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Am 28. Oktober 1492 betrat Kolumbus erstmals Kuba und wähnte sich bekanntermaßen in Indien: "Das ist das schönste Land, das menschliche Augen je gesehen haben!", schwärmte der Entdecker. Wim Wenders und Ry Cooder lösten 500 Jahre später mit ihrem stimmungsvollen Musikfilm über die greisen Charmeure vom "Buena Vista Social Club" 1998 einen weltweiten Kuba-Boom aus. Auch trotz der jüngsten Reformen und der Annäherung an die so lange verfeindeten USA: Kuba bleibt hartnäckig eine der letzten "Inseln" des Sozialismus. Ein socialismo im Salsa-Takt wohlgemerkt, der auch den Touristen gefällt: mit Sonnenschein, Palmen, leckeren Cocktails und langbeinigen Tropicana-Tänzerinnen. Die Karibikinsel, die größte der Antillen, ist weithin bedeckt mit Stränden, wogenden Zuckerrohrfeldern und sattgrünen Tabakpflanzen. Kutschen und Ochsengespanne, klapprige Oldtimer und kubanische Cowboys hoch zu Ross sowie eine Armada aus Fahrradfahrern prägen bis heute das Bild auf den Provinzstraßen. Eine Insel, auf der die Zeit an manchen Orten tatsächlich stehen geblieben ist. Die Kapitale Havanna ist eine der schönsten Städte der Welt – und nach 500 Jahren eine der verfallensten. Die Kubaner schwärmen trotzdem von ihrer Hauptstadt wie von einer betörenden Frau: La Habana bezaubert in ihrer kolonialen Altstadt mit mächtigen Festungen und Barockkirchen, Palästen und Villen. Gleichermaßen sehenswert sind die ebenfalls von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützten Kolonialstädte Trinidad und Cienfuegos, wo Pferdehufe über holprige Kopfsteine klappern.
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Seitenzahl: 280
KUBA
DIE AUTORIN
Martina Miethig ist ausgebildete Journalistin, nach ihrer Arbeit als Lokalredakteurin bei einer Berliner Tageszeitung begannen vor mehr als 20 Jahren ihre (journalistischen) Erkundungen in Südostasien und Kuba, die heute zum Schwerpunktgebiet der freiberuflichen Reisejournalistin und Reisebuchautorin gehören. Die Berlinerin hat seit Langem Familie in Kuba, das somit zu ihrer zweiten Heimat wurde.
Inhalt
Top 10 & Willkommen
Top 10: Übersichtskarte
Top 10: Das müssen Sie gesehen haben
Willkommen in Kuba
Chronik
Daten zur Geschichte
Stadttour Havanna
Stadt der Säulen und der Salsa
Service-Informationen Havanna
Vista Points – Sehenswertes
Reiseregionen, Orte und Sehenswürdigkeiten
Umgebung von Havanna
Varadero und Umgebung
Der Westen
Die Südküste mit ihren Inseln
Trinidad und Umgebung
Das Zentrum Kubas
Der Nordosten
Santiago de Cuba und Umgebung
Rund um die Sierra Maestra
Service von A bis Z
Kuba in Zahlen und Fakten
Anreise, Einreise
Auskunft
Automiete, Autofahren
Diplomatische Vertretungen
Einkaufen
Eintrittspreise
Essen und Trinken
Feiertage, Feste, Veranstaltungen
Fotografieren
Geld, Kreditkarten
Hinweise für Menschen mit Handicap
Internet
Klima, Kleidung, Reisezeit, Gepäck
Medizinische Versorgung
Mit Kindern auf Kuba
Nachtleben
Notfälle, wichtige Rufnummern
Öffnungszeiten
Post, Briefmarken
Presse
Rauchen
Sicherheit
Sport und Erholung
Sprachhilfen und Glossar
Strom
Telefonieren
Trinkgeld
Unterkunft
Verkehrsmittel
Zeitzone
Zoll
Extras – Zusatzinformationen
Havanna im Film
Salsa – Musik und Tanz
Santería – Lebenshilfe der Götter
Zigarren: Vom Tabakblatt zu den Puros
Cayo Largo: Insel der Schildkröten
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10 Das müssen Sie gesehen haben, siehe vordere innere und hintere Umschlagklappe.Vista Point Reiseregionen, Orte und SehenswürdigkeitenSymbole Verwendete Symbole siehe hintere innere Umschlagklappe.Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den Offline-Karten im Buch sowie zu Google Maps.Havannas Altstadt
S. 12, 13 ff. B5/Google Map
In den kopfsteingepflasterten Gassen und bildschönen Plazas der Altstadt ebt die Kolonialzeit wieder auf – wem dies zu »inszeniert« wirkt, weicht in eine ruhige Nebengasse aus.
Tropicana Havanna
S. 31südwestl.aD1/Google Map
Die berühmte Show ist ein Feuerwerk der kubanischen Rhythmen und Tanzkünste.
Valle de Viñales
S. 48 ff. C3/Google Map
Keine Landschaft Kubas ist schöner. Urtümlich wie ein »Jurassic Park«: Elefantenbuckeln gleich erheben sich die überwucherten Kalksteinhügel Mogotes aus dem rostroten Erdreich dieser Tabak-Provinz.
Sierra del Escambray
S. 68 f. D8/9/Google Map
Auf Wanderungen geht es zu idyllischen Wasserfällen und Bauern-Fincas, durch tropische Kiefernwälder, haushohe Bambushaine und Kaffeeplantagen. Von hier stammt der beste Kaffee Kubas.
Trinidad
S. 70 ff. D8/Google Map
Zeitreise in ein Open-Air-Museum aus der Ära der Zuckerbarone: Kolonialpaläste voller Marmor und edlem Porzellan, irgendwo spielt immer eine Band, und der Karibik-Strand ist auch nicht weit.
Cayo Coco/Cayo Guillermo
S. 80 f. C10/11/Google Map
Schon Hemingway trieb sich mit seiner Yacht »Pilar« vor der Inselkette herum. Ein Traumstrand ist nach seiner Yacht benannt – für nicht wenige ist die Playa Pilar der schönste Strand Kubas!
Baracoa
S. 82 ff. F17/Google Map
Hier weilte Kolumbus 1492, Baracoa war die erste Siedlung auf Kuba. Das Städtchen wirkt bis heute, als wäre nicht viel Zeit vergangen …
Nationalpark Alexander von Humboldt
S. 83, 85 f. F16/Google Map
Wer Abenteuer sucht, ist hier richtig. Nirgendwo in Kuba wachsen mehr endemische tropische Pflanzen, nirgendwo sonst kann man noch echte tierische »Exoten« antreffen wie die Seekühe.
Paradisus Río de Oro
S. 88E15/Google Map
Top-Herberge – eine der besten in Kuba: Wer im sozialistischen Reich des Mangels Wert legt auf echten Fünf-Sterne-Service, der sollte hier einchecken. Begrüßungs-Champus inklusive.
Casa de la Trova Pepe Sànchez/in Santiago
S. 97 f. bC2/Google Map
In dem Musikclub geben sich die Salsa- und Son-Combos ein Stelldichein. Touristen schwofen mit Kubanern, und der Rum fließt.
Am 28. Oktober 1492 betrat Kolumbus erstmals Kuba und wähnte sich bekanntermaßen in Indien: »Das ist das schönste Land, das menschliche Augen je gesehen haben!«, schwärmte der Entdecker. Wim Wenders und Ry Cooder lösten 500 Jahre später mit ihrem stimmungsvollen Musikfilm über die greisen Charmeure vom »Buena Vista Social Club« 1998 einen weltweiten Kuba-Boom aus.
Auch trotz der jüngsten Reformen und der Annäherung an die so lange verfeindeten USA: Kuba bleibt hartnäckig eine der letzten »Inseln« des Sozialismus. Ein socialismo im Salsa-Takt wohlgemerkt, der auch den Touristen gefällt: mit Sonnenschein, Palmen, leckeren Cocktails und langbeinigen Tropicana-Tänzerinnen.
Die Karibikinsel, die größte der Antillen, ist weithin bedeckt mit Stränden, wogenden Zuckerrohrfeldern und sattgrünen Tabakpflanzen. Kutschen und Ochsengespanne, klapprige Oldtimer und kubanische Cowboys hoch zu Ross sowie eine Armada aus Fahrradfahrern prägen bis heute das Bild auf den Provinzstraßen. Eine Insel, auf der die Zeit an manchen Orten tatsächlich stehen geblieben ist.
Die Kapitale Havanna ist eine der schönsten Städte der Welt – und nach 500 Jahren eine der verfallensten. Die Kubaner schwärmen trotzdem von ihrer Hauptstadt wie von einer betörenden Frau: La Habana bezaubert in ihrer kolonialen Altstadt mit mächtigen Festungen und Barockkirchen, Palästen und Villen. Gleichermaßen sehenswert sind die ebenfalls von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützten Kolonialstädte Trinidad und Cienfuegos, wo Pferdehufe über holprige Kopfsteine klappern.
Im Westen beeindruckt eine Kulisse wie im Film »Jurassic Park«: Bizarre urzeitliche Kalksteinhügel (mogotes) überragen das Viñales-Tal – buckligen Riesen gleich, die über das Mosaik aus kupferroter Erde und grünen Kaffee- und Tabakpflanzen wachen. Oder das reizvolle hügelige Valle de los Ingenios mit seinen Zuckermühlen-Ruinen bei Trinidad.
Der äußerste Osten um das verschlafene Baracoa ist die tropischste und daher auch regenreichste Region Kubas: Hier wartet bergiger Regenwald im Nationalpark Alejandro de Humboldt auf Entdeckung. Die herrliche Serpentinenstraße La Farola schlängelt sich hinunter Richtung Santiago, wo schließlich eine ebenso spektakuläre Küstenstraße entlang der höchsten kubanischen Berge, der geschichtsträchtigen Sierra Maestra, in die Provinz Granma führt. Wer aber erst die liebenswerten Kubaner abseits der Strandhotels etwas näher kennengelernt hat oder sich vom Rhythmus der Rumba verführen ließ, wird immer wieder hierher zurückkehren.
Traumhafter karibischer Strand unweit der Stadt Trinidad
Christoph Kolumbus landet am 27. Oktober 1492 auf Kuba
Zuckerrohrkähne am Ufer des Río San Juan in Matanzas – im 19. Jahrhundert Hauptstadt des Zuckerrohrs
Camilo Cienfuegos Gorriarán: neben Che Guevara und Fidel und Raúl Castro einer der führenden Revolutionäre
Ernesto »Che« Guevara beim Interview mit dem US-Magazin »Look« 1963
Fidel Castro umarmt Juri Gagarin, den die Russen als ersten Menschen im Weltall feiern (1961)
Gedenktafel in Playa Girón mit den Namen der kubanischen Soldaten, die bei der Schweinebuchtinvasion 1961 starben
John F. Kennedy 1962: Die Kuba-Krise erreicht ihren Höhepunkt
ElCapitolio – das Capitol in Havanna überragt sein Vorbild in Washington D. C. um einen Meter
Kubanischer Nationalstolz: »Ich lebe in einem freien Land«
Historischer Handschlag: Präsident Barack Obama mit Raúl Castro am 21. März 2016 bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Havanna
Abschied vom »Comandante«: Militärjeep mit der Urne Fidel Castros, der am 25. November 2016 im Alter von 90 Jahren starb
Im November 1519 wurde San Cristóbal de La Habana am geschützten Naturhafen der tiefen Bahía de La Habana gegründet – heute eine der schönsten Städte in der Karibik, wenn nicht der Welt! »Die Stadt der Säulen« nannte der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier Havanna in den 1960er Jahren. Schier endlos reihen sich die alten Kolonnaden und Arkadengänge aneinander. In der 500-jährigen Altstadt ist mithilfe der UNESCO eine Bilderbuchkulisse entstanden, die manchem Kritiker schon fast zu steril erscheint: Musikanten-Trios schmettern ununterbrochen »La Bamba« und kolonial kostümierte Habaneros sitzen für das Urlauberfoto Zigarre paffend in Pose.
Doch wer mit Zeit und offenen Augen durch die Altstadt geht, wird den ganz und gar nicht pittoresken Alltag der Habaneros wahrnehmen: die endlosen Schlangen vor den tristen Peso-Läden mit ihren meist leeren Regalen, die greisen Erdnussverkäufer und die wegen Wohnungsmangel völlig überfüllten alten Paläste, wo die Menschen mit täglichem Strom- und Wasserausfall leben. Vor allem am Prachtboulevard Prado sind die alten Herrschaftshäuser entkernt worden – oft verbergen sich nun luxuriöse Hotels hinter der neoklassizistischen Fassade. Nicht wenige Ecken in der karibischen Metropole sehen noch immer morbide, verwittert und heruntergekommen aus. Im Bezirk Centro fällt schon mal ein Balkon in die Tiefe, an der beliebten Uferpromenade Malecón bröckelt trotz Restaurierungsfortschritten unaufhaltsam der Putz von den Kolonnaden.
Doch die Stadt und die Habaneros besitzen unwiderstehlichen Charme – auch wegen der vielen Kontraste und Widersprüche zwischen Sozialismus und Kommerz. Der Malecón, der »Balkon zum Meer«, wie Carpentier schrieb, führt als lebhafte Uferpromenade bis zum modernen Geschäftsviertel Vedado mit seinen Art-déco-Villen, Hochhäusern und legendären Hotels. Vor der Revolution tobte hier das Leben in Kasinos und frivolen Nachtclubs – als Havanna noch die Lasterhöhle der Karibik war und die Mafia ein und aus ging.
Besuchermagnete: farbenfrohe Oldtimer und Altstadtfassaden
Havanna ist laut, schwül und heftig. Wer sich in die Provinz Havanna begibt, lernt eine andere Seite Kubas kennen: in verschlafenen Fischerdörfern, in Pilgerstätten der afrokubanischen Santería-Gläubigen oder auf den Spuren Hemingways in seiner ehemaligen Villa. Und zum Erholen in der »Badewanne« der Habaneros, an den Playas del Este, ist es auch nur ein Katzensprung.
Für die Besichtigung Havannas benötigt man mindestens zwei bis drei Tage, ein »Muss« sind zwei Spaziergänge: in der Altstadt (Habana Vieja) und dem angrenzenden Bezirk Centro. Eine weitere Tour bietet sich in den westlichen Bezirk Vedado an, eventuell per Havana Bus Tour, Taxi oder per Fahrrad, weil hier die Sehenswürdigkeiten etwas weiter verstreut liegen.
Vormittag
Castillo de los Tres Reyes del Morro – Fortaleza de San Carlos de la Cabaña – Plaza de Armas – Stadtmuseum (Palacio de los Capitanes Generales) – Calle Baratillo – Museo de Automóviles – Casa de Africa.
Mittag
Taberna del Galeón (vgl. S. 31).
Nachmittag
Casa del Habano – Calle Obispo – Hotel Ambos Mundos – Bodeguita del Medio – Catedral de La Habana – Iglesia San Francisco de Asís – Museo del Ron Havana Club – Plaza Vieja.
Graffito in Havanna: Mythos und Kult um die Habana-Zigarre sind weltweit ein Phänomen
Als historischer Einstieg in die Altstadt mit dem besten Stadtpanorama eignet sich ein Abstecher an die östliche Seite der Bahía de La HabanaaA4/5/Google Map auf den Loma Cabaña, den Cabaña-Hügel (über den Autotunnel zu erreichen). Hier thront das Castillo de los Tres Reyes del Morro (auch El Morro) aA4/Google Map. Die Festung wurde zwischen 1589 und 1630 errichtet und ist weithin an ihrem Leuchtturm an der Hafeneinfahrt zu erkennen – mit Baujahr 1845 das älteste Leuchtfeuer in Kuba und zugleich Wahrzeichen der Stadt.
Nur ein paar Spazierminuten südlich öffnet sich hinter Gräben und dicken Mauern das Fortaleza de San Carlos de la CabañaaA5/Google Map: Das weitläufige Fort (1763–74) – eines der größten des amerikanischen Kontinents – beeindruckt durch seine bildschön restaurierten Gebäude mit kopfsteingepflasterten Gassen, Burgzinnen und Kanonen. 14 Millionen spanische Pesos hat der Bau gekostet; sein Namens- und Geldgeber König Carlos III. bewies Sinn für Humor, als er seine Finanzberater damals nach einem Fernglas gefragt haben soll: »Bei solch einer Summe müsste man das Fort von Madrid aus sehen können!« Im 18. Jahrhundert verkündete das cañonazo das Signal zum Schließen der neun Stadttore, und die Eisenkette in der Bucht wurde hochgezogen.
Die »Kanonenschuss«-Zeremonie wird heute allabendlich wiederbelebt: Trommelwirbel, salutierende Soldaten, Pferdekutschen und einige Burgfräuleins verwandeln den Abend in ein koloniales Schauspiel, bis es gehörig knallt und man im Hier und Jetzt wieder auftaucht – mit anschließender Salsa auf der Wiese im Innenhof der Festung. Ein kleines Museum erläutert den Werdegang von Che Guevara – dort, wo der siegreiche Rebell nach der Revolution 1959 sein Hauptquartier in der Festung aufschlug.
Gegenüber den beiden Festungen erstreckt sich am Hafen von Havanna die Altstadt. 1982 ernannte die UNESCO Habana Vieja zum Weltkulturerbe der Menschheit: Mehr als 900 historisch wertvolle, bis zu 400 Jahre alte Gebäude zählten die Stadtrestauratoren. An der Plaza de ArmasaB5/Google Map, dem ältesten und faszinierendsten Platz, steht der Nationalheld Carlos Manuel de Céspedes (1819–74) als Statue verewigt und umgeben von Königspalmen, Palazzos aus dem 18. Jahrhundert und Museen.
Kanonenschusszeremonie in der Fortaleza de San Carlos de la Cabaña
Bücherstände auf der Plaza de Armas in Havanna
Auffallend ist das kleine Castillo de la Real FuerzaaB5/Google Map mit seinen vier Wehrtürmen hinter einem Wassergraben, der nur über eine Zugbrücke zu überwinden ist. Das älteste Fort Kubas und das zweitälteste in Amerika (1558–78) diente vom 16. bis 18. Jahrhundert als Wohnsitz der spanischen Gouverneure.
An der schräg gegenüberliegenden Seite der Plaza befindet sich der prachtvolle Palacio de los Capitanes GeneralesaB5/Google Map (1776–91) – ein Paradebeispiel des kubanischen Barock. Vor dem Palast fällt das hölzerne Pflaster ins Auge. Die Holzklötze sind im 19. Jahrhundert auf Wunsch des hier wohnenden Gouverneurs Miguel Tacón anstelle des Kopfsteinpflasters eingesetzt worden: Das Geklapper der Pferdehufen und Eisenräder der Kutschen ging dem im Palast residierenden General-Kapitän auf die Nerven. Von der Ernennung des Letzteren am 20. Mai 1902 kann man sich ein lebhaftes Bild machen in den pompösen Sälen des im Palast angesiedelten Stadtmuseums.
Ab jetzt sollte man sich treiben lassen durch ein Labyrinth aus Gassen und Plätzen, ab und zu mal in einen begrünten Patio hineinschauen und in einer Musikbar verschnaufen. Los geht’s in der Calle BaratilloaB5/Google Map, die rechts vom Hotel Santa Isabel von der Plaza de Armas abzweigt. In der Casa del Café kann man Kaffee, Rum und Tabak kaufen oder nebenan im »Rumhaus« Taberna del Galeón eine kleine Bar im Obergeschoss aufsuchen. Nach Westen um die Ecke biegt man in die Calle Jústiz, vorbei an der Casa de la Comedia und gegenüber der Caserón del Tango, wo die Kubaner Tango lernen. Weiter Richtung Innenstadt liegt gleich um die Ecke in der Calle Oficios ein kleines Museo de AutomóvilesaB5/Google Map mit einer Sammlung von edlen Oldtimern. In der Calle Obrapía sollten Santería-Interessierte die Casa de AfricaaB5/Google Map mit einer sehr guten Ausstellung zur afrokubanischen Religion besuchen – eine Abteilung zeigt auch die Geschenke afrikanischer Staatsgäste an Fidel Castro (1926–2016).
Für Zigarrenliebhaber lohnt sich der Gang zur Casa del Habano
In der Calle Mercaderes 120 (zwischen Calle Obrapía und Obispo) wartet die Casa del HabanoaB5/Google Map, wo sich alles rund um die Zigarre dreht: Aficionados können sich im Museum umsehen und im Laden mit mehr als 30 verschiedenen Marken eindecken. Die Kreditkarte sollte man allerdings dabei haben: Die Kiste mit 25 Cohibas kostet rund 400 CUC, ist aber echt, im Gegensatz zur Schnäppchenware der ominösen Straßenhändler, die einem in Havanna auf Schritt und Tritt ihre Angebote zuwispern.
Zum Bummeln kann man nun abbiegen in die Calle ObispoaB4/5/Google Map – eine der lebhaftesten Straßen in der Altstadt voller Buchläden, Supermärkte, Boutiquen, aber auch mit tristen Peso-Läden, Cafés und Bars. Wer ihr von der Südseite der Plaza de Armas folgt, landet unweigerlich im Strom der Touristen und Kubaner am westlichen Straßenende im Bezirk Centro am wunderschönen Platz Parque Central (vgl. S. 18). Ein rosafarbenes Haus, das Hotel Ambos MundosaB5/Google Map, fällt in der Calle Obispo (Ecke Calle Mercaderes) besonders auf und zieht die meisten Touristen schnurstracks in den fünften Stock: Ernest Hemingway wohnte zwischen 1932–39 in dem Eckzimmer Nr. 511, zahlte ganze zehn US-Dollar Miete pro Tag und schrieb hier einen Teil seines Bürgerkriegs-Romans »Wem die Stunde schlägt« (zu sehen sind eine Schreibmaschine und ein Schiffsmodell seiner Yacht »Pilar«).
Ein Muss für Hemingway-Fans: das Hotel Ambos Mundos
Folgt man weiter Hemingways Fußstapfen und geht nun über die Calle Mercaderes nach Norden über die herrliche Plaza de la Catedral, bekommt man einen kleinen Eindruck von Hemingways Trinkgewohnheiten in der berühmten Bodeguita del MedioaB4/5/Google Map (Calle Empedrado). Hier trank Hemingway am liebsten seinen Mojíto und er soll gesagt haben: »My mojíto in La Bodeguita, my daiquirí in El Floridita« (El Floridita ist die zweite, etwas feinere und noch teurere Hemingway-Kneipe in der Altstadt in der Calle Monserrate).
Wieder zurück auf der Plaza de la Catedral thront an der Nordseite die Catedral de La HabanaaB5/Google Map, mit deren Bau Mitte des 18. Jahrhunderts im schlichten Barockstil begonnen wurde. Sofort ins Auge fallen die beiden ungleichen Türme, die etwas gedrungen in den Himmel ragen. Die Kathedrale bietet eine kurze und kühle Verschnaufpause. Zwischen 1796 und 1898 ist der Leichnam von Kolumbus hier aufbewahrt worden, ehe er nach dem Ende der Kolonialherrschaft nach Sevilla gebracht wurde.
Rund ein Kilometer südlich stößt man am Hafenbecken und Kreuzfahrtterminal an der weiten Plaza de San Francisco de AsísaB5/Google Map auf die Klosterkirche Iglesia San Francisco de AsísaB5/Google Map, die ein Museum mit religiösen und etwas obskuren Objekten aus der Kolonialzeit beherbergt (z. B. einen mumifizierten Franziskanermönch) – man kann hier den höchsten Kirchturm in Havanna besteigen und den schönen Panoramablick aus fast 40 Metern Höhe genießen.
Weiter geht es entlang der Hafenstraße nach Süden und an der Ecke Calle Sol wirft man am besten einen Blick in das Museo del Ron Havana ClubaB5/Google Map. Das Rum-Museum gibt einen anschaulichen und vor allem kostbaren Einblick in die Welt der Rumproduktion, von den Zuckerrohrfeldern über die Destillerie bis zum Ausprobieren in der angeschlossenen Bar. Südlich vom Rum-Museum befindet sich der größte Souvenir- und KunsthandwerkermarktaC5/Google Map in einem restaurierten Lagergebäude am Hafen, den Almacénes de San José, und bietet von moderner Kunst bis hin zu witzigem Kitsch einiges.
Ein paar Schritte westlich öffnet sich die wunderschöne, restaurierte Plaza ViejaaB5/Google Map aus dem 16. Jahrhundert, einer der ältesten Plätze der Stadt. An der südöstlichen Ecke versammeln sich bildschöne einstige Stadtpaläste wie die Casa de los Condes de Jaruco (»La Casona«, Centro de Arte, mit dem staatlichen Kunstfond) mit ihrem herrlichen Säulengang und Vitrales-Fenstern. Nebenan in der Casa del Conde de Lombillo herrscht heute Andrang in der österreichisch geführten Cerveceria Taberna de la Muralla, ein Touristenlokal mit Brauerei. Auffallend auch das turmgekrönte Edificio Gómez Vila an der nordöstlichen Ecke mit der Cámara Oscura (360-Grad-Live-Projektionen aus Havannas Altstadt).
Die farbenfrohe Plaza de la Catedral (Ecke Calle Mercaderes)
Vormittag
Casa Natal de José Martí – Paseo del Prado – Parque Central – Gran Teatro de la Habana »Alicia Alonso« – Hotel Plaza – Sevilla – Inglaterra – Iberostar Parque Central.
Nachmittag
Capitolio de La Habana – Museo de la Revolución.
Das Geburtsthaus von José Martí, die Casa Natal de José MartíaC5/Google Map, gibt anhand von Briefen, Gegenständen und Büchern Auskunft über das Leben des Nationalhelden. Über die große Avenida de Bélgica (ehemals Egido) geht es von dort nach Norden in den Bezirk Centro, wo die Kuppel des Capitolio weithin sichtbar über der gigantischen Freitreppe zu sehen ist. Durch das jüngere Stadtzentrum führt der Paseo del PradoaA–aC4/Google Map (auch Paseo de Martí oder kurz: Prado), eine erhöhte Prachtallee mit steinernen Löwen und Bänken, Richtung Meer.
Das Gran Teatro de la Habana Alicia Alonso mit seiner Fülle von Ornamenten und Figuren, dahinter die monumentale Kuppel des Capitolio de La Habana
Schauplatz des Films »Erdbeer und Schokolade« (1994) vom kubanischen Regisseur Tomás Gutiérrez Alea: das Paladar La Guarida in Havanna
Havanna im Film
Außer dem weltberühmten musikalischen Porträt »Buena Vista Social Club« von Wim Wenders gibt es eine Reihe bekannter Filme über Havanna, hier einige Beispiele:
Der wohl berühmteste Film über die kubanische Hauptstadt ist der Spionagefilm und Klassiker »Unser Mann in Havanna« (USA 1959, Regie: Carol Reeds), basierend auf Graham Greenes gleichnamiger Roman-Parodie mit Alec Guinness in der Rolle des Staubsaugervertreters Jim Wormold, der Spionageberichte erfindet, um den unersättlichen britischen Geheimdienst beliefern zu können.
»Erdbeer und Schokolade« (Fresa y Chocolate, 1993, Regie: Tomás Gutiérrez Alea, Kuba): Der berühmteste Film des kubanischen Regisseurs hat sogar eine Oscar-Nominierung erreicht. Die Drehorte der Komödie in Havanna sind heute fast Kult unter Besuchern, so der Eisladen Coppelia und das Paladar La Guarida: Hier treffen sich der junge David (ein Parteikader) und der schwule Diego. Ein Film über Diskriminierung der Homosexuellen, aber auch über Toleranz in Kuba.
Eine dramatische Liebesgeschichte aus den letzten Tagen des Batista-Regimes spielt sich in dem Hollywoodfilm »Havanna« (USA 1990, Sydney Pollack) ab: Robert Redford als US-amerikanischer Glücksspieler, der sich in die schöne Frau (Lena Olin) eines Guerilleros verliebt und der Revolution hilft.
In der chaotischen Komödie »Kuba-Coup« (Deutschland/Spanien/Kuba 2000) spielt ein angeblicher Schwede (Peter Lohmeyer) die Hauptrolle als diebischer Tourist, der zuletzt nicht einmal mehr die besitzlosen Habaneros verschont.
»Barrio Cuba« heißt der jüngste Film vom kubanischen Regisseur Humberto Solás (Kuba 2005): Sieben Habaneros auf der Suche nach Liebe, dabei musikalisch begleitet u. a. von der berühmten Salsa-Band Los Van Van.
»Havanna – Die neue Kunst, Ruinen zu bauen« (Deutschland 2006, Regie: Florian Borchmeyer): Fünf Porträts von Überlebenskünstlern in den zerbröckelnden Fassaden der kubanischen Hauptstadt.
»7 Days in Havana« (Kuba, internationale Co-Produktion 2012, u. a. Benicio del Toro): Ein Stadtporträt in sieben Kapiteln (Kurzfilmen) inklusive mitreißender Rhythmen – und Daniel Brühl als verliebter Spanier.
Rund um den zentralen Platz, den Parque CentralaB4/Google Map mit dem Denkmal von José Martí, stehlen sich die hochherrschaftlichsten Bauwerke Kubas gegenseitig die Schau: Etwa das erst kürzlich wundervoll restaurierte und zugleich seltsam verschnörkelte Gran Teatro de la Habana Alicia AlonsoaB4/Google Map, das sich mit seinen Türmchen, Kuppeln und Figuren nicht zwischen Neobarock und Jugendstil entscheiden kann. Hier gab Enrico Caruso 1920 noch Opernarien zum Besten und heute begeistert hier das berühmte Ballet Nacional de Cuba. Oder die legendären Hotels: das Plaza und das Sevilla, das neoklassizistische Inglaterra (die älteste Herberge Kubas mit maurischem Dekor) und das moderne Nobelhotel Iberostar Parque Central hinter kolonialer Fassade.
Doch ein einziges Bauwerk überragt alles: das Capitolio de La HabanaaB4/Google Map an der Südwestspitze des Parque Central, das derzeit restauriert wird. Der imposante, von Säulen getragene Bau (1926–29) aus hellem Kalksandstein war Sitz des Repräsentantenhauses und des Senats und beherbergte seit der Revolution die Akademie der Wissenschaften und die Nationalbibliothek für Wissenschaft und Technik. In der marmornen Eingangshalle unter der 61 Meter hohen Kuppel steht eine goldüberzogene Frauenstatue namens »La República« – mit 14 Metern eine der größten überdachten Bronzefiguren der Welt. Davor befindet sich eine Nullpunkt-Markierung: Von dieser Kopie eines Diamanten (das 24-karätige Original befindet sich in der Nationalbank) werden alle Distanzen in Kuba gemessen.
Ein bisschen Revolutionskunde gehört in Kuba dazu, zum Beispiel im Museo de la RevoluciónaB4/Google Map im früheren Präsidentenpalast. Vor dem kuppelgekrönten Prachtbau (erbaut 1913–17) haben die Revolutionäre einen Panzer stehen lassen – als Mahnmal der ersten niedergeschlagenen Attacke auf den Präsidentenpalast am 13. März 1957. Hinter dem Palast befindet sich ein Glasbau, in dem die originale »Granma« ausgestellt ist – jene Yacht, mit der Fidel Castro und 81 compañeros 1956 aus dem mexikanischen Exil an Kubas Südküste landeten und die Revolution ihren Lauf nahm. Jeder Schritt der Fidelistas scheint im Revolutionsmuseum detailliert auf Karten, Fotos und Zeitungsausschnitten dokumentiert. Waffen und persönliche Gegenstände der Guerilleros füllen zahlreiche Schaukästen, darunter das blutgetränkte Hemd Che Guevaras und Fidels Lieblingszigarre. Che Guevara und Camilo Cienfuegos sind sogar lebensgroß in Kampfpose vertreten – aus Wachs.
Hotel Inglaterra – das älteste Hotel Kubas
Vormittag
Malecón – Hotel Nacional – Calle 23 – Habana Libre.
Mittag
Eisessen im Coppelia oder Bin Bom (vgl. S. 24).
Nachmittag
Plaza de la Revolución – José Martí Memorial – Necrópolis Cristóbal Colón.
Sieben Kilometer führt die Küstenstraße MalecónaA1–4/Google Map von der Altstadt und dem kleinen Burg-Überrest La Punta im Osten bis zum winzigen Burgturm La Chorrera an der Mündung des Río Almendares im Westen – begleitet vom ständigen Zischen und Tosen der Brandung. Ein Spaziergang hier verheißt die unvergesslichsten Eindrücke eines Kuba-Besuchs, denn die Uferpromenade ist eine der populärsten Straßen – gesäumt von restaurierten Gebäuden in allen Regenbogenfarben und verblichenen, bröckelnden Fassaden hinter Arkaden, von einstigen Mafia-Hotels und einfachen Cafeterien, aber auch einigen schicken Lokalen und Hotels, von Statuen der großen Volkshelden und Befreiungskämpfer wie Antonio Maceo (am Platz Parque Maceo) und Calixto García (Ecke Avenida de los Presidentes).
An der Burgruine La Punta beginnt die Küstenstraße Malecón
Ob beim Karneval im Juli oder bei der Massenkundgebung, ob zum Jogging, Inlineskating oder Hunde-Gassiführen – auf dem Malecón ist immer was los. Vor allem abends, wenn er die Habaneros magnetisch anzieht: Schlepper auf der Suche nach Touristen, eng umschlungene Liebespärchen oder Angler, Jugendliche, Erdnussverkäuferinnen (maniseras) oder Musikanten mit Saxofon – hier kommt man schnell ins Gespräch, während die unvermeidliche Rumflasche die Runde macht.
Direkt am Malecón erhebt sich unübersehbar auf einem Hügel das mit seinen beiden Türmen im Art-déco-Stil der 1930er Jahre erbaute Hotel NacionalaA/aB1/Google Map mit legendärem Ruf und einem schönen Park. Wem das Nacional bekannt vorkommt, sollte sich nicht wundern: Der Bau ist vom berühmten Breakers Hotel in Florida (Palm Beach) inspiriert – verständlich, dass sich hier die Hollywood-Stars in den 1950er Jahren wohl gefühlt haben, darunter Ava Gardner, Marlene Dietrich, Fred Astaire, Clark Gable und Frank Sinatra. Aber auch die amerikanischen Mafiabosse wie Lucky Luciano und Meyer Lansky gaben sich hier die Klinke in die Hand.
Hier verkehrten einst Hollywoodstars wie Ava Gardner oder Fred Astaire: Lobby im Hotel Nacional de Cuba direkt über dem Malecón in Havanna
Schräg dahinter ragt an der Calle 23 (auch La Rampa) das moderne Hochhaushotel Habana LibreaB1/Google Map mit 26 Stockwerken in die Höhe: das einstige Hilton, in dem Fidel Castro sein erstes Hauptquartier bezog, nachdem er siegreich am 8. Januar 1959 in die Hauptstadt eingezogen war. Hier beginnt Vedado, der lebendige Geschäftsbezirk der Habaneros mit vielen Büros und Hotels, Kinos und Bistros.