Charles Darwin - Maja Nielsen - E-Book

Charles Darwin E-Book

Maja Nielsen

0,0

Beschreibung

England, Dezember 1831: Das Vermessungsschiff Beagle begibt sich auf Forschungsreise nach Südamerika. Mit an Bord ist der erst 22 Jahre alte Charles Darwin, ein junger Theologe und begeisterter Naturforscher. Auf der langen Reise reift in Darwin eine Idee, die ihm selbst ungeheuerlich erscheint: Könnte es sein, dass die Schöpfungsgeschichte irrt? Wurde die großartige Vielfalt des Lebens, die er überall staunend erfährt, wirklich in nur sechs Tagen erschaffen? Haben sich Tiere, Pflanzen und auch der Mensch nicht vielmehr über einen unvorstellbar langen Zeitraum entwickelt? Entschlossen macht sich Darwin daran, dem »Geheimnis aller Geheimnisse« auf den Grund zu gehen ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 80

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Maja Nielsen

Charles Darwin

>>>Ein Forscher verändert die Welt

Fachliche Beratung: Dr. Matthias Glaubrecht

Die Autorin Maja Nielsen ist gelernte Schauspielerin. Durch ihre beiden Söhne kam sie zum Schreiben spannender Abenteuergeschichten. Viele davon sind als Bücher und Hörbücher erschienen oder wurden als Hörspiele und Reportagen im Rundfunk gesendet. Für die Bücher der Reihe Abenteuer & Wissen stehen ihr Experten der jeweiligen Sachgebiete zur Seite.

Fachliche Beratung dieses Bandes: Dr. Matthias Glaubrecht. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe. Er leitete die Abteilung Forschung am Museum für Naturkunde in Berlin und war Direktor des Centrums für Naturkunde in Hamburg. Seit Juni 2021 ist er Wissenschaftlicher Projektleiter Evolutioneum des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels. Matthias Glaubrecht ist als Wissenschaftsjournalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig und hat mehrere Sachbücher zum Thema Evolution veröffentlicht. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören tropische Süßwasserschnecken, die er auf zahlreichen Reisen in Indonesien untersucht hat.

Copyright 2024 Gerstenberg Verlag, Hildesheim

Alle Rechte vorbehalten.

Illustrationen: Magdalene Krumbeck, Wuppertal

Karten: Peter Palm, Berlin

Der Gerstenberg Verlag behält sich die Nutzung seiner Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von §44b UrhG ausdrücklich vor.

www.gerstenberg-verlag.de

ISBN E-Book: 978-3-8369-9217-6

Inhalt

>>>Das Wunder des Lebens

1.Die Abreise

2.Ein ganz gewöhnlicher Junge

3.Wunder des Regenwaldes

4.Feuerland und Galapagosinseln

5.Das Geheimnis aller Geheimnisse

6.Meilensteine

7.Auf Darwins Spuren

Chronik

Tipps

Das Wunder des Lebens

>>>Auf unserem Planeten gibt es etwa zwei Millionen bekannte Tierarten, und es existieren viele Millionen weitere Arten, die noch niemand entdeckt hat. Von den Abermillionen Pflanzenarten gar nicht zu reden! Wie ist diese überwältigende Vielfalt entstanden? Und wie ist überhaupt Leben auf der Erde möglich geworden?

Dieses große Geheimnis beschäftigt uns Menschen seit jeher. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein haben die Menschen in Europa die Antwort in der Bibel gefunden: Gott hat in sechs Tagen die Welt und alles Leben auf ihr erschaffen. Zuerst die Erde, dann die Pflanzen und Tiere und zuletzt den Menschen.

Doch konnte das wirklich genau so geschehen sein? Knochenfunde ausgestorbener Tiere wie der riesenhaften Dinosaurier oder im Gestein hoher Berge eingebettete Muscheln waren deutliche Beweise dafür, dass rätselhafte Prozesse auf der Erde stattgefunden haben mussten, von denen die Schöpfungsgeschichte nichts berichtet. Nur welche? Diesem Rätsel kommt vor etwa 180 Jahren der Engländer Charles Darwin auf die Spur.

Der junge Naturkundler trotzt dem Vater die Erlaubnis ab, auf dem Forschungsschiff Beagle an einer fast fünf Jahre dauernden Weltreise teilzunehmen. Auf dieser aufregenden Reise macht er unzählige verblüffende Beobachtungen, und in ihm reift ein Verdacht, der ihm selbst ungeheuerlich erscheint: Könnte es sein, dass die Schöpfungsgeschichte irrt? Ist das Leben auf der Erde vielleicht ganz anders entstanden, als die Bibel erzählt? Mit leidenschaftlichem Wissensdrang macht sich Darwin daran, dem Geheimnis der Entstehung der Arten auf den Grund zu gehen … und hebt damit das Weltbild seiner Zeit aus den Angeln.

Die Fragen, die der große Naturforscher vor über 150 Jahren aufwarf, beschäftigen Wissenschaftler noch heute. Der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht forscht in unseren Tagen auf Darwins Spuren und erklärt, was genau er herausfinden möchte, wenn er in Südostasien auf der Insel Sulawesi nach Schnecken taucht.

1.

Die Abreise

>>>2. November 1831. Es ist einer dieser typisch nasskalten, nebligen Novembertage, an denen man am liebsten gar nicht aus dem Haus gehen möchte. Im Hafen von Plymouth sind an diesem Morgen kaum Besucher. Nur ein weißhaariger Großvater steht an der Mole und zeigt seinem Enkel, von wo aus die frommen Pilgerväter im Jahre 1620 auf der berühmten Mayflower in See stachen, um Amerika zu besiedeln. Vielleicht erzählt er dem Kind auch von dem großen Entdecker James Cook oder von Francis Drake, Weltumsegler und Kaperfahrer der Königin, die auch von diesem Hafen aufbrachen, um in unbekannte Gebiete vorzudringen.

Ein hochgewachsener, blonder junger Mann, an seinem gepflegten, langschößigen Anzug und dem gestärkten, weißen Hemd eindeutig als Gentleman zu erkennen, geht schwer atmend die Mole entlang. Er und ein Diener mühen sich mit riesigen Mengen an Gepäck ab. Ein paar betrunkene Matrosen weichen ihnen, derbe Scherze reißend, aus. Man sieht dem jungen Gentleman an, dass er sehr aufgeregt ist. Er steuert auf einen robusten Dreimaster namens Beagle zu, auf dem letzte Vorbereitungen für die große Fahrt getroffen werden, die das Schiff in Kürze unternehmen soll. Überall wird gehämmert und ausgebessert. Es riecht nach frischer Farbe. Einige Matrosen streichen das Vordeck.

In den Wochen vor der Abreise hat Darwin vor Aufregung solches Herzklopfen, dass er meint, einen Herzfehler zu haben. Aus Angst, deswegen nicht mitsegeln zu dürfen, geht er nicht zum Arzt.

„Junge, hilf Mr Darwin mit seinem Gepäck!“, ruft ein Offizier einem der Schiffsjungen zu. „Trag alles in die hintere Kabine!“

Der Schiffsjunge wundert sich über die merkwürdigen Gegenstände, die mit dem jungen Gentleman an Bord wandern: Mikroskop, Geologenhammer, Barometer, Bücher und zahllose Behälter für Schmetterlinge, Insekten, Schlangen und ausgestopfte Vögel, für Gesteinsproben und Pflanzen aller Art. All das und dazu noch die Kleidung des neuen Passagiers werden in einer kleinen Kajüte von 3 mal 3,5 Metern untergebracht. Der hochgewachsene Reisende muss sich den engen Raum mit einem weiteren Mann teilen. Charles Darwin – so heißt der junge Gentleman – beäugt interessiert die Hängematte, die ihm zum Schlafen zugewiesen wird. Darwin ist kein Seemann, er hat noch nie eine längere Schiffsreise unternommen. Er ist Theologe – und Naturforscher mit Leib und Seele.

Sobald der Schiffsjunge gegangen ist, lässt sich Darwin auf einem der Stühle nieder und betrachtet zufrieden sein neues Zuhause. Er kann sein Glück kaum fassen. Ein Traum wird für ihn wahr. Er wird auf Forschungsreise gehen! Mit dem königlichen Forschungs- und Vermessungsschiff Beagle. Zwei ganze Jahre lang! Es geht rund um den Globus: Atlantik, Pazifik, Chinesisches Meer, Indischer Ozean. Am Ende wird er mit allen Wassern gewaschen sein, denkt sich Darwin schmunzelnd.

Während der Kapitän der Beagle, Robert FitzRoy, im Auftrag der englischen Regierung Karten der Küstenlinie von der Südspitze Südamerikas anfertigt, die der englischen Handelsschifffahrt und der Marine zugutekommen sollen, darf Darwin naturwissenschaftliche Beobachtungen machen. Eine genaue Karte von der zerklüfteten Küste Südamerikas zu erstellen ist unter den stürmischen Wetterbedingungen des äußersten Südens überaus schwierig, wenn nicht unmöglich, weiß FitzRoy aus eigener Erfahrung. Seine Aufgabe ist es daher, einige markante Punkte – bestimmte Buchten, auffällige Felsen, mögliche Ankerplätze – mit Sextant und Chronometer genau zu bestimmen, sie zu verzeichnen und zu beschreiben. Diese Punkte können anderen Seefahrern später helfen, ihre Position festzustellen.

Künstler an Bord

Neben einem Naturwissenschaftler nimmt der Kapitän der Beagle auch einen Expeditionskünstler mit auf die Reise. Der Maler Augustus Earle (1793–1838) hat die Aufgabe, die Landschaften und die Menschen, die er sieht, im Bild festzuhalten. So kann man sich in Europa eine Vorstellung von den Ländern auf der anderen Seite der Welt machen. Als Augustus Earle erkrankt, wird er durch den berühmten Landschaftsmaler Conrad Martens ersetzt.

Von England wird die Fahrt mit kurzem Zwischenstopp auf den Kapverdischen Inseln nach Brasilien gehen, dann weiter nach Patagonien und Feuerland. Die Falklandinseln sollen genauer erforscht werden, ebenso die Galapagosinseln, anschließend wird die Beagle Kurs auf Australien nehmen, mit Halt auf der Südseeinsel Tahiti, und schließlich geht es durch den Indischen Ozean nach Afrika. In Kapstadt wird angelegt und das Schiff noch einmal neu bevorratet, und dann segelt die Beagle wieder zurück in die Heimat nach England. So lautet ihr Auftrag.

Rund um die Welt

Der erste Seefahrer, der eine Weltumsegelung in Angriff nahm, war 1519 der Portugiese Ferdinand Magellan (portugiesisch Fernão de Magalhães, 1480–1521). Magellan starb während der Reise bei einer kriegerischen Auseinandersetzung auf den Philippinen. Aber die Victoria, eines der fünf Schiffe, mit denen er aufgebrochen war, vollendete unter der Führung eines anderen Kapitäns nach zwei Jahren, elf Monaten und zwei Wochen die Umrundung der Erde. Von 256 aufgebrochenen Männern kamen gerade mal 18 wieder in ihrer Heimat an.

Darwin kann kaum erwarten, dass endlich die Leinen losgemacht werden. Aber noch ist das Wetter ungünstig. Sie müssen warten, bis der Wind aus Nordost bläst.

Die Beagle – so heißt eine englische Spürhundrasse – ist ein kleines, aber sehr zuverlässiges Schiff. Das hat sie während der vorangegangenen Mission, bei der im Auftrag der britischen Admiralität bereits ein Teil der zerklüfteten, sturmgepeitschten Küstenlinie Südamerikas vermessen wurde, eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der nur 27 Meter lange Dreimaster, eine mit zehn Kanonen bestückte 235 Tonnen schwere Brigg, bietet Platz für enorme Mengen an Vorräten für die 74 Menschen, die sich an Bord befinden. Randvoll sind die Laderäume für die große Fahrt gefüllt. Nicht mal einen einzigen weiteren Laib Brot könnte man noch zusätzlich im Laderaum verstauen, erfährt der staunende Darwin.

Auf der letzten Fahrt hielt das Vermessungsschiff selbst den schwersten Stürmen stand – ganz im Gegensatz zu ihrem Kapitän. Pringle Stokes, der frühere Kommandant der Beagle, war der zermürbenden Fahrt durch die berüchtigte Magellanstraße nicht gewachsen. Es waren nicht die orkanartigen Wirbelstürme, die wie aus dem Nichts kamen und das Meer in Minutenschnelle in eine Hölle aus turmhohen Wasserwänden verwandelten, die den Kapitän verzweifeln ließen. Es waren auch nicht die verheerenden Schneestürme, die dem Kapitän die Sicht nahmen und die es zu einem Glücksspiel machten, ob das Schiff die Küste sicher umfahren konnte. Und es waren nicht die gewaltigen Brecher, die das Deck überfluteten und alles mitrissen, was nicht niet- und nagelfest war. Nein, es war die bedrückende Einsamkeit, die Kapitän Pringle Stokes eines bitterkalten Tages nicht mehr ertragen konnte.

Während die Beagle am 2. August 1828 in Port Famine in der Magellanstraße wieder einmal in einem Schneesturm vor Anker gehen musste, holte Stokes nach Einbruch der Dunkelheit seine Pistole aus dem Kabinett in der Kapitänskajüte und jagte sich eine Kugel durch den Kopf.