Chorizo & Co - Monika von Borthwick - E-Book

Chorizo & Co E-Book

Monika von Borthwick

4,9

Beschreibung

Wurschtel ("Chorizo" oder "Spitzbube" im Spanischen) ist ein kleiner Mischlingsrüde aus einem Tierheim. Er erlebt zum ersten Mal nach Jahren die Freiheit und erfährt, wie groß und aufregend eigentlich die Welt für Zwei- und Vierbeiner sein kann. Mit seiner neuen Familie darf er den Winter im südlichen-Spanien verbringen. Darüber berichtet er in zahlreichen heiteren Briefen seinen ehemaligen Freunden zuhause. Für Hundefreunde sind diese Reiseberichte ebenso ansprechend wie für Wohnmobilreisende oder Spanienliebhaber.

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Chorizo & Co Überwintern in Spanien – einmal anders

1.

Vorwort

2.

Einleitung

3.

Monat November

– Anreise

4.

Monat Dezember

Oropesa del Mar/Marina D’Or Hinterland

5.

Monat Januar

Von Oropesa del Mar nachBenidorm durch das Hinterland

6.

Monate Februar & März

Ausflug in die ManchaPuerto de Mazarrón und UmgebungAusflug nach AndalusienZwischen Motril und Granada

7.

Monate April & Mai

Mallorquinisches IntermezzoAranjuezDas Land von Don QuijoteMadridRückkehr in den Europäischen Frühling

8.

Epilog

MoWuKnuffels?

Nach dem schmerzlichen Ableben meiner weitgereisten Hündin Wuschel kam ein neues Mitglied in unsere kleine Familie. Wurschtel wurde aus einem Tierheim aufgenommen und erlebte auf dieser Reise zum ersten Mal einen Teil der weiten Welt. Dies versetzte ihn derart in Begeisterung, dass er all den vielen Freunden zuhause von seinen Erlebnissen berichten wollte. Er verlegte sich dabei auf das Briefeschreiben. Sofern die Geschehnisse jedoch seinen Erfahrungshorizont überstiegen, schaltete sich sein Frauchen Monika hilfreich mit Ergänzungen ein.

Die zehnjährige Hündin Knuffi ertrug die vielen Auf und Ab einer langen Wohnmobilreise mit Gelassenheit. Schließlich hatte sie ihre Besitzerin bereits nach Kanada, Mexiko und in die USA begleitet. Da warf sie so schnell nichts aus der Bahn.

In seinem Tagebuch schildert Wurschtel kontinuierlich und umfassend die täglichen Erlebnisse und macht sich dabei mit dem ihm eigenen Humor seine Gedanken über das Gastland und über die Menschen, die ihm begegneten.

Monika von Borthwick gehört der älteren Generation an und lebt im kulturell reichen Oberbayern. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit betreute sie Busreisende als Reiseleiterin im europäischen Raum. Schon damals schrieb sie ihre Erlebnisse mit Land und Leute mehr oder weniger ausführlich nieder.

Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich aufs alleinige Reisen und erforschte auf eigene Faust mit ihrem neu erworbenen Wohnmobil und ihren beiden Hunden zahlreiche Gebiete in Europa und Nordamerika. Dabei hat sie die Liebe zum Erzählen entdeckt und ausführliche Berichte per Email nach Hause gesandt. In diesem Wintertagebuch über Spanien steht ihr nun der Neuling Wurschtel begeistert zur Seite.

Wurschtel war als Hundeine Katastrophe,aber als Menschunersetzlich.

(frei nach Kurt Tucholsky)

Vorwort

Spanien im Winter?

„Ist das etwas für uns?“ So fragte ich mich während der laufenden Vorbereitungen. Klar, wir alle drei gehörten nicht mehr unbedingt der jüngsten Generation an, aber jetzt schon winterlicher „Rentnerurlaub“ in Spanien?

Um dem nasskalten Winterwetter unserer Region zu entfliehen, sah ich nur diesen Ausweg. Gottseidank blieben mir von der Rücklage für das kommende Abenteuer in Nordamerika noch ein paar Notgroschen über und so entschloss ich mich, dieses Experiment zu wagen.

In meiner Begleitung befand sich ein neues Familienmitglied, welches ich nach dem Ableben meiner großen Hündin Wuschel im vergangenen Jahr das erste Mal auf eine derartig lange Reise mitnahm.

Wurschtel ist ein mittelgroßer Rüde, welcher jahrelang in einem Tierheim hin und her geschoben wurde, nie ein permanentes Zuhause hatte. Er dankt diese Liebe zu ihm mit intensiver Aufmerksamkeit und Zuneigung. Sein Temperament und seine Kontaktfreudigkeit müssen manches Mal noch in Bahnen gelenkt werden. Das kann mitunter anstrengend sein.

Er verlieh dem vorliegenden Buch seinen Titel: „Chorizo“ ist eine bestimmte spanische Wurstsorte und bedeutet ebenfalls „Frechdachs“ im übertragenen Sinn.

Knuffi ist eine ruhige und anhängliche Dame, welche das Reisen mit mir seit zehn Jahren gewöhnt ist. Sie kann so leicht nichts mehr erschüttern. Den Jagdinstinkt hat sie von ihrer Mutter geerbt, den Eigensinn vom Vater.

Für diese Langzeitreise kalkulierte ich etwa fünf Monate ein. Portugal war mir im vergangenen Jahr um diese Zeit zu nass gewesen. Deshalb nahm ich mir Spaniens Küste vor. Wie weit es uns in den Süden trieb sollte das Schicksal entscheiden.

Ein unentbehrlicher Ratgeber und Begleiter, sowie Basis meiner Erkundungen waren mir auf dieser langen Reise der eine oder andere kompakte Führer aus dem WOMO-Verlag, Mittelsdorf und das meist allgegenwärtige Internet.

Zur geografischen Veranschaulichung wählte ich den frei nutzbaren „MapCreator 2“ aus dem Netz.

Das vorliegende Tagebuch ersetzt keinen offiziellen Reiseführer. Es ist vielmehr gedacht als Anregung, selbst mit offenen Augen und Herzen zu reisen und sich damit kleine und große Begegnungen zu erschließen. Eine große Rolle als zwischenmenschlicher Katalysator spielten stets meine freundlichen und aufgeweckten Hunde.

Oberbayern, im Herbst 2015

Monika von Borthwick

Wurschtel und Knuffi

Wuschelmobil

Einleitung Lernt mich kennen …!

Eine neue Familie

Hurra! Ich habe wieder eine Familie! Seit heute darf ich bei den Mo(Wu)Knuffels leben! Ich heiße zwar Lucky, doch hege ich schwer den Verdacht, dass mir mein neues Frauchen demnächst einen anderen Namen mit Wu… verpassen wird. Sonst müsste der „Familienname“ geändert werden! Macht aber nichts, wenn ich mich trotzdem bei ihr wohlfühle …

Ich bin ein Rüde in den besten Jahren (8 Lenze) – aus Schicksalsgründen kariert – nein kastriert – und passe deshalb hervorragend zu meiner neuen „Schwester“ Knuffi (7 Lenze). Sie ist zwar im Augenblick noch ein wenig zickig – wie Frauen manchmal sind! – doch ich bringe eine riesen Portion Geduld mit in diesen chaotischen Haushalt.

Obwohl ich ein einfühlsamer und ruhiger Begleiter bin, landete ich bereits zum zweiten Mal in einem Tierheim, weil niemand so richtig Zeit für mich hatte. Nun hoffe ich, dass mir mein jetziger Name doch noch Glück bringen wird. Ich freue mich auf lange Spaziergänge mit den beiden neuen Freundinnen und werde sicher eine Menge von der weiten Welt sehen. Natürlich muss ich auf mein ungewöhnliches Frauchen aufpassen. Deshalb liege ich schon jetzt immer in ihrer Nähe und begleite sie auf Schritt und Tritt. Nur die Küche und das Bad sind leider für mich tabu! … und ins Bett darf ich auch (noch) nicht!

Ich glaube, die nächste Zeit wird für uns alle drei ganz schön spannend, bis sich jeder an den anderen gewöhnt hat. Ich fahre zwar sehr gerne mit dem Auto, doch das Wohnmobil war für mich heute schon sehr gewöhnungsbedürftig. In einem Monat geht es zusammen in den ersten gemeinsamen Probe-Urlaub an den Hopfensee.

Wuschel, meine Vorgängerin, werde ich nicht ersetzen können. Sie war viel, viel größer als ich und hat mein neues Frauchen durch dick und dünn begleitet. Dafür habe ich eine andere ausgeprägte Persönlichkeit, bin sehr wachsam und versprühe eine Menge Charme. Wer außer „Spitz“ noch zu meiner Mischung beigetragen hat, weiß ich leider nicht. Macht das was?

Ich habe bereits schnell gelernt, mit Knuffi im Duett zu bellen. Dabei übernimmt meine neue Schwester den Sopran und ich wechsle zwischen Bass, Bariton und undefinierbarem Husten … Es klingt furchterregend!

Probe-Urlaub

Zum ersten Mal in meinem Leben durfte, sollte, musste, konnte ich mit einem Wohnmobil fahren. Das war zu Beginn alles andere als erfreulich, weil meine neue Lebensgefährtin bereits den Beifahrersitz als Copilot in Beschlag nahm. „Gewohnheitsrecht“ ließ sie verlauten und knurrte mich dementsprechend an. Also hatte ich Wuschels ehemaligen Platz unter dem Tisch einzunehmen. Das gefiel mir überhaupt nicht, denn als neugieriger und weltaufgeschlossener Hund wollte ich nun wirklich alles mitbekommen! Außerdem war ich noch nie mit einem Dreipunktgurt in meinen Bewegungen eingeschränkt. So hechelte, strampelte und japste ich die ganze Zeit, bis es meiner neuen Chefin scheinbar zu viel wurde. Sie musste sich ja schließlich auf den Verkehr konzentrieren. Kurzerhand erklärte sie mich zum „Notfall“ und verabreichte mir mit viel Wurst eine pflanzliche Hundepille. Plötzlich begriff ich: Auf dem Fußboden ließ sich prima und ungestört pennen! Die Arbeit machten die anderen …

Der Campingplatz war super! Wir hatten einen schönen schattigen Platz, weitab von nervigen Menschen, ganz für uns alleine. Scheinbar traute mir meine neue Lady kein Benehmen zu und hielt uns lieber isoliert. Zu Beginn war das ja auch gerechtfertigt. Doch ich lernte schnell und gründlich. Meiner Chefin merkte man an, dass sie früher Kinder dressiert hatte. Nun war ich an der Reihe! Ganz schön konsequent.

Zum Ausgleich für meine Bemühungen hat sie mir ein wunderschönes Plätzchen hergerichtet, wo ich bei parkender Hundehütte alles überblicken kann. Es ist in Kühlschranknähe und am Küchenherd. Da kommen alle leckeren Gerüche an meiner Nase vorbeigeweht, die mir ständig das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Monika meint zwar, ich sei verfressen, doch bin ich kein Gourmand, sondern ein Gourmet, allerdings einer mit unendlich vielen Vorlieben.

Spazierengehen klappt bereits hervorragend. Knuffi steckt mit mir gemeinsam die Nase in unsere Zeitung „Natur“, rennt mit mir parallel an der Leine und pinkelt bereits über meine Markierungspunkte. (dominantes Frauengebaren!) Zwei neue Kommandos habe ich bereits begriffen: „Langsam!“ – dann stoppt die Leine abrupt und „Warten“ – das mache ich Knuffi nach und trete auf die Bremse. Nun ja, mein neues Frauchen ist auch nicht mehr die Jüngste, läuft nur auf zwei Pfoten und muss ein wenig auf ihren Herzkasperl aufpassen. Da habe ich einfach Geduld aufzubringen und zu gehorchen. Das Tolle aber ist, dass wir jeden Tag mindestens zwei Stunden unterwegs sind und bei Lernerfolg die Leckerlis nie ausgehen …

Wundert euch nicht, wenn ihr irgendwann einmal den Namen „Wurschtel“ zu lesen bekommt! … und versucht gleich gar nicht, ihn der Schöpferin ausreden zu wollen! Das hat auch niemand bei „Wuschel“ und „Knuffi“ geschafft! Darin ist sie Individualistin und sehr eigen. Aber sie hat endlich ihren Namen mit „Wu …“. Ich werde ihr jedenfalls in naher Zukunft den Gefallen tun, doch „Lucky“ ist und bleibt mein Geburtsname. Schließlich schleppe ich ihn schon acht Jahre mit mir herum, auch wenn er mir bis heute kein „Glück“ gebracht hat. Wurschtel beinhaltet immerhin etwas Essbares … – was wiederum hervorragend zu meinem Appetit passt.

Ich weiß, dass ich ausgesprochen fotogen bin, besonders, wenn ich meinen Kopf etwas neckisch zur Seite halte. Ich bin mit meiner neuen Frau Knuffi ganz zufrieden und handhabe es wie König Drosselbart: Irgendwie treibe ich ihr die restlichen Flausen mit der Zeit aus und wir werden sicher gute Kumpels werden. Immerhin kann ich viel von ihr lernen, denn im Heim und bei den anderen kurzfristigen Herren habe ich nicht viel Etikette mitbekommen. Scheinbar springt man Leute nicht an – auch wenn man sich noch so riesig freut, oder hopst ungeniert über Tische und Bänke. Da werde ich mein Temperament wohl etwas zügeln müssen … Eines habe ich mit meiner neuen Freundin gemein: Ich hasse Gewitter genau wie sie und suche mir die hinterste Ecke im WoMo zum Verstecken.

Euer Lucky, der Glückliche,

Euer Wurschtel, der Verfressene

Eingewöhnung

Hallo, meine lieben MoWuKnuffel-Fans!

Ich muss euch einfach von meinen neuen Abenteuern berichten, weil ich so tierisch stolz auf meine Erfolge bin. Leider kann ich keine Bilder von unserer letzten Womo-Tour mitschicken, da Frauchen ständig beide Hände voll zu tun hatte, Knuffi und mich beim Spazierengehen in unserer Abenteuerlust zu bremsen. Wir beide sind jetzt schon ein vollwertiges Team geworden, nur spielen will die „Grande Dame“ noch nicht so recht mit mir. Jedoch das Rennen um die Wette klappt schon ganz gut, besonders wenn als Ziel der Futternapf winkt.

Meine neue Freundin ist eine richtige Wasserratte. Wo sie ein kühles Nass entdeckt, hängt sie ihr apartes Bäuchlein rein und schüttelt sich dann so kräftig, dass die Dusche auch noch für mich ausreichend ist. Ich halte es mehr mit der vornehmen Zurückhaltung: maximal rechte Pfote und dann ein kleiner Schluck aus der Pulle … Das hat zu reichen! Die Pfoten werden dann im Bett sauber!

Am Montag durfte ich das erste Mal ohne Leine fetzen. Leute, das war ein Gefühl! Aus Dankbarkeit kam ich auch immer ganz schnell angedüst, wenn Frauchen mich beim Namen rief. Könnte ja sein, dass dabei ein Leckerli aus ihrer Hosentasche hopste. Ich habe bereits gelernt, auf beide Namen zu reagieren. Dabei hat sich herausgestellt, dass ich immer der „Wurschtel“ bin, wenn ich was toll gemacht habe, bei „Lucky“ ist mein Lernerfolg etwas bescheidener ausgefallen oder lässt zu wünschen übrig. Eine ganz hinterhältige Methode! Muss sie wohl in der Schule gelernt haben …

Das Wohnmobil – kurz WoMo – akzeptiere ich seit unserer letzten Reise als Zweitwohnsitz. Das heißt, nach einem anfänglichen Indianertanz von etwa fünf Minuten und ein paar scharfen Blicken meiner Chefin lege ich mich ruhig auf den Boden und genieße das sanfte Schaukeln. Keine Bachblütendrops sind mehr nötig, wie beim ersten Mal. Ab und zu suche ich mir auch einen hübschen Aussichtsplatz auf meinem eigenen Sitz.

Das ist jedoch nicht ganz ungefährlich, denn wenn Frauchen eine Kurve zu flink nimmt, haut es mich auf die Schnauze und ich lande trotz Sicherheitsgurt auf dem Teppich. Alles muss gelernt sein!

Damit sie mich auch wirklich nicht vergisst, strecke ich von Zeit zu Zeit zum Kraulen meinen Lockenkopf (ohne Locken!) zwischen die beiden Vordersitze. Das hat sie bereits gut kapiert und ich liebe ihre Hände zwischen meinen Ohren. Oh, da kommt Liebe auf! Wenn sie mich noch wegen meines guten Benehmens lobt, ist die Welt für mich absolut in Ordnung und ich ziehe mich auf meinen Stammplatz für die nächste Viertelstunde zurück. Bis zur nächsten scharfen Kurve!

Veränderungen

Liebe Lucky-Wurschtel-Fans!

Im Augenblick habe ich mein Outfit total verändert. Mein Frauchen hat sich eingebildet, mir einen Sommeranzug verpassen zu müssen, nicht von der Stange, sondern maßgeschneidert. Diesmal musste ich ihr allerdings Recht geben, denn der leichte Pelz ist wirklich komfortabler als die schmucke Haartracht bei der Hitze.

Doch ihr könnt euch das Drama nicht vorstellen, bis ich soweit war. Gott sei Dank findet diese Prozedur nur alle vier Monate statt. Ein Zappelphilipp war eine Schlafmütze im Gegensatz zu mir. Die beiden Damen beim Frisör hatten mich jedoch gut im Griff, obwohl ich versuchte, den Wüstling herauszukehren Dann wurde ich auch noch gebadet! Wo doch jeder weiß, dass wir aus der Spitzfamilie äußerst allergisch auf jeden Wassertropfen reagieren. Letztendlich habe ich auch den heißen Wüstenwind überstanden und landete trocken hinter den Ohren wieder auf dem Seziertisch. Der Pediküre hätte es eigentlich nicht mehr bedurft, ich fand mich schon unwiderstehlich genug mit meinen großen und aufmerksamen Lauschern. Man kann auch jetzt wieder erkennen, dass ich ein gelehriger Hund bin. Die Brille auf meiner Nase und bis hinter zu meinen Ohren kommt nun richtig gut zur Geltung!

Ob ich es wohl je lernen werde, meine Ängstlichkeit zu überwinden und mein Maul zu halten? Da hat Frauchen noch ein gehöriges Stückchen Arbeit vor sich. Zeitweise scheint sie ganz hübsch genervt zu sein. Sorry! Ich versuche das allerdings mit vielen Schmeicheleien und treuherzigen Blicken am Abend zu kompensieren. Dann schmilzt ihr Ärger wie Wachs und ich darf weiterhin auf Leckerli hoffen.

Erziehungsversuche

Irgendwie musste ich doch die letzten Tage meinem Frauchen mit meinem Beschützerinstinkt auf die Nerven gegangen sein. Sorry! Ich meine es immer nur gut mit meinen Abwehrattacken. Schließlich bin ich der einzige Herr im Haus und muss meine Damen vor etwaigen Gefahren beschützen. Das kommt dann soweit, dass meine Stimmbänder sogar reagieren, wenn irgendwo in Moskau ein Radl umfällt oder ein Angreifer in drei Kilometer Entfernung hustet. Sobald mir dann auch noch Knuffi hilfreich zur Seite steht …!

Kurz entschlossen griff nun mein Frauchen zum Telefonhörer und quasselte etwas von Schule und „schwer erziehbar“. Damit meinte sie hoffentlich nicht mich. Aber es sagte mir ja früher auch niemand, wie ich mich richtig verhalten soll. Das habe ich mir bis jetzt alles selbst ausgedacht und beigebracht – scheinbar nicht immer ganz korrekt.

Vor der Einschulung hoffte ich wie bei den Zweibeinern wenigsten auf eine Schultüte mit leckerem Inhalt. Doch ich bekam leider nur eine vier Meter lange Leine, die manchmal unangenehm ruckelte, wenn ich mich abseilen wollte. Immer wieder musste ich meinem Frauchen hinterhertrotten, denn sobald ich meine eigenen Wege gehen wollte, machte sie blöderweise kehrt und ich mit dazu.

Wenn mir die ganze Umkehrerei zu bunt wird, werde ich mir wohl angewöhnen müssen, näher bei ihr Fuß zu gehen. Mal sehen, wer den größeren Dickschädel und den längeren Atem hat. Immerhin gehöre ich zur Familie der Spitze … siehe Witwe Bolte! Ich fürchte, das kann ich nicht lange durchhalten, denn schon nach 10 Minuten lässt meine Willensstärke enorm nach. Knuffi macht das zwar noch nicht perfekt, aber dennoch ganz gekonnt. Vielleicht sollte ich mir bei ihr ab und zu etwas abschauen!

Irgendwie habe ich an diesem ersten Abend ein wenig begriffen, dass nicht alle Vierbeiner Feinde sind und nicht alle Zweibeiner angekläfft werden müssen. Am Ende der Vorstellung war ich recht friedlich und konnte sogar mit dem großen Hund der Lehrerin ohne Angst flirten. Jetzt lasse ich mich von den kommenden Schultagen überraschen. Am Samstag geht immer die ganze Meute spazieren und dann gemeinsam in einen Biergarten! Das wird aufregend! Später mal soll ich sogar mit in den Zoo, in die Innenstadt oder in eine Großmarkthalle. Im Augenblick kann ich mir das zwar noch nicht vorstellen, so viele Beine auf Augenhöhe. Da bekomme ich schon beim bloßen Drandenken Angstneurosen und ein komisches Kratzen in der Kehle. Kommt Schule, kommt Benehmen oder gewöhnlicher: Kommt Zeit, kommt Rat!

Lernerfolge

Wo soll ich nur anfangen? Vielleicht mit meinen Erlebnissen in der Schule? Mit meinen Lernfortschritten? Ok! Dann kann ich euch erst einmal berichten, dass mir das Bellen am Zaun fast gar keinen Spaß mehr macht. Ich muss mich auch nicht mehr sonderlich aufregen, wenn irgendwo ein Auto in unsere Straße einbiegt oder ein zweibeiniger Besuch in der Nähe auftaucht. Wenn ich nicht auf meine Chefin hören will oder kann, kommt urplötzlich von irgendwo her ein blöder „Scheppersocken“ geflogen und hindert mich an der Fortsetzung meiner hektischen Warnungen. Da suche ich dann lieber Zuflucht bei meiner Beschützerin. Dort gibt es wenigstens tröstende Streicheleinheiten. In der Zwischenzeit habe ich sogar das simple Geräusch dieser UFOs mehr als dick!

Das Laufen an der Leine gelingt mir ab und zu auch schon gut. Leider lenken mich die vielen Gerüche rundherum und meine aktiven Kumpels (sprich: „Alleskönner“) in der Klasse immer wieder enorm ab, mich auf meine Mama zu konzentrieren. Es ist wie in der Menschenschule: Man muss sich erst mühsam die Buchstaben zusammenklauben, um später mal richtig tolle Geschichten (vom Wurschtel zum Beispiel!) lesen zu können. Verdammt anstrengend und manchmal etwas frustrierend!

Für meine Bemühungen habe ich eine tolle Lederleine bekommen, die allerdings manchmal etwas laut schnalzt, wenn ich wieder eigene Wege gehen will. Da ist eine Kehrtwendung und Rückbesinnung auf den Lehrstoff am besten geeignet. Dieses ständige Konzentrieren auf die Zweibeiner ist vielleicht anstrengend, sage ich euch! Nach einer Schulstunde bin ich fix und fertig und penne erschlagen auf meiner Bank im WoMo. Knuffi hat es da leichter. Sie kennt Monika bereits seit sieben Jahren und weiß, wie der Hase läuft … (oder das Reh springt und die Maus wuselt!). Sie tröstet mich dann und motiviert mich, nicht aufzugeben. Na, hoffentlich! Jedenfalls habe ich in der Regel 3x die Woche diesen Stress. Bin ich vielleicht froh, wenn der Urlaub bald kommt!

Ganz toll sind unsere Spaziergänge am Samstag. Da sind wir mit der ganzen Meute unterwegs. Inzwischen habe ich sogar gelernt, mich zwischen all den Klassenkameraden zu bewegen, ohne in jedem einzelnen einen potentiellen Feind zu wittern.

Freunde! Dies wird wahrscheinlich der letzte Brief aus dem kalten und nebeligen Bayern sein. Wir gehen „on tour“. Keine Ahnung, wo Spanien liegt! Bin schon froh, wenn ich mein Dorf und seine Umgebung kenne. Was ist ein Meer? Ich kenne nur Pfützen und Gumpen! Wie bellt man auf Spanisch? Bin als Heimkind noch nie lange verreist. Aber Monika ist das kalte Wetter leid und will im Winter in die Wärme. Kann ich gut verstehen! Mitte November soll es losgehen – sofern ihre „Pumpe“ mitspielt und die Doktores ihr in München grünes Licht geben. Das dürfte aber kein Problem sein, denn wer sich im amerikanischen Line Dance jeden Sonntag übt, Wassergymnastik betreibt, am Seniorenschwimmen teilnimmt, sich an einer „Herzkasperlgruppe“ beteiligt, ein Fitness Studio (lustlos) besucht und jeden Tag mehr als eine Stunde mit uns durch die Gegend tigert, kann gar nicht so schlecht drauf sein! Deshalb sage ich schon mal: „Hasta la vista! Adiós! Todo lo mejor!“

Monat November – Anreise

On the Road again

Wurschtels 1. Brief

Endlich! Mit Hängen und Würgen hatte Frauchen es geschafft, uns alle zur Mittagszeit im Wohnmobil zu verstauen. Besonders glücklich sah sie allerdings nicht aus. Das lag wahrscheinlich daran, dass unsere kaputte Rückleuchte nicht mehr rechtzeitig geliefert worden war. (Zwei Wochen Wartezeit! – Wo gibt es so etwas?) Das dauerte ihr zu lange, auch wegen des zu erwartenden Schnees. So musste der Automechaniker die kaputte Chose notdürftig überkleben und bombensicher verpflastern. Sieht nun gar nicht so übel aus und hält unter Umständen sogar, bis wir nach Hause kommen! Ansonsten werden wir versuchen, die kaputte Laterne in Frankreich richten zu lassen. Immerhin ist dies das Heimatland unserer rollenden Hundehütte „Rapido“.

Was? Warum? Habe ich euch nicht erzählt, dass uns kurz vor Abreise, letzten Donnerstag, so ein Idiot hinten aufgebrummt ist? (Anmerkung der Redaktion: Hier irrt der Briefeschreiber! Das Malheur passierte beim Rückwärtssetzen der Fahrerin … Hört sich aber besser an!)

Die gesamte Fahrtstrecke war es schrecklich neblig und jede Menge Lastwagen waren Richtung Karlsruhe unterwegs. Frauchen fuhr äußerst zahm und beachtete alle Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wir durften den Ordnungshütern nicht auffallen mit unserem geringfügig erhöhten Gesamtvolumen. Wenigstens bis zu unseren europäischen Nachbarn wollten wir es schaffen. Ich denke, in Frankreich sind sie nicht so pingelig und in Spanien schon gleich gar nicht! Also machte ich es mir auf meiner Rückbank bequem und pennte eine erste Runde bei leichten Schaukelbewegungen.

Knuffi bekam wie üblich ihren Beifahrersitz als angeblicher Copilot. Das konnte ich mit meinem kleinen Hundegehirn nicht begreifen, denn sie war nicht befähigt, Kartenlesen zu lesen, noch das Radio zu bedienen. Dafür nahm sie das Recht der „Erstgeborenen“ in Anspruch. Ich würde auch gerne die bessere Aussicht genießen. Sie schläft sowieso die meiste Zeit.

Frauchen hatte sich einen günstigen Stellplatz in Offenburg bei einem Campinghändler ausgesucht. Vollkommen gratis, sogar mit Strom. Das konnte uns nur Recht sein, denn am Abend wurde es bitter kalt und das kleine Heizöfchen schworen wir auf Dauerbetrieb ein. Wir mussten sparsam mit unserem Gas umgehen. Unser Vorrat hatte sechs Monate zu halten, wurde deshalb nur in Notfällen angezapft. Das Licht war schnell gelöscht, denn unsere Chefin war seit sechs Uhr morgens fleißig gewesen mit Wohnung präparieren und fahren.

Ab jetzt konnten die Ferien beginnen, beziehungsweise unser Spanienabenteuer starten. Bin schon ganz aufgeregt! Meine erste lange Auslandsreise …! Bis morgen!

Wurschtels 2. Brief

Nach einer kühlen Nacht mit roter Nase und Wollsocken (Nein! – Nicht für mich!) waren wir alle frühzeitig aufgewacht – trotz sanfter Elektroheizung! Mit dem Spazierengehen und der Morgentoilette in der Industriesiedlung war es nicht weit her. Doch ich fand zusammen mit Knuffi ein Fleckchen, wo ich meine Marke absetzen konnte.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es über schmale Straßen und kostenfreien Autobahnen vorbei an Mühlhausen ins Nachbarland Frankreich. In Belfort mussten wir notgedrungen auf der Autobahn bleiben, da die Landstraße nur bis 3,5 t zugelassen war. Wie schon erwähnt: Wir hatten geringfügig mehr geladen! Das war kostenmäßig nicht tragisch, denn wir durften bald von der Schnellstraße abzweigen und bummelten durch die Vogesen nach Baumes-les-Dames.

Dort hatte man einen hübschen Stellplatz für uns WoMos mit viel Grün am Hafen angelegt und finanziell lag er im Rahmen (8,00 € mit Strom und voller Entsorgung). Baumes ist eine hübsche alte Kleinstadt im Tal des Flüsschens Doub, mit ein paar alten Gemäuern, allerdings etwas schattig durch die hohen Felsen rings herum. Da wir bereits am Frühnachmittag ankamen, machten wir es uns gemütlich und gingen endlich mal wieder länger spazieren. Dabei merkte ich, dass es in Frankreich ebenfalls interessante Maulwurfshügel gibt.

Zusammenfassung

Wurschtels 3. Brief

Hi, Freunde! Es gibt jetzt einen gewaltigen Zeit- und Entfernungssprung! Wir grüßen im Augenblick aus der Umgebung von Perpignan, Latour bas Elne, bereits nahe der spanischen Grenze. Hier haben wir einen günstigen Stellplatz für zehn Euro entdeckt, der sogar über WiFi und Strom verfügt. Da konnte man nicht meckern! Außerdem brauchten wir nach langer Zeit wieder einmal Kultur … Deshalb kann ich etwas mehr berichten, denn ansonsten waren wir auf Energie-Notstand für unseren „Schlepptop“ gesetzt. Wir haben unterwegs zwar immer kostenlos, doch ohne Strom übernachtet.

Tolle Leistung: In den vergangenen Tagen sind wir nahezu 1450 Kilometer geradelt (nicht strampelnder Weise wie B&R!), haben nur einmal 8,00 € Stellplatzgebühr und 4,30 € Autobahngebühr geblecht. Alles andere ging gratis, dank dem Stellplatzführer von Reisemobil und einem tollen Navigationsgerät. Natürlich war es zeitaufwändiger, die französischen Nationalstraßen mit ihren Kreiseln zu fahren und so schafften wir am Tag kaum mehr als zweihundert Kilometer. Auch waren manche Orte ausgesprochen eng, besonders diese kleinen beschaulichen Weindörfer an der Rhône.

Frauchen kam vor neun Uhr kaum in die Gänge, auch wenn sie um sieben Uhr aus den Federn krabbelte. Um vier Uhr war es in dieser Jahreszeit fast wieder dunkel!

Nervig waren tatsächlich die vielen Kreisverkehre und Straßenschwellen. Mir wurde zeitweise ganz schummrig von dem vielen Rundherum und Hoppla-Hopp! Doch ich habe nun eine gute Technik entwickelt, mich auf meinem Sitz festzukrallen und nicht mehr ständig mit der Nase voran den Fußboden zu berühren. Zur Not flegelte ich mich auch mal auf den Teppich!

Einmal mussten wir auf 1200 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter, um von St. Etienne nach Lyon zu gelangen. Das war nicht vorgesehen. Wir hatten allerdings mit dem Wetter Glück, denn sonst wären Schneeketten empfohlen gewesen.

Eigentlich gibt es von unserer Anfahrt nicht viel zu berichten. Ihr interessiert euch ja mehr für Spanien. Da schreibe ich natürlich ausführlicher.

Heute hat Frauchen einen Putztag eingelegt, denn nach einer guten Woche sah es aus wie bei „Hempels unterm Bett“!

Gut, dass wir einen neuen Heizofen unser Eigen nannten, denn in den nächsten Tagen würde es laut Wetterbericht merklich kühler werden. Unser alter „Blasebalg“ hatte in Tournon den Geist aufgegeben. Das Thermometer würde jedoch nicht unter null Grad wandern, wie in Deutschland vorhergesagt.

Möglich, dass wir uns ein wenig länger hier die Zeit vertreiben, denn Frauchen wollte versuchen, ein neues Rücklicht zu ergattern. Sollte dies dauern, könnten wir uns die Zeit am Meer vertreiben und zum Schlafen an diese nette Gastlichkeit zurückkommen. Daher ist es durchaus denkbar, dass Ihr noch einmal aus dieser Ecke Frankreichs von uns hört.

An drei Leute soll ich von Monika einen besonders schönen Gruß ausrichten: Die molligen Socken von Hilde sind bereits „arktiserprobt“ und lieferten manch warmen Fuß, die leckere Zwiebelwurst von Ruth hat uns über einige hungrige Momente hinweggeholfen. Natürlich ist der Schutzengel von Frau Ulrich auch nicht untätig gewesen - blieb nie aus auf solch einer langen Reise! Wir wollten ihn allerdings nicht überfordern …

Besonders Frauchen genoss es, wieder auf Achse zu sein. Sie braucht für ihr Wohlbefinden wahrscheinlich diese täglichen kleinen Adrenalinstöße auf der Fahrt nach Unbekannt. Na, sollte sie sie haben! Dann schlief sie wenigstens gut! Knuffi und mir genügte ihre permanente Anwesenheit und wir freuten uns täglich, als bayrisches Dreigestirn auftreten zu können!

Jetzt muss ich allerdings gleich ein wenig lästig werden, damit klar wird, dass mein Magen eine gewisse quälende Leere aufweist. Adieu, Freunde! Euer Wurschtel mit Anhang

Zwis chenintermezzo (1)

von Frauchen Monika:

Liebe Wurschtel-Fan-Gemeinde!

Heute melde ich mich selbst zu Wort, da Wurschtel das vergangene Tagesgeschehen aus seiner Sicht wahrscheinlich nicht richtig mitbekommen hat!

Unser heutiger Versuch, das kaputte Rücklicht zu ersetzen, ging zweimal in die Hose. Die Werkstatt bei „Rapido“ in Perpignan hatte erst wieder einen freien Termin Mitte Januar (!) und die Ersatzwerkstatt stellte mir einen Liefertermin bis zu zehn Tagen in Aussicht! Nein! Danke! So lange wollte ich nicht warten. Ich beabsichtigte, endlich in die Wärme zu kommen! Freunde hatten mir aus Sevilla geschrieben und dabei von hitzigen zwanzig Grad erzählt ….

Heute Morgen lag auf dem Grenzgebirge dichter Schnee und im Flachland hatte es die Nacht über geschüttet. Da riskierte ich lieber die Fahrt nach Spanien. Ab jetzt waren die Etappen relativ kurz und die Aufenthalte angenehm lang. Das Gröbste hatten wir hinter uns.

Deshalb entschloss ich mich kurzerhand, den vorhergehenden Stellplatz nicht mehr anzufahren – auch deshalb, weil Latour bas Elne so verflixt eng war und ich bei der Wegfahrt ein Verkehrsschild geküsst hatte – sondern mich gleich nach Spanien zu orientieren.

Allerdings strich ich wegen der Wetterverhältnisse und meiner angekratzten Nerven (Werkstattsuche!) die kurvenreiche „Corniche de Côte de Vermeille“ (mit zwei Sternchen im Führer) und tuckerte die fünfundsechzig Kilometer zum nächsten Ziel auf der Landstraße durch das Landesinnere.

Das Auffinden des auserkorenen Stellplatzes auf spanischer Seite (Information Reisemobilatlas) war ein Abenteuer für sich.

Bis Fortià brachte mich mein GPS anstandslos. Dann jedoch musste ich mich nach der Schilderung im Atlas richten, da es über Feldwege ging.

In der Beschreibung hörte es sich nicht besonders aufregend an:“… ca. 0,2km nach Ortsende (welches?) links in den Feldweg Cami de Siurana (Straßenschild natürlich nicht vorhanden und Schotterstraße mit Schlaglöchern durchwachsen – Bauchgefühl schickte mich nach rechts!), etwa ein Kilometer bis zu einer kleinen Häuseransiedlung, erster Weg links bis zum Ende, dort rechts, erste Einfahrt links (…was ich natürlich überlesen hatte und fast in einem Olivenhain landete!)“.

Irgendwann sah ich einen jüngeren Herrn im Rückspiegel mit den Armen fuchteln und mir Zeichen geben. So fuhr ich die Dreckstraße langsam schaukelnd rückwärts und schwenkte in die Toreinfahrt ein. Wir waren am (sehr freundlichen) A…. der Welt gelandet, in einer absolut naturbelassenen Umgebung, in einem Landschaftsschutzgebiet Kataloniens … und die einzigen Gäste.

Warum nicht zivilisierter? So wird sich der Leser/die Leserin fragen. Ganz einfach: Zwischen Barcelona und Perpignan gibt es zu dieser Jahreszeit nichts Kostengünstiges zum Halten und Übernachten! Natürlich, etliche Campingplätze hatten geöffnet, doch wir wollten vorerst sparen. Nicht einmal Finis Abschiedsgeschenk „españa discovery“ (Für nicht Eingeweihte: Stellplätze für eine Nacht auf ausgesuchten Weingütern) gab etwas Brauchbares her!

Die Campingplätze waren Anfang November dicht und so etwas wie Stellplätze gab es in Spanien nur vereinzelt. Dies war meine einzige Chance. … und eigentlich hätte dieser Stellplatz ebenfalls geschlossen sein sollen, denn die Gemeinde von Fortià duldete dieses Unternehmen – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr. Lag es an der Nationalität der Betreiber (Engländer und Deutsche), an der konservativen Einstellung der Katalanen? Nun öffnete der Besitzer den Platz einfach für „Freunde“! So ging es auch!

Meine beiden Begleiter konnten das gesamte Terrain ohne Leine erkunden. Das war allemal so aufregend für sie, wie für mich das Auffinden unserer Schlafstelle.

Draußen pfeift der Wind im Augenblick – 19.04 Uhr – ganz gehörig und das WoMo schaukelt trotz Schutzmauer um das Grundstück wie ein Wüstenschiff. Ich bin hundemüde und werde mich bald in mein Bett verkrümeln. Wurschtel hat heute übrigens seine ersten Erfahrungen mit dem Meer gemacht. Das wird er aber selbst berichten!

Badefreuden

Wurschtels 4. Brief

Hallo, hallo, Freunde, da bin ich wieder!

Tja! Das mit der salzigen Wasserpfütze gestern in Angelès-Sur-Mer war eine Sache für sich! So einen riesigen See habe ich mir meiner Lebtag nicht vorstellen können. Wie auch, als schwäbisch-bayrisches Heimkind von Höchstädt/Donau? Ich war tief beeindruckt und näherte mich dem Geschehen sehr vorsichtig und misstrauisch.

Upps! Da schwappte was über! Lieber den Rückwärtsgang eingelegt, möglichst in Bauchlage und auf allen Vieren! Frauchen nannte das Wulle, Walle, Welle oder so ähnlich. In meinen Ohren klang das alles gleich.

Beim zweiten Versuch wagte ich mich etwas zu mutig vor und schon bekam ich unerwartet nasse Pfoten! Diesmal erfolgte der Rückzug mit einer flinken Drehung! Nein! Danke! Ich hasse Wasser in meinem Pelz an sich und dann noch kalt überschäumend …

Da schnupperte ich lieber im feinen Sandstrand. Dort gab es viele neue Gerüche und Aromen für mich zu entdecken. Im Gegensatz zu mir benetzte Knuffi ihr adrettes Bäuchlein in den Fluten und schüttelte sich vor Wonne am Strand. Na ja! Jedem das seine! Vielleicht helfe ich ihr demnächst beim Graben und Buddeln! Mal sehen! Gestern zeigte ich keine rechte Lust!

Der nächtliche Wind hatte sich bis zum Morgen nicht gelegt und pfiff uns bei der ersten Toilettenrunde auf dem Freigelände um die Ohren. Knuffi spielte „fliegender Robert“ mit ihren langen Lauscher und mir stellte es die Federn – pardon: das Fell – gegen den Strich auf! Gut, dass wir fest an der Leine waren. Womöglich wären wir unserer Hundehütte vorausgeflogen.

Leider kamen wir nicht pünktlich – im wahrsten Sinne des Wortes – vom Acker, denn unser Gastgeber war nicht wach zu kriegen, um uns das Tor zu öffnen. Mehrmaliges, andauerndes Hupen, verstärkt durch mein intensives Gejaule, ließ ihn etwas zerknittert erscheinen und uns den Weg freigeben. Ein wenig „verhundelt“, nein „verkatert“, schaute er dabei aus der Wäsche. Adios, amigo!

Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse, des Regens und des Sturms ließ Frauchen einige Euros springen und wir gönnten uns die gebührenpflichtige Autobahn AP 7 von Figueres nach Tarragona, etwa 225 Kilometer.

Typisch für meine Lady: An der Mautstelle verursachte sie zu früher Morgenstunde bereits einen Stau. Warum? Na, sie traf das richtige Loch nicht. Wer kannte sich schon in einem fremden Land mit all den komischen Zeichen, Zufahrten und Systemen aus? Sie fuchtelte mit den Armen und setzte die Warnblinker für den Rückwärtsgang. Aber glaubt ja nicht, dass einer hinter uns kapierte, dass wir den Rückzug antreten wollten. Man veranstaltete zwar ein Hupkonzert, bewegte sein Gefährt allerdings nicht von der Stelle. Da wir nicht fliegen konnten oder uns in Luft auflösen, kam endlich ein Verantwortlicher, brachte uns ein Ticket für die Weiterfahrt und öffnete manuell die Schranke. Ok! Bei der nächsten Barriere werden wir uns an einen dortigen Zuhälter wenden. Nein, ich glaube das heißt Schrankenwärter … Der soll uns bei der Bezahlung behilflich sein, bevor wir erneut ein Verkehrschaos verursachen.

So kamen wir ohne Probleme um Barcelona herum und nicht mitten hindurch. Das war eine weise Entscheidung, auch wenn es uns auf der Umgehung zeitweise einklemmte. Da alles gut lief, entschloss sich meine Chefin, den ausgewählten Campingplatz in Cambrils von der Liste zu streichen und gleich den anderen in L’Ametlla Del Mar, fünfzig Kilometer südlich der Provinzhauptstadt anzusteuern.

Hier gefällt es uns ausgesprochen gut – wenn auch nicht auf Dauer. Wir haben einen großzügigen Stellplatz unter Pinien und sind windgeschützt. Von den Bergen pfeift es ungemütlich kalt, putzt aber den Himmel blank! Zwar ist der Service im Winter am Campingplatz drastisch reduziert, doch es ist ruhig mit maximal fünf bis acht Gästen. Wir können spazierengehen, es gibt frische Brötchen zum Frühstück und ansonsten sind wir mit unseren Vorräten ziemlich autark. Sogar WiFi ist vorhanden, damit meine Briefe auf Reisen gehen können.

Allein unser leckeres Dosenfutter wird offensichtlich rationiert und mit mehr Trockenfutter gepanscht. Liebes Frauchen! Ich habe das mitbekommen! Willst wohl in den nächsten Tagen nicht einkaufen gehen, oder! Aber es sei dir verziehen!

Zum Schluss noch eine kleine Quizfrage: Wisst ihr, warum die Sonne in Bayern bereits um halb fünf Uhr um diese Jahreszeit untergeht und hier erst um halb sechs? Hasta la vista! Euer Wurschtel mit seinen beiden Damen

Ankunft im „Didota“

Zwischenintermezzo (2)

von Frauchen Monika:

Liebe Freunde!

Heute greife ich in die Tasten, denn Wurschtel und Knuffi haben den entscheidenden Teil des Tages im WoMo verpennt und erst am Nachmittag die Ortsänderung realisiert.

Als nach dem Frühstück mein Internetkontakt streikte – wahrscheinlich hatte ich ihn gestern nicht abgeschaltet – entschloss ich mich aus dem Bauch heraus, mein erstes Langzeitziel nördlich von Valencia sofort anzusteuern. Warum sich den kalten Winden aussetzen, wenn der Wetterbericht für diese andere Region so vorteilhaft lautete: Sonne pur und Temperaturen um die 16°C. Wir waren zwölf Tage vor der Reservierung dran, aber ich dachte mir, das dürfte nicht allzu große Probleme aufwerfen.