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Die Chaussee der Enthusiasten sind Volker Strübing, Stephan Zeisig, Andreas "Bohni" Kampa, Robert Naumann, Jochen Schmidt und Dan Richter. Die Lesebühne, gegründet 1999, kredenzt ihrem Publikum jeden Donnerstagabend in Berlin-Friedrichshain einen Teil des Glücks, das man ihm an anderen Tagen der Woche vorenthält. Durch ihre Touren haben sie sich mittlerweile aber auch ein loyales Publikum im ganzen Land "erlesen" und sind sogar schon in Bulgarien, Russland und China aufgetreten.
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Seitenzahl: 163
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Collect 3
Collect 3
Verlag Voland &Quist, Dresden und Leipzig, 2005
© by Verlag Voland &Quist – Greinus und Wolter GbRUmschlaggestaltung: Marcel Theinert und Mario HelbingGestaltung und Satz: Jörn Damkröger, LeipzigISBN: 978-3-86391-043-3
www.voland-quist.de
Vorworte
Dan Richter
Robert Naumann
Volker Strübing
Stephan Zeisig
Andreas Kampa
Jochen Schmidt
Robert Naumann
Volker Strübing
Stephan Zeisig
Dan Richter
Jochen Schmidt
Andreas Kampa
Robert Naumann
Volker Strübing
Dan Richter
Stephan Zeisig
Andreas Kampa
Jochen Schmidt
Dan Richter
Robert Naumann
Andreas Kampa
Stephan Zeisig
Jochen Schmidt
Robert Naumann
Dan Richter
Volker Strübing
Andreas Kampa
Stephan Zeisig
Robert Naumann
Robert Naumann
Chaussee der Enthusiasten
Dank
Vorwort Andreas Kampa
Schon in der Bibel steht: am Anfang war das Wort. Doch was war vor dem Wort? Die Frage ist so unsinnig wie die Antwort einleuchtend: das Vorwort. Niemand braucht es wirklich und selten hat es etwas Wichtiges zu sagen. Trotzdem drängt es sich genauso hartnäckig wie überflüssig immer wieder vor den Anfang unserer Lesungen, vor den Anfang der »Brillenschlange« – die Zeitschrift, die wir einmal im Jahr herausbringen – und nun auch vor den Anfang unseres ersten Buches. Was ist nur los mit dieser literarischen Randerscheinung, die die Griechen Prolog nennen und die sich unter dieser Bezeichnung selbst im Radsport frech vor alle Etappen schummelt?
Vielleicht schwingt im Vorwort die unterschwellige Angst mit, dass, rückwärts gesehen, der Anfang auch ein Ende ist. Ein Ende, das wir mit Vorworten hinauszögern, in dem verzweifelten Versuch, es zu verhindern. Ich möchte es vergleichen mit der Todesangst, die die Menschen befällt, wenn sie in die Zukunft blicken. Was gäben wir darum, das Leben wenigstens um ein paar Nachleben zu verlängern!? Der Schriftsteller jedoch, der berufsmäßig in die Vergangenheit schaut, erkennt, dass auch sie zeitlich begrenzt ist und mit dem Tod durch Geburt endet. Kein Wunder also, dass es gerade der Anfang ist, der dem Schriftsteller am meisten zu schaffen macht.
Mein Gott, worauf man so kommt, wenn man ein Vorwort schreibt. Möge dieses Buch also nie beginnen. Es wäre schade drum.
Vorwort Robert Naumann
Immer, wenn ich ein Vorwort schreiben soll, verfalle ich erstmal für Stunden in völlige Apathie. Das Gleiche passiert übrigens auch, wenn ich abwaschen muss. So türmen sich in der Küche Berge von schmutzigem Geschirr und auf meinem Schreibtisch kleine Häufchen ungeschriebener Vorworte. Manchmal habe ich dann Lust, Küche und Schreibtisch einfach wegzuschmeißen. Aber der Gedanke an die Energieleistung, die dafür nötig ist, lässt mich wiederum in völlige Apathie versinken. So vergeht die Zeit. Da ist es nicht weiter erstaunlich, dass mich dieses Vorwort immerhin anderthalb Jahre Arbeit gekostet hat, was man ihm wahrscheinlich mal wieder nicht anmerkt, dabei sieht man doch den Schweiß noch von den Buchstaben tropfen, wenn man genau hinguckt.
Vorwort Dan Richter
Wenn Sie dieses Buch in Geschenkpapier verhüllt verschenken, kann es sein, dass man Ihnen beim Abtasten des Geschenks unwillkürlich antwortet: »Ein Buch? Ah ja.« Lassen Sie sich nicht davon irritieren. Was der unbedarfte Empfänger zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt, ist, dass dieses Buch von den schönsten Schriftstellern Berlin – der »Chaussee der Enthusiasten« – in wochenlanger Friemelarbeit zusammenkomponiert wurde.
Wenn der Beschenkte dann das hierzulande übliche Geschenkpapier entfernt und auf Anhieb den wahren Wert des Geschenks erkennt, wird er es Ihnen mit ewiger Liebe und Zärtlichkeit vergelten. Für den Fall, dass Ihr zukünftiger Liebhaber Schwierigkeiten beim Entziffern von Buchstaben hat, legen wir hinten noch eine CD rein.
Vorwort Jochen Schmidt
Das Leben ist kein Pausenbrot, umso schöner, wenn man noch einmal durchatmen darf, bevor es ans Lesen geht, und dafür steht dieses Vorwort.
Nun gibt es uns sechs Jahre, und jedes Jahr werden es mehr. Sechs Jahre, das heißt auch 600 Texte für jeden. Also 3600 Texte insgesamt, aus denen wir 33 ausgewählt haben. Schon das hätte eigentlich weitere sechs Jahre gedauert, wenn man uns nur hätte machen lassen. Dass es schneller ging, beweist wieder einmal, dass Deutschland den Wettlauf mit der Zukunft noch nicht verloren hat, wenn es nur will. Zum Glück ist jetzt erst mal wieder Pause.
Vorwort Volker Strübing
Oft zerbreche ich mir tagelang den Kopf und trotzdem fällt mir keine Geschichte ein. Und jetzt, wo ich doch eigentlich ein Vorwort schreiben will, purzeln die Ideen nur so. Zum Beispiel sitzt meine Katze gerade auf meinem Schoß und schnurrt und unter dem Schreibtisch schläft der Hund meiner Freundin. Wer denkt da nicht sofort an eine Geschichte, die im Jahre 2013, also unmittelbar nach der Machtübernahme der Tiere, spielt, und in der ein junger idealistischer Anwalt (ein Fuchs natürlich) gegen seinen Willen die Verteidigung der wegen Kollaboration und Schnurren vor dem Feind angeklagten Hauskatzen übernehmen soll? Ich hoffe, meine Geschichten sind besser als meine Vorworte und deshalb will ich mich lieber schnell dem eben skizzierten Gerichtsdrama und der heimlichen Vorliebe des Anwaltes für ehemalige Käfighühner zuwenden.
Viel Spaß mit unserem Buch und besucht uns bald (wieder)!
Vorwort Stephan Zeisig
Lieber Empfänger dieses Buches,
wenn Sie dieses Buch geschenkt bekommen, ist es durchaus möglich, dass hinten die CD fehlt oder, umgekehrt, sogar das Buch. Auf Ihre Nachfrage wird Ihnen der Verschenker vermutlich erwidern, der fehlende Teil des Präsents sei bereits vergriffen. Geben Sie sich auf keinen Fall mit dieser Erklärung zufrieden. Ihr Gegenüber lügt und macht sich mit ziemlicher Sicherheit gerade daran, CD oder Buch zu vervielfältigen, um es unter der Hand gewinnbringend zu verscherbeln. So verständlich Sie sein Handeln auch finden mögen, vergessen Sie nie: Raubkopierer sind Verbrecher und gehören hinter Gitter. Raubkopien bezahlen wir alle, die Künstler, die Produzenten, die Verlage, die Bücherläden und Sie als Buchkäufer natürlich durch höhere Preise. Fordern Sie also von Ihrem Beschenker mit Nachdruck die unverzügliche Herausgabe des ausstehenden Werkes und zögern Sie nicht, ihn bei Zuwiderhandeln anzuzeigen. Erst recht ist Ihre Unnachgiebigkeit gefordert, sollte Ihr Beschenker sich erdreisten, Sie weder durch Buch noch durch CD zu beglücken. Dann erhalten Sie wahrscheinlich zum nächsten Anlass nur eine Kopie von beidem. Ziehen Sie es vor, sich diesen Ärger ganz zu ersparen, sollten Sie sich Buch und CD vielleicht gar nicht schenken lassen, sondern lieber selber kaufen.
DAN RICHTER
Daheim
Ein angenehmer Aspekt meines Lebenswandels besteht darin, tagsüber nicht in fremden Büros, auf fremden Baustellen oder in fremden Leichenhallen arbeiten zu müssen, sondern mich daheim am eigenen Schreibtisch ausbreiten zu dürfen. Kein Chef nörgelt, wenn ich beim Arbeiten esse, zwischendurch Solitär spiele oder meine Korrespondenz nackt auf dem Bett erledige.
Der Nachteil dieser Art von Arbeit besteht darin, dass es keine Sekretärin gibt, die das Telefon bedient, keine Kantine, in der für mich Nudeln gekocht werden, keinen Hausmeister, der mir die Klingler vom Leibe hält. Vielleicht sollte ich mir mal eine 1-Euro-Job-Koch-Hausmeister-Sekretärin leisten. Zurzeit ist das wegen der unverschämten Gewerkschaften leider noch nicht drin. Dabei würde ich bei den Tarifverhandlungen durchaus mit mir reden lassen. Die Angestellte hätte bei mir prima flexible Arbeitszeiten, könnte mein Telefon für Privatgespräche nutzen, und schlüge auf diese Weise die zweite Fliege mit derselben Klappe. Die Klappe heißt Telefonleitung besetzen. Die zweite Fliege sind die unangemeldeten Telefonanrufer. Auch übers Kochen ließe sich reden. Notfalls könnte sie uns auch zwei Falafel vom arabischen Imbiss bestellen. Die einzige Aufgabe, auf die ich allergrößten Wert legte, wäre das Klinglerabwimmeln. Werber, Elektriker, Umfrager, Müllmänner (auch Müllfrauen, falls dieser Berufszweig dereinst von Feministinnen der vierten Generation für sich reklamiert werden sollte). Am schlimmsten allerdings sind jedoch die Paketboten. Da ich der einzige Mieter in unserem Haus bin, der zur Austragezeit zuhause ist, muss ich sämtliche Pakete des Hauses entgegennehmen. Und falls ich doch mal nicht zuhause bin, kommt garantiert ein Paket für an. Blöd nur, dass es niemand annehmen kann und ich es am nächsten Tag bei der gefühlte vier Lichtjahre entfernt liegenden Post abholen muss.
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