Calvins Albtraum - Greg Dutcher - E-Book

Calvins Albtraum E-Book

Greg Dutcher

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Beschreibung

Greg Dutcher beschreibt mit viel Selbstironie aber auch großem Einfühlungsvermögen was sich seit mehreren Jahren in der weltweiten Kirche abspielt und wie die reformierte Theologie, für die Spurgeon den Spitznamen „Calvinismus“ verwendete, Gemeinden verändert und quasi ein Comeback feiert. Er hält in diesem Buch ein starkes Plädoyer für eine reformierte Theologie, der es weder an Intellekt noch an Herz mangelt. Mancher Leser wird sich an der einen oder anderen Stelle ertappt fühlen, doch so ist das mit der Wahrheit. Wir hoffen, dass dieses Büchlein mit seiner wohltuenden Ehrlichkeit dazu beiträgt, dass der Calvinismus weiter aufblühen kann. Greg Dutcher schreibt dazu im Vorwort: Obwohl ich etwas älter bin als die meisten meiner jungen, ruhelosen und reformierten Kollegen, stehe ich in diesem einzigartigen Moment der Kirchengeschichte begeistert an ihrer Seite. Ich hoffe, damit einen kleinen Beitrag zu leisten, der uns allen helfen kann, unseren Calvinismus nicht zu zerstören.

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CALVINS ALBTRAUM

Wie man eine richtig gute Theologie

von innen heraus zerstört

Greg Dutcher

An Roscoe Adams

19. November 1943 – 22. April 2012

Der fröhlichste, demütigste und freundlichste Calvinist, den ich je gekannt habe. Obwohl ich viele Lehrer habe, habe ich nur wenige geistliche Väter. Ich danke dir für das Privileg, dein wahrer Sohn im Glauben zu sein.

Du warst gesund und munter, als die vorliegende Widmung entstand, doch du hast sie nie gesehen. Denn Gott wollte dir etwas viel Besseres zeigen – und das siehst du jetzt. Ich werde es mit dir auf der anderen Seite sehen.

Greg Dutcher

Impressum

Calvins Albtraum: Wie man eine richtig gute Theologie von innen heraus zerstört.

Solid Rock Verlag GbR, c/o Postflex #2889, Emsdettener Str. 10, 48268 Greven

Veröffentlicht unter dem englischen Originaltitel „Killing Calvinism: How to Destroy a Perfectly Good Theology from the Inside“ von Cruciform Press, Adelphi, Maryland. Copyright © 2012 von Greg Dutcher.

Diese Ausgabe wird aufgrund eines Vertrages mit Cruciform Press veröffentlicht.

CruciformPress © 2012 von Greg Dutcher. Alle Rechte vorbehalten. CruciformPress.com, [email protected].

Zitierte Bibelstellen:

Soweit nicht anders gekennzeichnet: Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen. Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Das mit einem * markierte Bibelzitat entstammt der Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Das mit zwei ** markierte Bibelzitat entstammt der Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen.

Paperback ISBN: 978-3-949836-37-4

ePub Tolino ISBN: 978-3-949836-38-1

Übersetzung: Solid Rock Verlag GbRLektorat: Christina SchremmerIllustration Cover: Michael Steiger, [email protected] und Satz: Harald Klein, www.haraldklein.design

„Dieses Buch hat mich umgehauen!

Greg Dutcher diagnostiziert gekonnt, wie ich die Wahrheit, die ich liebe, durch meine Heuchelei, meinen Stolz, meinen Ärger und meine verurteilende Haltung zerstöre. Dieses Buch wird einer jungen Generation von Calvinisten dienen. Aber auch die ältere Generation sollte es beherzigen. Hier ist Medizin für unsere Herzen, und die Einnahme dieser Medizin wird uns fröhlicher und demütiger machen, wenn wir unseren herrlichen Gott bekannt machen.“

Thabiti Anyabwile, Autor; Senior Pastor, First Baptist Church, Grand Cayman; Ratsmitglied von The Gospel Coalition

„Viele Calvinisten werden die Lektüre dieses Buches als eine schmerzhafte Erfahrung empfinden. Aber so ist das mit der Medizin. Die gute Nachricht ist, dass eine gesunde Dosis von Dutchers Weisheit den jungen, ruhelosen und reformierten* Menschen zu geistlicher Gesundheit verhelfen wird.“

Sam Storms, Autor, Redner; Senior Pastor der Bridgeway Church, Oklahoma City

„Eine absolute Pflichtlektüre für jeden YRR* – und auch für ältere Calvinisten! Mit Witz, Mitgefühl und Offenheit deckt Greg Dutcher auf, wie Sünde unsere theologischen Überzeugungen befleckt und unser Zeugnis untergräbt. Aber er lässt uns nicht dort stehen; durch biblische und historische Beispiele zeigt er uns, wie Calvinismus zur Verherrlichung Gottes richtig gelebt wird.“

Lydia Brownback, Autorin und Sprecherin

* Anmerkung des Übersetzers: zu „Young, Restless, Reformed“ (jung, ruhelos und reformiert)oder auch „YRR“ siehe Endnote 3

Einleitung

Es ist interessant, einen typischen Calvinisten der Vergangenheit mit einem aus dem 21. Jahrhundert zu vergleichen. Ersterer bevorzugte seinen Tweed-Sportanzug und wurde schon mal dabei erwischt, wie er in Anzug und Krawatte den Müll rausbrachte. Letzterer bevorzugt zerrissene Jeans und Sandalen. An jedem beliebigen Sonntag kann man ihn in diesem Outfit beim Abendmahl antreffen. Der Calvinist von einst besuchte den Gottesdienst in einem stattlichen Kirchengebäude mit Türmen, lebte in einem ruhigen, gepflegten Haus und hörte gerne Bach auf seinem Phonographen. Wäre er in der Lage gewesen, die Korridore der Zeit hinunterzuschauen, hätte er ungläubig auf den heutigen Calvinisten in seinen Zwanzigern gestarrt, der in völliger Stille verrückt tanzt, mit einer Art weißer Drähte, die aus seinen Ohren baumeln, während er sich darauf vorbereitet, an einem Treffen seiner Missionsgemeinde in einem schmuddeligen CVJM-Gebäude teilzunehmen. Der Calvinist von gestern diskutierte die Feinheiten von Berkhofs Systematischer Theologie mit seinen Button-Down-Kollegen auf der Philadelphia Conference of Reformed Theology; der Hipster-Calvinist blättert ein bisschen Grudem und Driscoll, während er in der örtlichen Sportsbar sein Bierchen trinkt.

Lächerliche Verallgemeinerungen? Sicher, aber ich vertraue darauf, dass du meinen Punkt verstehst. Der Calvinismus ist gerade „in“, und obwohl er in einem anderen Kleid daherkommt als noch vor einem Jahrhundert, hat er denselben theologischen Rahmen, der Männer von Augustinus bis Piper dazu gebracht hat, die Welt mit ihren Schriften und Lehren zu beeinflussen. Während sich der Calvinismus selbst nicht verändert hat1, hat er ein ausgesprochen zeitgenössisches Publikum angezogen. Charles Spurgeon bemerkt diese gleiche Kontinuität der Lehre, aber Frische des Ausdrucks zu seiner Zeit:

Ich predige also nichts Neues; keine neue Lehre. Ich liebe es, diese starken alten Lehren zu predigen, die den Spitznamen Calvinismus tragen, die aber sicher und wahrhaftig die offenbarte Wahrheit Gottes sind, wie sie in Christus Jesus ist. Durch diese Wahrheit mache ich eine Pilgerreise in die Vergangenheit, und während ich gehe, sehe ich einen Kirchenvater nach dem anderen, einen Bekenner nach dem anderen, einen Märtyrer nach dem anderen, die sich erheben, um mir die Hand zu reichen. … Indem ich diese Dinge als Maßstab meines Glaubens nehme, sehe ich das Land der Alten mit meinen Brüdern bevölkert – ich sehe Scharen, die dasselbe bekennen wie ich, und die anerkennen, dass dies die Religion von Gottes eigener Kirche ist.2

Hätte Spurgeon eine 180°-Drehung gemacht und die Zukunft der Kirche gesehen, insbesondere den frühen Teil des 21. Jahrhunderts, wäre er auf eine ebenso enthusiastische Gruppe von Bekennern gestoßen, wie er sie in der Kirchengeschichte gesehen hatte. Und er wäre vielleicht verblüfft von der Armee junger Prediger in bunten T-Shirts und Hipster-Brillen gewesen, die ihn für nichts Geringeres als einen viktorianischen Rockstar halten.

Heute vermitteln viele reformierte Christen mit Freude die großen Lehren der Gnade an eine junge Gruppe von Menschen mit Aufmerksamkeitsdefiziten (ist dir aufgefallen, wie kurz dieses Buch ist?). Und obwohl es so unwahrscheinlich scheint wie Mittelschüler, die Shakespeare-Studiengruppen gründen, hat sich die Generation, die von Graphic Novels und unbegrenzten SMS geprägt ist, aufgemacht, um Gott einen hohen Stellenwert einzuräumen, und das wird unweigerlich die künftige Lehre des heutigen Evangelikalismus prägen. Obwohl ich etwas älter bin als die meisten meiner jungen, ruhelosen und reformierten Kollegen (Anm. des Übersetzers: auch hier befindet sich wieder der Begriff „Young, Restless, Reformed“ oder „YRR“ im Original, siehe dazu die folgende Endnote), stehe ich in diesem einzigartigen Moment der Kirchengeschichte begeistert an ihrer Seite.3 Ich hoffe, damit einen kleinen Beitrag zu leisten, der uns allen helfen kann, unseren Calvinismus nicht zu zerstören.

Vom Portal zum Bunker

Ich wurde 1986 im Alter von 16 Jahren Christ und betrat das Reich Gottes durch ein charismatisches/pfingstlerisches Portal im waldigen, halb-ländlichen Maryland. Mein junger Glaube wurde durch eine bizarre Mischung aus christlichem Rock, kitschigen 70er-Jahre-Filmen über Gläubige, die massenhaft vom Erdboden verschwinden, und Jack-Chick-Traktaten genährt – diese Cartoon-Traktate mit Bildern von Sündern, die im Feuersee brennen, werden mir ein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Obwohl mir das heute auf Partys einen Vorteil verschafft, wenn das Gespräch auf ungewöhnliche Bekehrungen und seltsame prägende Erfahrungen abdriftet, steht fest, dass ich damals ein einziges theologisches Wrack war. Aber die Gnade Gottes erwies sich als größer als meine persönlichen und theologischen Unzulänglichkeiten, und Gottes Voraussicht führte mich zu einer immer größeren Wertschätzung für sein Wort.

1989 hatte ich die Vers-für-Vers-Bibellehre von John MacArthur entdeckt, und ich konnte einfach nicht genug bekommen. Ich gab jeden Cent, den ich hatte, für Predigtkassetten aus (ja, Plastikkassetten, die größer waren als mein heutiges Handy). Ab und zu erwähnte MacArthur etwas über „göttliche Erwählung“ oder „Prädestination“, und es ließ mich immer erschaudern. Zu dieser Zeit auf dem College sagte ich zu einigen meiner Freunde: „MacArthur ist ein großartiger Lehrer, wenn man diese Calvinismus-Sache weglässt.“

Aber dann war da Tim, ein ausgesprochener Verfechter dieser seltsam klingenden Lehre. Monatelang forderte er mich mit der Frage nach der Souveränität Gottes bei der Errettung heraus. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem er zu mir sagte: „Dutcher, denkst du, dass irgendjemand es verdient, im Himmel zu sein?“

„Natürlich nicht“, antwortete ich.

„Warum regst du dich dann so auf, wenn einige Menschen Gnade bekommen und alle anderen das bekommen, was sie verdienen? Keiner wird ausgenutzt“, argumentierte Tim.

Ich rollte mit den Augen und verdrängte es ... äußerlich. Aber Tims Frage legte einen Stein in meinen Schuh, den ich einfach nicht entfernen konnte. Schließlich nahm ich das Buch Chosen by God von R. C. Sproul in die Hand. Nach der Hälfte des ersten Kapitels war es um mich geschehen. Interessanterweise war meine „Bekehrung“ zum Calvinismus sehr ähnlich zu Sprouls Bericht über seine eigene Bekehrung: „Widerwillig seufzte ich und gab auf, aber mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen: ‚OK, ich glaube dieses Zeug, aber ich muss es nicht mögen!‘“4 Ich werde später in diesem Buch auf die Transparenz von Dr. Sproul zurückkommen, aber ich vermute, dass viele „neugeborene“ Calvinisten ihre Reise wahrscheinlich auf einer ähnlichen Note beginnen.

Schon bald reifte meine widerwillige Akzeptanz des Calvinismus zu einer echten Liebe zu den Lehren der Gnade. Ich erkannte, dass Gottes Liebe zu mir so groß war, dass er mein ewiges Wohlergehen tief in seinem ewigen Herzen hatte, lange bevor ich auf den Plan trat. Ich erkannte auch, dass meine Sündhaftigkeit so schrecklich war, so lähmend für alle meine Fähigkeiten, dass ich, unabhängig von jeglicher Kooperation meinerseits zum ewigen Gericht, verdammt gewesen wäre, hätte Gott mich nicht gerettet. Paulus' Worte in Römer 9,16, die einst eine beunruhigende „Anomalie“ in meiner schlecht geformten Theologie darstellten, wurden nun zu einer Oase des Friedens und der Zuversicht: „Es liegt also nicht am Menschen mit seinem Wollen und Bemühen, sondern an Gott und seinem Erbarmen ...“ Welche Ruhe! Ich war gerettet und bewahrt, ganz auf der Grundlage von Gottes proaktiver Freundlichkeit.

Wie viele frischgebackene Calvinisten konnte ich es nicht erwarten, mein neu gewonnenes Verständnis von Gottes Barmherzigkeit, Errettung und Souveränität mit anderen zu teilen. Wie seltsam war es dann, festzustellen, dass es nicht allzu viele Freunde gab, die meine Begeisterung teilten. Vielleicht, dachte ich, muss ich nur von meinem eigenen Kampf erzählen, wie ich zu einer reformierten Perspektive gekommen war. Aber das funktionierte fast nie. „Oh, ich verstehe. Du willst damit sagen, ich bin noch nicht so weit wie du, stimmt's Greg?“ Je mehr ich wie Sisyphos meinen Felsbrocken mit eingeprägtem TULIP den Berg hinaufschob, desto mehr rollte er auf mich zurück. Schließlich machte ich den gefürchteten Fehler, den, wie ich fürchte, viele Calvinisten auch heute noch machen: Ich verließ den Coffeeshop, um mich stattdessen im Bunker niederzulassen.

Der Bunker steht für Gleichförmigkeit und Sicherheit. Er ist gemütlich; man fühlt sich darin wie zu Hause. Im Bunker können wir alle wir selbst sein und werden so akzeptiert, wie wir sind. Denn jeder um uns herum ist uns sehr ähnlich. Aber der Coffeeshop, laut dieser Metapher, ist der Ort, an dem du zumindest die Möglichkeit hast, ein sinnvolles Gespräch mit jemandem zu führen, der nicht ganz das glaubt, was du selbst glaubst. So ein Coffeeshop kann gemütlich sein, aber man ist darin nicht zu Hause. Das ist der Platz der Öffentlichkeit und er ist voll von Menschen, die nicht so denken wie du.

Ich fürchte manchmal, dass wir die Erweckung des Calvinismus in unserer Mitte abtöten, wenn wir uns alle nur in unseren Bunkern verschanzen. Ich fürchte mich vor dem Gedanken, dass meine Kinder und Enkelkinder in einigen Jahrzehnten auf diese Zeit zurückblicken und zu dem Schluss kommen, dass der Calvinismus nur eine Modeerscheinung war. Wenn die Theologie von Augustinus, Calvin, Knox, Edwards, Spurgeon und Piper in der Lage war, die Kirche zu stärken, das Evangelium voranzubringen und die Christen vor den verdammenswerten Einflüssen falscher Evangelien zu schützen, dann müssen wir alles geben, um sicherzustellen, dass das, was jetzt passiert, mehr als eine Modeerscheinung ist. Wir dürfen den heutigen und zukünftigen Generationen keine triftigen Gründe geben, die eigentliche Essenz des Christentums, die der Calvinismus unserer Meinung nach repräsentiert, abzulehnen.

Das heißt, wenn wir unseren Calvinismus nicht leben, können wir ihn genauso gut zerstören.

Bedenken wir den Schaden, den wir Calvinisten uns selbst, unseren Ehepartnern, unseren Kindern und letztlich unserem Erbe zufügen können, wenn wir unseren Calvinismus – unseren Glauben – nicht so denken, meditieren, beten, predigen und praktizieren, wie wir sollten. Wie kann jemand glauben, dass diese Lehre solide und biblisch ist, wenn sie bei vielen ihrer Befürworter nur eine akademische Wirkung hat? Welche Bereiche unseres Lebens sollten als direkte Folge dessen, was wir glauben und annehmen, verändert werden? Welche Bereiche sollten es nicht? Sollte der Calvinismus denn nicht mehr können, als uns lediglich mit einem Arsenal auszustatten, das uns hilft, mit einem Arminianer zu debattieren? Sollte er nicht mehr können, als nur eine Reihe von Fachbegriffen zu etablieren, mit denen wir uns dem calvinistischen Bunker am anderen Ende der Straße anschließen können?

Ein Doktortitel im Fehlermachen

In den mehr als zwanzig Jahren, seit ich „die Seite gewechselt“ habe, war ich nicht frei von Fehlern. Zu meiner Schande habe ich andere mit meinem Mangel an Taktgefühl buchstäblich zum Weinen gebracht. Manchmal haben meine Arroganz und meine Gefühllosigkeit wie Kerosin gebrannt, während ich das alles selbstgefällig rechtfertigte, weil ich schließlich „für die Wahrheit eintrat“. Ich habe Freundschaften beschädigt, Bibeltreffen ruiniert, Gebetstreffen belastet und sogar Menschen verspottet, die sich nicht mit dem abfinden konnten, was ich für wahr halte.

Inzwischen befinde ich mich an einem besonderen Ort. Die Gemeinde, die ich vor acht Jahren gegründet habe und immer noch als Pastor leite, ist nicht konfessionell. Obwohl die Gemeinde in ihrer Lehre durch und durch reformiert ist, sind viele in meiner Gemeinde keine Calvinisten. Einige, so vermute ich, wissen noch nicht einmal, was Calvinismus ist. Infolgedessen habe ich dort viele „Coffeeshop“-Momente und habe viel darüber gelernt, wie wichtig es ist, in unserer Präsentation der reformierten Theologie gewinnend und mitfühlend zu sein.

Noch wichtiger ist, dass ich Ehemann und Vater von vier Kindern bin und immer noch lerne, wie mein Calvinismus in meinem eigenen Haus völlig vergeudet werden kann, wenn er nicht sorgfältig gelebt und behandelt wird.

All das soll sagen, dass ich mich qualifiziert fühle, dieses Buch zu schreiben. Von meinem kleinen Bunker aus beschwöre ich meine Brüder und Schwestern: Mögen wir niemals schuldig werden, den Calvinismus zu zerstören.

Während ich zahllose Möglichkeiten anbieten könnte, wie man das enorme Potential des Guten im Calvinismus vergeuden kann, habe ich mich in diesem Buch auf acht davon beschränkt. Ich bitte dich dringend, sie sorgfältig zu lesen und dich dabei oft zu fragen, ob ein bestimmter Killer des Calvinismus vielleicht gerade in deinem Leben am Werk ist. Vor allem bete ich, dass dein gottzentriertes Verständnis des Christentums dein Leben auch wirklich mit gottbezogenem Denken, Handeln und Zuneigung prägt.

Christus ist es wert, dass wir unser Leben aufrichtig leben. Möge er uns helfen, genau das zu tun!

1 Ich mache mir nichts vor: Dies ist ein Buch von einem Calvinisten für andere Calvinisten. Ich habe keinen Abschnitt „Was ist Calvinismus“ eingefügt, denn andere haben ausgezeichnete Abhandlungen zu diesem Thema angeboten. Für die Zwecke dieses Buches verwende ich die Worte Calvinismus und Calvinisten so, wie sie im Volksmund verwendet werden: Im Allgemeinen geht diese theologische Perspektive von der Souveränität Gottes bei der Errettung aus und wird in dem berühmten TULIP-Akrostichon zusammengefasst. Während solche Personen lohnende interne Debatten über Ekklesiologie, Eschatologie und Kirchenpolitik führen, geht dieses Buch von einem breiten Verständnis von „den Reformierten“ aus, vom eingefleischtesten Hochliturgie-Bruder in der Orthodox Presbyterian Church bis zum Hände hebenden, Füße wippenden Bruder in einer Sovereign Grace Gemeinde

2 Charles Haddon Spurgeon, Spurgeon's Sovereign Grace Sermons, Still Waters Revival Books, 1990, S. 170

3 Colin Hansens Artikel, der diese Bewegung definiert „Young, Restless, and Reformed“, Christianity Today, 22. September 2006 und sein Nachfolgebuch mit demselben Titel (Crossway, 2008) veranschaulichen den Erfolg der jungen reformierten Bewegung deutlich. Bücher, Websites, Konferenzen und eine Reihe von bekannten Autoren und Rednern haben dazu beigetragen, eine Kultur zu formen, die es vor einer Generation einfach noch nicht gab.

4 R. C. Sproul, Chosen By God, rev. ed., Tyndale House, 1986, S. 4.

eins

Wenn die Liebe zum Calvinismus letztendlich zum Ziel wird

Vor ein paar Jahren machten Lisa und ich mit unseren vier Kindern einen Tagesausflug zum Cunningham Falls State Park im westlichen Maryland. Als wir den Park verließen, drängte uns ein freundlicher, älterer Herr, nicht nach Baltimore zurückzufahren, bevor wir nicht einen guten Blick auf den Himmel geworfen hatten, der einen kristallklaren Abend versprach. „So einen schönen Anblick werden Sie in der Stadt mit all dem Dunst und der Lichtverschmutzung, die Ihnen die Sicht versperren, nie wieder sehen können“, riet er uns. Wir nahmen seinen Rat gerne an, hielten an einem Dairy-Queen-Drive-in und suchten den nächsten Aussichtspunkt an der Route 70. Wir saßen dort im schwindenden Licht, aßen unsere Eistüten auf, unterhielten uns und freuten uns auf die Naturschönheiten, die wir gleich sehen würden.

---ENDE DER LESEPROBE---