Winterflügel - Monika von Borthwick - E-Book

Winterflügel E-Book

Monika von Borthwick

0,0

Beschreibung

MoWuKnuffels? Das ist die liebevoll zusammengefasste Crew eines Wohnmobils. Sie besteht aus zwei anhänglichen weiblichen Hunden und einem Frauchen im Ruhestand. Diese drei Mädels haben sich aufs gemeinsame Reisen verlegt und so manches Land in Europa und Nordamerika individuell bereist. Diesen Winter war Portugal an der Reihe. Als Frau alleine? Im Wohnmobil? Mit zwei vitalen Hunden? Manchmal hunderte von Kilometern auf sich allein gestellt? Das ist durchaus möglich und macht Spaß! Nur Mut! Der erste Schritt ist der schwierigste! In ihrem Tagebuch schildert die Autorin kontinuierlich und umfassend ihre täglichen Erlebnisse und macht sich dabei ihre Gedanken über das Gastland. Wohnmobilfreunde mit Hang zum Abenteuer werden in diesem Buch ebenso angesprochen wie Hundeliebhaber oder selbstständige Frauen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 286

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



MoWuKnuffels?

Das ist die liebevoll zusammengefasste Crew eines Wohnmobils. Sie besteht aus zwei anhänglichen weiblichen Hunden und einem Frauchen im Ruhestand.

Diese drei Mädels haben sich aufs gemeinsame Reisen verlegt und so manches Land in Europa und Nordamerika individuell bereist.

Als Frau alleine? Im Wohnmobil? Mit zwei vitalen Hunden? Manchmal tausende von Kilometern auf sich allein gestellt? Das ist durchaus möglich und macht… Spaß! Nur Mut! Der erste Schritt ist der schwierigste!

In ihrem Tagebuch schildert die Autorin kontinuierlich und umfassend ihre täglichen Erlebnisse und macht sich dabei ihre Gedanken über das Gastland. Wohnmobilfreunde mit Hang zum Abenteuer werden in diesem Buch ebenso angesprochen wie Hundeliebhaber oder selbstständige Frauen.

Monika von Borthwick gehört der etwas älteren Generation an und lebt im kulturell reichen Oberbayern, an der Grenze zu Österreich. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit betreute sie jahrelang Busreisende als Reiseleiterin im europäischen Raum. Schon damals schrieb sie ihre Erlebnisse mit Land und Leute mehr oder weniger ausführlich nieder.

Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich aufs Reisen und erforschte auf eigene Faust mit ihrem neu erworbenen Wohnmobil und ihren beiden Hundedamen zahlreiche Gebiete in Europa. Dabei hat sie die Liebe zum Erzählen entdeckt und ausführliche Berichte per Email nach Hause gesandt. Diese liegen von dieser Langzeitreise quer durch Portugal nun in gebundener Form vor.

WinterflügelÜberwintern wie die Störche in Portugal

Inhaltsangabe:

1. Abschnitt

Evora Rund um Lagos

2. Abschnitt

Die Algarve zwischen Lagos und Tavira

3. Abschnitt

Westküste Rundfahrt Alentejo Lissabon

4. Abschnitt

Von Lissabon nach Porto

5. Abschnitt

Exkursion in die Beira

6. Abschnitt

Porto Entlang des Duoro Abschied von Portugal

Vorwort

MoWuKnuffels?

Wer verbirgt sich hinter diesem Namen? Das Geheimnis ist schnell gelüftet:

Monika heiße ich, Wuschel ist meine Mischlingshündin mit einem Berner Sennhund als Vater und Knuffi ist mein jüngstes „Familienmitglied“ auf vier Pfoten, aufmerksam und frech. Sie hat einen Dackel zum Vater und ist daher etwas eigenwillig. Wir drei sind seit Jahren so gut wie unzertrennlich. Seit dem Tod meines Ehemannes vor etlichen Jahren haben wir uns aufs Reisen verlegt und so manche Region in Europa, aber auch in Amerika, Kanada, Alaska und Mexiko mit unserem Wohnmobil erobert.

Aufgrund unserer ausgedehnten Reisen (sowie auch des fortgeschrittenen Alters meiner großen Hündin) war unser Reisebudget für die bevorstehende kalte Jahreszeit enorm geschrumpft. Deshalb beschlossen wir, den kommenden Winter ausnahmsweise in Europa zu verbringen. Wir wollten trotz allem der bayrischen Kälte entfliehen und entschlossen uns daher, das für uns unbekannte Nachbarland Portugal ausführlicher zu entdecken. Dafür kalkulierten wir ein halbes Jahr ein. Diese Zeitspanne ermöglichte es uns, die Vielfältigkeit des Landes, seine Landschaften, Kulturen, Traditionen und Menschen intensiv zu erleben. Ein unentbehrlicher Ratgeber und Begleiter, sowie Basis meiner Erkundungen war mir auf dieser langen Reise der kompakte Führer aus dem WOMO-Verlag, Mittelsdorf und das ständig allgegenwärtige Internet. Das vorliegende Tagebuch ersetzt keinen offiziellen Reiseführer. Es ist vielmehr gedacht als Anregung, selbst mit offenen Augen und Herzen zu reisen und sich damit kleine und große Begegnungen zu erschließen. Wir wollten es den Störchen nachmachen, welche in der portugiesischen Stadt Faro häufig ihr Winterquartier aufschlagen. Eine große Rolle als Katalysator spielten bei den zwischenmenschlichen Kontakten meine freundlichen und aufgeweckten Hunde.

Oberbayern, im Herbst 2013/2022 verbesserte Neuauflage

Monika von Borthwick

Winterflügel

Überwintern wie die Störche in Portugal

1. Teil Evora / rund um Lagos

Anreise durch Frankreich und Spanien rund 2500 Kilometer

Mittwoch, 19.11. Evora und sein römisches Erbe

Wir haben gewonnen! Was? Eine Stunde Zeit! Wir sind in einer neuen Zeitzone gelandet.

Unser Nachtquartier? Wir fuhren bis Evora. Es ging herrlich problemlos und wir hatten eine Menge Autobahnkilometer vor uns. Kein Schneckentempo durch kleine Dörfer!

Der Tag begann wolkenlos in Blickrichtung Portugal. Na ja, etwas frisch war es heute Nacht. Der kleine Heizlüfter hatte durchgehend seinen Job zu erfüllen. Vom Fahrzeugboden her war es frostig. Meine beiden Hunde hatten es jedoch mollig warm auf ihrer doppelten Schlafdecke. Knuffi igelte sich sowieso immer auf dem Fahrersitz ein. Dies war schließlich Frauchens Stammplatz. Damit musste sie zeigen, dass sie der eigentliche Boss war.

Strahlendes Wetter die nächsten 400 Kilometer! Irgendwie ungewohnt nach der zurückliegenden Regenperiode … Im Geheimen hielt ich immer nach Wolkenballungen Ausschau. Diese gab es in Richtung Spanien! Endlich kam die Sonnenbrille zum Einsatz.

Die Strecke war perfekt ausgebaut und in hundert Kilometern waren wir an Portugals Grenze. Die Landschaft änderte sich schlagartig und es wurde hügelig, regelrecht bergig. Nicht nur in Arizona gibt es ein Gebiet, genannt „Jumbo Rock“. Zahlreiche riesige Findlinge - Jumbo Rocks - lagen in der Landschaft und bildeten die absonderlichsten Formen.

Die vielen kleinen Dörfer machten einen weitaus ansprechenderen Eindruck als viele spanische Ansiedelungen in der Nachbarschaft: strahlend weiße Häuschen mit farbigen Kanten, mal blau, mal orange und alle klein und zierlich. Ich fand Gefallen daran, durch diese Gegend zu kutschieren. Viele Olivenbäume, dazu die sienabraune Erde, hier und da mal ein alter Transportkarren … Zugegeben, bei strahlendem Sonnenschein ist die Welt schöner!

Gegen vier Uhr Ortszeit waren wir auf dem ausgesuchten Campingplatz. Er war um diese Zeit wenig besucht und ich konnte mir den Platz frei wählen. Gäste waren in der Hauptsache Niederländer und Briten. Deutsche sichtete ich nur spärlich. Die Häufigkeit der Wohnmobile hatte seit der französischen Grenze schlagartig abgenommen. Hier waren wir noch Einzelgänger!

Ich wollte ein wenig Literatur studieren und unternahm deshalb nicht mehr viel an diesem Tag. Das Fahrrad stand für morgen griffbereit. Ich wollte damit in die alte Römerstadt. Das Parkplatzproblem sollte mich deshalb nicht kümmern. Außerdem war es für meine beiden Begleiterinnen gemütlicher, die Wartezeit in ihrer geräumigen Hundehütte zu verbringen. Wir blieben auf jeden Fall zwei Nächte, denn die Stadt war sehenswert. Mit der Campingcard bezahlte ich pro Nacht nur zehn Euro und die Hunde waren diesmal gratis. Nett vom Chef! Einen freien Hotspot gab es ebenfalls und so konnte ich morgens in aller Bequemlichkeit meine Post abholen.

In der Umgebung von Evora gab es eine Menge zu besichtigen. Das behielt ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf, wenn ich wieder aufgewärmt war. Nächster Schwerpunkt würde die Algarve für drei Wochen sein und dann Mitte Dezember die Gegend zwischen Lissabon und Porto. Um diese Zeit beabsichtigte ich, meinen früheren Kollegen in Aveiro zu besuchen. Er bereitete sich seit etlicher Zeit seelisch darauf vor!

Donnerstag, 20.11. Evora im Sonnenschein

Dem Wetter gegenüber misstrauisch, lugte ich heute Morgen aus dem Fenster. Wolkenlos und ein roter Streifen im Osten, der die Sonne ankündigte. Das durfte doch nicht wahr sein!

So bereitete ich mich gemütlich auf einen Stadtrundgang vor. Das Frühstück fiel mager aus, denn ich hatte nur noch altes Brot im Haus und wusste nicht, wo der nächste Bäcker war. Also wurde der karge Rest nach Art der Trapper über der Flamme geröstet.

Mit dem Fahrrad fuhr ich zweieinhalb Kilometer vom Stellplatz zur römischen Stadtmauer - gesamter Umfang etwa viereinhalb Kilometer. Die musste ich nicht umkreisen! Es gab ein paar bequeme Schlupflöcher hinein zur Altstadt.

Noch hatte ich meine Jacke über den Pullover gezogen. Bald wickelte ich sie um die Taille. Évora im strahlenden Sonnenschein! Erst verwechselte ich die Kirche auf dem Hauptplatz mit der Kathedrale, da ich nur einen dürftigen Stadtplan besaß. Dann fand ich die Trutzburg Gottes auf dem Hügel. Ein mächtiges Gebäude mit einem stimmungsvollen Kreuzgang (… sowie einem versteckten und so dringend benötigten WC!) Ein kleines Museum mit etlichen Kostbarkeiten aus der Vergangenheit war angeschlossen. Mehr noch faszinierten mich die Versuche einiger Arbeiter, ein riesiges Gemälde über schmale Durchlässe, steile Treppen und enge Kurven nach unten zu manövrieren. Hochkant, quer, schräg, verdreht, keine Variante wurde ausgelassen. Irgendwie musste es ihnen später geglückt sein, denn ich sah sie das Monumentalbild in der Kirche aufhängen. Glückwunsch!

Im Anschluss schlenderte ich gemütlich durch Gassen, die so breit waren, dass man das Auto deren Größe anzupassen hatte, fotografierte manche versteckte Kleinigkeit, war auf der Suche nach zwei Kirchen mit wunderschönen Azulejos und landete schließlich bei der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, den eindrucksvollen römischen Tempelresten.

Es ging auf ein Uhr zu und ich wollte meine Hunde nicht zu lange eingesperrt lassen. Außerdem war dringend der Supermarkt angesagt, den ich bei der Anfahrt entdeckt hatte. Bei der Rückfahrt mit dem Fahrrad wurde mir klar, warum ich mich in der Gegenrichtung so abgeplagt hatte. Sachte und langsam, fast unbemerkt ging es zum Campingplatz bergab.

Unglaublich! Es gab Mittagessen draußen, in kurzem T-Shirt, barfuß, bei strahlendem Sonnenschein. Ich vermutete, dass es um die Mittagszeit leicht 20°C bis 22°C hatte. Meine Wuffis suchten Schatten unter den Büschen und ich vertiefte mich in Portugals Sehenswürdigkeiten. Noch immer war ich mit mir nicht einig, welchen Campingplatz wir morgen ansteuern sollten. Immerhin gab es vier zur Auswahl.

Mit meinen älteren holländischen Nachbarn hatte ich eine etwas heftigere Diskussion, weil sie mich wegen meiner Hunde des Platzes verweisen wollten. Die kamen mir gerade recht! Als ob sie den Campingplatz gepachtet hätten! Nur weil meine beiden Damen zweimal hintereinander gebellt hatten! Zitat: „… ich wäre nicht ganz richtig im Kopf“! Sollte ich ihnen nun beipflichten, mich ärgern oder sie bemitleiden ob ihrer Intoleranz? Leider musste ich im Stillen der Besitzerin des Campingplatzes in Ondres/Frankreich beipflichten, welche behauptet hatte, dass sie mit den Niederländern meist schlechte Erfahrungen gemacht hätte. Sie wären dermaßen unfreundlich. Ich wollte es nicht glauben! Jetzt hatte ich einen Beweis. Ich vertröstete die beiden übertrieben freundlich auf meine morgige Abreise und grinste sie immer breit an, wenn sie mich aufdringlich beobachteten. Was ich mir dabei dachte, kann sich jeder selbst vorstellen!

Ich war gespannt, ob wir morgen Nacht ohne Heizung auskommen würden. Immerhin fuhren wir noch einmal zweihundertvierzig Kilometer nach Süden, nach Lagos. In der Nacht war es auch in Evora noch frisch!

Freitag, 21.11. Winterquartier Touristcampo

Wie heißt die Steigerung von „warm“? Wärmer? Würmer? Oder so ähnlich? Ich war wegen des Sonnenscheins happy und stolz auf den hellen Abdruck meiner Uhr am Handgelenk!

Gemütlich erledigten wir die morgendlichen Routinearbeiten, kauften wichtige Dinge beim Supermarkt und tankten voll auf. (Das würde wohl die letzte Tankfüllung für diesen und den nächsten Monat sein – dachte ich mir naiv.)

Die Landstraße über Beja war sehr gut ausgebaut, später wurde sie ein wenig holpriger. Hier hatten die Subventionsgelder der EU wohl nicht mehr gereicht! Die Landschaft war äußerst abwechslungsreich: Korkeichen, Eukalyptusbäume, Oliven, Orangen, Schafherden, kleine weiße Dörfer auf Hügeln gelegen, etliche Trutzburgen, Hochebenen, Berglandschaften, wenig Besiedelung, …, die ganze Palette eines südlichen Landstrichs. Für die (fast) letzten Kilometer genehmigten wir uns die mautpflichtige Autobahn, denn die vielen Kurven zwischen den menschenleeren Hügeln nahm einfach zu viel Zeit in Anspruch! Ich konnte tatsächlich die Heizung ausschalten und das Fenster öffnen! Ein Fahrgefühl, das ich lange entbehren musste!

Unseren Campingplatz in der Nähe von Lagos, achtzig Kilometer westlich von Faro, hatte ich schnell gefunden. Leider lag er zwei Kilometer vom Meer entfernt. Das war bei vielen Campingplätzen hier der Fall! Zum Ausgleich bot er alles, was das Herz eines Campers begehrte: großzügige schattige und sonnige Stellplätze, ein Schwimmbad, das man kostenfrei benutzen konnte (je nach Witterung), Internetmöglichkeit für fünfzehn Euro die Woche (es könnte teurer sein!), mehrere Waschmaschinen, ein Supermarkt, usw. Alles für zwölf Euro die Nacht, da konnte man nicht meckern. Meine Hunde wurden nicht berechnet! Eine noble Geste! (www.turiscampo.com - wen es interessiert). Für mehrere Monate wäre diese Enklave natürlich nichts für mich. Da ich jedoch vorhatte, andere Örtlichkeiten ausgiebig zu besuchen, konnte man sich zwei Wochen durchaus dort wohlfühlen - besonders nach der langen Anfahrt aus Deutschland. Das Publikum setzte sich vorwiegend aus niederländischen und britischen „Migranten“ zusammen. Ein paar Deutsche sichtete ich vereinzelt.

Nun packte ich vorerst aus: Meine Vorzeltmatte, meinen Liegestuhl, die Hocker, den Tisch, … Man konnte tatsächlich alles draußen stehen lassen, denn es war kein Regen angesagt!

Für die Wuffi gab es außerhalb des Geländes eine ausreichende Runde im Grünen. Um mit ihnen zum Strand zu kommen, musste ich fahren, denn der einzige Weg dorthin war die normale Straße. Utopia! An diesen Strand durften sie sich sowieso nicht aufhalten. Ich hatte mich erkundigt: ein paar Kilometer weiter war es erlaubt, auch mit Vierbeinern am Wasser zu rennen und zu toben. Das verschob ich auf später. Andere dringendere Erledigungen waren vorher angesagt. Die Küste war sicher noch länger da! Außerdem fühlten meine beiden sich wohl unter den Bäumen. Morgen würde ich das WoMo noch einmal umdrehen. Dann profitierte ich mehr von der Sonne. Ich musste heute erst die Himmelsrichtung testen.

Montag, 24.11. Auch hier kann es regnen!

Dritter Tag in Lagos und das Schicksal hatte uns eingeholt. Auf gut deutsch: Kaltwetterfront! Es regnete mal wieder! Nur war es nicht so kalt. Laut Wetterbericht würden die Temperaturen noch weiter zurückgehen.

Gut, dass ich die letzten Tage Wäsche gewaschen hatte wie eine Wahnsinnige. Sechs Maschinen waren nach mehr als drei Wochen mit Hundedecken und Bettwäsche fällig geworden. Das durfte alles in der (noch vorhandenen) Sonne trocknen, denn einen Wäschetrockner (wie ausgeschrieben) gab es hier nicht. In den Pausen dazwischen aalte ich mich in der Sonne, ging mit meinen Hunden etliche Male ums Feld hinterm Campismo spazieren und las zwei kleinere Bücher zu Ende. Die Stadt zu besichtigen, hatte ich noch nicht das Bedürfnis. Erst wollte ich mit allem ins Reine (wörtlich genommen!) kommen.

Heute dann dieser graue Himmel beim Aufstehen. Es sah ziemlich düster nach Gewitterstimmung aus. Doch die Wolken lockerten sich von Zeit zu Zeit und ließen bescheiden die Sonne hindurch. Gut, heute wäre Stadtwetter gewesen. Aber nach den nötigen E-Mails packte mich die Entdeckerwut und ich versuchte mich am Computer, zum ersten Mal mit dem Movie-Maker-Programm. Eine Freundin hatte mir beim letzten Besuch die Grundkenntnisse beigebracht und nun hieß es, selbst zu experimentieren. Ich hatte die vielen mechanischen Puppen im Automatenmuseum von La Rochelle beweglich auf meine Mattscheibe gebannt. Das bedeutete nun schneiden, sortieren, mit Kommentar untermauern, mit Musik beleben, … Darüber vergaß ich das Essen und wärmte mir während des Speichervorgangs schnell ein paar Reste auf. Um vier Uhr nachmittags hatte ich ein ansehnliches sechzehnminütiges Erstlingswerk mit 137 MB fertiggestellt! Ich war stolz auf mich. Das Speichern auf dem PC brauchte fast eine halbe Stunde. Ein weiterer Schritt in Richtung Optimierung von Reiseberichten war mir gelungen!

Den Abend nutzte ich zur Erholung. Das Programm für morgen ließ ich noch offen. Vielleicht Lagos?

Dienstag, 25.11. Erste Lagos-Runde

Große weiße Wolkentürme von Westen her! Strahlender Sonnenschein im Südosten! Wer würde gewinnen? Eisig kalt war es. Der Wind pfiff mir um die Ohren.

Beim obligatorischen morgendlichen Spaziergang bekamen wir Begleitung von zwei großen Hunden mit netter Engländerin im Schlepptau. Sie lebte mit ihrer Familie in der Grafschaft Wales und würde über Weihnachten bleiben. Also zeigte ich ihr unsere „Pieselrunde“ und wir unterhielten uns prächtig. Ich sagte ja: Die Algarve, eine britische Kolonie …!

Nach dem Frühstück schnippelte ich altes Brot! Bei der nächsten Gelegenheit würden Speckknödel daraus! Geknetet wurden sie erst am Abend. Wuschel und Knuffi bekamen die harten Stücke, die ich nicht mal mehr mit dem Messer schaffte. Schließlich beißen Vierbeiner auch Knochen.

Dann raffte ich mich auf, mit dem öffentlichen Bus nach Lagos zu fahren. Ich wollte nicht lange bleiben. Es sollte nur eine erste Orientierungsrunde und ein Auskundschaften der Straßenverhältnisse werden. Supermärkte? Irgendwann brauchte ich neues Hundefutter!

Zwei Stunden nahm ich mir Zeit für die kompakte Altstadt. Sie war schnell abgelaufen. Gemütlich und fast menschenleer, war mein erster Eindruck. Ich schaute mir die Immobilienpreise an. Alles war in englischer Währung und europäischen Euros ausgeschrieben. Recht satte Preise! Es waren durchwegs Neubauprojekte. Man setzte wohl auf den zahlungskräftigen ausländischen Kunden!

Die Motorjachten in der Marina waren nicht ohne! Trotzdem machte alles keinen so protzigen Eindruck wie an der französischen Riviera. Die Strandpromenade war sauber und gepflegt, die kleinen versteckten Gassen ordentlich. Ein fast ungewohnter Eindruck, wenn man mit anderen südlichen Staaten Vergleiche zieht. Sehr angenehm!

Den Busbahnhof hatte ich gefunden und den richtigen Bus nachhause ebenfalls. Das war ein einfaches Unterfangen. Einen Supermarkt entdeckte ich auf direkter Strecke, mit schönen breiten Zufahrten und Parkplätzen. Wenn ich mit den Hunden in Lagos an den langen Strand wollte, brauche ich nur am Hafen zu parken. Das ging um diese Jahreszeit gut.

Für morgen habe ich noch keine eindeutigen Pläne. Ich lasse mich von der Witterung beeinflussen. Es gibt so viel zu sehen. Auch das Hinterland scheint interessant zu sein. Mir ist Süßwasser lieber als Meerwasser, sonst habe ich meine Probleme in der Nacht mit Wuschels Verdauung. Sie wird es wohl nie mehr lernen und weiter das salzige Wasser saufen!

LAGOS - Hafen alt und neu

Mittwoch, 26.11. Ein Küstenabschnitt zum Verlieben

Wow! Was für eine Küste! Die konnte mit den erlesensten Landstrichen der Welt konkurrieren. … und nahezu touristenfrei um diese Jahreszeit!

Langsam jetzt! Der Reihe nach! Bei unserer ersten Gassirunde heute Morgen um halb acht hatte es im Außenbereich vier Grad Celsius. Ich hatte mir etwas Ähnliches gedacht, da mein Heizofen immer wieder fleißig während der Nacht auf Touren kam. Tapfer machten wir uns auf den Weg. Die Sonne kam über den Horizont und tauchte alles in angenehmes Licht. Gleichzeitig kam mit ihren Strahlen auf der Haut ein subjektives Gefühl von Wärme auf. Objektiv hatte sich an den Temperaturen in den letzten zehn Minuten sicher nicht viel verändert. Ein strahlender, wolkenloser Tag! Den durfte man nicht einfach so verstreichen lassen.

So wagte ich mich später bei zehn Grad zum Duschen in die offenen Sanitäranlagen. Das würde ich zuhause nie machen! Stellt euch mal vor: nur zehn Grad im Badezimmer! Gott sei Dank war das Wasser angenehm heiß und nachher musste es schnell gehen, bevor alles abkühlte. Das brachte den Kreislauf in Schwung und weckte die Lebensgeister! Ohne heißen Wasserstrahl war der Tag für mich schon morgens zu Ende!

Also verankerten wir alles wie gewohnt im WoMo und machten uns auf den Weg zur Südspitze von Lagos: Ponta da Piedade. Vorher fiel ich beim Supermarkt ein, weil er praktisch auf dem Weg lag. Ich investierte ein paar Euros in eine elektrische Heizplatte. So konnte ich mir mein wertvolles Gas sparen. (Ich war so knausrig, weil ich nicht wusste, wie es mit der Neubeschaffung in Portugal klappte.) In zwei Monaten hatte sich diese Anschaffung amortisiert, denn auf dem Campingplatz benötigte ich jetzt überhaupt kein Gas mehr - außer vielleicht mal für meinen Backofen. Schließlich war der Strom in den Gebühren mit eingeschlossen. Eine Flasche Gas hatte ich noch als Reserve zur Verfügung. Mal sehen, ob meine Kalkulation aufging!

Drei Kilometer waren es bis zur Spitze des am häufigsten fotografierten Punkt Portugals. Als ich die Felsformationen sah, konnte ich es wahrhaft begreifen. Mit den Wuffis, brav an kurzer Leine, liefen wir die östliche Seite vom Leuchtturm ab. Wir stiegen tief hinunter bis zur Anlegestelle der Boote im Sommer (Grottenfahrten), schnauften die vielen Treppen wieder hinauf, liefen an den Steilabhängen entlang, konnten uns nicht sattsehen von dem Blau des Meeres und den orangeroten bis gelblichen Felsen in der Brandung und dem gleißenden Sonnenlicht auf dem Wasser. „Wir“ war wahrscheinlich übertrieben, denn meine Hunde interessierte mehr der Geruch der Macchia! Instinktiv legten sie sich immer brav hin, wenn ich zum Fotoapparat griff. Langsam gewöhnten sie sich an diese ständig wiederkehrende Bewegung!

Die westliche Seite der Bucht war sicherlich ebenso interessant. Ich fasste sie für einen der nächsten Tage ins Auge. Morgen vielleicht schon?

Für heute hatten wir genug erreicht und gesehen. Man sollte nicht übertreiben. Wir waren noch ein paar Tage länger hier! Auf der Rückfahrt suchte ich einen LIDL-Discount, den mir ein Nachbar beschrieben hatte. Nach sechzehn hoffnungslosen Kilometern drehte ich bei. Wahrscheinlich hatte ich nicht richtig auf seine Erklärungen aufgepasst. Bevor ich ziellos durch die Gegend fuhr, zahlte ich lieber ein paar Groschen mehr im anderen Laden. Da bekam ich auch mein alkoholfreies Bier. Hier in Portugal gab es eine Menge unterschiedlichster Sorten. Sogar dunkles Bier ohne „Sprit“ war vertreten. Das nannte sich „Super Bock“ und schmeckte hervorragend. Bei der abendlichen Kühle war mir heißer Tee meist willkommener.

Jetzt bin ich auf Morgen gespannt. Es soll noch einmal so schön wie heute werden - sagte der Wetterbericht.

PONTA DA PIEDADE – Ostseite

PONTA DA PIEDADE – Westseite und Leuchtturm

Donnerstag, 27.11. Erkundung der nächsten Umgebung

Ein paar Wolken aus Afrika, eine blasse Morgensonne und kräftiger Wind von Westen. Welches Wetter stand uns bevor? Die allgemeine Tendenz ging Richtung regnerisch, jedoch wärmer! Na klar, wenn die Wolken die einfallende Kälte abhielten!

Nach dem gewagten Duschbad strahlende Sonne! Also gingen wir gleich die Westseite von Ponta da Piedade an! Ansonsten könnten wir es vielleicht bereuen. Um halb elf Uhr standen wir am Leuchtturm.

Bis Frauchen für den Rundgang geschickt war, dauerte es zwar noch ein wenig, aber schließlich kamen die langen Leinen zum Einsatz. Heute konnte ich meine beiden Damen freier laufen lassen, denn die Wege entlang der Klippen waren nicht so eng und steil wie gestern. Wir liefen schöne Pfade am Meer entlang und hatten fantastische Ausblicke. Der Weg war nicht so spektakulär wie gestern, dafür viel gemütlicher. Wir wanderten so lange, bis uns eine Villengegend Einhalt gebot. Nein danke, auf dem Asphalt wollten wir nicht mehr weiter und so traten wir den Rückweg an. Im Ganzen gesehen waren wir zwei Stunden bei Wärme und Sonnenschein unterwegs. Der einfache Pullover und eine Kappe gegen die Helligkeit waren ausreichend.

Ich hatte unser WoMo so gestellt, dass wir zum Brotzeitmachen eine herrliche Aussicht genossen und die Wuffis genügend Schatten hatten. Während unseres Picknicks kam ich zweimal mit deutschen Touristen ins Gespräch. Einige wenige dieser Sorte hier!

Mich packte die Entdeckerlust und ich wollte an den Strand von Mos, gleich um die Ecke. Dabei verirrte ich mich im Neubaugebiet, bis mich ein freundlicher Motorradfahrer zur richtigen Straße brachte. An diesem Küstenabschnitt wurde gehörig und wagemutig investiert in den sonnenhungrigen Tourismus und die Kaufkraft der Ausländer. Dazu müsste jedoch die Konjunktur weiterhin Oberwasser behalten. Sonst verrechneten sich die Investoren gewaltig. Wie mir schien, gab es noch genug Reiche, die sich eine kleine Villa mit Pool an der Algarve leisten konnten.

Hundeverbot am Strand von Mos! Also verschwanden wir wieder. Jetzt wollte ich nach Luz, wenn ich schon im Fahren war! Das Dorf war nur zweieinhalb Kilometer von unserer Unterkunft entfernt.

Ich schwenkte gerade rechtzeitig auf einen größeren Parkplatz ein, bevor es eng wurde. Luz war das beste Beispiel dafür, was der Tourismus aus einem Fischerdorf machte.

Ein englisches Ehepaar mit Hund erklärten mir auf Anfrage, dass im Winter Hunde am Strand toleriert werden würden – trotz Verbotsschilder. So durften meine beiden Begleiterinnen endlich ihre Sandlöcher graben und sich am Strand wälzen! War das schön! Wir suchten uns ein ruhiges Fleckchen abseits von den wenigen Besuchern und hatten eine herrliche Stunde am Wasser.

Luz besitzt einen „Orbitor“-Campingplatz. Den wollte ich mir ansehen. Er war fünfzig Euro im Monat billiger. Ich stellte fest: lange nicht so schön wie unserer und schmuddelig! Außerdem fehlte ganz und gar der Auslauf für meine Hunde, wie ich ihn im Feld vor der Haustüre hatte. Diese Erkenntnis bestärkte mich, im Touristcampo mein Lager bis Neujahr zu verlängern. Hier war ich zentral und konnte mich nach allen Himmelsrichtungen bewegen, ohne allzu lange Fahrtwege in Anspruch nehmen zu müssen. Auch das Hinterland war schnell zu erreichen. Warum also wechseln, wenn wir hier schon Freunde gefunden hatten?

Ich will mir den Platz in Sagres in den nächsten Tagen ansehen, denn Lagos ist mir zu groß! Sagres dagegen als Ortschaft dürfte laut Beschreibung wesentlich kleiner und gemütlicher sein. Mal sehen!

Freitag, 28.11. Schon eine Woche hinter uns …

Die erste Woche hatten wir hinter uns gebracht. Das ging aber schnell! Wo kamen die vielen Wolken über Nacht her? Der Wetterbericht schien glaubhaft. Gestern konnte ich ihn bei dem strahlenden Tag nicht ernst nehmen!

Frisch war es zu unserer Pieselrunde um halb acht! Diesmal zog ich es tatsächlich vor, meine morgendlichen Waschungen im WoMo vorzunehmen. Nun gut, dann wollten wir den heutigen Tag gemütlich angehen.

Ich versuchte in Reihe neun meine vorherigen englischen Nachbarn zu finden. Sie waren umgezogen. Gestern war mir das leider nicht vergönnt, aber heute hatten wir Erfolg. Sie saßen eng inmitten einer deutschen „Kolonie“. Diesen Preis würde ich für ein wenig mehr Sonne nie zahlen!

Was hatten wir es hier auf 209 gemütlich! Rundherum freie Stellplätze! Soviel wir wollten! Wir konnten jede Ecke für Sonne ausnützen, ohne jemanden auf die Füße zu treten. Zu allen notwendigen Versorgungspunkten war es nicht weit! Die Wuffis hatten einen kompletten Stellplatz für sich! Wir blieben hier! Auch die Nachbarn aus Wales (Flagge war bereits hochgezogen!) mit den beiden großen Hunden waren meiner Meinung!

Wir würden uns jedoch nicht aus den Augen verlieren, denn am Sonntag, zum ersten Advent gab es bei mir „Teatime“ mit Weihnachtsgebäck! Dafür hatte ich die Leckereien ja aus Bayern mitgeschleppt!

Internetcheck, Lesestunde in der spärlich begrenzten Sonne, Mittagessen und Siesta! Schnell war es drei Uhr und ein größeres Sonnenloch im Himmel. Ich kam auf den blödsinnigen Gedanken, mit meinen beiden Damen nach Luz zu marschieren. Allerdings nicht auf dem direkten Weg, sondern die große Schleife über den anderen Campingplatz.

Diesen Weg haben wir nur einmal gemacht! Entlang der Straße nach Lagos, Richtung Osten war es noch unterhaltsam, da die Parallelstraße zur Hauptstraße kaum befahren war und wir gut und ohne allzu viele Störungen laufen konnten. Als wir nach Luz abbogen begann der Stress. Ich hatte die Straße wesentlich verkehrsarmer in Erinnerung. Heute verfolgten sich die Autos in beide Richtungen und ich musste meine Hunde kurz an die Leine nehmen, denn es gab nicht mal einen Seitenstreifen.

Ich hatte übersehen, dass es ab vier Uhr in der Regel wieder kühl wurde und war leichtsinniger Weise nur mit Pullover und Regencape losgezogen. Es kam eine äußerst kühle Prise auf. Gottseidank blieb es trocken! Der Umhang rettete mich vor dem Kältetod. Er hielt den unangenehmen Wind ab!

Für den menschenleeren Strand hatten wir diesmal kaum Zeit, denn die Sonne begann ihren Sinkflug und dicke Wolken zeigten sich von Westen. Ich wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause! Wer wusste, wie lange sich das Wetter hielt.

Allerdings ging es nicht so schnell, wie ich es geplant hatte, denn die Straße führte stetig von Luz nach Espiche bergauf und ich musste etliche Male verschnaufen! Wenn ich mir jetzt die Karte ansehe, weiß ich sicher, dass ich nur noch den direkten Weg nach Luz nehmen würde. Den schafften wir locker in einer halben Stunde! Vor allem dorthin und bergab! Außerdem hatten wir fast immer einen Gehsteig, bis auf ein paar Meter vor der Abzweigung.

Zuhause beugte ich einer möglichen Erkältung vor: drei Zitronen in einem halben Liter kochendem Wasser und zwei Paracetamol! Mal sehen, ob es was brachte. Der Himmel war vollständig bedeckt und es wehte und regnete. Wir hatten wirklich mit unserem Timing Glück gehabt. Ein Joker beim Wetterpoker!

Samstag/Sonntag, 1. Advent – 29./30.11. Noch vier Wochen bis Weihnachten

Also, den Tag gestern sollten wir aus unserem Kalender streichen. Saukalt, Wolkenbrüche (Regen war das keiner mehr!) und Sturm von Westen. Wir verschanzten uns im WoMo und gingen wirklich nur zum P…ln raus. Ich kramte meinen warmen Anorak aus dem Gepäckraum!

Heute gab es wenigstens für die Morgenrunde ein kleines Loch im Himmel und ein wenig aufgehende Sonne. Wir wurden bei diesem Rundgang mit einem Naturschauspiel besonderer Art entschädigt. Wer hat schon einmal einen doppelten Regenbogen gesehen? Die Sonne stand scheinbar derart günstig, dass sie zweimal die Himmelsbrücke vor die dunklen Wolken setzte. Ganz klar und deutlich. Sie begannen am Campingplatz und spannten sich genau über unser Feld nebenan.

Das Wetter glich heute eher dem Monat April: Sonne, Regen, Gewitter, kleine Hagelkörner, … Mal sehen, ob aus unserem Adventtreffen etwas wurde? Vorsorglich hatte ich die Markise als Regenschutz ausgefahren. Zur Not konnten wir uns immer noch ins WoMo verkriechen! Fünf Leute waren absolutes Maximum, hatte ich erkannt.

Ein wenig verrückt waren wir Camper schon! Alle hatten sich draußen niedergelassen. Die Briten, besonders die Waliser, waren ausgesprochen hart im Nehmen. Wenn man hier jemanden bei dieser Witterung mit kurzen Hosen rumrennen sah, dann war es bestimmt ein Inselbewohner! Wir hatten einen unterhaltsamen Nachmittag und absolut keine Berührungsängste.

Als wir auf das Wetter zu sprechen kamen, erzählte jemand, dass es in Nordportugal bereits schneien würde. Konnte ich mir lebhaft vorstellen, bei der Kälte hier an der Algarve! Meine sündhaft teuren Sockenhausschuhe von Lafayette könnte ich jeden Tag zweimal küssen, so glücklich war ich über meine warmen Füße! Was war ich froh, dass ich eher über die Berge kam, als vorher geplant! Jetzt würde ich mitten drin stecken in der weißen Pracht!

Ein wenig wurde ich bei dem heftigen Dauerregen heute Nacht an mein Abenteuer Gran Canaria im Winter 04/05 erinnert, als es dort im Monat Februar zu derartig lang anhaltenden Regenfällen und Temperaturstürzen kam, dass mir das Wasser durch die Wohnungswände drang und das Mandelblütenfest bei Schneefall gefeiert wurde.

Gott sei Dank, im Moment war mein WoMo dicht und die Heizung funktionierte. Allerdings musste ich auf die Ampere achten, da es mir schon zweimal die Sicherung rausgeworfen hatte. Das galt besonders für meinen kleinen Zweiplattenherd. Hier musste ich immer mit Aus- und Einschalten, sowie Restwärme jonglieren, um die Stromstärke nicht zu überfordern. Aber es ging mit einigem Aufpassen ganz gut. WiFi war momentan nicht möglich, da der Sturm scheinbar etwas an der Antenne beschädigt hatte. Also ein paar Tage kein Internet. Damit konnte ich leben. Die anderen auch?

Montag, 1.12. Der Countdown auf Weihnachten zu beginnt …!

Natürlich regnerisch und kalt, wie könnte es auch anders sein. Trotzdem packten mich nach dem Frühstück der Unternehmungsgeist und die Neugier. Ich wollte nach zwei Tagen erzwungener Ruhestellung wieder etwas sehen. So brach ich auf nach Sagres, eine halbe Stunde Fahrzeit von hier. Schließlich wollte ich „Lidl“ finden, den Leslie mir noch einmal beschrieben hatte. Vorher war Sightseeing angesagt. Die Wolken kamen von Westen her bedrohlich angerückt. Da war einiges los in der atlantischen Wetterküche. Nun ja, wir brauchten ja nicht unbedingt aussteigen.

Ich stand am südwestlichsten Punkt Europas und musste etliche Windstärken und Regenschauer über mich ergehen lassen. Trotzdem kletterte ich aus meiner Schutzzone, denn der Ort war einzigartig für mich mit seiner sechzig Meter hohen Steilküste und seinem Leuchtturm, der angeblich das stärkste Leuchtfeuer Europas ausstrahlen sollte. Über fünfzig Kilometer weit war es sichtbar. Sicher würde ich noch einmal bei trockener Witterung zurückkehren. Cabo de São Vicente - schon zu römischer Zeit pflegten auf der sturmumbrausten Hochebene nachts die Götter zu ruhen. Zuerst wunderte ich mich über die zahllosen portugiesischen Autos, welche im Matsch, im Schlamm und in der Macchia standen. Zuerst kamen mir sündhafte Gedanken, weil ich es mir nicht anders erklären konnte. Doch dann sah ich viele zweibeinige Kletterziegen mit Angelrute in den felsigen Abhängen. Jeder schien sein Lieblingsplätzchen zu haben. Ausgerüstet waren die Fischer mit allen möglichen Utensilien, einschließlich eines Regenschirms, unter dem sie die Köder wechselten. Kein Regenschauer konnte sie abhalten, auf Beutefang zu gehen. Zuerst fiel mir ihre große Anzahl gar nicht auf, doch wenn man die Felsen genauer mit dem Auge absuchte, …

Die Witterung trieb mich zurück ins WoMo und wir fuhren zur Festung. Der riesige Parkplatz wirkte öde und verlassen. Ein paar Wohnmobile standen herum, welche wahrscheinlich hier genächtigt hatten. Dort war es erlaubt, frei zu stehen. Diesen Besichtigungspunkt sparte ich mir für später auf. Das Wetter musste doch irgendwann einmal besser werden!

„Lidl“ in Vila do Bispo fand ich nach zweimaligem Anlauf! Bevor ich mich in dem alten Ortskern verhedderte, fuhr ich noch einmal gekonnt die Kurve über das wellige Kopfsteinpflaster! Nach dem Shopping (Ich war erstaunt über die zahlreichen bekannten deutschen Produkte!) schien ein wenig besseres Wetter in Aussicht zu sein. Deshalb durften trotz aufkeimender Hungergefühle meine beiden Damen im Sand von Luz buddeln. Während ich mit Winteranorak und Stirnband auf den Steinen saß, tummelten sich ein paar englisch sprechende „Pinguine“ mit Neoprenanzug auf den Surfbrettern im Wasser. Kann man sich einen größeren Kontrast vorstellen?

Zwischen drei und vier Uhr nachmittags gab es Mittag- und Abendessen in einem. Mir hing der Magen bis an die Knie, denn seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr zu beißen gehabt. Kurze Siesta, die von einer Regentrommel auf meinem Dach beendet wurde. Ab halb sechs wurde es dunkel und so blieben mir meine Bibliothek und mein PC zur Unterhaltung. Die Wuffis pennten nach dem Essen und es herrschte herrliche Ruhe in der Burg! Das WoMo bekam zu Ehren des beginnenden Dezembers einen kitschigen, weihnachtlichen Anstrich mit zwei Fensterbildern und etlichen Duftkerzen. Ich hasse Übertreibungen!

Dienstag, 2.12. Kurz gesagt: Nichts los! - Oder doch?

Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, allerdings mit kalter Schulter! Erst wollte ich noch einmal zum gestrigen Ausflugsziel, doch dann überwältigte mich der Dreck in meinem Auto und ich widmete mich meiner Lieblingsbeschäftigung, weil ich die Hunde draußen stapeln konnte!

Nach etlichen Anstrengungen waren wir weitgehend „clean“ und hofften auf eine zweite Chance für morgen. Für ihre Geduld wurden meine Damen mit einer weiten Runde von eineinhalb Stunden belohnt. Ich versuchte mich an einem anderen Weg um das Dorf Espiche durchs Hinterland und wurde fündig. Immer ein wenig riskant, wenn man die Gegend nicht kennt. Es blieb den ganzen Weg über spannend, da ich mich nur nach der Himmelsrichtung orientieren konnte und nicht wusste, wohin der Weg wirklich führte. Wir kamen an netten Häuschen vorbei, sahen mächtige Korkeichen, die zum Teil geschält waren, rissen vor kläffenden Kötern aus und erschnüffelten eine neue Welt im Sonnenschein.

Ach ja, da fällt mir noch eine Dummheit ein: Ich hatte gestern die Kurbel meiner Markise irgendwo verloren. Auf dem Campingplatz wurde sie nicht gefunden. Ich hatte sie nach dem Regenschauer vorgestern auf den Fahrradständer gehängt und gestern vergessen, sie vor der Abfahrt zu verstauen. Jetzt lag sie wahrscheinlich irgendwo Richtung Sagres und konnte niemandem mehr nützen. Ich brauchte ein Fachgeschäft, das solche Dinge zum Verkauf hatte. Ein etwas seltsames Weihnachtsgeschenk, aber ohne war ich die nächste Zeit hilflos. Also stand das Programm für morgen fest. Peter aus Wales war heute bei einem Händler. Jetzt konnte er mir für morgen den Weg beschreiben! Wie immer alles passte?!

Mittwoch, 3.12. Wer hat das richtige Gas für mich?

Das Wetter gab uns keine zweite Chance! Diese wurde gehörig verwässert. So setzten wir uns gegen Mittag nach Osten, Richtung Portimão und Albufeira