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In diesem Praxisführer Erste Hilfe lernt man, sein eigener Ersthelfer zu sein. Die jahrelange Erfahrung der Autoren wird Wanderern und Rucksacktouristen helfen, mit einer Vielzahl von Notsituationen umzugehen, von Schnittwunden und Verbrennungen bis hin zu Knochenbrüchen und Kopfverletzungen. Hier steht, was man dabeihaben muss und wie man schnell und einfach Verbände anlegt. Zwei ausgewiesene Bushcraft-Experten erklären, wie man Pflanzen gezielt zur Behandlung von Erkrankungen einsetzt, und liefern alle Informationen, die Sie brauchen, um sich und andere auf dem Trail zu schützen.
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Seitenzahl: 291
Veröffentlichungsjahr: 2021
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung
Copyright © 2017 by Simon & Schuster, Inc.
Published by Adams Media, an imprint of Simon & Schuster, Inc.
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Bushcraft. First Aid. A Field Guide to Wilderness Emergency Care
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Dieses Buch kann einen Erste-Hilfe-Kurs bzw. eine Grundausbildung in Erster Hilfe nicht ersetzen. Es wurde für ein amerikanisches Publikum verfasst. Bitte beachten Sie immer Anleitungen und Sicherheitshinweise für alle Werkzeuge und Medikamente. Es wurde alles unternommen, um in diesem Buch bestmögliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Dennoch übernehmen weder Autor noch Verlag die Verantwortung für Unfälle, Verletzungen oder Schäden jedweder Art.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© dieser Ausgabe 2020, 2021 by Anaconda Verlag,
einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung nach dem Entwurf der amerikanischen Originalausgabe: dyadesign, Düsseldorf, www.dya.de
Abbildungen im Innenteil: Eric Andrews
Satz und Layout: www.paque.de
ISBN 978-3-641-28756-6V002
www.anacondaverlag.de
Dave: Ich widme dieses Buch meinem Enkel Jax Conley. Er ist Autist und kann nicht sprechen, und vermutlich wird er das, was in diesem Buch steht, nie verstehen. Doch ich hoffe, dass dieses Buch möglichst vielen Menschen dabei hilft, Selbstvertrauen zu gewinnen, und dass sie lernen, anderen zu helfen – sei es allein oder in einer Gruppe. Viele autistische Kinder haben kein Gespür für die Gefahren des Lebens; sie wissen nicht, dass es gefährlich ist, sich allein auf den Weg zu machen, oder dass sie ertrinken können, wenn sie in einen See hineinlaufen. So wie diese Kinder sind wir alle uns zahlreicher Gefahren nicht bewusst, solange wir nicht gelernt haben, wie wir sie vermeiden oder im Ernstfall damit umgehen. Nehmen Sie dieses Buch als ein Geschenk von Jax und mir; mögen zukünftige Generationen von Outdoorfans möglichst viel aus ihm lernen.
Jason: Ich widme dieses Buch meiner Frau Robyn und meinen Kindern Ethan, Sydnee, Lindsay und Daniel, die mir stets ermöglicht haben, diese Aufgabe, die Gott mir gegeben hat, zu erfüllen, wie schwierig oder abseitig so manches auch erschienen sein mag. Ich hoffe, dass euch dieses Buch stets begleiten und an die Versprechen erinnern wird, die Gott in seiner Güte unserer Familie gegeben hat, und daran, dass wir durch seine Gnade alle Unbill des Lebens überwunden haben. Lasst nie den Mut sinken und gebt eure Träume niemals auf. Bemüht euch nach Kräften, und möge alles gesegnet sein, was ihr beginnt. Ich liebe euch alle.
Danksagungen
Einleitung: Was bedeutet Erste Hilfe in der Wildnis?
Kapitel 1: Einige Überlegungen vorab
Planung für den Notfall
Umgang mit Stress
Infektionen vorbeugen
Hilfeleistung im Team
Selbsthilfe
Krankheiten vorbeugen
Tipps und Tricks
Kapitel 2: Überleben in der Wildnis
Die zehn Grundelemente des Survivals
Die richtige Kleidung
– Schicht um Schicht
Feuer machen in fünf Minuten
– Absolut sichere Methoden
– Der richtige Zunder
– Das Zundernest
Einen Unterstand bauen in fünf Minuten
Wasser abkochen in fünf Minuten
Typische Verletzungen und Erkrankungen
Die richtige Ausrüstung und der richtige Umgang damit
Sicher improvisieren
Die eigenen Grenzen kennen
Tipps und Tricks
Kapitel 3: Am Unfallort
Annäherung an die verletzte Person
Behalten Sie Ihr Umfeld im Auge
Bergung einer verletzten Person
Unfallursachen und Unfallhergang
Die ersten Schritte
– WASB
– Das ABC-Schema
– Vitalparameter
Prioritäten setzen
Körperliche Untersuchung
– Oben anfangen
– Oberkörper
– Bauchraum und Becken
– Arme und Beine
– VARP-DESS
Das SAMPLE-Schema
Laufende Beobachtung
Lagerung und Transport von Verletzten
– Die neutrale Position
– Die stabile Seitenlage
– Drehen in Seitenlage
– Transport
– Techniken für kurze Transporte
Rettung mit dem Hubschrauber und Notsignale
Versorgung nicht ansprechbarer Patienten
Versorgung wacher und ansprechbarer Patienten
Tipps und Tricks
Kapitel 4: Behandlung von Blutungen und Wunden
Blutungen stillen
– Unmittelbarer Druck
Reinigen und Verbinden der Wunde
– Reinigen der Wunde
– Desinfektionsmittel
– Schließen der Wunde
– Funktionsfähigkeit der Gliedmaßen
Wundauflagen und Verbände
– Verband ohne Druck
– Anzeichen für einen schlecht sitzenden Verband
Aderpresse
– Ansetzen einer Aderpresse
Infektionen vermeiden und erkennen
Besondere Arten von Verletzungen
– Saugende Brustwunde
– Instabiler Thorax
Schusswunden
– Oberflächliche Schusswunden
– Schusswunden an Armen und Beinen
– Schusswunden im Bauchraum
– Schusswunden an der Brust
Verletzungen durch Messer und Äxte
Tipps und Tricks
Kapitel 5: Blasen und Verbrennungen
Blasen vermeiden und behandeln
Immersionsfüße
Verbrennungen
– Feuchte und trockene Verbände
– Anlegen eines feuchten Verbandes
– Verbrennungsgrade
– Wann ist bei Verbrennungen ärztliche Hilfe erforderlich?
Tipps und Tricks
Kapitel 6: Verletzungen an Knochen und Gelenken
Knochenbrüche
– Versorgung der Wunde
– Abdrückstellen
– Anlegen einer Schiene
– Traktionsschiene
Verrenkungen
Verstauchungen, Zerrungen und Krämpfe
– Verletzungen des Sprunggelenks
Tipps und Tricks
Kapitel 7: Kreislaufbeschwerden
Schock: Diagnose und Behandlung
– Die verschiedenen Arten von Schock
– Die vier Schritte bei der Behandlung eines Schocks
Innere Blutungen: Diagnose und Behandlung
Verdacht auf Herzinfarkt
Tipps und Tricks
Kapitel 8: Atembeschwerden
Behandlung von Atemwegserkrankungen
Ersticken
Verletzungen der Brust
– Offene und geschlossene Verletzungen
Asthma
Hyperventilation und Kurzatmigkeit
Tipps und Tricks
Kapitel 9: Neurologische Erkrankungen
Schlaganfall
Krampfanfälle
Ohnmacht
Kopfschmerzen und Migräne
Verletzungen an Kopf und Schädel
– Gehirnerschütterung
– Schädelfraktur
Tipps und Tricks
Kapitel 10: Erkrankungen und Verletzungen im Bauchraum
Offene und geschlossene Wunden in der Bauchregion
Übelkeit und Erbrechen
Durchfall und Verstopfung
Hämorrhoiden
Hernien
Tipps und Tricks
Kapitel 11: Erkrankungen des Urogenitalsystems
Schmerzen beim Wasserlassen
Austrocknung vorbeugen
Nierensteine
Schmerzen im Unterbauch
Menstruationsbeschwerden und Schwangerschaftskomplikationen
Tipps und Tricks
Kapitel 12: Akute und chronische Krankheiten
Diabetes im Outdoor-Leben
– Hypoglykämie
– Hyperglykämie
– Insulinschock
– Ketoacidose
Allergien und Nesselsucht
Anaphylaktischer Schock
Erkältung und Grippe
Schwangerschaft
Tipps und Tricks
Kapitel 13: Umwelteinflüsse
Unterkühlung, Erfrierungen und Wasserunfälle
– Unterkühlung
– Erfrierungen
– Wasserunfälle
Überhitzung, Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Sonnenbrand
– Überhitzung
– Hitzeerschöpfung
– Hitzschlag
– Sonnenbrand
Höhenkrankheit
– Vorbeugung
– Allgemeine Symptome der Höhenkrankheit
– Höhenbedingtes Hirnödem
– Höhenbedingtes Lungenödem
– Maßnahmen gegen Höhenkrankheit
Verletzungen durch Blitze
Lebensmittelvergiftungen
Verletzungen am Auge
– Schmutzpartikel unter den Lidern
– Bindehautentzündung
– Verletzung des Augengewebes
Dehydrierung
Tipps und Tricks
Kapitel 14: Insektenbisse und Stiche
Vorbeugende Maßnahmen
– Passende Kleidung
– Insektenabwehr
Spinnenbisse
– Schwarze Witwe
– Braune Einsiedlerspinne und Feldwinkelspinne
– Vogelspinnen
Zeckenbisse und von Zecken übertragene Krankheiten
– Entfernen einer Zecke
– Borreliose
Insektenstiche und von Insekten übertragene Krankheiten
Schlangen und Schlangenbisse
– Symptome eines Schlangenbisses
– Behandlung von Schlangenbissen
Tierbisse
– Tollwut
– Behandlung von Tierbissen
Tipps und Tricks
Kapitel 15: Giftige Pflanzen
Vorsichtsmaßnahmen
Tipps und Tricks
Kapitel 16: Heilpflanzen im Outdoor-Alltag
Behandlung nach den fünf stofflichen Grundzuständen
– Die fünf stofflichen Grundzustände
– Die Eigenschaften von Pflanzen
Pflanzen zur Behandlung trockener Zustände
Pflanzen zur Behandlung kalter Zustände
Pflanzen zur Behandlung windiger Zustände
Pflanzen zur Behandlung heißer Zustände
Pflanzen zur Behandlung feuchter Zustände
Handeln wie ein Opossum
Darreichungsformen von Heilpflanzen
– Packung aus frisch gepflückten Pflanzen
– Heißer Aufguss (Heißer Tee)
– Sud
– Kalter Aufguss
– Tinktur
– Feuchter Umschlag
– Salben
Tipps und Tricks
Anhang 1: Rechtliche und moralische Überlegungen
Anhang 2: Ausstattung von Erste-Hilfe-Kästen
Erste-Hilfe-Kasten zur Selbstversorgung
Erste-Hilfe-Kasten für das Basislager
– Verbände und Wundauflagen
– Salben und Medikamente
– Hilfsmittel
– Hilfsmittel zur Beatmung
– Hilfsmittel für Notsignale
Register
Über die Autoren
Bildnachweis
Dave: Mit diesem vierten Band der Bushcraft-Reihe zolle ich all jenen meine Anerkennung, die in der Vergangenheit ihr Wissen an andere weitergegeben haben. Sie alle haben mich inspiriert und mir unschätzbare Kenntnisse über das Leben und das Dasein in der Wildnis vermittelt. Zu diesen bedeutenden Männern gehören Mors Kochanski, Steven Watts, David Wescott, Horace Kephart, Hyatt Verrill, Daniel Beard, Bernard Mason, George Washington Sears und Ellsworth Jaeger. Nicht nur durch das geschriebene Wort, sondern auch durch ihr vorbildgebendes Verhalten haben sie uns gelehrt, dass gewisse Dinge unabdingbar sind: fortwährendes Üben, experimentelle Archäologie und der unbedingte Wille, uns nützliche Fähigkeiten anzueignen. Ich danke ihnen allen für den Beitrag, den sie geleistet haben. Es ist mir eine Ehre, ihren Handbüchern meine eigenen hinzuzufügen. Ich hoffe, dass sie vielen Menschen helfen werden, auf ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Jason: Mein Dank gilt der Gemeinschaft all derer, die im Rettungsdienst tätig sind. Ich habe die Ehre, ein kleiner Teil dieser Gemeinschaft zu sein, und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, als Ersthelfer und Angehöriger von Sucheinheiten habe ich erlebt, wie hart diese Menschen arbeiten, wie sie sich aufopfern und von welchem Ehrgefühl sie beseelt sind. All das wird von Außenstehenden oft nicht wahrgenommen. Insbesondere möchte ich jenen danken, die mich ausgebildet haben. Ohne das Wissen, das sie mir vermittelt haben, wäre dieses Buch nie entstanden. William Rearden, Leiter der Kentucky River Fire & Rescue, ist seit über zwanzig Jahren ein leuchtendes Vorbild in der Feuerwehrarbeit. Er hat die Einheit trotz aller Widrigkeiten über all die Jahre zusammengehalten, und ohne ihn an der Spitze der Truppe bekämen die Bewohner von Henry County, Kentucky, nicht die so dringend benötigte Hilfe bei Bränden und in anderen Notlagen. Des Weiteren gilt mein Dank Mike Buresh, dem ehemaligen Hauptmann der Bluegrass Search & Rescue, der mir viel über die Theorie des Suchens und Rettens, konkrete Vorgehensweisen und Teamführung beigebracht hat. Dieses Wissen war für mich auch im Leben außerhalb des Rettungsdienstes immer wieder von großem Wert. Und schließlich geht mein Dank an Michael Payton und Connie Miller, ohne deren Wirken ich nicht in den Rettungsdienst eingetreten wäre. Michael Payton war Leitender Notfallsanitäter beim Rettungsdienst West Lincoln EMS in Hustonville, Kentucky. Er kam 1998 bei einem Einsatz ums Leben, und ihm zu Ehren und zu Gedenken richtete seine Mutter Connie ein Stipendium ein. 2011 erhielt ich das Michael-Payton-Memorial-Rettungsdienst-Stipendium, und dieses Geschenk, das mir zu Ehren eines Gefährten zuteilwurde, der im Rettungsdienst sein Leben geopfert hatte, ein starker Anführer seiner Gemeinschaft gewesen war und eine trauernde Mutter hinterlassen hatte, ermöglichte mir die Ausbildung zum Notfallsanitäter sowie später zum Ausbilder, zum Outdoor-Notfallsanitäter und zum Ausbilder für Outdoor-Notfallsanitäter. Ich bin dankbar für solche vorbildhaften Menschen, aber auch für all die anderen, die überall auf der Welt ihren Dienst tun, oftmals ohne entsprechende Anerkennung. Möge Gott sie weiterhin schützen, wenn sie der Allgemeinheit, ihren Teams und ihren Familien dienen.
Was bedeutet Erste Hilfe in der Wildnis?
Dieses Buch richtet sich an alle, die ihre Bushcraft-Kenntnisse erweitern wollen, um in der freien Natur zu überleben und Erfüllung zu finden. Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist dabei die Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen. Weil Sie in der Regel kein ganzes Sortiment an Schienen, Bandagen und Medikamenten im Gepäck haben, müssen Sie sich im Ernstfall mit dem behelfen, was gerade zur Verfügung steht. Wenn Sie die Grundlagen der Ersten Hilfe in der Wildnis kennen, sind Sie bei einem Notfall in der Lage, erste Maßnahmen zu ergreifen.
Bei Erster Hilfe in der Wildnis geht es darum, anderen zu helfen, die erkrankt sind oder sich verletzt haben. Diese Hilfeleistung kann jedoch niemals – das sei hier in aller Deutlichkeit gesagt – professionelle medizinische Hilfe ersetzen. Daher werden wir in diesem Buch immer wieder darauf hinweisen, dass bei schwerwiegenden Erkrankungen oder Verletzungen die betroffene Person so schnell wie möglich und auf sichere Weise evakuiert werden sollte.
Worin unterscheidet sich die Erste Hilfe in der Wildnis von der Ersten Hilfe im Alltag? Wenn wir uns irgendwo in der freien Natur befinden, können wir in der Regel keinen Krankenwagen rufen. Professionelle medizinische Hilfe ist unter Umständen sehr weit entfernt, Stunden oder sogar Tage. Wenn wir in der Wildnis Erste Hilfe leisten, müssen wir gegebenenfalls auch mit dem Wetter kämpfen und etwa inmitten eines peitschenden Gewitterregens einen Arm schienen oder in dichtem Schneetreiben eine tiefe Schnittwunde bandagieren. Vielleicht befinden wir uns dabei in großer Höhe, oder die Umstände sind anderweitig unwirtlich. Wer sich regelmäßig in der freien Natur aufhält, wird bald feststellen, dass bestimmte Arten von Verletzungen und Erkrankungen typisch für das Outdoorleben sind. Wanderer ziehen sich beispielsweise häufig Frakturen oder Verstauchungen zu oder geraten in Unterkühlung. Weil es meist eine Weile dauert, bis die Rettungskräfte eintreffen, muss man als Ersthelfer in so einem Fall fast immer mehr leisten als unter gewöhnlichen Umständen.
In einem Punkt unterscheidet sich dieses Buch wesentlich von anderen Büchern oder Kursen zum Thema Erste Hilfe in der Wildnis, nämlich was die Behandlung gewöhnlicher Verletzungen oder Beschwerden angeht. In den meisten Kursen lernt man den Umgang mit den gängigen medizinischen Hilfsmitteln wie etwa Bandagen, Verbrennungssalben, Aktivkohle und Alu-Polsterschienen. Normalerweise hat jedoch niemand auf einem Outdoor-Trip solche Hilfsmittel dabei.
Daher soll in diesem Buch gezeigt werden, wie man sich in einem Notfall behilft, indem man zum einen auf die zehn Grundelemente des Survivals zurückgreift, und zum anderen auf jene Dinge, die in der Natur zu finden sind. Die zehn Grundelemente bilden die Basisausrüstung, die man auf jedem längeren Trip dabei haben sollte, um für Notfälle gerüstet zu sein. Mit diesen einfachen Dingen sowie unter Zuhilfenahme von Heilkräutern können Sie die meisten Verletzungen und Erkrankungen, die bei Outdooraktivitäten auftreten, wirksam behandeln. Näheres zu den zehn Grundelementen finden Sie in Kapitel 2.
Bereiten Sie sich rechtzeitig ausreichend vor und trainieren Sie den Ernstfall. Dann sind Sie für medizinische Notsituationen gewappnet.
Einige Überlegungen vorab
Die Natur betrügt uns nie Vielmehr betrügen wir uns immer selbst.
JEAN-JACQUES ROUSSEAU
Sie gehen einen Wanderweg entlang und treten dabei fast auf eine Schlange. Das Tier schnellt hervor und beißt Sie ins Bein. Was sollten Sie jetzt tun?
Sie hacken Holz für das abendliche Lagerfeuer. Dabei rutscht Ihnen die Axt aus der Hand und Sie schlagen sich eine klaffende Wunde ins Bein. Wie stoppen Sie die Blutung?
Während Sie über dem Feuer das Abendessen kochen, fassen Sie eine heiße Pfanne an und verbrennen sich die Hand. Wie behandeln Sie die Verletzung am beten?
Auf jedem Outdoor-Trip können Sie leicht in derlei Situationen geraten, und alle erfordern Grundkenntnisse in Erster Hilfe. An die Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen in der freien Natur sollte man sich nicht ohne vorherige Ausbildung wagen, und außerdem sollte jeder Trip gründlich geplant werden. Wenn Sie auf Notfälle vorbereitet sind, wird es ihnen leichter fallen, die Ruhe zu bewahren und die richtigen Schritte zu unternehmen.
Wahrscheinlich haben Sie schon einmal mit Ihrer Familie besprochen, was Sie tun, falls Ihr Haus brennt oder sintflutartige Regenfälle niedergehen – also bei Unglücksfällen, die zu Hause eintreten können. Ebenso sollten Sie für die Zeit, die Sie draußen verbringen, einen Notfallplan erstellen:
⚬Informieren Sie Freunde und Familie zu Hause, wo Sie sich aufhalten werden und wann Sie zurück sein wollen, sodass Ihre Leute wissen, ab wann sie sich Sorgen machen müssen.
⚬Richten Sie ein Partnersystem ein, damit niemand aus der Gruppe verloren geht. Das gilt vor allem, wenn Kinder dabei sind.
⚬Machen Sie sich mit dem Gebiet vertraut, in dem Sie sich aufhalten werden, und vereinbaren Sie eine Stelle, an der Sie sich treffen, falls Teile der Gruppe verloren gehen.
⚬Verfolgen Sie die Wettervorhersage und entscheiden Sie gemeinsam, was Sie tun werden, falls extreme Wetterverhältnisse eintreten.
⚬Finden Sie heraus, wo der nächste Stützpunkt von Rettungskräften, von Berg- oder Wasserwacht oder das nächste Krankenhaus liegen, und schätzen Sie ab, wie lange die Einsatzkräfte in das Gebiet brauchen, in dem Sie sich aufhalten.
⚬Stellen Sie sicher, dass alle Teilnehmer, auch Kinder und Jugendliche, eine Notfallausrüstung dabei haben und damit umgehen können.
Wer sich schon einmal bei einem Outdoor-Trip verletzt hat, weiß, dass man in einer solchen Situation großen Stress empfindet. Man ist weitab von der Zivilisation, kein Arzt kann einem helfen und die Schmerzen sind unerträglich (darüber hinaus erleidet man in der Regel ein nicht unbedeutendes Trauma wie etwa Blutverlust). Stress kann körperliche Verletzungen bekanntermaßen verschlimmern. Die anderen aus der Gruppe fühlen sich unter Umständen schuldig, weil sie irgendwie zu dem Unfall beigetragen oder ihn nicht verhindert haben. Dies gilt vor allem, wenn ein Freund oder ein Angehöriger betroffen ist.
Ist der Verletzte ein enger Freund oder ein Angehöriger, reagieren wir meist in einer der folgenden beiden Weisen: Entweder nehmen wir die Verletzung oder Erkrankung nicht so ernst, wie wir sollten, weil wir den Betroffenen ja gut kennen und finden, er solle »die Zähne zusammenbeißen«, oder wir reagieren übertrieben und verbreiten grundlos Panik, weil wir glauben, dass er übermäßig viel Blut verliert oder sich eine Extremität verrenkt hat. Als Ersthelfer sollten Sie in so einer Situation Ruhe und Sicherheit ausstrahlen. Das können Sie durch Ihr Verhalten und durch Worte erreichen.
Indem Sie Unfallopfern mit dieser Einstellung begegnen – auch wenn es sich um jemanden handelt, der Ihnen nahesteht –, verhindern Sie, selbst in Panik zu verfallen. Nervös zu werden, ist das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, denn dann treffen Sie möglicherweise falsche Entscheidungen oder wissen nicht mehr, was Sie tun sollen. Wenn Sie sich frühzeitig auf Notfälle vorbereiten, handeln Sie im Ernstfall mit größerer Selbstsicherheit.
Wenn Sie mit einer Notsituation konfrontiert sind, atmen Sie zunächst ein paar Mal tief durch und überlegen Sie in Ruhe, was Sie tun müssen, um dem Problem zu begegnen. Planen Sie immer nur den nächsten Schritt – so können Sie sich besser auf Ihr Handeln konzentrieren und vertreiben sorgenvolle Gedanken. Grübeln Sie nicht darüber nach, was morgen oder in einer Woche ist.
Gerät ein Mitglied der Gruppe in Panik, überträgt sich das oft auf die anderen. Wenn eine unverletzte Person in Panik gerät, raten Sie ihr dazu, mehrmals tief durchzuatmen und sich zu beruhigen. Bestimmen Sie jemanden, der dafür sorgt, dass die Gruppe ruhig bleibt. Falls das nicht gelingt oder Sie dazu keine Zeit haben, können Sie Personen, die in Panik geraten sind, auch bitten, sich vom Schauplatz zu entfernen. Allgemein gilt: Wenn Sie selbst die Ruhe bewahren, bleiben auch die anderen ruhig.
Gerät der Verletzte in Panik, versuchen Sie, ihn während der Behandlung zu beruhigen. Ermuntern Sie ihn dazu, tief durchzuatmen (falls sein Zustand dem nicht entgegensteht), und lenken Sie seine Aufmerksamkeit auf die positiven Apekte seiner Lage, anstatt den Teufel an die Wand zu malen. Falls möglich, bitten Sie jemand anderen aus der Gruppe, Ihnen zu helfen, den Verletzten ruhig zu halten. Erklären Sie dem Betroffenen immer, was Sie gerade tun. Machen Sie ihm keine Vorwürfe – er hat schließlich Schmerzen und steht möglicherweise unter Schock. Strahlen Sie Ruhe und Sicherheit aus und zeigen Sie, dass Sie wissen, was Sie tun.
Ist der Verletzte bei Bewusstsein und versteht, was mit ihm geschieht, beziehen Sie ihn mit ein und fragen Sie ihn, was er vorschlägt. Sie müssen dem nicht immer Folge leisten, doch je mehr Sie ihn in die Entscheidungen bezüglich seiner Versorgung einbinden, desto wohler wird er sich während der Behandlung fühlen.
Wenn Sie Erste Hilfe leisten, denken Sie immer daran, dass dabei eine gewisse Infektionsgefahr besteht. Blut und Speichel enthalten Viren und Bakterien, die Krankheiten wie Hepatitis, Tuberkulose, Lungenentzündung und hartnäckige Hautinfektionen übertragen können.
Überprüfen Sie daher Ihre Hände auf Wunden und offene Stellen, bevor Sie den Betroffenen untersuchen. Wenden Sie das Gesicht ab, wenn er hustet, und atmen Sie nach Möglichkeit keinen Auswurf ein. Keime sind winzig, können aber tödlich sein, weshalb Sie gut daran tun, grundsätzlich von einer gewissen Ansteckungsgefahr auszugehen.
Aber wie können Sie eine Verletzung behandeln, ohne das Unfallopfer zu berühren? So wie ein Arzt: indem Sie sich schützen. Natürlich haben Sie weder OP-Kittel noch Mundschutz dabei, aber Sie können Einmalhandschuhe verwenden. Auch eine Schutzbrille und ein paar Gesichtsmasken sollten sich in Ihrer Erste-Hilfe-Ausrüstung befinden. Wenn Sie diese Dinge nicht zur Hand haben, verwenden Sie Abfalltüten oder Plastikbeutel anstelle von Handschuhen, und eine Sonnenbrille oder eine gewöhnliche Brille als Augenschutz. Zum Schutz vor Keimen können Sie sich auch ein Halstuch vor den Mund binden.
Wenn Sie in einer Gruppe unterwegs sind und einer der Teilnehmer erkrankt oder verunfallt, sollte einer aus der Gruppe die Regie übernehmen, damit kein Durcheinander entsteht. Wenn es einen Leiter gibt oder ein Arzt mit dabei ist, sollten alle den Anweisungen dieser Person folgen. Ist kein Leiter vorhanden – etwa wenn Freunde gemeinsam unterwegs sind –, nimmt in Notfällen meist derjenige die Zügel in die Hand, der einen kühlen Kopf bewahrt. Falls diese Rolle Ihnen zufällt, scheuen Sie sich nicht, sie anzunehmen und den anderen aus der Gruppe Aufgaben zuzuteilen.
Handelt es sich um einen schwerwiegenden Notfall, dann sollte einer aus der Gruppe die Evakuierung organisieren, während ein anderer den Betroffenen versorgt. Nach Möglichkeit sollte ein Dritter demjenigen assistieren, der die Erste Hilfe leistet, etwa indem er Hilfsmittel herbeischafft oder den Verletzten beruhigt.
Beispiel aus der Praxis
Sie sind mit Ihrer Kirchengemeinde auf einer Missionsreise in Honduras. Sie kennen Ihre Mitreisenden gut, zählen sie aber nicht zu Ihren engsten Freunden. Während eines Trips in den Urwald zieht sich einer aus der Gruppe durch eine Machete eine Schnittwunde am Arm zu. die Wunde blutet stark. Sie wissen, dass die Blutung durch unmittelbaren druck verlangsamt oder gestillt werden kann, aber Ihr Erste-Hilfe-Set und der Arzt, der die Gruppe betreut, befinden sich in einem dorf, das etliche Kilometer entfernt liegt. Was tun Sie?
Lösung
Spülen Sie die Wunde mit Trinkwasser aus, um Schmutzpartikel wie etwa Pflanzenreste zu entfernen. Wenn Sie keine Spülspritze zur Hand haben, halten Sie sich an die Devise »Viel hilft viel«. Spülen Sie mit großzügigen Mengen von sauberem Wasser, um die Wunde zu reinigen. Verbliebenes Material wie etwa Reste von Schmutz oder Baumrinde entfernen Sie mit der Spitze eines Messers, einem Multitool oder auch einem Zahnstocher.
Nachdem Sie die Wundregion gereinigt haben, legen Sie einen Verband aus Baumwollstoff an, etwa aus einem Halstuch oder einem T-Shirt, und drücken dann fünfzehn Minuten lang auf die Wunde. Dabei hilft es, wenn der Verletzte den Arm nach oben streckt. Überprüfen Sie nach fünfzehn Minuten, ob die Blutung schwächer geworden ist oder schon aufgehört hat. Wenn sie schwächer ist, aber noch anhält, können Sie noch einmal fünfzehn Minuten drücken oder einen druckverband anlegen, indem Sie ein zweites Stück Stoff über die Wunde binden. Der Knoten bzw. die Stelle mit dem größten Druck sollte dabei direkt über der Wunde liegen. Dann haben Sie die Hände frei und können die Verletzung noch weitergehend behandeln oder beim Transport des Verletzten helfen.
Ist die Blutung gestillt, verstärken Sie den Verband mit weiteren Stoffbahnen. Immobilisieren Sie den Arm so, dass er nicht herabhängt und etwa während des Transports einen Schlag abbekommt, denn dadurch könnte sich die Wunde wieder öffnen. (In Kapitel 6 finden Sie Beispiele dafür, wie Sie in freier natur Schienen anfertigen.)
Und auch wenn Sie die verletzte Person kennen, müssen Sie sich vor Infektionen schützen.
Stellen Sie sich Folgendes vor:
Sie stehen bei Tagesanbruch allein am Ufer eines Sees und stecken sich versehentlich einen Angelhaken durch die Hand. Oder Sie machen mit Freunden eine Wanderung und bleiben etwas zurück, weil Sie einen Seitenpfad erkunden. Sie rutschen aus, stürzen und verstauchen sich den Knöchel. Sie sind verletzt und allein. Was tun?
Solche Unfälle passieren unter Outdoorfans regelmäßig. Daher sollten Sie wissen, wie Sie sich in so einer Situation selbst helfen.
Das Wissen, wie man sich in einem Notfall selbst hilft, ist die Grundlage jeder Ausbildung in Sachen Erste Hilfe. Denn wie sollte man anderen helfen können, wenn man sich nicht einmal um sich selbst kümmern kann? Noch schlimmer ist es, wenn sich auch der Partner verletzt. Dann ist es lebenswichtig, sich selbst helfen zu können, um anschließend auch den Partner versorgen zu können.
Wenn Sie selbst verletzt sind, lautet das oberste Gebot: Ruhe bewahren und wohlüberlegt vorgehen. Denn ein kurzzeitiger Aussetzer des Verstandes kann Sie in eine gefährliche Lage bringen, die Sie – weitab vom Schuss und ohne professionelle medizinische Hilfe – möglicherweise nicht meistern können.
Wie man Verletzungen und Krankheiten behandelt, bleibt gleich, ob man nun jemand anderen oder sich selbst behandelt. Allerdings werden die Dinge komplizierter, wenn man sich selbst zu versorgen hat. Man hat Schmerzen, ist unter Umständen weniger beweglich (um etwa den Angelhaken aus der Hand zu ziehen, bleibt Ihnen nur eine Hand) und man kann immer nur eine Sache auf einmal machen. In diesem Buch finden Sie immer wieder Kästen mit Tipps, wie man Verletzungen bei sich selbst versorgt.
Am wichtigsten ist es, keinesfalls die Ruhe zu verlieren. Als Erstes sollten Sie die Lage einschätzen und überlegen, wie Sie vorgehen. Können Sie sofort Hilfe rufen oder müssen Sie zunächst eine Blutung stillen, bevor Sie etwas anderes tun können? Sind Sie dort, wo Sie sich befinden, sicher oder müssen Sie sich an einen geschützteren Ort begeben, um sich zu behandeln? Sich selbst Erste Hilfe zu leisten, kann eine gewisse Herausforderung darstellen, doch mit ausreichend Kenntnissen und der richtigen Einstellung kann man sich in den meisten Notfällen in angemessener Weise selbst versorgen.
Selbsthilfe
Folgendes sollten wir uns immer wieder vor Augen führen: Wenn wir zu einer Wanderung aufbrechen, sind die meisten von uns schon in gewissem Grad dehydriert. Denn die meisten Leute trinken zu wenig Wasser. Die Gefahr, infolge von Austrocknung zu erkranken, nimmt zu, wenn man körperlich aktiv ist oder sich um jemand anderen kümmert und dabei die simpelste aller Vorsorgemaßnahmen vergisst.
Unter normalen Umständen sollten Sie täglich zwei Liter Wasser trinken, bei körperlicher Anstrengung entsprechend mehr. Wenn Ihr Urin nicht klar oder hellgelb ist, sind Sie schon in gewissem Maß dehydriert (außer Sie nehmen bestimmte Medikamente oder Vitamine, die den Urin verfärben). Wenn Sie nicht mindestens alle zwei Stunden urinieren, ist das ein Anzeichen für Dehydrierung. In unserer Survival-Schule betrifft diese Problematik so viele Teilnehmer wie keine andere.
Wir sprechen in diesem Buch zwar viel über Unfälle und Verletzungen, doch wenn man in der Einsamkeit der Wildnis erkrankt, kann das ebenso gefährlich werden. Einen Schnupfen überlebt man auch ohne Nasenspray und Hühnersuppe, eine Lungenentzündung ist da schon ein ganz anderes Kaliber.
In der freien Natur sollten Sie nicht weniger auf Hygiene achten als zu Hause. Waschen Sie sich vor dem Essen die Hände, halten Sie Küchenutensilien und Geschirr sauber und waschen Sie sich die Hände, nachdem Sie auf dem Klo waren.
Überprüfen Sie, ob die Lebensmittel, die Sie essen wollen, noch genießbar sind. Eine Lebensmittelvergiftung in der freien Natur kann Ihnen den ganzen Trip vermiesen. Wenn Sie auf Medikamente angewiesen sind, stellen Sie sicher, dass Sie sie dabeihaben, einschließlich einer Reserve, auf die Sie zurückgreifen können, falls Sie mit Ihrem Kanu kentern und Ihr Tagesrucksack über Bord geht.
Tipps und Tricks
–Holzasche eignet sich hervorragend als Ersatz für Seife. Wenn Sie sich damit die Hände waschen, töten Sie Bakterien ab und vertreiben Gerüche. Zu demselben Zweck können Sie auch die Füße oder die Achselhöhlen damit einreiben, oder die Asche auf die Oberschenkel auftragen, um Scheuerwunden zu vermeiden.
–Gestatten Sie sich nur eine begrenzte Verzögerung für die Rückkehr nach Hause – höchstens drei Stunden. Falls Sie ernsthaft verletzt sind, ist es umso besser, je früher jemand zu Ihnen stößt.
–Schütten Sie gefärbtes Wasser auf eine undurchlässige Oberfläche wie etwa die Zufahrt zu Ihrem Haus: einen Viertelliter, einen Liter, dann zwei Liter. Wiederholen Sie das Ganze auf Erdboden. So lernen Sie, die Menge an Blut, die Sie verlieren, besser einzuschätzen. Je nach Körpergröße haben Sie zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Liter Blut im Körper. Wenn Sie ein Viertel dieser Menge verlieren, geraten Sie in Lebensgefahr.
–Wenn Sie sich stark anstrengen und dabei keine ausreichenden Ruhepausen einlegen, schwächt das Ihr Immunsystem. Nehmen Sie daher immer Vitamin-C-Produkte mit oder bereiten Sie Tee aus Kiefernnadeln zu, um Ihrem Immunsystem Vitamin C zuzuführen und es so zu stärken.
Überleben in der Wildnis
Mit jeder Verletzung wird man klüger.
MICHAIL BARYSCHNIKOW
Viele der Verletzungen und Erkrankungen, die wir uns in der Wildnis zuziehen, lassen sich durch die richtige Vorbereitung vermeiden. Wenn man vorausschauend plant, den Rucksack vernünftig packt und sich mögliche Gefahren bewusst macht, kommt es in vielen Situationen gar nicht erst zu einem Notfall. Vorbeugung ist die beste Medizin! Daher wollen wir zunächst über die Dinge sprechen, die besonders wichtig sind, um Verletzungen und Krankheiten zu vermeiden.
Diese zehn Grundelemente sind zehn Dinge, die man auf jedem Outdoor-Trip dabeihaben sollte. Die ersten fünf sind besonders wichtig, weil man sie nur sehr schwer mit Mitteln aus der Natur herstellen kann. Wenn man Erfahrung und die entsprechenden Fähigkeiten besitzt, kann man die letzten vier Dinge aus dieser Gruppe mit dem ersten Werkzeug, dem Messer, anfertigen.
Bushcraft-Tipp
Das Pathfinder-System wurde von Dave Canterbury entwickelt, einem der Autoren dieses Buches. Er beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit Bushcrafting, Survival-Training und primitiven Techniken. Er war als Jagdführer tätig und hat sich schon immer für experimentelle Archäologie interessiert, und irgendwann fing er an, darüber nachzudenken, welche Dinge man in der freien Natur unbedingt dabeihaben und wie man sich in Notfällen verhalten sollte. Durch das Studium archäologischer und anderer wissenschaftlicher Zeitschriften fand er heraus, welche Gegenstände die Menschen – unabhängig von der jeweiligen Kultur – früher verwendeten, um sich von dem zu ernähren, was die Natur ihnen bot. Unter großem Zeitaufwand probierte er die verschiedensten Werkzeuge aus und entwickelte schließlich das Pathfinder-System. Mit dieser Methode lernen Anfänger, aber auch erfahrene Outdoorfans, Bushcrafter und Abenteurer, alles über Selbstversorgung in der Natur, primitive Techniken und Survival-Techniken. Sie eignet sich für alle, die auf diesem Gebiet dazulernen wollen: Jäger, Angler, Fallensteller, Wanderer, Angehörige der Rettungskräfte und der ordnungskräfte sowie alle, die sich gern in der Natur aufhalten. Es kann jederzeit passieren, dass man sich verirrt oder nicht mehr weiterkommt, doch mit den unschätzbaren Fähigkeiten, die diese Methode vermittelt, ist man für jede Notsituation gewappnet. die zehn Grundelemente des Survivals sind Teil dieses Systems. Weitere Informationen über die Pathfinder-Methode finden Sie im Buch Bushcraft 101 – Überleben in der Wildnis.
Die fünf wichtigsten Dinge sind:
Wenn man sich etwas Mühe gibt, reichen diese fünf Dinge aus, um widrigen Umständen in der freien Natur effektiv zu begegnen. Im Rahmen der Ersten Hilfe kann man mit ihnen einen Unterstand bauen, Schockzustände behandeln, Schienen und Aderpressen herstellen, Blutungen unter Kontrolle bringen, Wasser abkochen, Wunden spülen und vieles mehr.
Die anderen fünf Dinge ermöglichen etwas Komfort. Keinen Komfort im üblichen Sinne, aber sie machen doch das Leben in der Natur etwas angenehmer.
Mithilfe dieser fünf Dinge können Sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen arbeiten, sich orientieren, Bandagen und Verbände anfertigen, Wunden schließen, leichte Verbrennungen behandeln und vieles mehr.
Wenn Sie diese zehn Grundelemente klug und mit Bushcraft-Verstand gebrauchen, können Sie die in der Wildnis üblichen Verletzungen behandeln und beim Bergen, Retten und Evakuieren einen wertvollen Beitrag leisten.
Die Wahl der passenden Kleidung gehört zu den wichtigsten Dingen bei der Vorbereitung eines Outdoor-Trips. Dabei sollten Sie folgende Grundregeln beachten:
⚬Am beten geeignet ist Wolle, vor allem in den Wintermonaten. Wolle nimmt Wasser auf, ohne gleich nass zu werden, und schützt dennoch weiter vor Kälte. Engmaschig gestrickte Wollsachen wärmen besser als Kleidung aus Kunstfasern.
⚬Tragen Sie keine Kleidung aus Baumwolle. Sie wärmt grundsätzlich nicht gut, und wenn sie feucht wird, wärmt sie überhaupt nicht mehr. Wenn Sie einen Aufenthalt in der Wüste oder einer heißen, trockenen Region planen, ist Baumwolle jedoch eine gute Wahl. Unter solchen Umständen verschafft ein nasses T-Shirt eine Zeit lang Kühlung, bis das Wasser verdampft ist.
⚬Ein großer Vorteil der meisten Kunstfasern besteht darin, dass sie nicht so viel Wasser wie Baumwolle (oder auch Nylon) aufnehmen. Außerdem trocknen sie deutlich schneller als Naturfasern. Allerdings sollte man sich mit ihnen nicht zu nah an ein Feuer wagen, da manche Kunstfasern leicht schmelzen und man sich so rasch Verbrennungen zuzieht.
Schicht um Schicht
Wenn man bei einem Aufenthalt in der freien Natur mehrere Schichten übereinander trägt, bleibt man auch bei Wetterumschwüngen geschützt. Ein dickes, langärmeliges Hemd, das frühmorgens genau das richtige Kleidungsstück war, wird in der sengenden Mittagssonne ziemlich unangenehm, und das T-Shirt, das perfekt zum Mittagspicknick gepasst hat, erweist sich als schlechter Begleiter, wenn plötzlich ein Regenguss einsetzt.
Das Tragen mehrerer Schichten ermöglicht es auch, die Kleidung den verschiedenen Aktivitäten des Tages anzupassen. Das Sweatshirt, das beten geeignet war, um im Schatten einer Eiche gemütlich zu angeln, ist für einen kräftezehrenden Marsch viel zu schwer. Es kann sogar zu Überhitzung und damit unter Umständen zu gesundheitlichen Problemen führen.
Wenn Sie mehrere Schichten tragen, können Sie im Handumdrehen Kleidungsstücke ablegen oder anziehen und sich so den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Drei Schichten sind ideal: eine innere, eine mittlere und eine äußere. Die innere sollte aus einem leichten Stoff bestehen, der Feuchtigkeit (Schweiß) absorbiert, sodass Sie sich nicht unwohl fühlen. Die mittlere Schicht wärmt und schützt in gewissem Maß vor Umwelteinflüssen (ein langärmeliges Hemd etwa hält Sonnenstrahlen und Insekten ab). Die äußere Schicht schützt vor Wind und Regen.
In den Sommermonaten können Sie zum Beispiel innen ein T-Shirt tragen, darüber ein leichtes, langärmeliges Hemd und darüber eine leichte Regenjacke. Im Winter kann die mittlere Schicht auch aus mehreren Kleidungsstücken bestehen, um für ausreichend Wärme zu sorgen. Grundsätzlich isolieren mehrere dünne Schichten besser als wenige dicke, denn die Luft zwischen den Schichten trägt auch zur Wärmedämmung bei (siehe Abb. 2.1).
Abb. 2.1 Beispiel für ein dreischichtiges Bekleidungssystem für Bergwanderungen
In einer Notsituation kann Feuer über Leben und Tod entscheiden. Wie schwer oder leicht es ist, ein Feuer zu machen, hängt auch vom Wetter ab, und Sie sollten auf jeden Fall in der Lage sein, unter verschiedenen Wetterbedingungen mit einfachsten Mitteln ein dauerhaftes Feuer zu entfachen.
Absolut sichere Methoden
In jedem Fall sollten Sie wetterfeste Feueranzünder im Gepäck haben. Aber auch die Natur bietet Zunder, der unter allen Umständen entflammbar ist, etwa stark harzhaltiges Kienholz von Kiefern oder Birkenrinde. Selbst wenn sie nass sind, lassen sich diese Materialien entzünden und als Grundlage für ein Feuer verwenden, auch wenn sowohl Anzünd- als auch Brennholz teilweise feucht sind.
Außerdem sollten Sie mehrere Werkzeuge zum Funkenschlagen dabeihaben. Ein handelsübliches Feuerzeug ist bei extremer Kälte, Nässe oder starkem Wind nicht zu gebrauchen; aus einem Auermetallstab, der aus einer Legierung aus Mischmetall (einem Gemisch von Metallen der seltenen Erden) und Magnesium besteht, lässt sich jedoch bei allen Wetterbedingungen Tausende Male ein Funkenregen schlagen, der um die 1600 °C heiß ist (siehe Abb. 2.2).
Um in der Wildnis Erste Hilfe leisten zu können, aber auch ganz einfach um zu überleben, sollten Sie in der Lage sein, in höchstens fünf Minuten ein dauerhaftes Feuer zu entfachen. Ein dauerhaftes Feuer ist ein Feuer, das mit mindestens drei Zentimeter dicken Holzscheiten versorgt wird, sodass Sie es für kurze Zeit sich selbst überlassen können, ohne befürchten zu müssen, dass es erlischt. Es gibt viele Gründe, weshalb man in der Lage sein sollte, ein Feuer in weniger als fünf Minuten