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Gaius Julius Caesar, eine der schillerndsten Gestalten der Geschichte, ist unangefochtener »Star« unter den Herrschern des Alten Roms. In diesem packend und rasant geschriebenen Buch lässt Maja Nielsen einen alten Legionär von dem großen Feldherrn und gerissenen Strategen erzählen: vom kometenhaften Aufstieg Caesars, von den Feldzügen gegen Gallien, von seinen Abenteuern in Ägypten und natürlich von der berühmten Verschwörung an den Iden des März. So versetzt uns dieses Buch mitten hinein ins Geschehen und vermittelt dabei einen lebendigen Eindruck einer wegweisenden Epoche der Geschichte. Wie das Leben der Legionäre »in echt« gewesen ist, vermittelt ein besonderer Experte: Experimentalarchäologe Marcus Junkelmann weiß, was es heißt, mit 30 Kilo Marschgepäck in Ledersandalen über die Alpen zu ziehen.
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Seitenzahl: 80
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Die Autorin Maja Nielsen kam durch ihre beiden Söhne zum Schreiben spannender Abenteuergeschichten. Viele davon sind als Bücher und Hörbücher erschienen oder wurden als Hörspiele und Reportagen im Rundfunk gesendet. Für die Bücher der Reihe Abenteuer! stehen ihr Experten der jeweiligen Sachgebiete zur Seite.
Unter Mitwirkung von Dr. Marcus Junkelmann. Der Historiker und Autor zahlreicher Bände zur römischen Militärgeschichte machte sich durch Projekte wie die Überquerung der Alpen in der authentischen Ausrüstung römischer Legionäre einen Namen. Als Vortragsredner ist er in Schulen sehr beliebt.
Der Gerstenberg Verlag dankt Dr. Junkelmann herzlich für seinen fachlichen Rat.
Copyright 2024 Gerstenberg Verlag, Hildesheim
Alle Rechte vorbehalten.
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Illustrationen: Anne Bernhardi, Minden
Karten: Peter Palm, Berlin
www.gerstenberg-verlag.de
ISBN 978-3-8369-9214-5
⋙ Alle Wege führen nach Rom
I. Zwei Legionäre
II. Der Weg nach oben
III. Endlich Konsul
IV. Alesia
V. Die Entscheidung
VI. Triumph
VII. Der Tod
VIII. Der Zenturio aus Bayern
Chronik
Tipps
Register
Omnes viae Romam ducunt – alle Wege führen nach Rom, heißt es von der Ewigen Stadt. Rom, Zentrum der Welt. Die größte Stadt, die es in alter Zeit gab. Von hier aus wurde ein Weltreich regiert, das sich auf drei Kontinente ausdehnte: Europa, Asien und Afrika. Rom nimmt sich, was es will. So hält es auch Gaius Julius Caesar, der im Jahr 100 v. Chr. geboren wird. Rom herrscht zu dieser Zeit unangefochten über die Länder des Mittelmeerraums.
Der Wohlstand, der Rom aus den eroberten Gebieten zufließt, bringt jedoch nicht nur Gutes mit sich. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Eine explosive Mischung ist entstanden. Im Innern des Imperiums gärt es. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Der junge, ehrgeizige Caesar will ganz nach oben. Mit sicherem Instinkt erkennt er seine Chance – und nutzt sie. Seine wichtigste Waffe auf dem Weg zur uneingeschränkten Macht in Rom: seine Legionäre, die ihm blind folgen.
Welch unglaubliche Leistungen Caesars Armeen vollbracht haben, weiß niemand besser als der Militärhistoriker Dr. Marcus Junkelmann. Schon als Student hatte er zahllose Fragen zu den römischen Legionären, auf die es in den Büchern keine Antwort gab. So wagt er schließlich ein bahnbrechendes archäologisches Experiment: Mit acht Kameraden marschiert er in der originalgetreuen Ausrüstung der römischen Soldaten von Verona nach Augsburg über die Alpen – eine Strecke von 540 Kilometern. Was Marcus Junkelmann dabei herausfand, darüber berichtet er in diesem Buch.
Veni vidi vici. Ich kam, ich sah, ich siegte.
Julius Caesar, römischer Feldherr
Als Tiberius die Kaserne verlässt, dämmert es bereits. Die Stadt ist in ein fahles Licht getaucht. Seit der Imperator tot ist, wirkt Rom wie ausgestorben. Auf den Straßen ist es so still wie in einem Grab. Dabei ist heute die ganze Stadt auf den Beinen, um dem großen Caesar die letzte Ehre zu erweisen. Der alte Soldat irrt wie ein verlorenes Kind durch die leeren Straßen. Schließlich erreicht er das Marsfeld, wo der Leichnam aufgebahrt ist.
Was für ein gespenstischer Triumphzug!, fährt es Tiberius durch den Kopf, als er die riesige Menge der Trauernden erblickt, die gekommen ist, um Abschied zu nehmen. Die Menschen tragen Geschenke als Totengabe bei sich. Jeder will dem Imperator auf seiner Reise zu den Göttern etwas mitgeben. Tiberius reiht sich ein. Der Zug kommt nur langsam voran. Mit jedem Schritt hin zu dem Scheiterhaufen, auf dem man Caesar aufgebahrt hat, drückt ihn die Trauer schwerer nieder. Verstohlen wischt er sich die Tränen fort. Ein junger Legionär hält ihm seine Feldflasche hin. „Trink, Kamerad!“, sagt er mitfühlend. „Spül den Kummer herunter.“ Dankbar lässt der Alte den schweren Wein durch die Kehle rinnen. Als Tiberius die Flasche wieder absetzt, sagt er mit rauer Stimme zu dem Grünschnabel: „Weißt du, mein Freund, ich war auf all seinen Feldzügen dabei: in Spanien, in Gallien, in Griechenland, in Afrika. Sogar als Caesar den Rubikon überschritt, marschierte ich an seiner Seite.“
Zenturio
Ein Zenturio kommandiert die Zenturie, mit etwa 80 Mann die kleinste, aber wichtigste taktische Einheit der römischen Armee. In der Schlacht kämpfen die Zenturionen immer in vorderster Linie. Die lateinische Schreibung ist centurio, „Kenturio“ ausgesprochen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die eingedeutschte Schreibweise „Zenturio“ verwendet.
„Dann kanntest du Caesar sicher besser als ein einfacher Soldat wie unsereins“, sagt der junge Legionär bewundernd.
„Ich kannte den alten Kahlkopf schon, als er noch Haare auf seinem Schädel hatte. Dem konnte schon als jungem Kerl wie dir keiner was vormachen.“
„Ich würde gern mehr von ihm erfahren!“, bittet der Junge. „Mein Name ist übrigens Marius. Ich bin cornicen – Hornbläser. Ich diene in der 3. Legion.“
„Tiberius, Zenturio der 10. Legion“, antwortet der andere und gibt nach einem weiteren kräftigen Schluck die Flasche zurück. Dann fährt er fort: „Wenn ich dir wirklich von Caesar erzählen soll, braucht es mindestens die halbe Nacht.“
„Wir haben Zeit“, sagt der Junge. „Der tote Caesar läuft uns nicht weg.“
„Auch wahr. Und die Geschichten wären es wohl wert“, willigt Tiberius schließlich ein.
Die beiden lassen sich am Straßenrand nieder. Der junge Soldat legt ein paar vergessene Holzscheite übereinander und entzündet sie geschickt.
„Wenn ich nur an sein Piratenabenteuer denke …“, murmelt der Zenturio und lacht plötzlich so schallend, dass Marius zusammenfährt. „Fünf Wochen war er in den Händen der Halunken. Am Ende wünschten sie, sie hätten die Finger von ihm gelassen …“
Und in der Erzählung des Alten wird Caesar wieder lebendig.
Die Insel Pharmakussa vor der Küste Kleinasiens, 75 v. Chr.
„He, Barbar, komm runter von deinem Baum. Nun mach schon. Setz deinen lahmen culus in Bewegung!“
Als habe er nichts gehört, blickt der Pirat von seinem Ausguck angestrengt aufs Meer hinaus. Der Nordwind ist abgeflaut, das Meer liegt glatt wie Seide da. Zahlreiche kleine Inseln kann man in der Ferne ausmachen, aber kein Segel weit und breit. Und bei der Flaute, die jetzt herrscht, wird wohl auch heute wieder kein Lösegeld für den Gefangenen eintreffen.
„Barbar, ich warte“, ruft der junge Römer ungeduldig von unten. „Trommel deine Kumpane zusammen. Sie sollen vollzählig hier erscheinen.“
Römische Namen
Der Name eines römischen Bürgers besteht aus zwei Teilen: Vorname und Nachname (Name des Familiengeschlechts), z. B. Gaius Julius. Hinzu kommt ein Beiname, der den Namensträger charakterisiert. Der Name Caesar ist ein solcher Beiname. Angeblich führt ihn Caesar selbst auf einen Vorfahren zurück, der im Punischen Krieg einen Elefanten tötete (das punische Wort für Elefant lautet caesar). Später entwickelt sich aus Caesars Beinamen der Titel der römischen Kaiser.
Der Gefangene heißt Gaius Julius Caesar. Er stammt aus einer römischen Adelsfamilie, gehört dem ehrwürdigen Geschlecht der Julier an. Für diese Geisel werden die Piraten gutes Geld einstreichen. Er ist mehr wert als alle anderen Gefangenen zusammen, die sie auf der Insel festhalten. Zuerst wollten sie nur 20 Talente Lösegeld von den römischen Behörden für ihn fordern. Als der junge Gaius davon Wind bekam, spie er Gift und Galle vor Empörung. „Ihr seid ja wohl auf den Kopf gefallen. Wisst ihr nicht, was ihr mit mir für einen guten Fang gemacht habt?!“ Als stultissimi – Dummköpfe – hat er sie beschimpft. Und darauf bestanden, dass sie mindestens 50 Talente für ihn fordern. Mehr als zehn Säcke Silber! Der Julier weiß, was er wert ist. Mit seinen 25 Jahren hat er ein Selbstbewusstsein wie ein altgedienter Senator. Seit fünf Wochen sind seine Diener nun schon unterwegs, um das Geld zu besorgen. Jeden Tag könnten sie mit dieser sagenhaften Summe auf der Pirateninsel eintreffen, um ihn auszulösen.
Piraten
Zu Caesars Zeit sind die kilikischen Piraten – über 30 000 Mann an 400 Stützpunkten sollen es gewesen sein – für die Handelsschiffe im Mittelmeer eine ständige Gefahr. Die Gefangenen, die sie bei ihren Überfällen machen, verkaufen sie an Rom, das einen riesigen Bedarf an Sklaven hat und daher ihr Treiben lange duldet. Erst als die Piraten römische Küstenstädte angreifen, ihre Bürger entführen und Getreidelieferungen an Rom überfallen, greift der römische Senat hart durch.
Seufzend rutscht der Glatzkopf von seinem Baum herunter und landet neben dem jungen Mann im Sand. Gaius Julius hat den Kopf über eine Schreibarbeit gebeugt. Im Gegensatz zu den von der Sonne gegerbten kilikischen Piraten hat er eine helle, fast weiße Haut. Er ist groß gewachsen und schlank. Und sehr gut trainiert. Jeden Tag besteht er darauf, dass einer der Männer sich mit ihm im Ringen misst. Am Ende steht immer er als Sieger da. Auch im Diskuswerfen übt er sich jeden Nachmittag, bis die Sonne untergeht. Und manchmal müssen sie alle im Wettlauf gegen ihn antreten.
„Nun bring schon deine Kumpane herbei, Barbar!“, fordert der römische Adlige barsch, ohne auch nur von seinen Wachstafeln hochzublicken.
Fluchend kratzt sich der Wärter am Hinterkopf. Die Mücken haben ihn auf dem Baum gründlich zerstochen. Das nimmt Gaius Julius zum Anlass, um wieder einmal seinen Spott über ihn auszugießen.
„Was ziehst du denn für ein Gesicht, Barbar. Freu dich deines Lebens, solange du es noch hast! Weißt du noch, was ich dir versprochen habe?“
„Ja, Römer, du hast es oft genug herausposaunt“, knurrt der Pirat.
„Gut, dann weißt du also, dass ich mir noch in der Nacht meiner Freilassung Schiffe nehmen werde, euch alle gefangen setze und ans Kreuz nageln lasse.“
„Kann es kaum erwarten“, murmelt der Glatzkopf mit einem schiefen Grinsen.
Für seine Worte sollte man diesen eingebildeten Schnösel den Muränen zum Fraß vorwerfen. Aber das, was der junge Römer da so frech verkündet, wird nie und nimmer geschehen. Die Seeräuber vor der Küste Griechenlands bringen eine Streitmacht von 30 000 Mann auf und sind fast so gut organisiert