Kuba – VISTA POINT Reiseführer A bis Z - Martina Miethig - E-Book

Kuba – VISTA POINT Reiseführer A bis Z E-Book

Martina Miethig

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Beschreibung

Das Buch: Der Reiseführer von Vista Point begleitet auf einer Entdeckungstour durch Kuba und präsentiert die touristischen Filetstücke mit ihren landschaftlichen, kulturellen und historischen Besonderheiten. Zur leichteren Orientierung ist der Reiseführer in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil erfahren Sie Wissenswertes über die einzelnen Regionen, deren landschaftlichen Charakteristika und kulturellen Besonderheiten. Im zweiten Teil wird eine Reiseroute vorgeschlagen. Im Anschluss daran finden Sie einen umfangreichen, alphabetisch nach Orten sortierten Adressteil mit Unterkünften aller Kategorien und schließlich einen ausführlichen Service von A bis Z. Die Reiseregionen: Die karibische Insel wird in neun Reiseregionen – die Städte Havanna, Varadero, Trinidad und Santiago mit ihren Umgebungen, der Westen, die Südküste, das Zentrum, der Nordosten und die Sierra Maestra – umfassend vorgestellt. Zu jeder Region gibt es eine übersichtliche Karte mit Ziffern zu den einzelnen Orten. Die Routen: Die Autorin schlägt eine 21-tägige Route durch Kuba vor, die in Havanna beginnt und in Santiago de Cuba endet – mit Abstechern für diejenigen, die mehr Zeit haben, und außerdem eine viertägige Extratour in den Westen. Jede Tagesetappe wird mit Routenprotokoll, Tipps am Wege und einer Karte dokumentiert. Der Service: Unersetzlich für jede Planung sind die praktischen Informationen und Tipps von An- und Einreise über Ärztliche Versorgung, Auskunft, Essen und Trinken, Feiertage und Feste, Klima und Reisezeit, Öffentliche Verkehrsmittel und Sport bis Unterkunft und Zoll sowie ein hilfreicher Sprachführer für unterwegs.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 472

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Kuba

Eine Übersichtskarte von Kuba mit den eingezeichneten Reiseregionen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.

INHALT

TOP 10

WILLKOMMEN AUF KUBA

Insel der Träume

CHRONIK KUBAS

Daten zur Landesgeschichte

DIE SCHÖNSTEN REISEREGIONEN KUBAS

HAVANNA UND UMGEBUNG

Stadt der Säulen und der Salsa

VARADERO UND UMGEBUNG

Im »Todo-incluído«-Paradies – Palmen, Sand und Meer inklusive

DER WESTEN

Zigarren, Pferdekutschen und Robinsonaden

DIE SÜDKÜSTE MIT IHREN INSELN

Von Krokodilen, Meeresschildkröten und Leguanen

TRINIDAD UND UMGEBUNG

Eine Zeitreise durch Kolonialstädte und Schauplätze der Revolution

DAS ZENTRUM KUBAS

Wo mehr Rinder als Kubaner leben ...

DER NORDOSTEN

Strände, Regenwald und Wüste

SANTIAGO DE CUBA UND UMGEBUNG

Die »Wiege der Revolution«

RUND UM DIE SIERRA MAESTRA

Unterwegs im Rebellenland

VISTA POINT RUNDREISE DURCH KUBA

Extratour: Rundfahrt durch den Westen ins Tabakzentrum

Havanna – Pinar del Río – Havanna

Hauptroute: Einmal quer durchs Land

Havanna – Guamá – Cienfuegos – Trinidad – (Santa Clara – Cayo Santa María) Camagüey – Guardalavaca – Baracoa – Santiago de Cuba – Marea del Portillo – Santo Domingo – Santiago de

UNTERKÜNFTE

SERVICE VON A BIS Z

Orts- und Sachregister

Namenregister

Bildnachweis und Impressum

Zeichenerklärung

VISTA POINT – Reiseregionen · Tagesetappen · Service

Über das Reiseziel

Kuba lässt niemanden kalt: Kolumbus war entzückt, Ernest Hemingway fand hier Inspirationen für seine Romane, der Argentinier Che Guevara stürzte sich mit den kubanischen Compañeros um Fidel Castro in den 1950er Jahren in den revolutionären Kampf. Widersprüche im socialismo tropical und Kontraste sind bei einer Reise durch Kuba programmiert: Die Metropole La Habana und ihre lebendige, UNESCO-geschützte Altstadt liegen nur einen Tagesausflug vom bäuerlichen Tabakanbaugebiet Pinar del Río entfernt; die touristischen Strände und Traumziele in der Karibik nur einen Katzensprung von prächtig sanierten Kolonialstädten wie Trinidad und Cienfuegos, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Über die Zentralebene mit ihren weiten Weideflächen zieht sich die Insel bis in den tropischen und stellenweise dschungelartigen Osten. Dort empfängt Santiago de Cuba mit unverkennbar karibischem Flair und afrokubanischem Lebensstil.

Über das Buch

Dieser Reiseführer nimmt Sie mit auf eine Entdeckungstour durch Kuba. Nach Einleitung und Chronik erfahren Sie Wissenswertes über die einzelnen Regionen und deren landschaftliche, kulturelle und historische Besonderheiten. Die Autorin beschreibt auch Sehenswürdigkeiten am Rande des Weges: Dörfer, Städte und Ausflugsziele wie Nationalparks und Wasserfälle, Strände und Pilgerkirchen.Porträts über Land und Leute sowie Themenessays ergänzen die Fakten und Informationen.

Die im Anschluss vorgeschlagene, tageweise mit Karten und Streckenprotokollen ausgearbeitete Rundreise verbindet die Highlights durch optimale Navigation.

Es folgen das Kapitel Unterkünfte, das – alphabetisch nach Orten sortiert – Hotels und Privatpensionen nennt, und der Service von A bis Z mit allen wichtigen Informationen von Anreise bis Zoll und einem Glossar für spezielle kubanische Begriffe.

Über die Autorin

Martina Miethig ist ausgebildete Journalistin, nach ihrer Arbeit als Lokalredakteurin bei einer Berliner Tageszeitung begannen vor mehr als 20 Jahren ihre (journalistischen) Erkundungen in Südostasien und Kuba, die heute zum Schwerpunktgebiet der freiberuflichen Reisejournalistin und Reisebuchautorin gehören. Die Berlinerin hat seit langem Familie in Kuba, das somit zu ihrer zweiten Heimat wurde. Infos unter www.GeckoStories.com.

TOP 10

Havannas AltstadtS. 20 ff.Als wäre die Zeit stehengeblieben: In den kopfsteingepflasterten Gassen und bildschönen Plazas der Altstadt kommt man sich vor wie in einem Bilderbuch aus der Kolonialzeit – wem dies zu »inszeniert« wirkt, weicht in eine ruhige Neben-Gasse aus.

TropicanaS. 41Es ist laut, touristisch und teuer. Aber: Es lohnt sich! Die berühmte Show ist ein Feuerwerk der kubanischen Rhythmen und Tanz-Künste, von Bolero bis Rumba, von Artistik bis Folklore. Glamour, Glitzer und endlos lange Beine. . .

Valle de ViñalesS. 72 f.Keine Landschaft Kubas ist schöner, fast außerirdisch schön, urtümlich wie ein »Jurassic Park«: Elefantenbuckeln gleich erheben sich die überwucherten mogotes aus dem rostroten Erdreich dieser Tabak-Provinz, die auch die UNESCO bezauberte.

Sierra del EscambrayS. 105 f.Natur pur nur einen Katzensprung von Trinidad entfernt: Auf Wanderungen geht es zu idyllischen Wasserfällen und Bauern-Fincas, durch tropische Kiefernwälder, haushohe Bambushaine und Kaffeeplantagen. Von hier stammt der beste Kaffee Kubas.

TrinidadS. 106–113Zeitreise in ein Open-air-Museum aus der Ära der Zuckerbarone: Kolonialpaläste voller Marmor und edlem Porzellan, irgendwo spielt immer eine Band, und der Karibik-Strand ist auch nicht weit. . .

Cayo Coco/Cayo GuillermoS. 123 ff.Schon Hemingway trieb sich mit seiner Yacht »Pilar« vor der Inselkette an der Nordküste herum. Ein Traumstrand am türkisfarbenen Meer ist heute nach seiner Yacht benannt – für nicht wenige ist die Playa Pilar der schönste Strand Kubas!

BaracoaS. 136 ff.Hier weilte Kolumbus 1492, Baracoa war die erste Siedlung auf Kuba. Das weit abgelegene Städtchen am Ostzipfel Kubas wirkt zwischen seinen einstöckigen Kolonialvillen bis heute als wäre nicht viel Zeit seitdem vergangen. . .

Humboldt-NationalparkS. 148 f.Wer Abenteuer sucht, ist hier richtig. Nirgendwo in Kuba wachsen mehr endemische tropische Pflanzen, nirgendwo sonst kann man noch echte tierische »Exoten« antreffen, wie die »Seekühe«. Kein Wunder, dass die UNESCO die Gegend zum Weltnaturerbe ernannte.

Casa de la Trova/SantiagoS. 157, 163In dem Musikclub ist immer was los, Tag und Nacht: Hier geben sich die Salsa- und Son-Combos ein Stelldichein und heizen den Zuhörern ordentlich ein – keiner, der hier lange sitzen bleibt. Touristen schwofen mit Kubanern, und der Rum fließt. . .

Paradisus Río de OroS. 182Top-Herberge – eine der besten in Kuba: Wer im sozialistischen Reich des Mangels Wert legt auf echten Fünf-Sterne-Service mit Villa, Buttler und allem Drum und Dran, der sollte hier einchecken. Begrüßungs-Champus inklusive.

ZEICHENERKLÄRUNG

In diesem Buch werden die folgenden Symbole verwendet:

Information

Museum, Galerie

Sehenswürdigkeit

Sightseeing, Tour

Wanderung

Aussichtspunkt

Nationalpark, Naturschutzgebiet

Park, Wald

Botanischer Garten

Zoo, Tierpark, -farm

Vogelbeobachtung

Schildkröten-Schutzgebiet, -farm

Delfinbeobachtung, Aquarium, Angelfahrt

Hits für Kids

Fest, Theater

Restaurant, Picknick

Café

Rumverkostung

Bar, Nightlife

Jazzmusik

Livemusik, Konzert, Disco

Einkaufen

Hotel

Camping

All-Inclusive-Hotel

Strand, Insel, Badebucht

Pool

Wellness

Sport, Aktivität

Busverbindung, -tour

Autovermietung, Taxi

Fahrradverleih, -tour

Schiffsverbindung, -fahrt, Hotelschiff

Wassersport

Zugfahrt, Bahnhof

Historische Eisenbahn, Touristenbahn

Seilbahn

Rundflug, Flughafen

Top 10

Die in diesem Buch unter »Service & Tipps« empfohlenen

Restaurants

wurden in drei Kategorien eingeteilt, die Preise beziehen sich auf eine Hauptmahlzeit:

bis 10 CUC

€€

10 bis 20 CUC

€€€

ab 20 CUC

WILLKOMMEN AUF KUBAINSEL DER TRÄUME

Blumenverkäuferinnen in Havanna

Am 28. Oktober 1492 betrat Kolumbus erstmals Kuba und wähnte sich bekanntermaßen in Indien: »Das ist das schönste Land, das menschliche Augen je gesehen haben!«, schwärmte der Entdecker. Als Wim Wenders und Ry Cooder 500 Jahre später die Insel besuchten, müssen sie Ähnliches gedacht haben. Der deutsche Regisseur und der US-Musiker lösten mit ihrem stimmungsvollen Musikfilm über die greisen Charmeure vom »Buena Vista Social Club« 1998 einen weltweiten Kuba-Boom aus.

Es ist wahrlich nicht zu überhören: Musik ist allgegenwärtig, schallt aus quasi jedem einsturzgefährdeten Hauseingang. »Musik ist in Kuba ein Teil des Lebens, das tägliche Brot«, sagt Wim Wenders. »Wenn es nichts zu essen gibt, gibt es immer noch Musik.« Eine Überdosis riskiert der Reisende in Havanna, Trinidad und Santiago de Cuba: Die pausenlos »Chan Chan«-schmetternden Musikanten-Trios spielen heute vorwiegend für Touristen (und den eigenen Lebensunterhalt) – in jedem Hotel und Restaurant, am Pool und selbst am Strand.

Musik, Rum und Galgenhumor helfen den Kubanern, ihren postsozialistischen Alltag mit all seinen Hürden zu ertragen – wenn es sein muss mit leiernden Klängen aus dem Kassettenrecorder, weil der Strom mal wieder gesperrt ist und Batterien Mangelware sind im Reich der Castros. Hätten die elf Millionen Kubaner nicht ihre Musik, ihre mitreißende Lebenslust und eine bewundernswerte Improvisationskunst – nicht zu vergessen: die Dollars der Exilverwandten – der jüngst verstorbene Fidel, sein Bruder Raúl Castro und die nachfolgenden Compañeros wären schon längst Geschichte wie die alten Genossen in Ostberlin und Moskau. Kuba aber bleibt hartnäckig eine der letzten »Inseln« des Sozialismus – auch trotz der jüngsten Annäherung an die so lange verfeindeten USA. Ein socialismo im Salsa-Takt wohlgemerkt, der auch den Touristen gefällt: mit Sonnenschein, Palmen und leckeren Cocktails, langbeinigen Tropicana-Tänzerinnen und piropos — Komplimente und Schmeicheleien (oft auf weibliche körperliche Vorzüge bezogen) –, die nur kubanische Männer über die Lippen bringen.

Wenn Kolumbus damals Salsa oder Rumba zu hören bekommen hätte, wäre der »Große Admiral« nicht zeitlebens seinem geografischen Irrtum erlegen. Heute weiß jeder: Kuba liegt mitten in der Karibik – die Bahamas, Jamaika und Florida sind nur einen Katzensprung entfernt. La Isla Grande ist voll exotischer Naturschönheiten. Mehr als 300 Strände blenden mit weißem puderfeinen Sand, über dem Kokospalmen Schatten spenden, das Meer leuchtet in türkis-grün-blauen Schattierungen bis zum Horizont.

Spätestens seit »Buena Vista Social Club« ist Kuba berühmt für seine Musik und die heißen Rhythmen

Kuba ist die größte Insel der Antillen mit rund 4000 großen und kleineren cayos (Inseln), die parallel zur 5700 Kilometer langen Küste im Karibischen Meer und im Atlantischen Ozean verstreut sind. Die Karibikinsel ist weithin bedeckt mit wogenden Zuckerrohrfeldern, sattgrünen Tabakpflanzen, Palmen- und Guaven-Hainen. Kutschen und Ochsengespanne, klapprige Oldtimer und kubanische Cowboys hoch zu Ross sowie eine Armada aus Fahrradfahrern prägen bis heute das Bild auf den Provinzstraßen. Eine Insel, auf der die Zeit an manchen Orten tatsächlich stehen geblieben ist.

Oldtimer gehören zum Stadtbild von Havanna

Die Kapitale Havanna ist eine der schönsten Städte der Welt – und eine der am meisten verfallenen. Die Kubaner schwärmen trotzdem von ihrer Hauptstadt wie von einer betörenden Frau: La Habana bezaubert in ihrer kolonialen Altstadt mit mächtigen Festungen und Barockkirchen, kolonnadenreichen Palästen und Villen mit marmornen Säulen. 500 Jahre Geschichte sind hier mit Hilfe der UNESCO restauriert und wieder zum Leben erweckt worden – so lebendig und real, dass niemand sich wundern würde, käme in den kopfsteingepflasterten Gassen zwischen all den Souvenirständen Kolumbus einen Bolero pfeifend um die Ecke geschlendert. In manchen alten Palästen, in denen heute herrlich restaurierte Hotels residieren, fühlt man sich wie Alexander von Humboldt bei seinem Havanna-Besuch vor 200 Jahren: Man muss den Kopf einziehen, wenn man das Gemach betritt, die Badewanne steht auf bronzenen Löwenpranken, der Ausblick auf den Hafen ist schmiedeeisern vergittert.

Malerisch und marode: Sonne und Meerwasser lassen Havannas Fassaden bröckeln

Gleichermaßen sehenswert sind die ebenfalls von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützten Kolonialstädte Trinidad und Cienfuegos, wo Pferdehufe über holprige Kopfsteine klappern oder ein Alter im Schaukelstuhl auf der Veranda sein Nickerchen macht. Noch nicht so sehr von Reisegruppen überlaufen sind koloniale Schmuckstücke wie Camagüey, Matanzas und Sancti Spíritus. Mit oft noch unverfälschtem, weithin unrestauriertem Altstadtcharme empfangen das abgelegene Baracoa (die erste spanische Siedlung) sowie die Städtchen Remedios, Gibara und Manzanillo.

Bei der Reise über die Insel liegen neben den Städten auch märchenhafte Landschaften am Wegesrand. Im Westen weist die Provinz Pinar del Río eine Kulisse wie im Film »Jurassic Park« auf: Bizarre urzeitliche Kalksteinhügel (mogotes)überragen das Viñales-Tal – buckligen Riesen gleich, die über das Mosaik aus kupferroter Erde und grünen Kaffee- und Tabakpflanzen wachen. Oder das reizvolle hügelige Valle de los Ingenios mit seinen Zuckermühlen-Ruinen bei Trinidad. Kubanische Cowboys mit Strohhüten, die Vaqueros, treiben Rinderherden über die riesigen Weideflächen im Landesinneren – und manchmal auch über die Autopista, und dann heißt es Vorsicht! So ein Zebu-Stier hat schon in manchem Mietwagen eine Beule hinterlassen.

Je weiter der Reisende ostwärts in den Oriente vordringt, desto tropischer präsentiert sich das karibische Land. Der äußerste Ostzipfel um das verschlafene Baracoa ist die regenreichste Region Kubas: Hier wartet der bergige Regenwald im Nationalpark Alejandro de Humboldt auf Entdeckung. Die herrliche Serpentinenstraße La Farola schlängelt sich hinunter Richtung Guantánamo und Santiago, wo schließlich eine ebenso spektakuläre Küstenstraße in die Provinz Granma führt, immer haarscharf entlang der schroffen Steilküste der Sierra Maestra und mit sagenhaftem Panorama über das Karibische Meer. Die Berge der Sierra Maestra wachsen hier dramatisch steil aus dem Meer empor. Kein Wunder, dass die Gebirgskette Mitte der 1950er Jahre als Unterschlupf für die Rebellen um Fidel Castro diente. Doch der Osten gilt ohnehin als die aufmüpfigste Ecke Kubas: Hier fanden im Laufe der Jahrhunderte fast alle entscheidenden Befreiungskämpfe statt – gegen Kolonialherren und Sklavenhalter, gegen Diktatoren und Yanquís.

Die rund 3,5 Millionen Urlauber (im Rekordjahr 2015, darunter über 100 000 Deutsche) können auf einer Vielzahl von thematischen Touren quer durch das Land ihr eigenes Lieblings-Kuba entdecken. Wer den historischen Spuren von Castro und Co. folgen will, begibt sich auf revolutionäres Terrain: zuerst in die mit viel Pathos und Propaganda gefüllten Museen, zum Beispiel in Santiago, wo Castro am 1. Januar 1959 die siegreiche Revolution ausrief. Man besucht Kommandozentralen in bergiger Wildnis, das Che-Guevara-Mausoleum in Santa Clara, Castros Zelle im Gefängnis Presidio Modelo auf der Isla de la Juventud und natürlich die Bahía de Cochinos, die Schweinebucht an der Südküste, wo die Invasion der Exilkubaner gegen Castro 1961 gescheitert ist. Revolutionsanhänger können auch tatkräftig anpacken und sind bei den Solidaritätsprojekten und Arbeitsbrigaden gern gesehene Gäste.

Kuba war das erste Land, das die Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frauen unterzeichnete

Un-dos-tres – wer lieber die Hüften schwingt, kann einen Salsa-Tanzkurs buchen und die Nächte in den unzähligen Bars, casas de la trova und Konzerthallen im ganzen Land durchschwofen. Zigarren-Aficionados schauen den Zigarrendrehern in den Tabakfabriken über die Schulter oder fachsimpeln mit den Tabakfarmern im Westen des Landes, wo die weltweit besten Tabakpflanzen gedeihen. Von hier stammen die weltberühmten Zigarren: die »Cohibas«, die »Montecristos« und »Romeo y Julietas«. Doch die malerische Gegend um Pinar del Río mit ihren kühlen Kiefernwäldern, Höhlen und Wasserfällen zieht zunehmend auch Naturfreunde und Ornithologen, Moutainbiker und Wanderer in ihren Bann, ebenso die Sierra del Escambray im Landesinneren und die östliche Sierra Maestra.

Auch die Fans von Dampfloks, Jazz oder Unterwasserhöhlen kommen in Kuba auf ihre Kosten, ebenso die Cineasten und Domino-Spieler, Segler und Taucher, Felsenkletterer und Reiter ... Eigentlich sind auf der Karibikinsel nur die professionellen Gipfelstürmer fehl am Platz, denn Kubas höchste Herausforderung, der Pico Turquino, misst ganze 1974 Meter.

Im Straßenbild allgegenwärtig: Comandante Ernesto Che Guevara

Pilgern kann man in Kuba auch auf den Spuren der Götter der Sklaven: Die afrikanischen orishas haben sich im Laufe der Jahrhunderte mit den katholischen Heiligen im Santería-Kult vereint, und so wird dem heiligen Lazarus alljährlich Mitte Dezember ein Huhn oder gar ein Ziegenbock geopfert – damit im irdischen Leben des Spenders nichts schief gehen kann. Je unsicherer die Zukunft, desto größer der Andrang bei den okkulten Priestern.

In der Zeit um Jahrzehnte zurückversetzt: Zuckerrohrbauer im Viñales-Tal

Die kubanischen Errungenschaften in Bildungs- oder Gesundheitssystem sind zwar noch immer einzigartig unter den lateinamerikanischen Staaten, ebenso unübersehbar sind jedoch auch die Warteschlangen vor den staatlichen Peso-Läden mit ihren meist leeren Regalen, die seit über 50 Jahren immer gleichen Durchhalteparolen am Straßenrand: »Hasta la victoria siempre« (Bis zum immer währenden Sieg) und die mit Geldscheinen winkenden Kubaner an den Ausfallstraßen – das Trampen ist seit der US-Blockade mangels Benzin und Transportmitteln ein kubanisches Massenphänomen.

Von Palmen gesäumter Puderstrand an der Bahía de Corrientes im Westen Kubas

Seit 1959 haben mindestens eine Million Kubaner ihre Heimat verlassen. Und die Ausreise- bzw. Fluchtwelle hält an, selbst nach der Einführung der Reisefreiheit in 2013. Verzweiflung spricht aus den oft ungewöhnlichen Fluchtmethoden: im Fahrgestell von kanadischen Flugzeugen, auf Flößen oder in den zu Amphibienfahrzeugen umgebauten Lastwagen. Die Flüchtlinge, die vor der 150 Kilometer entfernten Küste Floridas von der US-Küstenwacht aufgegriffen werden, schickt man zurück – nur wer das amerikanische Festland erreicht, darf auch bleiben. Die Rückkehrer leben in Kuba unter Beobachtung der Staatssicherheit und mit der Hoffnung auf eine Demokratisierung und Verbesserung ihrer Lebensumstände – wie Abertausende unzufriedener Landsleute. Viele junge Frauen und Männer versuchen, der wirtschaftlichen Misere durch eine Heirat ins Ausland zu entgehen – der Tourismus als Kontaktbörse und Fluchthelfer. Erstmals wurden im April 2016 die Lebensmittelpreise etwa für Hühnerfleisch, Reis und Speiseöl gesenkt – als »Stimulation« –, doch so lange die staatlichen Löhne nicht deutlich angehoben werden, wird sich am Ausreisewillen vieler Kubaner so schnell nichts ändern. Es bleibt abzuwarten, wie Kuba der Weg in die Privatwirtschaft gelingt. Kuba bleibt im Großen und Ganzen planwirtschaftlich und staatlich gelenkt, zentralistisch und mit sozialistischer Ideologie begründet.

»Besame, besame mucho ...«, die meisten Touristen können nach zwei Wochen die kubanischen Ohrwürmer mitsingen. Aber von den Schattenseiten im paraíso tropical werden und wollen viele nur wenig spüren, schon gar nicht in Havanna und in den Touristenzentren mit ihren kilometerlangen Puderstränden und reich gefüllten Büfetts. Wer jemals in Kuba die karibischen Nächte nach dem Besame-Evergreen voller Abschiedsschmerz durchtanzt hat oder sich vom Rhythmus der Rumba verführen ließ, wird immer wieder hierher zurückkehren.

CHRONIK KUBASDATEN ZUR LANDESGESCHICHTE

Tönerne Kultfigur der Taíno-Indianer aus dem Osten Kubas

4000–6000 v. Chr.

Vor rund 6000 Jahren leben bereits Ureinwohner auf Kuba. Im Laufe des 2. Jahrtausends besiedeln drei indianische Stämme die Insel: die Guanahatabey den Westen, die Siboney das Zentrum und die Taíno den Osten. Die Taíno sind am weitesten entwickelt: Sie leben vom Ackerbau und stellen Ton-Utensilien her.

Christoph Kolumbus landet am 27. Oktober 1492 auf Kuba

(27./28. Oktober) 1492

Christoph Kolumbus entdeckt und betritt Kuba (bei Gibara im Osten) in dem festen Glauben, er habe Indien gefunden. Verlockend ist besonders die strategisch günstige Lage als Tor zur Neuen Welt – zur Eroberung und Ausbeutung des restlichen lateinamerikanischen Kontinents.

1511–15

Diego Velázquez de Cuéllar wird als erster Gouverneur der spanischen Krone nach Kuba geschickt. Seine Truppen erobern die Insel im Sturm und unterwerfen die Indianer als Sklaven. Ein aus Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik) vor den Spaniern geflohener Kazike namens Hatuey führt 1511/12 einen Aufruhr gegen die Kolonisatoren an und wird 1512 auf dem Scheiterhaufen verbrannt – heute gilt er als der erste Revolutionär und Märtyrer Kubas. Die ersten sieben villas werden gegründet: Baracoa, Bayamo, Trinidad, Sancti Spíritus, Santiago de Cuba, Havanna und Camagüey.

Detail am Portal des Capitols von Havanna: die Verbrennung von Hatuey durch die Spanier

16./17. Jh.

Innerhalb eines halben Jahrhunderts nach der Entdeckung Kubas sind die schätzungsweise 200 000 bis 500 000 Indianer ausgerottet durch Masern und Pocken, Inquisition, Zwangsarbeit und Massaker. Schon ab 1522 ersetzen Sklaven von der Nachbarinsel Hispaniola und aus Afrika die Ureinwohner als billige Arbeitskräfte. Die Reichtümer Kubas sind Tabak und Zucker. Ein königlich-spanisches Handelsembargo gegen britische, französische und holländische Kaufleute tritt in Kraft und sorgt für Unzufriedenheit in der Kolonie und für Schmuggel. Die drei Länder schicken ihre Piratenflotten nach Kuba unter der Leitung von Francis Drake und Henry Morgan.

1762

Die Engländer erobern mit einer Armada aus 200 Kriegsschiffen die kubanische Kapitale Havanna. Eine der ersten Maßnahmen der fast einjährigen Belagerung ist die Öffnung der kubanischen Häfen und Städte für den freien Handel – eine wirtschaftliche Blütezeit ist die Folge.

Um 1800

Wegen der Sklavenaufstände und der Republikgründung auf Haiti (1804) fliehen rund 30 000 französische Kaffee- und Zuckerplantagenbesitzer mit ihren Sklaven nach Kuba. Durch den Zusammenbruch der haitianischen Zuckerproduktion wird der Zucker aus Kuba jetzt zum wichtigsten Exportprodukt.

Kupferstich der »Isola Cuba Nova« des Italieners Girolamo Ruscelli von 1561

10.10.1868–78

Der erste Unabhängigkeitskrieg beginnt mit dem »Schrei von Yara«: Der Zuckerbaron Carlos Manuel de Céspedes führt den Aufruhr im Osten an und entlässt seine Sklaven. Zahlreiche Bauern, ehemalige Sklaven und Intellektuelle schließen sich den Mambíses, den Freiheitskämpfern, an. Den Friedensvertrag von Zanjón (1878) erkennen viele Befreiungskämpfer, wie Antonio Maceo, Máximo Gómez und José Martí, wegen der nur minimalen Reformen nicht an und gehen schließlich ins Exil.

Zuckerrohrkähne am Ufer des Río San Juan in Matanzas – im 19. Jahrhundert Hauptstadt des Zuckerrohrs

1895–98

Der zweite Unabhängigkeitskrieg wird von dem bedeutendsten kubanischen Dichter, Philosophen und Politiker José Martí angeführt, der allerdings schon 1895 bei den ersten Kämpfen im Osten fällt und damit zum Märtyrer für den Befreiungskampf Kubas wird. Im Februar 1898 explodiert im Hafen von Havanna das US-Schiff »Maine« – die Amerikaner geben den Spaniern die Schuld an dem Vorfall und besetzen Kuba. Ende des Jahres kapituliert Spanien.

Ab 1902

Kuba wird zur Republik erklärt. Im Platt Amendment, einer pro-amerikanischen Zusatzklausel in der kubanischen Verfassung, wird die Souveränität der Insel allerdings stark eingeschränkt: Die USA können jederzeit militärisch eingreifen, wenn ihre Interessen in Gefahr sind – bis in die 1930er Jahre machen die US-Militärs diese Drohung viermal wahr. Weite Teile der De-facto-Kolonie Kuba und seiner Wirtschaft sind in US-Besitz, vor allem die Zuckerproduktion, Obstplantagen, Rinderfarmen und Nickelminen.

1940–52

Der (ehemalige) militärische Oberbefehlshaber Fulgencio Batista wird zum Präsidenten Kubas – und innerhalb seiner vierjährigen Amtszeit zum Millionär. Nach einem Putsch gelangt der korrupte Batista 1952 ein zweites Mal ins Präsidentenamt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, die kubanische Opposition wird brutal unterdrückt.

26.7.1953–55

Unter der Führung des jungen Rechtsanwalts Fidel Castro stürmen rund hundert Männer am Karnevalstag die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba. Der Überfall misslingt, die meisten Rebellen werden inhaftiert, gefoltert und ermordet. Aufgrund des öffentlichen Drucks wird den Überlebenden der Prozess gemacht: Castro hält seine berühmte Verteidigungsrede, die gleichzeitig eine Anklage des Batista-Regimes ist: »Die Geschichte wird mich freisprechen.« 1955 wird er amnestiert und geht ins Exil nach Mexiko.

2.12.1956–58

Mit der Landung der vollkommen überladenen Yacht »Granma« an der südostkubanischen Küste wollen Fidel Castro und weitere 81 Rebellen (darunter Ernesto Che Guevara) die Revolution ein zweites Mal durchsetzen, doch auch dieses Unternehmen scheitert – sie werden von der kubanischen Armee erwartet und beschossen. 18 überlebende Guerilleros fliehen in die Sierra Maestra. In den Bergen schließen sich immer mehr Bauern und Regierungssoldaten der Guerilla an.

Der Widerstand gegen das verhasste Batista-Regime wächst in der Bevölkerung, selbst die CIA sollen die Befreiungsbewegung finanziell unterstützt haben. Eine Offensive der Regierungsarmee mit 10 000 Soldaten gegen rund 350 Rebellen wird zurückgeschlagen. Am 30.12.1958 erobert Che Guevara mit seiner Rebellentruppe die Stadt Santa Clara im Zentrum Kubas. In der Silvesternacht flieht Batista in die Dominikanische Republik.

US-Amerikanische »Marines« im Parque Martí in Guantanamo- City

1.1.1959

Mit einem Generalstreik verhindern die Kubaner die erneute Machtübernahme durch die Militärs. In der Nacht vom 1. zum 2. Januar verkündet Fidel Castro in Santiago den Sieg der Revolution.

1959/60

Zu den ersten Maßnahmen der Revolutionäre gehören die Alphabetisierungskampagne, die Einführung der kostenlosen Gesundheitsversorgung, die Mietpreissenkung und eine Agrarreform. Großgrundbesitz über 400 Hektar wird enteignet, US-amerikanischen Firmen und Banken werden konfisziert und verstaatlicht. Die USA kündigen daraufhin ihre langjährigen Importe von Zucker und den Export von Erdöl nach Kuba. Die Sowjetunion übernimmt bald die Rolle des größten Handelspartners von Kuba.

Hunderttausende Batista-Gefolgsleute und reiche Kubaner verlassen das Land. Anhänger des Diktators werden als »Kriegsverbrecher« zum Tode verurteilt.

1961

Die Invasion in der Schweinebucht von rund 1500 Exilkubanern mithilfe der CIA im April wird verhindert. Ein US-Handelsembargo tritt in Kraft. Im Dezember erklärt Fidel Castro Kuba zur ersten sozialistischen Republik in Lateinamerika.

Fidel Castro umarmt Juri Gagarin, den die Russen als ersten Menschen im Weltall feiern (1961)

1962

Im Oktober 1962 kommt es zur Kuba-Krise, die als Höhepunkt des Kalten Krieges gilt und fast Anlass zu einem Dritten Weltkrieg mit Atomwaffen wird: Die Sowjetunion zieht nach einer Drohung von US-Präsident John F. Kennedy ihre seit April 1962 auf Kuba stationierten Atomraketen ab. Die USA erklären daraufhin schließlich den Verzicht einer militärischen Invasion in Kuba.

1970er/1980er Jahre

Nur die Wirtschaftshilfe und Subventionen der UdSSR sorgen dafür, dass die Versorgung der kubanischen Bevölkerung gesichert ist. Tausende Kubaner fliehen dennoch 1980 auf Flößen Richtung USA.

Ernesto Che Guevara: Fotografie aus dem Che-Guevara-Museum in Santa Clara

1990–92

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion herrscht in Kuba die período especial: Immer mehr Lebensmittel und Alltagsgüter werden in dieser »Spezialperiode« rationiert. Es kommt zu Stromsperren, Krankheiten durch Mangelernährung, kleineren Rebellionen, politischer Verfolgung und verstärkter Flucht ins Ausland.

1993–95

Die Zeit zaghafter Reformen beginnt: Den Kubanern dürfen u.a. kleine Restaurants, Privatpensionen und Handel auf den Bauernmärkten betreiben. Joint-Ventures werden vor allem im Tourismus zugelassen. Der Besitz von US-Dollar wird 1993 legalisiert.

August 1994

Die USA wollen sich nicht an die offiziell zwischen beiden Staaten vereinbarte Einreisequote von 20 000 Kubanern pro Jahr in die USA halten. Castro lässt daraufhin die Ausreise erleichtern und die Küstenkontrollen aufheben – eine Massenflucht von Tausenden unzufriedenen Kubanern auf kleinen Fischerbooten und Flößen ist die Folge. Die meisten der Balseros (Bootsflüchtlinge) werden von den USA nach Kuba zurückgeschickt.

Camilo Cienfuegos Gorriarán: neben Che Guevara und Fidel und Raúl Castro einer der führenden Revolutionäre

1995/96

Mit dem weltweit heftig kritisierten sogenannten Helms-Burton-Gesetz verschärfen die USA ihr Embargo und drohen nun sogar (Dritt-)Ländern mit Sanktionen, wenn sie Handel mit Kuba betreiben.

1998

Papst Johannes Paul II. besucht Kuba, politische Gefangene werden aus diesem Anlass amnestiert. Ein Rekord: rund 1,4 Millionen Touristen besuchen das Land. Kuba entwickelt sich zu einem boomenden Reiseziel von Pauschalurlaubern und Abenteuer suchenden Individualtouristen aus aller Welt.

1999

Gesetze gegen Oppositionelle und »Konterrevolutionäre« werden verschärft, ebenso die Straßenkontrollen – offiziell als Maßnahme gegen die mit dem Tourismus wieder aufkeimende Prostitution und Straßenkriminalität.

2000/01

Im Jahr 2000 beschließt der US-Senat die Lockerung des US-Wirtschaftsembargos. Nach den schweren Verwüstungen durch den Hurrikan »Michelle« führt Kuba Ende 2011 erstmals seit den 1960er Jahren wieder US-Lebensmittel ein.

Die US-Militärbasis Guantánamo wird nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA von der amerikanischen Regierung genutzt, um mutmaßliche Al-Qaida-Mitglieder und Kriegsgefangene festzuhalten – ohne Anklage und Rechtsbeistand.

John F. Kennedy 1962: die Kuba-Krise erreicht ihren Höhepunkt

2002

Ex-Präsident Jimmy Carter besucht im Mai Kuba. Ebenfalls im Mai reicht das oppositionelle Varela-Projekt eine Liste mit rund 11000 Unterschriften beim Volkskongress ein – ein erster Massenprotest mit der Forderung nach freien Wahlen und Redefreiheit. Im Juni wird der Sozialismus per »Volksentscheid« als »unberührbar« und auf ewig in der Verfassung verankert.

Seit Ende des Jahres nehmen Fluchtversuche zu, teils durch Boots- und Flugzeugentführungen.

Die kubanische Regierung beschließt, die Hälfte der Zuckerrohrfabriken zu schließen und damit eine halbe Million Arbeitskräfte freizusetzen.

Ananas: eines der wichtigsten Exportprodukte Kubas

2003

Kubanische Gerichte verurteilen im Frühjahr insgesamt 75 friedliche Regimekritiker (der Varela-Bewegung) wegen angeblicher Beteiligung an »verschwörerischen Aktivitäten« in der ständigen Vertretung der USA in Havanna zu hohen Gefängnisstrafen. Die deutsche Beauftragte für Menschenrechte der Bundesregierung, Claudia Roth, kritisiert die Zustände und darf nicht nach Kuba einreisen.

2004

Der US-Dollar wird als offizielles Zahlungsmittel wieder abgelöst durch den Peso convertible (CUC; und den Euro in den Touristenregionen).

El Capitolio – das Capitol in Havanna überragt sein Vorbild in Washington D.C. um einen Meter

2005

Über Kubas Öffentlichkeit wird ein gesetzliches Rauchverbot verhängt (in Büros, Theatern, Kinos usw.). Ibrahim Ferrer, die Stimme vom Buena Vista Social Club, stirbt 78-jährig im August in Havanna.

2006

Am 31. Juli 2006 gibt Fidel Castro wegen einer Operation seine Regierungsgeschäfte vorläufig an seinen jüngeren Bruder Raúl Castro Ruz ab.

2008

Fidel Castro tritt nach fast 50 Jahren an der Staatsspitze zurück, neuer Staatspräsident wird Raúl Castro. Die EU nimmt die diplomatischen Beziehungen wieder auf. Die Weltwirtschaftskrise trifft jetzt auch Kuba hart, ebenso die drei Wirbelstürme »Gustavo«, »Ike« und »Paloma«, die Schäden in Milliardenhöhe anrichten.

2009

Der neue US-Präsident Barak Obama erleichtert die Reisebedingungen für die in den USA lebenden Exil-Kubaner nach Kuba und lockert weitere Sanktionen, auch der private Geldtransfer in die einstige Heimat der Kubaner wird erleichtert.

2010

Die 2008 angekündigten Reformen sind bisher nur teilweise umgesetzt worden (u.a. erlaubte Übernachtungen für Kubaner in Touristenhotels, Kauf von Handys und Computern) – tatsächlich verändert sich nicht viel, denn die meisten Kubaner haben kein Geld für die horrenden Preise in Devisengeld, dem Peso convertible (CUC). Dennoch sehen Experten das Land seitdem in einem allmählichen, wenn auch langsamen politisch-wirtschaftlich und gesellschaftlichen Umbruch.

Waschtag in Havanna: »The Star-Spangled Banner«

2011

Zum Jahresbeginn kündigt die Regierung weitere einschneidende Reformen an: Eine halbe Million Staatsbedienstete sollen entlassen und nun endlich auch im sozialistischen Kuba verstärkt private Erwerbstätigkeit in rund 200 Berufen erlaubt werden. Der Handel mit privaten Wohnungen und Autos (ab Baujahr 1959) wird ab November gestattet.

Der 84-jährige Fidel Castro gibt im April die Führung der Kommunistischen Partei an seinen jüngeren Bruder Raúl Castro ab.

2012

Im März besucht Papst Benedikt XVI. Kuba zum 400-jährigen Jubiläum der Marienstatue von El Cobre bei Santiago de Cuba und trifft auch Fidel Castro in Havanna.

2013

Neue Reisefreiheit mit Hürden: Seit Januar brauchen die Kubaner zwar keine Ausreisegenehmigung der kubanischen Behörden mehr (carta blanca), aber nur wenige Länder, wie Laos, lassen Kubaner ohne Visum einreisen. Kritiker bemängeln, dass bestimmte Berufsgruppen (Ärzte, Ingenieure) von der Regelung ausgenommen sind.

Raúl Castro kündigt einen Plan für eine Währungsreform an, die die Doppelwährung CUP/CUC abschaffen bzw. zusammenführen soll.

Als Tourist bezahlen Sie auf Kuba mit Pesos convertibles

2014

Seit März können Kubaner in zahlreichen Devisengeschäften mit CUP bezahlen.

Der US-Kongress vereitelt erneut die von Obama bereits bei seinem Amtsantritt angekündigte Schließung des Gefängnisses Guantánamo.

Am 17. Dezember kündigen US-Präsident Obama und Kubas Präsident Raúl Castro nach 18 Monaten Geheimverhandlungen in einer gleichzeitigen Fernsehansprache an, die bilateralen Beziehungen auf eine neue Ebene stellen zu wollen, u.a. sollen die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden.

2015

Nachdem die kubanische Regierung Anfang Januar wie vereinbart 53 politische Gefangene freigelassen hat, setzt Barack Obama am 16. Januar in seiner Kompetenz liegende Embargoerleichterungen in Kraft. Dies bedeutet Reiseerleichterungen für US-Bürger, Erhöhung von Geldüberweisungen nach Kuba, Erleichterungen im Bankverkehr sowie einige Handelserleichterungen. Die kommunistische Regierung in Havanna will in Fragen der Menschenrechte und den Freiheiten für Andersdenkende auf der Insel aber kaum Zugeständnisse machen.

Im April kommt es zu einem »historischen Handschlag« zwischen Barack Obama und Raúl Castro auf dem Amerika-Gipfel in Panama.

Im Mai streichen die USA Kuba von der Terror-Unterstützer-Liste und eröffnen im August die US-Botschaft in Havanna.

Zu den wichtigen Staatsbesuchern zählen im Mai der französische Präsident François Hollande, der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Juli und Papst Franziskus im September.

Che Guevaras Konterfei an der Plaza de la Revolución in Havanna

2016

Barack Obama besucht Kuba im März – als erster amtierender US-Präsident seit 88 Jahren! Im Vorfeld werden rund 200 Oppositionelle festgenommen.

Die Rolling Stones geben ein kostenloses Konzert in Havanna.

Hurrikan »Matthew« verursacht große Schäden im Osten des Landes.

Am 25. November verstirbt Fidel Castro im Alter von 90 Jahren. Ob der schon lange erwartete Tod dieser weltpolitisch bedeutenden Symbolfigur auf die weitere Entwicklung und die Öffnung Kubas doch noch einen Einfluss haben wird, bleibt abzuwarten.

Wie auf einem Gemälde präsentiert sich die traumhafte, fast urzeitlich wirkende Landschaft im Valle de Viñales

HAVANNA UND UMGEBUNGSTADT DER SÄULEN UND DER SALSA

Im November 1519 wurde San Cristóbal de La Habana am geschützten Naturhafen der tiefen Bahía de La Habana gegründet – heute eine der schönsten Städte in der Karibik, wenn nicht der Welt! »Die Stadt der Säulen« nannte der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier Havanna in den 1960er Jahren. Schier endlos reihen sich die alten Kolonnaden und Arkadengänge aneinander, im Laufe der Jahrhunderte vor sich hinbröckelnd. In der 500-jährigenAltstadt ist mithilfe der UNESCO in den vergangenen zehn Jahren eine Bilderbuchkulisse entstanden, die manchem Kritiker schon fast zu steril erscheint: Musikanten-Trios schmettern ununterbrochen »La Bamba« und kolonial kostümierte Habaneros sitzen für das Urlauberfoto Zigarre paffend in Pose. Hier hat die touristische Inszenierung den eher spröden Charme von Havanna fast schon verdrängt.

Mythos und Kult um die Habana-Zigarre sind weltweit ein Phänomen

Doch wer mit Zeit und offenen Augen durch die Altstadt geht, wird den ganz und gar nicht pittoresken Alltag der Habaneros wahrnehmen: die endlosen Schlangen vor den tristen Peso-Läden mit ihren meist leeren Regalen, die greisen Erdnussverkäufer und die wegen Wohnungsmangel völlig überfüllten alten Paläste, wo die Menschen mit täglichem Strom- und Wasserausfall leben. Noch gibt es Kindergärten und Schulen in Jugenstilvillen, Altenheime und Standesämter in Prunkpalästen – aber wie lange noch? Vor allem am Prachtboulevard Prado sind die alten Herrschaftshäuser entkernt worden – oft verbergen sich nun luxuriöse Hotels hinter der neoklassizistischen Fassade. Viele Habaneros mussten bereits aus dem Flaniergebiet der Touristen weichen und in die hässlichen Plattenbausiedlungen am Stadtrand ziehen. Aber nicht alle scheinen unglücklich darüber, wenn nur nicht der überfüllte Bus mangels Benzin lediglich morgens und abends einmal ins Zentrum fahren würde, wenn überhaupt!

Nicht wenige Ecken in der karibischen Metropole sehen noch immer morbide, verwittert und heruntergekommen aus. Im Bezirk Centro fällt schon mal ein Balkon in die Tiefe, an der beliebten Uferpromenade Malecón bröckelt trotz Restaurierungs-Fortschritten unaufhaltsam der Putz von den Kolonnaden. Im Buchladen in der Einkaufsstraße Neptuno fangen Plastikeimer das Regenwasser neben aufgequollenen Büchern auf. Um jede andere Stadt mit solch einem Erscheinungsbild würden Reisende einen weiten Bogen machen – nicht um La Habana!

Kreuzfahrtschiff vor dem Malecón – Havannas berühmter Uferpromenade

Die Stadt und die Habaneros besitzen unwiderstehlichen Charme – auch wegen der vielen Kontraste und Widersprüche zwischen Sozialismus und Kommerz. Der Malecón, der »Balkon zum Meer«, wie Carpentier schrieb, führt als lebhafte Uferpromenade bis zum modernen Geschäftsviertel Vedado mit seinen Art-déco-Villen, Hochhäusern und legendären Hotels. Vor der Revolution tobte hier das Leben in Kasinos und frivolen Nachtclubs – als Havanna noch die Lasterhöhle der Karibik war und die Mafia ein und ausging.

Die Festung La Cabaña wachte einst über den Hafen von Havanna

Havanna ist laut, schwül und heftig. Wer sich in die Provinz Havanna begibt, lernt eine andere Seite Kubas kennen: in verschlafenen Fischerdörfern, in Pilgerstätten der afrokubanischen Santería-Gläubigen oder auf den Spuren Hemingways in seiner ehemaligen Villa. Und zum Erholen in der »Badewanne« der Habaneros, an den Playas del Este ist es auch nur ein Katzensprung.

Besuchermagnete: Farbenfrohe Oldtimer und Altstadtfassaden

Rundgänge durch Havanna

Für die Besichtigung Havannas benötigt man mindestens zwei bis drei Tage, ein »Muss« sind zwei Spaziergänge: in der Altstadt (Habana Vieja) und dem angrenzenden Bezirk Centro. Eine Rundfahrt bietet sich in den westlichen Bezirken Vedado und Miramar an, am besten per Taxi oder Fahrrad, weil hier die Sehenswürdigkeiten weiter verstreut liegen. Als historischer Einstieg mit dem besten Stadtpanorama eignet sich ein Abstecher an die östliche Seite der Bahía de La Habana auf den Loma Cabaña, den Cabaña-Hügel (über den Autotunnel zu erreichen). Hier thront das Castillo de los Tres Reyes del Morro (auch: El Morro). Die Festung wurde zwischen 1589 und 1630 errichtet und ist weithin an ihrem Leuchtturm an der Hafeneinfahrt zu erkennen – mit Baujahr 1845 das älteste Leuchtfeuer in Kuba und zugleich Wahrzeichen der Stadt.

Unter der Regierung Batista bis zur Revolution 1959 diente das Gemäuer als Gefängnis. Aber schon zuvor saß hier auch der Dichter und Freiheitskämpfer José Martí zeitweilig hinter Kerkermauern. Erschießungen der Befreiungskämpfer gegen die spanische Krone waren im 19. Jahrhundert an der Tagesordnung. Man sollte den Gruselgeschichten der Reiseleiter jedoch keinen allzu großen Glauben schenken: In dem Festungsgraben verhinderte zwar Wasser die Flucht, aber zu keiner Zeit Haie und Krokodile.

Nur ein paar Spazierminuten südlich öffnet sich hinter Gräben und dicken Mauern das Fortaleza de San Carlos de la Cabaña: Das weitläufige Fort (1763–74) – eines der größten des amerikanischen Kontinents – beeindruckt durch seine bildschön restaurierten Gebäude mit kopfsteingepflasterten Gassen, Burgzinnen und Kanonen. 14 Millionen spanische Pesos hat der Bau gekostet; sein Namens- und Geldgeber König Carlos III. bewies Sinn für Humor, als er seine Finanzberater damals nach einem Fernglas gefragt haben soll: »Bei solch einer Summe müsste man das Fort von Madrid aus sehen können!« Im 18. Jahrhundert verkündete das cañonazo das Signal zum Schließen der neun Stadttore, und die Eisenkette in der Bucht wurde hochgezogen.

Die »Kanonenschuss-Zeremonie wird heute allabendlich wiederbelebt: Trommelwirbel, salutierende Soldaten, Pferdekutschen und einige Burgfräuleins verwandeln den Abend in ein koloniales Schauspiel, bis es gehörig knallt und man im Hier und Jetzt wieder auftaucht – mit anschließender Salsa auf der Wiese im Innenhof der Festung. Ein kleines Museum erläutert den Werdegang von Che Guevara – dort, wo der siegreiche Rebell nach der Revolution 1959 sein Hauptquartier in der Festung aufschlug.

Rückblende: Die vielen castillos und fortalezas in Havanna sind unübersehbare Zeugen der Piraten-Ära seit Mitte des 16. Jahrhunderts: Um 1700 war La Habana, wie die Habaneros ihre Kapitale bis heute nennen, eine der größten und reichsten Städte der Neuen Welt mit einigen zehntausend Einwohnern – sie zog Siedler aus allen europäischen Ländern an, darunter Architekten, Bildhauer, Adlige, Geistliche, Abenteurer und Schmuggler. Durch ihre Lage und ihren Reichtum steigerte sie auch die Begehrlichkeiten der anderen Seefahrernationen. Die spanischen Kolonialherren ließen nachts lediglich eine Eisenkette durch die Bucht von El Morro zur gegenüberliegenden Festung La Punta spannen und wähnten sich in Sicherheit – bis die Engländer die Stadt 1762 mit Kriegsschiffen eroberten und fast ein Jahr lang besetzten. Nur im Tausch gegen Florida konnten die Spanier Havanna ein Jahr später zurückerhalten.

Bücherstände auf der Plaza de Armas in Havanna

Noch weiter südlich erreicht man den Stadtteil Casablanca, wo eine riesige marmorne Jesusstatue auf das gegenüberliegende Havanna schaut. Alejo Carpentier hat Recht mit dem, was er 1939 schrieb: »Casablanca ist der einzige Ort in Havanna, wo man noch eine Ruhe finden kann, die sonst aus der lautesten Stadt der Welt verbannt ist.«

Das alte Havanna – Habana Vieja

Gegenüber den beiden Festungen erstreckt sich am Hafen von Havanna die Altstadt. 1982 ernannte die UNESCO Habana Vieja zum Weltkulturerbe der Menschheit: Mehr als 900 historisch wertvolle, bis zu 400 Jahre alte Gebäude zählten die Stadtrestaurateure. An der Plaza de Armas, dem ältesten und faszinierendsten Platz, steht der Nationalheld Carlos Manuel de Céspedes (1819–74) als Statue verewigt und umgeben von Königspalmen, Palazzos aus dem 18. Jahrhundert und Museen. Bänke laden zum Ausruhen und Bücherstände zum Schmökern ein. Kommt man von der Hafeneinfahrt, liegt am nördlichen Eingang zur Plaza de Armas zur Linken ein kleiner neoklassizistischer Tempel mit griechisch-römischem Antlitz: El Templete erinnert an die erste Messe zur Stadtgründung im November 1519 exakt an dieser Stelle unter einem weit ausladenden Ceiba-Baum. Bei den alljährlichen Feiern zum Gründungstag Havannas umrunden die Habaneros dreimal den geheiligten Baum und die Säule – einer alten Sitte entsprechend soll dies alle Wünsche erfüllen. Das prächtige Gebäude rechts daneben war einst Wohnsitz des lebenslustigen Grafen Santovenia: Der Palacio del Conde Santovenia aus dem späten 18. Jahrhundert diente ab 1867 als eines der ersten Hotels Havannas: Hier übernachteten Kaufleute, spanische Generäle und Schiffskapitäne aus aller Welt – heute beherbergt der Palast das Luxushotel Santa Isabel.

Santería-Priesterin in Havanna

Auffallend ist das kleine Castillo de la Real Fuerza mit seinen vier Wehrtürmen hinter einem Wassergraben, der nur über eine Zugbrücke zu überwinden ist. Das älteste Fort Kubas und das zweitälteste in Amerika (1558–78) diente vom 16. bis 18. Jahrhundert als Wohnsitz der spanischen Gouverneure.

An der schräg gegenüberliegenden Seite der Plaza befindet sich der prachtvolle Palacio de los Capitanes Generales (1776–91) – ein Paradebeispiel des kubanischen Barock. Vor dem Palast fällt das hölzerne Pflaster ins Auge. Die Holzklötze sind im 19. Jahrhundert auf Wunsch des Gouverneurs Miguel Tacón anstelle des Kopfsteinpflasters eingesetzt worden: Das Geklapper der Pferdehufen und Eisenräder der Kutschen ging dem im Palast residierenden General-Kapitän auf die Nerven. Insgesamt wohnten hier 65 spanische Gouverneure, ihnen folgten zwischen 1898–1902 die US-amerikanischen Besatzer und die ersten Präsidenten der Republik Kuba bis 1920. Von der Ernennung des Letzteren am 20. Mai 1902 kann man sich ein lebhaftes Bild machen in den pompösen Sälen des im Palast angesiedelten Stadtmuseums – ein Muss für jeden geschichtlich interessierten Besucher (ein Geschenk des Wissenschaftlers Alexander von Humboldt sind übrigens die beiden eleganten Schokoladen-Gläser aus Bohemia-Kristall im Salon Blanco).

SALSA – MUSIK UND TANZ

Kuba ist die Wiege der Salsa. Diese »scharfe Soße« ist ein Gemisch aus den kubanischen Grundrhythmen: dem Son cubano, der aus afrikanischen und spanischen Klängen und Instrumenten entstanden war. Dazu kommt eine Prise Rumba, Mambo und Chachachá. Doch erst in den Exilstädten in den USA und Lateinamerika verhalfen die kubanischen Emigranten dieser Musik ab den 1970er Jahren zu ihrem Siegeszug um die Welt. In Kuba nennt man Salsa auch Casino oder Timba.

Meist sind die Schritte und Rhythmen kompliziert, die Bewegungen aber fließend. Dabei ist Salsa nicht einmal der erotischste Tanz sondern eine Variante der Rumba namens Guaguancó (nicht zu verwechseln mit der in deutschen Tanzschulen gelehrten Rumba), wie Caridad (»Caruca«) Rodriguez, eine berühmte kubanische Tänzerin, erklärt: »Beim Guaguancó nähert sich der Mann seiner Tanzpartnerin mit eindeutig sexuellen Gesten und versucht, die Frau zu >impfen<. Und die Frau tut dann so, als wenn sie sich wehrt, aber das Ganze ist natürlich nur Koketterie!« Ihr Urteil über die Deutschen beim Salsa oder Rueda de Casino ist ernüchternd: »Die Deutschen denken beim Tanzen zuviel nach«, sagt Caruca schmunzelnd. » Ich bin schon gefragt worden, wie hoch und in welchem Winkel sie den Arm halten sollen.« Carucas Tipp: Viel Salsa-Musik hören und immer schön üben, zum Beispiel beim Zähneputzen.

In den Casas de la Trova geht es etwas züchtiger zu, denn die Musiker sind oft im Rentenalter und spielen eher gediegene Son, Bolero und Guaracha. Die Trovas sind romantische Balladen über Revolutionäre oder die Geliebte. Um die Jahrtausendwende erlebten die alten Herren, ausgelöst durch die Musikdokumentation von Ry Cooder und Wim Wenders »Buena Vista Social Club«, eine unglaubliche Renaissance: Wer jahrelang nicht einmal die Reparatur für sein Klavier bezahlen konnte, ging als gefeierter Trovador auf Welttournee und trat vor jubelnden Massen auf, etwa die Vieja Trova Santiaguera oder Compay Segundo, der 2003 starb.

Wer einige Tage in Havanna und Santiago ist, sollte sich umhören: Oft geben hier populäre Gruppen Konzerte in den Casas de la Música oder Hoteldiskotheken, etwa Los Van Van oder die Frauen-Big-Band Anacaona – Bombenstimmung ist garantiert. »Wir lachen viel, auch in ganz schwierigen Zeiten wissen wir uns zu amüsieren«, sagt María Eugenia Guerrero Rodriguez, Managerin von Anacaona.

Kuba – die Wiege des Salsa

www.salsa.de

www.salsomania.de

www.salsaholic.de

www.salsAlemania.de

www.canalcubano.com

Ab jetzt sollte man sich treiben lassen durch ein Labyrinth aus Gassen und Plätzen, ab und zu mal in einen begrünten Patio hineinschauen und in einer Musikbar verschnaufen. Los geht’s in der Calle Baratillo, die rechts vom Hotel Santa Isabel von der Plaza de Armas abzweigt. In der Casa del Café kann man Kaffee, Rum und Tabak kaufen oder nebenan im »Rumhaus« Taberna del Galeón eine kleine Bar im Obergeschoss aufsuchen. Nach Westen um die Ecke biegt man in die Calle Jústiz, wo das Theater Casa de la Comedia beheimatet ist. Gegenüber kann man sich zu den Tango tanzenden Kubanern in der Caserón del Tango gesellen. Weiter Richtung Innenstadt liegt gleich um die Ecke in der Calle Oficios ein kleines Museo de Automóviles mit einer Sammlung von edlen Oldtimern. In der Calle Obrapía sollten Santería-Interessierte die Casa de Africa mit einer sehr guten Ausstellung zur afrokubanischen Religion besuchen – eine Abteilung zeigt auch die Geschenke afrikanischer Staatsgäste an Fidel Castro.

In der Calle Mercaderes 120 (zwischen Calle Obrapía und Obispo) wartet die Casa del Habano, wo sich alles rund um die Zigarre dreht: Aficionados können sich im Museum umsehen und im Laden mit mehr als 30 verschiedenen Marken eindecken – die Kreditkarte sollte man allerdings dabei haben: die Kiste mit 25 Cohibas kostet rund 400 CUC, ist aber echt, im Gegensatz zur Schnäppchenware der ominösen Straßenhändler, die einem in Havanna auf Schritt und Tritt ihre Angebote zuwispern.

Auf der Calle Obispo, im Hintergrund das Hotel Ambos Mundos

Zum Bummeln kann man nun abbiegen in die Calle Obispo – eine der lebhaftesten Straßen in der Altstadt voller Buchläden, Supermärkte, Boutiquen, aber auch mit tristen Peso-Läden, Cafés und Bars – wer ihr von der Südseite der Plaza de Armas folgt, landet unweigerlich im Strom der Touristen und Kubaner am westlichen Straßenende im Bezirk Centro am wunderschönen Platz Parque Central (vgl. S. 28 ff.). Ein rosafarbenes Haus fällt in der Calle Obispo (Ecke Calle Mercaderes) besonders auf und zieht die meisten Touristen schnurstracks in den fünften Stock: Der Liftboy im Hotel Ambos Mundos weiß schon nicht mehr, wie viele Male er an diesem Tag die schmiedeeiserne Tür des Fahrstuhls hinter sich und den erwartungsvollen Besuchern zugezogen hat. Ernest Hemingway wohnte zwischen 1932–39 in dem Eckzimmer Nr. 511, zahlte ganze zehn US-Dollar Miete pro Tag und schrieb hier einen Teil seines Bürgerkriegs-Romans »Wem die Stunde schlägt« (zu sehen sind eine Schreibmaschine und ein Schiffsmodell seiner Yacht »Pilar«). Dabei hatte er nicht nur einen überwältigenden Blick über die Ziegeldächer und Paläste Alt-Havannas, auch die kubanischen Cocktails haben den amerikanischen Schriftsteller bekanntlich aufs Beste inspiriert.

Die Farbenfrohe Plaza de la Catedral (Ecke Calle Mercaderes)

Folgt man weiter Hemingways Fußstapfen und geht nun über die Calle Mercaderes nach Norden über die herrliche Plaza de la Catedral, bekommt man einen kleinen Eindruck von Hemingways Trinkgewohnheiten in der berühmten Bodeguita del Medio (Calle Empedrado) – vorausgesetzt, man möchte sich in die winzige Bar im Erdgeschoss hineinquetschen: Vor dem Eingang drängeln sich die Touristen wie sonst nur die Kubaner vor ihren staatlichen Peso-Läden. Hier trank Hemingway am liebsten seinen mojíto und er soll gesagt haben: »Mi mojíto en la Bodeguita, mi daiquirí en el Floridita« (El Floridita ist die zweite, etwas feinere und noch teurere Hemingway-Kneipe in der Altstadt in der Calle Monserrate). Dem legendären Ruf in die Bodeguita folgten im Laufe der Jahrzehnte viele illustre Gäste, u.a. Errol Flynn, von dem der aussagekräftige Satz stammen soll: »A great place to get drunk.« Nicht zu vergessen Gabriel García Márquez, Brigitte Bardot und Harry Belafonte. Die Gäste dürfen sich nach dem Essen (am besten auf dem Dachlokal, links vom Eingang die Treppe hoch) ebenfalls an den bekrakelten Wänden verewigen, vorausgesetzt, man findet noch einige freie Zentimeter.

Wieder zurück auf der Plaza de la Catedral thront an der Nordseite die Catedral de La Habana, mit deren Bau Mitte des 18. Jahrhunderts im schlichten Barockstil begonnen wurde. Sofort ins Auge fallen die beiden ungleichen Türme, die etwas gedrungen in den Himmel ragen. Die Kathedrale bietet eine kurze und kühle Verschnaufpause. Zwischen 1796 und 1898 ist der (angebliche) Leichnam von Kolumbus hier aufbewahrt worden, ehe er nach dem Ende der Kolonialherrschaft nach Sevilla gebracht wurde. Eine von zahlreichen Galerien rund um den Platz ist das in einer Gasse links der Kathedrale gelegene Centro Wifredo Lam (Calle Ignacio), benannt nach dem berühmtesten kubanischen Maler (1902–82) – viele seiner Werke sind von Picasso beeinflusst. Hier sieht man hauptsächlich Werke von Künstlern aus Lateinamerika.

Ernest Hemingway machte Kuba zu seiner Wahlheimat

Nun begibt man sich entweder nach Westen Richtung Bezirk Centro (vgl. S. 28 ff., am besten über die schon erwähnte trubelige Calle Obispo) oder man erkundet nun den süd(öst)lichen, nicht weniger sehenswerten Teil der Altstadt, der allerdings erst seit Kurzem restauriert wird und der vor allem wegen einiger schöner alter Kirchen einen Rundgang wert ist. In diesem baufälligeren und untouristischeren Altstadtteil sollte man seinen vermeintlichen Reichtum (Kameras usw.) nicht unbedingt zur Schau stellen – es gab hier wiederholt Taschendiebstähle (das Gleiche gilt übrigens für den Bezirk Centro westlich des Capitolio).

An der Plaza de San Francisco de Asís am Hafenbecken und Kreuzfahrtterminal steht die Klosterkirche Iglesia San Francisco de Asís, die ein Museum mit religiösen und etwas obskuren Objekten aus der Kolonialzeit beherbergt (z.B. einen mumifizierten Franziskanermönch) – man kann hier den höchsten Kirchturm in Havanna besteigen und den schönen Panoramablick aus 40 Metern Höhe genießen. Gegenüber dominiert den Platz das restaurierte alte Börsengebäude Lonja del Comercio – hier residieren heute viele ausländische Firmen, wie ein Blick in die edle Lobby verrät.

Fremden begegnen Kubaner mit Offenheit

Weiter geht es entlang der Hafenstraße nach Süden, und an der Ecke Calle Sol wirft man am besten einen Blick in das Museo del Ron Havana Club. Das Rummuseum gibt einen anschaulichen und vor allem kostbaren Einblick in die Welt der Rumproduktion, von den Zuckerrohrfeldern über die Destillerie bis zum Ausprobieren in der angeschlossenen Bar. Der Souvenir- und Kunsthandwerksmarkt mit moderner Kunst bis hin zu witzigem Kitsch ist in ein restauriertes Lagergebäude am Hafen umgezogen: Almacénes de San José.

Ein paar Schritte westlich eröffnet sich die wunderschöne, restaurierte Plaza Vieja aus dem 16. Jahrhundert, einer der ältesten Plätze der Stadt. An der südöstlichen Ecke versammeln sich bildschöne einstige Stadtpaläste wie die Casa de los Condes de Jaruco (»La Casona«, Centro de Arte, mit dem Staatlichen Kunstfond) mit ihrem wunderschönem Säulengang und Vitrales-Fenstern. Nebenan in der Casa del Conde de Lombillo herrscht heute Andrang in der österreichisch geführten Cerveceria Taberna de la Muralla, ein Touristenlokal mit Brauerei. Auffallend auch das turmgekrönte Edificio Gómez Vila an der nordöstlichen Ecke mit der Cámara Oscura (360-Grad-Live-Projektionen aus Havannas Altstadt).

Über die Quergasse Sol gelangt man zum idyllischen Convento de Santa Clara, einem ehemaligen Kloster aus dem 17. Jahrhundert, das heute unter anderem als Stadtsanierungsbüro und Hotel dient, wo Touristen in den ehemaligen Gemächern der Nonnen übernachten. Drei weitere restaurierte Kirchen liegen in dem Straßengewirr zwischen Hafen und Bahnhof, etwa die Klosterkirche Iglesia de Nuestra Señora de la Merced (Calle Merced) oder die restaurierte Iglesia de San Francisco de Paula (1730–45), eine der schönsten Kirchen in Havanna an der verlängerten Hafenstraße Desamparados (Ecke San Ignacio & Leonor Pérez). Das winzige, gelb-blau getünchte Geburtshaus des Poeten und Nationalhelden Jose Martí, Casa Natal de José Martí, wartet am Ende der Calle Leonor Pérez auf Besucher: Hier sind Gegenstände aus seinem Leben ausgestellt, darunter Briefe und Bücher.

Centro – Kunst, Kultur und Kommerz

Über die große Avenida de Bélgica (ehemals Egido) geht es nun nach Norden in den Bezirk Centro, wo die Kuppel des Capitolio weithin sichtbar über der gigantischen Freitreppe zu sehen ist. Durch das jüngere Stadtzentrum führt der Paseo del Prado (auch: Paseo de Martí oder kurz: Prado), eine erhöhte Prachtallee mit steinernen Löwen und Bänken, Richtung Meer. Rund um den zentralen Platz, den Parque Central mit dem Denkmal von José Martí, stehlen sich die hochherrschaftlichsten Bauwerke Kubas gegenseitig die Schau: Etwa das erst kürzlich wundervoll restaurierte und zugleich seltsam verschnörkelte Gran Teatro de la Habana Alicia Alonso, das sich mit seinen Türmchen, Kuppeln und Figuren nicht zwischen Neobarock und Jugendstil entscheiden kann. Hier gab Enrico Caruso 1920 noch Opernarien zum Besten, und heute begeistert hier das berühmte Ballet Nacional de Cuba. Oder die legendären Hotels: das Plaza das Sevilla, das neoklassizistische Inglaterra (die älteste Herberge Kubas mit maurischem Dekor) und das moderne Nobelhotel Iberostar Parque Central hinter kolonialer Fassade.

Das Gran Teatro García Lorca mit seiner Fülle von Ornamenten und Figuren, dahinter die monumentale Kuppel des Capitolio de La Habana

Doch ein einziges Bauwerk überragt alles: das Capitolio de La Habana an der Südwestspitze des Parque Central, das derzeit restauriert wird. Der imposante, von Säulen getragene Bau aus hellem Kalksandstein (1926–29) war Sitz des Repräsentantenhauses und des Senats und beherbergt heute die Akademie der Wissenschaften und die Nationalbibliothek für Wissenschaft und Technik. In der marmornen Eingangshalle unter der 61 Meter hohen Kuppel steht eine Gold überzogene Frauenstatue namens »La República« – mit 14 Metern eine der größten überdachten Bronzefiguren der Welt. Davor befindet sich eine Nullpunkt-Markierung: Ab dieser Kopie eines Diamanten (das 24-karätige Original befindet sich in der Nationalbank) werden alle Distanzen in Kuba gemessen. Die zehn verschiedenen Sitzungssäle sind im Stil der italienischen Renaissance eingerichtet, besonders hübsch ist der kleine runde Parlamentssaal im rechten Flügel, wo die Politiker bis 1959 tagten – nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten (2017/18) soll hier wieder das Parlament einziehen: ein von Marmorsäulen getragener, mit Fresken ausgeschmückt Raum, über allem wölbt sich eine herrliche Mosaikdecke. Auch die ehrwürdige alte Bibliothek ist beeindruckend: Mahagonischränke reichen bis an die hohe Decke und eine Balustrade führt in Schwindel erregender Höhe an 3000 Büchern entlang.

Bacardí war einst das erste international arbeitende Unternehmen Kubas

Für Kunstinteressierte lohnt sich auf jeden Fall der Besuch im Museo Nacional de Bellas Artes, das seit seiner Renovierung auf zwei Gebäude aufteilt ist, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der zwischen all den Palästen und baufälligen Gebäuden auffallend moderne Klotz beherbergt die Colección de Arte Cubano: Kolonialkunst (3. Stock), gefolgt von Impressionismus und zeitgenössischer Kunst mit Meistern des 20. Jahrhunderts wie Wifredo Lam (Calle Trocadero). Zwei Blocks südlich am Parque Central (Calle San Rafael) befindet sich im ehrwürdigen ehemaligen Centro Asturiano die Colección de Arte Universal mit Meisterwerken der europäischen Kunst.

Genau dazwischen in der Avenida de las Misiones erhebt sich eines der am schönsten restaurierten Art-déco-Bauwerke Havannas, an seinem Turm mit der riesigen bronzenen Fledermaus von Weitem zu erkennen: Das Edificio Barcadí war einst der Hauptsitz des Rum-Imperiums der Familie Barcadí – heute mit vielen (ausländischen) Büros und einem Mirador-Aussichtsturm.

Viva la Revolución – ein bisschen Revolutionskunde gehört in Kuba dazu, zum Beispiel im Museo de la Revolución im früheren Präsidentenpalast. Vor dem kuppelgekrönten Prachtbau (erbaut 1913–17) haben die Revolutionäre einen Panzer stehen lassen – als Mahnmal der ersten niedergeschlagenen Attacke auf den Präsidentenpalast am 13. März 1957. Hinter dem Palast befindet sich ein Glasbau, in dem die originale »Granma« ausgestellt ist – jene Yacht, mit der Fidel Castro und 81 Compañeros 1956 aus dem mexikanischen Exil an Kubas Südküste landeten und die Revolution ihren Lauf nahm. Jeder Schritt der Fidelistas scheint im Revolutionsmuseum detailliert auf Karten, Fotos und Zeitungsausschnitten dokumentiert. Waffen und persönliche Gegenstände der Guerilleros füllen zahlreiche Schaukästen, darunter das blutgetränkte Hemd Che Guevaras und Fidels Lieblingszigarre. Che Guevara und Camilo Cienfuegos sind sogar lebensgroß in Kampfpose vertreten – aus Wachs. Auch die zahlreichen Attentatsversuche auf Fidel Castro werden erläutert.

Richtung Vedado und Miramar – Wo Hollywood und die Mafia ein und aus gingen

Sieben Kilometer führt die Küstenstraße Malecón von der Altstadt und dem kleinen Burg-Überrest La Punta im Osten bis zum winzigen Burgturm La Chorrera an der Mündung des Rio Almendares im Westen – begleitet vom ständigen Zischen und Tosen der Brandung. Ein Spaziergang hier verheißt die unvergesslichsten Eindrücke eines Kuba-Besuchs, denn die Uferpromenade ist eine der populärsten Straßen – gesäumt von restaurierten Gebäuden in allen Regenbogenfarben und verblichenen, bröckelnden Fassaden hinter Arkaden, von einstigen Mafia-Hotels und einfachen Cafeterien, aber auch einigen schicken Lokalen und Hotels, von Statuen der großen Volkshelden und Befreiungskämpfer wie Antonio Maceo (am Platz Parque Maceo) und Calixto García (Ecke Avenida de los Presidentes). Die schöne alte Häuserfront ist dem salzigen Atem des Ozeans ausgeliefert, die Gischt frisst sich allmählich in die gute Stube der Habaneros, die in den einsturzgefährdeten Häusern leben (wie man oft erst abends sieht, wenn die Neonröhren im vermeintlichen Abbruchhaus zu flimmern beginnen). Seit einigen Jahren wird auch hier mithilfe der UNESCO und der Spanier fleißig restauriert, die Fortschritte sind auf einigen Plakaten mit Fotos dokumentiert.

Ob beim Karneval im Juli oder bei der Massenkundgebung, ob zum Jogging, Inline-Skating oder Hunde-Gassiführen – auf dem Malecón ist immer was los. Vor allem abends, wenn er die Habaneros magnetisch anzieht: Schlepper auf der Suche nach Touristen, eng umschlungene Liebespärchen oder Angler, Jugendliche, Erdnussverkäuferinnen (maniseras) oder Musikanten mit Saxofon – hier kommt man schnell ins Gespräch, während die unvermeidliche Rumflasche die Runde macht.

Direkt am Malecón erhebt sich unübersehbar auf einem Hügel das mit seinen beiden Türmen im Art-déco-Stil der 1930er Jahre erbaute Hotel Nacional mit legendärem Ruf und einem schönen Park. Wem das Nacional bekannt vorkommt, sollte sich nicht wundern: Der Bau ist vom berühmten Breakers Hotel in Florida (Palm Beach) inspiriert – verständlich, dass sich hier die Hollywood-Stars in den 1950er Jahren wohl gefühlt haben, darunter Ava Gardner, Marlene Dietrich, Fred Astaire, Clark Gable und Frank Sinatra. Aber auch die amerikanischen Mafiabosse wie Lucky Luciano und Meyer Lansky gaben sich hier die Klinke in die Hand.

Am Malecón – Wahrzeichen und Hauptanziehungspunkt Havannas

Schräg dahinter ragt an der Calle 23 (auch: La Rampa) das moderne Hochhaushotel Habana Libre mit 24 Stockwerken in die Höhe: das einstige Hilton, in dem Fidel Castro sein erstes Hauptquartier bezog, nachdem er siegreich am 8. Januar 1959 in die Hauptstadt eingezogen war. Hier beginnt Vedado, der lebendige Geschäftsbezirk der Habaneros mit vielen Büros und Hotels, Kinos und Bistros.

Wie ein gerade eben gelandetes Ufo wirkt der Eisladen Coppelia (bekannt aus dem Film »Fresa y Chocolate/Erdbeer und Schokolade) gegenüber dem Habana Libre, wo die Kubaner oft Schlange stehen, um das etwas wässrig schmeckende Eis zu genießen – einige Habaneros sagen, das Eis schmeckt besser bei Bin Bom, wo es eine größere Auswahl gibt (an der Calle Infanta, Ecke 23, aber dort nur gegen Devisen ...).

Läuft man durch die ruhigeren Parallelstraßen der Rampa, etwa die Calle 21, kommt man an den schönen alten Art-déco-Villen und klassizistischen Prachtbauten mit Säulenportal, Arkaden und steinernen Löwen vorbei, in deren Gärten Palmen und Bananenstauden wachsen.

Das Innenministerium an der Plaza de la Revolución

Die Plaza de la Revolución etwa zwei Kilometer südlich von La Rampa sollte man beim Besuch der Hauptstadt auf keinen Fall versäumen. Auf diesem gigantischen Platz sprang 1959 der revolutionäre Funke aufs Volk über: Fidel Castro hielt am 1. Mai seine Rede an die Kubaner, Militärparaden und Konzerte folgten im Laufe der Jahrzehnte. Hier begeisterte Papst Franziskus 2015 die Massen. Rund 1,5 Millionen Menschen passen zwischen die umliegenden (Regierungs-)Gebäude im Plattenbaustil, darunter das Innenministerium mit dem stilisierten Gesicht von Che Guevara und seinem Revolutionsmotto (»Hasta la Victoria Siempre«) sowie das Nationaltheater.

Der Malecón: Prachtstraße der Vergangenheit, heute ein Boulevard der Dämmerung

Der weiße Obelisk mit dem Standbild an der Südseite des Platzes ist das José Martí-Memorial, nicht von Castro, sondern seinem Vorgänger