischen Eroberer und ihre Nachkommen hatten innerhalb eines halben Jahrhunderts bis zu 500 000 Ureinwohner ausgerottet, die Indianer durch afrikanische Sklaven ersetzt und die Insel mit ihren Schätzen Zucker und Tabak zu einer der reichsten Kolonien gemacht. Als Alexander von Humboldt 1801 Trinidad besuchte, die Metropole der Zuckerbarone, war der deutsche Naturwissenschaftler entrüstet über die Lebensbedingungen der Sklaven, später plädierte er vehement für die Abschaffung der Sklaverei.
Zuckerrohr hat Kuba als spanische Kolonie einst reich gemacht.
Che Guevara wacht hier über das Innenministerium auf Havannas Plaza de la Revolución.
Erst rund 400 Jahre nach Kolumbus lehnten sich die Kubaner im Ersten und Zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die spanischen Kolonialherren auf – gemeinsam mit ihren einstigen Sklaven – und die Anführer gehören bis heute zu den verehrtesten Helden der Nation: Carlos Manuel de Céspedes und natürlich José Martí, dem der Reisende auf Schritt und Tritt als Büste begegnet. Nachdem Kuba die Spanier mit Hilfe der US-Amerikaner vertreiben konnte und 1902 zur selbstständigen Republik ernannt wurde, geriet die Insel immer mehr in wirtschaftlich-militärische Abhängigkeit von den USA: eine de-facto-Kolonie, in der Zuckerfabriken, Obstplantagen, Rinderfarmen und Nickelminen in US-Besitz waren. Vor allem die verarmte Landbevölkerung hatte in den 1940er- und 1950er-Jahren genug vom korrupten Diktator Fulgencio Batista. Der erste Revolutionsversuch der jungen Rebellen um den Rechtsanwalt Fidel Castro (1926–2016), seinen Bruder Raúl (geb. 1931, seit 2008 Präsident) und den Argentinier Ernesto »Che« Guevara schlug 1953 fehl. Nach Gefängnis und Amnestie, Exil und Rückkehr in die Sierra Maestra (1956) endete der erneut aufgenommene Guerillakampf nach zwei Jahren: In Santiago de Cuba verkündete Fidel Castro am Neujahrstag 1959 den Sieg der Revolution.
Fidel Castro Ruz wurde zum weltweit am längsten herrschenden Staatschef und prägte bis zu seinem Rücktritt 2006 (offiziell 2008) ein halbes Jahrhundert lang das Weltgeschehen, er überlebte zehn US-Präsidenten und unzählige Attentatsversuche. Am 25. November 2016 stirbt Fidel Castro im hohen Alter von 90 Jahren. Aber auch nach dem Tod des »máximo líder«, des »größten Führers«, wird die Revolution in Kuba nicht enden, das versicherte zumindest sein ebenfalls betagter Präsidentenbruder Raúl. Zu den wichtigsten Errungenschaften im Dritte-Welt-Land Kuba gehören die Alphabetisierung (99 Prozent), kostenlose Gesundheitsversorgung (ein Arzt auf rund 150 Kubaner), Mietpreissenkung und Agrarreform. Kuba hat die geringste Kindersterblichkeit in Lateinamerika (5 Prozent), eine hohe Lebenserwartung (77 Jahre), keine Straßenkinder oder »Todesschwadronen«. Auf die libretas (Lebensmittelkarten) erhalten Kinder bis zum Alter von einem Jahr monatlich zwei Flaschen Milch oder Kondensmilch.
»Hasta la victoria siempre« – »Bis zum immerwährenden Sieg«! Immer wieder musste Kuba diese Errungenschaften verteidigen, sei es 1961 beim Invasionsversuch der 1500 Exilkubaner aus Miami in der legendären Schweinebucht. Oder während der Kuba-Krise im Oktober 1962, als die ganze Welt gebannt auf die Karibikinsel und die dort stationierten Atomraketen der Sowjets schaute. Der Einsatz von Atomwaffen und der Dritte Weltkrieg wurden in letzter Minute bei Geheimverhandlungen von John F. Kennedy (1917 bis 1963) und Nikita Chruschtschow (1894 bis 1971) abgewendet.
In der legendären Schweinebucht erinnert ein Panzer an den dramatischen Kampf.
In Kuba ist die Revolution auch nach einem halben Jahrhundert allgegenwärtig: Che auf dem Drei-Peso-Schein und als bronzenes Standbild, Ches Barthaare und sein blutgetränktes Hemd in Museen, Che auf T-Shirts und Bierflaschen. Aber selbst der eingefleischte Marxist und Dschungelkämpfer Ernesto Guevara (1928 bis 1967) misstraute der zunehmenden Bindung Kubas an die Sowjetunion – als Reaktion auf den US-Boykott ab 1960/62 – und er verließ 1965 die Insel, um in Afrika und Bolivien neue Revolutionen ins Rollen zu bringen. Seit er im Alter von 39 Jahren in den bolivianischen Bergen erschossen wurde, wird der Guerillero mit dem ewig jugendlichen Antlitz weltweit verehrt wie ein Popidol. Die Kubaner lieben Che Guevara, und für viele blieb er das, was sein Spitzname Che ausdrückt: ein beispielhafter »Kumpel«, ein selbstloser Arzt aus einer reichen argentinischen Familie, der zum Rebell wurde und schließlich zum Industrieminister und Präsidenten der Zentralbank Kubas aufstieg.
Trotz der zerrütteten Planwirtschaft mit schlechter Versorgungslage, apagones(Stromabschaltungen) und Mangel an medizinischen Geräten und Medikamenten hat das Regime seine compañeros politisch weiter im Griff: ein totalitärsozialistisches Ein-Parteien-System, in dem nicht selten Schikane und Willkür herrschen, Bevormundung und Blockwart-Bespitzelung bis in den hintersten Landeswinkel. Ein Inselstaat ohne freie Medien oder gar Opposition. Nicht zu vergessen: die Einschüchterung und Verfolgung der Regimekritiker als »Volksfeinde«, Vaterlandsverräter und gusanos (Würmer) durch organisierte Pöbeleien, Arbeitsverbote bis hin zu Schauprozessen und hohen Haftstrafen. Die Parole »Socialismo o muerte!« (Sozialismus oder Tod!) nahmen und nehmen Tausende desillusionierter, vor allem junger Kubaner wörtlich und stechen alljährlich in See – im überladenen Motorboot, auf dem Floß oder im abenteuerlich selbst konstruierten Amphibien-Oldtimer. Florida ist nur 170 Kilometer entfernt. Nicht alle kommen lebend an. Seit 1958 haben mehr als 1,8 Millionen Kubaner ihre Heimat Richtung USA verlassen durch Flucht, erzwungenes Exil, begehrte aber rare US-Ausreisevisa oder (erkaufte) Heirat.
Ein Hahnenschrei am Morgen ist selbst in der Stadt nicht ungewöhnlich.
»Yo aqui, en la lucha«, so lautete einst das Leitmotiv der Revolution in Kuba. »Hier stehe ich, im Lebenskampf.« Heute findet der Kampf für ein besseres Leben an einer anderen Front statt. Wer im Lande bleibt, versucht irgendwie durchzuhalten und findet Ablenkung bei Tanz, Musik und den kolumbianischen TV-Seifenopern, den Telenovelas, bei Zigarren und Rum, Domino, Baseball oder Boxen. Oder mit der Zucht von Tauben und Kampfhähnen, Schweinen und Ziegen. Was auch immer sie tun (das meiste ist illegal), die Kubaner sind gezwungenermaßen Meister der Improvisation, und das Überlebensmotto lautet: »hay que inventar« – »man muss sich was einfallen lassen«, zum Beispiel wie man die kaputte Klospülung wieder hinkriegt, den platten Reifen stopft oder wie man am nächsten Morgen die 20 Kilometer zur Arbeit und wieder zurückkommt. In der schlimmsten Phase der período especial, der »Spezialperiode« nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, kursierten Anfang der 1990er-Jahre skurrile Kochrezepte: wie man aus Pampelmusenschalen genießbare »Steaks« machen könnte. Die 59er-Chevi-Klapperkisten fahren manchmal mit Kerosin, und eine Zylinderkopfdichtung in dem alten Moskovitsch-Ersatzmotor funktioniert auch aus Pappe. All der Mangel führt ironischerweise zu vorbildlich-umweltschonendem Verhalten: Da wäscht die Hausfrau die Plastiktüten aus, bis sie nach Jahren zerfleddert ihren Dienst versagen, und Kubas Wasserverbrauch muss trotz der Hitze vergleichsweise niedrig sein, denn viele Kubaner »duschen« notgedrungen aus dem Eimer – mit der Schöpftasse …
Auf dem Schwarzmarkt kann man fast alles beschaffen, überteuert und gegen Devisen: eine Flasche Rum oder Speiseöl, ein paar Babywindeln, selbst deutsche Butter und bis vor Kurzem sogar Wohnungen. Seit der Einführung der Doppelwährung 1993 gibt es zwei neue Traumberufe: Barkeeper und Zimmermädchen. An die lebensnotwendigen Devisen, den CUC, kommt der normal sterbliche Kubaner nur im Tourismus oder mit Schwarzmarktgeschäften, mit Auslandsverwandten oder durch Prostitution. Denn das offizielle monatliche Durchschnittsgehalt von rund 600 kubanischen Pesos entspricht nicht einmal 21 Euro und wird in quasi wertloser moneda nacional (CUP) ausgezahlt. Selbst ein Arzt verdient nach der drastischen Lohnverdopplung in 2014 umgerechnet kaum 57 Euro im Monat, ein Barkeeper macht das mit Trinkgeldern an einem Abend! In Kuba kostet jedoch fast alles »künstliche« pesos convertibles (die Ausländerwährung CUC): Lippenstift, Shampoo, Schokoriegel, eine Jeans oder Taxifahrt, selbst ein staatlicher Rápido-Hamburger, eine spritzige Tropicola oder der chinesische Panda-Fernseher für 300 CUC! An den Ausfallstraßen winken Kubaner mit CUC-Scheinen – das Trampen ist seit der 50 Jahre andauernden US-Blockade mangels Benzin und Transportmitteln ein Massenphänomen.
Wozu so alte Klapperkisten noch gut sind – für den Möhrentransport zum Beispiel.
In Trinidad bieten viele Kunsthandwerker ihre Waren feil.
Je unsicherer die Zukunft, desto größer der Andrang bei den okkulten Priestern der Santería: Die afrikanischen Orisha-Götter haben sich im Laufe der Jahrhunderte mit den katholischen Heiligen in dem kunterbunten Kult vereint, und so wird dem heiligen Lazarus noch heute alljährlich Mitte Dezember ein Huhn oder gar ein Ziegenbock geopfert – damit im irdischen Leben nichts schiefgehen kann und sich die Dinge irgendwann zum Guten wenden …
Rund 70 Prozent aller Kubaner sind nach 1959 geboren und haben die Revolution nicht erlebt, sie kennen nur den nicht selten kafkaesk-surrealen Alltag. Die Zeit ist reif für einen Wandel, und seit 2008 tut sich was im Reich der Castros – wenn auch im Schneckentempo. Zu den wichtigsten Reformen, die Raúl Castro nach dem Beispiel des Bruderstaates Vietnam einführen ließ, gehören die Aufhebung der Verbote, Computer und Handys zu besitzen und in Hotels zu übernachten, seit 2011 der erlaubte Handel mit privaten Wohnungen und Autos (ab Baujahr 1959) und nicht zuletzt die lang ersehnte Reisefreiheit seit Januar 2013, die allerdings nicht für Ärzte und Ingenieure gilt. Dabei wollen viele Kubaner nur einmal schauen, wie es draußen aussieht, außerhalb ihres weltpolitisch isolierten Staates, oder ein paar Monate richtig Geld verdienen. »Kuba«, so hört man immer wieder voller Entschiedenheit, »das ist mein Land!«
In der Übergangsphase sollen insgesamt 1,3 Millionen staatliche Stellen gestrichen werden! Damit will die Regierung offenbar einen Wirtschaftskollaps verhindern, da die Staatskassen leer sind. In rund 200 Berufen dürfen und sollen die Kubaner nun als cuentapropistas auf »eigene Rechnung« arbeiten. Erlaubt ist dies schon seit 1993 für private Restaurantbetreiber, Taxifahrer, Friseure und Kosmetikerinnen, nun dürfen dies auch Bauern, Bauarbeiter und Handwerker, sogar mit Angestellten. Die meisten versuchen sich zaghaft in Mini- oder Ein-Mann-Hinterhofbetrieben, wo aus dem Fenster oder von der vergitterten Veranda verkauft wird: Sandwiches oder chicharrones (Schweinekrusten) in der Papiertüte, Rares wie Äpfel oder Weintrauben, schwarz aus Mexiko importierte Secondhand-Klamotten. Zahllose legale oder weiterhin illegale Ich-AGs vom Plastiksammler bis zum Liebesbriefschreiber.
Souvenirs gibt es in Havannas Altstadt auf Schritt und Tritt.
Auf Straßenmärkten in den Touristenorten versuchen immer mehr Kubaner ihr Glück mit den Urlaubern – die Auswahl an kunstvoll-originellen Souvenirs ist riesig: T-Shirts und Guayabera-Hemden aus Leinen, Schlüsselanhänger und Postkarten mit Che Guevaras Konterfei, CDs und maracas-Rasseln, Strohhüte und Modeschmuck, Spielzeug aus Cola- und Bierbüchsen, bunte Pappmaschee-Figuren und Santería-Puppen, Masken, Keramiken und Holzschnitzereien, teils antiquarische Bücher, Dominospiele … Bei Straßenkünstlern und in Galerien findet der Kunstinteressierte zumeist naive Malerei mit afroreligiösen oder erotischen Motiven. Klassiker unter den Mitbringseln sind Zigarren, Rum und Cubita-Kaffee, die mit Qualitätsgarantie zu offiziellen Preisen in speziellen Läden oder am Flughafen erhältlich sind. Nur von der kubanischen Schokolade sollte man nicht unbedingt sahnig-schweizerischen Genuss erwarten …
Dafür haben die Kubaner ja ihre Zigarren! Im Westen des Landes gedeihen die weltbesten Tabakpflanzen. Das Vuelta Abajo bietet das optimale Klima: die richtige Balance aus Sonnenschein und kühlen Nächten. Die einzelnen Schritte ab der Aussaat erfolgen nach einer komplizierten und auch liebevollen Prozedur, die bei manchen Blattsorten bis zu drei Jahren dauern kann. Spätestens im November beginnen die Bauern, die Tabaktriebe in die rotbraune Erde einzusetzen. Januar bis März ist Erntezeit, die Blätter werden anschließend in den casas de tabaco oder secaderos rund sieben Wochen lang zum Trocknen aufgehängt und danach zum Gären in großen Bündeln für drei Monate aufeinandergelegt. Dann sind die torcedores an der Reihe – wie in einer Schulklasse sitzen die Zigarrendreher in den Tabakfabriken hintereinander, rund zwei Drittel sind Frauen: Jede rollt 100 bis 120 Zigarren am Tag, die Cohibas, Montecristos und Romeo y Julietas. Apropos: Dass die puros ihren letzten Schliff beim Rollen auf den Schenkeln der Fabrikarbeiterinnen erhalten, gehört zu den von Männerfantasien genährten Gerüchten rund um die Zigarre …
Ob Zigarren oder Musik, Wanderung oder Segeltörn, Moutainbiker oder Ornithologe, Cineast oder Karnevalist – die Urlauber können auf einer Vielzahl von thematischen Touren quer durch das faszinierende Land reisen. Wer den historischen Spuren von Castro & Co. folgen will, begibt sich auf revolutionäres Terrain: von den mit Pathos und Propaganda gefüllten Museen in die Kommandozentralen in bergiger Wildnis oder in die Schweinebucht, ins Che-Guevara-Mausoleum oder Fidel Castros Gefängniszelle. Beim alljährlichen Tanz-Festival Baila en Cuba reisen salseras und salseros aus aller Welt an. Auch die Fans von Jazz und Dampfloks, die Sky-Diver, Climber und Hochseeangler kommen auf ihre Kosten. Eigentlich sind auf der Karibikinsel nur die ambitionierten Gipfelstürmer fehl am Platz, denn Kubas höchste Herausforderung, der Pico Turquino, misst ganze 1974 Meter.
Die Gitarre gehört zum Straßensound im Dorf Viñales.
Irgendwann nach einigen Wochen Zeitreise durch Kuba schaltet selbst der Feriengast aus dem reichen Industrieland endlich ab und beginnt die Kubaner ein ganz kleines bisschen zu beneiden. Trotz allem sind sie ein stolzes und leidenschaftliches, aber zumeist auch gelassenes Volk mit scheinbar unendlich viel Zeit und Geduld, das sich seit Jahrzehnten ideenreich behauptet. Die meisten Urlauber können nach zwei Wochen die Ohrwürmer mitsingen: Bésame, bésame mucho – und einige werden immer wieder zurückkehren …
27./28. Oktober 1492 Christoph Kolumbus entdeckt und betritt Kuba (bei Gibara im Osten) in dem festen Glauben, er habe Indien gefunden.
1511–1515 Der spanische Gouverneur Diego Velázquez de Cuéllar erobert die Insel mit seinen Truppen im Sturm und unterwirft die Indianer als Sklaven. Der Kazike-Anführer Hatuey wird 1512 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
16./17. Jh. Innerhalb eines halben Jahrhunderts sind 200 000 bis 500 000 Indianer ausgerottet durch Masern, Inquisition, Zwangsarbeit und Massaker. Schon ab 1522 ersetzen Sklaven von der Nachbarinsel Hispaniola (heute: Dominikanische Republik und Haiti) und aus Afrika die Ureinwohner als billige Arbeitskräfte. Die Reichtümer Kubas sind Tabak und Zucker. Wegen des königlich-spanischen Handelsembargos schicken England, Frankreich und Holland ihre Piratenflotten nach Kuba unter der Leitung von Francis Drake und Henry Morgan.
1762 Die Engländer erobern Havanna mit 200 Kriegsschiffen. Eine der ersten Maßnahmen der fast ein Jahr andauernden Belagerung ist die Öffnung der kubanischen Häfen und Städte für den freien Handel – eine wirtschaftliche Blütezeit ist die Folge.
1868–1878 Der erste Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier beginnt mit dem »Schrei von Yara«: Der Zuckerbaron Carlos Manuel de Céspedes führt den Aufruhr im Osten an und entlässt seine Sklaven. Den Friedensvertrag von Zanjón (1878) erkennen viele Befreiungskämpfer wegen der nur minimalen Reformen nicht an, z. B. Antonio Maceo, Máximo Gómez und José Martí, die schließlich ins Exil gehen.
1895–1898 Der zweite Unabhängigkeitskrieg wird von dem bedeutendsten kubanischen Dichter, Philosophen und Politiker José Martí angeführt, der schon 1895 bei den ersten Kämpfen im Osten fällt und damit zum Märtyrer für den Befreiungskampf Kubas wird. Im Februar 1898 explodiert im Hafen von Havanna das US-Schiff »Maine« – die Amerikaner geben den Spaniern die Schuld für den Vorfall und besetzen Kuba. Ende des Jahres kapituliert Spanien.
Ab 1902 Kuba wird 1902 zur Republik erklärt. Im »Platt Amendment« wird die Souveränität der Insel unter einem US-Gouverneur stark eingeschränkt: Die USA können jederzeit militärisch eingreifen. Weite Teile der de-facto-Kolonie sind in US-Besitz, v. a. die Zuckerproduktion, Obstplantagen, Rinderfarmen und Nickelminen.
1940–1952 Der (ehemalige) militärische Oberbefehlshaber Fulgencio Batista wird zum Präsidenten Kubas – und innerhalb seiner vierjährigen Amtszeit zum Millionär. Nach einem Putsch gelangt der korrupte Batista 1952 ein zweites Mal ins Präsidentenamt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, die kubanische Opposition wird brutal unterdrückt.
26.7.1953–1955 Unter der Führung des jungen Rechtsanwaltes Fidel Castro stürmen rund hundert Männer am Karnevalstag die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba. Der Überfall misslingt, die meisten Rebellen werden inhaftiert, gefoltert und ermordet. Aufgrund des öffentlichen Drucks wird den Überlebenden der Prozess gemacht: Castro hält seine berühmte Verteidigungsrede, die gleichzeitig eine Anklage des Regimes von Batista ist: »Die Geschichte wird mich freisprechen.« 1955 wird er amnestiert und geht ins Exil nach Mexiko.
2.12.1956–30.12.1958 Zweiter Revolutionsversuch: Nach der Landung der Jacht »Granma« an der südostkubanischen Küste werden Fidel Castro und weitere 81 Rebellen (darunter der Argentinier Ernesto Che Guevara) von der kubanischen Armee erwartet und beschossen. 18 überlebende Guerilleros fliehen in die Sierra Maestra. Am 30.12.1958 erobert Che Guevara mit seiner Rebellentruppe die Stadt Santa Clara. In der Silvesternacht flieht Batista in die Dominikanische Republik.
1.1.1959 Mit einem Generalstreik verhindern die Kubaner die erneute Machtübernahme der Militärs. In der Nacht vom 1. zum 2. Januar verkündet Fidel Castro in Santiago den Sieg der Revolution.
1959–1960 Zu den ersten Maßnahmen der Revolutionäre gehören: Alphabetisierung, kostenlose Gesundheitsversorgung, Mietpreissenkung und Agrarreform. Großgrundbesitz über 400 Hektar wird enteignet, alle US-amerikanischen Firmen und Banken werden verstaatlicht. Die USA kündigen daraufhin ihre Importe von Zucker und den Erdölexport nach Kuba. Die Sowjetunion übernimmt die Rolle des größten Handelspartners von Kuba. Hunderttausende verlassen das Land. Anhänger des Diktators werden als »Kriegsverbrecher« zum Tode verurteilt.
1961 Die Invasion in der Schweinebucht von rund 1500 Exilkubanern mit Hilfe der CIA im April wird verhindert. Ein US-Handelsembargo tritt in Kraft. Im Dezember erklärt Castro Kuba zur Ersten Sozialistischen Republik in Lateinamerika.
1962 Im Oktober kommt es zur Kuba-Krise, die als Höhepunkt des Kalten Krieges gilt und fast Anlass zu einem Dritten Weltkrieg wird: Die UDSSR zieht nach einer Drohung von US-Präsident Kennedy ihre seit April auf Kuba stationierten Atomraketen ab. Die USA erklären darauf in geheimen Abmachungen den Verzicht einer militärischen Invasion in Kuba.
1970er-/1980er-Jahre Nur die Wirtschaftshilfe und Subventionen der UdSSR sichern die Versorgung der kubanischen Bevölkerung. Tausende Kubaner fliehen dennoch 1980 auf selbst gebauten Flößen Richtung USA.
1990–1992 Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion herrscht in Kuba die período especial: Immer mehr Lebensmittel und Alltagsgüter werden rationiert, es kommt zu Stromsperren und Krankheiten durch Mangelernährung.
1993–1995 Erste zaghafte Reformen: Die Kubaner dürfen kleine Restaurants, Privatpensionen und Handel auf Bauernmärkten betreiben. Joint Ventures werden im Tourismus zugelassen. Der Besitz von US-Dollars wird 1993 legalisiert.
August 1994 Die USA wollen sich nicht an die offiziell vereinbarte Einreise-Quote von 20 000 Kubanern pro Jahr in die USA halten. Castro lässt daraufhin die Ausreise erleichtern und die Küstenkontrollen aufheben – eine Massenflucht von Tausenden unzufriedenen Kubanern auf Fischerbooten und Flößen ist die Folge. Die meisten der balseros (Bootsflüchtlinge) werden von den USA nach Kuba zurückgeschickt.
1995–1996 Mit dem weltweit heftig kritisierten Helms-Burton-Gesetz verschärfen die USA ihr Embargo und drohen nun sogar (Dritt-)Ländern mit Sanktionen, wenn sie Handel mit Kuba betreiben.
1998 Papst Johannes Paul II. besucht Kuba, politische Gefangene werden aus diesem Anlass amnestiert. Rekord: Rund 1,4 Millionen Touristen kommen.
1999 Gesetze gegen Oppositionelle und »Konterrevolutionäre« werden verschärft, ebenso die Straßenkontrollen – offiziell als Maßnahme gegen die mit dem Tourismus wieder aufkeimende Prostitution und Straßenkriminalität.
2000–2001 Im Jahr 2000 beschließt der US-Senat die Lockerung des US-Wirtschaftsembargos, und nach den Verwüstungen des Hurrikans Michelle führt Kuba erstmals seit den 1960er-Jahren Ende 2001 wieder US-Lebensmittel ein. Die US-Militärbasis Guantánamo wird nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA von der amerikanischen Regierung genutzt, um vermeintliche Al-Qaida-Mitglieder und Kriegsgefangene festzuhalten.
2003 Kubanische Gerichte verurteilen im Frühjahr insgesamt 75 friedliche Regimekritiker (des Projekts Varela, der Christlichen Bewegung der Befreiung) wegen angeblicher Beteiligung an »verschwörerischen Aktivitäten« in der ständigen Vertretung der USA in Havanna zu hohen Gefängnisstrafen. Die EU bricht alle diplomatischen Beziehungen ab.
2004 Der US-Dollar wird als offizielles Zahlungsmittel abgelöst durch den peso convertible (CUC; und den Euro in den Touristenregionen).
2008 Fidel Castro tritt aus gesundheitlichen Gründen nach fast 50 Jahren als Staatschef zurück. Nachfolger wird sein Bruder Raúl Castro Ruz, der sofort erste Reformen ankündigt (erlaubte Übernachtungen für Kubaner in Touristenhotels, legaler Kauf von Handys und Computern). Die EU nimmt die diplomatischen Beziehungen nach dem Abbruch 2003 wieder auf. Die Weltwirtschaftskrise trifft auch Kuba hart, ebenso drei Wirbelstürme, die Schäden in Milliardenhöhe anrichten.
2009 US-Präsident Barack Obama führt Erleichterungen für Reisen und Geldtransfer von den Exilkubanern nach Kuba ein.
2011 Allmähliche Öffnung der Privatwirtschaft: Der Verkauf von privaten Wohnungen und Autos (ab Bj. 59) wird erlaubt. Drastischer sind jedoch die Entlassungen aus den Staatsbetrieben, die bis 2015 insgesamt 1,3 Millionen Kubaner betreffen sollen, um den Staatsbankrott zu verhindern. Dafür werden 178 Berufe als Privatunternehmen und cuentapropistas (Selbstständige) legalisiert, etwa Friseure, Taxifahrer, Lokalbesitzer, Kleinbauern und neuerdings auch Handwerker.
2012 Im März besucht Papst Benedikt XVI. Kuba und trifft auch den greisen Fidel Castro auf dessen Wunsch in Havanna. Ende Juli stirbt einer der bekanntesten Menschenrechtler Kubas und Sacharow-Preisträger bei einem Autounfall: Der 60-jährige Oswaldo Payá Sardinas galt als aussichtsreichster Präsidentschaftsanwärter nach dem Ende der Diktatur.
2013 Neue Reisefreiheit mit Hürden: Seit Januar brauchen die Kubaner zwar keine carta blanca mehr, die Ausreisegenehmigung der kubanischen Behörden, aber nur wenige Länder lassen Kubaner ohne Visum einreisen. Kritiker bemängeln, dass Ärzte und Ingenieure von der Regelung ausgenommen sind. Offenbar verweigern die USA jetzt allen Kubanern ein Visum, die keinen Besitz auf Kuba (also einen triftigen Rückreisegrund) nachweisen können. Raúl Castro kündigt im Juli einen Plan für eine Währungsreform an, die die Doppelwährung CUP/CUC abschaffen bzw. zusammenführen soll, genaue Termine oder Wechselkurse gibt es offiziell nicht.
2015 Die welthistorischen Ereignisse überschlagen sich, eine kleine Auswahl: Im Januar wird das US-Reiseverbot für US-Amerikaner nach Kuba gelockert. Im April kommt es zu dem »historischen Handschlag« zwischen Barack Obama und Raúl Castro auf dem Amerika-Gipfel in Panama. Im August wird die US-Botschaft in Havanna eröffnet. Im Juli besucht der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier Kuba, Papst Franziskus folgt im September.
2016 Bundeswirtschaftsminister Gabriel und 60 Unternehmensvertreter treffen Raúl Castro im Januar. Barack Obama besucht Kuba im März – als erster US-Präsident seit 88 Jahren! Auch die Rolling Stones lassen sich bejubeln – bei einem Gratiskonzert im März in Havanna.
2016 Fidel Castro stirbt 90-jährig in Havanna (25.11.2016) und wird mit einem beispiellosen viertägigen Trauerzug quer über die Insel geehrt und von Tausenden am Wegesrand verabschiedet, bevor er in Santiago beigesetzt wird.
2017 Trotz politischer Annäherung hat Obama bis zum Amtsende weder die Aufhebung des US-Embargos noch die versprochene Auflösung des US-Lagers in Guantánamo erreicht. Weithin offen ist die politische Haltung seines Nachfolgers Donald Trump gegenüber Kuba.
1Habana Vieja
Bummeln im Freilichtmuseum
2Habana Centro
Von Palästen und Ruinen
3Habana Vedado/Plaza
Hollywood-Stars, Mafiosi und Guerilleros
4Habana Miramar-Playa
Flanieren unter Königspalmen
5Habana del Este
Die andere Seite Havannas
6Regla und Guanabacoa
Im Reich der Götter
7Cojímar
Pilgerziele für Hemingway-Fans
8Playas del Este
Die »Badewanne der Habaneros«
9San Antonio de los Baños
Hauptstadt des Films und des Humors
Sonnenaufgang über den Dächern von Havanna-Centro.
Spanische Kolonialherren und brandschatzende Piraten, Humboldt und Hemingway haben ihre Spuren in der Altstadt Havannas hinterlassen. »La Habana«, wie die Kubaner sagen, präsentiert sich picobello saniert mit Dutzenden von kleinen interessanten Museen und Galerien, Läden und Prachthotels – allesamt in historisch bedeutenden und wunderschönen Häusern. Und irgendwo spielt immer eine Combo Son oder Salsa …
Kolonialbauten und Paläste beherrschen die Altstadt, wie hier an der Plaza de San Francisco de Asis.
Die 1519 von den Spaniern am Río Almendares gegründete Stadt San Cristóbal de La Habana entwickelte sich wegen ihrer Lage an dem Naturhafen in der weiten Bahía de La Habana schnell zum Drehkreuz der Schifffahrt in der Neuen Welt. In der prosperierenden Stadt entstand schon im 16. Jahrhundert die erste Werft Lateinamerikas, während des Zuckerbooms ab Ende des 18. Jahrhunderts schmückte sich die Stadt mit prachtvollen Palästen und eleganten Flanierpromenaden. 1982 erklärte die UNESCO die Altstadt zum Weltkulturerbe der Menschheit: Mehr als 900 historisch wertvolle, bis zu 400 Jahre alte Gebäude drängen sich hier aneinander. Eine perfekte Bilderbuchkulisse: Musikantentrios schmettern ununterbrochen »La Bamba«, und kolonial kostümierte Habaneras sitzen fürs Foto zigarrenpaffend in Pose: »Un dollar, señor!« In vielen Gassen und Plätzen hat die touristische Inszenierung den eher spröden Charme von Habana Vieja, den historischen Stadtkern von Havanna, fast schon verdrängt.
Ohne Musik und Tanz geht in der Altstadt (fast) nichts.
In den Straßen von Havanna wird man gefühlte 500-mal am Tag angesprochen – ob man nicht gerne Salsatanzen lernen möchte, ein privates Lokal sucht, ob Zigarren oder »ladies« gewünscht sind. Alleinreisende Frauen sollten auf deftige piropos (Komplimente) gefasst sein, das gehört zu Kuba dazu! Wer unbehelligt bleiben und keine Schlepperprovision in Privatlokalen zahlen möchte, reagiert gar nicht auf die Anmache. Und wenn das nichts hilft, wirkt ein resolutes »No moleste, por favor!« (Bitte nicht belästigen!) oft Wunder.
Gegenüber den beiden Festungen erstreckt sich in Hafennähe die Plaza de Armas (»Waffenplatz«) mit einem kleinen neoklassizistischen Tempel im griechisch-römischen Antlitz: El Templete erinnert der Legende nach an eine Messe zur Stadtgründung im November 1519 exakt an dieser Stelle unter einem weit ausladenden Ceiba-Baum (der leider 2016 abstarb). Rechts davon erhebt sich der prächtige Palacio del Conde Santovenia aus dem späten18. Jahrhundert, der heute das Luxushotel Santa Isabel beherbergt. Auffallend ist das kleine Castillo de la Real Fuerza mit seinen vier Wehrtürmen hinter einem Wassergraben mit Zugbrücke. Das älteste Fort Kubas und zweitälteste in Amerika (1558 bis 1578) diente im 16. bis 18. Jahrhundert als Wohnsitz der ersten spanischen Gouverneure.
In der Mitte des »Waffenplatzes« steht der Nationalheld Carlos Manuel de Céspedes (1819 bis 1874) als Statue verewigt und umgeben von Königspalmen, Palazzos und Museen. Bänke laden zum Ausruhen und Bücherstände zum Schmökern. Hinter ihm befindet sich der prachtvolle Palacio de los Capitanes Generales (1776 bis 1791) – ein Paradebeispiel des kubanischen Barock. Vor dem Palast fällt das hölzerne Pflaster ins Auge. Die Holzklötze sind im 19. Jahrhundert auf Wunsch des Gouverneurs Miguel Tacón (1775 bis 1855) anstelle des Kopfsteinpflasters eingesetzt worden: Das Geklapper der Pferdehufe und Eisenräder der Kutschen ging dem im Palast residierenden General-Kapitän auf die Nerven. Der herrliche Patio (Innenhof) und die pompösen Säle des im Palast angesiedelten Stadtmuseums sind ein Muss für jeden geschichtlich interessierten Besucher – ein Geschenk des deutschen Naturwissenschaftlers Alexander von Humboldt sind übrigens die beiden eleganten Schokoladengläser aus Bohemia-Kristall im Salon Blanco.
Geheimtipp
ARQUEOLOGIA DEL PRESENTE
Der Künstler Leo D’Lázaro nennt seine etwas düsterapokalyptisch anmutenden und doch faszinierenden Skulpturen »Archäologie der Gegenwart«. Aber auch die Historie Kubas spielt eine Rolle in seinen Malereien, Fotografien und Installationen, da taucht beispielsweise der Nationalheld José Martí als Kopf einer skelettartigen Bronzefigur auf. Seine Werke begegnen dem Spaziergänger in Havanna an öffentlichen Plätzen, etwa gleich um die Ecke in der Calle Obispo/Ecke Aguacate der bronzene Sancho Panza aus »Don Quichotte« oder die Säulen-Blöcke »La Cola« vor dem Bahnhof. Leo arbeitet meist hinten in seiner Werkstatt und freut sich immer über einen Plausch …
El Ojo del Ciclón/Galeria Leo D’Lázaro. Tgl. 9–21 Uhr, O’Reilly 501 esq. Villegas, Tel. 07/203 11 75, Mobil-Tel. 05-258 13 00, www.ojodelciclon.blogspot.de (Spanisch)
Einfach gut!
BIERGENUSS WIE ZU HAUSE
Biergarten-Atmosphäre in Havanna: Auf dem wohl schönsten Platz der Stadt, der Plaza Vieja, befindet sich in der Casa del Conde de Lombillo die Cervecería Taberna de la Muralla mit Riesen-Braukessel im Biersaal. In dem Touristenlokal mit angeschlossener kleiner Brauerei (es ist die einzige in ganz Kuba unter österreichischer Leitung) kann man bei drei Sorten gutem und kaltem Fassbier und mit bestem Blick aufs alltägliche Treiben rund um den Marmorbrunnen verweilen, während Schulkinder vorbeibummeln, Pensionisten Open-Air-Gymnastik treiben und Straßenhändler ihr Glück versuchen. Dazu genießt man Speisen vom Holzkohlengrill und Livemusik (gleich um die Ecke in der Factoria gibt es auch alkoholfreies Malzbier).
Taberna de la Muralla. Tgl. 11–24 Uhr, Plaza Vieja esq. San Ignacio, Tel. 07/866 44 53.
Ab jetzt sollte man sich treiben lassen durch ein Labyrinth aus Gassen und Plätzen, ab und zu mal in einen begrünten Patio hineinschauen und in einer Musikbar verschnaufen. Los geht’s in der Calle Mercaderes hinter dem Stadtmuseum mit ihren vielen originellen kleinen Laden-Museen. Vorbei am lachsfarbenen Hotel Ambos Mundos warten in der Hausnummer 120 (sowie 202) zwischen der Calle Obrapía und Calle Obispo die beiden Zweigstellen der Casa del Habano, wo sich alles rund um die Zigarre dreht: Die aficionados, die Kenner, können sich oben im Museo del Tabaco umsehen und im Laden mit mehr als 30 aromatischen Marken eindecken. Zum Weiter-Schnuppern geht man ein paar Schritte zur Ecke Obrapía, wo sich die Flaneure in der Parfümerie Habana 1791 ein »koloniales« Parfüm nach eigenem Gusto zusammenmixen lassen können: aus den zwölf traditionell-kolonialen Ingredienzen, etwa Rose, Jasmin, Lavendel, Orangenblüte, Ylang-Ylang, Tabak, Sandelholz und Patchouli. Dabei wird die althergebrachte Produktion im Labor demonstriert. Santería-Interessierte sollten hier in die Calle Obrapía abbiegen und die Casa de Africa mit einer sehr guten Ausstellung zur afrokubanischen Religion besuchen: Musikinstrumente, Kleidung, Holzschnitzereien, Voodoo-Puppen, Altäre der verschiedenen Kulte und Sekten sind zu sehen, eine Abteilung zeigt auch die Geschenke afrikanischer Staatsgäste an Fidel Castro.
Zum Bummeln bietet sich die nördlich verlaufende Parallelstraße Obispo an – eine der lebhaftesten Straßen in der Altstadt voller Buchläden, Supermärkte, Boutiquen, aber auch tristen Peso-Läden, Cafés und Bars. Das schon erwähnte Hotel Ambos Mundos (Ecke Mercaderes) zieht Touristen schnurstracks in den fünften Stock: Der Liftboy weiß schon nicht mehr, wie viele Male er die schmiedeeiserne Tür des Fahrstuhls hinter sich und den erwartungsvollen Besuchern zugezogen hat. Ernest Hemingway (1899 bis 1961) wohnte zwischen 1932 und 1939 im Eckzimmer Nr. 511, zahlte ganze zehn US-Dollar Miete pro Tag und schrieb hier einen Teil seines Bürgerkriegsromans »Wem die Stunde schlägt« (zu sehen sind eine Schreibmaschine und ein Modell seiner Jacht »Pilar«. Dabei hatte er nicht nur einen überwältigenden Blick über die Ziegeldächer und Paläste Alt-Havannas, auch die kubanischen Cocktails haben den amerikanischen Schriftsteller bekanntlich inspiriert. Folgt man den Fußstapfen Hemingways weiter durch die Calle Mercaderes nach Norden über die herrliche Plaza de la Catedral, bekommt man einen kleinen Eindruck von Hemingways Trinkgewohnheiten in der berühmten Bodeguita del Medio (Calle Empedrado) – vorausgesetzt man möchte sich in die winzige Bar im Erdgeschoss hineinquetschen: Vor dem Eingang drängeln sich die Touristen wie sonst nur die Kubaner vor ihren staatlichen Peso-Läden. Hier trank Hemingway am liebsten seinen mojito, und er soll gesagt haben: »Mi Mojito en la Bodeguita, mi Daiquiri en el Floridita.« Dem legendären Ruf folgten im Laufe der Jahrzehnte viele illustre Gäste, u. a. Errol Flynn, von dem der aussagekräftige Satz stammen soll: »A great place to get drunk« – ein großartiger Ort, um sich zu besaufen.
Nicht verpassen
CHA CHA CHA, MAMBO Y SALSA
Wer das Tanzbein gekonnt schwingen will, hat viel Auswahl in Havanna:Tanzkurse gibt es im Bezirk Centro im Tanzstudio Del Son a la Salsa (San Miguel 569 e/ Belascoin y Gervasio, in Centro, Tel. 07/ 878 43 77 und mobil 05-289 82 22, www.salsahabana.dk); im Bezirk Vedado im Teatro Nacional (Paseo y 39, Plaza de la Revolución, Tel. 07/ 879 60 11, www.teatronacional.cu). Man kann Gruppentanzstunden buchen oder Privatstunden nehmen. Weitere Infos über deutsche Tanzreisen-Veranstalter: Danza y Movimiento (www.danzay movimiento.de), avenTOURa (www.aventoura.de) und Via Danza Tanzreisen (www.viadanza.com).
Der Barkeeper der Bodeguita del Medio hat (meist) alle Hände voll zu tun.