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Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos und eine praktische Faltkarte zum Herausnehmen sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Vietnam. Entdecken Sie Vietnams Highlights wie Hanoi mit seinem Literaturtempel, schippern Sie durch die türkisfarbene Halong-Bucht, genießen Sie das quirlige Saigon oder staunen Sie im Mekong-Delta über den Mangroven-Irrgarten und feilschen Sie auf schwimmenden Märkten! So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
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Seitenzahl: 364
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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
»Wer mit Schale und Essstäbchenumzugehen weiß, verstehtauch mit Worten umzugehen.«
Vietnamesisches Sprichwort
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen in Vietnam
SAIGON UND UMGEBUNG
1 Saigon Altstadt
2 Saigon-Chinatown Cholon
3 Cu-Chi-Vietcong-Tunnel
4 Tay Ninh: Cao-Dai-Tempel
MEKONGDELTAVIETNAM
5 My Tho
6 Ben Tre
7 Vinh Long mit Sa Dec und Tra Vinh
8 Can Tho
9 Chau Doc
10 Ha Tien
11 Rach Gia
12 Phu Quoc
13 Nationalpark Ca Mau
SÜDKÜSTE VIETNAM
14 Vung Tau
15 Phan Thiet – Mui Ne
16 Con Dao
17 Phan Rang – Thap Cham
18 Nha Trang
19 Quy Nhon
HOCHLAND
20 Da Lat
21 Cat-Tien-Nationalpark mit Bao Loc
22 Buon Ma Thuot
23 Yok-Don-Nationalpark
24 Kon Tum
ZENTRUM
25 My Lai
26 Hoi An
27 My Son
28 Da Nang mit Lang Co
29 Hue
30 Bach-Ma-Nationalpark
31 Dong Hoi mit Vinh-Moc-Tunnel
32 Phong-Nha-Ke Bang-Nationalpark
33 Vinh
HANOI UND UMGEBUNG
34 Hanoi-Altstadt
35 Hanoi französisches Viertel
36 Hanoi-Westsee mit Ba-Dinh-Bezirk
37 Rotes Fluss-Delta rund um Hanoi
38 Hoa Binh mit Parfüm-Pagode
39 Ninh Binh Trockene Halong-Bucht
40 Cuc-Phuong-Nationalpark
HALONG-BUCHT
41 Hai Phong mit Do Son
42 Halong-Bucht mit Halong-City
43 Cat Ba
44 Bai-Tu-Long-Bucht
DIE BERGE IM NORDEN
45 Sa Pa und Umgebung
46 Dien Bien Phu
47 Cao Bang
48 Ba-Be-Nationalpark
49 Lang Son
50 Ha Giang
Vietnam von A–Z
Kleiner Sprachführer
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Vietnam kulinarisch
Fauna
Wasserpuppentheater
MEHR ERLEBEN
Echt Vietnam
Vietnam neu entdeckt
Im Nationalpark Yok Don sind noch viele wild lebende asiatische Elefanten anzutreffen – wie hier beim Baden im Fluss.
In Thung Lung Thu Yeu (Tal der Liebe) liegen Romantik und Kitsch nahe beieinander.
Die Vietnamesen sind in der Religion recht relaxt – und glauben an viele Götter und gute Geister.
Ede-Kids im »Elefanten-Dorf« Ban Don
In der Provinz Ninh Binh, auch Halong-Bucht an Land genannt, grünt es in allen Nuancen.
Die Wächterfiguren in Hues Kaisergräbern posieren als Statisten für Touristen aus aller Welt, hier bei Kaiser Khai Dinh.
Saigon: Eintauchen in die Kolonialzeit (S. 40)
Durch das alte französische Viertel von Saigon flanieren Besucher wie vor hundert Jahren die Kolonialherren im Schatten der Tamarinden oder auf den Spuren von berühmten Autoren wie William Somerset Maugham, Marguerite Duras und Graham Greene. Manche prachtvollen Kolonialbauten konnten sich vor Kahlschlag und Neubauwahn behaupten. Hier kann man sich entspannt zurücklehnen und in ferne Zeiten eintauchen – etwa beim Schmökern von Greenes Der stille Amerikaner am geschichtsträchtigen Schauplatz im Hotel Continental.
Hanoi: »Bia hoi« (S. 190)
Nach dem Treibenlassen im Gassengewirr der Altstadt von Hanoi und dem Stöbern zwischen traditionellen Handwerksläden, Cafés, Boutiquen und Galerien heißt es »chuc suc khoe« – Prost! Dazu mischt man sich abends am besten unter die Vietnamesen in den »bia hoi«-Eckkneipen, wo leichtprozentiges vietnamesisches Bier für nicht einmal 50 Eurocents auf Kinderplastikstühlen serviert wird – als Snack dazu gibt´s Hühnerkrallen und Erdnüsse etwa an der Ecke Luong Ngoc Quyen und Ta Hien sowie Bat Dang und Duong Thanh.
Halong-Bucht: In die Lagunen paddeln (S. 238)
Naturwunder und Bilderbuchkulisse: Ein Meer voller Sagen und Legenden, üppig grün überwucherten Karstinseln, Stränden und Grotten. Am besten lässt sich der Unesco-Schatz an Bord einer Dschunke erkunden. Oder paddelnderweise im Kajak – wenn die smaragdgrünen Lagunen im Inneren der Inselberge für eine Weile zugänglich sind, wie ein »Sesam öffne Dich« nur ein paar Stunden lang, bis die Flut kommt und die engen Höhlenzugänge wieder verschließt.
Ben Tre: Radtour durchs Mekongdelta (S. 62)
Die Reiskammer der Nation wartet mit einer üppigen Vegetation und tollen Fotomotiven auf schwimmenden Märkten, an Flussufern und zahllosen Kanälen. Bei einer Radtour rollt man durch idyllische Alleen über gefühlte tausend Brücken – immer vorbei an Reisfeldern, Mangroven und Bambuswäldern, besucht Familienbetriebe und Obstplantagen.
Mit dem Drachenboot geht es über den »Parfüm-Fluss« zur Thien Mu Pagode.
Hue: Selfie als Kaiser (S. 168)
Wie wäre es mit einem Ausflug per »Drachenboot« zu den Grabanlagen der alten Kaiser in Hue. Hier in den Ehren-Höfen und Gärten, an Teichen und verwunschenen Grabmälern wird die alte Kaiserzeit wie vor 200 Jahren wieder lebendig – und als Kaiser verkleiden und in Selfie-Pose stellen kann man sich auch gleich…
Hoi An: Kochkurs bei den Profis (S. 148)
Eine Vietnamreise ohne Kochkurs wäre wie nach Hause fliegen ohne den typischen Kegelhut im Gepäck. Lassen Sie sich einführen in die kulinarischen Geheimnisse und Fingerfertigkeiten der Vietnamesen, ob beim Kräuter- und Gemüseeinkauf auf dem Markt, beim Wickeln der »Glücksrollen« oder schließlich beim Verschlemmen der Speisen!
Bei Hanoi: Mit den Vietnamesen mitpilgern (S. 222)
Ein unvergessliches geradezu mystisches Erlebnis: Auf dem Yen-Fluss gleitet man zum »Berg der duftenden Spuren«, wo die Chua Huong thront. In die von steilen Karstbergen umgebene Parfüm-Pagode strömen Tausende einheimische Gläubige zur Göttin der Barmherzigkeit – am Tag! Ein Besuch hier muss ja nicht unbedingt beim überlaufenen Neujahrsfest sein…
Phu Quoc: Sundowner am Beach (S. 82)
Phu Quoc, die größte Insel Vietnams, lockt mit endlosen Sandpisten und Traumbuchten vor tropischer Dschungelkulisse, Wasserfällen und Tauchgründen voller farbenprächtiger Fauna. Und der Clou: Nur an wenigen Orten in Vietnam kann man der Sonne im Westen beim Untergehen zusehen, z. B. an Phu Quocs Stränden im Westen, etwa am Bai Truong. Hier klimpert das Eis im Cocktailglas, während sich die Sonne glutrot verabschiedet.
Die historische alte Oper der einstigen Hauptstadt Saigon, seit 1976 Ho-Chi-Minh-Stadt genannt, ist gestern wie heute Mittelpunkt des kulturellen Lebens.
Cuc Phuong und Hoa Binh: Zu Hause bei den Muong (S. 222)
Echtes Homestay-Feeling: Die Muong leben noch in Stelzenhäusern und beherbergen Touristen in ganz authentischen Homestays, d. h. bei sich zu Hause im Wohnzimmer. Bei dem »Community Based Tourism« speist man am Abend gemeinsam und bekommt einen Einblick in den Alltag der Bauern auf ihren Nassreisfeldern und bei der Schweine- und Geflügelzucht. Mitanpacken ist durchaus gern gesehen…
Saigon: das reinste Götterchaos (S. 48)
In den trubeligen Innenstädten wartet in Tempeln und Pagoden eine weihrauch vernebelte Welt mit Dutzenden von Göttern, Geistern und gleich mehreren Buddhas und Bodhisattvas auf, oft nur wenige Schritte vom Verkehrschaos entfernt. Die reinsten Oasen der Ruhe: Hier kann man innehalten.
Zur buddhistisch-taoistischen Wunscherfüllung dienen die Räucherstäbchen – am besten gleich eine ganze Spirale anzünden, damit auch alle Wünsche auf den Rauchschwaden zum Adressaten in den Götterhimmel gelangen – z. B. im vielbesuchten Jadekaiser-Tempel in Saigon, dem Chua Ngoc Hoang.
Vietnam ist ein Land der Kontraste. Moosbewachsene Paläste und Tempel als Zeugen einer 4000 Jahre alten Kultur ducken sich im Schatten von Hochhausgiganten. Verführerisch Duftendes aus Garküchen, von Räucherstäbchen oder von Gucci mischt sich mit Abgasschwaden. Mit 94 Millionen Bewohner eines der bevölkerungsreichsten Länder und die wohl zerbombteste Nation weltweit – und trotzdem entdeckt man in seinen Dschungeln fast pausenlos neue Tierarten. Und nun macht Vietnam auch noch als asiatisches Badeziel mit 3200 Kilometern Küste von sich reden.
Die Nacht in Saigon beginnt mit einem Hupkonzert. Eben noch lag die Hitze wie ein feuchter Lappen auf allem. Jetzt streift eine Brise den Sozius auf dem Motorroller, wenn endlich alle Zweiräder an der Ampel losbrausen, alle gleichzeitig hupend. Wie wäre es zum Einstieg mit einer Sozius-Tour durch das nächtliche Saigon?! Mofataxi-Fahrerinnen im eleganten Nationalgewand, dem »ao dai«, nehmen die Touristen huckepack, raus aus dem Taxi und dem Sightseeing-Bus, aus dem klimagekühlten Wohlbefinden mitten rein ins Chaos. »Di thoi«, let´s go! Aufsitzen, festhalten und ab ins motorbrummende Gewusel, wo alle gleichzeitig bei Grün losbrausen. Man lässt den 1. Bezirk mit seinen französisch-kolonialen Bauwerken, das Rathaus und das Theater hinter sich und taucht ein ins nächtliche Gewimmel. Myriaden von Mofas steuern, hupen, kurven und knattern durch Chinatown – man riecht es sofort, hier hängt der medizinisch-modrige Duft von Kräutern und Wurzeln aus den traditionellen Apotheken in der Luft.
In den Straßen von Saigon und Hanoi tobt das moderne Leben. Wer heute in den Südostzipfel Asiens kommt, um auf den Spuren von berühmten Indochina-Autoren wie Graham Greene und Marguerite Duras zu wandeln, der muss nicht lange suchen. Es gibt sie noch, die Alleen unter Tamarinden, an denen die Kolonialbauten in weichen Ockertönen stehen und die rotgoldenen Pagoden mit ihren verräucherten Altären; dazwischen hockt immer noch die eine oder andere Frau mit Nudelsuppen in ihrer Schultertrage. Aber es ist ein bisschen wie ein Wettlauf zwischen Tradition und Moderne. Wer das alte Vietnam sucht, muss in versteckte Seitengassen oder andere Bezirke ausweichen – oder gleich raus aufs Land. Denn viele steinerne Zeitzeugen aus jener kriegerischen (Kolonial)-Epoche sind schon lange verschwunden, wie das »Haus der 500 Mädchen« in Saigon oder erst kürzlich das »Café Brodard«, das »Givral« …
Sie wichen der Skyline mit Shoppingpalästen und Luxus von Armani bis Versace. Hier entsteht ein zweites Bangkok, Singapur oder Shanghai, nur noch höher und noch schneller.
Die futuristischen Wolkenkratzer wachsen im Zeitraffer, und von hier oben aus der sicheren Vogelperspektive erkennt man die Choreografie der Viertakter am besten: Wenn nach Sonnenuntergang das seit den prosperierenden 1990er-Jahren übliche »chay vong vong« startet: ein zielloses Umherdüsen, ein Sehen- und -Gesehenwerden auf Vietnamesisch, vor allem am Wochenende. Ein Menschenschwarm mit Zweiradantrieb. Es ist Millimeterarbeit: Fährt vorne einer auch nur eine Handbreit nach rechts, scheren alle Folgenden ebenfalls exakt eine Handbreit nach rechts aus, gleichmäßig und im sanft fließenden Slalom – als wären alle an einer unsichtbaren Schnur miteinander verbunden. Wer braucht hier schon die lang geplante U-Bahn?
Vietnam ist ein junges Land – 23% der Bevölkerung sind unter 15 Jahre.
Ein Abstecher in den neuesten 7. Bezirk Saigons zeugt von der Zukunft: Phu My Hung ist klinisch sauber und schick, die neue »Skyscrapercity« in der Größe Manhattans. Vor 15 Jahren war hier noch alles Sumpf mit Reisfeldern zwischen Kanälen, wo heute der Nguyen-Van-Linh-Highway verläuft. Aus dem zubetonierten Sumpf ragt ein Condominium Tower nach dem anderen in den Himmel, mehr als zwei Drittel leerstehend, mitsamt Tennisplätzen, Olympiapools und koreanischen Shoppingmalls. Es fühlt sich an wie auf einem anderen Stern, Lichtjahre entfernt vom »alten« brodelnden Saigon, der heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt. Die Straßen sind verwaist, keine Mofas, kaum Autos oder Menschen. Die Ampeln geben ihre Lichtzeichen mit Sekunden-Countdown ins Leere. Eine Geisterstadt.
Es wird Zeit für einen nostalgischen Rückblick – sagen wir in die letzten 15 bis 20 Jahre. Immer wenn ein Land der sogenannten Dritten Welt (und eine der letzten kommunistischen Bastionen) auf dem Zeitsprung in die Moderne ist, bleiben oft seine kleinen Marotten auf der Strecke. Die kuriosen Dinge mit dem unverwechselbaren Charme, abenteuerlich-skurrile Erlebnisse, die man später vermisst – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber was sind schon 20 Jahre in bis zu 4000 Jahren Legenden und Historie? Ein Wimpernschlag! Natürlich ist jeder heilfroh, dass die »travel permits«, die Reiseerlaubnisse, nicht mehr nötig sind (Ausnahme: in der chinesischen Grenzregion). Auch die polizeilichen Passkontrollen mitten in der Nacht im Minihotel sind – Konfuzius sei Dank! – selten geworden. Die Politpropaganda und Gymnastikbefehle um fünf Uhr morgens aus den allgegenwärtigen Lautsprechern sind in den meisten Großstädten endlich abgestellt – es soll zu Vandalismus und tumultartigen Szenen genervter Vietnamesen gekommen sein! Wie die Spucknäpfe verschwand auch plötzlich die Aufforderung auf einem Flughafenzollschild, doch »bitte keine Dollars in den Pass« zu legen. Einfach abmontiert! Hoffentlich ereilt dieses Schicksal auch eines Tages noch die letzten alten Klimaanlagen, die sich anhören, als brause nachts ein Endloszug durchs Hotelzimmer.
Nahe der chinesischen Grenze bietet der Tram-Ton-Pass am höchsten Berg Vietnams, dem Fansipan (3143 m), Weitblick auf Berg und Tal.
Ach ja, und wie lange wird es sie noch geben? – die Wasserbüffel vor dem Pflug im Reisfeld, die dreirädrigen »xich lo« (Radtaxen oder Cyclos), die Frauen in den langen »ao dais«, die greisen Herren mit grauem Ziegenbart und Tropenhelm, die Tai-Chi-Übenden am Hoan-Kiem-See, die »Affenbrücken« im Mekongdelta, die Wahrsager, die »cu tuong«-brettspielenden alten Männer in den Pyjama-Anzügen, die konischen Hüte aus Palmblättern, die traditionellen mobilen Ohrenputzer, immerhin einer der wohl ältesten Berufe Asiens …
Viele, die als Touristen nach Vietnam kommen, suchen noch heute den Krieg. Kein Wunder, denn schließlich machten die Vietnamesen ihre Kriegsschauplätze zu lukrativen Touristenattraktionen: 1993 gehörte das Krabbeln durch die Vietcong-Tunnel bei Saigon nicht nur für Kriegsveteranen und die ersten Rucksackreisenden zum Pflichtprogramm. Als Ende der 1990er-Jahre das Museum der amerikanischen Kriegsverbrechen umbenannt wurde in ein neutraler klingendes »Kriegsreste-Museum« traute sich auch Bill Clinton im Jahr 2000 als erster US-Präsident ins Land der ehemaligen Feinde. Dabei sind die Vietnamesen alles andere als ein nachtragendes Volk; denn mehr als zwei Drittel sind unter 35 Jahre und kennen den Krieg nur aus Geschichtsbüchern.
Buddhas Gefolgschaft auf Erden: Was dieser Mönch wohl gerade studiert?!
Am 16. März 1968 ermordeten US-amerikanische Soldaten über 500 Zivilisten auf grausamste Weise und löschten damit ein ganzes Dorf aus. Eine Gedenkstätte erinnert an das »Massaker von My Lai«.
Im Kriegsreste-Museum führt Frau Thuyet auch US-amerikanische Veteranen durch die Räume mit den schockierenden Fotos. »Viele sind überwältigt von ihren Gefühlen und Erinnerungen, und sie kämpfen angesichts der Bilder mit den Tränen.«
Zur Erinnerung: Die Amerikaner versuchten zwischen 1964 bis 1975 die kommunistischen Soldaten aus dem Norden mit Panzern und Bomben aus dem Süden zu vertreiben und den Norden unter Ho Chi Minh (1890 bis 1969, regierte 1945 bis 1969) zu besiegen. Mehr als 600 000 Alliierte kämpften gegen rund 200 000 Vietminh-Soldaten aus dem Norden und gegen die Vietcong. Doch »Charlie« (US-Slang für die südvietnamesische Guerilla) lehrte die Amerikaner mit Sabotage, Tretminen und Tigerfallen das Fürchten. Aus Protest gegen die Diktatur unter Ngo Dinh Diem (1901 bis 1963, regierte 1955 bis 1963) in Saigon und wegen der massenhaften Umsiedlung in »Wehrdörfer« oder Städte liefen viele Bauern zum Vietcong über. »Wir werden die Kommunisten in die Steinzeit zurückbomben«, sagte US-General Curtis LeMay, ja sogar der Einsatz von amerikanischen Atomwaffen wurde erwogen.
Eines der berühmtesten und bis heute absurdesten Kriegszitate in einem AP-Bericht über den Angriff auf die Stadt Ben Tre im Mekongdelta lautete: »Wir mussten die Stadt vernichten, um sie zu retten.« Die Kriegsherren unterschätzten damals noch die Macht der unzensierten Berichterstattung, etwa über das US-Massaker bei My Lai, wo innerhalb von anderthalb Stunden am 16. März 1968 insgesamt 504 Dorfbewohner massakriert wurden – darunter Babys, Kinder, Alte und Frauen. Und erst die öffentlichkeitswirksame Macht der Fotos: Der 66-jährige Mönch Thich Quang Duc (1897 bis 1963), der nur noch die Selbstverbrennung als Protest sah und dessen Bilder im Juni 1963 um die Welt gingen. Unvergessen und preisgekrönt: Das Foto der neunjährigen Kim Phuc aus Trang Bang, die 1972 nackt, schreiend und napalmverbrannt auf den vietnamesischen Kriegsfotografen Nick Ut zurennt… Bilanz eines elf Jahre dauernden Kriegs, der von keiner Seite »gewonnen« werden konnte: 7,5 Millionen Tonnen Bomben aus der Luft (dasselbe noch einmal am Boden), 80 Millionen Tonnen Agent Orange, geschätzte 3,5 Millionen tote Soldaten und Zivilisten (die meisten Vietnamesen), zehn Millionen Flüchtlinge, unzählige Waisen und Krüppel. Kriegskosten bei den Amerikanern: rund 150 Milliarden US-Dollar.
Noch Jahrzehnte nach Kriegsende forderten die Millionen Liter versprühter Gifte ihre Opfer und erzeugten beispielsweise Gebärmutterkrebs. Dr. Diem Huong forschte vor 20 Jahren als Chefärztin der Neugeborenen-Abteilung im Saigoner Tu-Du-Krankenhaus über Dioxin-Spätfolgen bei Neugeborenen und sagte seinerzeit: »Wir fanden heraus, dass die angeborenen Deformationen und Krebsfälle in den besprühten Regionen viel höher sind als in den nicht besprühten.« Bis 1991 sammelte man die toten Missgeburten und konservierte sie mit Formalin in Einweckgläsern hinter einer verschlossenen Tür – ein Kabinett des Horrors.
Das Hauptziel der amerikanischen »Entlaubungsaktionen« mit Napalmbomben, Agent Orange und Sprengstoff war der im Dschungel verborgene Ho-Chi-Minh-Pfad: ein insgesamt etwa 16 000 Kilometer langes und weit verzweigtes Wegenetz, eine militärische Nachschubstrecke, die sich größtenteils auf laotischem und kambodschanischem Grenzterritorium befand. Oft nicht mehr als ein Trampelpfad, auf dem nordvietnamesische Soldaten pausenlos die Genossen im Süden mit Waffen belieferten: zu Fuß, per Drahtesel, auf Elefantenrücken und Ochsenkarren, mit alten sowjetischen Lastern. Hier fielen 1965 bis 1973 mehr als zwei Millionen Tonnen Sprengstoff, das sind mehr Bomben als im Zweiten Weltkrieg auf Europa und Japan! Die vorwiegend nachts stattfindenden Transporte konnten trotz hoher Verluste bei den Nordvietnamesen nicht gestoppt werden.
Kriegsrelikt: US-Panzer bei Khe Sanh
Auf dem Dong Xuan Market, dem großen Markt im Zentrum von Hanoi, lässt sich gut feilschen – aber auch das reine Schauen ist eine Freude fürs Auge!
Das Ende ist bekannt: 1973 zogen die Amerikaner ab, am 30. April 1975 eroberten die nordvietnamesischen Truppen den Präsidentenpalast in Saigon ohne nennenswerte Gegenwehr. Und rund 40 Jahre später, was machen die Vietnamesen aus dem Höllenpfad? Einen Highway!
Die vietnamesische Bevölkerung darf sich dank ihrer vielen Legenden als Kinder von Göttern und Drachen betrachten. Und der Jugend großes Idol ist schon lange nicht mehr Ho Chi Minh, sondern … Bill Gates! Nur zwei Anekdoten mögen verdeutlichen wie die Vietnamesen »ticken«, und zwar schon vor der Ära des Software-Giganten. Zuerst aus Saigon: Tuan dreht mit seinem Bauchladen voller Kaugummis, Zigaretten und Postkarten die abendliche Runde zwischen den Flaneuren an der Kathedrale. Eine Touristin schenkt dem kindlichen Straßenhändler ein paar Buntstifte zum Malen. Und was macht der Zehnjährige? Er reiht sie ordentlich ein in sein Sortiment. Tuan könnte heute wahrscheinlich ein erfolgreicher Unternehmer sein…
Eine andere Begegnung, die ich in den 1990er-Jahren hatte, zeugt von den Tugenden der Vietnamesen, einer Mischung aus Sparsamkeit, fast schon preußischer Zuverlässigkeit und der typisch asiatischen Gelassenheit. 6. 30 Uhr in Da Nang: Das Hotelpersonal hat meinen Weckruf verschlafen. Das kann schon mal passieren. Der Zug nach Norden fährt in knapp zehn Minuten. Vor dem Hoteleingang wartet Dung im bodenlangen Regencape auf seiner »Honda Dream« – im peitschenden Taifunregen kaum zu erkennen – wie gestern verabredet. Die treue Seele, die mich vor zwei Tagen am Bahnhof mit dem typischen »woher-wohin« angesprochen hatte und seitdem zu allen Terminen, Interviews und Sehenswürdigkeiten kutschierte. Dung, der Ingenieur werden wollte und nicht durfte, weil sein Vater vor 1975 bei den Amerikanern gearbeitet hatte. Der immer das kleine Büchlein bei sich hat mit den lobenden Bemerkungen seiner ausländischen Schützlinge: etwa die von Buspannen und Händlern genervte Nicole, die nur Dung davon abgebracht hatte, ihre Vietnam-Reise abzubrechen. Und jetzt rettet Dung meinen ohnehin viel zu engen Zeitplan. Der Zug ist pünktlich abgefahren. Dung brettert mich mit Rucksack zum Highway No. 1, wo ich einen Reisebus erwische.
Einheimische sind geborene Guides.
Wer ständig über »Nepper, Schlepper, Bauernfänger« und »Wucherpreise für Ausländer« in einem der billigsten Reiseländer weltweit und über gefälschte Markenprodukte bis hin zu Fake-Taxis schimpft, der ist (seinem) Dung offenbar (noch) nicht begegnet. Vietnam ist kein einfaches Reiseland, man muss sich ein bisschen Respekt verschaffen und selbstverständlich auch zeigen; dazu gehört angemessene Kleidung ebenso wie ein paar Worte in der Landessprache und manchmal auch ein erlösendes Lachen, wenn die Worte fehlen. Und dann klappt es auch mit diesen »Halunken«, den Vietnamesen, auch wenn sie den »gia du lich«, den Ausländerpreis verlangen. Natürlich darf man hierzulande nie das Handeln vergessen, aber hey, wir sind in Asien! Und Respekt verdient ein Volk allemal, das sich seit mehr als tausend Jahren gegen Eindringlinge und Invasoren zur Wehr setzt und nicht erst seit der letzten Jahrtausendwende wirschaftliche Rekorde bricht.
»Doi moi« hieß das Zauberwort zur wirtschaftlichen Öffnung Vietnams ab 1986. Nach zwei Jahrzehnten mit fast zweistelligen Wachstumsraten steht das einst zerbombte Land heute an der Weltspitze der Exportländer für Reis, schwarzen Pfeffer und Kaffee. Dabei war Vietnam noch Mitte der 1990er-Jahre eines der elf ärmsten Ländern weltweit! Bis 2020 will das Bauernland zu den Industrienationen aufsteigen. Die Armut wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten von 60 auf zehn Prozent gesenkt. Mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von geschätzten 1400 US-Dollar (1993: 200 US$) zählt der »Tigerstaat« zu den Staaten mit Mittelstandseinkommen. Doch Schulbesuch und Arztbehandlung kosten heutzutage auch im vietnamesischen Sozialismus wieder Geld.
Immer deutlicher werden die Schattenseiten des Turbokapitalismus: die Inflation und eine weitreichende Korruption bis hin zu den Lehrern, die Landflucht und die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Land- und Stadtbevölkerung, zwischen Arm und Reich, nicht zu vergessen die zunehmenden Probleme bei Abwasser- und Müllentsorgung.
Vietnams Jugend will Facebook und Smartphones, Mopeds und Reisen, Wohlstand und Fortschritt. Dabei bleiben nicht selten die seit rund tausend Jahren konfuzianisch geprägten Werte und Moralvorstellungen innerhalb der Familien und des Staates auf der Strecke. Der Konfuzianismus dient als streng hierarchisches Ordnungssystem in der Gesellschaft: So wie die Untertanen dem Herrscher folgen, so haben Jüngere den Älteren zu gehorchen, Frauen den Männern. Ziel ist der konfuzianisch »edle« Mensch, der nach den fünf wichtigsten Tugenden lebt: Menschlichkeit oder auch Liebe, Rechtschaffenheit, Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit und Sittlichkeit. Ob Ho Chi Minh sich angesichts der rasanten Entwicklung in seinem gläsernen Sarkophag vor Gram umdreht oder weiterhin weise lächelt wie sonst noch immer auf Schritt und Tritt in Vietnam, davon kann man sich im Mausoleum in Hanoi ein Bild machen. Aber selbst in der kürzlich ihren tausendsten Geburtstag feiernden Hauptstadt, mit ihrer Gründung im Jahr 1010 eine der ältesten und schönsten Städte Asiens, wächst pausenlos die himmelstürmende Skyline.
Auch im Tourismus tut sich Rekordverdächtiges. Jahrelang prophezeite der World Travel and Tourism Council dem Land eine Zukunft als eine der am stärksten wachsenden Destinationen weltweit. Und tatsächlich hat sich die Besucherzahl von 2009 auf 2014 mehr als verdoppelt: rund acht Millionen internationale Besucher (allerdings zählen Vietnams Werbestatistiker gerne auch Geschäftsleute und Auslandsvietnamesen auf Familienbesuch mit, und so muss man de facto von circa fünf Millionen Touristen ausgehen). Aber der Trend ist eindeutig: Vietnam wird zu einem Ziel für Massentourismus in Asien, in erster Linie für die Millionen Chinesen aus der Nachbarschaft, die es gerne laut und trubelig mögen, auf Kasino und Karaoke abfahren und heute quasi in Truppenstärke »einfallen« wie damals schon unter den Mongolen, jedoch mit anderen Ambitionen.
Die weltbekannten Hotelketten ließen Jahrzehnte auf sich warten, aber jetzt sind sie alle da: Six Senses, Sofitel, Hilton, Hyatt, Intercontinental, Mövenpick, JW Mariott … das wachsende Angebot erzeugt eine steigende Nachfrage, und damit verändert sich auch das Publikum.
Saigon bei Nacht – und jetzt Eintauchen ins Lichtermeer bei einer Sightseeing-Tour mit Vintage-Vespa für Abenteuer- und Schlemmerlustige!
Das touristische Potenzial scheint unerschöpflich an immerhin 3200 Kilometern Küste entlang des Südchinesischen Meeres, wo sich Vietnam wie ein lang gezogenes S zwischen den großen Deltas im Norden und Süden erstreckt. Vier Wochen reichen lange nicht aus, um alle interessanten Städte und Landesattraktionen kennenzulernen, zumal das Wetter in drei Klimazonen oft einen Strich durch den Reiseplan macht. Doch gerade deswegen sprießt und gedeiht hier alles so üppig, ein exotischer Garten Eden mit Regenwald, Mangrovenwäldern und Blumengärten wie im Hochland rund um Da Lat. Die Farbpalette reicht von zartem Grün, vor allem in den Bergen, wo die Reisfelder leuchten, bis hin zu Smaragdgrün in den Lagunen der Halong-Bucht.
Wasserbüffel dienen auch als Nutztiere.
Jenseits von verklärender Nostalgie und dick aufgetragener Patina bezaubern die unverwechselbaren Landschaften, die Farben und Gerüche. Wenn die Monsunwolken drohend tief und grauschwarz über den Reisfeldern hängen, lassen sie deren Schachbrettmuster fast phosphorisierend leuchten. Ganz nach Jahreszeit schimmert die Jahrtausende alte Kulturlandschaft auch in Schlammbraun oder Goldgelb. Nach der Ernte trocknen gelbe Reiskörner, rote Chilis und orangefarbener Mais am Straßenrand. Im Schlamm suhlen sich die Wasserbüffel, diese sympathischen Urtiere, wiederkäuend und stoisch glotzend wie vor tausend Jahren.
Zu dem Tropenbilderbuch gesellen sich die typischen Laute, die wenigstens noch auf dem Land sanft, unaufdringlich und noch nicht von schriller westlicher Modernität wie in den Städten überlagert sind. Abseits der Städte und der Unesco-Trampelpfade hört man es noch: das leise Rascheln der Palmen, das tausendfache Summen der Zikaden im Dschungel, das Bimmeln der Glöckchen an den Tempeldächern, das Kratzen der Reisigbesen und das Schlurfen der Latschen auf dem Asphalt. Alte Frauen gehen mit wippenden Schultertragen zum Markt, wo es neben bunter Tupperware auch Hühner bzw. deren Krallen am Spieß gibt. Das Leben auf der Straße zieht sich nur bei apokalyptischen Regengüssen in die Wohnläden hinter das Zieharmonikagitter zurück, und sobald die Sintflut vorüber ist, dampfen wieder der Asphalt und die Woks auf den rollenden Suppenküchen. Eine Wolke Chili reizt die für hiesige Verhältnisse lange Nase der Fremden (»tay«), der Duft von Jasminketten und Weihrauchschwaden aus Amber und Lotos besänftigen sie wieder. Vietnam ist farbensprühend und exotisch, betörend und besinnlich, aber auch laut und tosend.
Der Nationalpark Phong Nha Ke Bang, Unesco-Weltnaturerbe im nördlichen Zentralvietnam, birgt die ältesten Karstberge Asiens.
Lotosblüten gelten im Buddhismus als Symbol der Reinheit und sind daher oft religiöse Opfergaben. Die uralten Traditionen, die Ruhe und Besinnlichkeit in den Tempeln und Pagoden faszinieren, oft nur Schritte entfernt vom Alltagstreiben und dem irrsinnigen Verkehr.
Die drei Hmong-Frauen haben gut lachen – auf dem Sonntagsmarkt in Meo Vac nahe der Provinzhauptstadt Ha Gang.
Anders als in den stark buddhistischen Nachbarländern Laos und Kambodscha herrscht hier ein tolerantes Miteinander der religiösen und animistischen Anschauungen. In Vietnam mischen seit Ewigkeiten die Ahnen ebenso mit wie Buddha und die chinesischen Philosophen Konfuzius und Laotse sowie Jesus Christus, nicht zu vergessen die unzähligen Schutzgeister und Götter, Helden und Dämonen. Jeder hat seine Funktion im Alltag, sie alle sind mehr oder weniger »bestechlich« – ob mit einem Obolus auf dem Obstgabenteller oder in der Spendenbox. Und so können Vietnamesen durchaus gleichzeitig Buddhisten und Christen sein und neben Jesus beizeiten auch der Göttin der Barmherzigkeit, der Quan Am, ihren Dank erweisen.
Und es wirkt! Denn wo sonst leben 54 Ethnien in einem anderswo sicherlich explosiven Völkergemisch mit allerlei Glaubensrichtungen zusammen, von Animisten über Chinesen bis Moslems?! Bunt und abwechslungsreich, vor allem in den Bergen und im Hochland. Viele Minderheitenstämme befinden sich mitten in der Übergangsphase von jahrtausendealter Tradition und modernem Leben. Nicht alle tragen heute noch ihre farbenprächtigen Trachten, die kunstvollen Frisuren oder Kopfbedeckungen, den schweren Silberschmuck und die Riesen-Ohrringe, wie es noch die Hmong Hoa tun, die »Blumen-Hmong«, und die Dao Do, die »Roten Dao«, bei Sa Pa oder die Lo Lo in der entlegeneren Provinz Ha Giang. Doch viele pflegen weiterhin ihre Feste und Riten: das Befragen der Schamanen, das Bauen von Stelzenhäusern, das Betelnusskauen, das Einflechten von Strähnen der toten Uroma inmitten ihrer um den Kopf geschlungenen Haarpracht oder das Schwärzen der Zähne als traditionelles Schönheitssymbol.
Aber natürlich lernen die Kinder heute in der Schule, wie Regen entsteht, und sie müssen nicht mehr an Naturgeister glauben – sofern sie nicht zu dem einen Drittel der über Zehnjährigen aus bettelarmen Bergstammfamilien gehören, die statt dessen ihren Eltern auf dem Feld helfen müssen. Heute beherrschen unübersehbar Trekkingschuhe, Satellitenschüssel und in französisch parlierende Hmong-Mädchen die Gegend um Sa Pa – und die Geschäfte mit den Touristen. Vietnam ist in einem neuen Zeitalter angekommen, selbst weit hinter den höchsten Bergen …
Vietnam ist voller Naturschätze. Zu den landschaftlichen Höhepunkten zählen die rund 2000 bizarr geformten Kalksteininseln, die in der Unesco-geschützten Halong-Bucht im Norden aus dem Meer aufragen. Ob man hier mit Dschunke oder Kajak durch die Märchenwelt dieses Jurassic Parks gleitet oder mit dem Rad im brettflachen Mekongdelta unterwegs ist – Vietnam bietet reichlich Gelegenheit zum Austoben. Abenteuerlich wird es beim Caving (Phong-Nha-Höhle) und Climbing (Cat Ba), beim Canyoning und Abseilen an Wasserfällen (Da Lat) oder auch bei anspruchsvollen Touren auf den höchsten Berg Vietnams, den Fan Si Pan (3143 Meter), inmitten »tonkinesischer« Alpenkulisse bei Sa Pa. Inselhopping und Tauchvergnügen ist möglich in den Badeorten und auf Eilanden wie Nha Trang, Phu Quoc, Con Dao und Whale Island.
Die restaurierte Zitadelle von Hue erstrahlt wieder in prunkvollem Gold, wie hier mit einem der mythischen neun Drachen.
Die Windsurfer und Kiter aus aller Welt treffen sich in Mui Ne, am besten Wellenreiten kann man in Da Nang und Vung Tau. Den Golfschläger schwingen die Enthusiasten im Hochland bei Da Lat, nahe Saigon und Hanoi, Phan Thiet, Nha Trang, Da Nang und auf Phu Quoc.
Und wem dies alles zu aktiv ist, der kann sich herrlich dem Kaufrausch hingeben – Lieblingsort aller Vietnam-Reisenden ist das Unesco-Bilderbuchstädtchen Hoi An, wo man zwischen Pagoden, traditionellen Handelshäusern und Schneiderboutiquen auch in unzähligen Souvenirläden stöbern oder bei einem Kochkurs in die vietnamesische Küche hineinschnuppern kann. Kochkurse werden inzwischen landauf, landab angeboten, oftmals in Gästehäusern und Lodges (siehe Aktivitäten Kap. 1 bis 5, insbesondere bei Tra Que Herb Village, S. 150).
Am Ende der Saigoner Nacht steuern wir in eine unscheinbare düstere Gasse: Ein paar rote Hocker werden vor einer weiß gekachelten Wand zusammengeschoben als langer Tisch, gleich neben dem Mofa-Parkplatz. Die Angestellten des Lokals bringen eifrig Plastikstühle, Plastikgeschirr, Servietten in Plastikfolie. Dann wird aufgetischt: Wachteln, Berge von Krabbenzangen in Chili und Knoblauch und: Jakobsmuscheln. Das Muschelfleisch ist mundwässernd garniert mit Frühlingszwiebeln und fein gehackten Erdnüssen – glibberig-weich und knusprig, fünf Stück »so diep nuong mo hanh« kosten ganze zwei Euro. Das Entenei mitsamt Embryo (»viel Protein, gut für Männer!«) lassen wir links liegen, bevor es auf zwei Rädern durch die Nacht zurückgeht ins Hotel, fröhlich-sinnlos hupend mitten im motorisierten Menschenschwarm.
Kulinarische Leckereien werden auf den Nachtmärkten auf Schritt und Tritt angeboten, hier »so diep nuong mo hanh« supergünstig und köstlich!
Vietnam liegt in Südostasien und grenzt im Westen an Kambodscha und Laos, im Norden an China. Die Sozialistische Republik Vietnam schmiegt sich wie ein lang gezogenes S ans Südchinesische Meer – im Norden der Golf von Tonkin, im Südwesten der Golf von Thailand.
Fläche: 331 114 Quadratkilometer, etwa so groß wie Deutschland
Küstenlänge: 3260 Kilometer
Hauptstadt: Hanoi
Amtssprache: vietnamesisch
Flagge:
Bevölkerung: In Vietnam leben rund 94 Mio. Einwohner aus 54 ethnischen Gruppen: ca. 88 % ethnische Vietnamesen, 9 % Bergstämme, 2 % Chinesen sowie Khmer und Cham. Die größten Städte sind Saigon (7 Mio.), Hauptstadt Hanoi (3,5 Mio.) und Da Nang (1,1 Mio.).
Währung: vietnamesischer Dong (VND)
Zeitzone: MEZ + 6 Std. (Winter), MEZ + 5 Std. (Sommer)
Geografie: Vietnam erstreckt sich über 1750 km Länge und 50 bis 550 km Breite. Die Deltas von Mekong im Süden und Rotem Fluss im Norden sind die bevölkerungsreichsten Gebiete und zugleich die »Reiskammern« der Nation. Rund zwei Drittel bestehen aus Gebirge und Hochebenen mit dem 3143 m hohen Fan Si Pan bei Sa Pa als höchstem Berg Indochinas.
Verwaltung: In der Sozialistischen Republik Vietnam (SRV) regiert die Kommunistische Partei KP als einzige Partei. Das alle fünf Jahre vom Parlament neu gewählte Staatsoberhaupt ist seit 2016 Präsident Tran Dai Quang. Den politischen Kurs bestimmt der KP-Generalsekretär, seit 2011 Nguyen Phu Trong.
Wirtschaft: Vietnam ist auf dem Weg von einer Agrarnation zur Dienstleistungsgesellschaft (v. a. im Tourismus mit fast 8 Mio. Besuchern in 2014). Noch immer arbeitet die Hälfte der Bevölkerung in Landwirtschaft, Fischerei und Garnelenzucht. Vietnam gehört zu den weltweit führenden Exportnationen von Kaffee, Pfeffer und Reis sowie Cashewnüssen, Kautschuk und Tee. Industrielle Hauptexportprodukte sind Rohöl, Elektronikartikel, Möbel, Textilien und Schuhe. Das jährliche Durchschnittseinkommen liegt bei ca. 1400 US$ (1230 €) mit sehr großem Stadt-Land-Gefälle.
Religion: Die meisten Vietnamesen praktizieren eine Art Mischreligion aus (Mahayana-) Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus in Verbindung mit weit verbreitetem Ahnenkult, der Rest sind Christen, 1 bis 2 Mio. Angehörige der Caodai-Sekte und wenige Moslems (v. a. die ethnischen Cham) sowie Animisten, die an Naturgeister glauben (v. a. Bergstämme).
257 v. Chr. Zusammenschluss einiger nordvietnamesischer Fürstentümer zum ersten Königreich Au Lac.
111 v. Chr. Beginn der tausendjährigen Herrschaft Chinas über das Protektorat Giao Chi, das »Land der Barfüßigen« im ehemaligen Reich Nam Viet.
40 v. Chr. Aufstand der Trung-Schwestern und ihrer Verbündeten, die sich drei Jahre lang als Königinnen behaupten können, ehe die chinesischen Truppen sie besiegen.
4.–15. Jh. Das Reich Champa der indisch beeinflussten Cham-Könige erstreckt sich im Süden Vietnams bis ins heutige Kambodscha
931 Sieg über China: General Ngo Quyen vertreibt die Chinesen bei der Schlacht am Bach Dang Fluss.
ab 939 Unabhängigkeit von den Chinesen unter der ersten rein vietnamesischen Ngo-Dynastie als Reich Dai Co Viet mit der Hauptstadt Co Loa im Norden.
10. Jh. Der Konfuzianismus wird zur Staatsreligion.
1288 General Tran Hung Dao besiegt die Mongolen Kublai Khans am Bach Dang Fluss mit einer List, die schon Ngo Quyen 931 angewandt hatte: im Flussschlamm versenkte Holzpfähle, die die chinesischen Schiffe bei Ebbe regelrecht aufspießen.
1771–1777 Tay-Son-Aufstand gegen die Fürstenfamilien Trinh und Nguyen, die das Land unter sich im Norden und Süden aufgeteilt haben.
1802–1945 Die Nguyen-Dynastie erlangt die Macht im wiedervereinigten Reich Viet Nam unter Kaiser Gia Long (Hauptstadt Hue).
1863–1954 Französische Kolonialherrschaft
1858–1863 1858 landen französische Kriegsschiffe in Da Nang. 1862/63 übernehmen die Franzosen vertraglich die Herrschaft im Land
1941 Gründung der kommunistischen »Liga für die Unabhängigkeit Vietnams« (Vietminh) unter Führung von Ho Chi Minh.
1945 Am 2. September ruft Ho Chi Minh in Hanoi die Unabhängigkeit aus und gründet die Demokratische Republik Vietnam (DRV).
1946 Erster Indochinakrieg gegen die Franzosen.
April 1954 Genfer Indochinakonferenz in Paris: »Provisorische« Teilung Vietnams in den kommunistischen Norden und prowestlichen Süden.
1955–1975 Vietnamkrieg, auch zweiter Indochinakrieg genannt; Stellvertreterkrieg im kalten Krieg.
1963 Demonstrationen gegen den südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dinh Diem. Ermordung des Diktators mit Hilfe der CIA.
August 1964 Der Zweite Indochinakrieg gegen die USA beginnt mit einem Geheimmanöver des US-Zerstörers »Maddox« im Golf von Tonkin.
ab März 1965 US-Kampftruppen landen in Da Nang. Mehr als 600 000 Alliierte kämpfen gegen rund 200 000 kommunistische Soldaten aus dem Norden und Süden, die mit Guerillataktik, Tretminen und Sabotage für große Verluste bei den Gegnern sorgen.
1968 Vietcong-Offensive Ende Januar zum Tet-Fest. »Search and destroy«-Massaker am 16. März im Dorf My Lai.
ab 1969 Schrittweiser Abzug der US-Armee.
1975 Am 30. April Einmarsch der nordvietnamesischen Truppen in Saigon.
seit 1976 Sozialistische Republik Vietnam
1976 Am 2. Juli Gründung der Sozialistischen Republik Vietnam (SRV) und Wiedervereinigung. Rigide »sozialistische Umgestaltung« mit Kollektivierung und Verstaatlichung der Wirtschaftsbetriebe, »Umerziehungslager« usw.
1978 Verbot jeglichen privaten Handels und Enteignungen; 2 Mio. Flüchtlinge 1975 bis 1990 – die meisten als »Boat people«.
1979–1989 Besetzung Kambodschas und Vertreibung des Roten-Khmer-Regimes, daraufhin »Straffeldzug« Chinas (Khmer-Verbündete) in Nordvietnam.
ab 1986 Wirtschaftliche »doi moi«-Reformen: Dezentralisierung, mehr Marktwirtschaft, Joint ventures und Leistungsprämien. Nach einer Hungerkatastrophe 1988 endgültige Abschaffung der Genossenschaften in der Landwirtschaft.
1992 Verfassungsänderung: Recht auf Privateigentum, aber auch Abschaffung der kostenlosen Bildung und Gesundheitsversorgung.
1994 Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos.
2000 Bill Clinton besucht Vietnam als erster US-Präsident nach 25 Jahren.
2007 Vietnam wird Mitglied in der Welthandelsorganisation WTO.
2010 Deutschland wird größter EU-Handelspartner Vietnams.
2014 Mai: Antichinesische Krawalle mit zwei Toten. Im Oktober droht der seit Jahrzehnten schwelende Streit zwischen Vietnam und China um die vietnamesisch besetzten Spratley und Paracel Islands erneut zu eskalieren.
2015 In Saigon beginnt der Bau eines 460 Meter hohen Wolkenkratzers, der bis 2017 am Saigon Ufer mit 81 Stockwerken entstehen soll.
1Saigon-Altstadt
2Saigon-Chinatown Cholon
3Cu-Chi-Vietcong-Tunnel
4Tay Ninh: Cao-Dai-Tempel
Das Hotel Continental Saigon beeindruckt mit seiner prachtvollen Fassade.
Wer auf den Spuren Graham Greenes durch den einst französischen Bezirk flaniert, könnte schnell desillusioniert sein: Die südvietnamesische Metropole ist unverkennbar auf dem Zeitsprung ins 21. Jahrhundert – zwischen immer höheren Wolkenkratzern und Abermillionen Motorrollern. Dennoch ist Saigon mit seinen Tempeln und Pagoden, Märkten und Garküchen auch heute noch ein spannendes Reiseziel – gerade wegen der scharfen Kontraste.
Auch wenn die Kommunisten die erst vor rund 300 Jahren gegründete Stadt gleich nach der Eroberung im April 1975 nach dem Präsidenten Nordvietnams Ho Chi Minh (1890–1969, reg. 1945–1969) benannten, hat keiner der rund sieben Millionen Saigoner je aufgehört, das Stadtzentrum am Hafen so zu nennen, wie es seit Jahrhunderten heißt: Saigon, oder auch kurz HCMC (Ho-Chi-Minh-City).
Saigons alte Kathedrale Notre Dame – heute eine beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos
Erstes Ziel aller Besucher ist die Dong Khoi, ehemals Rue Catinat im einst französischen Stadtkern (1. Bezirk), eine elegante Allee, an der sich viele koloniale Bauwerke und Attraktionen, Hotels, Lokale und Nobelboutiquen aneinanderreihen. Gleich am Saigon-Fluss und seiner Uferpromenade Bach Dang steht seit 1925 das »Majestic«, und 500 Meter weiter nordwestlich stößt man auf das legendäre klassizistische »Continental«, das älteste Hotel Saigons: Graham Greene (1904–1991) genoss seine Cocktails im »Majestic« und wohnte im Zimmer 214 im »Continental«, schrieb hier zwischen 1952 und 1955 den wohl berühmtesten und weitsichtigsten aller Vietnam-Romane – Der stille Amerikaner. Der Kriegskorrespondent sah im »Paris des Ostens« die immer weitere Verwicklung der Amerikaner in den französischen Kolonialkrieg wie in einer düsteren Vision voraus.
Beste Adresse für den Karrierekick: In der Chill Saigon Sky Bar entscheidet der Dresscode.
Gleich gegenüber in der bildschönen Alten Oper (1899) mit den beiden Engeln über dem oval geschwungenen Portal hat heute das Symphonie-Orchester seinen Sitz. Sehr touristisch aber sehenswert ist die AO Show: eine amüsante Mischung aus Zirkus und Folklore, mit der junge Vietnamesen durchaus humorvoll in die Landeskultur einführen. Nur ein paar Schritte weiter sieht man schon die 1877 bis 1883 erbaute neoromanische Kathedrale Notre-Dame mit ihren beiden quadratischen Türmen und rechts davon das prächtige Hauptpostamt (1886–1891), wo auch ein Blick ins Innere lohnt mit der von Gustave Eiffel entworfenen gusseisernen Deckenkonstruktion. Ein weiteres schönes Fotomotiv ist das Rathaus (1901–1908), herrlich verschnörkelt mit Ziergiebeln, Stuck, Säulen und der Ho-Chi-Minh-Statue davor.
Nicht verpassen
CHILL SAIGON SKYBAR: HOCH HINAUS!
Einlass nur mit Highheels oder Leih-Pumps: Für einen Besuch in der luftigen Sky Bar im 23. Stock lässt man die Flipflops besser im Hotel und genießt Saigons nächtliche Skyline aus der Vogelperspektive. Hier trifft sich die Schickeria Saigons bei Cocktails und Schampus – Motto: dress to impress! Der Blick schweift von der Open-Air-Veranda über die jedes Jahr mehr glitzernde Metropole – Das 360-Grad-Panorama entschädigt für die exorbitanten Preise, da lohnt die 50 %-Happy Hour (Reservierung empfohlen)!
AB Tower. Tgl. 17–1 Uhr, Happy hour tgl. 17.30–20 Uhr, 76 Le Lai, gegenüber vom Cong Vien »23.9.«-Park, nahe Pham Ngu Lao, 1. Bezirk, Tel. 08/38 27 23 72, Mobil-Res.-Tel. 090/72 43 31 34, www.chillsaigon.com
Alles in Ordnung – in der Wiedervereinigungshalle
Der so verheerende Vietnamkrieg ist lange vorbei, zwei Drittel der Vietnamesen sind unter 35 Jahre und kennen das Kriegsgeschehen nur aus Geschichtsbüchern. Sie verehren Bill Gates statt »Onkel Ho«, das Volk strebt nach Dollar statt Dong, Facebook statt Parteibuch! Heute ist der Sozialismus in Vietnam nur noch Fassade. Und so wurde aus dem Museum der amerikanischen Kriegsverbrechen ab den 1990er-Jahren das weniger drastisch klingende Kriegsrestemuseum, einer der meist besuchten Orten in Saigon: mit zahlreichen Dokumenten und schockierenden S/W-Fotos der unvergesslichen Gräueltaten (etwa das My-Lai-Massaker 1968, s. S. 146), größtenteils von US-Fotografen wie Larry Burrows, mit Einweckgläsern von missgebildeten Föten als Folge der chemischen Kampfmittel und natürlich einer Propaganda-Abteilung. Doch Bilder und Zahlen sprechen ohnehin für sich: 7,5 Millionen Tonnen Bomben beim Luftkrieg, die gleiche Menge am Boden – mehr als dreimal so viel wie im Zweiten Weltkrieg! Geschätzte 3,5 Millionen Tote zwischen 1964 und 1975 – die meisten Vietnamesen.
Im »Kriegsrestemuseum« sollte man starke Nerven haben.
Das Historische Museum von Saigon, mit Schwerpunkt Alte Skulptur, lädt zur Erkundung der Geschichte Vietnams ein.
Auf Saigons Straßen, Gassen und Märkten knattert ein endloser Zweiradstrom aus 5, 6, vielleicht 7 Millionen Mopeds und Motorrollern. Hier die Straße zu überqueren ist wie einmal zu Fuß durch den Autoscooter. Man sollte erstens nie stehen bleiben und zweitens unbeirrt und immer mit festem Blick auf den Verkehrsstrom die rettende andere Seite ansteuern. Die Mofas werden ausweichen! Oder man versucht es erst einmal im »Windschatten« eines Vietnamesen…
Stadttheater (Old Opera House). Im 1899 erbauten Opernhaus trifft man sich heute zu Opern, Ballett, Popkonzerten, Folkloreshows und Modeschauen. Tgl. »AO« Show wochentags 18 Uhr, Wochenende 20 Uhr, Tickets ab ca. 25–60 €, 7 Lam-Son-Platz, Tel. 08/38 23 74 19 www.hbso.org.vn
Kathedrale Notre-Dame. Am Ende der Dong Khoi wurde 1877 bis 1883 das Gotteshaus im neoromanischen Stil erbaut. Tgl. 7–ca. 20 Uhr, Platz der Pariser Kommune.
Hauptpostamt. Rechts von der Kirche erhebt sich das koloniale Prachtgebäude mit der Deckenkonstruktion von Gustave Eiffel. Bemerkenswert sind die Telefonzellen mit den Weltzeituhren. Tgl. 7–20 Uhr. Dong Khoi, Platz der Pariser Kommune, Tel. 08/38 22 16 77, mit Wechselstube und Info.
Rathaus (Hôtel de Ville). Nur einige hundert Meter entfernt liegt das fotogene, weil kolonial-verschnörkelte Bauwerk, das 1901 bis 1908 mitsamt Säulen und Ziergiebel ebenfalls von den Franzosen erbaut wurde – heute Sitz des Volkskomitees, daher nur von außen zu bewundern. Am Ende des Boulevards Nguyen Hue Ecke Le Thanh Ton.
Wiedervereinigungshalle. Hier sind heute Konferenzsäle, Empfangsräume, Banketthallen, Wohngemächer, ein Privatkino und der Fluchttunnel zu besichtigen. Tgl. 7.30–11, 13–16 Uhr, 135 Nam Ky Khoi Nghia, Tel. 08/38 22 36 52, www.ditich.dinhdoclap.gov.vn
Kriegsrestemuseum. Mit drastischen Bildern bekommt man einen Einblick ins Kriegsgeschehen, auf dem Außengelände sind Panzer, Hubschrauber und Abwehrgeschütze ausgestellt. Tgl. 7.30–12, 13.30–17 Uhr, 28 Vo Van Tan, 3. Bezirk, Tel. 08/39 30 55 87, http://warremnantsmuseum.com
Jadekaisertempel (Chua Ngoc Hoang). Hier residiert der Weltenherrscher Ngoc Hoang, eine zwei Meter hohe Figur aus Pappmaché, daneben unzählige Figuren von Wächtern, mythologischen Helden und Bodhisattvas, etwa die 18-armige Quan Am, die Göttin der Barmherzigkeit. Tgl. 6–18 Uhr, 73 Mai Thi Luu, Tel. 08/38 20 31 02. (auf Karte weiter mit Taxi)
Saigon Sky Deck (Bitexco Financial Tower). Der Wolkenkratzer beeindruckt mit 68 Etagen auf 265 Metern Höhe – sogar mit Hubschrauberlandeplatz im 50. Stock., Tgl. 9.30–21 Uhr, Eintritt Observation Deck (49. Etage): 200 000 VND/ca. 8 €, Kinder: 130 000 VND, Nguyen Hue zwischen Ngo Duc Ke und Hai Trieu, Restaurant Eon (51. St.): 08/62 91 87 51, www.saigonskydeck.com
Botschaften auf Rauchschwaden
Einfach gut!
AUF »FOODIE TOUR« DURCH DIE NACHT
Bei einer kulinarischen Sightseeing-Tour lernt man als Sozius die Stadt und ihre Genüsse kennen. Denn Saigon ohne Mofas wäre wie Nudelsuppe ohne Fischsauce. Eine Sozius-Tour durch die Nacht vereint beides: Mofataxi-Fahrerinnen nehmen die Touristen huckepack, raus aus dem Taxi und dem Sightseeing-Bus mitten rein ins Chaos. Zwischendurch gibt es immer was zu Futtern – auf Plastikschemeln wie sich das in einer ordentlichen Suppenküche gehört! Achtung: Unbedingt Helm tragen, einige professionelle Anbieter wie XO Tours bieten einen Versicherungsschutz für ausländische Beifahrer.
XO Tours (Foodie Tour). Tgl. 17.30 Uhr (4,5 Std.), max. 16 Teilnehmer, auch möglich mit Kindern und Vegetariern oder als Shoppingtour, 72 US$/1 540 000 VND/= 6 € p. P. inkl. Mahlzeiten, Getränke und Versicherung, Video 30 US$ extra, Mobil-Tel. 09/33 08 37 27, www.xotours.vn
Auch der 1966 wiedererrichtete Palast der Einheit einen Block südöstlich war bis zum Einmarsch der Nordvietnamesen noch Präsidentenwohnsitz des gefürchteten Diktators Ngo Dinh Diem (1901–1963, reg. 1955–1963): Unvergessen sind die Fernsehbilder als die Nordvietnamesen hier am 30. April 1975 die rote Fahne mit dem gelben Stern hissten, während die US-Amerikaner und Verbündete auf dem Dach der Botschaft in die letzten Evakuierungshubschrauber stiegen. Etwas abseits liegen zwei weitere besuchenswerte Museen: das Historische Museum mit Wasserpuppentheater und das dem großen Revolutionär gewidmete Ho-Chi-Minh-Museum im wunderschönen vor allem nachts fotogen beleuchteten »Drachenhaus« am Flussufer.
Die Chua Ngoc Hoang (auch: Phuoc Hai Tu) ist von Rauchschwaden verqualmt und von Paukenschlägen erfüllt: Die 1906 erbaute Pagode ist der Sitz des Jadekaisers, des meistverehrten Weltenherrschers aus der taoistischen Philosophie. Er allein entscheidet über Leben und Tod, Sieg und Niederlage seiner Untertanen, je nach Generosität des Gläubigen, die ordentlich dokumentiert ist anhand von rosaroten Spendenzetteln an den Wänden. Unter den Augen von unzähligen Göttern, Generälen und guten Geistern, Buddhas, Bodhisattvas und anderen »erleuchteten« Wesen schiebt man sich durchs Gedränge, durchquert einmal die Hölle im Nebenraum und hofft ein paar Schritte weiter auf Wiedergeburt im Angesicht der barmherzigen Thi Kinh (auch: Quan Am). Dabei hilft: Räucherstäbchen anzünden, einen Obolus in die Spendenbox und auf Wohlwollen der jadekaiserlichen Pappmaché-Figur mit den drei Bartzipfeln vertrauen.