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Die Töchter der großen Adelshäuser Vesmons werden ihr Leben lang auf den Tag vorbereitet, an dem sie an den Royal Games teilnehmen, um die Gunst des Prinzen zu erlangen. Ohne magische Ausbildung wäre Iris nie für die Spiele infrage gekommen, bis sie urplötzlich den Platz ihrer Schwester Hyacinth einnehmen muss. Kaum am Königshof angekommen, findet sie sich in einem Netz aus Intrigen wieder und ihre einzige Hoffnung zu überleben, ist ihr Mentor Cylus, der sie trotz seiner unnahbaren Art schon bald ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren lässt ...
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Seitenzahl: 505
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das Buch
Willkommen bei den Royal Games
Ihr ganzes Leben lang werden die Töchter der großen Adelshäuser Vesmons auf den Tag vorbereitet, an dem sie an den Royal Games teilnehmen, um die Gunst des Prinzen zu erlangen. Ohne magische Ausbildung wäre Iris Boness nie für die Spiele infrage gekommen, bis sie urplötzlich den Platz ihrer Schwester Hyacinth einnehmen muss. Kaum am Königshof angekommen, findet sie sich in einem Netz aus Intrigen wieder und ihre einzige Hoffnung zu überleben ist ihr Mentor Cylus, der sie trotz seiner unnahbaren Art schon bald ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren lässt …
»Tödliche Spiele, ein heißer Prinz und ein Palast voller Intrigen? Count me in. Chosen hat eine gewaltige Sogwirkung und ich liebe alles daran.«
Marie Niehoff, SPIEGEL-Bestsellerautorin
Die Autorin
Emily Bähr liebt gute Filme, den Herbst und Pfirsicheistee. Nachdem sie im Süden Deutschlands aufgewachsen ist, hat sie mittlerweile zusammen mit drei Katzen an der rauen Küste Irlands ihr Zuhause gefunden. Wenn sie nicht gerade mit vierstündigen YouTube-Videos prokrastiniert, schreibt sie an ihrem nächsten Romantasy-Roman oder gestaltet Buchcover.
Auf Instagram und TikTok ist sie unter @emilybaehr zu finden.
EMILY BÄHR
TRÄUME AUS GOLD
Roman
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
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Originalausgabe 02/2025
Redaktion: Catherine Beck
Copyright © 2025 by Emily Bähr
Copyright © 2025 der deutschsprachigen Ausgabe undder Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover
Umschlaggestaltung: Emily Bähr
Satz: Schaber Datentechnik, Austria
ISBN 978-3-641-32132-1V003
www.heyne.de
Für alle Prinzessinnen und all die, die nie eine werden wollten
Liebe Lesende,
obwohl die Royal Games in erster Linie ein magisches Turnier in einem opulenten Palast sind, das euch zum Mitfiebern und Wegträumen einladen soll, gibt es Aspekte in der Geschichte, die von unserer eigenen Welt inspiriert sind. Fernsehen und Social Media sind real, ebenso Serien wie The Bachelor, Love Island, Germany’s Next Topmodel, um nur ein paar zu nennen, deren Einflüsse ihr in CHOSEN wiedererkennen werdet – mit all ihren Schattenseiten.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle den Hinweis aussprechen, dass in diesem Buch Themen behandelt werden, die für manche nicht leicht zu verarbeiten sind und ungewollte Reaktionen auslösen können. Eine vollständige Liste findet ihr auf der nächsten Seite.
Passt auf euch auf.
Und: Willkommen bei den Royal Games.
Emily
Content Note
Dieses Buch enthält sensible Themen, die bei manchen Menschen ungewollte Reaktionen auslösen können. Diese sind:
Freiheitsberaubung, toxische Eltern, Fatshaming, Slutshaming, (Cyber-)Mobbing, Tod, Blut, Trauer, Verletzung, Feuer, Verbrennung, (Brand-)Narben, Depression, Panikattacken, PTBS, emotionale und körperliche Folter, toxischer Umgang mit Mental-Health-Themen und Neurodivergenz.
Dazu werden folgende Themen erwähnt, jedoch nicht explizit beschrieben/behandelt: Schwangerschaftsabbruch, toxische Beziehungen, Grooming, selbstverletzendes Verhalten.
Außerdem enthält dieses Buch explizite Sexszenen.
»Undisclosed Desires« – Muse
»Judas« – Lady Gaga
»Drumming« – Florence and the Machine
»Diamonds« – Josef Salvat
»Midnight Sky« – Miley Cyrus
»Something in the Park« – The Rasmus
»The River« – Daisy Jones & The Six
»You and I« – PVRIS
»Shatter Me« – Lindsey Stirling ft. Izzy Hale
»Heavy« – Linkin Park ft. Kiiara
»Supernova« – Within Temptation
»Say Something« – Justin Timberlake ft. Chris Stapleton
Ein Tag vor den Spielen
Malia war ein gutes Mädchen. Nicht nur, weil sie wusste, was ihrem Prinzen gefiel, sondern auch, weil sie jedes Geheimnis in den endlosen Räumen des königlichen Palasts kannte. Egal, wie klein oder groß, wie süß oder dunkel. Egal, wie nichtig oder gar tödlich. Malia entging kein einziges.
Ein verführerisches Grinsen huschte über ihre Lippen, bevor sie mit eben diesen tiefer wanderte und eine Spur prickelnder Elektrizität auf der Haut des Prinzen hinterließ. Sobald sie den Bund seiner Shorts erreichte, zögerte sie und sah zu ihm auf.
»Komm schon, Mal«, knurrte er finster.
»So ungeduldig, Hoheit?«
»Du weißt genau, dass wir kaum Zeit haben, bis …« Sein Satz endete in einem erstickten Stöhnen, da sie im selben Moment das lästige Stück Stoff nach unten zog und mit ihrer Zunge über seine bereits steinharte Erektion fuhr.
»Bis was, Hoheit?«, raunte sie. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Sie liebte es, ihn so zu quälen, ihn mit ihren Berührungen an den Rand der Vernunft zu treiben, und zu sehen, wie die Begierde seine Augen zum Glühen brachte. Ehe er etwas herausbrachte, legte sie die Lippen auf seine Spitze und nahm seine Härte tief in den Mund. Die Antwort auf ihre Frage kannte sie – und sie würde nur den Moment zerstören, wenn er sie aussprach. Diesen letzten unbekümmert sinnlichen Moment, bevor die Realität diesem Spiel ein Ende setzte.
Der Prinz stöhnte, als Malia ihren Kopf provokativ langsam auf und ab bewegte. Sie wusste, dass die Uhr tickte, aber Gott, sie würde jede Sekunde auskosten, solange sie konnte. Sie nahm ihre Hände zur Hilfe, um sich das Gefühl seiner samtigen Haut einzuprägen, und rieb seine Härte, bis sie spürte, dass er seinem Höhepunkt immer näher kam. Dann ließ sie von ihm ab.
»Mal«, protestierte er.
»Was? Glaub nicht, dass du der Einzige bist, der Spaß haben darf.« Mit einer routinierten Bewegung lehnte sie sich über ihn, um ein Kondom aus dem Nachttisch zu fischen. Er versuchte, es ihr aus der Hand nehmen, doch das kam nicht infrage. Es geschah selten genug, dass er Malia so bereitwillig die Kontrolle überließ, da würde sie sie sicher nicht so leicht aufgeben.
Sie setzte sich auf ihn, und obwohl ihre Mitte bereits feucht war, nahm sie sich einen Moment, um die Aussicht zu genießen, und mit den Fingerspitzen die definierten Linien seines Oberkörpers nachzuzeichnen. Malia wollte ihn nicht gehen lassen, so schön war er. Doch sie wusste, dass sie erwachsen werden musste. Sie beide mussten das.
Verführerisch langsam rieb sie sich an seiner Länge, während sie mit ihrer Hand über ihre Brüste fuhr und sie dann an ihrem Körper hinab bis zu ihrer empfindlichsten Stelle gleiten ließ. Der Prinz ließ ein weiteres missbilligendes Knurren hören.
»Wird es dir fehlen?«, fragte sie in einem kurzen Anflug von Sentimentalität.
»Was? Deine Folterei? Sicher nicht.«
»Nein, ich meine, das hier. Wir.«
Der Prinz betrachtete sie auf diese seltsame Art, als könnte er nicht beurteilen, ob die Frage ernst gemeint war. Und um ehrlich zu sein, wusste es Malia selbst nicht genau. Sicher, der Sex würde ihr fehlen, die Abwechslung, die der Prinz in ihren sonst so tristen Hofalltag brachte, aber es war nicht so, als wäre sie in ihn verliebt. Das zwischen ihnen war keine Liebe. Vielleicht Freundschaft? Wenn man es denn so nennen konnte. Doch in erster Linie war ihre Affäre im letzten Jahr ein netter und zugegebenermaßen ziemlich heißer Zeitvertreib gewesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
»Ein bisschen«, antwortete der Prinz unverbindlich und zeigte ein schiefes Lächeln. Dann hatte er genug von ihrer Folter. Mit einem Ruck hatte er sich aufgesetzt und Malia ihrerseits in die Matratze gedrückt. Der rote Seidenstoff fühlte sich weich und kühl auf ihrer erhitzten Haut an.
»So ungeduldig«, säuselte sie.
»So ungezogen.«
Ein spitzer Schrei kam über ihre Lippen, als er in sie eindrang, und die schlagfertige Erwiderung, die sie sich gerade zurechtgelegt hatte, geriet in Vergessenheit. Unter normalen Umständen ließ der Prinz sich zumindest ein wenig Zeit, doch ausgerechnet die fehlte ihnen heute. Irgendwie schade, dass ihr letztes Mal nur ein Quickie zwischen zwei Interviews war, aber so eingespannt, wie er bisher gewesen war, glich es einem Wunder, dass Malia den Prinzen vor der Show überhaupt noch einmal zu Gesicht bekommen hatte.
Um ehrlich zu sein, machte der Zeitdruck die Sache fast genauso heiß. Der Prinz legte Malias Beine über seine Schultern, um besonders tief in sie einzudringen, und jeder Stoß war heftiger und rauer als der vorherige, sodass es nicht lange dauerte, bis auch sie gefährlich nah an ihren Höhepunkt kam. Erneut rieb sie ihre empfindlichste Stelle. Ihre Mitte zog sich lustvoll zusammen, ihr Keuchen vermischte sich mit dem des Prinzen, doch kurz vor der erlösenden Erschütterung in ihrem Körper durchbrach der Klang einer Stimme den Moment.
»Man könnte meinen, ihr hättet wenigstens so viel Anstand, eure kleine Liaison vor der Show zu beenden.«
Malia erkannte die Stimme. Sie gehörte dem Steward, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und offenbar kein bisschen Scham darüber verspürte, seinen zukünftigen König gerade beim Sex gestört zu haben. Am liebsten hätte Malia einfach weitergemacht, um sich diesen wohlverdienten Orgasmus zu holen, aber sie stand nicht drauf, wenn andere ihr dabei zusahen. Und der Steward sah wirklich sehr genau hin.
»Dein verfickter Ernst«, zischte der Prinz. »Kann man nicht mal zehn Minuten seine Ruhe haben.«
»Ihr hattet zehn Minuten. Sogar fünfzehn, um genau zu sein. Und die Leute vom VBC warten.«
»Kannst du das nicht allein übernehmen?«
»Es ist ein Interview, Hoheit. Mit dem zukünftigen König, nicht dem Steward, wie Euch wohl bewusst ist.«
Mit einem unterdrückten Fluchen zog der Prinz sich aus ihr zurück.
»Und wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt, solltet ihr diese Angelegenheit dringend regeln, bevor die Presse davon Wind bekommt und am Ende die ganzen Spiele gefährdet sind.«
»Als ob ein bisschen Sex die Spiele gefährdet«, zischte der Prinz abfällig. »Sind sie nicht genau dazu da?«
»Sie sind dazu da, Eure Braut zu finden. Macht einen schlechten Eindruck, wenn das Erste, was sie kennenlernt, Eure … Gespielin ist.«
Malia verdrehte die Augen. So eine Hochnäsigkeit erwartete man eigentlich vom Prinzen und nicht von seinem Steward. Seine kürzliche Beförderung musste ihm zu Kopf gestiegen sein.
»War es das dann?«, fragte sie.
»Jetzt gleich, Hoheit.«
Der Prinz seufzte und warf Malia einen entschuldigenden Blick zu. »Wir können …«
Sie legte die Finger an seine Lippen, um ihm das Wort abzuschneiden, weil sie wusste, dass ohnehin nur eine Lüge herauskommen würde. Sie konnten eben nicht. Das Interview war live, und mit ihm würden die königlichen Spiele beginnen. Es war Teil eines zweistündigen Specials im Fernsehen, bevor die Kandidatinnen anreisten.
Sobald der Prinz sein Schlafgemach verließ, würde nichts mehr sein wie früher. Er, der begehrteste Bachelor des ganzen Landes, würde seine Braut suchen. Und Malia würde wieder das tun, was sie am besten konnte: zu einem Schatten werden, der durch den Palast wandelte und den Leuten ihre Geheimnisse entlockte. Und, Gott, es würde viel zu entlocken geben, wenn die Spiele einmal begonnen hatten.
Fast ein bisschen traurig beobachtete sie den Prinzen beim Ankleiden. Er warf ihr einen letzten bedeutungsschweren Blick zu. Dann, ohne ein weiteres Wort, verschwand er zusammen mit dem Steward. Und Malia wusste nicht, ob sie besorgt oder aufgeregt sein sollte, wenn sie daran dachte, was ihnen bevorstand …
Royal Games: Eröffnungsspecial
(Fade von der Montage der königlichen Familie zu JEFF in einem opulenten Sessel im Palast)
Jeff: Guten Abend, verehrtes Publikum, und herzlich willkommen zu den 34. Royal Games. Ich bin Ihr Host, Jeff Morrison, und wow, ich kann nicht glauben, dass es so weit ist. Ich konnte nicht einmal bis 25 zählen, als ich zusammen mit meinen Eltern die letzten königlichen Spiele geschaut habe, und jetzt sollen schon 25 Jahre vergangen sein? Wo ist die Zeit geblieben? Damals hatten wir keine Smartphones, das Internet war so ein seltsames Ding für Nerds, und alle Welt trug Jeansjacken. Wie die Zeit vergeht, nicht wahr? Aber wir sind heute nicht nur hier, um in Erinnerungen zu schwelgen, sondern um einen ersten Blick in die Zukunft zu werfen.
Meine Damen und Herren und alle dazwischen und außerhalb, ich freue mich, Ihnen hier und jetzt exklusiv unseren Kronprinzen Cillian Edward Prior vorzustellen.
(Kamera zoomt raus, JEFF und CILLIAN beide im Bild)
Jeff: Cillian. Wow, ich meine: WOW. Ich weiß, wir haben uns vorhin schon einmal kurz gesprochen, aber es ist immer noch genauso unglaublich, dich kennenzulernen.
Cillian: Das Vergnügen ist ganz meinerseits.
Jeff: Ich bin mir sicher, ich spreche für das gesamte Land, wenn ich sage, wie aufgeregt ich bin, dass wir endlich den Namen und das Gesicht unseres zukünftigen Königs kennen. Aber wie ist das für dich, nach all den Jahren im Licht der Öffentlichkeit zu stehen?
Cillian: Definitiv eine atemberaubende Erfahrung. Als Prinz wurde ich mein ganzes Leben auf meine Zukunft und die Spiele vorbereitet, aber plötzlich vor Kameras zu sitzen statt einer Horde mürrischer Lehrer ist zweifellos anders.
Jeff: Bist du nervös?
Cillian: Furchtbar. Aber wo wäre sonst der Spaß?
Jeff: Haha, das wollte ich hören. Ich bin übrigens immer wieder verblüfft darüber, wie der Palast über zwanzig Jahre ein Geheimnis aus dem Thronfolger machen kann. Ihr müsst echt wasserdichte NDAs haben.
Cillian: Und gute Anwälte.
Jeff (lacht): Aber jetzt, wo du endlich hier bist, haben wir eine ganze Menge an Fragen. Und dieses Mal haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Sag mir, Cillian, hast du ein Smartphone? Bist du auf Social Media?
Cillian: Natürlich. Nur eben undercover.
Jeff: Ach, die E-Mail von dem Prinzen, der mir einen Trust-Fund vererben will, ist also von dir? Nein, Spaß beiseite. Ihr habt es gehört, verehrtes Publikum, sogar unser Prinz ist in den sozialen Medien unterwegs. Und seien wir mal ehrlich – ich habe keine Ahnung, wie die Menschen früher gelebt haben, ohne sich jeden Tag zweihundert Katzenvideos reinzuziehen. Und genau deshalb, weil Social Media nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken ist, ist es auch ein elementarer Bestandteil der diesjährigen Royal Games. Das hier ist eure Aufforderung, euch jetzt sofort die Royal Games App zu holen, denn dort bekommt ihr nicht nur alle Infos über den Prinzen und die Kandidatinnen, ihr könnt auch selbst ins Geschehen eingreifen. So habt ihr zum Beispiel die Möglichkeit, zu entscheiden, wer mit seiner königlichen Hoheit auf exklusive Dates geht – oder welche brisanten Fragen wir Cillian in den Interviews stellen sollen. Holt euch die App, es lohnt sich. Und damit kommen wir schon zur ersten Frage, die unser Publikum ausgewählt hat. Cillian. Starten wir mit etwas Einfachem: Was ist dein Sternzeichen?
Cillian: Ich bin am 26. Juli geboren.
Jeff: Oh, ein Löwe. Ich bin mir sicher, ein paar Leute da draußen sind schon fleißig dabei, deine Birth Chart zu erstellen, um herauszufinden, welche unserer Kandidatinnen die Sterne für dich vorgesehen haben. Nächste Frage: Wie sah dein Alltag am Hof bisher aus?
Cillian: Ich bin ein absoluter Nachtschwärmer, daher ist frühes Aufstehen für mich eine Qual. Nach dem ein oder anderen Kaffee geht es für mich zum Unterricht; Mathematik, Naturwissenschaften, Gesellschaftskunde und Magie. Am Nachmittag helfe ich meinem Vater meistens bei Amtsangelegenheiten.
Jeff: Und womit verbringst du deine Freizeit? Wenn du dafür überhaupt Zeit hast.
Cillian: Ich liebe Fechten. Und Reiten. Vielleicht ein bisschen zu sehr – als Kind habe ich mich immer im Reitstall vor meinen Lehrern versteckt. Okay … womöglich auch als Teenager.
Jeff(lacht): Oh, glaub mir, als Teenager wäre ich ebenfalls am liebsten vor meinen Lehrern weggerannt. Nun aber zu einer etwas … persönlicheren Frage. Auf welchen Typ Frau stehst du? Und bitte, erspar uns die »sie muss nett sein«-Antwort und gib uns die Hard Facts.
Cillian: Okay, okay, du hast mich erwischt. Mein Typ Frau, hm? Ich denke in erster Linie jemand, der mich herausfordert, der nicht lächelnd alles abnickt, was ich sage.
Jeff: Blond, brünette, rothaarig …?
Cillian: Blond.
Jeff: Und glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?
Cillian: Ich habe es noch nie erlebt, aber ausschließen würde ich es nicht …
Jeff: Vielleicht mit einer unserer Kandidatinnen?
Cillian: Vielleicht.
Jeff: Finden wir es doch heraus – und lass uns dazu ein kleines Spiel spielen. Quasi ein Vorgeschmack auf das, was kommt. Cillian, in wenigen Stunden machen sich die Kandidatinnen auf den Weg in den königlichen Palast. Das wird deine Chance, einen ersten Blick auf deine zukünftige Braut zu werfen. Was hältst du davon, wenn du mir im Anschluss – ganz im Geheimen – verrätst, welche von unseren lovely Ladys es dir angetan hat?
Cillian: Und dann?
Jeff: Deine Wahl bleibt bis zur Halbzeit der Spiele geheim. Und sobald du die Damen näher kennengelernt hast und sich vielleicht auch schon die eine oder andere Favoritin herauskristallisiert hat, treffen wir uns wieder hier in diesem Studio und sehen nach, wie nah du mit deiner »Liebe auf den ersten Blick« lagst.
Cillian: Das klingt spannend.
Jeff: Nicht wahr? Aber bevor es so weit ist, hier noch einmal ein Rückblick auf die letzten Royal Games, und dann wird es heute Abend endlich Zeit für unsere Kandidatinnen.
Lights, Camera
Draußen auf dem Hof herrschte so viel Betrieb wie schon seit Jahren nicht mehr. Eine ganze Schar Fernsehleute hatte sich um den Van des VBC versammelt. Wie Ameisen huschten sie umher und riefen sich so laut Anweisungen zu, dass ich sie selbst durch das geschlossene Fenster hörte. Eine jagte mir Gänsehaut über die Arme.
Beeilt euch. Noch dreißig Minuten.
Dreißig Minuten, bis ich unten durch die Tür treten würde.
Dreißig Minuten, bis sich die Augen der Nation auf mich richten würden.
Dreißig Minuten, bis mein bisheriges Leben vorbei sein würde.
Dreißig Minuten in Freiheit.
Mit einem Seufzen zog ich den Vorhang vollends zu, um den Spalt zu schließen, durch den ich heimlich das Geschehen vor dem Haus verfolgt hatte. Danach strich ich über den Rock meines neuen Kleids. Der türkisfarbene Crêpe-Stoff fühlte sich seltsam fremd auf meiner Haut an und war mit Abstand das Teuerste, das ich je getragen hatte. Bis jetzt. Das luftige Kleid saß nicht. Zu eng am Oberkörper und zu lang an meinen Armen und Beinen, weil es für jemand anderen gemacht worden war. Ich konnte nicht einmal den Reißverschluss am Rücken richtig zumachen, aber das würde sich legen.
»Steh gerade.«
Meine Mutter war hereingekommen, ohne anzuklopfen. Eine solche Alltäglichkeit, dass der scharfe Klang ihrer Stimme mich nicht einmal erschreckte, sondern nur automatisch zu Gehorsam zwang. Ich straffte die Schultern, richtete mich auf, als ob das allein einen anderen Menschen aus mir machen könnte. Jemanden, der mehr den Anforderungen von Lydia Boness entsprach, als ich es tat.
Sie trat an mich heran und begann sofort, an mir herumzuzupfen. »Du hast Staub auf das Kleid gebracht«, ließ sie mich wissen. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht hinsetzen sollst.«
»Tut mir leid.« Leugnen war zwecklos, denn die einzige staubfreie Fläche auf der Fensterbank passte perfekt zur Größe meines Pos, den meine Mutter nun abklopfte wie einen Teppich. Ich verkniff mir einen Kommentar dazu, dass das hätte vermieden werden können, wenn jemand gewischt hätte, damit ich mich nicht wie eine Seiltänzerin durch das Anwesen bewegen musste.
»Es muss gehen«, murrte sie. »Sieh nur zu, dass dir so was nicht im Palast passiert.«
Ich verdrehte die Augen. »Natürlich nicht.«
»Na, dein Selbstbewusstsein möchte ich haben.«
Welches Selbstbewusstsein? Ich würde mich lieber unter dem verstaubten Teppich verkriechen, als in diesen Palast zu gehen. Oder gleich das Land verlassen und in eines ziehen, in dem die königliche Familie nicht alle paar Jahrzehnte diesen Zirkus veranstaltete, um eine Braut für den Prinzen zu finden.
Nachdem sie ihre Korrekturen beendet hatte, betrachtete meine Mutter mich mit diesem missmutigen Zug um die Lippen, der verriet, dass ihr nicht gefiel, was sie sah. Ihr Blick genügte, dass ich jede Imperfektion wie ein Brennen spürte. Meine unförmigen Brüste, meinen breiten Po und die Speckfalten an meinem Bauch, die matten braunen Locken, den Pickel an meinem Kinn.
»Es ist Zeit«, sagte Mutter, und ich nickte ergeben. Vor ein paar Tagen hatte ich noch gegen den Gedanken, an den königlichen Spielen teilzunehmen, rebelliert, doch nach langen Gesprächen mit meiner Familie war mir gar nichts anderes übrig geblieben, als mich auf diese Nummer einzulassen. Ich spürte nicht mal mehr Wut, nur Resignation.
Ich folgte Mum aus dem Ankleideraum und sah mich ein letztes Mal in meinem Zimmer um. Tief atmete ich den vertrauten Geruch der Bücher und meiner liebsten Duftkerze ein, damit ich ihn nicht vergaß, wenn ich erst im Palast war. Dann wurde ich erneut zur Eile angetrieben.
Unten im Salon wartete meine Schwester auf uns. Die Vorhänge waren zugezogen, und nur ein einzelner gedimmter Kronleuchter spendete schummriges Licht wie bei einer Séance. Als ich eintrat, erhob sich Hyacinth ächzend aus ihrem Stuhl und schloss mich in eine innige Umarmung. Sie war die Einzige, die lächelte.
Ich legte die Arme um sie, um sie zu stützen. Uns fehlte das nötige Geld, um einen Magier dafür zu bezahlen, ihr gebrochenes Bein zu heilen, weshalb es dauern würde, bis sie wieder vollkommen fit war.
»Bist du aufgeregt?«, flüsterte sie mir zu.
»Nein.«
»Lügnerin.«
Als sie von mir abließ, erkannte ich die Tränen, die in ihren Augen schimmerten. Erleichterung und Neid gingen in ihrem Innern Hand in Hand, daran bestand kein Zweifel, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mit ihr Platz zu tauschen. Lieber wäre ich von der Leiter gefallen, lieber hätte ich mir das Bein gebrochen. Aber dieses eine verdammte Mal hatte es meine sonst so viel anmutigere Schwester erwischen müssen.
»Das Armband, Iris«, erinnerte mich meine Mutter streng.
Nickend trat ich einen Schritt zurück, bevor ich das Schmuckstück aus meinem Ärmel fischte, das Hyacinth für mich verzaubert hatte. Keine Ahnung, ob die Magie für Umstehende gefährlich war, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Mir wurde flau im Magen, während ich mit den Fingerspitzen über das kühle, geflochtene Gold fuhr und meinte, den Zauber unter seiner Oberfläche spüren zu können.
»Iris«, ermahnte mich meine Mutter.
»Ich weiß.« Ich holte tief Luft, dann schob ich das Armband über meine Hand. Über meine Sicht legte sich ein Nebelschleier, der meine Umgebung verzerrte wie im Rausch. Schweiß trat mir aus den Poren, und ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.
Doch so schnell, wie der Schwindel gekommen war, war er auch wieder vorbei. Ich blinzelte ein paarmal, starrte verblüfft auf meine Hände, die nun nicht mehr wie meine aussahen. Die Finger waren länger und schmaler, die Haut ein Stück heller, und das Muttermal an meinem Ringfinger fehlte. Mein Blick wanderte weiter an mir hinab. Das Kleid war jetzt fast ein bisschen zu weit, und hellblonde Strähnen hingen in mein Sichtfeld.
»Du hast keine Ahnung, wie seltsam sich das anfühlt«, murmelte Hyacinth, die sich wieder hingesetzt hatte.
»Glaub mir, i…« Ich erschrak, denn selbst meine Stimme klang wie ihre.
»Setz dich, Iris«, ordnete meine Mutter an, nachdem sie den Reißverschluss des Kleids zugezogen hatte.
Noch immer vollkommen überwältigt von dieser buchstäblich außerkörperlichen Erfahrung ließ ich mich auf den Stuhl fallen, wo Mum mich schminkte und mir die Haare frisierte. Gänsehaut überzog meine Arme, als sie mit der Bürste widerstandslos durch die langen glatten Strähnen fuhr. Die Geste erinnerte mich an meine Kindheit. An eine Zeit, in der noch nicht alles von den königlichen Spielen abgehangen hatte und Mutter Hyacinth und mich gleich behandelt hatte.
»Gehen wir noch mal den Plan durch«, flüsterte meine Schwester aufgeregt und musterte mich. Ihr Blick bereitete mir Unwohlsein, denn ich wusste, dass der Stolz darin nicht unbedingt mir gebührte, sondern mehr dem Zauber, den sie in das Armband geflochten hatte. Auch wenn sie sich damit zugegebenermaßen selbst übertroffen hatte.
Ich seufzte genervt, weil mir dieses Gespräch überflüssig vorkam. Es war nicht so, als wäre unser Plan sonderlich komplex. Leichtsinnig, ja, lebensmüde sogar. Aber im Grunde ganz einfach. »Ich tue so, als wäre ich du. Gebe mich mysteriös und unnahbar, selbst mit Leuten, die du aus der Schule kennst. Mir kann nichts passieren, weil magische Herausforderungen erst nach der Halbzeit stattfinden. Am Ende dieser Halbzeit gibt es traditionell ein Wiedersehen mit der Familie. Dort tauschen wir die Rollen, und du schnappst dir den Prinzen.«
Hyacinth grinste selbstsicher. Für sie stand vermutlich außer Frage, dass der Prinz sich für sie entschied. Schließlich war sie ihr halbes Leben lang darauf vorbereitet worden, ihn zu bezirzen. Tanzkurse, teure Kleidung, der Besuch der magischen Alveston Academy – alles Privilegien, die sie genossen hatte und die mir verwehrt geblieben waren.
Wütend war ich darüber nicht. Ich war nicht für all diese Dinge geschaffen, hatte zwei linke Füße, war nicht so hübsch wie sie und hatte mich nicht einmal auf normalen Schulstoff konzentrieren können. Es war nur logisch, dass Mum sich für Hyacinth entschieden hatte, obwohl streng genommen ich die ältere Zwillingsschwester war und damit den Vortritt zu den Spielen hatte. Und ich hätte nicht tauschen wollen, wenn es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
Wenigstens ist es nur für ein paar Wochen, redete ich mir ein. Dabei wusste ich genau, wie viel in dieser Zeit passieren konnte und wie schwer es mir fallen würde, so zu tun, als wäre ich die nahezu perfekte Hyacinth Boness. Nervosität schnürte mir die Kehle zu, obwohl wir alle nur erdenklichen Vorbereitungen getroffen hatten. Ich hatte die ganze letzte Woche damit verbracht, die Tagebücher meiner Schwester zu lesen, um einen Eindruck davon zu bekommen, was sie am magischen Internat alles erlebt hatte. Und durch den Zauber im Armband sah ich genauso aus wie sie. Täuschend echt für jeden, selbst die tausend Kameras, die ab heute pausenlos auf mich gerichtet sein würden.
»Iris.« Ich blickte zu meiner Mutter auf, in deren grünen Augen Sorge stand. »Ich muss dich nicht daran erinnern, was auf dem Spiel steht.«
»Ich weiß es.« Zu viel. Alles.
»Gut. Dann blamier uns nicht.« Keine weiteren Worte. Kein zärtlicher Abschied. Nicht einmal ein »Viel Glück«. Sie wandte sich einfach ab, verschwand, und für einen Augenblick war das Knarzen der Treppenstufen alles, was die Leere des Anwesens erfüllte.
»Sie macht sich Sorgen«, sagte Hyacinth, um über die Kälte dieses Abschieds hinwegzutäuschen, und legte eine Hand auf mein Knie.
»Um die Zukunft unseres Hauses. Nicht um mich.«
»Doch, auch um dich.«
Das bezweifelte ich. Aber statt diese Zweifel zu äußern, legte ich meine Hand auf die meiner Schwester. Es war seltsam, wie identisch wir auf einmal waren. Früher hatten wir uns immer miteinander verglichen, fasziniert davon, wie wir als Zwillinge so gleich und doch so unterschiedlich sein konnten. Sie mit ihrer schneeweißen Haut und den blonden Haaren das Ebenbild unserer Großmutter. Ich, die mit dem hellbraunen Teint und den ebenso braunen Haaren aussah wie Dad, über den wir seit Jahren nicht sprachen.
»Ich habe Angst.« Jetzt, da wir unter uns waren, war es leichter, meine Gefühle zu äußern.
»Verständlich. Aber ich glaube, das haben die anderen Frauen auch.«
»Die sind immerhin vorbereitet.«
»Nicht alle«, erwiderte Hyacinth. »Und wenn ich dich erinnern darf: Früher gab es so etwas wie ›Vorbereitung‹ nicht. Da haben die Lords ihre Töchter einfach so ins Rennen geschickt.«
»Früher waren die Spiele aber auch nicht so herausfordernd. Ich meine … mussten sich die Teilnehmerinnen nicht beim letzten Mal durch eine Grube voll Schlangen kämpfen? Hat zumindest Mum erzählt.«
Hyacinth zuckte mit den Schultern, als wäre das nicht der Rede wert. Und vermutlich stimmte das sogar. Die Royal Games dauerten acht Wochen. Acht Wochen, in denen wir vor den Augen der Nation in jeglicher Hinsicht getestet wurden. Wissen, Logik, Hofetikette und vor allem Magie. Schließlich konnte man sich nicht mit weniger als dem Besten zufriedengeben, wenn es um die zukünftige Königin ging.
»Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Und denk dran, es sind nur …«
»Vier Wochen«, unterbrach ich sie und betrachtete missmutig den Gips an ihrem Bein, auf dem ich mit Filzstift ein Blumenmuster gemalt hatte. »Wenn ich es vorher nicht versaue.«
»Wirst du nicht. Die ersten Aufgaben sind immer leicht.«
»Was ist mit den anderen Kandidatinnen? Du bist mit denen zur Schule gegangen, da wird mich doch sicher eine durchschauen.« Wir hatten dieses Gespräch schon hundertmal durchgespielt, aber meine Bedenken wurden dadurch nicht geringer. Stattdessen schienen sie in meinem Kopf jetzt mit jeder Sekunde lauter zu werden.
»Nein. Wir wussten alle, wer später zu den Spielen geschickt wird, und haben uns deshalb voneinander ferngehalten. Wer will schon Freundschaften schließen, wenn man weiß, dass man sich nur ein paar Jahre später in einem Turnier gegenseitig ausstechen muss? Glaub mir, die meisten kennen mich nur von Weitem.«
»Hyacinth.« Ich sah mich im Salon um. Selbst im schummrigen Licht des Kronleuchters entging mir der Staub auf den Oberflächen nicht. Es waren Jahre vergangen, seit wir mehr als das Nötigste geputzt hatten. Jahre, seit Mum unseren letzten Angestellten hatte entlassen müssen, weil das Geld nicht mehr gereicht hatte. Jahre, seit eine von uns stolz darauf gewesen war, den Nachnamen Boness zu tragen. »Was … wenn ich versage?«
Alles hing an diesen Spielen. Unsere Finanzen, unsere Ehre, unsere Zukunft. Und für die nächsten vier Wochen war meine Fähigkeit, so zu tun, als wäre ich Hyacinth, alles, was uns vor dem Ruin bewahrte.
Was, wenn ich versage?
»Das wirst du nicht.«
Kurz bevor wir die Haustür erreichten, hakte sich Mum bei mir unter. Wie bereits vorhin war dieser plötzliche Körperkontakt seltsam, und ich fragte mich unwillkürlich, wie viele Jahre vergangen waren, seit sie mich das letzte Mal umarmt hatte. Die Geste fühlte sich steif an und war vermutlich nur Schau wie alles andere hier auch. Die teuren Kleider, der Modeschmuck, den meine Mutter akribisch poliert hatte, als könnte sie so darüber hinwegtäuschen, dass wir keine echten Diamanten trugen.
Vor der Tür blieb sie stehen und räusperte sich. »Bist du bereit?«
»Ja.« Meine Stimme war nur ein Hauch, wofür ich ein missbilligendes Stirnrunzeln erntete. »Ja, bin ich, Mutter.«
Sie nickte zufrieden und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meiner Flechtfrisur gelöst hatte. Die Berührung hätte liebevoll sein können, würde sie mir nicht überall Gänsehaut verursachen, weil mir klar war, dass sie nicht mir selbst galt. Nur der Rolle, die ich spielte.
»Warte hier, bis du aufgerufen wirst.«
Ich nickte und sah zu, wie sie sich durch einen schmalen Spalt nach draußen schob. Ich blieb zurück. In unserem riesigen Foyer, das für Bälle und andere Feiern erbaut worden war, kam ich mir noch einsamer vor als sonst. Traurig ließ ich den Blick über die matten Marmorböden, die staubigen Kommoden und den mit Spinnenweben verhangenen Kronleuchter schweifen. Obwohl Sonnenlicht durch die hohen Fenster fiel, kam mir dieser Raum trüber vor als der Rest des Anwesens. Der Staub war überall. In den Vorhängen, in der Luft, vermutlich sogar in meiner Lunge, sodass ein einfaches Husten den desolaten Zustand unseres Anwesens verraten könnte.
Trotzdem würde ich das alles hier vermissen. Ob Staub oder nicht, Boness Hall war der Ort, an dem ich den Großteil meiner Kindheit verbracht hatte, an dem ich lesen, schreiben und rechnen gelernt hatte. An dem ich mich nachts heimlich mit meiner Schwester auf den Dachstuhl geschlichen hatte, um ihr Geistergeschichten zu erzählen. Mein Zuhause.
Gott, ich konnte es kaum erwarten, Hyacinth ihren rechtmäßigen Platz zu überlassen … sofern ich es nicht vorher vermasselte.
Ein lautes Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken und automatisch die Schultern straffen. Noch immer kam mir jede Bewegung seltsam fremd vor, weil ich mich nicht daran gewöhnt hatte, in diesem Körper zu stecken. Aber jetzt blieb mir keine Zeit mehr, mich damit anzufreunden. Sobald ich durch diese Tür trat, war ich offiziell Hyacinth Boness, Teilnehmerin der Royal Games und Anwärterin auf den königlichen Thron. Und ich durfte unter keinen Umständen versagen.
Ich atmete tief ein, ein letztes Mal den Geruch von Staub und feuchtem Gemäuer, dann setzte ich mein bestes Lächeln auf und trat nach draußen.
Sonne und ein ganzes Gewitter an Blitzlichtern strahlten miteinander um die Wette. Die Schar an Reportern schien noch weiter gewachsen zu sein, seit ich vorhin aus dem Fenster gespäht hatte, und sie alle wollten das beste Foto von Hyacinth Boness. Meine Muskeln spannten sich automatisch an, als mir klar wurde, dass ich keine Ahnung hatte, was von mir erwartet wurde. Mein Kopf war plötzlich wie leer gefegt, all die Anweisungen, die meine Familie mir gegeben hatten, einfach gelöscht.
Nur am Rande bekam ich mit, wie meine Mutter sich wieder bei mir unterhakte und mir etwas zuflüsterte. »Kinn hoch, nicht winken.«
Wie ein Roboter kam ich ihrem Befehl nach, reckte das Kinn, lächelte und wandte den Kopf einmal nach links und nach rechts, damit die Kameras Hyacinths Gesicht einfangen konnten. Panik kroch meinen Nacken empor. Wie viele Menschen waren das hier? Dreißig? Fünfzig? Kein Vergleich zu den Massen, die mich später auf ihren Bildschirmen beobachten würden.
Shit. Shit. Shit. Warum hatte ich zugesagt? Warum hatte meine Mutter nicht einfach jemanden dafür einstellen können, Hyacinths Platz einzunehmen? Jemanden, der besser wusste, wie man mit solchen Situationen umging. Jemanden, der gern auf Partys ging, spielend leicht Freunde fand und sich nicht lieber hinter einem Buch versteckte.
Mum schien zu merken, wie unwohl ich mich fühlte, doch falls ihr das Ganze leidtat, ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen verstärkte sie ihren Griff, bevor sie mich langsam vorwärtszog. Unter meinen wackeligen Knien kamen mir die Treppenstufen wie schwankende Drahtseile vor. Nur ein Windstoß, und ich würde stolpern und mich vor dem gesamten Land blamieren. Aber ich blieb standhaft. Hauptsächlich deshalb, weil meine Mutter mich festhielt, als wäre ich ihr wertvollster Besitz.
Nach der Treppe folgten wir dem breiten Pfad aus poliertem Granit zur Auffahrt, wo weitere Reporter und eine einzelne schwarze Limousine warteten. Die Sicht verschwamm vor meinen Augen, aber verdammt, ich durfte jetzt unter keinen Umständen heulen. Egal, wie mies die Lage war. Egal, wie hoch die Chancen standen, dass ich es vermasselte. Ich musste stark bleiben. Ich musste es einfach tun.
Die ganze Zeit herrschte eine seltsame Stille, die mir trotz der sommerlichen Wärme Gänsehaut über die Arme jagte. Nur unsere Schritte auf dem Stein und das Klicken der Kameras war zu hören. Kein Gemurmel. Keine Musik. Wahrscheinlich würde jemand die Aufnahmen am Ende zusammenschneiden und einen epischen Soundtrack darunterlegen, sodass mein Auftritt für das Publikum verheißungsvoll wirkte. Aber in Wirklichkeit war ich kurz davor, mich zu übergeben.
Wir erreichten die Limo, und der Chauffeur, den ich an seinem maßgeschneiderten Anzug und der Mütze erkannte, hielt mir auffordernd die Tür auf. Gerade würde ich nichts lieber tun, als mit einem Hechtsprung im Wagen zu verschwinden, um die Kameras zumindest für den Moment hinter mir zu lassen, doch ich wusste, dass mein Auftritt noch nicht vorbei war.
Mühelos streifte ich das Lächeln ab und blickte in das Gesicht meiner Mutter. Sie hatte eine traurige Miene aufgesetzt, während in ihren Augen die gleiche Furcht schimmerte, die auch mich erfasst hatte. Ich ließ mich von ihr in eine weitere Umarmung ziehen, ohne dabei auf das Unwohlsein zu achten, das mir der erneute Körperkontakt brachte. Stattdessen dachte ich an zu Hause. An mein Zimmer, an meine Bücher, an das leise Knarzen meines Betts und die hohen Fenster, die die Morgensonne hereinließen. An die weiten Gärten, die inzwischen nur noch Wiesen waren. Und an Hyacinth. Daran, wie sehr sie mir fehlen würde und wie leid es mir tat, dass sie diese Aufgabe, auf die sie sich ihr Leben lang vorbereitet hatte, nicht sofort antreten konnte. Daran, dass sie sich ausgerechnet auf mich verlassen musste.
Tränen traten in meine Augen, und ich umarmte meine Mutter fester. Vielleicht konnte sie mir Halt geben. Nur dieses eine Mal.
»Ich verlasse mich auf dich. Lass es mich nicht bereuen.«
Mein Herz setzte einen Schlag aus, weil es sich anfühlte, als hätte sie mir einen Pfeil mitten hindurchgejagt. Mir wurde eiskalt. Und mein Schluchzen erfüllte die Stille, während der Druck über mich hereinbrach und mich unter sich begrub.
Steif löste ich mich aus der Umarmung und wischte die Tränen weg, doch es kamen immer neue dazu. Sie hörten gar nicht mehr auf. Sicher würde das die Kameras freuen, aber gerade wollte ich einfach nur wegrennen.
»Es ist Zeit«, ermahnte mich der Chauffeur höflich.
Wie weit ich wohl kommen würde, wenn ich davonlief?
Mum tätschelte meine Wange. »Bis bald.«
Ich nickte, meine Kehle war wie zugeschnürt, weil ich mit aller Macht versuchte, ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. Dann gab ich den Gedanken, wegzulaufen, auf. Traurig, gebrochen und verzweifelt fügte ich mich meinem Schicksal und stieg in den Wagen.
Act…ually I’d Rather Not
Als die Tür der Limousine hinter mir zugeschlagen wurde und damit auch die letzte Verbindung zu meinem Zuhause gekappt, war mein Verstand wie benebelt. Der Motor surrte leise auf, und die Gewissheit, dass es nun wirklich kein Zurück mehr gab, schnürte mir die Luft ab. Immer noch liefen mir Tränen über die Wange, und Schluchzer erschütterten meinen Körper, denen ich jetzt ohne die Anwesenheit der Kameras freien Lauf ließ.
Sanft setzte sich der Wagen in Bewegung, aber ich brachte es nicht einmal über mich, einen letzten Blick zurückzuwerfen. Ich würde ohnehin nur meine Mutter sehen. Meine Mutter und die Sorge in ihrem Gesicht, die sich nicht um mich drehte, sondern um ihre Zukunft.
Wie ich das alles verabscheute …
»Du kannst dir die Nummer mit dem Rumgeheule sparen«, ertönte eine Stimme. »Die Kameras sind weg.«
Erschrocken zuckte ich zusammen und sah endlich auf. Ich war so auf mich und den Schmerz in meiner Brust konzentriert gewesen, dass ich den zweiten Passagier gar nicht bemerkt hatte. Bei dem Gedanken, dass er alles mitbekommen hatte, lief mir ein Schauer über den Rücken, doch gleichzeitig stieg Wut in mir auf. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, zu behaupten, meine Verzweiflung wäre nur Schauspielerei für die Kameras?
Doch statt ihm diese Fragen entgegenzuschleudern, entwich mir nur ein schwaches »Was?«.
Er verdrehte genervt die Augen. »Ich versteh ja, dass es schwer ist, deine Familie zu verlassen und blablabla, aber man kann es auch übertreiben.«
»Übertreiben?«
Er sah mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. Aber ich war zu überfordert, zu emotional, um mehr als ein paar Wörter von mir zu geben. Ich hatte nicht damit gerechnet, jemandem zu begegnen, und der Schock fühlte sich an wie ein Sprung in einen zugefrorenen See.
Kopfschüttelnd verschränkte er die Arme vor der Brust. »Die Nummer mag vielleicht für die Kameras funktionieren, aber ich kann dir schriftlich geben, dass der Prinz nicht auf Heulsusen steht.«
Komischerweise reichte diese Mahnung, um mich ein wenig auf den Boden zu holen. Die Erwähnung des Prinzen erinnerte mich an meine Rolle und meine Pflicht, und wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit in den Worten des Fremden steckte, musste ich aufpassen, damit ich Hyacinths Chance nicht vermasselte.
Energisch wischte ich mir die Tränen weg, sodass ich zum ersten Mal richtig erkannte, wer da vor mir saß. Der Typ durfte kaum ein paar Jahre älter sein als ich, Mitte zwanzig vielleicht, und hatte ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt, das mir einen erneuten Schauer über den Rücken jagte. Mit den dichten, pechschwarzen Locken und den eisblauen Augen war er attraktiver, als mir lieb war, doch etwas an seiner Ausstrahlung ließ gleich ein Dutzend Warnleuchten in meinem Kopf aufblinken.
»Gutes Mädchen«, lobte er mich zufrieden, seine Stimme beinahe ein Knurren.
Ich wollte ihm widersprechen, ihm sagen, dass er gefälligst nicht so mit mir reden sollte, als wäre ich ein Hündchen, aber ich hielt mich zurück. Um Hyacinths willen. Was würde sie in dieser Situation tun?
»Und mit wem habe ich das Vergnügen?« Ich klang kein bisschen nach mir selbst, und noch weniger nach meiner Schwester, was der Typ zum Glück nicht wissen konnte … Oder?
»Cylus Prior. Ich bin der Steward des königlichen Palasts und Cousin des Prinzen, weshalb du mich streng genommen mit ›Eure Hoheit‹ anzusprechen hast. Aber das lasse ich dir ausnahmsweise durchgehen.« Obwohl er mich rügte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ihm die Situation gefiel. Dass es ihm Freude bereitete, mich derart auflaufen zu lassen.
»Nun, dann muss ich Eurer Hoheit wohl für die Nachsicht danken«, erwiderte ich etwas fester. »Und was verschafft mir die Ehre Eurer Gesellschaft?«
»Ich bin dein Mentor während der Spiele.«
»Mein …« Im letzten Moment bewahrte ich mich vor einem Ausrutscher. »Oh, natürlich.«
Er sah mich intensiv an, dann schüttelte er missbilligend den Kopf. »Bringt man euch heutzutage überhaupt nichts mehr bei?«
Ich biss mir auf die Zunge, genervt davon, dass er die Lüge durchschaut hatte.
»Als dein Mentor ist es meine Pflicht, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und sicherzugehen, dass es dir im Palast an nichts mangelt. Ich bereite dich auf Events vor und arbeite gleichzeitig mit dir an deinem Image und deiner Präsenz in der Show.«
»Ist das nicht unfair den anderen gegenüber?«, rutschte es mir heraus.
»Was meinst du?«
»Wenn Ihr der Cousin des Prinzen seid, dann kennt Ihr ihn doch sicher gut. Könnte mir das nicht einen Vorteil verschaffen, indem Ihr mir zum Beispiel sagt, was ich tun muss, um dem Prinzen zu gefallen?«
»Wer sagt, dass ich das tun werde?«
Ich presste die Lippen zusammen. Natürlich. Das wäre auch zu einfach.
»Ich bin dafür verantwortlich, dass die Öffentlichkeit dich nicht zerfleischt und du in der Show gut dastehst. Was den Prinzen betrifft, den musst du schon allein von dir überzeugen.«
»Also nicht heulen«, bohrte ich nach.
»Nicht heulen.«
Seufzend starrte ich aus dem Fenster. Draußen zogen die Ländereien meiner Familie an mir vorbei. Die sanften grünen Hügel unserer Grafschaft, auf denen vereinzelte Schafe grasten. Bereits jetzt fehlte mir das alles, die Nachmittagssonne, die durch die hohen Fenster in mein Zimmer fiel, der Geruch von Büchern und Landluft. Meine Schwester.
Nicht heulen, hm? Dabei würde ich gerade nichts lieber tun.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Cylus mich beobachtete. Wie ein Adler studierte er jeden meiner Atemzüge, als wartete er nur darauf, dass ich irgendeinen Fehler machte, auf den er mich hinweisen konnte. Irgendwann wurde es mir zu viel.
»Ist etwas, Hoheit?«, fragte ich bemüht sanft.
»Nein.« Er zögerte. »Ich hatte ehrlich gesagt nur jemand anderen erwartet.«
Augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern. Was hatte er gerade gesagt? Er konnte doch nicht …? Ich schloss reflexartig die Finger um mein Armband, bis ich die Magie darin als feines Vibrieren unter meiner Haut spürte.
»Wie meint Ihr das?«
Nachdenklich strich er sich über die Bartstoppeln, folgte mit den Fingerkuppen der scharfen Kontur seines Kiefers.
»Dir ist sicher bewusst, dass ich bereits einiges über dich gehört habe, Hyacinth Boness. Als dein Mentor muss ich schließlich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Wusstest du, dass du als eine der Favoritinnen giltst?«
»Nein.« Obwohl es mich bei Hyacinth nicht überraschte. Natürlich war sie nicht nur mir vorgezogen worden, sie war auch gleich eine Favoritin.
»Der ganze Hofstaat spricht darüber, dass du die perfekte Braut für unseren Prinzen bist. Aber alles, was ich sehe, ist ein zartes, kleines Blümchen, das in der Realität des Palasts keinen Tag überleben würde.«
Ich reckte vorsichtig das Kinn, während ich die erneut aufflammende Wut im Zaum zu halten versuchte. »Und was gibt Euch dieses Gefühl?«
»Das.« Er machte eine ausschweifende Geste. »Die Tatsache, dass du genau das tust, was man von dir verlangt. Dass du hier sitzt, meine Kommentare erduldest, ohne dich auch nur ein bisschen zur Wehr zu setzen.«
»Vielleicht weiß ich mich einfach nur besser zu benehmen als Ihr?«
Verdammt. Verdammt. Verdammt. Das hatte ich nicht wirklich gesagt, oder? Zu hundert Prozent versuchte er gerade, mich aus der Reserve zu locken, und ich war einfach darauf hereingefallen. Verdammt. Meiner Schwester wäre das nie passiert.
»Was hast du gesagt?« Er hatte die Brauen gehoben, wodurch seine hellen Augen umso eindringlicher wirkten.
»Nichts«, stellte ich schnell klar. »Ich will nur einen guten Eindruck machen. Sollte das nicht auch im Interesse meines Mentors liegen?«
Sein Mundwinkel zuckte nach oben. »Tut es. Aber als dein Mentor kann ich dir auch sagen, dass Authentizität dich weiter bringen wird als das, was du gerade versuchst.«
Was ich gerade versuche … Wie recht er doch hatte. Dabei war er sich vermutlich nicht mal bewusst, wie nah seine Aussage an der Wahrheit lag.
»Ich versuche nur, mich gut zu benehmen«, wiederholte ich eindringlich, bevor ich sanfter hinzufügte: »Und nur fürs Protokoll: Die Tränen waren nicht gespielt. Ich könnte das gar nicht, auf Kommando heulen.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Wäre ein wenig Vertrauen für unsere Zusammenarbeit nicht von Vorteil?«
»Mein Vertrauen, Hyacinth, muss man sich erst erarbeiten.« Cylus ließ es wie eine Herausforderung klingen, was mein Herz unwillkürlich zum Flattern brachte. Dabei brodelte in mir noch immer die Wut. Allein bei dem Gedanken, dass mein Schicksal in den nächsten Wochen in den Händen dieses arroganten Schnösels lag, wurde mir schlecht. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit ihm umgehen sollte, und um ehrlich zu sein, wurde er mir von Sekunde zu Sekunde unsympathischer. Dieser selbstgefällige Blick und diese viel zu perfekt frisierten Haare. Vermutlich war er jemand, der sein ganzes Leben lang bekommen hatte, was er wollte. Nur jetzt war er gegen seinen Willen zum Mentor ernannt worden, und das ausgerechnet mit mir als Schützling. Und den Frust darüber ließ er an mir aus.
»Warum starrst du mich an, Hyacinth?«
»Tue ich nicht.«
»Lüg mich nicht an.«
Ich lächelte, auch wenn es mich alles an Willenskraft kostete. »Ich war nur in Gedanken und habe mich gefragt, wie der Palast so ist.«
»Groß«, erklärte Cylus. »Prunkvoll. Ein Palast eben.«
Aus seinem Mund klang es wie das Selbstverständlichste der Welt, dass sein Zuhause genau das war. Währenddessen konnte ich mir kaum ausmalen, was er unter ›groß‹ und ›prunkvoll‹ verstand. Nur, dass es im Palast vermutlich keine staubigen Fensterbänke gab, die mein Kleid ruinierten.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich, ehe der Frust mir zu Kopf steigen konnte.
»Wir fahren zum Palast«, erklärte er kühl, »und sobald wir diesen Wagen verlassen, wird keine Sekunde vergehen, in der du nicht gefilmt wirst.«
»Auch beim Duschen?«
Er seufzte genervt. »Stell dich nicht so naiv an. Du weißt, was ich meine.«
Wenn ich ehrlich war, nein. Mum hatte uns erzählt, an was sie sich von den letzten Spielen erinnerte, weil es quasi unmöglich war, an Aufnahmen davon zu kommen. Aber seit diesen war über ein Vierteljahrhundert vergangen, in dem sich so viel verändert hatte. Mit dem Fernsehen war das Konzept überarbeitet und die Royal Games unterhaltsamer aufgezogen worden, um den Menschen auch einen Blick in die Welt des Adels zu geben. Kein Vergleich zu früher, als der König noch ein einfaches Turnier hatte ausrichten lassen. Ich schluckte bei dem Gedanken. Ein blutiges Turnier.
Seit der Moderne befanden sich die Royal Games stetig im Wandel. Vor 25 Jahren hatte sich der Sender zum ersten Mal an einem Konzept versucht, das mehr an eine Reality-Datingshow erinnerte. Und das war so erfolgreich gewesen, dass sie es dieses Jahr auf die Spitze trieben. Man hatte uns vorgewarnt, dass überall Kameras auf uns gerichtet sein würden, aber ich hatte keine Vorstellung, wie wörtlich das gemeint war.
»Muss ich mich auf die Ankunft vorbereiten?«
»Du solltest dein Make-up richten, wenn du keine Lust hast, wie ein Panda herumzulaufen.«
Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass es mir ziemlich egal war, wie ich aussah, dass ich mich sonst nie mit Make-up oder Frisuren herumärgerte. Doch das wäre etwas, das Iris sagen würde. Nicht Hyacinth.
»Gibt es hier …?«
Wortlos deutete er auf die riesige Seitenkonsole, die die Hälfte des Innenraums einnahm. Sie war in Weiß gehalten, wie der Rest der Einrichtung, und nur von einzelnen Akzenten aus Mahagoniholz und Gold durchzogen. Das Herzstück bildete eine Minibar, hinter deren gläserner Tür ich Sekt und einige Softdrinks entdeckte. Daneben befand sich ein kleines Tischchen mit hochgeklappter Fläche, in deren Unterseite ein Spiegel eingelassen war. Im Fach lag ein Ledertäschchen mit feuchten Tüchern, Wimperntusche und Concealer.
Unsicher verteilte ich den Inhalt vor mir und überlegte. Ich war ohnehin schon mies im Schminken und wollte mir nicht ausmalen, was passieren würde, wenn ich dabei in einem fahrenden Auto saß. Ich betrachtete mich im Spiegel und beschloss, mit den feuchten Tüchern nur meine verschmierte Mascara unter Kontrolle zu bringen. Zum Glück war Mutter sehr vorsichtig mit dem Make-up gewesen, damit ich so natürlich wie möglich aussah. Das Volk mag es nicht, wenn dein Gesicht so künstlich aussieht, erinnerte ich mich an ihre mahnenden Worte.
Noch immer war der Blick in den Spiegel vollkommen befremdlich. Umso mehr, weil ich die ganze Zeit Cylus’ Aufmerksamkeit auf mir spürte. Als gäbe es keinen besseren Fleck zum Anstarren. Wie ich nur wünschte, ich könnte einfach ich selbst sein, und ihn dafür zurechtweisen. Aber nein, für die nächsten Wochen war ich geduldig, wohlerzogen und charmant. Einer Königin würdig.
Nachdem ich mein Make-up gerettet hatte, lehnte ich mich wieder im Sitz zurück und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf meinen Beinen herum. Keine Ahnung, wie lange die Fahrt zum Palast dauern würde, aber bereits jetzt fehlte mir mein Handy, das ich hatte zu Hause lassen müssen. Oder gleich ein gutes Buch.
Ob meine Abreise wohl schon im Fernsehen zu sehen gewesen war? Ich hatte keine Ahnung. Dann wiederum konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Live-Übertragung machen würden, wie wir zu einer Limousine gingen. Nein. Vermutlich wurde gerade alles zusammengeschnitten und dann später ausgestrahlt, damit der Rest des Volkes ja keine Sekunde verpasste.
»Nervös?«, durchbrach Cylus’ Stimme meine Gedanken.
»Etwas, ja.«
»Merkt man dir gar nicht an.« Er deutete mit dem Kinn auf meine Finger und mein wackelndes Bein.
»Ist etwas falsch daran, nervös zu sein?«
»Nein, nur dein Gezappel geht mir auf die Nerven.«
Vor Überraschung stand mir der Mund offen. Das hatte er nicht wirklich gesagt? Ich räusperte mich, um eine Bemerkung zu unterdrücken. Sicher ging mein Gezappel ihm nicht so sehr auf die Nerven wie mir seine ganze Art. Diese pure Feindseligkeit, die er ausstrahlte, als wäre er lieber überall sonst auf der Welt als mit mir in einem Auto.
»Dürft Ihr euch eigentlich aussuchen, wessen Mentor Ihr werdet?«, wollte ich wissen.
»Ja.«
Und warum hast du dann ausgerechnet mich ausgesucht, wenn du keine Lust auf mich hast? Cylus grinste, als hätte er den Gedanken gehört. Dabei blieb mein Blick eine Sekunde zu lange an seinen perfekten, strahlend weißen Zähnen hängen.
»Aber bilde dir nichts darauf ein, dass der Cousin des Königs dein Mentor sein wollte.«
»Tue ich nicht«, schoss ich zurück. »Ich frage mich nur, ob es keine Kandidatin gibt, die mehr Euren Erwartungen entspricht.«
»Das frage ich mich auch.«
Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und presste die Lippen so fest zusammen, dass kein Ton herauskam, obwohl ich im Begriff war zu explodieren. Dieser … Arsch. Mir fiel kein anderes Wort ein, das diesen Kerl beschrieb. Man könnte meinen, als Cousin des Prinzen besäße er so was wie Manieren, aber offenbar erachtete er es nicht als nötig, sie an jemanden wie mich zu verschwenden.
Dabei war ich Hyacinth Boness. Duchess Hyacinth Boness. Kein dahergelaufenes Mädchen, das nicht in seiner Liga spielte. Und selbst wenn, sollte es keinen Unterschied machen. Er hatte nicht das Recht, sich mir gegenüber so zu verhalten. Vor allem als mein Mentor, denn das machte ihn schließlich zu einer Art Vertrauensperson.
Wieder starrte ich ihn an, doch er schien endlich das Interesse an mir verloren zu habe. Er hatte sich abgewandt, die Arme vor der Brust verschränkt, und trommelte nun seinerseits mit den Fingern auf seinem Ärmel herum. Doppelstandards. Aber solange er nicht weiter nach Gelegenheiten suchte, mir zu zeigen, dass ich seiner Betreuung nicht würdig war, sollte mir das nur recht sein.
Draußen vor dem Fenster hatte sich die Landschaft kaum verändert. Ich konnte nicht einschätzen, wie lange wir unterwegs waren, aber die Sehnsucht nach zu Hause wurde immer unerträglicher. Wieder erwischte ich mich bei dem Wunsch, Hyacinth wäre hier und nicht ich. Sollte sie sich mit diesem Arsch rumschlagen. Sollte sie sich bald den Kameras stellen und versuchen, nicht zu heulen, obwohl sich die ganze Welt gegen sie verschworen hatte.
Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, wurde der Abgrund, in den ich fiel, dunkler. Meine Frustration erreichte ungeahnte Höhen. Falls in mir auch nur ein Funke Optimismus gewesen war, war er längst erstickt. Und Scheitern war eine Gewissheit. In solchen Situationen fand ich normalerweise Trost in dem Gedanken, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte, doch mir war nur zu bewusst, dass ich mich damit nur selbst belügen würde. Ich stand gerade erst am Anfang meiner Mission. Es konnte und würde schlimmer kommen. Die Frage war nur: Wie bald?
Royal Games: Folge 1
(Fade vom Abschied zwischen Duchess Verity Wilberforce und ihrer Familie ins Studio zu JEFF und CILLIAN. JEFF schnieft in ein Taschentuch und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel.)
Jeff: Verehrtes Publikum, ich habe Sie gewarnt: Heute bleibt kein Auge trocken. Und trotzdem haben mich die ausgesprochen emotionalen Abschiede unserer Kandidatinnen aufs Tiefste erschüttert. Wie geht es dir damit, Cillian? Wie fühlt es sich an, gleich so viele Herzen auf einmal zu brechen?
Cillian: Du lässt es klingen, als wären unsere Traditionen meine Schuld. Ich bin genauso bewegt wie du und hoffe, dass wir die Kandidatinnen schon bald mit ihren Familien vereinen können.
Jeff: Was? Sag mir nicht, du freust dich darauf, deine zukünftigen Schwiegereltern kennenzulernen.
Cillian: Das tue ich in der Tat, aber zuerst würde ich lieber meine zukünftige Braut treffen.
Jeff: Scheint so, als könntest du es kaum erwarten.
Cillian: Was soll ich sagen? Ich warte schon mein ganzes Leben auf die Spiele, und so langsam werde ich ungeduldig.
Jeff: Ich kann es mir vorstellen. Aber ein bisschen musst du noch warten. Schließlich geht es hier nicht darum, dich mit verbundenen Augen in einen Raum voll mit unseren Kandidatinnen zu schicken, um dich deine Königin ertasten zu lassen.
Cillian: Vielleicht sollten wir das als Konzept für die nächsten Spiele aufschreiben.
Jeff (lacht): Ich bitte darum. Die Produktion wäre auf jeden Fall wesentlich weniger aufwendig. Aber wo wäre da der Spaß?
Cillian: Genau.
Jeff: Und apropos Spaß. Ich habe gehört, dass du dir etwas ganz Besonderes ausgedacht hast, um unsere Kandidatinnen zu empfangen. Möchtest du uns das genauer erläutern?
Cillian: Selbstverständlich. Die Royal Games dienen dazu, eine passende Braut zu finden, die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen werde. Aber zwischen Herzklopfen und Tränen dürfen wir nicht vergessen, dass die Tradition der Spiele einen tieferen Grund hat. Hier geht es nicht um mich oder seichte Unterhaltung: Es geht um unser Erbe, um Gerechtigkeit und Einigkeit. Und darum, diesem Land die Königin zu geben, die es verdient. Aus diesem Grund halten wir die Spiele. Und aus diesem Grund werden wir die Kandidatinnen von der ersten Sekunde an auf die Probe stellen.
Jeff: Warte, warte, wenn du sagst, von der ersten Sekunde, meinst du dann …
Cillian: Gleich am ersten Tag.
Jeff: Aber Cillian, unsere Kandidatinnen haben sich doch gerade erst von ihren Familien verabschiedet.
Cillian: Keine Sorge, wir fangen einfach an.
Jeff: Möchtest du das genauer erläutern?
Cillian: Gerade befinden sich alle auf dem Weg zum Palast und dürften in nur wenigen Minuten dort ankommen. Es sei denn, wir legen ihnen ein Hindernis in den Weg.
Jeff (schockiert): Ein Hindernis?
Cillian: Eine erste Prüfung. Noch bevor sie den Palast erreichen, werden die Kandidatinnen ihre Willenskraft unter Beweis stellen. Unsere Hofmagier haben sich dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Jeff: Ihr nehmt die Sache wirklich ziemlich ernst.
Cillian: Alles für das Königreich.
Jeff: Alles für das Königreich. Verehrtes Publikum, Sie haben es gehört. Zum ersten Mal bei den Royal Games erwartet die Kandidatinnen bereits am ersten Tag eine Prüfung. Was genau den Ladys bevorsteht, erfahren Sie gleich live nach der Werbung.
(Jingle der Royal Games. Fade out)
Better The Devil You Know
Zu meiner Erleichterung verbrachten wir den Rest der Fahrt schweigend. Ohne unterschwellige Beleidigungen und vor allem ohne bohrende Blicke in meine Richtung. Stattdessen war Cylus ganz fasziniert von seinem Smartphone – oder dem, was er darauf las. Vermutlich schrieb er dem Prinzen, was für ein Reinfall ich doch war, aber solange er mir nicht weiter auf die Nerven ging, war mir das ziemlich egal.
Ich vertrieb mir die Zeit mit den Softdrinks aus der Minibar und den Dutzenden Knöpfen im Innern der Limousine. Ich dimmte die Lichter, verstellte die Klimaanlage und schaltete durch die Radiokanäle, um mich irgendwie bei Laune zu halten, denn rumsitzen war nie meine Stärke gewesen. Mit einem Buch oder einer Serie ging das schon, aber sobald ich nichts hatte, auf das ich mich konzentrieren konnte, wurde ich unruhig. Und Unruhe war Gift für meine ohnehin angeschlagenen Nerven.
Draußen zog der Tag an uns vorbei. Wir erreichten irgendwann den Motorway, wodurch die Aussicht umso öder wurde. Stundenlang sah ich nichts als Asphalt, hohe Lärmschutzwände und andere Fahrzeuge, die uns gelegentlich überholten. Auf dem Weg zur Hauptstadt herrschte so gut wie kein Verkehr, denn der Beginn der Royal Games war ein nationaler Feiertag, und die Bevölkerung wurde angehalten, zu Hause zu bleiben und die Eröffnungsfolge anzuschauen. Jahrelang hatte ich mir ausgemalt, wie ich den Tag wohl verbringen würde. Ob ich mich zu Mum ins Wohnzimmer setzen würde oder das Event doch lieber im Zimmer auf meinem Handy streamen sollte. So oder so hätte ich jede Sekunde in mich aufgesaugt, um meine Schwester aus der Ferne zu unterstützen. Aber nun saß ich hier und konnte nur raten, was im Fernsehen über mich gesagt wurde.
Hatte Cylus recht, und Jeff Morrison, der die Royal Games moderierte, machte sich über mein heulendes Gesicht lustig? Oder hatte ich mit dem Abschied vielleicht doch ein paar Leute von Hyacinth überzeugen können?
Als wir die Autobahn verließen, war es bereits später Nachmittag. Die Sonne stand tief, und ihr Licht verfing sich im dichten Grün des Waldes, den wir durchquerten. Cylus ließ das Handy in die Brusttasche seines Anzugs verschwinden und starrte angespannt nach draußen. Etwas hatte sich in den letzten Minuten verändert, aber ich konnte nicht einschätzen, was.
»Sind wir bald da?«, fragte ich.
Er sah mich an, zur Antwort erhielt ich ein schwaches Nicken.
»Irgendetwas, für das ich mich bereithalten muss? Hat mein Mentor irgendwelche Tipps für mich?«
Er schwieg und blickte weiter aus dem Fenster. Mittlerweile hatten wir eine Ortschaft erreicht, deren opulente Gebäude mit den traumhaft bunten Fassaden ich überall erkannt hätte.
Somerford war streng genommen nicht unsere Hauptstadt, sondern ein elitärer Vorort. Statt Asphalt gab es hier gepflasterte Straßen und Häuser mit verspielten Türmen, die mir das Gefühl gaben, in ein Märchen gereist zu sein. Diese exklusive Kleinstadt war ausschließlich dem Hofstaat und Angehörigen des Hochadels vorbehalten, Fahrzeuge bis auf wenige Ausnahmen verboten.
Schon als Kind hatte ich davon geträumt, Somerford mit eigenen Augen zu sehen, doch das Haus in der High Street, das uns einst gehört hatte, war wie so viel anderes den Schulden meines Vaters zum Opfer gefallen.
Mir stand der Mund offen, während wir durch die wie leer gefegten Straßen rollten, und ich musste mich zusammenreißen, damit ich mir die Nase nicht an der Fensterscheibe plattdrückte, um ja kein Detail dieses Anblicks zu verpassen.
Wir erreichten das Zentrum der Stadt, einen riesigen Platz aus Marmor, der von luxuriösen Reihenhäusern flankiert war, in deren Untergeschoss sich teure Geschäfte verbargen. Ich stellte mir vor, wie Somerford wohl an einem belebten Tag aussah, wenn die High Society in den teuersten Kleidern durch die Gassen flanierte. Eine Wunschvorstellung, die Wirklichkeit werden könnte, wenn ich es nur durch diese vier Wochen schaffte.
Vom Marktplatz bogen wir in eine Allee. Zedernbäume flankierten den Weg, während die Häuser allesamt mit Flaggen und Girlanden in den Farben Vesmons dekoriert waren. Blau, weiß und rot.
»Hyacinth?« Der Klang von Cylus’ Stimme ließ mich zusammenzucken.
»Ja?«
Ich begegnete seinem Blick und blieb ein wenig zu lange am frostig kalten Blau seiner Augen hängen. Seine Miene war ausdruckslos, selbst das spöttische Lächeln schien er irgendwo verloren zu haben. Stattdessen starrte er mich so intensiv an, als könnte er direkt in mich hineinsehen.
Ich erschauderte, und meine Zunge bewegte sich, ehe ich sie davon abhalten konnte. »Cylus?«
»Enttäusch mich nicht.« Ohne mir eine Chance zu geben, zu fragen, was er damit meinte, hob er die Hand und schnippte mit den Fingern. Ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Dann plötzlich bremste der Wagen so abrupt, dass ich trotz Gurt beinahe vom Sitz rutschte. Mein leeres Glas schlitterte von der Anrichte und landete klirrend auf dem Holzfußboden der Limousine.
»Was war das?«, entwich es mir aufgeregt, doch als ich mich umsah, war ich allein. Cylus war verschwunden, und nur das Prickeln auf meiner Haut deutete darauf hin, dass bei seinem plötzlichen Abgang Magie im Spiel gewesen sein musste.
Enttäusch mich nicht.
Was zur Hölle hatte er damit gemeint?